Volltext Seite (XML)
Kniee und sahen ihn anfangs starr an, wie sich zu versichern, ob es ihr Vater wäre. Da sie sahen, das; es nicht ein Blendwerk, sondern daß er es wirklich war, so wurden sie zugleich von einer Menge ver schiedener und entgegengesetzter Leidenschaften erschüttert. Sie freuten sich, ihren Vater lebend und so unerwartet zu sehen; sie schämten sich und quälten sich über die That, in der er sie antraf, und waren voll Verwirrung und Zweifel, welchen Ausgang diese Begebenheit haben würde. Die Einwohner der Stadt, die auf der Mauer standen, bewun derten diesen Auftritt noch, sprachen nicht ein Wort, regten sich nicht, sondern standen starr vor Erstaunen, wie Bildsäulen, die Blicke aus das Schauspiel geheftet, als sich ihnen eine neue Nebenhandlung dar stellte. Charikleia, die dem Knlasiris auf der Spur folgte, und schon aus der Ferne ihren Theagenes erkannte (denn die Augen der Lieben den sind scharfsichtig, den geliebten Gegenstand zu erkennen, und eine Bewegung, selbst die bloße Stellung, auch im Rücken und in der Ferne gesehen, gibt ihnen oft das ganze Bild seiner Gestalt), lief wie be geistert durch diesen Anblick wüthend auf ihn zu, schlang sich fest um seinen Hals, blieb sprachlos an ihm hängen und seufzte. Er, der nichts als ihre schmutzige, verunstaltete Figur und die alte, zerrissene Kleidung sehen konnte, stieß sie als eine wirkliche Landläuferin, für die er sie ansah, mit den Armen zurück und schlug ihr zuletzt gar in's Gesicht, da sie gar nicht von ihm wich und ihn verhinderte, zu sehen, was mit dem Kalasiris vorging. O Ppthier, sagte sie hier endlich leise zu ihm, hast du die Fackel vergessen? Theagenes, der sich unter den Zeichen, die er mit Charikleia verabredet hatte, sogleich der Fackel erinnerte, wurde von diesem Worte wie von einem Pfeile getroffen, und da er hier sie scharf ansah und von ihren Blicken, wie von einem Strahle der Sonne, der durch eine Wolke bricht, erleuchtet wurde, fiel er ihr um den Hals und hielt sie fest in seinen Armen. Kurz, die ganze Seite der Mauer, wo Arsace saß, die von ihren Leidenschaften anschwoll und nicht ohne Eifersucht aus Charikleia blickte, war ein Schauplatz wunderbarer und ganz theatralischer Begebenheiten. 8. Der abscheuliche Kampf der beiden Brüder wurde hier geendigt und ihr Streit, dessen Entscheidung man nicht mehr anders, als durch das Blut des einen oder des andern erwartete, nahm jetzt, statt eines