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27 Schicksal der Menschen die seltsamsten Begebenheiten hervorbringt, so wird es nicht übel sein, unsere Sachen vorher zu ordnen. Erhalte ich den Sieg, so wirst du bei mir in Atemphis bleiben und mein Ver mögen mit mir theilen. Sollte mir aber ein unerwarteter Zufall be gegnen, so übernimm du die Führung dieser Leute von Bessa, die schon für dich sehr eingenommen sind, und schlage dich so lange durch dies Räuberleben, bis ein Gott dir irgend ein günstigeres Ende deiner Begebenheiten zeigt. 6. Nachdem sie einander hierauf mit Thräneu und Küssen umarmt hatten, setzte sich Theagenes, in der Absicht, den Kampf anzusehen, an einen Ort, wo er, ohne es zu wissen, Arsace ganz im Gesichte war, die sich an seinem Anblicke weidete, die Augen nie von ihm wandte und durch diese so lange ihre Begierde befriedigte. Thya- mis aber ging auf den Petosiris los, der nicht einmal das Anrücken seines Gegners aufhielt, sondern sich bei der ersten Bewegung, die dieser machte, gegen die Thore zu wandte und in die Stadt zurückkehren wollte. Allein das Volk, welches vor den Thoren stand, gestattete es ihm nicht, indem die andern von der Mauer herabriefen, daß man ihn nicht einlassen sollte. Er lief daher von einem Thore zum andern, so schnell er konnte, und fing schon an, seine Waffen von sich zu wer fen. Theagenes lief mit hinter ihm her, da der Antheil, den er an dein Thyamis nahm, es ihm unerträglich inachte, daß er nicht alles an- sehen sollte, was bei seinem Kampfe vorging. Doch lief er nicht be waffnet , um nicht etwa Jemand einen Argwohn zu geben, als ob er dem Thyamis helfen wollte, sondern ließ seinen Schild und seinen Speer an der Mauer liegen, wo er vor den Augen der Arsace ge sessen hatte, deren begierigen Blicken er jetzt diese, statt seiner über ließ, und folgte dein Laufe der beiden Gegner, indem immer Petosiris noch nicht gefangen und auch wenig im Laufe voraus mar, und jeden Augenblick erwarten ließ, daß er von dem Thyamis würde gegriffen werden, der immer so weit hinter ihm blieb, als natürlich ein Bewaff neter hinter einem Unbewaffneten bleiben mußte. Auf diese Weise waren sie schon einmal und zweimal rings um die Mauer gelaufen. Aber da sie schon das dritte Mal umherliesen und Thyamis endlich seinen Speer über dem Rücken seines Bruders schwingend ihm den Tod drohte, wenn er nicht stehen würde, indem das Volk der Stadt dieses Schauspiel von der Mauer herab wie von einer Schaubühne be-