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Jnsonders da jetzt die Götter selbst mir eine Gelegenheit mit der Reise, die unser Nausikles nach Griechenland, wie er sagt, vorhat, zu senden scheinen, damit unser Haus, wenn indeß meinem Vater etwas begegnet sein sollte, nicht ganz ohne Erbe und Nachfolger bleibe. Sollte ich auch dann in Dürftigkeit leben, so ist es doch löblich und allein Be weggrund genug zu meiner Rückreise, daß ich unser Geschlecht nicht ganz ansgehn lasse. Doch, meine liebste Charikleia (denn bei dir muß ich vornehmlich mich rechtfertigen und bei dir Vergebung suchen) früher will ich nicht von dir gehn, als bis ich dich noch zu den Räubern ge bracht habe: und unser Nausikles wird sich erbitten lassen, so sehr er auch eilen mag, diese kurze Zeit noch zu warten. Vielleicht finden wir da deinen Theagenes, und ich kann dich ihm selbst übergeben und ihm zeigen, wie getreu ich dieses sein kostbares Pfand bewahrt habe. Ich würde dann unter den besten Hoffnungen und mit gutein Gewissen mich von euch trennen. Sollten wir ihn aber nicht finden, was der Himmel nicht gebe, so wirst du mir alsdann verzeihn können, da ich dich nicht allein, sondern in den Händen deines redlichen Beschützers, deines Va ters, unseres Kalasiris, verlasse. Charikleia hatte schon lange aus vielen Kennzeichen gemuth- maßt, daß Knemons Herz von der Tochter des Nausikles gefesselt sein müßte (denn die Liebenden sind scharfsichtig, die Kennzeichen ihrer Lei denschaft an andern zu entdecken); sie sah auch aus dem von Nausikles eben Gesagten, daß er den Knemon sehr gern zu seinem Schwiegersohn haben würde; sie hatte vorher schon gemerkt, daß dies seit langer Zeit sein Vorhaben gewesen, daß er dem Knemon nachging und ihn auf jede Weise zu gewinnen suchte: überdem schien es ihr, daß Knemon nicht länger mit Wohlanständigkeit und ohne Verdacht zu erwecken ihr Reisegefährte sein könnte. Sie versetzte daher auf seinen Antrag: du mußt jetzt thun, mein Knemon, was dir am besten scheint: ich werde dir alle Zeit für die Güte, die du bisher für uns gehabt hast, die größte Dankbarkeit schuldig sein. Es ist nun nicht mehr nöthig, daß du für mich dir Sorgen machst, oder gar wider deinen Willen an fremden Gefahren Theil nimmst. Ich wünsche, daß du glücklich in dein Athen zu deinen Verwandten und in dein Haus zurückkommen mögest. Du darfst aber diese Gelegenheit, die sich dir jetzt mit Nau sikles bietet, auf keine Weise vernachlässigen. Ich und Kalasiris wollen