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Freitag, 17. März 1939 Sächsische Volkszeitung Nummer 86. Sette 6 ^us «Ivr I.ousi»L Reichenberg. Leichtsinn mit dem Leben ge blitzt. Am Mittwochnachmittag wurde auf einem Wcgüber- gaug der Strecke Liebenau-Reichcnbcrg der 80 Jahre alte Rent ner Siebensichcr von einem Personenzug tödlich überfahren. Der Greis hatte trotz geschlossener Schranke versucht, den Uebergang zu überschreiten. Bodenbach. Opfer der Arbeit. Am Mittwoch ivurde spät abends auf dem Bahnhof Bodenbach der verheiratete Ran- gierarbeiter Schreier aus Bichla, der eine Lokomotive auf dem Trittbrett stehend begleitete, bei der Einfahrt In den Schuppen lebensgefährlich verletzt. Kurz nach der Einlieferung In» Kran kenhaus Tetschen ist der Bedauernswerte gestorben. l. Bautzen. 40Treudicnstehrenzeichen sür 25jäh- rige Dienstleistung händigte Bürgermeister Dr. Förster Gesolz- schastsnntglicdern des städtiscl-en Elektrizitätswerkes aus. l. Radibor. Durch den erneuten Einbruch des Winters in den letzten Tagen ist es in unserer Gegend zu verschiedentlichen Verkehrs stör un gen gekommen. Mehrfach gerieten Autos in den Stratzcngraben. Im Elsenbahnverkehr traten Verspätungen durch Verwehungen ein. l. Radibor. Das NS.-Frau en werk hielt am Mitt wochabend im Erbgericht seinen Pslichtabend ab. Trotz des star ken Schneefalls und der Verwehungen ivaren die Frauen alle erschienen. Die Ereignisse der letzten Tage gaben gleich das Vortragsthema, wozu einige Kurzfilme aus dem Sudetengau gezeigt wurden. l. Radibor. Elternabend. Lehrer und Schülerscl-aft der Volksschule in Radibor veranstalten auch in diesem Jahre wieder kurz vor Ostern einen Elternabend. Den Schülern, die dabei mitwirken, macht das Spielen erst dann Freude, wenn sie wissen, dah die Eltern und Freunde Interesse an ihren Lei stungen haben. Darum zum Elternabend am Sonntag, dem IS. März ,7.30 Uhr im Erbgericht Radibor! l. Crostwitz. In einem Appell am Wochenbeginn gedachte die Schulgemeinschast unserer Volksschule des Jahrestages der Heimkehr der Ostmark Ins Reich. — Gestern waren die Schul klassen mit ihren Lehrern zu einer kurzen Gedenkfeier zu sammengetreten, um den Mann zu würdigen, der vor 125 Jah ren für Deutschlands Freiheit sein Leben opferte: Karl Heinrich Friesen. Anschlietzend wurden die Schülerinnen und Schüler, die jetzt ihre Schulpflicht erfüllt haben, aus der Schulgemein- schäft feierlich entlassen. l. Crostwitz. Das erst vor Jahresfrist von Frau Dr. Müh- last-Iorewitz am Kleinhähnchener Wasser errichtete Wohnge bäude, in dem diese ihre zahnärztliche Praxis ausübte, hat Zahnarzt Teichmann lDresden) käuflich erworben. Mit Be ginn dieser Woche hat der neue Besitzer mit seiner Praxis be gonnen. l. Crostwitz. Die V e r u fs s ch u l k l a s s c n. die mit dem Ende des Schuljahres ihrer Schulpflicht genügt haben, un ternahmen in diesen Tagen zwei Ausfahrten, von denen die eine ins Sudetenland führte. Die zweite Ausfahrt brachte gestern den übrigen Teil der zu Entlassenden in die Landes hauptstadt Dresden. f. Kamenz. Der Rabattsparverein Kamenz hielt in der Gaststätte Bernhard Klotz seine Generalversammlung ab. Aus der Iahrcsrechnung ergab sich, datz der Rabattmarken umsatz 1938 42 012 RM. betrug. l. Kamenz. Die Allgemeine Volksschule beging den 125jährigen Todestag des Freiheitskämpfers Friedrich Friesen mit einer schlichten Feier in der Turnhalle. Im An schluss an die Feier nahm Rektor Deckert die Verteilung der Osterprämicn vor. l. Panschwitz. Die Politischen Leiter der NSDAP-Oris- gruppen Crostwitz und Ostro hatten sich am Dienstagabend im Gasthaus Natusch versammelt, um zum zweiten Male In Fra gen des Luftschutzes unterrichtet zu werden. Im An- schlutz an diesen Schulungsabend fand noch eine Besprechung der Politischen Leiter statt. — Die Gaufilmstelle wird am 1. April den hervorragenden Film: „Unternehmen Michael" im Panschwiher Gasthof zeigen und im Mai den zweiten Teil des Olympiafilmes im Erbgericht zu Crostwitz vorführen. l. Penzig (Oberlausitz). Das eigene Kind erschos sen. Im Hause Gartenstratze 10 in Penzig ereignete sich eine entsetzliche Bluttat. Der Einwohner Robert Baratz erschotz sein 18 Monate altes Söhnchen und brachte sich dann einen Schutz in die Schläfe bei. Er wurde von seiner Frau schwer verletzt aufgefunden. Baratz hat die Tat offenbar aus Eifer sucht begangen. l. Zittau. Noch ein Schullandheim im Zit tauer Gebirge. Die Schullandheime im Zittauer Gebirge erhalten von Jahr zu Jahr neuen Zuwachs. Nachdem im Vor jahre das Zittauer Gymnasium aus der Hainhöhe im Hochwald ein eigenes Heim bauen konnte, ist jetzt in Waltersdorf an der Lausche die bekannte Sonnebergbaude von der Höheren Han delslehranstalt in Bautzen erworben worden. Die Sonnenberg baude soll als Schullandheim ausgebaut werden. Rückersdorf (Sudetengau). Di* Bremse versagte. Am Haltepunkt Rückersdorf fuhr am Mittwoch 23 Uhr die Lo komotive des Personenzuges 4385 infolge Versagens der Brem sen heftig an den von ihr weiterzubefördernden Zug an. Hier durch wurden drei Reisende und der Lokomotivführer leicht ver letzt. Die Verletzten wurden sogleich in ärztliche Behandlung übernommen. Bautzen. Das über den Betrieb des Bauern Johann Georg BUder in Quatitz, Ortsteil Kronförstchen Nr. 13, mit Beschluß vom 0. Mai 1S38 eröffnete Snischuldungsversahren wird aufgehoben, da die Schuldenregelung gemätz Paragraph 81 SchRG. im Wege der Sclbstentschuldung durchgcsührt morden ist. Städtisch« Freibank. Sonnabend, den 18. März 1S3S, von 8 bis 10 Uhr, für die Nummern 851 bis 1165 und 4001 bis 4200: rohes Rindfleisch, 0,5 Kilo 30 Pf., rohes Schweinefleisch, 0,5 Kilo 35 Pf. Löbau. Das Wohlfahrts- und Jugendamt des Landkreises Löbau bleibt wegen Verlegung der Dlensträume nach Löbau, Post strabe 15, am Freitag, dem 17. März, und Sonnabend, dem 18. März 1039, für den öffentlichen Verkehr geschlossen. Kamenzer Wochenmarkt. Am 10. März sind von der Notie rungskommission für den Wochenmarkt der Stadt Kamenz folgende Preise (in RM.) festgestellt worden: Weizen W 7 10,20; Roggen R 12 9,05; Futtergerste G 7 8,55; Hafer H 7 8.40: H-u, hiesiges 2,50; Flegelstroh 1,50; Roggenftroh 1,50; Weizenstroh 1,40; Bezirksmiihlenweizenkleie 0,50; Handels weizenkleie 0,75—7,00: Bezlrksmühlenroggenkleie 6,00; Han delsroggenkleie 6,25—6,50; Landbutter 250 g 0,76; Landeter, ungekennzeichnet, Höchstpreis 0,10. 8ücl^ss»-§oeksvn h. Chemnitz. Die gemeinnützigen Wohnungs unternehmen tagen. Am 25. und 26. März wird der Verband sächsischer Wohnungsunternehmen, in dem sämtliche Wohnungsunternehmen Sachsens zusammengeschlossen sind, in Chemnitz einen Verbandstag abhalten. Die gemeinnützigen Woh nungsunternehmen Sachsens haben bisher 82 000 Wohnungen errichkt. Die wirtschaftliche Bedeutung der gemeinnützigen Wohnungsunternehmen Sachsens geht daraus hervor, datz sie ein Vermögen von 575 Millionen RM. verwalten. tz. Waldenburg. Schnell gefatzt. Ein raffinierter Einbruch war dieser Tage in ein Grundstück der Wagncrgasse verübt worden, ivobei ein ansehnlicher Geldbetrag gestohlen wurde. Die Kriminalpolizei ermittelt« in den Tätern zwei Ju gendliche, die das Geld gut versteckt hatten. tz. Burgstädt. Im Schneetreiben tödlich ver unglück t. Im Schneetreiben waren in Taura — wie bereits gemeldet — zwei Radfahrer miteinander zusammengefahren. Der 66jähvige Einwohner Max Berthold hatte dabei so schwere Verletzungen davongetragen, dah er nunmehr daran gestorben ist. tz. Kirchberg. Noch Glück gehabt. In Cunersdorf fuhr infolge des dichten Schneetreibens, das dem Fahrer jede Sicht nahm, ein Lastzug aus Zwickau gegen den Zug der Schmal spurbahn Wilkau-Hatzlau-Kirchberg. Das Fahrerhaus des Last wagens wurde weggerissen und der Wagen stark beschädigt. Glücklicherweise kam der Fahrer mit dem Schrecken davon. tz. Wilkau-Hahlau. Der Mann mit den gefun denen Taschentüchern. Von der Gendarmerie wurde ein Einivohner festgenommen, der in einem Kirchberger Geschäft Wäschediebstähle begangen hatte. In seiner Wohnung fand man nicht weniger als 250 Taschentücher, die der Festgenommene alle „gesunden" haben will. Schnee fiSrt den Elsenbahnverkehr Wie schon berichtet, verursachte der Schneesturm am Mitt woch erhebliche Störungen im Eisenbahnverkehr. Sie setzten fast überall zwischen 12 und 14 Uhr ein und dauerten verein zelt bis in die Morgenstunden des Donnerstag, waren aber zum grössten Teil schon am Mittwochabend behoben. Kraft wagen-Ersatzverkehr mar wegen Verwehung der Stratzen nicht überall möglich. Auf verschiedenen Strecken blieben Züge im Schnee stecken. Zum Ausschaufeln und Freilegen der Strecken wurden auch Milttär, Reichsarbettsdienst, Gliederungen der Partei und Technische Nothilfe hinzugezogen. Auf einzelnen Gebirgsstrecken mutzte der Verkehr zeitweise eingestellt werden. Bedauerlicherweise waren der Schneesturm und die Schneeverwehungen auch die Ursache zu verschiedenen Unfällen. Auf dem Bahnhof Falkenau bet Eger wurde der als Schneewache eingesetzte Bahnunterhaltungsarbetter Glasse! aus Zwodau während eines starken Schneetreibens von einer Lokomotive überfahren und tödlich verletzt. Im Bahnhof Reichenberg wurde einem als Schneekehrer eingestellten rittau /o//e VÄlKlivI» vor allem der ^e/-/77t7/7/7 Geburts-, Verlobungs«, Bermiihlungs- und Trauer- Anzeigen Astksx Voilvn 8aknkol»tr»So 35, nd» iieiim iiei«! Lleklro - lnskallstlon gilmhIiijMpn iiiill Ätta«, </«, LH. Sächsischen Volkszeitung zuweisen. V-r V«rl>ui>e tr«ii>t,l>»t «ine t,eiligeVer- plliebe«»« «l» 8xr»ci>ke««r llt>«rnomm»a 8o vill « 5V«rl>«r»t 4»» ck»ut-«l>«> 1V>i-t»ci>»kt. Oamen-Mäntel Kleider kaust man im Modehaus Reber M«» Rudolf Reitzig Innere weberflraße 2 Günstige Bezugsquelle in Kolonialwaren, Feinkostartikeln, Spirituosen, Südfrüchten sollten SK M lNÜM vorclkmken iiiron llui- 8vlni»ung öor öeüselmiMüeLeWt vorm. ^artrott L Appell M. Ilsrtin Appell Stepkansle». 15,7 ei. 4186 .IMp-tpiMg, »lorkrmle - Nomvopattile Skaxerrakplatr k, stuk 2026 »M Will vnutrn«r»ti-»k« Ist neben Kalte» 8cb!ltner. Gustav prvdst Aittm Markt» Kolonialwaren — Mehle Konserven Da» Yualltittsbau» «ter anerkannt nleärlxea Preise Kirrt L vartrck LIttna, Innors Vioborslrasig 31. stut: 8ammokmmm«r 3oor tübrt in oroller /Zusvrakl bestsitrenäe moäerne tterren- Knaden- Sport- l.oäen- l-eäer-unä verutakleläunß kertle unrl nacb lAaü. kUx-ene Verkstöttan lm Hause. Arbeiter von einer Rangierabteilung der linke Jutz überfah ren. Zwischen Freiberg-Ost und Tuttendorf wurde der 35jährige Tuttendorfer Einwohner Franke, der wahr scheinlich die Strecke als Weg benutzt hatte, von einer nach Halsbrücke verkehrenden Schneepslugfahrt angefahren und schwer verletzt. Mehrere Stunden nach dem Unfall starb Franke im Krankenhaus Freiberg. Erfassung vvn Wchrpsticktiaen der Geburtsfahrgänge 1906 bis ISIS, di« in d«r tschecho« slowakischen Wehrmacht (Heer, Luftwaffe) gedient haben. Im Einvernehmen mit dem Oberkommando der Wehrmacht sind die Wehrpflichtigen der Geburtsjahrgänge 1908—1912, die in der tschecho-slowakischen Wehrmacht (Heer, Luftwaffe) ge dient haben, durch die polizeilichen Meldebehörden zu erfassen. Hierzu wird folgendes angeordnet: Die vorstehend näher bezeichneten Wehrpflichtigen mit Wohnsitz oder dauerndem Aufenthalt im Stadtbezirk Dresden haben sich am Donnerstag, dem 2 3. März 1939, in der Zeit von 8 bis 14 Uhr beim Polizeipräsidium Dresden, Schietzgasse 7, Zimmer 140 «2. St.) zur Erfassung einzufinden. Alles Nähere enthält die vei den Polizeirevieren und den polizeilichen Meldestellen ausliegende Bekanntmachung, die von den in Frage kommenden Wehr pflichtigen vor dem Erfassungstage einzusehen ist. Dresden, am 10. März 1939. Der Polizeipräsident in Dresden. G»ld und Zuwelen im Krastwagen versteckt Ein „armer" Jude wanderte au» Die 31. Grotze Strafkammer des Dresdner Landgerichts beschäftigte sich am Donnerstag mit einem dreisten Gaunerstück eines Juden, dem es in Deutschland recht wohlergangen war und der zum Dank dafür, als er auswandert«, den Versuch unternahm, die Deviscngesetze zu umgehen und Schmuck sowie Iuivelen hinauszuschinuggcln. Dein Juden gelang es zwar, sich rechtzeitig in Sicl>erheit zu bringen, doch konnte ihm seine be wegliche Habe abgenommen werden, und er wurde jetzt in Ab- Wesenheit verurteilt. Das Urteil lautete gegen den 1896 ge borenen David Mordko Schwarzbaum wegen Devisenvergehens, autzer auf ein Jahr Gefängnis, auf 20 000 Mark Geldstrafe und Einziehung des Schmuckes, der Iuivelen und des gleichfalls be- schlagnahmten Kraftwagens. Schmarzbaum kam nach dem Krieg aus dem Osten ins Reich und Netz sich 1920 in Dresden nieder. Hier fing er mit nichts an und brachte es zum vermögenden Textilgrotzhändler. 1937 betrieb er seine Ausivanderung. Als Ziel hatte er sich Palästina ausersehen. Schwarzbaum durfte seine gesamt« Woh nungseinrichtung mit Möbeln, Hausrat und Wäscl)e mitnehmen und konnte sür sein Barvermögcn — natürlich unter Einhaltung gewisser Devisenbestimmungen — Zahlungsmittel in der in Pa lästina geltenden Währung erwerben. Schwarzbaum trat im September 1937 die Ausreise im Kraftwagen an, passierte an standslos die damalige Reichsgrenze bei Hellendorf und reiste durch die damalige Tschccho-Slowakei zunächst nach dem damali- gen Oesterreich. Beim Grenzllbertritt nach Italien wurden bei Schivarzbaum Schmucksachcn und Juwelen im Wert von über 7000 Mark gefunden. In der irrigen Annahme, bei dem öster reichischen Zollbeamten wohlwollendes Verständnis zu finden, brüstete sich der Jude damit, er habe den Schmuck aus Deutsch, land herausgcschmuggelt. Als er merkte, datz man seine An gaben nachprüfte, bekam er es mit der Angst und floh Hals über Kopf, den Schmuck, alles Reisegepäck und seinen Kraftwagen zvrücklc.ssend, Uber die italienische Grenze. Di« Beweisaufnahme ergab eindeutig, datz der Ilide Schmuck und Juwelen bei seiner Auswanderungsreise mit sich führte und, da sein Gepäck an der Grenze genau durchsucht worden war, in den Polstern des Kraftwagens versteckt haben mukt«, In dem Schmuggelgut befanden sich u. a. nicht weniger als neun goldene Uhren, kostbare Ringe. Broschen und Juwelen, ein gol denes Zigarettenetui und sogar ein kleiner Goldbarren, also Dinge, die niemals für den persönlichen Gebrauch des Angeklag ten bestimmt waren sondern dem Juden im Ausland als Zah lungsmittel dienen sollten. Es lag also eine glatt« Umgehung der Devisenbestimmungen vor. Otto Erker: „Der Galgenstrick" Neueinstudierung im Staatlichen Schauspielhaus Dresden. Otto Triers „Galgenstrick", vor reichlich 14 Jahren an der gleichen Stelle uraufgeführt, hat sich nicht im gleichen Matze die deutsche Bühne erobern können wie etwa „Zar Peter" und „Struensee". Mag sein, datz dieser Komödie die Auflocke rung fehlt. Immerhin: auch eine Komödie kann oft am Rande der Tragödie schreiten, sie braucht den Humor schlietzlich nur als Ganzes, nicht in „Situationen" und nicht zur „Unterhal tung". Der Dichter hat einmal darüber geplaudert, datz er mit diesem Stück etwas der Heimatkunst Verwandtes geplant hat und datz er einem Urahnen ans der Zeit des Dreitzigjäh- rigen Krieges ein Denkmal habe setzen wollen. Die Komödie ist in der Zeit tiefster deutscher Erniedrigung geschrieben, in einer Zeit also, die in vieler Hinsicht dem Ende dieses Krieges recht ähnlich war. Die Schilderung entspricht einem steitzigen Quellenstudium, dessen charakteristisches Kolorit festgehalten werden sollte. Sieben Bewohner eines siebenmal abgebrannten Thüringer Dorfes sind übrig geblieben. Nutzer Handwerkern der Pfarrer, der alle Aemter vom Bürgermeister bis zum „Bettelkönig" versieht und Erdmute, eine junge Kriegswaise. Der Pfarrer, Verfechter der Autorität und des Gemeinsckaftsgedankens, ha« in dtefer wilden Zeit Recht und Sitte zu erhalten gemutzt. Alle fetzen sich dafür ein, datz die kleine Erdmute nicht in die Hande herumlungernder Wüstlinge fällt. Ein solcher Wander- gesell, der mit feiner Grotzmutter durch die Lande streicht, spioniert das Mädel aber doch aus. Er wird erwischt und zum Galgen verurteilt. Der bei der Hinrichtung reihende Strick rettet Nums, so heisst der Bengel, der Rechtegeltung gemäß das Leben. Und nun erkennt man auch, datz an diesem Ver treter einer hereinbrechenden neuen Zeit doch etwas dran ist. Er hilft der Gemeinde auf seine Art zur Fortsetzung des Le bens, indem er alles heraussploniert, was wichtig ist. Und so wird er setzhafter Bürger im Dorfe und endlich gar Erdmuten» Mann. Der Pfarrer mutz schweren Herzens den Bund segnen, nachdem er Erdmutens aufrichtige Neigung erkannt hat. Unter Direktor Schröder sah man eine'um das Zeit kolorit bemühte, sehr lebendige Aufführung mit wirksamen Bühnenbildern Mahn Kes, deren freundlicher Erfolg zuletzt den anwesenden Dichter Otto Erker vor die Ranive rief. Kotten Kamp gab den Pfarrer mit Schneid und Würde als einen aufrechten Gottesmann, den auch die grauenvollen 30 Jahre nichts anhaben konnten. Sein Schützling Erdmute Ist Edna Vthrog, kindlich und sehr sympathisch in der Gestal tung. Nums, den Galgenstrick, spielt Peter Hamel mit dreistem Naturburschentum. Die Grotzmutter, die beste Rolle des Stücks neben dem Pfarrer, gibt wie schon vor 14 Jahren Stella David mit ihrer grotzen Kunst, neben der gelungenen Typisierung immer dem menschlich Echten zu seinem Recht zu verhelfen. Die anderen fünf Abgebrannten sind nur Staffage in der Knappen Handlung, sie haben zu sorgen, datz der Humor Geltung bekommt. Hessen land, Ostwald, Klein- oschegg, Jacobi und Paulsen tun aber noch mehr: sie verhüten geschickt, dah einige Längen nicht allzu spürbar wer den. Franz Zickler. Kurl Slersch veranstaltet den 100. Kulturabend im Asstfaat de» Neuen RatharHes am Sonnabend, dem S8. März, 8a Uhr. Ausfuhren-« sind bas Liersch-Quartett an der Staats oper. Nerke von Haydn, Mozart, Beethoven werden geboten.