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Verrat an Vollmann »omrm von vr. v. Orbebvr-Kechtucbutr Drei Oueilev-Verlsg, Xöai^sdrüolr-3». Eben sah Wachtel, wie der eine der beiden Rotgar disten, die mit der Frau rangen, den schweren Armee revolver hob, um ihr den Schädel einzuschlagen. (gedankenschnell knallte seine Pistole zweimal hinter einander — hart und kurz wie eine Peitsch«. Beide Kerle lagen am Boden. Der dritte liest erstaunt das Mädchen los und erhob die Hände. Wachtel war nicht schnell genug, um Wögerers Arm hochzuschlagen. Dessen Schuh knallte schon, und verwundert darüber, dast ihn ein anderer Rot gardist an seinem Vergnügen hinderte, starb der Mann. Wögerers Kugel war ihm durchs Herz gegangen. Auf der Straste war es totenstill. Die Nachbarn dachten nicht daran, aus ihren Häusern zu kriechen. Wachtel sah Wögerer vorwurfsvoll an. „Das war nicht nötig. Er hat doch schon die Hände hoch gehabt." „Und wenn er uns wieder sieht, verrät er uns an die andern. Ich bin sür Nummer Sicher." Wachtel zuckte die Achseln. Dann wandten sich beide zum Gehen. „Herr, verlaht uns doch nicht so! Wenn sie die Toten hier finden, erschlagen sie uns!" Wachtel dachte einen Augenblick nach. „Habt ihr Wagen und Pferde hier?" „Ja, Herr, mein Mann war Jswoschtschik (Droschken kutscher)!" „Dann spannt an!" Die Frau erhob sich eilends. Dann zogen sie beide Ueberkleider an und eilten in den Hof. „Wir binden sie mit den Leibriemen zusammen", sagte Wachtel zu Wögerer. Und beide folgten den Frauen. „Schellen weg vom Geschirr!" Gehorsam hingen die Frauen die verräterischen Schellen ab. Dann trugen sie Mann für Mann die Toten zum Schlitten, zuletzt den Hausherrn. Die Frauen heulten beim Abschied. Wögerer nahm die Zügel, und Wachtel setzte sich neben ihn. „Wo willst du sie hinbringen?" fragte Wachtel. „In die Leichenkammer der Kaserne!" Das war wieder ein echter Streich Wögerers. Mitten in den Nachen des Löwen! An einer Strastenecke hielt Wögerer das Pferd an. „Nimm ein' Augenblick die Zügel, Wachtel." „Mas hast du denn schon wieder vor?" „Die roten Kokarden must ich denen abschneiden und die Revolver wegnehmen. Die können wir brauchen!" Bei der Kaserne wurden sie von der Wache angerufen. „Sag' ihnen nur: .Leichentronsport!" Wachtel rief das Wort auf russisch aus, und die Mache trat zurück. Sie fuhren durch das Tor und nach hinten in den Hof. Wögerer stiest die Tür eines niederen Nebengebäudes auf. Vielleicht war es einmal ein Stall gewesen. „So, da werfen wir sie hinein. Da sind sie gut ausge- hoben. Gib acht, dast du nicht fällst. Wachtel! Da liegt schon a ganzer Hausen." Wachtel war erstaunt, wie gut Wögerer sich da aus kannte. Sollte er schon öfters solche Fahrten gemacht haben? Die Arbeit war rasch geschehen, und sie fuhren wieder weg, um Pferd und Schlitten abzugeben. IS. Fortsetzung. Eine» Abends kam Wögerer nach Hause und sagte: „Mir graust es vor den Rusten! Das find ja keine Menschen. Das find wilde Tiere!" „Hast du denn etwas anderes erwartet?" „So arg hab' ich es mir jedenfalls nicht vorgestellt", sagte Wögerer und schob drei neue Patronen in die Trom mel seines schweren russischen Armeerevolver». Wachtel sah es und fragte: „Was hat es denn wieder gegeben?" „Dreiundsiebzig offizielle Todesurteile! Und achtzig oder neunzig haben sie so nebenbei erschossen oder erschlagen! Die Hälfte davon Natalia Markowna mit ihrer Frauen kompanie!" „Und warum hast du geschossen?" ,F)rei von den Haderlumpen haben mir mein' Pelz wegnehmen wollen. Aber jetzt brauchen'» kein Winterrock mehr." Das war ein beliebtes Vergnügen der neuen Herren der Straste. Wer einen Pelzmantel hatte, muhte jeden Augenblick gefastt sein, in die Mündung eines Revolvers zu schauen, dessen Träger den Pelzmantel verlangte. „Meine Manteltasche is' scho ganz zerschossen," sagte wögerer mihvergnügt und besah sich die Löcher darin. Um keine Zelt zu verlieren, zog er nämlich den Revolver nie heraus, sondern sckost immer gleich durch die Tasche. Das wirkte auch überraschender. Jetzt zog er den Mantel wieder an und setzte die Kappe mit der roten Kokarde auf. „Was hast du vor?" „Ich will mir einmal die Stadt bei Nacht anschauen." „Bist du verrückt?! Bleib' zu Haus'! Drausten ist man doch keinen Schritt seines Lebens sicher." wögerer zuckte die Achseln: „Mich interessiert'» I" Al» Wachtel sah, dast Wögerer von seiner Absicht nicht abzubringen war, zog er sich gleichfalls seinen Pelz an. «Vergib die Automatische nicht!" sagte Wögerer. Wachtel hatte sie schon in der Tasche. Sie traten auf die Straste. Auf der anderen Seite der Stadt ivar der Himmel rot. Da brannte irgendein Haus. Die Kälte zwang sie zu raschem Gehen. Wögerer pfiff leise den österreichischen Jnfanteriefustmarsch vor sich hin. „Taterada, hast Aepfel g'stohl'n!" — „Tctterada, du a!"— Darauf marschierte es sich gut. Plötzlich hielten beide wie auf einen Schlag. Aus der nächsten Quergasse erscholl ein Schuh, das Geklirr zer brochener Fensterscheiben und Hilferufe. „Da is was los", rief Wögerer und setzte sich in Lauf schritt. Wachtel dachte, dah Wögerer doch ein rechter Narr sei, und lief hinter ihm her. Die Tür des Hauses, aus dem das Geschrei drang, war offen. Wögerer und Wachtel schnellten hinein. Die Petroleumlampe brannte. Im Zimmer rang im Nachtgewand eine schreiende Frau mit zwei Rotgardisten. Ein dritter hielt ein Mädchen von etwa siebzehn Jahren fest, trotzdem es bist, kratzte und schrie. Das Hemd hiirg ihm in Fetzen vom Gürtel. Am Fussboden vor dem Bett lag ein Mann mit einem Schuss zwischen den Augen. Er war schon tot. XV. Der Flüchtling aus Nuhland. Der Weg führte sie ein ganzes Stück lang durch die Strasse, die vom Bahnhof herkam. „Dort vorn schleicht auch so ein Kerl", sagte Wögerer und zeigte mit der kurzen Peitsche gegen die Häuserreihs. Scharf sah Wachtel hin. Nichtig — längs der Wand torkelte ein Mann. „Der schleicht nicht, der ist betrunken!" „Da liegt er schon", lachte Wögerer. „Angenehme Nachtruhe und .guten Morgen' im Himmel!" Wer im sibirischen Winter auf der Straste einschlief, wachte sicher nicht mehr auf. Der Schlitten hielt neben dem Mann. Er lag halb seitlich aus dem Gesicht. Wachtel roch an seinem Atem. „Der Mann ist nicht betrunken, sondern krank. Hilf mir!" Dabei fasste er ihn an den Schultern. Wögerer sprang hinzu und packte die Beine. So legten sie ihn in den Schlitten. „Fahr' erst in unsere Wohnung." Gehorsam bog Wögerer in der nächsten Etrahe «in. Nach zwei Minuten standen sie vor dem Haus, in dem sie wohnten und trugen den Kranke» in ihr Zimmer. Cie legten ihn aus das Sofa, und Wachtel sagte: „Bring' jetzt den Schlitten zurück und komm' bald wieder. Vorläufig komme ich schon alleine mit ihm aus." Wögerer verschwand, und Wachtel blieb bei dem Mann zurück. Beim Schein der Lampe siel ihm auf, dast er ein sein- und kluggeschnittenes Gesicht hatte. Wachtel sah nach den Händen. Sie waren lang und schmal. Aber die Kleidung war die der Russen aus den tiefsten Schichten. War der Mann heruntergekommen oder einer der Flücht linge, von denen die sibirische Strecke wimmelte? Das Zimmer war warm. Wachtel zog dem Kranken den Schafspelz aus und legte ihm ein Polster unter sein Haupt. Wögerer hatte einen kleinen Vorrat von selbstge brautem Schnaps zu Hause. Wachtel schüttete ein paar Tropfen davon in ein kleines Glas mit kaltem Tee und flöstte diesen dem Mann mit dem Löffel ein. Dieser schluckte ein-, zweimal, schlug aber die Augen nicht auf. So blieb Wachtel nichts übrig, als den Mann so begucm zu betten wie es nur ging. Er zog ihm die „Vimmi" und die Stiefel aus und dann die schmutzige Nnbaschka. Das Hemd dar unter war von feinem Linnen. Rund um den Leib bauscht« es sich auf. Wachtel lastete die Wölbung ab, dann öffnete er da« Hemd und schnallte einen breiten Ledergürtel los. Er war einer der Gürtel, die aus doppeltem Leder bestehen, und deren langer Hohlraum als Tasche dienen kann, in der man auf der Reise Geld und Wertsachen trägt. Der Gürtel war mohlgesüllt. Wachtel legte ihn vorläufig aus den Tisch, ohne ihn aufzumachen. Um den Hals trug der Mann an einer Schnur eine Tasche, aus der ein Pass hervorragte. Wachtel legte ihn zum Gürtel. Mit viel Mühe entkleidete er ibn ganz, holte eine Decke von seinem Bett und hüllte den Mann ein, der während der ganzen Zeit aus feiner Betäubung nicht aufwachte. Dann flöstte ihm Wachtel wieder ein paar Tropfen Tee ein. Der Mann atmete und schlief weiter. Wachtel beschloss, ihn schlafen zu lassen, und nahm den Pass zur Hand. Die Photographie bewies, dast er dem Kranken gehörte Wachtel ersah daraus, dast der Mann Feodor Wernoff hiess und am 16. Oktober 1881 in einem Ort im Gouvernement Kasan geboren war. Dann nahm er den Gürtel zur Hand und leerte den Inhalt auf den Tisch aus. So abgehärtet und gleichgültig er war, konnte er einen leisen Ausruf des Erstaunens nicht unterdrücken. Was da auf den Tisch rollte, stellte ein gewaltiges Ver mögen dar. Erst kam ein Bünde! russischer Banknoten, dann ein Bündel ausländische — von allen möglichen Staate» — und dann ickauerte ein Reuen von Juwelen nieder. i,tori>enuno wigt > Auch eine Empfehlung! Han» von Bülow fass gemächlich beim Frühstück, als ihm ein Besucher gemeldet wurde, der ihn in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünschte. Der Meister, nichts Gutes ahnend, ging in sein Arbeitszimmer und sah sich einem jungen Musiker gegenüber, der ihm aus der Stelle seine neueste Kom position vorzuspielen wünschte. Ehe Bülow noch abwehvcn konnte, hatte sich der Eindringling bereits an den Flügel im Zimmer gesetzt und paukte seine Komposition auf die geduldi gen Tasten. Es war fürchterlich! Nachdem der Musikus sein wildes Spiel beendet hatte, sah er siegesgewitz den Meister an. Der aber sah zusammengesunken in einem Lehnstuhl und meinte nachdenklich: „Junger Mann, mit dieser Arbeit sind Sie sogar dem Herrgott zuvorgekommcn." Freudig erregt streckte ihm der also Belobigte beide Hände entgegen, aber Bülow schüttelte wehmütig den Kopf: „Gott schuf die Welt aus dem Chaos, Sie ober schufen das Chaos!" Der große und der kleine Vischer Am 81. November 1844 hielt Friedrich Theodor Bisckprr, der berühmte Aesthctiker, zu Tübingen seine Antrittsrede als ordentlicher Professor. Der Vortrag erregte Anstoh bei den Universitätsbehörden und anderen vorgesetzten Stellen. Bischer besah bekanntlich einen ungewöhnlichen Freimut und hatte da her kein Bedenken getragen, in seiner Rede seine Weltanschau ung in ungeschminkten Worten darzulegen. Man suspendierte ihn auf zwei Jahre vom Amte. An demselben Tage nun, als ihm dies Urteil zuging, wurde Bischer der Stamnchalter ge boren. Der gab ihm Gelegenheit zu einem geistvollen Wort spiel Wie immer betrat der Gelehrte das Katheder und er öffnete sein« Borlesung mit den Worten: „Meine <>err«nl sich habe heute einen grossen Wischer und einen kleinen Bischer, also eine unwillkommene Musse und eine willkommene Unmusse erhalten." Baldachin sür regenscheue Politiker Str Philipp Sassoon, der für di« technischen Einrichtungen und die Bequemlichkeit des Unternehmens verantwortlich zeichnet, beschäftigt sich seit einiger Zett eifrig damit, das eng lische Parlament zu einer wohnlichen Stätte sür die Abgeord neten auszugestalten. Seine jüngste Idee, Minister wie Abge ordnete vor den Unbilden der Witterung in jeder nur denk baren Weise zu schützen, hat ihm vor allem das Lob der älte ren Volksvertreter eingetragen. Sir Sassoon trägt sich nüm« fich mit der Absicht, ein Glasdach über dem Weg zu errichten, der vom Parlamentsausgang bis zur Fahrbahn fichrt, an der die Privatwagen und Taxameter auf die Herren Abgeordneten warten. Der Weg ist zwar lediglich zivanzig Fuss lang, immerhin genügend lang, um den mit erhitzten Köpfen aus den Debatten m ihre Autos stürzenden Rednern und Ministern bei stürmi schem und regnerischem Wetter eine feuchte Dusche nicht zu er sparen. Die jüngeren Unterhausmitglieder können solchen Wet terattacken zwar durch einen klinken Dauerlauf noch entgehen. Aber di« alten — uno di« sind ja im englischen Unterhau» in der Mehrzahl — mussten bisher bei ihrem gesetzten SpagieAchritt arg unter den Wetterunbtlden leiden, sie sind deshalb Sir Sassoon ganz besonders dankbar für das Glasdach -wischen dem Stratzenasphalt und dem Unterhausportal. am postplstr Hsllslksks 3 ausgenommene Frankfurter war cs, der den Umschwung in ihren wirtsci-afUichen Verhältnissen bewirkt hatte. Zunächst einmal hatte er in den» Haushalt von Mutier und Tochter wie ein Sohn des Hauses verkehrt. Sein Serviettenring war ständig zu den Mahlzeiten mit aufgelegt worden. Daun aber trat, der scharrnante junge Frankfurter zunächst noch etwas schüchtern, dann immer deutlicher an die Witwe Z. heran, ihm Geld zu borgen. Er war dabei nicht bescheiden. Er begehrte und — erhielt er immer Beträge von je 1600 oder sogar 2000 RM. Als nach mehr als 20 Atonalen Frau Z. schliesslich aus allen Illu sionen jäh geweckt wurde, musste sie erkennen, dass sic in knapp zwei Jahren rund 20 000 RM., monatlich allo etwa 1000 RM. an Hermann D. auf Nimmeriviederseben gegeben hatte, und dass sie selbst neben einer bescheidenen Rente nur noch auf di« Einnahmen aus dem Erlös der Untermieter angewiesen war. Hermann B. aber hatte mit dem Geld der Frau Z. säst zwei Jahre lang ein seines und genussreiches Leben geführt. War er einmal in Verlegenheit, setzte er sich hin und schrieb an sein allzu vertrauensselige Gönnerin einen Brief, etwa des Inhalts: „Der grosse dumme Junge hat wieder einmal eine Dummheit gemacht; aber das liebe gut« Muttchen wird wieder Helsen!" Und das genügte, die Geldquelle wieder fliessen zu machen, bis sie endlich mangels Masse versiegte. Aus welchen Beweggründen heraus die Fünfzigjährige dem jungen gewissen losen Leichtfuss ihre gesamten verfügbaren Barmittel kritiklos opferte, Ist schwer aufklärbar. Beigetragen aber zu solcher Ver trauensseligkeit hat die wiederholte Versicherung des Her mann B., dass er mit der Tochter eines bekannt-n Geschäfts mannes verlobt und demnächst heiraten werde. Leider wusste dies« angebliche Braut nicht das geringste von einer Bekannt schaft mit Hermann B. — Neun Monate Gefängnis war nun die Strafe gegen Hermann B.; sie fiel deshalb so milde aus, weil das schwcrverständliche Verhalten der wesentlich älteren Witwe Z. dem „jungen Herrn aus Frankfurt" bei seinem sträf lichen Handeln Äorschub geleistet hat. Das Abenteuer eines jungen Herrn aus > D'e Bekanntschaft im D-Zug — Das vermögen einer Gönnerin in 2 fahren / durchgebracht — 20000 Mark Kredit für eine nicht vorhandene Braut Berlin, 5. Mai. 22 Jahre alt. war Im September 1035 der Frankfurter Hermann B. nach Berlin aufgcbrochen, fein Glück zu machen. Schule und einige Semester an einer technischen Lehranstalt lagen hinter ihm. In der Reichshauptstadt gedachte er seine Ausbildung zu vollenden, im übrigen das Grossstadtlebcn zu ge niessen. Dass dann indessen die ernste Arbeit gänzlich in den Hintergrund trat, dass Hermann B. aus Frankfurt a. M. dafür das Wort Vergnügungen ganz gross schrieb, daran war neben seiner leichtsinnigen Art die Tatsache schuld, dass er zufällig eine nicht unbemittelte, im 50. Jahre stehende Witive Z. kennen- lernte. In, D-Zug Frankfurt a. M —Berlin hatte der junge Frankfurter in einer frischen und sröhlick>en Achtzehn ähriqen, mit Vornamen Erika, eine unterhaltsame Reisebekanntschaft ge macht. Als die kleine Berlinerin erfahren l-atte, dass i)r Reise kavalier Berlin noch Karim kannte, hatte sie sich erboten, noch am gleichen Abend das Wichtigste ihrer Heiinatstadt Berlin dem Provinzler aus Frankfurt a. M. zu zeigen. Beim Abschied am Bahnhof war daher verabredet worden, dass der junge Herr aus Frankfurt Erika in der Charlottenburger Wohnung ihrer Mutter abholen sollte. In einer Hinsicht wurde dieser erste Abend für die jungen Leute ein« kleine Enttäuschung. Erikas Mutter entschied, dass zu so später Stunde ihre Erika picht selbständig ausgehen dürfte. Trotzdem also aus dem geplanten Bummel nichts wurde, war der Abend sehr gemütlich. Die Mutter Erikas schlug nämlich vor, dass der Reisebekannte ihrer Tochter in der Familie mit zu Abend essen soll«. Also geschah es; und bet fröhlicher Unter haltung wurde es spät. Erst in vorgerückter Stunde fiel dem jungen Herrn aus Frankfurt a. M. ein, dass er ja noch gar keine Bleibe m Berlin hatte. Aber auch in dieser Angelegenheit wusste die mütterliche Frau Z., Erikas Mutter, Rat. Im glei chen Haus« wohnt« «irre Frau, di« eiuft bessere Tage gesehen hatte und sich nun bescheiden vom Zimmervermiaten ernährte. Bereitwillig und dankbar ging Hermann B. auf diesen be quemen Vorschlag ein. Die verarmte Ztmmervernnekrin bekam einen neu«n Mieter. Und der junge Frankfurter blieb in näch ster Nähe von Mutter und Tochter Z., di« beide — jeder au» seinem Gesichtspunkt her — den denkbar besten Eindruck auf ihn gemacht hatten. An jenem Septembevcckend 1V35 hat die damals noch gut situierte Witwe Z. wohl nicht im entferntesten daran gedacht, dass sie Knappe zwei Jahre später in der gleichen Lage sein werde wie die von ihr an den jungen Frankfurter empfohlene verarmte Vermieterin. Der so gastfreundlich und warmherzig