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Vie Kleine kntenie in Sinai» Daß die Festtage von Rom die soeben in Sinais eröffnete Zusammenkunft der Außenminister derKleinen Entente weit in den Schatten stellen, ist angesichts der weltpolitischen Bedeutung der Begegnung zwischen den führenden Männern Deutschlands und Italiens nur ver ständlich. Immerhin aber deuten manche Anzeichen darauf hin daß die Konferenz von Sinais für den Bestand und die' Weiterexistenz des Kleinen Verbandes und darüber hinaus für die künftige Lösung gewisser mitteleuropäischer Lebensfragen von so schicksalhafter Bedeutung sein wird, daß es sich schon verlohnt, auch dem Verlauf jener Be gegnung em gewißes Augenmerk zu schenken. Und zwar haben wir um so mehr Anlaß, di« Vorgänge innerhalb der Kleinen Entente gerade in diesen Tagen nicht aus den Augen zu verlieren, weil zumindesten hinsichtlich des Ner- handlungsgegenstandes zwischen der Begegnung von Nom und der Tagung von Sinais ein gewißer Zusammenhang bestehen wird. Und zwar insofern, als sich zweifellos hier wie dort die Aufmerksamkeit der Verhandlungspartner «roß recht verschiedener Ausgangspunkte demselben Fragen komplex, nämlich einer alle Beteiligten zufriedenstellenden Lösung des Donauraumproblems zurvenden wird. Gewiß wird dabei der Akzent gerade auf diesem Problem in Sinaia aus naturgegebenen Gründen stärker sein als in Rom, da ja der Staatsbesuch des Führers in Italien schon äußerlich unter einem ganz anderen Aspekt steht. Jeden falls sind aber die jüngsten Vorgänge in Mitteleuropa, die Wiedervereinigung Oesterreichs mit dem Reich und die Forderungen Henleins auf Gewährung der Autonomie an die Sudetendeutfchen innerhalb des Rahmens der tschechoslowakischen Republik für die Befriedung des Donau raums und darüber hinaus ganz Europas von einer so be deutenden politischen Tragweite, daß die besondere Auf merksamkeit, mit der die europäische Öffentlichkeit auch dem Ergebnis von Sinaia entgegensteht, nur gerechtfertigt er scheint. Man hat — auch bei uns — der Kleinen Entente vielfach jede Lebensberechtigung abgesprochen, ja sie sogar oft genug bereits totgesagt. Die politische Wirklichkeit aber hat immer wieder den Beweis erbracht, daß dieses Gebilde eine überaus zähe Lebenskraft bewiesen hat. Und dies, obschon es seine Existenz keiner konstruktiven, aufbauenden Idee verdankt, sondern nur dem rein defensiven Prinzip der Verteidigung jenes territorialen statu« qua, den die Grenzziehung von 1918 geschaffen hat. Die Wiedervereini gung Oesterreichs mit dem Reich hat aber die Existenz berechtigung der Kleinen Entente auch von jenem defensiven Prinzip her stark, in Frage gestellt. Als einzige „satzungs gemäße Aufgabe" verblieben ihr also lediglich noch der Kamps gegen den Revisionismus Ungarns. Die enge Freundschaft, die sich zwischen Italien und Jugoslawien an gebahnt hat, hat es aber mit sich gebracht, daß auch von dieser Seite her insofern in die Eemeinschaftspolitik der Kleinen Entente eine Bresche gelegt wurde als Jugoslawien ernste Bemühungen unternommen hat, sich mit Ungarn, dem Italien durch die Römischen Protokolle verbunden ist, AU verständigen. Aber auch Bukarest und selbst Prag haben m den vergangenen Jahren mehrfach Versuche unter nommen, ihre Beziehungen zu Budapest einer Berichtigung zu unterziehen. Will also die Kleine Entente fürderhin, nachdem sich alle ihre bisherigen Aufgaben von selbst er ledigt haben, am Leben bleiben, so steht sie vor der zwingenden Notwendigkeit, sich einem neuen, vor allem aber positiven Aufgabenkreis zuzuwcnden. In der Tat könnte sich daraus für den Kleinen Verband eine neue Lebensberechtigung ergeben, daß es denjenigen unter seinen Mitgliedern, die das positive Element darstellen, ge lingen würde, auch das dritte Mitglied davon zu über zeugen daß eine entschiedene Abkehr von der überlebten Politik des Status quo nur von gemeinsamem Nutzen sein kann. Mit Recht hat in diesen Tagen der Bukarester „Ilniversul" in diesem Zusammenhang bemerkt, daß durch die Verwirklichung des Anschlußes und durch den Umstand, daß die sudetendeutschen Forderungen nunmehr einen inter nationalen Charakter erhalten hätten, die Beziehungen zu D« utschlandzu einem gemeinsamen Problem aller drei Staaten geworden seien. Dieses Problem müße denn auch «Ul« übrigen politischen und wirtschaftlichen Fragen, die aus der Sinaiaer Tagesordnung ständen, beherrschen. Von be« fonderer Bedeutung dürfte hier weiter der Umstand sein, daß das offizielle Blatt des jugoslawischen Ministerpräsiden ten Dr. Stojadino witsch die Belgrader „Vreme", einen Tag vor der Eröffnung der Sinaia-Konferenz dem ungarischen Außenminister von Kanya ein eingehendes Interview gewährt hat. Im Anschluß daran sind nun in der jugoslawischen Preße Stimmen laut geworben, die die Kleine Entente in dem Sinne zu beeinflußen versuchen, gemeinsam mit Ungarn eine Neuordnung des Donauraums „unter Berücksichtigung der nach der Eingliederung Oester reichs geschaffenen natürlichen Gegebenheiten" anzustreben. Alle diese Umstände deuten darauf hin, daß es in der Tat nicht unberechtigt ist, von der Konferenz von Sinaia Ergeb nisse zu erwarten, die das weitere Schicksal der Kleinen Entente entscheidend zu beeinflußen geeignet sind. An diese Erwartuna aber alaube« wir auch die Hoffnung knüpfen zu dürfen' daß de'r Kleine Verband die Zeichen der Zeit erkennt, und aus einem negativen zu einem positiven Faktor der südosteuropäischen Politik wird. Zeit dazu wäre es. Nie Pflicht M dienstliche» Wahrhaftigkeit Einem Beamten war bei der Zustellung des Fragebogens zur Durchführung des Berufsbeamtengesetzes schriftlich mit geteilt worden, ihm werde, wenn er bei der Beantwortung über die Ausfertigung einzelner Fragen im unklaren sei, jede Auf klärung gegeben werben. Ohne diese anzusordern, hatte er die Frage über die Angehörigkeit zu politischen Parteien verneint, obgleich er Gelder für. KPD. gegeben hatte. Er rechtfertigte sich damit, daß er kein Mitgliedsbuch gehabt und die Gelder nur für soziale Zwecke gegeben habe. Obgleich der Reichsdisziplinar- hof in seiner Entscheidung feststellte, dass der Beweis, der An geschuldigte habe den Fragebogen objektiv oder auch nur sub jektiv falsch ausgcfüllt, nicht erbracht wurde, kam er trotzdem zu einer Verurteilung. Der Angeschuldigte mutzte sich sagen, datz die Zahlung von Geldern an die KPD. für die Fragen, die ihm gestellt waren, von Bedeutung war. Wenn sie auch nicht unter den Wortlaut des Bogens fiel, so war es doch klar, datz jede Beziehung gerade zur KPD. bekannt werden sollte. Es mar auch dem Angeschuldigten klar, datz dieser Umstand für die Be antwortung der Frage »ach ber Parteizugehörigkeit von Be deutung sein könnte Er hätte sich deshalb danach erkundigen müssen, ob er den Umstand in dem Bogen kenntlich machen müße. Er hat also zwar nicht den Fragebogen bewutzt falsch ausgestellt, er hat aber den Zweifel, ob er eine bestimmte An gabe machen müsse, unterbrächt und sich nicht danach erkundigt, ob die Angabe gemacht werden müsse. Der Angeschuldigte hat sich also eines groben Dienstvergehens schuldig gemacht. Er hat, wie er zugegeben hat, an die Möglichkeit einer Entlassung gedacht, hat also gemutzt, welche Bedeutung die Zahlung der Gelder haben könnte, hat aber gleichwohl niemanden gefragt und es so verhindert, datz seine vorgesetzte Dienstbehörde von der Zahlung der Gelder erfuhr. Der AebenverdienN der Lehrer Die Frage, ob und in welchem Umfange Lehrer Privat unterricht neben ihren dienstlichen Beipflichtungen erteilen dür fen, hat der thüringische Unterrichtsministcr dahin ent schieden. datz eine Genehmigung grundsätzlich und ohne Antrag als erteilt gelten soll, wenn der Nebenverdienst der Lehrer 40 Reichsmark im Monat nicht übersteigt. Die Lehrer müssen je- choch jede Nebenbeschäftigung ihren Dien st vorgesetzt en anmelden. Schülern, denen die Lehrer auch in der öffent lichen Schule Unterricht erteilen, dürfen sie keinen Privatunter richt gebe». Kann ein Mnn seine Stieftochter heiraten? Neue gesetzliche Bestimmungen und Ihre Begründung. Das Gesetz über di« Aenderung und Ergänzung familien rechtlicher Vorschriften vom 12. April 1228 behandelt unter ande ren: die Frage der Ehemöglichkeit bei unechter S ch w äg e r s cha f t. Es werden zwar die im Bürgerlichen Gefctzbuch festgelegten Ehehindcrnisse bei echter und unechter Schwägerschast grundsätzlich beibehalten, aber das neue Gesetz ermöglicht doch die Befreiung vom Ehchindernis in solchen Fällen, in denen infolge des Nichlvorhandcnscins einer blut- mätzigen Venvandtsä-aft eine solcl)e Vereinigung angängig ist. Die Begründung des Reichs j u st i z m i n i st e - riums zu dieser Frage enthält folgende Erklärung: ..Es handelt sich dabei hauptsächlich um Fälle, in denen ein Mann eine wesentlich ältere Frau gelwiratet k>atle. die in die Ehe eine aus einer früheren Ehe stmmnende oder vorehelich von einem Dritten erzeugte Tochter mitgebracht hat. Stirbt dann die Frau, nachdem die Tochter lp-rangcwachsen ist, so entwickelt sich in der Folgezeit häufig zwischen dieser und ihrem Stiefvater eine leidenfcl-aftllche Zuneigung. Nicht immer spielt dabei Leicht sinn der Beteiligten oder sittlick>e Minderwertigkeit mit. In nicht seltenen Fällen ist vielmehr das Verhalten der Beteiligten menschlich so begreiflich, datz ihr Wunsch, die Ehe miteinander cinzugehen, berechtigt erscheint. Sind aus einem solchen Ver hältnis bereits Kinder hervorgegangcn, so dürfte es auch be völkerungspolitisch erwünscht sein, wenn diese durch die Heirat ihrer Eltern ehelich werden. Angesichts des Umstandes, datz mangels Blutsverwandtschaft zwischen den in gerader Linie Verschwägerten auch erbbiologisck)« Gründe ihrer Verbindung nicht entgegenstehen, erscheint die Ausnahmslosigkeit des Ehe verbots als eine schwere unbillige Härte." Giftmord nach der Scheidung Königsberg, 5. Mai. Das Allensteiner Schwurgericht ver urteilte in Ortelsburg den 38 Jahre alten Gustav Pientka aus Radzienen wegen Mordes zum Tode. Pientka hatte seine von ihm geschiedene Frau mit Arsenik vergiftet. Bei der Verhand lung mutzten etwa achtzig Zeugen vernommen werden, weil sich der Angeklagte bis zuletzt durch hartnäckiges Leugnen zn retten sucht«. Dle amtliche Verlufizahl des anatolischen Erdbebens Istanbul, 5. Vtai. Der türkische Innenminister hat nun mehr die amtliche Bilanz des Erdbebens vom IS. April gezogen und sestgestellt, datz die Zahl der Toten 148 beträgt und datz 6000 Häuser vernichtet worden sind. An fänglich waren etiva 35« Tot« gemeldet worden, so datz sich die endgültige Zahl Immerhin als geringer erweisen konnte. Dr. Syde Staatspräsident Eires Dublin, 8. Mai. Dr. Douglas Hyde wurde am Mittwoch zum Staats präsidenten Irlands gewählt, nachdem die Regierungs partei und die größte südirische Oppositionspartei kürzlich feiner Kandidatur zugestimmt batten. Dr. Hyde wird damit der erste Staatspräsident von Eire. Seine feierliche Einführung wird am 1. Juni erfolgen. Dr. Hydc, der 78 Jahre alt ist, ist Protestant und hat sich als Organisator der gälischen Liga die er zur Erzie lung eines engeren Zusammenschlusses zwischen Protestanten und Katholiken gründete, einen Namen gemacht. Als der bekannteste irische Historiker hat er eine hervorragende Rolle in der Wiederbelebung der irischen Sprache gespielt. Edmund Süsser! 1- Im Alter von 7S Jahren ist der bekannte Freiburger Phi losoph und Begründer der Phänomenologie, Geheimrat Prof. Dr. phil. Dr. jur. h. e. Edmund Husserl gestorben. Devisenschmuagler übersatten Rätselhafte Vorgänge In Brüsseler Hotel. Brüssel, 5. Mai. Blättermeldungen zufolj^e wurde in Brüssel ein nieder- ländischer Staatsangehöriger, der einen Betrag von 7M 000 Gul den über die deutsche Grenze nach Belgien geschmuggelt hatte, in seinem Hotol von zwei Einbrecher» überfalle», geknebelt und des Geldes beraubt. Der Dcviscnschmugglcr gab an. datz es ihm nur mit grotzer Mühe möglich gewesen sei. sich zu befreien, Von den Tätern fehlt jede Spur. Der Uebcrsallene gab weiter an, datz er den Betrag von einer Person erhalten habe, deren Namen er unter keinen Umständen nennen könne. Vettugsprozeß um 665 voo AM. Die Darlehnsschiebungen des „Majors v. Hill". Duisburg, 5. Mai. Das Landgericht in Duisburg wird sich binnen kurzem mit einem Riesenschwindeiprozctz befassen. Die Angeklagten ver standen es, durch raffiniert« Darlehnsbetrügcreien nicht weni ger als 665 000 RM. zu erbeuten, wobei die Geschädigten sich aus allen Schichten der Bevölkerung zusammensetzen. Die An klageschrift umfatzt nicht weniger als 206 Seiten. Der Haupt täter, der Angeklagte Hackenbroich, wurde bei seinen Straf taten von seiner Schwester, Ehesrau Schulte lMoers), einer wei teren Verwandten namens Helene Münzberg sDuisbnrg) sowie den Angeklagten Eugen Otterbach (Düsseldorf) und Friedrich Hill sHamburg) unterstützt. Das Arbeitsgebiet der Darlehns- sclpvindler umfatzte u. a. Duisburg, Düsseldorf, Moers, Krefeld, Köln, Dortmund, Gelsenkirchen, Mannheim, Heidelberg, Mün chen, Berlin, Hannover, Gdingen, Basel, Eindhoven, Amuiden und Amsterdam. Hackenbroich wurde 1937 in Berlin wegen umfangreicher Heiratsschwindeleien verhaktet und zu einer längeren Freiheits strafe verurteilt. Im weiteren Verlaus der Untersuchungen stellten sich dann die Kreditschwindeleien heraus, bei denen Hill als „Major v. Hill" und die Münzberg als „Frau v. Hill" auf traten, um die Geldgeber sicher zu machen, denen dann ge fälschte Dokumente über umfangreiche Guthaben bei Auslands banken als Unterlagen zu den Kreüitvcrhandlungen vorgelegt wurden. Die Staalsanwallsclzast stellte insgesamt 87 Betrugs fälle fest. Der Prozeh wird längere Zeit in Anspruch nehmet«. Mord am elaenem Kfnd Stendal, 5. Mai. Tas Slendaler Schwurgericht fällte mn Dienstag wegen Mordes und Abtreibung gegen ein Ehepaar Kuhle aus Osterburg in der Altmark folgendes Urteil: Die Ehe leute Kuhle werden wegen gemeinsamen Mordes, begangen an ihrem neugeborenen Kinde, zum Tode und zu dauerndem Ehr verlust, ferner wegen der fortgesetzt versuchten Abtreibung zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Die beiden Eheleute haben im Februar ihr neugeborenes Kind getötet und in einen Wasser graben geworfen, nack)dem zahlreiche Abtreibunosversucize nicht zum Erfolg geführt hatten. Mit welch beispielloser Gefühls roheit die Tat durchgeführt wurde, beweist die Tatsache, daß der Eltmann Kuhle noch nm Abend des Mordtagcs znm Eisen- bahnerball ging und dort bis nachts um 2.30 Uhr tanzte. Vier Kinder vel einem Dachstuhlbrand ums Leben gekommen Berlin, 8. Ma«. In einem Hauo in der Stralauer Allee Im Osten Berlin« brach am Dienstag spät abends Feuer aus, das mit rasender Schnelligkeit um sich griff. Dem dort wohnenden Invaliden Astermann, seiner Frau und seinen vier Kindern wurde durch den überaus starken Qualm der Weg ins Freie abgeschnitten. Erst unter vielen Mühen gelang es der Feuerwehr, die Familie über eine mechanische Leiter und durch das Treppenhaus in Sicherheit zu bringe». Die vier Kinder halten jedoch bereits so schwere Brandwunden und Rauchvergistungen davongetra- gen, daß sie kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus «rotz aller ärztlichen Bemühungen verstürben. Earl von Ossietzky gestorben Berlin, 5. Mai. Der im Jahre 1932 wegen Landesverrat» zu einer Zuchthausstrafe verurteilte pazifistische Schriftsteller Earl von Ossietzky ist am Mittwoch nachmittag in eine« Berliner Klinik an den Folgen einer Gchirnhautentzünduntz verstorben. machen m der n Sächsischen Landeslotterie Sichern Sie sich ein Los! Es wird Zeit! Lose bet den Staats lonerte- Einnehmern oderdurch Vermittlung der Lotterie-Direktion in Leipzig LI, Postschließfach 250 /Neue Ziehung: 2 Z. 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