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Das neue Herzogliche Marstallgebäude in Gotha, ausgefiüirt vom Regierungs- und Bau-Rath Eberhard in Gotha. TAFEL 91—96. Da die zu dem Marstall Seiner Hoheit des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha gehörigen Pferde in 5 — 6 weit auseinander gelegenen Ställen untergebracht waren, wodurch die Beaufsichtigung bedeutend erschwert werden mufste, so war von Jahr zu Jahr das Bedürfnifs fühlbarer geworden, die entfernteren Stallungen aufzugeben und in der Nähe der Pieitbahn und der übrigen Stall- und Remisengebäude einen Marstall für die zunächst zum Dienst des Herzogs bestimmten Pferde neu zu erbauen. Längere Zeit war man über die Wahl des Bauplatzes zweifelhaft, da mehrere vorhanden waren, die verschiedene Vortheile darboten, endlich wurde aber die Stelle gewählt, auf welcher der Bau wirklich ausgeführt worden ist, und welche unzweifelhaft die zweckmäfsigste Lage zwischen dem Herzoglichen Palais und den übrigen Stallgcbäuden hatte, wenn solche auch insofern die kostspieligste war, als die zum vormaligen Bauhof gehörigen Wohngebäude und Werkstätten vorerst abgebrochen werden mufsten und die Fundamentirung des neuen Gebäudes erschwert wurde, weil an mehreren Stellen, der daselbst vor handenen, nunmehr überflüssig werdenden Keller halber, ein bedeutend tieferes Fundament gelegt wer den mufste. Die Fundamentirung bot aufserdem keine besonderen Schwierigkeiten, da sich durchgehends guter Baugrund, ein fester Lehmboden, vorfand. Nachdem die Wahl des Bauplatzes erfolgt war, wurden Berathungen darüber gepflogen, in welcher Weise die Ställe vertheilt und der Bau überhaupt ausgeführt werden sollte. In ersterer Beziehung wurde vorgeschlagen, wie dies in neuerer Zeit auch bei den Königlichen Ställen in Windsor gehalten worden war, kleinere Ställe, auf circa 10 Pferde herzustellen, und zwar so, dafs die Pferde nur auf einer Seite des Stalles stehen würden, mit dem Gang dahinter. Diese Einrichtung hat den Vortheil, dafs auf der Seite, wo die Pferde stehen, Fenster nicht angebracht zu werden brauchen, da von der Rückseite das nöthige Licht geschafft werden kann, und wobei die Pferde allerdings am besten gegen Zugluft und gegen die Einwir kungen der Sonnenstrahlen auf die Köpfe und Augen der Pferde gesichert werden können. Der weitere Vortheil, dafs bei bösartigen Pferden der Dienst der Stallleute sicherer bewirkt werden kann, da sie ihre Aufmerksamkeit nur nach einer Seite hin zu richten haben, läfst sich wohl auch bei zwei Reihen Pferde ständen in einem Stall durch einen breiteren Gang in der Mitte erreichen. Da nun aber bei ersterer Einrichtung der Ställe sehr viel Raum nöthig ist, die Ställe sehr ausgedehnt werden, dadurch aber der Bauaufwand sich sehr erhöhen, auch der Dienst in den Ställen und deren Beaufsichtigung sehr erschwert werden mufs, so wurde um so mehr von der Bildung kleinerer, nur mit einer Reihe Stände versehener Ställe abgesehen, als ein gröfserer Stall mit zwei Reihen Ständen doch ein schöneres Bild gewährt. Nachdem dies festgestellt war, wurde weiter bestimmt, dafs in der Mitte des Gebäudes ein Hauptein gang und zwar zu einer daselbst befindlichen Vorhalle führen und dort ein Brunnen mit fliefsendem Wasser angebracht werden sollte, an welcher sich links und rechts zwei Ställe, jeder zu 20 Pferden, an- XVI. i