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Donnerstag. 14. April 1SS8 Sächsische Volkszeitung Nummer 89, Seite S Ln6e pnoßoleoll» Ullen-Non» Als am 17. Mär- 1S34 Mussolini mit Oesterreich und mit Ungarn die sog. römischen Protokolle abschloh, die den drei Ländern gegeirseitige Vorzugszölle einräumten, wobei aber jedes Land mit den beiden anderen gesonderte Wirtschafts verträge hatte, war die Lage der Weltwirtsä)aft geradezu ver- zweifelt. Dor allem sah Ungarn auf seinen unabsetzbaren Wei- zenvorriiten fest. Die Protokolle erfüllten damals ihren Zweck, aber im Laufe der Jahre sind sie doch immer mehr in den Hintergrund getreten, die einzelnen Bestimmungen sind — übrigens aus Wunsch aNer Beteiligten — gelockert worden. Die Präferenzen und die Kreditfrage wurde nicht mehr so scharf In den Vordergrund gestellt, zumal ja Italien nach seiner Aus söhnung mit Iugoslavten auch diesem Lande entgegenkommen muhte, das neben anderen Rohstoffen ebenso wie Ungarn Welzen und wie Oesterreich Holz an Italien liefern wollte. Ungarn fand einen gewissen Ersatz in Deutschland, das igarns bester Kunde ist. Das österreichisch-italienische Wirtschaftsverhältnis ist nun dadurch gekennzeichnet, daß der Handelsverkehr zugunsten Oester- reichs aktiv war. Oesterreich war Rohstofflieferant, Italien lieferte dagegen auch Waffen. Im Jahre 1837 bestritt Oesterreich rund 40 Prozent der Italienischen Gesamteinfuhr an Holz, ser- nur exportierte es Stahl und Guheisen, Zellulose, Rinder und Maschinen Im Gesamtwerte von 830 Millionen Lire, aber .Italien lieferte Oesterreich nur Waren im Gesamtwerte von 288 Millionen Lire, und zwar standen an erster Stelle Süd früchte, dann kamen Benzin und Oel sowie Kunstfasern, auher- dem Infolge der östereichischen RUstungsmahnahmen für 19 443 000 Lire Artilleriematerial und Flugzeugteile. Der Han del Oesterreichs mit Italien ergab 1037 einen Saldo zugunsten Oesterreichs In Höhe von 842 Millionen Lire, er betrug also bedeutend mehr, als Italien iiberhaupt geliefert hatte. Die Einbeziehung Oesterreichs in das Reich läht nun die Frage auftauchen, wie das Verhältnis zwischen Berlin und Rom jetzt geregelt wird. Holz kann Italien ebenso wie Zellu lose z. T. auch aus Iugoslavien beziehen, denn Deutschland hat einen grohen Holzbedarf und wird ihn hauptsächlich im eigenen Lande, also in Oesterreich, decken wollen. Andererseits fallen die Heereslieferungen Italiens an Oesterreich künftighin fort. Da bereits jetzt die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Italien mit einem Saldo zugunsten Deutschlands von 90.3 Mill. NM. sEinsuhr aus Italien 221, Ausfuhr nach Italien 811.3 Mill. RM.) im Vorjahre abschlossen, besteht die Gefahr, dah Italien mit seinen Warenschulden um so eher festfrieren könnte, als Oesterreichs Forderung noch hinzukommt. Die ganze Frage wird von den amtlichen Berliner und römischen Stellen überprüft und unzweifelhaft einer Lösung zugeführt werden, die den beiderseitigen freundschaftlichen Interessen, die ja poli tisch zur Achse Berlin—Rom führten, entspricht. Auf jeden Fall aber ist das Protokoll zwischen Wien und Rom In seinem ursprünglichen Sinne erledigt. Es wird jetzt in die weitaus größeren Handelsinteressen Gesamtdeutschlands und Italiens eingebaut. OsIa«Nen siegle in 6ee Kommen Das erste Auftreten des „starken Mannes" Daladier In der Kammer hat ihm einen zahlenmäßig grohen Doppelsieg eingetragen. Es waren nach langen Monaten unaufhörlicher Streiks, einer verfallenden Wirtschaft und zerrütteter Finanzen gewissermaßen Vorschußlorbeeren, die man dem neuen Minister präsidenten dargereicht hat, es war auch eine Demonstration des demokratischen Frankreich, das den deutschen Abstimmungs erfolg des 10. April noch nicht recht verwinden kann und nun einmal zeigen wollte, dah es auch In Frankreich so eine Art nationaler Einigkeit gibt. Die Kritik des Parlamentes pslegt sich dann eine Weile später einzustellcn. Man darf dabei nicht vergessen, daß auch Leon Blum nach seinen Antrittsreden jedesmal ganz beträchtliche — wenn auch nicht ganz so große — Mehrheiten hinter sich zu bringen vermochte, was nicht gehindert hat, daß sein zweites Kabinett schon nach einigen Wochen zu Fall kam. Ob die Einmütigkeit der Kammer wirk lich echt war, wird selbst in der französischen Presse stark In Zweifel gezogen, besonders traut niemand den Kommunisten, deren Zustimmung als Heuchelei gewertet wird. Sie haben gute Miene zum bösen Spiel gemacht, und wenn In der Streiklage eine plötzliche Entspannung eingetreten ist, wenn in der Flug zeugindustrie Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich geeinigt und sich dem Schiedsspruch eines Vertreters des Kriegsministeriums gebeugt haben, wenn die Arbeiter gar sich damit einverstanden erklärten, 45 statt 40 Stunden zu arbeiten, und selbst in der Privatindustrie eine aussichtsreiche Vermittlung der Regierung bevorsteht, dann sind das wohl in erster Linie Ermüdungs erscheinungen und ein vorübergehendes Zurückwe ichcn der Streike Hetzer vor der immer mehr wachsenden Empörung der öffent lichen Meinung und der arbeitswilligen Arbeiterschaft. Nationales Verantwortungsgefühl dürft« bei der marxisti schen Linken keine ausschlaggebende Rolle gespielt haben. Den noch hat Daladier sein Kabinett eine „Regierung der Natio nalen Verteidigung" genannt. Die feste Sprache, mit der er sein Programm vortrug, kennzeichnet den Charakter dieses Staatsmannes, der schon als Verteidigungsminister den Beweis erbracht hat, daß es ihm an Festigkeit und energischem Willen nicht fehlt. Er scheint entschlossen zu sein, sich gegen parlamen- tarische Unsitten und Nörgeleien zur Wehr zu setzen. Sein Ziel ist, Frankreich politisch und militärisch wieder stark zu machen. Das klingt wohl etwas anders als die bisherigen Volksfront- Programme, und wenn sein Vollmachtengesetz, das trotz zeitlicher Begrenzung ziemlich weitgehend ist, mit einer fast gleich großen Mehrheit angenommen wurde, ist das ein Beweis, dah die Volkssrontidee in ihrer Stoßkraft nachgelassen hat und zum mindesten stark verblaßt ist. Bis zum 31. Juli kann die Regierung durch Dekret Maßnahmen treffen, die sie für die nationale Verteidigung und die Herst el- Artell lm Koblenzer Vesatzungsschädenprozeß Fünf Jahr« Zuchthaus für den Angeklagten John. Koblenz. 14. April. Am Mittwoch wurde in dem großen Bestechungsprozeh gegen John und Genossen, der seit 15. Dez. 1937 vor der Großen Strafkammer Koblenz lies, das Urteil verkündet. Der Angeklagte John erhielt wegen teils ein facher, teils schwerer Bestechung und wegen fortgesetzter Un treue eine Gesamtstrafe von 5 Jahren Zuchthaus. 5000 RM. Geldstrafe und 5 Jahre Ehrverlust. Zwei Jahre der Un tersuchungshaft werden auf die Strafe angerechnet. Der Betrag von 17 330 ÄM.. der bei dem Angeklagten beschlagnahmt wurde, wird als dem Staat verfallen erklärt. Der Angeklagte Dr. Müller wurde wegen fortgesetzter aktiver Bestechung und fortgesetzten teils vollendeten, teils versuchten Betruges zu dreieinhalb Jahren Gefäng- n i s und 1000 RM. Geldstrafe verurteilt. Ein Jahr der Unter suchungshaft wird ungerechnet. Der angeklagte Jude Meyer erhielt wegen fortgesetzter aktiver Bestechung und wegen Betruges eine Gesamtstrafe von 2 Jahren Gefängnis und 1000 RM. Geldstrafe. Zwei Jahre der Untersuchungshaft werden angcrechnet. Die Haft befehle wurden aufrechterhalten. Der Angeklagte Zenzen wurde wegen Betrugsversuches zu 5000 RM. Geldstrafe verurteilt, während das Verfahren ge gen Marmann auf Grund des Straffreihcitsgesetzes vom 7. 8. 1934 eingestellt wurde. Die übrigen Angeklagten wur den freigesprochen. In der Urteilsbegründung wurde betont, in den Methoden des Angeklagten John sei eine außerordentliche Raffinesse zu erkennen. Seine Machenschaften seien geeignet gewesen, das Ansehen der Beamtenschaft im ganzen Deutschen Reich zu schä digen. Einhaltung des Dienstweges Die Einhaltung des Dienstweges wird den Lehrern in einem Erlaß des Regierungspräsidenten in Königsberg erneut zur Pflicht gemacht, Reisen zu dem Zweck, bei der Regierung vorstellig zu werden, gelten nicht als „dringende Fälle", in denen dem Lehrer das Recht zur Selbstbeurlaubung zusteht, Auch muß jede Lehrperson, die auf der Regierung vorsprechen will, eine schriftliche Bescheinigung des zuständigen Krcisschul- rats mitbringen, daß diese persönliche Fühlungnahme mit seinem Einverständnis erfolgt. Ferner macht der Regierungspräsident die Nachgeordneten Dienststellen erneut darauf aufmerksam, daß alle von Bürger meistern, Landgemeinden, Schulverbänden, Schulverbandsvor stehern, Ortsschulvorstehern und Lehrkrästen in Schulangelegen heiten an ihn gerichtete Schriftstücke stets auf dem Dienstwege, also durch die Hand des Kretsschulrates oder des Landratcs, einzureichen sind. Schriftstücke, die gegen diese Anordnung unmittelbar an den Regierungspräsidenten gelangen, werden den Einsendern zur Einhaltung des Dienstweges portopflichtig unnachsichtig zurückgeschickt. politische Veurkellung von Lehrern Im Anschluß an einen Runderlaß des Relchserziehungs- mlnisters hat der Regierungspräsident in Miinster angeordnet, daß bei allen Anträgen auf endgültige Anstellung oder Be förderung. in denen die Einholung einer politischen Beur teilung durch die Gauleitung der NSDAP nötig ist, ihm un aufgefordert anzugeben ist, welche Wohnungen der in Frage kommende Lehrer seit dem 1. Januar 1032 gehabt hat und von wann bis wann das jeweils der Fall war. Zwischenfall im dänischen Folketing Schreckschüsse aus emer Loge während der Rede des Justiz ministers. Kopenhagen, 14. April. Im Folketing kam es gestern vormittag während einer Rede des Iustizministers zu einem Zwischenfall Aus einer Loge wurden zwei Schüsse abgegeben und Flugblätter in den Saal geworfen. Gleichzeitig ertönte der Ruf: „Wir wollen keinen kompromittierten Minister an- Der Präsident unterbrach sofort die Sitzung, während Parlamentsdiener den noch unbekannten Täter festnahmen und ins Polizeipräsidium brachten. Daß es sich nur um eine Demonstration handelte, ergibt sich daraus, daß zu den Schüssen eine sog. Hundepistole benutzt wurde. Die Flugblätter wurden wegen ihres die Regierung und das Parlament beleidigenden Charakters beschlagnahmt. — Nach Wiedereröffnung der Sitzung setzte der Iustizminister seine Ausführungen fort. lung der Finanzen und der nationalen Wirt schaft für erforderlich hält. Daladier hat aber auch erklärt, daß er den Frieden mit allen Völkern erstrebe, ganz gleichgültig, welches ihr politisches Regime sei. Daraus darf man wohl schließen, daß Daladier von den marxistischen Kreuzzugsideen gegenüber den autoritär regierten Staaten abzurücken gesonnen ist. Wir können eine solche Erklärung nur mit Befriedigung zur Kenntnis nehmen, sie ist ohne Zweifel das wertvollste Stück des Regierungs programms. Denn eine solche Einstellung allein ist geeignet, den Bemühungen um eine allgemeine Befriedung Europas den Erfolg zu sichern. Äevolveranschlag in der Kirche Bolschewistischer Terror gegen Slovaken. Prag, 14. April. Die eindeutige Haltung gegen den Bolschewismus, den die Katholische Slowakische Partei unter Führung des greisen Pater Hlinka wiederholt erklärt hat, erregt unter den Bolschewisten in der Tschechoslowakei größten Unwillen. Schon wiederholt demonstrierten sie gemeinsam mit den Juden gegen die Kund gebungen der volksbewußten Slowaken. Jetzt schrecken sie auch nicht vor offenem Terror mit dem Revolver zurück Das be weist folgender Vorfall in der ostslowakischen Stadt Homenau: Der Kaplan Bezar weilte vorgestern abend allein in der Kirche, um sein Abendgebet zu verrichten. Plötzlich blitzte eine Ta schenlampe auf und kurz darauf fielen einige Schüsse, die ihn aber nicht trafen. Der Täter flüchtete und konnte in der Dunkelheit entkommen. Bis zur Stunde ist er nicht gefaßt worden. Dor einiger Zeit hatten die Bolschewisten in Ho menau ein Betkreuz umgelegt und kilometerweit durch den Kot gezogen. Kurz darauf erhielt der Psarrer Drohbriefe, in de nen ihm Sprengung der Kirche angezeigt wurde. Die Gendar merie untersucht den Fall. Schutzblech aegen Dudas Fäuste Eigenartiger Zwischenfall lm Trainingsrlng. Hamburg, 14 April. Beim letzten Training des amerikanischen Boxers Steven Dudas, der am Sonnabend in der Hanscatenhalle gegen Max Schmeling antritt, ereignete sich ein sonderbarer Zwischenfall. Als Dudas mit seinem Sparringspartner Tomforde boxte, klet terte plötzlich der Manager des Amerikaners. Bill McCarney, mit allen Anzeichen hellster Empörung durch die Seile. Wäh rend etwa 5000 Zuschauer ebenso sprachlos den Vorfall beobach teten, wie Schmelings Gegner, wurde seinem Sparringspartner eine in Handtücher gewickelte Blechplatte unter dem Trikot hervorgezogen. Der vorsichtige Trainingspartner versuchte sich mit der Erklärung zu rechtfertigen, er habe am Tage vorher so schwere Treffer auf den Magen erhalten, daß er sich den wei teren Schlägen von Dudas nicht habe aussetzen wollen. Zn der verqualmten Wohnstube erstick Ein Todesopfer eines schweren Brandunglücks. Berlin, 14. April. Ein Brandunglück, bei dem ein Mensch den Tod sand, ereignete sich in der Ortschaft Lichtenberg bei Neuruppin. Orts bewohner, die gegen Mitternacht heimkehrten, stellten fest, daß aus dem strohgedeckten Gemeindehaus starker Qualm drang. Als die Beamten der Feuerwehr gewaltsam In das verschlossene Haus eindrangen, fanden sie den 68 Jahre alten Arnold Som mer in seiner Wohnstube leblos auf dem Fußboden. Wieder belebungsversuche hatten keinen Erfolg. Wie sich herausstellte, war ein neben dem Ofen stehender Sessel, in dem der Mann geschlafen hatte, in Brand geraten; in dem Qualm ist Sommer erstickt. Kelne LlmtausOaktlon für Rundsunkapparale Wie schon bekanntgcgeben, sind die Bruttolistenpreise der Normalrundsunkgeräte mit Wirkung vom 23. März 1038 ge senkt worden. Infolgedessen findet die in den beiden letzten Jahren veranstaltete Umtauschaktion nicht statt. Diese Aktion, die im Vorjahr zweifellos einen bedeutenden Erfolg brachte, war niemals als Dauereinrichtung gedacht. Sie diente viel mehr dazu, die überfüllten Lager der Industrie und des Han dels zu räumen. Da nun aber inzwischen viele Kausinteressen ten in der Erwartung einer neuen Umtauschgelegenheit mit ihren Kaufplänen zurückzuhaltcn beginnen, ist das Ergebnis nur eine Verschiebung der toten Saison. Im Interesse des Rundfunkwesens komnit es aber unter allen Umständen darauf an, den Rundfunkmarkt möglichst stabil zu kalten und eine gleichmäßige Entwicklung zu sichern. Der Beschluß der markt regelnden Verbände, die Umtauschaktion in diesem Jahr fallen zu lassen, ist vom Rcichskammissar für die Preisbildung, vom Reichsmtnister für Volksaufklärung und Propaganda und vom Präsidenten der Reichsrundsunkkammer ausdrücklich gebilligt worden. Volkszählung erst 1939! Wegen Ausdehnung auf Oesterreich. Wie der Reichsminister des Innern jetzt in einem Rund erlaß allen Behörden und Gemeinden mitteilt, ist wegen der Ausdehnung der ursprünglich für den 17. Mai dieses Jahre» anberaumten Volks-, Berufs- und Betriebszählung auf das Land Oesterreich der Zeitpunkt der Volkszählung auf das Frühjahr 1930 verlegt worden. In diesem Jahr wird nur die landwirt schaftliche Bodenbenutzungserhebung ohne Einbeziehung Oester reichs stattfinden. I Auch Si» können gewinnen s Aast jede«-vetre Los gewinnt! Gewinne And «inkommensteuerfret! Vater und Sohn . di« lustigen Figur«» der Berlin«» 2llus»»irtrn ZeitunD machen ihr Glück in der Sächsischen Landeslotterie Sichern Sie sich ein Los! Lose bei den Staatslotterie-Einnehmern oder durch Vermittlung der Lotterie-Direktion in Leipzig L I, Post schließfach 280 /Neue Ztehungr2Z.Mat I - Z 8 Sächsische Lotterie-Direktion