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Sächsische Volkszeitung : 14.04.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193804147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380414
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380414
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-04
- Tag 1938-04-14
-
Monat
1938-04
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.04.1938
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Christenheit den Tod Christi nicht beiselteschiebt oder enk» leert, kann ste sich nach Christus nennen und in ihm sich rühmen. Und nur dann wird ihr das Holz der Schmach, das dem Menschen als Aergernis oder Torheit erscheint, al» Siegeszeichen ausleuchten, wie der sränkische Hymnus in der Feier des Karfreitags es kündet: Voxiila Noxis prociount, l^ulsot orueis mxstsriunr — Des Königs Banner wehn vor« an, da Kreuzgeheimnis leuchtet auf. Es gibt keinen andern Ehrtltusglauben als den an den Gekreuzigten. Auch der zur Rechten des Baters erhöhte Christus trägt die Male der Nägel, die ihn ans Kreuz geheftet hatten. Sie sind Male seines Sieges, das Kreuz ist Zeichen seines Triumphes, das Lamm ist, wie die Geheime Offenbarung sagt, der Löwe. Der Glaube an den Tod und den Sieg Christi, der Glaube an sein heiliges Kreuz bann ebensowenig eine private und darum nebensächliche Angelegenheit werden wie der Tod Christi selbst. Ambrosius nennt Christus publicae salutis auctor, Urheber des öffent lichen Heiles. Aus dem universalen Heilscharakter des mittlerischen Todes Christi folgt sein unaufhebbarer Oeffentlichkeitscharalrter. In seinem Tode, der am Kreuze erlitten, und in seinem Siege, der am gleichen Kreuz errungen ward, ist jedem Menschen eine unaus weichliche Entscheidung auferlegt, aber auch eine unver gleichliche Möglichkeit gegeben. In dem „Einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, dem Menschen Christus Jesus, der sich für alle dahingegeben hat" (Paulus), tst allen Menschen der Weg in das Herz des Vaters geöff net und um des Menschen willen ist jegliche Kreatur, Makrokosmos rind Mikrokosmos, zur Heimkehr ge rufen in die Lebensnähe des Schöpfers. Der Karfreitag hat nicht nur mit den Christen zu tun, nicht nur mit den Menschen, sondern auch mit der Natur — nicht weil Frühling ist, sondern weil der Tod Christi die jährliche Fe st feier der Welt tst. Zis ist jstrt nocfi trssssr möglicti als rsitiisr, ist jo killigsr gsivorrlsn! Ois siiormoickors lcostst jstrt sctt^/orr 2V psg., korkig 25 stsg. - 5port Zcttutis ckurcti aur- rsicfisncis LrÄal 5ciiufipfisgs. vis 5ckuks koltsn «lonn löngsr unri klsiksn löngvr rckön. 17 tut not / Vie Bevlinev Ausstellung „Lntuvtete Aunst" bleibt übev Osteon geöffnet Berlin, 14. April. Die vom Institut für Deutsche Kultur» und Wirtschaftspropaganda im Auftrage des Gaues Berlin der NSDAP, durchgeführte Ausstellung „Entartete Kunst" bleckt wegen des überaus starken Besuches an allen vsterfeiertagen durchgehend geöffnet. Ahnherrn ein. Auch dies war scheinbar ein Mitzgrisf. Er brachte alle geistig empfindenden Menschen gegen sich auf. „Meister", ermahnten ihn die Schristgelehrten, „befiel deinen Jüngern zu schweigen!" Hätte er diesen Rat angenommen, und jede irdische Anhängerschaft abgewiesen, wäre ihm wohl geistige Huldigung zuteil geworden. Wegen dieser beiden Anklagen also wurde er vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Kaiphas verurteilte ihn, weil er feierlich erklärte, datz er der Sohn Gottes sei. „Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz mutz er sterben, weil er sich selbst zum Sohne Gottes gemacht hat" lIo. 1t), 7) Er hatte ein Reich beansprucht, das nicht von dieser Welt war. Pilatus dagegen verurteilte ihn auf die Anklage hin, er wolle ein welt liches Königreich errichten. „Wer sich selber zum König macht, ist ein Feind des Kaisers" (Jo. 19, 12). Die Uebcreinstimmung dieser Vorgänge mit den Anklagen, die gegen die Kirche erhoben werden, ist wirklich mehr wie er staunlich. Die katholische Kirche, und sie allein unter allen Re ligionsgemeinschaften der Welt, ist zugleich zu weltlich und zu überirdisch, als datz sie geduldet werden könnte. Die Religion, wie sie die Welt liebt, ist weder das eine noch das andere. Ste darf weder zu entschieden von der zukünftigen Welt predigen, noch das Leben dieser Welt nach religiösen Grundsätzen beein flussen wollen. Beides mutz zu einem angenehmen Ausgleich gebracht werden in einer zum Gefühl sprechenden Moralität. Diese Art der Religion ist immer erfolgreich und wird stets ge duldet. Eine solche Religion schleppt sich niemals zu einem Golgatha und wird niemals zwischen zwei Missetätern ge kreuzigt. Ist es nicht überaus kennzeichnend für die göttliche Wahr heit, datz sie immer und überall in einem hohen, aber erschüt ternden Kampf lebt? Ist es nicht kennzeichnend für die gött liche Wahrheit im Unterschied zu menschlichen Meinungen, datz ihr vorgeworfen wird, »ach beiden Seiten hin zu sehr überstei gert zu sein? Vielleicht mutz göttliche Wahrheit nach beiden Seiten zu weit gehen, sie mutz gleichsam an beiden Enden über greifen, gerade weil sie göttlich ist und mit dem Matz der Welt nicht ausgemessen werden kann. Sie mutz menschlicher sein als die Menschen und wird deswegen unmenschlich gescholten. Sie mutz sehr viel göttlicher sein als die Menschen und wird deshalb visionär und phantastisch genannt. Im Reich der Schmetter linge mutz der Mensch einen sonderbaren Eindruck machen- Er pflückt mit rauher Hand die Blumen ab, die doch Honig enthal ten. Dann ordnet er dieselben Blumen mit zarter Hand zum Stilleben und malt sie zu einem künstlerischen Schemen. Wie sollten wir Menschen, die wir 'm Reich der sichtbaren Schöpfung, in der Natur so manche Spannung finden, das Geschehen im Reich der Gnade restlos mit unserem Matze ausmessen können? Wundern wir uns nicht, datz die Erscheinung des Gottmenschen vielen zu extrem war nach beiden Seiten! Er patzt weder für den Himmel noch für die Erde, darum wird er zwischen beiden ans Kreuz geschlagen. Aus einen? Buch von Robevt Hugy Venson Der Verlag Kösel-Pustet, München, legt eine Neubearbei tung des Werkes von Robert Hugh Venson „Christus in der Kirche" vor, die nach der Ucbersetzung von I. Schoetensack von Dr. Fritz Winkler besorgt worden ist. Der englische Konvertit Venson ist in Deutschland durch seine Romane „Der Herr der Welt". „Die Sentimentalisten" und „Trotz Folter und Strick" bekannt. Er starb 1914 in London. Sein Buch „Christus in der Kirche" ist im November 1910 er schienen und schon 1913 ins Deutsche übertragen worden. Der Inhalt des Buches ist überraschend modern. Venson versteht cs, sich mit den Argumenten der modernen Zeit gegenüber Christus und der Kirche in autzerordentlich fruchtbringender Weise auseinanderzusetzen und im Leser das Vewutztscin der religiös-sittlichen Verantwortung zu vertiefen. Folgender Aus zug aus dem Buche, in dem er von Christi Misserfolgen in der Welt spricht, möge diese Bensonsche Art der geistigen Ausein andersetzung veranschaulichen: Datz die Kirche in gewissem Sinne der grösste Mitzerfolg ist, den die Welt gesehen hat, ist eine offenkundige Tatsache, wenn man der Grütze und Bedeutung ihrer Sendung die wirk lichen Erfolge gegenüberstellt. Nicht nur misslingt cs ihr, die feindliche Welt in dem Matze zu bekehren, wie cs ihr als einer göttlichen Einrichtring leicht sein mühte: sie kann nicht einmal ihre Freunde unverbrüchlich an sich fesseln. Ganze Distrikte, Länder und Völker, die ihr einstmals in Liebe zu eigen waren, sind es fetzt nicht mehr. Zwei Hauptanklagen sind es, die von urteilsfähigen Leuten als Gründe für ihren Mitzerfolg vorgcbracht werden. Die erste Klage ist, datz sie nicht genug mit der Zeit voranschreitet. Man deutet darauf hin, datz wir in einem Zeitalter materiellen und sozialen Fortschrittes leben, in einer Periode wachsender Kennt nisse und damit der Umgestaltung früherer Gedankcngängc und Theorien. Mehr und mehr werde der Schwerpunkt der Wert schätzung in diese Welt verlegt, da die zukünftige Welt doch im ganzen eine unbekannte Sache sei. Unsere Pflichten hätten wir hier vor unseren Augen, augenfällige, einfache Pflichten. Wenn die Kirche ihre Träumereien und Visionen aufgeben und sich mit praktischen Fragen beschäftigen wollte, könnte sie auch heute noch die Armeen des Fortschritts anführcn. Aber nein. Sie sei fest an die Vergangenheit gekettet. Sie sei zu vergeistigt, um lebendig zu sein. Sie rede immerzu von Himmel und Hölle und wandle mit ihrem Haupt zwischen den Sternen. Sie passe ebensowenig zu uns, wie ein Eremit in unsere Hauptvcrkehrs- stratzen. Wir brauchten keine in Felle gekleideten Propheten mehr, wir brauchten Männer der Tat, die einen gesunden Men schenverstand hätten. Der zweite Vorwurf gegen die Kirche ist das gerade Gegen teil. Man sagt, die Kirche sei vie.l zu weltlich, um erfolgreich zu sein. Seien es nicht immer die Jesuiten oder jedenfalls Katholiken gewesen, die zu allen aufrührenden und ruhestören den Ereignissen in der ganzen Welt Anlatz gegeben hätten?! Warum wollten sie sich immer in Sachen mischen, die sie nichts angingen? Wenn znm Beispiel der Papst sein diplomatisches Korps entlassen, seinen Anspruch auf weltliche Souveränität aufgeben und einfach als väterlicher alter Mann leben wollte, der sich mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt und damit zufrieden ist, das geistliche Leben seiner Kinder zu leiten, anstatt zu versuchen. Im Rat der Könige mitzureden, so könnte die Kirche vielleicht das Ansehen zurückgewinncn, das sie ver loren hat. Sie sei viel zu sehr weltlicher Souverän, als datz sie die Vertreterin dessen sein könnte, der sprach: Mein Reich ist nicht von dieser Welt! So hat die Kirche für die einen zu viel vom Propheten an sich, den anderen ist sie zu weltlich. Vst werden diese beiden immer wiederkehrenden Anklagen von denselben Kreisen gleich zeitig erhoben. Und merkwürdigerweise wird sich die Welt dieses Widersinn« nicht bcwutzt. Wenden mir uns dem Bericht der Evangelien zu. Gerade diese beiden Anklagen waren es, die damals gegen Christus vorgebracht wurden. Auf sie hin wurde Jesus zum Tode ver urteilt. Hätte er den Rat der einen oder anderen Gruppe sei ner Freunde angenommen, hätte er wohl nicht in dem er schütternden Schauspiel von Golgatha geendet. Es gab eine Zeit, wo seine begeisterten Anhänger ihn mit Gewalt zum König machen wollten. Hätte er, üienschlich ge sprochen, den Vorschlag angenommen, so wäre er wohl imstande gewesen, eine Armee nach Jerusalem zu führen, Pilatus abzu setzen. selbst den Thron zu besteigen und wenigstens vorüber gehend ein Königreich zu errichten. Er aber ivähltc gerade diesen Augenblick, sich zu verbergen, ins Gebirge zurückzugehen und bei seiner Rückkehr wieder nur als Prophet aufzutrcten. Kurze Zeit darauf ermutigte er geradezu diesen Gedanken. Mit vollem Bewutztsein veranlatzte er den Einzug in Jerusa lem. Er nahm seinen Sitz auf einem Reittier, näherte sich der Stadt und wurde von der begeisterten Volksmenge mit könig lichen Ehren empfangen. Die Luft ertönte von jauchzenden Zurufen. Der Sohn Davids zog in die Stadt seines königlichen Das Arerrz des Mittlers Aarfreita- im deutschen Volk Wenn Ich am Kreuze erhöht 7ein werde, werde ich alles an mich ziehen. Er, das neue Haupt der Menschheit, ihr wesen hafter Mittler, er zieht die Menschheit hinein in seine Hin gabe an den Vater, in seinen vollendeten Gehorsam. Er zieht sie aber auch hinein in die Butze, die der Vater von seinem Sohne fllr die Sünde der Menschen annimmt. Und weil die Menschheit hineingezogen ist in die handelnde und leidende Todeshingave Christi, deshalb erfährt sie auch das Heil der Versöhnung, in der die versöhnten Menschen neben ihrem Bruder und Mittler Ehristus Söhne und Töchter Gottes werden. Nicht als ob Gott das Blut seines Sohnes gefordert hätte als Bedingung, bevor er sich versöhnen lietz, Gottes überströmende Liebe vielmehr handelte zuerst; er schickte seinen eingeborenen Sohn auf die Erde, damit er dort sichtbar werde als der Sohn, als der Erstling derer, die Gottes Liebe zu seinen Kindern machen wollte. Aber die neue Gemeinschaft, die Gott mit den Menschen haben wollte, sollte nicht auf Kosten seiner Heiligkeit und Wahr, Hastigkeit werden; es sollte nicht verdeckt werden, datz dis Sünde Sünde sei und von erschreckender Furchtbarkeit. Dar, um mutzte die neue Liebe Gottes sich durch das Gericht hin, durch vollziehen, damit die Sünde ein für allemal entlarvt sei und nicht unter der Decke eines halben Friedens in den Menschen weiter schwäre. Darum mutzte Christus in seinem Tode nicht nur Held sein, sondern Lamm und Opfer; er mutzte seinen Tod nicht nur als das Ja unter einem heldi schen Leben, sondern wie eine Strafe bestehen. Nur weil das Kreuz des Mittlers so real ist, bedeutet lein Tod-ganzen Si^r und neues Leben. Und nur wenn die ,Hurch den Tod des Einen wurde die Welt erlöst. Sein Tod ist daher das Leben aller. Mit seinem Tode wer- den wir besiegelt. Seinen Tod verkünden wir im Gebete, seinen Tod predigen wir im Opfer. Sein Tod ist Sieg, sein Tod tst Mysterium, sein 2^>d ist die jährliche Fest fe t e r d e r W e l t'' (Ambrosius). Nach dem Glauben der Christenheit tst Christus am Kreuze Heiland der Welt, Ur- Heber des Heiles der Völker, Lebendigmacher aller gewor- den. Dieser Tod ist nichts weniger als privat; es gibt nichts in der ganzen Schöpfung, was nicht auf diesen Tod bezogen wäre; er ist die Grundrealität nicht nur für jeglichen Men schen, sondern für den gesamten Kosmos. Aber er ist weder vom Menschen noch vom Kosmos her in seinem Sinn und seiner Mächtigkeit zu begreifen, denn er ge hört zu den Geheimnissen Gottes, die nur er selbst offen- baren kann. Das Kreuz des Todes Christi ist für alle Zei ten und Völker das Zeichen der Entscheidung. Tine Chri stenheit, die sich nicht mehr zum Kreuze Christi bekennt, ver- fiert das Recht auf den christlichen Namen. Das Heilswerk Christi ist menschlicher Verfügung entzogen: man kann nicht von Kreuz und Tod Christi absehen und den christlichen Na men tragen nur auf Grund einer menschlichen Auswahl «us der Fülle und Ganzheit des Werkes Christi. Es ist wohl möglich, vom Menschen her Zugang zu Thristuszu finden, den« er war Bruder aller Menschen. Es ist auch möglich, von den ethischen Höchstwerten eines Volkes aus diesen Zugang zu finden, denn der in der Fülle der Zeit Erschienene hat zu Anfang der Zeiten auch die Eigenart der Völker gewollt. Aber das Geschöpf wird nie das Matz des Schöpfers. Kein Volk darf daher seine eigene Art darüber bestimmen lassen, was es von dem zur Er lösung Mensch gewordenen Schöpfer-Logos anzunehmen ge- neigt ist. Wenn der Vater seinen Sohn in di« Welt sendet und sie durch dessen Tod mit sich versöhnen will, dann steht O z O L « e« keinem Menschen, gleich welchen Volkes, zu, demgegen- I Aber zu erklären 7in solcher Weg des Heiles liege ikm nicht und er ziehe es deshalb vor, sich mit den Zügen Christi zu V »I V- begnügen, zu denen er von seiner eigenen Art he- find«. Wo es um Gott und seinen Christus geh er Zugang , »v«. «uv VS um mv>» unv u^-)t, mutz der Mensch das Ganze hinnehmen, wie es aus dem Herzen Gottes kommt, oder gewärtigen, datz er mit seiner Auswahl nicht einmal einen Teil des Ganzen und Echten trifft. Die menschliche Auswahl aus dem biblischen Jesusbild hat in der Geschichte die verschiedensten Prinzipien gehabt. Dia spezifische Gefahr unserer Zeit scheint jene Auswahl zu sei«, di« di« Passion ausscheidet, um ein heldisches Zssus- vild zu gewinnen. Mgn sucht dann aus de« Evangelium die „sebeybetahenden" Züge Jeiu berans und glaubt damit ein „reineres", von artwidrigem Einschlag befreites Jesus- tum zu finden. Dann steht man den Herrn heiter durch die Fluren Galiläas wandeln, dem Vater im Himmel wie der Natur in gleicher Weise verbunden; man freut sich seines zornigen Vorgehens gegen die Händler im Tempel, seiner scharfen und tapferen Worte gegen die Pharifäer; steht, wie er „sein Schicksal reizt", den Häschern aufrecht entgegentritt; und seinen Tod betrachtet man als das mannhafte Ernstehen für eine Ueberzeugung gegen eine ganze feindliche und art fremde Welt. Jesus ist dann der Held, der seinem Schick sal nicht auswich und sein Heldentum sterbend vollendete. Es ist in der Tat so, datz die Sittlichkeit Christi, der wie wahrer Gott so auch wahrer Mensch war, als heldische Sitt lichkeit gekennzeichnet werden kann. Denn der Weg Christi ans Kreuz und in den Tod ist tätiger Gehorsam des Sohnes gegen den Vater, treu« Diensterfllllung in dem Berufe, der Sohn zu sein. Keiner hatte mehr für die Menschen getan als er und nie wird einer mehr für ste tun können, und doch stietzen die Menschen ihn aus ihrer Mitte. Er aber blieb jeder Situation gegenüber ihr Herr in heroischer Sittlichkeit. Soweit kann man von dem Zugang eigener Art an die Wirklichkeit Christiherankommen: zur Bejahung des Leben« und des Heroismus Christi. Den Heilscharakter des Todes Christi aber findet keine menschliche Art; ein Gott, der durch einen schmachvollen Tod erlöst, ein Gott als Mann der Schmerzen, ein ckeus oruoitixus, — das ist aller menschlichen Art schlechthin unerfindlich, weil es für alle menschliche Art ein Aergernis ist. Opfer und Sühne, Stellvertretung und Mittlerschaft — da stecken das Aergernis und die Torheit, an denen das Ja zu Christus seine Grenze findet und zu Fall kommt, wenn nicht der Glaube den Tod Christi mehr als psychologisch, nämlich metaphysisch, mehr als in der Ord nung des Fühlens, nämlich in der de» Seins sehe« lehrt. Die Menschen wagen es nicht, dahinein z« treten, wo dieser Tod einen jeden einzelnen ganz persönlich anaeht, und darum sehen sie auch nicht, wie er die ganze Welt angeht. Si« möchten ein Christentum, das den Tod Christi nicht so wichtig nähme. Aber der Tod Christi steht im Evangelium viermal ganz breit und bei Paulus und den anderen apostolischen Prevtzern steht immer wieder dies: Gelitten, gestoniön, auferstanden. Lärmst ehe die Evangelien niedergeschrieben war««, war die Predtzt, uyd mochte ste noch so kurz sein, immer die eine von Tod und AufeMehyng des Herrn. .Und das Vermächtnis des Herrn an dk Minen wär: Wein Leib, mein Blut kür eum. Die Cbrtitenbeit loitte iq'dier Erfüllung des Auftrages: Tut dies zu meinem Gedächtnis, — nie vergessen, datz sie durch seinen Tod erlöst war. Immer wieder kamen Menschen und wollten die Gestalt Christi um deuten, sich am Aergernis seines Todes, der eine Hinrich tung war, vorbeidrücken. Sie wollten einen Heiland, wie ste sich die Heilandsgötter vorstellten, die einen glänzenden Weg Uber die Erde machten, oder einen Heiland wie ein Herzog, der als Held von Sieg zu Sieg zieht und im Schick sal des Kampfes fällt. Wenn es nicht in der Schrift ge standen hätte und nicht in jeder Abendmahlsfeier gesagt worden wäre: Mein Leib, mein Blut für euch, — von den Griechen bis zu den Germanen hätten sie versucht, sich einen anderen Christus zu machen, nicht den gekreuzigten Gott, der gebebt hat im Garten, der sich anspeten lieh und ins Gesicht schlagen, der am Kreuze die Qual seiner Gott- Verlassenheit in die Welt hinausschrie. Für das Ur christentum war Christus nicht der Heros und Held, sondern der Herr ; es bejahte im Glauben Christus als den Herrn mitsamt seiner Hinrichtung. Es wutzte, datz Christus nicht in der Selbstbehauptung, sondern durch Selbsthingabe der Sieger geworden war. Der Herr selbst hat das Mysterium seines Todes ge- deutet, und wie es unehrfürchtig wäre, mit Menschen gedanken an das Geheimnis des Kreuzes zu rühren, so wär« es überheblich, die Deutung zu verschmähen, die der Sohn gab, der aus dem Herzen des Vaters kam. Er last;
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