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Z^pril Jahrgang 1939 Oster-veilsAe äer Läcksiscken VoIksreitunA 8 /9. ^prll >egimrtier 1 K ^0l1enmÄ8e1ün6 unter 6ein O8tersltsr iltcn. 'K -> i. gem Br« Professor uae Ruf. A' r- Ä i' mzgrana- ilge Ein- und die auch und Sssdettt, beinahe i s'<! !jk L hka und ls er ihr rloblgung weiß die zen Zelle :d, etwa: wlutionä- »uch, daß Sowjets innigster langem, r Gottes- a Stärlre ittcr läßt is sie zu in Mos- fe, Wölfe, und geht wtll auf- ; Glieder r AU und Erscheint wr ihren i blonder Lftrlrt in «kttancken von Mattern «na Lanckenk ver rollen wir alle kroft rein, Lttttrt roll unrer krori rein. Kvkle eieirr Mr er nlcfit aukerrtsncken, so wär Sie Ulett »ergangen, aa er nun aurerrtanaen irr. ro preiren wir a«n yerren Lvrlrt. KM eielrl volutionä« rechneten damit, das) einem der Ihren etwas zu» stoßen könnte. Di« Leute, die in diesen Tagen in verschiedenen Soleis abstiegen, hatten den Auftrag, in einem unscheinbaren Obstladen tn Zarskojeselo eine Höllenmaschine abzuliesern. Ein halbes Jahr vorher hatte sich ein Bauer aus Smolensk einen Frucht» laden, der etwa «tuen Kilometer vom Zarenpalais in der Resi denz Zarfkojefelo entfernt lag, gekaust. Nachts ging eine geheim nisvolle Arbeit tm Laden vor sich. Den Revolutionären standen Leute aller Beruf« und aller Gesellschaftsklassen zur Verfügung. Ingenieur«, Techniker, Rechtsanwälte bildeten die ..geistige Garde" einer Bewegung, die seit Jahren das Ziel des Unistur» z«s verfolgt«. Das Jahr 190! schien den Revolutionären für ihre Pläne äußerst günstig zu sein, da die össenlliche Meinung Rußlands über den verlorenen Krieg mit Japan stark empört war. Di« Leute im Obstladen gehörten der sogenannten Kampf, abteilung der ..Sozialrevolutionäre" mi, die beschlossen hatte, da» Palai, des Zaren zu unterminieren und bei der ersten gün stigen Gelegenheit durch eine Höllenmaschine zu zerstören Welche Gelegenheit kannte besser sein als die seicrlichc Ostermesse? Ostern war der eigentliche Nationalfeiertag des allen Rußlands. Tmisende von Glocken verkündeten den Gläubigen die Botschaft von der Auferstehung Ekristi, Kirchenzüge schritte» durch die Straßen und ganz Unbekannte gaben "ch den traditio« netten vstsrkuß aus beide Wangen. In der Osternacht pflegt« i offenen »en Zweck schlichten tttmann? mmen fi« !r »varen sein Fall Fabrik- rrt, hatte bis »in te beruf» -ar. An ,r zurück, 'erzte, an Zuletzt er, seltsame licht M, , Säuren . bös zu- ti glück- verblei- wie die hab' doch »er Ruski >rgen nun in Urteil erregende h aus der . Er A-'-ui L .- ! SiinMUNgsfache, «ln Augenblicksaufschwung! wehrt er sich dann wieder. Wenn ich nicht fehe, fühle, fo glaube ich es flicht! Aber Uber feine letzten, müden Widerstände hinweg dräust jubelnd, freudehell das Singen der Männer und Frauen: Ist das der Leib, Herr Jesu Thrift, der tot tm Grab gelegen ist? In der Gaststube sitzen viele der Kirchgänger, einen Kaffe« oder «inen Korn zu trinken vor dem Heimgang. Schlicht- Leute sind es, Landarbeiter, Fabriker. Sie rücken bereit willig, grlltzen respektvoll und doch voll Stolz. Der Fremde ist einer der Ihren, rin Glaubensgenosse, und herrlich hat er aelvi-U. Melusa, Melusa, Melusa. ve» rollen wir alle krov rein, Lstrlrl roll unrer 7k»»t rein. KM eleiri Uite» «eeesgduch rgennebel endwoher el klang, mmen zu iber, und Tag. »en Him- gen kün- as ewige em Male nmt, als sahen zu c Kampf md einer ind Mel der auf- nein um- ie Ostcr- gcstimmt, vor Eut in feind- rte nichts wohl die ande die auf. — In einem stillen Winkel unter altem Torbogen ver wittert eine Bank. Liebend kosen die Sonnenstrahlen über den bröckelnden Stein und laden Ilja zu kurzer Rast. Der Himmel leuchtet tn blaustrahlender Klarheit und über allem liegt verklärend ein goldener Schimmer. Wie unser Heiligenbild zu Hause, denkt Ilja, blaugolden. So tst das Kleid des Ostermorgeno. — Ostern! Seine Gedanken fliegen zurück. — „Christas Woskreß" sChristus tst auferstandenl), grüßten ihn beim Erwachen seine Eltern in der Osterfrühe und „Woistinu Woskreß" (Christus ist wahrhaft auferstanden!) ant wortete er froh in ihren Armen, mährend er den dreimaligen Osterknß entgegennahm. Dann hat man ihm heimlich und verschwiegen bei verschlossenen Türen schöne Ostereier ge schenkt: die Mutter hat ihn auf dem Schoße gehalten und er zählt, wie sich früher alle Menschen ganz öffentlich auf der Straße so grüßen dursten, wenn sie bei ausbrechendem Tag aus der ersten Messe kamen und die geweihte Paska (Osterkuchen) mitbrachten. Christas Woskreß! Im weiten Lande ist der Iubclruf verstummt, und das Kind, das ihn hcrbeisehnt mit wundem, llebeheischendem Herzen, sitzt einsam und verlassen inmitten vieler hastender Menschen, die keine Zett mehr haben, solchen Dingen nachzuhängen. Und nun schluchzt es laut und haltlos auf tm Bewußtsein seiner unendlichen Verlassenheit. Jetzt nur ein froher Gruß, ein warmes, menschliches Umfassen, um tröst- spendend die blutende Kinderseele aufzurichten! Doch nirgends regt sich gütiges Verstehen. — Dumpf schlittert die Erde unter dem Nollen herannahender Wagen. Der Demonstrationszug! Ilja schrickt zusammen. Man darf ihn nicht sehen! Sein Blick sucht in der Umgebung. Da drüben winkt ein gutes Versteck. Dor dem ersten Wagen muß er noch rasch hinüber. Gerade erhöht der Führer in der stillen Straße die Tou- renzahl, da läuft er über den Fahrdamm. Stolpert und fällt. Die Bremsen kreischen. Allmählich staut sich der ganze Zug. Unter dem ersten Wagen beugt sich ein Rotarmist über deri schwerverletzten Ilja. Wimmernd zuckt der schmächtige Knabenkörpcr in tödlichen Qualen. Aber die blutleeren Lippen bewegen sich und formen mit verhauchender Kraft fast unhörbar zwei Worte: „Christas Woskreß". Da geschieht etwas Unglaub liches. Der rohe Soldat neigt sich tief zu dem sterbenden Kinde, damit es mit seinen entschwindenden Sinnen noch die Antwort hört aus rauher Kehle: „Woistinu Woskreß", und dann preßt sich das bärtige Antlitz aus die zarten Kinderwan gen und grüßt mit dreimaligem Ostcrkuß. Ein selig verklärendes Lächeln spielt um den Mund des Kindes, das im beglückenden Schauer der empfangenen Oster- llebkosung sein Leben verhaucht. Im Herzen des Rotarmisten aber glimmt das selige Lächeln Iljas fort, glühend und sprühend wie leuchtende Funken. !" lnt-r den »men ast» lhelt von Wer und Menschen »üf. werden? eben? Schopf ab vom blauen Firmament, da schlägt sich der Himmel wie ein weiter Mantel um seine Gestalt. Und jetzt steht sie, daß dies der blaue Mantel der Madonna ist, genau wie aus ihrem Heiligenbild. Sie schwebt droben in lichter Höhe und birgt den blonden Ilja in den Falten ihres Gewandes. Und wie die liebliche Erscheinung langsam tm himmlischen Glanz verblaßt, erkennt sie plötzlich »n Ilja den lächelnden Jesus- Knaben — Am anderen Morgen kniet sie lange versonnen vor dem Bild. In der Schule zu Moskau schließt sich Ilja innerlich von den Kameraden ab. Er arbeitet fleißig mit dem Bestreben, die Lehrer zufrledenzusteNen. Bald muß er aber erkennen, daß hier nicht die Befähigung in den wissenschaftlichen Fächern maß gebend für das Fortkommen ist, sondern einzig und allein die Beherrschung des politischen Abc des Kommunismus. Und da mit steht es bet Ilja nicht sonderlich gut. Jüngere beschämen ihn, wenn er nicht imstande ist, die Beschlüsse der letzten Eowjetkongresse zu rezitieren. Die Lehrer drohen ihm an, daß er sitzen bleiben wird. So bemüht er sich denn, in die Gedankengänge des Kommunismus einzudringcn. Seine arme zermarterte Kinderseele kämpft sich allein durch alle auf tauchenden Zweifel, weil er hartnäckig jede Frage an die Lehrer vermeidet. Er haßt ihre Belehrungen, denn sie rauben, was ihm heilig ist, sie drängen aus seinem Herzen, was ihm siegen hilft in Kämpfen und Versuchungen. Er haßt den Kommunis mus und seine Vertreter und muß diesen Haß hüten wie ein tiefes Geheimnis, denn als Schüler der staatlichen Schule zählt er ohne weiteres zur kommunistischen Jugend. Nahezu drei Wochen ist er nun hier, dem Einfluß der Lehrer preisgegeben. Doch mit Aufbietung seiner ganzen Willenskraft bleibt sein Herz wie eine kleine gepanzerte Festung verschlossen. In we nigen Tagen ist er um Jahre gereift. Ein sinnender, ernster Zug hat die kindliche Rundung des hübschen Knabengesicht» verwischt. Und als sich das verschwiegene Leid immer schwe rer und wuchtiger bürdet, bricht trotz aller Tapferkeit unhalt bar und allmächtig das Heimweh über ihn herein. So naht Ostern heran. Wie in den Jahren seither ist auch diesmal wieder an dem hohen Feiertag eine große anti kirchliche Demonstration der kommunistischen Jugend geplant. Ganz großzügig soll der Zug gestaltet werden. Der Staat stellt zu diesem Zwecke Automobile, Geld, ja sogar Truppen zur Verfügung. Auch Iljas Klasse muß aus einem Wagen an der Gottlosenpropagandaßundgebung teilnehmen. Als er dies erfährt, begreift er, daß hier die Wegscheids feines künftigen Schicksals liegt. Es widerstrebt dem aufrechten Charakter des Knaben, auch nur zum Schein auf deni Wagen mttzufahren. Er fühlt, entweder wird er jetzt dem Heimweh nachgeben, aus der Schule laufen, oder mit offenem Herzen die Gemeinschaft seiner Umgebung suchen Meiterschleppen kann er die Last der Qualen nicht mehr lange. In vielen schlaflosen Nächten grübelt er mit brennender Stirn und er wägt alle Möglichkeiten. Am Ende aber steht immer und überall gigantisch die Macht der Sowjets. Durch die Fenster des Schlafsaales zuckt österlicher Friih- ltchtschein. Streift zwei Tränen auf übernächtigtem Antlitz, baß sie glitzern wie Perlen von morgenfrischem Tau. Ilja hat geweint. Lange, mondbeglänzte Stunden schon liegt er heim wehkrank mit wachen Sinnen. Er kann nicht mehr Kämpfen, seine Seele ist matt. Draußen bricht schon der Tag durch setzte »achtschattende Wolken, und noch weiß er nicht, was er tun wird. Dann Ist alles wie Immer. Waschen. Ankleiden, Früh stück. Nur anstatt in den Klassensaal marschiert er mit den Schülern nach dem Platz, wo sich die kommunistische Jugend versammelt und der Zug geordnet wird. Große und kleine Automobile rollen heran Auf Lieferwagen stellen die älteren Komsomolzen obszöne lebende Bilder. Grelle Plakate schreien nach allen Selten. ..Religion ist Opium für das Volk." — „Für di« Technik, für die Wissenschaft gegen das religiöse Opium!" — Opium! Ucberall schwirrt ihm das Wort entgegen. Und da alle anderen noch in wilden Gruppen wartend durcheinander stehen, gebietet ihm plötzlich ein stolzer Trotz, um die nahe Ecke z« verschwinden Es gelingt unausfällig. Ilia erschrickt einen Augenblick vor seiner eigenen Kübnhcit. Die innere Erregung läßt ibn nicht klar denken. Erst nachdem er eine Meile gelaufen ist, ohne daß jemand Notiz von ibm nimmt, wird er rußiger. Heim will er, zur Mutter. Ganz gleich, nms daraus entsteht. Eine Stunde an Ihrem liebenden Herzen wiegt mondcnlange Unrast Der Pfarryerr kommt, sich im Namen aller zu bedanken. »So schön war'» lange nimmer, so festlich!" sagt er herzlich. „Nicht zuletzt auch durch Ihr Spiel ." „Daß ich «tn wenig beitragen durfte, ist mir Lohn und Dank genug, Herr Pfarrer!" wehrt Hösener sreundlich. Dann fließt das Gespräch St« haben auch am Hellen Osiertag ihre Not, der Pfarrberr und Hösener, der eine das ständige und auf reibend« Ringen um die anoertrauten Seelen in der Diaspora, der andere das furchtbare Bangen um sein Augenlicht. Teilnehmend lauscht der Psarrherr. „Professor Hartmann ist Augenspezialist von Ruf!" versichert er dann eifrig. „Sie dürfen Vertrauen haben, junger Freund! Es hat Si« ganz sicher kein Zufall hergesührt!" Hösener nickt versonnen. „Leid, Krankheit!" fährt milde der Pfarrherr fort. „Wie oft sind da» Mahner, Boten nur! Wir lösten uns bcsinnen, tnnehalten auf vielleicht falschem Weg! Wer hat Ihnen nun den Weg hierhergewiesen? Ueberall kann uns Gott begegnen, und nicht nur am Wege nach Emmaus wartet der Ostersieger!" „Ich glaube, daß es so ist!" entgegneie Höfer leise. „Ich wtll Ihrer und Ihres Anliegens besonders geden ken!" sagt beim Abschied der Pfarrer. „Wenn, wie ich hoffe, de» Professors hohe Kunst Ihnen das Augenlicht zurückgeben sollte, vergessen Sie dann nicht, junger Freund: Zuletzt tst «« dann doch die Allmacht und die unendliche Güte des Herrn, die die Blende sortnimnit, die Schleier löst! Ein leises Berühren seiner Hand: Ich will, sei sehend I" Professor Hartmann hat die Untersuchung beendet. „Nun sprechen Sie das Urteil!" sagt Thomas Hösener mit mattem Versuch, zu lächeln. Er ist erregt, obgleich er Vertrauen gefotzt yat zu dem ruhig-ernsten Manne, der im Operations zimmer der Klinik vor ihm steht. „Ich will und kann eine absolut sichere und endgültige Prognose noch nicht stellen!" sagt der Prosejsor sachlich. „Es tst ein eigenartiger und seltener Fall!" „So befürchten Sie Thomas Hösener stockt und für Augenblicke hat das quälende Bangen wieder Gewalt über ihn. „Der beste Arzt kann irren!" entgegnete ruhig der Pro- fessor. „Aber ich hoffe zuversichtlich: Es wird alles gut- gehen!" „Tausend Dank, Herr Professor!" Dann steht Thomas Hösener im sonnenhellen Garten der Klinik, allein, verwirrt noch von der Verheißung des Pro fessors, aber das Herz voll Freude und Dank. Noch trägt er di« Blende, noch sind die Nebel vor seinen Blicken nicht fortgenommen, aber er weitz sich selig-schauernd von hohen, unsichtbaren Kräften geführt und geleitet, und eine über mächtige Hand hat ihn hauchleise berührt in diesen Oster« «uferst«hung»1aaeiu atmet auf und etwa» wie Ruhe, wie leises Hoffen will Plötzlich über ibn kommen. Da find Schritt« drautzen tm Hof, Stimmen klingen auf und «rtönen. Hösener lieht di, Umrisse vieler Menschen, Mäu ler und Frauen, Madel und Buben. In Gruppen kommen st«, verschwinden unter dem Portal des Saales. „Ein« Feier", denkt Hösener, „eine Osterfeier!" «Die Katholischen Haven Gottesdienst!" erklärt der Wirt. -Ammer am dritten Sonntag! Sie haben keine Kirche in btt Gegend!" „Gottesdienst, «in Oster-Hochamt also, in einem Bier saal?" denkt Hösener erstaunt. „In einer Halle, tn der . »an sonst Fest« friert, Trinkgelage abhält und bis in di« Dichte hinein tanzt? In einem Raum, geschwängert von labaksqualm und Alkoboldllnsten?" Er denkt an die Herr« sichen Dome und di« vielen würdig-schönen Kirchen ln seiner bayrischen Heimat. So wenig ihn auch religiöse Dinge sonst mi langem berühren, die Mitteilung des Wirts hat ihn doch mfe irgendwie verletzt und eigenartig schmerzhaft berührt. ,^vas „Echützenhaus" hat den größten Saal weitum!" sagt der Wirt voll Stolz. „Aus sieben Dörfern kommen di» Katholischen her, stundenweit!'^ „In einem Biersaal!" denkt Hösener wieder. Dann fragt « plötzlich: „Wann beginnt der Gottesdienst?" „Sie haben, soviel ich weiß, keinen, der das Harmonium spielt!. Sie warten wohl noch! Es wär' sonst wohl schon an der Zeit!" Da klingt vom Saal her schon Gesang. ..Thristus ist er« standen!" Hösener lauscht, plötzlich interessiert. Kein In« strument begleitet. „Wollen Sie mich bitte in den Saal ßlhren, Herr Wirt?'^ sagt er tn schnellem Entschluß. „In den Saal ?" Litte!" Oster-Hochamt ln der Diaspora. Andächtige Gemeinschaft «n Menschen, denen die Stunde des heiligen Opfers mehr ist al» bloßes Pflichtgenllgen, mehr al» Innehaltung eines von den Eltern übernommenen schönen Brauchs. Mühvoll and weit ost tst der Weg, aber sie alle, die immer neu in hartem Kampf um ihren Glauben stehen, haben diese Ena« benstunde sehnend erwartet. Neue Glaubenskrast Heim tragen, Opfermut und Gottes Segen dazu: Da tst kein Weg »u weit und zu beschwerlich. „Tbristu, ist erstanden!" Wie Osierglaube und hohe vstersreude aufklingt und himmelaus steigt aus dem Ge sang dieser schlichten Leute. Hösener lauscht, und leise be- ginnt es in seinem Herzen widerzukllngen, undeutlich noch und so wie fast vergessene Melodie. Immer noch ist leise» Widerstreben in ihm, und doch fühlt er sich seltsam mehr und mehr hineingezogen in diesen blutvoll-lebendtgen Kreis gottvreisender Menschen, fühlt «r, daß er trotz d r Jahre -ottsernen Dahinleven» in seinem tiefsten Innern immer noch Glied ist dieser Glaubensgemeinschaft, der «inen, welt umspannenden Kirche Ebrtltt. Kussiscke Revolutionäre wollten vor 34 Iskren äen Taren töten Ostern 1904 erschien in der Hatte des Hotels du Nord in Petersburg ein gutangezogener Herr in mittleren Jahren und bestellte sich ein Zimmer. Er trug sich in das Fremdenbuch als Graf Schuivaloff, Gutsbesitzer aus Kasan, ein. Nachts wurden die Einwohner des ganzen Stadtviertels durch eine furchtbare Explosion aus dem Schlafe geweckt. Die Hälfte des Hotels war zertrümmert. Im Zimmer des neu angekommenen Fremden hatte offenlmr die Explosion einer Höllenmaschine stattgcfunden. Man fmid weder Papiere noch sonst irgendwclcl>e Indizien über die Persönlichkeit des geheimnisvollen Gastes. Erst nach 25 Jahren erfuhr man aus den Geheimprotokoll'en der „Gesellschaft der Sozialrevolutionäre', zu welchem Zweck der vermeintliche Graf Schuivaloff damals nach der Hauptstadt des Zarenreiches gekommen mar. In der Oslernacht des Jahres 1904 sottte der Zar mit sei- n«m ganzen Gefolge mährend der feierlichen Ostermesse in seinem Palais tn Zarskojesclo tn die Lust gesprengt werden. Die Wühl arbeit der russischen Revolutionäre ging auf Ihr Ziel. Sturz des Zarenregiments, mit zäher Energie los. Geheime Fäden ver- banden Genf und Zürich, die Zentralen der russischen Revolutio näre mit Petersburg und Moskau. Der Plan, die ganze Zaren familie zu beseitigen, war in allen Einzelheiten durchdacht und wäre beinahe gelungen. Denn gleichzeitig mit dem Genossen Peter, so war der Pcirtciname des vermeintlichen Grafen, tro tzen in Petersburg noch mehrere Verschworene ein; denn die Re- Welch Jauchzen und Frohlocken, welch herrlicher Glaub« «n seinen Sieg und die eigene Auserstehung! O töricht« Kleingläubigkeit der Thomaszweifler! Was sind Fels wände vor ihm, der Taube und Blinde heilte und dem stür menden Meer gebot? Was ist ihm, der Tote erweckte, wa» stt dem Todüberwinder der Tod? Der Blinde heilte? Wie hatte die junge Schwester gesagt: »Zuletzt tst es dann doch ein anderer !" Die sanfte Stimm« klang in sein Spiel, und die schlanken, weißen Hände zitterten leise auf den Tasten. Wenn sich der gött liche Ostersieger erbarmend zu ihm niederneigte? Der Ostersieger? Noch einmal — ganz leise — drängt« sich de» ersten Zweiflers weltkluger Vorbehalt in sein Den ken: Di« Nagetmale sehen, seine Seitenwund« betasten können! Gin huschender Schatten der noch einmal vor der hohen Hell« zog, in die er sich seltsam wie aus Nacht und Grabestief« emporgehoben fühlte. Ein moderner Thoma» beugt sich nicht leichter willig und vorbehaltlos, al» der einst tm Saale. Noch sinkt Hösener nicht, völlig überwunden, dem verklärten Meister zu Füßen, aber zum erstenmal seit seiner Erkrankung ist Vertrauen auf Gottes übermächtige Hilfe in ihm, versucht er mit bebenden Lippen einen Aufruf zum Himmel zu formen, ein demütiges Gebet. Beginn erst des Aufbruchs zu Gott. Dennoch: In einer erstarrten und lange verfinsterten Menschenseel« erneuert sich der Öfterstes, weichen die dunklen Geister der Tiefe vor der Lichtgestalt oe» Auserstandenen. Thristus ist «rstanden! Singen es nur die Menschen jubellaut, di« langsam den Saal verlassen, klingt es in mächtiger Fuge unter des Spielers Händen nur aus dem Instrument? Er ist wirklich und wahrhaft auferstanden I so ist aller im Saal unumstößlicher Glaube und selige Ee- wißheit, und so klingt e» tn Höfeners Herzen wider. Noch nicht voll und sieggewaltig ist das Klingen, und doch sind dir tiefsten Saiten in ihm angeschlagen. Wer hat sie be rührt an diesem Hellen Ostermorgen?