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»'V W'"W V 'V G kröklieke und I(urL086 08tern Von 0. Q. k^oerster Und er leg« doch...l Daß es eierlegende Osterhasen gibt, wird ganz zu Unrecht bestritten. In einer Ansbacher Raritätensammlung werden drei Eier und ein amtliches Protokoll ausbervahrt, in dem von Amts wegen bezeugt wird, daß die drei Eler von einem Hasen gelegt wurden. Es heißt darin: „ und findet sich der Förster zu Solnhofen namens Johann Friedrich Fuhrmann geziemend vor dem Herrschaftlichen Iagdamt ein und sagt pflichtgemäß aus: Er habe den Hasen, als er Anno 1755 mit seiner Frau zur Kirchweih gegangen, an einer Eichen mit der sogenannten Haart gefangen und nach Hause getragen. Dieser Has, den er mit Samen und Getreide gefiittert, habe zum nächsten Ostern in einer alten hölzernen Truhen, darinnen er eingesperrt gewesen, ein Ei, so groß wie ein kleines Hühnerei, geleget. Anno 1757 hab« er das zweite und dritte, dann Anno 1758 das vierte uird fünfte Ei geleget. Davon habe eines der Herr Reichserbmarschall Graf Pappen heim geöffnet, worinnen nichts als weißes Wasser gewesen, und eines k-abe der Herr Forstmeister zu Wendelstein bekommen. Die übrigen drei habe er nebst einem Hasen nach Triersdorf zuni Herrscliaftlichen Iagdamt geliefert. Endet seine Aussage unter dem Zusatz, daß er solche im Fall Verlangens eidlich er härten könne, und wurde, nachdem er dies Protokoll eigen händig unterschrieben, dimittieret." Nach diesem von drei weiteren Zeugen unterschriebenen Schriftstück gibt es keinen Zweifel mehr: Er legt eben doch! Ostern — zweimal! Zu den merkwürdigsten Denkmälern Deutschlands gehört die Lauterbacher Ostersäule bei Schloß Stolpen: eine Inschrift auf ihr berichtet, daß im Jahre 1584 „zween Ostern in einem Jahre" gefeiert wurden. Man bedenke: zwei Osterfeste in einem Jahre. Wie es dazu kam? Nun. zivei Jahr« vorher war die Gre- gorianisä»e Kalcnderreform dnrchgefiihrt worden. Ein großer Teil der Gelehrten und mit ihm weite Kreise des Volkes, vor allem die Protestanten, hielten am alten Julianischen .Kalender fest und feierten darum das Osterfest zehn Tage später. Die Kin der sollen sich über diesen Zwiespalt am meisten gefreut haben, denn damals war di« Sitte, Ostereier in den Häusern einzu sammeln, schon verbreitet. Da» Ei des Zauberers. Ostern 1867 gab der bekannte Zauberkünstler Robert Hou« dln eine Vorstellung am Hos Napoleons III. Zum Schluß fei ler Vorführungen bat er die Kaiserin, ihm ihren kostbaren Brillantring für ein Kunststück zu überlasten. Sie tat es zö gernd. Houdin nahm einen Hammer und zertrümmerte das Kleinod zum Entsetzen aller Anwesenden mit einem wuchtigen Schlag Der Kaiser schien ungehalten, aber Houdin lächelte be schwichtigend. „Wenn Majestät die Güte hätten und einen Diener in den Garten schicken würden", bat er. „so würde der Diener in der Mitt« des Tulpenbeete» am rechten Seitengang ein Nest mit bunten Ostereiern finden." Ein Diener ivurde entsandt und kehrte mit einem hüb- scheu Strähnest zurück, das drei bunte Schokoladeneier enthielt. Houdin hielt es der Kaiserin mit fieser Verbeugung entgegen und bat sie, eines der Gier zu wählen und es zu öffnen. Die Kaiserin, noch immer äußerst erzürnt, nahm ein Ei und wars es ärgerlich mif den Boden. Dort zersprang «s in Stücke — und zwischen den Schalen schimmert« der scheinbar zertrümmerte Ring... Osterhochzeit — amerikanisch Das größte Osterei, das jemals „gelegt" wurde, war — wie sollte es anders sein! — ein amerikanisches. Im Jahre 1011 feierte die Tochter des Millionärs Harley am ersten Ostertage ihr Hochzeitsest. Der glüchliche Vater führte das junge Paar auf eine große Wiese hinter seinem Landhaus. Am Walrand erhob sich ein ungeheures Ei — Journalisten sollen es anfangs für einen gelandeten Zeppelin gehalten haben. Plötzlich glitt die weiße Schale auseinander und offenbarte «ine mächtige Villa, von besten Balkon eine zwanzigköpsige Musikkapelle einen Hoch zeitsmarsch spielt«. Die Schale dieses Rieseneies batte allein 80 600 Mark gekostet, und die Maschine, die das Wunder ent hüllte, noch 10 000 dazu. Eine Senfation also, wie Amerika sie liebt... keldanie „Und sonst sind Sie mit Ihrer Weisheit fertig? Sonst wis- sen Sie nichts? Nichts Neues, noch nie Daaewesenes? Die alten, abgebrauchten Tricks soll mir das Publikum glauben? Wozu sind Sie denn mein Reklamechef? Wozu sind Sie denn da? Ja, wozu sind Sie denn überhaupt noch da?" Mit lautem Krachen zersplittert «ine Vase auf dem Fuß- boden, und inmitten der Scherben und Trümmer steht hochrot vor Zorn, aber wunderschön in ihrer Erregung Lia Meran, der Star der Ara-Filmgesellschaft, und blickt wütend aus das Häus chen Unglück zu ihren Füßen. „Warum reden Sie denn nichts, Morena? Warum sagen Sie kein einziges Wort?" „Aber Sie lasten mir doch kein« Zeit dazu, schön« Frau. Oder glauben Sie. daß wir Männer noch etwas zu reden haben, wenn eine Frau erst einmal den Mund aufmacht?" Herzzerbrechend seufzend, wischt er sich den Schiveitz von der Stirne. „Heute hat doch wieder kein Vorschlag meln«rselts Gnade vor Ihren Augen gefunden. Heute belieben SI« mich wieder einmal mit Ihrem Zorn zu zerschmettern. Sie sind vielleicht mit dem linken Fuß zuerst aufgcstanden, oder ist Ihnen eine schwarze Katze über den Weg gelaufen?" Da lacht Lia Meran leise auf, ein welche», melodiöses Lachen, das jeden in ihren Bann zwingt, der es einmal ge hört hat. „Nein, mein Lieber, ich bin weder mit dem linken Fuß aufgestanden, noch ist mir eine schwarz« Katze über den Weg gelaufen. Aber soll man nicht zerspringen, wenn Sie mit so ge- . Von ?rie6e von Lotten fchmacklolen Vorschlägen kommen? Ich brauche efivas Neues, etwas Apartes, Pikantes, Romantisches. In einigen Tagen kommt mein neuester Großfilm heraus, und ich will doch, daß schon vorher alles von Mir spricht. Das Publikum von heute will immer in Atem gehalten werden, will Sensationen! In terviews. Autogrammlag, das allein genügt nicht. Etwas Neues, etwas Neues...!" Zornig trampeln die kleinen Füße auf dem schönen Eis beerfell herum. „Autogrammtag... Antogrammtag... Autogramm..." Ein glückliches Lächeln verklärt Morcnas breites gut- müfigcs Gesicht. „Ich hab's, ich hab's! Jetzt werden Sie mit mir zufrieden sein, zürnende Göttin. So etwas war noch nie da. nicht ein mal in Hollywood: Etwas Neues, etwas Ap>mrtes, Pikantes, Romantisches... wunderbar, geht in Ordnung." „Was war noch nie da? Darf ein gewöhnlicher Sterblicher es auch erfahren?" klingt eine lachende Stimme durch den Raum. „Ach, Fred, wie lieb von dir, mich wieder einmal auf zusuchen." Ein zärtlicher Blick streift die schöne Frau, als Fred sich tief über ihre klein« weiße Hand neigt. „Morena hat eine neue Idee, um die Leute ein bißchen von mir reden zu machen. Weiß du, so ein kleiner Vorge schmack für unseren neuen Film." „Aber Li. noch immer diese überspannten, romantischen Ideen? Glaubst du denn noch immer nicht, daß die Namen Lia Meran und Fred Loren allein schon genügen, um einen großen Publikumserfolg zu sichern? Hast du die begeisterten Bahnhofsempsänge vergessen und den Premierenrummel und die diversen Empfänge und Rundfunkreden und den ganzen Tam- Tam. den sie für uns beide schon geschlagen haben?" „Mein lieber Fred, das kenne ich genau. Heute wir, mor gen andere. Das Publikum ist schon einmal so. Man kann und darf sich nicht darauf verlassen. Das Publikum liebt die Ab- rvechslung, will immer in Spannung gehalten werden, und wenn man erst einmal anfängt in Vergessenheit zu geraten, dann ist es auch schon vorbei mit Ruhm, Ehre. Beliebtheit usw. Man muß da ein bißchen nachheisen, muß sich dem lieben Publikum immer ins Gedächtnis rufen. Habe ich nicht recht?" „Na ja, bis zu einem gewissen Grad magst du ja recht haben, aber es muß doch nicht alles aus so überspannte Weise zugehen, wie du es so gerne hast. Wir leben nun einmal schon in einer nüchternen Zeit, da passen so romantische Grillen nicht herein." „Und ich sage dir, alter Schulmeister, gerade weil wir in so einer nüchternen Zeit leben, kann es nicht genug romantisch zugehen. Aber ich kenne das, wenn man sich einmal erlaubt, aus dem ewig nüchternen E'nerlei heraustreten zu wollen, dann heißt es gleich: man ist überspannt. So sind die Männer. Eine gewöhnliä)« Frau gefällt ihnen nicht, sie wollen etwas Beson deres haben, und wenn wir Frauen es dann sind, dann heißt es wieder, wir sind verrückt, romantisch, wir passen nicht in das heutige Leben. Aber macht, was ihr wollt, mir ist es gleich gültig, ich will meine Ruhe haben!" Krachend fällt die Tür zu. Ein bißchen verdonnert und sehr unglücklich schaut Mo rena die geschlossene Tür an. In Freds Augen aber ist ein heißes, glückliches Leuchten aufgesticgcn. „Warte nur, kleine, süße Goldhexe, ich Kriege dich schon noch." „Na, Morena, machen S'c nicht so eine klägliche Mien*- Ewig zürnen wird ja die hohe Göttin nicht." „Haben Sie eine Ahnung. Loren!" Fred lachte herzlich. „Macht nichts, lxstser zu viel Temperament als gar keine», Sie können es mir glauben. Aber jetzt könnten Sie mir eigent lich verraten, welche noch nie dagewcsene Idee Sie in Ihre« Kopfe herumgewälzt haben." Da verklärt sich das noch eben so betrübte Vollmond gesicht , und dann gibt es ein eifriges Beraten und Tuscheln und zuweilen klingt ein ganz unglaublich vergnügtes Lack-en durch den Raum. „Jetzt habe ick) dich, kleine Li, mit deinen eigenen Massen werde ich dich schlagen." * Rosig fällt der Schein der verschleierten Ampel auf das süße Gesicht, das sich tief in die Spitzenkissen des schönen, brei ten Bettes schmiegt. Die schlanken, weißen Arme unter dem Kopf verschränkt, träumt Li vor sich hin. — Was wohl der Mo rena gemeint hat? Welche Idee er gehabt hat? In ihrem Zorn hatte sie ganz vergessen, ihn noch einmal darum zu fragen. Weil aber auch dieser unausstehliche Fred dozwischenkommen muhte. Aergerlich nar das. Und sie immer lo zu necken mit ihren romantischen Grillen! Sie wird ihm aber noch einmal ihre Mei nung sagen, ganz ernsthaft und tüchtig die Meinung sagen, schimpfen wird sie, schimpfen und fürchterlich böse sein, ja! Aber dann... dann wird sie wieder sehr lieb zu ihm fein, denn er ist doch so ein netter Mensch. Klirr... krach... bum... Der Fensterflügel fliegt aus. Du lieber Gott, was ist denn das? — Zitternd richtet sich Li auf. Ein leiser Schrei des Entsetzens... denn durch das Fenster schwingt sich geschmeidig ein schlanker, trainierter Kör per. und !m nächsten Augenblick steht dicht vor ihrem Bett ein hochgewachscncr Mann mit dunklen Locken, eine schwarze Sei denmaske vor die Augen gebunden. .Was wollen Sie da, wie können Sie cs wagen, da herein» zusieigen?" Lias Herz klopft laut vor Angst. „Machen Sie, daß Sie hinauskommen!" „Bitte, keine Angst", klingt eine wohllautende, aber an scheinend verstellte Stimme durch das Gemach.' „Sie brauchen sich wirklich nicht zu fürchten. Ich bin ein durchaus harmloser Mensch, aber etwas exzentrisch und romantisch veranlagt. Sie 08t6r8ps2iergsng Plauderei sm ^Voekenende Von Usrsbu. Am Fest der Auferstehung des Herrn eine Wan derung über die erwachenden Fluren zu machen, ist guter alter Brauch. Viele von uns denken dabei an das Vor bild des Osterspazierganges, den Doktor Faust und sein Famulus Wagner unternehmen. Wer ganz sicher gehen will, hat vor seinem eigenen Osterspaziergang die ein schlägigen Szenen im „Faust" noch einmal nachgelesen. Das ist sogar zu empfehlen. Manche von uns reden gern von unseren großen Dichtern, deren Werke Deutsch lands Ruhm in alle Lande getragen haben — aber lesen? Diese Werke hat man doch gelesen, früher ein mal auf der Schule oder kurz nachher. Sie noch ein mal zu lesen wäre wohl überflüssig . . . Meinen die guten Leute. Als ob der Mensch mit dem Alter nicht an Lebenserfahrung und tieferer Einsicht zunähmel Als vb er den „Faust" als Erwachsener nicht mit ganz ande ren Augen läse! Nachlesen also soll man den „Oster spaziergang" im „Faust". Aber ob man den eigenen Osterspaziergang in gleichem Geiste unternehmen soll? Das möchte ich doch bezweifeln. Nicht im Schleier der Leidenschaften! Denn allv die Menschen, die Goethe hinaussvazie- ren läßt in die vom Eise befreite Frühltngslandschaft, tragen ihre Leidenschaften und Wirrnisse hinaus in die Natur. Und suchen diese Menschlichkeiten nicht etwa da draußen zu vergessen, sondern sehen geradezu Land schaft und Leben durch'diesen Schleier der Leidenschaften. „Die schönsten Mädchen und das beste Bier und Händel von der ersten Sorte" suchen die Handwerks- — einmal andere burschen, die nach dem Jägerhaus, der Mühle und dem Wasserhof wandern. Der Student aber, der den Dienst mädchen nachsteigt, ist nicht anders gesonnen. Diese Mäd chen haben ja auch nichts anderes im Kopf als Tanz und Liebesei. Und die Vürgcrmädchen würden es ihnen gern gleichtun, wenn es nur ihr guter Ruf erlaubte. Die guten Bürger endlich — wovon reden sie? Von dem Stunk und Aerger, den es in der Stadt gibt, vom Uebermut des neuen Bürgermeisters . . . Leidenschaft lich wie das Fühlen und Denken der Menschen ist auch ihre Erholung bei Fiedeln, Schreien, Kegelschieben: „Sie toben wie vom bösen Geist getrieben und nennen's Freude, nennen's Gesang." Faust aber — auch er zeigt trotz aller seiner Weis heit und seines Alters nicht das Bild eines abgeklärten Seelenfriedens. Eben ist er ja in der Osternncht dem Selbstmord entgangen: frommer Gesang in der Oster- frühe hat ihn am Leben festgehalten. Nun aber wird er wieder von seinem inneren Zwiespalt gequält: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust ..." Er ist nahe daran, aufs neue zu verzweifeln: „O glücklich, wer noch hoffen kann, Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! Was man nicht weiß, das eben brauchte man, Und was man weiß, kann man nicht brauchen." Sondern mit offener Seele Nein, das ist nicht die rechte Stimmung und Ge- slnnung für einen Osterspaziergang. Wie solch ein Sva- zieraang ausgehen kann, das erleben wir ja nm Doktor Farm: Er bringt den Teufel mit nach Haus. Wir aber wollen von unserem Osterspaziergang etwas anderes mit nach Hause bringen: Dio Lebensfreude, die jetzt aus jedem grünen Blatt spricht, das sich draußen entfaltet. Den Frieden Gottes, der über den vom Frühling geseg neten Fluren liegt. Nicht unsere Leidenschaften sollen wir hinaus tragen in die Landschaft und den ganzen Frühling nur durch den Schleier unseres eigenen Ich sehen. Sondern wir wollen unser Ich am besten einmal ganz zu Hause lassen, wollen nichts sein als ein Stück der erblühenden Natur. Mit offenen Sinnen wollen wir uns dem Früh ling hingeben: Seine klare Luft soll Klarheit in unserer Seele wecken, sein Helles Licht unser Herz und unsere Augen strahlend erhellen, sein Blühen und Grünen die guten Kräfte unseres Innern zur Entfaltung bringen. Das Fest der Auferstehung wollen wir so feiern, daß es auch von uns heißen kann — aber mit mehr Recht als von den Stadtbürgern im „Faust" —: „Denn sie sind wahrhaft auferstanden." Jeder von uns setzt im Winter Fett an oder irgendeine kleine Trägheit, eine Nachlässigkeit in der körperlichen Uebung, eine Schlaffheit in der Willensanspannung, eine Unlust zu geistiger Regsamkeit, die über den engeren Bezirk unserer Pflichten hinausgeht. Mit diesem körperlichen, moralischen und geistigen Winterspeck wollen wir jetzt, da der Frühling um Ostern seine Herrschaft antritt, ganz Schluß machen. Der Osterspaziergang soll der Anfang dazu sein. Dank an den Schöpfer Haben wir nicht allen Grund, unserem Schöpfer zu danken, daß wir wieder einen Frühling bei leidlicher Gesundheit erleben dürfen? Wie viele aus unserem Bekanntenkreis, darunter gar treffliche Männer, haben in diesem Winter das Zeitliche gesegnet! Weiter: Stellen wir uns einmal vor, es wäre im vorigen September in München dem Führer nicht gelungen, einen Ausweg aus der europäischen Verwirrung zu finden — wie viele