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37. Nabra D olkszeiluny Donnerstag, 22. Dezember 1938 SchryUettung: Dr«»L«».A., PoUristiatz« 17, grniiul MU ». UVIL D-Ichstst,stell«, Druck und Verlag: Termanla Buchdrucker,» und Verlag DH. und <L. Winkel, Pallerstratz« 17, Ferurus stlvlst, Paftlcheck: stir. 107ö, Bank: Eiadlbank Vr«»dea Nr. U7S7 Im gall« von höheirr Sewrlt, Verbot, «lnlrelender Settted» ftörungen hat der Becher »de« Weibunglielkend« keim «nipiüche, lall, »I, Zeitung in be>chrSnli«m Umlang«, ««» lpäiet oder nicht erscheint. Srllllluugiort ist D««,»«» «rscheliN I «al «Schenlli». Monatlicher vezug,pr«t» durch Listgei einlchl. N> Psg t>». « Plg Irstgerlostn 1.70; durch di« Post 1.70 «inlchlieblich Postiiderweisung^iebühr, «uzllglich »I Psg. Post-Bestellgeld. Siuzel-Nr. Ist Psg., Sonnabend, und Festiag^Slr. ist P>g. Abbestellungen mststen loütesten, «Ine Woche oor Nblaul de« Be,u„i«tt lchiiltlich beim Verlag eingegongen lein Unier« lrstger dstrl«, kein, »bbestellung«, «ntgegennehme». verlagoort Dretten. Iin;eigenprell«: di« lloaltig« 27 mm breit« geil« st Psst l sllr gamtl^non,eigen i Plg Für Platzwünlch« können ml« I«ln« chewöst, ieistei. SachMe " Sowjetrussische Spionage in WA. Landesverrat mit Lustreisen bezahlt Men als Mittelsmänner Vos Angeles, 22. Dezember. Bor den Bundes-Gross' geschworenen standen der Jude Hasls SalIch und Milchall Gorin, der hiesige Leiter des sowsetrussischen Reisebüros „Intourist", unter der Anklage der Spionage. In der Ver handlung sagten mehrere Zeugen aus, dass das Reisebüro „Intourist" vollständig von der Sowsetregierung ausgehalten werde und dass die Unkosten amerikanischer Touristen sür Reisen noch Sowsetruftland häusig dadurch beglichen wer den, dass die Touristen der Sowsetregierung wertvolle Infor mationen lieferten. Salich und Gorin sind angeklagt, der Sowsetregierung militärische Geheimnisse der Bereinigten Staaten sowie Pläne für die amerikanisch« Verteidigung und sür gcheimzuhaltcnde Instrumente verraten zu haben. Spionaaenetz in Spanien entdeckt Eine amtliche Mitteilung des Aussenminlsteriums in Burgos Burgos, 22. Dezember. Ueber einen Zwischenfall, der sich bei der spanisch-französischen Grenze bei Irun zugetragen hat, wurde vom nationalspanischcn Aussenministerium nachstehende amtliche Verlautbarung ausgegeben: In einem von dem britischen Dizelwnsul in San Seba stian abgcfcrtigtcn Briefbeulel, den der britisch« Konsul Good man w'.l sich führte, hat der nationalspanische Informatioas- und Kontrolldienst Dokumente entdeckt, di« zweifellos zu-- N--- Die Llngarnreise Eianos beendet Budapest, 22. Dezember. Der italienische Aussenminister Graf Ciano ist am Donnerstag um 7.20 Uhr nach Beendigung seines viertägigen Aufenthalts in Ungarn wieder nach Rom abgereist. Die offizielle Verabschiedung Gras Cianos, der den Mittwoch mit dem Reichsverweser, dem Aussenminister Graf Csakl) und anderen führenden Persönlichkeiten auf der Jagd In Mezöhegyes verbracht hat, erfolgte Mittwoch abend auf dem Budapester Bahnhof. Mailand, 22. Dezember. Zum Abschluss des Besuches des Grafen Eiano in Ungarn schreibt der „Popolo d'Italia", der Budapester Besuch des Grasen Ciano habe die Haltung Un garns nach dem Frieden von München und dem Wiener Schiedsspruch klar zum Ausdruck gebracht. Genf habe Ungarn weder Gerechtigkeit noch die Hoffnung aus Gerechtigkeit gege ben. Die Gerechtigkeit sei den Ungarn ausschliesslich durch den Schiedsspruch von Wien und durch das Funktionieren der Achse zuteil geworden. Die Atmosphäre im Donauraum habe sich nun verändert, und die Völker könnten neue Möglichkeiten der Zusammen arbeit in Erwägung ziehen, die früher ausgeschlossen schienen. Die Ereignisse führten Ungarn immer mehr in die Linie der Achse. Auch in den Beziehungen zwischen Ungarn und Iugo- slavien sei eine Neuorientierung der Zusammenarbeit ein getreten. Der Friede von Wien habe die Krlegsspannung ent laden und neue Wege eröffnet. Die Antikomintcrnpolitik, eine der Grundlagen der Achse, sei bestimmt, sich auch in Ungarn zu entwickeln. Klangloses Ende in Lima Die panamerikanisch« Konferenz Lima, 22. Dezember. Die Vollversammlung der panameri kanischen Konferenz ist ain Mittwoch nach vierstündiger Dauer abgebrochen worden. Wie vorauszusehen war, ergaben sich keine neuen Gesichtspunkte und keine Ueberraschungen. Die Ausfüh rungen der verschiedenen Redner bewegten sich in dem bekannten Rahmen der Solidaritätsbeteuerungen. Es wurde eine Reihe bereits von den Ausschüssen gebilligter Projekte angenommen, darunter befindet sich als konkreter Punkt die Schaffung eines interamerikanischen Finanz- und Wirtschaftsinstituts Trotz der endgültigen Ablehnung des Interventionsplanes sür Spanien kam der Vertreter Kubas nochmals in einer längeren Rede auf dieses Projekt zurück. Der Vertreter Perus sprach die Ueber- zeugung aus, dass der Grenzstrcit seines Landes freundschaftliche Regelung unter Wahrun g der beiderseitigen Souveräni- t ä t finden werde. „Keine Vorschläge zur Änderung der Lage" Englands starre Haltung zur spanischen Frage London, 22. Dezember. Unterstaatssekretär Butler gab am Mittwochabend vor einer Abordnung der „Londoner Ver einigung der Fricdensgcsellschalt" dir Erklärung ab, dass die Re gierung zur Zeit nicht beabsichtigt, General Franco Kricgführen- deiircchle zu gewahren. Solange die Vorschläge des Nicktein- niischnngsausschusses begehen blieben, halte die britische Regie rung als Mitglied des Ausschusses daran fest. Sie habe kein« Vorschläge zur Aenderung der Lage zu machen. formation des Landesfcindes über zukünftige miltärische Ope- rationen bestimmt waren. Auch wurde eine grössere Menge spanischen Geldes gefunden, das der Devisenstelle nicht mit geteilt worden ivar. Die eingelciteten Untersuchungen lassen das Vorhandensein eines Spionagenetzes ver muten, das für seine Zwecke das Auto benutzte, in dem der Fund gemacht wurde. Die Untersuchungen dauern noch an. Der diplomatische Vertreter Grossbritanniens hat dem Wunsche Ausdruck gegeben, die Angelegenheit zu klären, und seinerseits den spanischen Behörden alle Erleichterungen zur Ausklärung gemährt. Marxistischer Lnaensender in Sidney abgeschaltet London, 22. Dezember. Wie aus Siduey gemeldet wird, hat der neue australische Postminister Cameron am Mittwoch einen marxistischen Sender in Sidney während der Durchführung des Programms geschlossen und ihm die Sendcerlaubnis entzogen, nachdem der Sender bereits mehr fach wegen seiner uncrguicklichen Kritik verwarnt worden war. Der Sender befand sich seit mehreren Jahren in mar xistischen Händen. Wie aus Sidney zu der zwangsweisen Einstellung des marxistischen Senders ergänzend gemeldet wird, waren der direkte Anlass zur Schliessung des Senders Sendungen, in -UNS Boykott ioponischsr Waren ankaeiovdert wurde. Die Negierung werde auch weiterhin die britischen Handelsschiffe einschliesslich der von den Hilfsorganisationen gecharterten Schiffe aus hoher See schützen. Hierzu schreibt Vernon Vartlett in tier liberalen „News- Chronicle", Chamberlain werde in Rom der Gewährung von Kriegführendenrcchten an Franco nicht zustimmen, obwohl der Bericht Hcmmings, der nunmehr allen im Nichteinmischungsaus schuss vertretenen Regierungen vertraulich zur Kenntnis gebracht worden sei. einen derart starken Appell sür die Gewährung von Kriegsührendenrechten an General Franco enthalte, dass man an- nehmen müsse, dass Hemming für die fundamentale Aenderung des gesamten Nichteinmischungsplanes sei. Gif rotfpanische Wem abgesKsssen Bilbao, 22. Dezember. Der nationalspanische Heeresbericht vom Mittwoch meldet wieder: Ruhe an den Fronten. Anderer seits war jedoch die Luftwaffe stark tätig. Das Bombardement der kürzlich bekanntgegebenen militärischen Ziele wurde weiter mit Erfolg fortgesetzt. Ferner gelang es nationalen Kampf fliegern, im Luftkamps elf rote Maschinen nbzusckiesscn. und zwar drei Martinbombcr, zwei ..Nataschas", fünf Natas-Iäger sowie eine Maschine bisher unbekannten Fabrikats. Kalle führt zu Preissteigerungen in Frankreich Paris, 22. Dezember. Tie Temperatur hat sich in ganz Frankreich in den letzten 2t Stunden stabilisiert. Rochefort weist mit 18,7 Grad unter Null den niedrigsten Stand aus. Aus der Gegenseite herrscht in Marseille fast Frühlingswelter mit plus 11 Grad. Die starken Schneefälle, die aus allen fran zösischen Provinzen gemeldet werden, haben den Berk e h r ausserordentlich behindert. Man unterstreicht beson ders die Schwierigkeiten, die sick dem Krastwagenverkchr cnt- gegenstellen. und die in verschiedenen Gegenden zu einer Kalami tät in der Zufuhr von Lebensmitteln geführt haben. Die unmit telbare Folge hiervon sind neue Preissteigerungen, die auch ne der Pariser Markthalle zu verzeichnen sind. In Paris wurden auch am Mittwoch wieder zahlreiche Veranstaltungen wegen zu grosser Kälte verschoben. So fallen beispielsweise die Pferderennen am heutigen Donnerstag aus. Zahlreiche Boxveranftaltungen und andere Kundgebungen muss ten ebenfalls abgeblasen werden. Die Züge treffen nur mit grosser Verspätung ein. In Nordfrankreich, wo die Kälte sich noch fühlbarer bemerkbar macht, mussten zahlreiche Schulen gc- schlossen werden. Schweres Zugunglück in Mexiko Fünf Tote, 48 Berletzte. Mexiko-Stadt, 22. Dezember. Der am Mittwochmorgen von Mexiko-Stadt mit Veracruz als Zielbahnhof abgcgangene Zug der englischen Vahngesellschast Ferrocarril Mexicano ent gleiste zwischen den Stationen Ometusco und Irolo. Das Un glück forderte 5 Todesopfer und 43 Verletzte. Ter Zug beför derte mehr als 1000 Personen, vorwiegend Regicrungsbeamte, die Ihren Weihnachtsurlaub in Veracruz verleben wollten. Der Verkehrsminister hat eine Untersuchung eingcleitct. Die Ur- ache des Unglücks scheint ei» Achsen bruch bei der Lo- wmotive des in voller Fahrt befindlichen Zuges gewesen zu ein. Parole an die Wirtschaft ' Der Gedanke, wie sämtliche deutschen Wirtschaftskräfte mit dem grösstmöglichen Nutzeffekt eingesetzt werden können, beschäftigt die Wirtschastspolitiker seit einem Jahr in zu nehmendem Masse. Nachdem alle Betriebsanlagen mit Pro duktionsmitteln und alle menschlichen Arbeitskräfte voll ausgenutzt sind, wie aus dem Schreiben des Generalseld- marfchalls Göring an Neichswirtjchaftsminister Funk her vorgeht, bleibt der Grundsatz der Leistungssteige rung der einzige Weg, über die Verknappung der Arbeits kräfte und industriellen Anlagen hinweg, die dem deutschen Volke und seiner Führung gestellten Ansgaben zu be wältigen. Mancher Kaufmann, der die Atempause der Weih« nachtsfeiertage zu einem gesammelten Rückblick aus den Stand und die Leistungen seines Geschäftes benutzt, wird gerade durch den jüngsten Auftrag Görings nachdrücklichst an das Ziel jedes einzelnen und kleinsten Wirtschastssak- tors, die Höchstleistung gemahnt. Ganz von selbst wird dann bei Erörterungen der gegeuwi. rügen Wirt schaftsausgaben und der Lage des einzelnen llnternehmens das Schlagwort von der Rationalisier u n g in die Debatte geworfen. Das einstmals viel verjehmle Wort be kommt damit einen neuen Klang. Es wird zum Thema des Tages. Görings Auftrag an den Neichswirlfchastsmi nister folgt ähnlichen Aufträgen zur einheitlichen Lcntunq des Krast- sahrzeugwesens und des Maschinenbaus. Aber Major von Schell und Direktor Lange rationalisieren nur zwei verhältnismässig streng abgcgrenzie Bezirke der deutschen Industrie. Neichswirljchaftsministcr Funk erhielt dagegen Vollmacht, einem allgemeinen Wirljchaftsgrund- satz in fast sämtlichen Unternehmungen der gewerblichen Wirtschaft nach zentralen Gesichtspunkten Geltung zu ver schaffen. Unter seiner Obhut wird sich in den nächsten Wochen und den ersten Monaten des neuen Jahres eine H e r z ka m m e r d e r N a t i o n a l i s i e r u n g entwickeln, in die die Vorarbeit einer beachtlichen Zahl von Wirtschafts gruppen — und Organisationen, von Staats- und Panel stellen zweckentsprechend eingebaut sind. Görings Schreiben enthält neben den Generalvollmachten sür den Wirtschakts- minister gleichzeitig Hinweise, an welchen Stellen der Na- tionalisierungsprozcss einsetzen muss. Verbesserung der Betriebsanlagen, Produktionsmittel und Pro duktionsmethoden aus der einen und Steigerung des Lei stungsvermögens der in der deutichen Wirtschaft Täiigen auf der anderen Seite, das sind die beiden Stellen, von denen aus die Wirtschaft ihr Ziel: Die H ö ch st l c i st u n g, anstrcbt. Es gibt nur wenige deutsche Organisationen, die nach dem letzten Austrage Görings nicht in irgendeiner Art der W e i f u n g s b.e f u g n i s des W i r t j ch a s t s in i n i - st e r s unterstehen. Der Eeneraiseldmarschatt selbst hat so gar die Dienststellen der Partei, ihrer Gliederungen und angeschlosscncn Verbände bestimmt, die im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Führers an sie ergehenden An ordnungen des Wirtschaftsministers dnrchzuiührcn. Jeder Kaufmann :?eiss, wieviel an einzelnen Nationalisierungs massnahmen in den letzten zwölf Monaten bereits eingelei tet wurden. Er hat aber auch oft sestsrellen müssen, wie ost sich die v e r s ch i e d e n e n A n o r d n u ngenge g ensc i- tig störtcn oder gar aushobcn, anstatt sich in ihrer Wir kung zu steigern. Nicht selten beklagte er deshalb den un einheitlichen Einsatz und die geringe gegenseitige Abstim mung aller bisher erlassenen Anordnungen. Das Nalio- nalisierungsnmt des Wirtsckmftsministers, das alle Voraus setzungen für eine planvolle Zusammenfassung und Zu sammenarbeit auf diesem Gebiete in sich birgt, wird er des halb wärmstens begrüssen. Es ist nun aber nicht so, dass der Auftrag Görings den einzelnen Kaufmann und Unternehmer von der Pflicht ent bindet, selbst in seinem Betriebe und seinem Geschäft z u rationalisieren, also mehr zu erzeugen, alle Kräfte besser auszunutzen und gegebenenfalls, wenn nicht mehr ge. leistet werden kann, diegleiche Leistung mit weni ger Kräften zu bewältigen. Wenn der Staat alle Mass nahmen zur Leistungssteigerung in einer Hand vereinigt, so w»ll er dadurch die Privatinitiative, das Grundelement alles wirtschaftlichen Lebens in Deutschlands nicht ablösen. Die Beibehaltung de» freien Leistungswettbewerbs im deut schen Wirtschaftsleben garantiert auch für die Zukunft jedem unternehmenden Kaufmann ein Betätigungsfeld. Gerade durch diese Beibehaltung kann das Ziel der Wirtschaft, die geforderte Höchstleistung am besten erreicht werden. Es ist eine alte Erfahrung, dass, wenn das Wettbewerbsprinzip wirksam ist, schon eine einzige Verbesserung eines Produk tionsmittels, eine einzige Verbilligung des Erzeugnisses ausreicht, alle anderen Mitglieder der gleichen Branche zur Anwendung der gleichen rationalisierenden Verfahren zu zwingen, wenn sie nicht ins Hintertreffen geraten und schliesslich ausscheiden wollen. Wer sich nicht r«htzeitis um» „Neue Atmosphäre im Oonauraum"