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Mittwoch. 14. September 1938 Sächsische volk»zeltung Nummer List, Seite 8 »lotirvn nen, die se etwa 2500 Liter fassen und hanptsüchlich zum Ballast- ausglelch dienen. Das Traggas wird in 16 einzelnen Gaszellen mitgeführt, die aus nach einem besonderen Verfahren hergestell ten gasdichten Stoff bestehen. 14 Zellen sind mit Uebcrdruck- ventilen versehen, die in einem senkrechten lgleichzeitig der Entlüftung dos Schiffsinnern dienenden) Lustschacht ausmündeu. Die Gesamtfläche des verarbeiteten Zellenstoffes wird mit 57 000 Quadratmetern angegeben. Wir schreiten den Laufsteg entlang und werfen jetzt einen Blick in die wohnlich eingerichteten Mannschafts- uno Offiziers messen sowie die zwcibcttigen Schlafkammern der einschlictzlich des Kommandanten und der Offiziere aus 45 Köpfen bestehen den Besatzung. Die Fahrgasträume sind — wie beim „Hindenburg", — in den eigentlichen Schiffskörper eingebaut. Die Gescllschasts- und Speiseräume sind von vornehmer Gediegenheit und ver binden in vorbildlicher Weise das Angenehme mit dem Nütz lichen. Der mittschiffs erhöht liegende Sveisesaal ist in grnuein und lindgrünem Ton gehalten und mit beguemen Ledersofas ausgestattet. Die neuartige Anordnung der 20 Kabinen, die für 40 Fahrgäste bestimmt sind, ermöglicht es, dem grösseren Teil der Schlafkammern durch Außensenstcr direktes Tageslicht zu- zusiihren. Alle Schlasröume sind mit elektrischem Licht und fliehendem Wasser ausqestattet: neu ist auch, das; sie nicht mehr Nummern, sondern Namen deutscher Städte ir igen, die mit dem Zeppelin-Gedanken irgendwie besonders verbunden sind. Zum Bortrieb des Lustschisses werden vier Taimler-Venz- Dieselmotoren von sc 800—850 PS Daucrleistung <1200 PS Höchstleistung) benutzt. Die grösste Geschwindigkeit des Schisses beläuft sich auf 135 Stundenkilometer, die Ma-lchaelchwindig- keit durchschnittlich auf 125 Stundenkilometer. Eine Neuerung ist der Einbau von Ballastwallernewinnern: durch sie wird aus den Abgasen der Motoren Waller niedergeschlagen, das als Ballast zum Ersatz des Gewichtes d-s verbrannten Brennltofscs dient. Diese Neuerung trägt wesentlich zur Erhöhung der Sicher heit des Fährbetriebes bei. SrkSnlg Alsons ledt In drei Hotelzimmern Rom, 14. September. Der tödlich verlausens Autounsall des Herzogs von Cava- dogna, des ältesten Sohnes von Alsons XIH., hat die Aufmerk samkeit wieder einmal auf diesen König im Exil gerichtet. Alsons XIII., der 1031 seinen Thron verlassen mutzte, lebt seit her im freiwilligen Exil. Alfons XIII. hält sich im Grand Hotel in Nom ans. Trotz seiner 52 Jahr« ist er noch eine sportlich frisä)e Erscl)e':nung. Sein Lebenszuschnitt ist selbst für einen König im Exil vcrhäll- nismätzig bescheiden. Er bewohnt im ziveiten Stock des Hotels ein Appartement aus drei zusammenhängenden Hauptzimmcrn, die zum Teil von ihm selbst möbliert sind. Das Mittelzimmer ist gleichzeitig Salon, Rauch- und Arbeitszimmer. Einige Fami lienporträts und Photos, sowie eine grotze Karte Spaniens schmücken die Wand dieses Raumes. Ein S;»eisezimmer in Grau und Blau und ein durchaus durchschnittliches Schlafzimmer ver- Moskau un6 pnsg Seit der Entstehung des tschechischen Konflikts legen die Moskauer Blätter eine Haltung an den Tag, die über das Endziel des Bolschewismus, nämlich den bewaffneten Zusammenstoß und damit die Entfesselung eines neuen Weltbrandes, keinen Augenblick einen Zweifel aufkommen lassen. Wenn die angeblichen Absichten des „deutschen An greifers" für die Moskauer Presse von vornherein so klar lagen, daß anfangs nur im Tone der Verachtung darüber gesprochen wurde, so hat sich freilich das Bild in den letzten Wochen ein wenig geändert, als Lord Runciman nach Prag entsandt wurde, als die internationale Oeffentlichkeit sich zu nehmend von der gerechten sudetendeutschen Sache über zeugte, die „Times" ihren Volksbefragungsvorschlag her ausbrachte, und selbst in Frankreich die Stimmen nicht mehr vereinzelt oastehen, die zugeben, daß den Millionen der so genannten Minderheiten in der Tscheche! bitteres Unrecht zugefügt wurde. Jetzt begann man in Moskau die Erfahr zu wittern, die dem „tschechischen Nationalstaat" als den besten Verbündeten Moskaus droht. Man begann zu toben und zu schimpfen, — und mobilisierte freilich alle Kräfte, um die Tschechen zum Widerstand aufzustacheln. Am 8. Sep tember brachte die sowjetamtliche „Tatz" eine Meldung, di« offen in Panik macht. Man gewinnt von der eigenen bol schewistischen Auffassung über die Kampfstärke der Roten Armee —die doch nach der bisherigen Version unter allenUm« ständen den Tschechen Hilfe leisten sott — ein merkwürdiges Bild, wenn man liest, daß die „Tatz" sich in geradezu be- schwörender Form — an Frankreich um Hilfe wendet, ohne das angeblich die Tscheche! verloren sei. Man müsse Frank reich eindringlich klarmachen, daß von seiner Haltung jetzt das Schicksal Europas — und vor allem Frankreichs Schicksal selbst abhänge. Denn in Prag werde auch über die Sicher heit Frankreichs entschieden werden . . . Hitler werde dis Tscheche! schlucken, wenn Frankreich seine Pflicht nicht er« l'-lle . . . Und so weiter! — Zualeich oießt die „Pramda" die volle Schale bissigen Hohns iibelc Englasid und Lord Runciman aus, der nur „im Interesse der Faschisten handele und Prag zu weiterem Nachgeben veranlassen wolle", ob wohl, wie das gleiche Blatt hervorhebt, die Karlsbader Forderungen von den Tschechen angeblich bereits hundert prozentig erfüllt worden seien . . . Natürlich begnügt sich aber Moskau nicht mit der Hetze und Panikmache. Wenn auch noch keine Bestätigung für die aus den Randstaaten blättern stammende Meldung Uber das Eintreffen des Komintern-Häuptlings Dimitroff in Prag vorliegt, so bietet die Tätigkeit des eigenen tschechischen Kommunistenführers Eottlvald Veranlassung genug, sich mit dieser Seite der An gelegenheit zu befassen. Gottwald ist Mitglied der Exekutive der Komintern und über deren besondere Ziele also gut unterrichtet, und nach italienischen Blättern hat er es neuerdings besonders darauf angelegt, den sog. „tschechischen Patriotismus" zu stärken, um es auf diesem Wege zu einer Explosion kommen zu lassen. Der neue „Graf Zeppelin" startbereit Vie Fahrficherheit durch Neuerungen weiter erhöht Friedrichshafen, 14. Sept. Silberglänzend liegt der Riesenleib des neuen Luftschiffes „LZ 130" in der glotzen Montagehalle des Luftschiffbaues Zep pelin in Friedrichshafen. Ueberall wird noch letzte Hand an gelegt, werden von den Monteuren die letzten Bersperrdrühte nachgezogen und die letzten Pinselstriche über die aluminium- arbene Haut geführt: denn bereits am Mittwoch — wenn das chöne Spätsommerwetter anhält — soll das Schiff, dem der tolze und verpflichtende Name „Graf Zeppelin" gegeben wurde, zu seiner Jungfernfahrt starten. Am Dienstagnachmittag hatten die Vertreter der deutschen Presse Gelegenheit, den Luftriesen eingehend zu besichtigen. Direktor Dr. Eckener wies nach herzlichen Willkommcnsworten auf die hauptsächlichen Neuerungen des „LZ 130" gegen über dem Luftschiff „Hindenburg" hin. Die Führung durch Offiziere und Fahringenieure vermittelte dann ein eindrucks volles Bild von dem neuen Luftschiff und zugleich der Genia lität deutscher Erfinder und Ingenieure. Die Länge des Schis ses beträgt 245 Meter, sein grötzter Durchmesser 41,2 Meter, der Gasinhalt 200 000 Kubikmeter und die Gesamttragkraft rund 200 000 Kilogramm. Man kann sich einen Begriff von der Weitläufigkeit der Konstruktion machen, wenn man erfährt, datz die Gesamtlänge der Aerippetcäger etwa 22 Kilometer um- fatzt, die Gesamtlänge des verwendeten Stahldrahtes rund 135 Kilometer und die Zahl der verwendeten Nieten etwa 5,5 Mill, betragt. Die Autzenhaut des Schisses besteht aus einem starken unzerreißbaren Stosfgcwebe, das durch mehrere Lackansirichc wetterfest gemacht wurde. Die Gesamtfläche dieser Autzenhaut mißt nicht weniger als rund 28 100 Quadratmeter. In der Führergondel mit dem Kommando- und Naviga- tlonsstnnd sind alle liir die Schisssfiihrung erforderlichen Ein- richtungen und Geräte vereinigt. Ueber den ziemlich schmalen Laussteg gelangt man In das Innere des Luftschiffes. Inmitten eines Labyrinths von Dräh ten und Drahtverfpannungcn bemerkt man riesige Wasserton- vollständigen die Behausung Alsons', der übrigens von seiner Gattin getrcnnt lebt. Umsorgt wird der Exkönig von seinem treuen Chauffeur Antonie, der auch Kammerdiener und Ber- trauenspcrson ist. Im Erdgeschoß des Hotels ist dann noch sein persönliches Sekretariat cingerichlet, in dem der Marguis Tor- rez di Mendoza Dienst tut. Politisäzcr Sekretär war bis in die letzten Tage der Gras delos Ades, der jetzt allerdings an das Krankenbett seines bei den Kämpfen in Spanien verwundeten Sohnes geeilt ist. De los Andes wird augenblicklich vertreten durch den Grasen de Pcna Ramiro, Herr Banda de la Bermejas und eine Stenotypistin vervollständigen das Sekretariat. Alsons XIII. führt, obwohl er Beziehungen zu vielen Krei sen Roms unterhält, ein sehr zurückgezogenes Leben, das sich zum groben Teile im Hotel abspielt. Er empfängt gern auch seine früheren Untertanen und zeigt sich im engeren Freundes kreis als brillanter Plauderer. Hier im Exil hält er sich frei von der strengen spanischen HosctikcUe und führt das Leben eines diskret bedienten aristokratischen Gastes. Aeugesiallung der Vatikanischen Bibliothek ' Im Zuge der Neugestaltung der Vatikanische Bibliothek ist die Druckschristenabteilung durch Einbau einer Galerie und Ersetzung der hölzernen Regale durch eiserne völlig umgcändert worden. Auch die 1020 begonnene Anlage des Gesamtkatalogcs, für welche die amerikanische Carnegie-Stiftung drei Biblio thekare zur Verfügung stellte, macht weitere Fortschritte, trotz des großen Zuivachses an Schriften, die täglich aus aller Welt einlauscn. Verzögert wird die Fertigstellung auch dadurch, datz in den letzten zwanzig Jahren neue wertvolle Bibliotheken, besonders aus dem Bestand alter italienischer Familien, der Baticana einverlcibt werden konnten: so eine von de Rossi erstellte Sammlung aus Wien mit 1195 Handschriften, ferner die Bibliothek Chigi, die 3000 Handschriften enthielt, die Fami lienbibliothek Ferraioli mit 1200 Handschriften und 40 000 Druckwerken. Aus dem Museum der Propaganda kamen dazu 2400 Handschriften und vom Erzbischof von Athen 8000 Bände In griechischer Sprache. Im Jahre 1938 konnte der Papst ein dreigeschossiges Magazin siir 250 000 Bände der Benutzung über geben. Die Baticana ist heute eine- der größten Bibliotheks anlagen» der Welt, mit allen neuzeitlichen Hilfsmitteln aus gestattet. Schwedische Serbstmanöver unter Führung König Gustafs General von Blasßowitz vertritt dl« deutsche Wehrmacht. Stockholm, 14. September. Die, diesjährigen großen schwedischen Herbstmanöver beginnen am Freitag, dein 1«. Sep tember. Sie finden in der südostschwedisct-en Provinz Smaland an der Grenze von Schonen statt und stehen unter Führung König Gustavs mit dem Armcechef Generalleutnant Syl van als Stellvertreter. Insgesamt werden bei den Manövern mehr als 24 000 Mann, 1000 Kraftwagen und 3000 Pferde teil nehmen. Das Hauptaugenmerk soll aus die Beweglichkeit der Truppen mit den motorisierten Einheiten in Wald- und Pah- gelände nach dem neuen Felddicnstreglemcnt gelenkt iverdcn. Die deutsch« Wehrmacht wird durch General der Infante rie Blaskowitz, Kommandierenden General des II. AK. und in seiner Begleitung Major von Wedel vom Oberkommando der Wehrmacht, sowie dem Militärattache an der deutschen Gesandt schaft Oberst von Uthmann vertreten. Rote Klrchenschänder in Polen Warschau, 14. September. In Wolhynien wurde eine Kirche der russisch orthodoxen Kirche, die im Auftrag der Behörden den Katholiken übergeben werden sollte, von bislzer unbekannten Tätern in die Lust ge sprengt. Eine andere Kirche wurde durch unflätige Inschriften entiveiht. In beiden Fällen sind bestimmte 'Anhaltspunkte vor handen, die aus einen kommunistischen Anschlag schließen lassen. Die von der polnischen Regierung angeordnete Abtragung russischer „Zwiebeltürme" auf einzelnen Kircl)«n, in denen die Polen eine bittere Erinnerung an die Zeit ihrer Unfreiheit sehen, ferner die Ucbergabe solcher russischer Kirchen, die einst katholisch und später von den Jiussen enteignet worden waren, hat im Osten zu starken kirchlichen Spannungen zwiscl^n Katholiken und Orthodoxen gesührt, die von der kommunisti schen Agitation ausgeivertet werde». Mit den Kirchenspren gungen ist die klare Absicht verbunden, die Abneigung der „Rechtgläubigen" gegen die Polen zu verstärken. Die rege Wühlarbeit im Osten Hkllcns geht auch daraus hervor, daß die geheimnisvollen Brandstiftungen in den mili tärischen Ansiedlungen des Grenzschutzkorps weitcrgchen. Die „Gazeta Polska" meint erregt, cs wäre eine Täuschung, daß die von der Komintern in Moskau verfügte Auflösung und Neu organisation der illegalen kommunistisck-en Partei In Polen etwa deren Tätigkeit gelähmt hätte. Dies sei keinesivegs der Fall. Man habe der Komintern wohl das Werkzeug zer schlagen, doch läge schon die Parole Dimitrosss vor, sich hinter den Masken anderer Parteien zu verstecken und In allen Wirt- schastsverbänden Fuß zu fassen. Es wäre ein Leichtsinn, zu glauben, der Bolschewismus hätte aus Polen verzichtet. »Herzschlag* oder VerkehrSunfall? Nach neuesten systematischen Ermittlungen ist im mensch lichen Fehlverhallen die Hauptursachc der Unfälle nachgewiesen worden und allein in 40 Prozent eine Alkoholeinwirkung sest- gestellt worden. Es ergibt sich daraus immer cindrlnglichcr. die Aufgabe der Gerichtsmedizin, mittels moderner naturwissen schaftlicher kriminalistischer Methoden den Hergang von Vcr- kehrsunsällen aufzuklären. Welch wichtige Rolle dabei der Gerichtsmedizin zukommt, möge ein Beispiel erläutern, das Sa« gesunde Äolksempfinden Ist ausschlag gebend Die Gesinnung «ine« Täter» bestimmt das Urteil. — Ein« beachtenswert« Reichsgerichtsentscheidung. Leipzig, 14. Sept. Mchstabe bet der Ein Ehepaar hatte seiner verheirateten Tochter ein Grund stück geschenkt, die Schenkung jedoch wegen Undanks der Be schenkten widerrufen. Entgegen der Ansicht des Berusungs- gerlchts hat das Reichsgericht das Widerru ungsrecht der Kläger bejaht. Der Svruck des Reichsgerichts ist zu begrüßen, weil au» ihm ersichtlich ist, datz heute nicht mehr nur der Buchstabe des Gesetzes, sondern das gesunde Dolksempsinden bei der Rechtsfindung ausschlaggebend ist. Der Ehemann der Beschenkten hatte sich grober Ausschrei tungen gegen die Kläger schuldig gemacht. Die Beschenkte hatte durch ihr ganzes Verhalten ihr Einverständnis mit der Haltung ihres Ehemannes bewiesen, sich eindeutig auf seine Seite gestellt und nichts versucht, den Ehemann zu besänftigen oder sonst zum Guten zu wirken. Das Berufungsgericht wollte dieses Ver halten der Tochter nicht ungünstig anrechnen, weil sie sich in rinem Konflikt ihrer Pflichten als Tochter und Ehefrau bc- snndeu habe. Diese Annahme fand jedoch in den tatsächlichen Feststellungen keine Stütze. Die Sache lag vielmehr so, datz die beklagte Ehefrau überhaupt nicht den Wunsch und den Willen hatte, auf ihren Ehemann im Sinne eines Ausgleichs einzuwirken. Wenn sich auch nach der Annahme des Berusungsgcrichls aus der Beweisaufnahme kein Zusammenwirken der beklagten Ehefrau mit ihrem Ehemann hinsichtlich der von ihm begangenen groben Ausschreitungen ergab, so mutzte dach, da sich der im Berusungsurtcll für die beklagte Ehefrau ins Feld geführte Entschuldigungsgrund als nicht stichhaltig erweisen, schon das Unterlassen jeden Versuchs, die Beschimpfungen und Mißhand lungen der Klüger zu verhindern, als Verfehlung, und zwar nach Lage der Dinge als schwere Verfehlung der beklagte» Ehe frau angesehen werden. Außer der Tatsache, daß die beklagte Ehefrau beiden Klägern mit Rücksicht aus die Schenkung Dank schuldete, mußte auch in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden, daß sich die Ausschreitungen ihres Mannes gegen ihre eigene Mutter richteten. Für die Frage, ob eine grobe Verfehlung des Beschenkten vorllegt, wird es nach heutiger Anschauung noch mehr als früher auf die Gesinnung ankommcn, die aus seinem Verhalten spricht. Dio Gesinnung, die hier die beklagte Ehefrau gcaenübcr den Klägern gezeigt hat, war häßlich und feindselig. Nur aus sol cher Gesinnung heraus ist ihr passives Verhallen bei den groben Ausschreitungen ihres Ehemannes gegen den Kläger zu er klären. Nun seht freilich eine grobe Verfehlung eine Betäti gung der tadelnswerten Gesinnung voraus, doch ist dazu nicht unbedingt positives Handeln erforderlich, sondern es mutz eine Unterlassung jedenfalls dann genügen, wenn nach den ganzen Umständen Handeln eine sittliche Pflicht bedeutete. So lag die Sache hier. Somit ist entgegen der Ansicht des Bcrusunasae- richts das Wlderrufsrecht der Klüger aus Paragraph 530 VGD. zu bejahen. Prof. Dr. Ruhh in der „Umschau in Wissenschaft und Technik" ^Frankfurt a. M.) bespricht. — Ein Raüjahrer wird in der Dunkelheit durch einen Personenkraftwagen von hinten ange- fahren und überfahren. Der Autosahrer behauptet bei seiner Vernehmung, der Radfahrer sei offenbar stark betrunken ge wesen: infolgedessen habe er mit dem Rad geschwankt und sei in die Fahrbahn gekommen. Die Bestimmung des Alkohols im Blut hat aber einen negativen Befund und Zeugen bekun de», datz der Radfahrer umuittclbar von der Arbeit gekommen sei. Die Angabe des Autofahrers wird daher für eine 'Ausrede gehalten und von einer gerichtlichen Leichenöffnung Abstand genommen. Die trotzdem später vorgenommene gerichtsärztliche Sektion des Radfahrers ergibt neben dem Berblulungstod eine starke Arteriosklerose der Schlagader des Hirngruudes und Reste einer früheren Gehirnblutung. Zeugen bestätigen, datz der Radfahrer gelegentlich an Schwindelanfällen gelitten habe. Es liegt also nahe das Schwanken aus einen solchen Schwindel anfall zurückzusiihrcn. Hierdurch wird die scheinbar durch die Alkoholuntersuchung widerlegte Behauptung des Beschuldigten glaubhaft gemacht und ein 'Verschulden Kanu nicht nactigcwiesen werden. — Dieses Beispiel zeigt eindringlich, wie alle llnler- suchungsmethodcn vorgenommcn werde» müssen, um ein genaues Bild des Unfalls zu erhalten. Datz die Bestimmung de» Alkoholgehaltes im Blut unerläßlich ist, ist selbstverständlich. Nur mutz sehr sorgfältig dabei verfahren werden. Ucbrigens wird von vielen Laien angenommen, daß cs Mittel gibt, die schlagartig die Alkoholbceinslussung beheben können. Das ist jedoch nicht der Fall. Weder Kaffee noch Medikamente sind dazu in der Lage, Rauchen verstärkt sogar die subjektiven Anzeichen des Rausches. Tschechische Devisen- und Gdelmelallschiebungen ausgedetlt Prag, 14 September. In den letzten Wochen haben di« Devisenschiebungen zwischen der deutschen Ostmark und der Slowakei wiederum an Umsang zugcnommcn. Die Prcßbur» per Finanzorgane hatten von einer solchen Schinugglerbande er fahren. Es sollte sich um ein Personenauto handeln, das ost nach Wien fährt und Valuten mitführt, Die Finanzbehörden warteten vier Tage und Nächte vergeblich auf die Schmuggler und glaubten schon, einer falschen Anzeige aufgcsessen zu fein, als sie In der fünften Nacht das erwartete Auto an der Grenze bei Berg stellen konnten. Die Insassen des Autos werden nicht genannt. Die Fiuanzbehördc fand in den Aktentaschen dieser Herren, die ihr einträgliches Gewerbe schon lange ausübcn, Rvichsmarknotcn im Werte von 400 000 Tschechenkroncn. Da» Geld ivollten die Valutenschicber nach Deutschland bringen. Dis Noten wurden in Pretzburg zu einem geringeren Kurse gekauft und sollten in der Ostmark zu dem vollen Marktpreis abgesetzt werden. Die Finanzbeamten nahmen die drei Schieber fest. Wenige Stunden später wurde noch eine zweite Valuten« schieberbande sichergestellt. Die Finanzorgane hatten auf der Orosvarer Straße ein tschecho-slowakisches Auto angehallen und unt°rsucht. Im Benzintank wurde ein eingelötetes Versteck ge funden, in welchem die Autofahrer nach und nach aus der Ostmark Valuten und Wertsachen schoben. Vcidc Schieber wurden ver haftet. In dem Versteck wurden außer Valuten noch Gold und Platin im Werte von 600 000 Tschechcnkronen entdeckt. Fünf verheerende Großbrände angelegt Der sestgenommene Täter vermutlich Psychopath. Dortmund, 14. September. Sondcrbeamten der Kriminalpolizeistelle Dortmund gee lang in Batenhorst die Festnahme eines Masscnbrandstisters, der in der Zeit vom Dezember 1937 bis lnuite naclpveislich fünf Grotzbrände angelegt hat, denen eine Möbelfabrik und vier landwirtschaftliche Anwesen zum Opfer gefallen sind. In zwei Fällen entginge» die Bewohner der Höfe nur mit knapper Not dem Vcrbrennungstod. Der Schaden bclüuft sich aus rund 350 000 RM. Der Täter ist der 27jührige Hermann Kuhnert. Sohn achtbarer Eltern. Vermutlich ist Kuhnert, der ein volles Geständnis abgelegt hat, ein Psychopath.