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Johann Gottfried Keunre Das Grab der Gdalisken Geheimnisse um Marmarameev damit bcsclmstigt. Mittel der Zerstörung die Aufgabe eines anderen Teiles. Wege menschjichen Lebens und der Zivilisation würde die Unterstadt nacb den Schilde- rungen des cnalischen Architekten anssebcn: Zuerst sollen grafte unterirdische Wagenparks angelegt werden, die im Frieden für Urbach halt, lebe in sich", — das war die Regel seiner Lebensführung. Furchtlosigkeit und Freiheitssinn kennzeichneten ihn. Duft er zuiveilen in seiner Menscl-envergchtung an Fr. M. Klinger er innert, wollen wir seinem ungewöhnlichen Lebenswege zuschrci- ben. Zu früh hatte der bittre Lebensernst seine Schatten hin- eingcworfen in dieses Leben. Aber durch diese Schatten schim mern immer wieder Helle Lichter. In mannigfachen Abwand lungen lebt sein Wort besonnter Lebensweisheit aus den Ge sänge« fort: Wo man singet, la ft dich ruhig nieder, Ohne Furcht, was man im Lande glaubt; Wo man singet, wird kein Mensch beraubt; Bösewichter haben keine Lieder. DieAukuuftsstädte unterirdisch Englands Architekten wollen „Schattenstädte" bauen. Amerika warnt vor neuen Wolkenkratzern. In Mexiko-City tagten 437 Architekten aus aller Welt. Der Streit ging darum, ob man in Zukunst di<? modernen Städte oberhalb oder unterhalb der Erde errichten soll. Seitdem der Krieg als Möglichkeit wieder das Tages gespräch der Weltöffentlichkeit geworden ist, iverden alle unser Leben betreffenden Fragen, wie cs scheint einer neuen Betrach tung unterzogen. Die 437 Architekten aus USA. und verschie denen europäischen Staaten, die in Mexiko-City eine grafte Tagung abhielten, berieten also nicht darüber, welcher Baustil zu empfehlen und welches Baumaterial am zweckmäßigsten sei, sondern, ivie man den Städtebau an eine zukünftige Kriegs katastrophe anpasscn müsse. Mehr als die Hälfte der Kongreft- teilnchmer bestand aus Engländern, Franzosen, Schivedcn und Amerikanern. Bon englischer Seite wurden geradezu revolu tionäre Borschläge für den Städtebau gemacht. Der Sprecher der englischen Delegation beschäftigte sich ausführlich mit dem Problem des unterirdischen Städtebaues. „Die Stadt der Zukunft", so erklärte er, „darf nicht mehr ans der Erdoberfläche allen Feinden sichtbar errichtet, sie muft viel mehr in die Erde hineinverlegt werden." Da man jedoch keinem Staat zumutcn dürfe, daft alle jetzt bestehenden Städte abge brochen und an ihrer Statt neue unterhalb der Erdoberfläche gebaut würden, müsse für jede Stadt eine „Zwillingsscknvester" unterhalb der Erde geschaffen werden. Wenn der eine Teil der Wissenschaft sich beute zu erfinden, so sei es für die Erhaltung des zu erfinden. Folgcndermaften den normalen Gebrauch bestimmt sind und im Krieg als bomben- siel)ere Luftschutzkeller dienen können. Weiler sollen unter, irdische Krankenhäuser und Unfallstationen gebaut werden, die im Krieg bei Fliegerangriffen als Unterschlupf für die Zivi listen und im Frieden als Kliniken dienen können. Auch die Museen schon jetzt von der Erdoberfläche wegzunehmen, sei dringend notwendig. Zur Bewahrung der in den Museen aus gestapelten Kulturgüter sei es geradezu empfehlenswert, einen „Umzug nach unten" vorzunehmen. da die trockene oder feuchte Lust auf der Erdoberfläche den Schaustücken weit mehr schade als eine ausgeglichene künstliche Temperatur unterhalb der Erde. Es bedeute auch keine groftc Umwälzung, wenn man sämt liche Speiselokale und Cafes und dergleichen ein Stockwerk tie fer lege. In den heutigen Lokalen werde ja sowieso meist' nur künstliches Licht und künstliche Ventilation benutzt. Wenn man die unterirdischen Restaurants noch mit künstlichen Sannen aus gestalte. so werde kein Mensch zögern, auch in Friedenszeiten sich an das „Höhlenicben" zu gewöhnen. In dieser Art wurden weitere Vorschläge gemacht. Bei der Diskussion wandten sich die Amerikaner ganz entschieden gegen solche Städtebaupläne. Die Gesundheit der Menlchl>cit erfordere, so wurde erklärt, daft man in Licht, Lust und Sonne baue. Amerika denke nicht daran, sich unter der Erde zu ver stecken. Das rief den Protest der englischen Delegation hervor. Amerika, so sagte man, hätte freilich gut reden, es sei noch nie mals von Fliegerangriffen bedroht gewesen, aber England mache sich ernstliche Gedanken über einen Zukunstskrieg. Daraus erklärten die Amerikaner, für die Fliegerabwehr sollten nicht die Architekten, sondern die Flugzeug-Abwehrkanonen sorgen. Ein weiteres Thema bildeten die Wolkenkratzer. Sollte man in Zukunft noch höher bauen, noch weiter in den Him mel steigen? Die Vertreter Nordamerikas rieten dringend da von ab. Der Bau von Wolkenkratzern erfordere derartig viele Kosten und Nebenkosten, daft man, wenn irgend möglich, in die Breite, aber nicht mehr in die Höbe bauen sollte. Damit wäre» anch die Vertreter Mexikos, des Gastlandes dieser Tagung, ein verstanden. Gerade in Mexiko hat man in den letzten Jahren sich die nordamerikanischcn Baumethoden sehr zu eigen gemacht. Es scheint jedoch als ob man in Zukunft auch in Mexiko-City von weiteren Wolkenkratzern absehen will. Man hat nämlich bemerkt, daft die Stadt jährlich um etwa 30 Zentimeter tiefer sinkt, weil der Untergrund sumpfig ist. Die baulichen Be mühungen der mexikanischen Architekten werden sich in der nächsten Zeil vielmehr darauf richten, die Bauten aus der spa nischen Eroberer- und Kolonialzeit zu pflegen und zu bewahren. Die Vorschläge der Engländer, in Zukunst nur noch „Schatlenstädle" zn errichten, haben also in Mexiko keinen graften Beifall gesunden. Vielleicht überlegt man sich auch in England dieses Problem noch einmal. Wir könnten uns denken, daft dos natnrliebende englische Volk, wenn die Kriegs psychose sich wieder etwas gelegt hat, keine Lnst mehr verspürt, einen graften Teil seines Lebens unterhalb der Erde zu ver bringen. An eine Heranslunst des madernen „Troglodytenlebens" in der Welt dürfte jedenfalls in den nächsten Jahren noch nicht zu denken sein. Grabe steigen: Totengcsichtcr.' heben Anklage gegen das himmelschreiende Unrecht, das ihnen angetan wurde. Ioh. G. Scumc „die Locken zerrauft, weift die Mär' zu erzählen, wie du die eigenen Söhne verkauft an die Mäkler der Seelen. — In den Wäldern des Westens voll Gram irrte der Fremdling verloren; selbst den Wilden verschwieg er vor Scham, welches Land ihn geboren". „Deutsche Mutter!" klagt der edle Graf von Schack. „Verbirg dein Gesicht! Nicht mit marmornen Platten, und mit Lorbeer aus Gräbern nicht sühnst du die zürnenden Schatten!" Zwei Jahre später, 1783, flüchtete Seume aus Kanada. Kurz nach seiner Rückkehr wurde er von preußiscl-en Werbern ausgcgrisscn und nach Emden gebracht. Zwei neue Fluchtver suche führten zu einem Verfahren vor dem Kriegsgericht. Knapp entging er der Todesstrafe, und nur weil sich General CourbiLre für ihn cinsctzte, wurde ihm die Strafe des gefürchteten Spieft- rutenlaufcns geschenkt. — Man sollte meinen, daft nach so har ten Schicksalsfügungen der nunmehr zwanzigjährige Seume verbittert und verhärtet oder vielleicht asozial geworden wäre. Jedoch ein hartes Geschick kann den Menschen veredeln. „Leid und Elend sind Gottes Segen, wenn sie überstanden sind", sagt einmal Pestalozzi. Seume zog sich ohne Groll im Herzen nach Leipzig zurück, widmete sich zehn Jahre der stillen Arbeit als Privatgelehrter und Schriftsteller. Unter anderen Werken entstand das Gedicht „Der Huronc" mit dem berühmt geworde nen Anfang: „Ein Kanadier, der noch Europens über tünchte Höflichkeit nicht kannte" und den Schluss: „Seht, wir Wilden sind doch bess're Menschen!" „Und er schlug sich seitwärts in die Büsche." Wendungen, die in den Sprachschatz unseres Volkes iibergcgangen sind! — Das Sä)asfcn Seumeo wird für alle Zeiten ein leuchtender Beweis dafür sein, das, der ivahre Humor «ine heldische Haltung der Seele ist, durch welck-c auch tchiverstes Leid, ja bitteres Unrecht umge- schmolzen wird in Kraft. Wenn der Name Sc um« unvergessen ist, so nicht nur wegen des eigenartigen Iugendschicksals dieses kerndeutschen Mannes und wegen einiger mehr oder weniger gutgelungener Berszeilcn, Was Seume ein bleibendes Andenken sichert, ist, daft er ein Klassiker der — Fuftwanderung war. Goethe, der Seumes Gedichte nicht sonderlich sclmtzte, nannte ihn einen „be deutenden Pilgersmann". Im Loben Seumes bewahrheitet sich I. I. Rousseaus Reiseregel: „Wenn man nur ans Ziel kommen wist, kann man mit der Postkutsche fahren; aber wenn man reisen will, muft man zu Fuft gehen!" Nach kurzer Tätigkeit Im russischen Militärdienst 1733 bis 1796 und einigen Jahren Arbeit als Korrektor ln Gäschens Druckerei in Grimma, trat er, trotz seiner trüben Erfahrungen, die er einst als Jüngling gemacht, seinen berühmten „Spaziergang nach Syra kus" an. Manche humorvolle Lcbensiveisheit ist -ort einge streut, zum Beispiel: „Wo irgendein Zank ist. da ist immer ein Weib im Spiele." Wenige Jahre später, 1808. ivanderte er zu Fuft nach Russland, Finnland und Schweden. Den geistigen Ertrag seiner Reise legte er nieder In dem Buch« „Mein Som mer im Jahre 1805". Auch hier ist manche hübsche Bemerkung zu finden. — Lehrreich Ist auch heute noch seine Lebensbeschrei bung „Mein Leben", die von C. A. H. Clodlus beendet wurde. Als Dichter hat Seume nichts Bleibendes geschaffen. Daft er, trotz seines traurigen Geschicks in der besten Jugendzeit, nicht irre wurde an seinem Vaterland«, sondern als einer der glühendsten Patrioten sich über Deutschlands Erniedrigung tief grämte und sein deutsches Dichterwort mit dem eines Fichte zur Abwehr des französischen Tyrannen vereinte, ehrt diesen Mann, der einer der besten Deutschen war. „Wer auf Charakter Aufruf, in dem die Bevölkerung von Stambul und Istanbul aufgesordert wurde, sich an der Ausklärung des Rätsels zu be teiligen. Und auf diese Weis« halte man dann auch Erfolg gehabt, denn es meldeten sich aus diesen Ausruf hin mehrere Personen, die «inst am Hofe Abdul Hamids, des türkischen Sultans in Diensten gestanden haben und nun glaubhaft nach- zuweiscn vermochten, daft cs sich lxi den auf dem Boden de» Marmarameercs gefundenen menschlichen Skeletten vermutlich um die sterblichen Ueberreste von Odalisken handelt, die jener ob seiner Grausamkeit berüchtigte Despot ius Meer werfe« lieft, wenn er ihrer überdrüssig geworden ivar. Was Augenzeugen berichten Diese Hypothese hat um so mehr Wahrscl^inlichkeit für sich, als es in der Zwischenzeit den Tauchern gelungen ist. etwa ein halbes Dutzend gutcrhaltener Skelette aus der Tiefe zu bergen. Diese Skelette wurden hierauf sofort einer eingehen den anatomischen Untersuchung unterzogen, bei der sich dann tatsächlich herausstellte, daft es sich durchweg um die Skelette von Frauen zwischen 20 und 40 Jahren handelt. Auch zeitlich würden die Angaben zulresseu, denn nach dem Befund der Aerzte dürften diese Knochen und Gebeine einige Jahrzehnt« auf dem Grund des Meeres geruht haben. Was erzählen nun die Augenzeugen der Grausamkeiten Abdul Hamids? Alle Berichte stimmen in der Feststellung überein, daft dieser Despot in erster Linie von einem krank haften Misstrauen gegen jedermann befallen gewesen ist. Angst und Mißtrauen dürsten es wohl in den meisten Fällen auch gcivesen sein, die in Abdul Hamid den Entschlaft reisen tieften, sich der Lieblingsfraucn aus seinem Harem aus so furchtbare Weise zu entledigen, daft er sic eines Tages b«i Nacht und Nebel einfach heimlich ins Meer werfen lieft. Denn wären diese Frauen früher oder später wieder in ihre Heimat zurück gekehrt — und dieses Recht stand ihnen an sich zu — dann hätten ihre Erzählungen und Berichte von den Scheusslich keiten, die sich im Serail zuzutragen pflegten, wohl nur dazu beitragen können, die Stimmung gegen den Sultan in Kon stantinopel, die im ganzen Lande sowieso alles andere denn günstig war, iveiter zu verschärfen. Die Art und Weise, wie AbdulHamid bei diesen Morden Istanbul, im September 1038. Das Meer gibt ein Geheimnis preis! Dies ist der tiefere Sinn der Meldungen, die seit einiger Zeit aus Istanbul eintressen. Ihnen zufolge wurden bei den Baggerarbeiten, die nun wieder seit Monaten an den Ufern des „Goldenen Horns" ausgeführt werden, von Tauchern aus dem Grunde des Meeres, das dort durchschnittlich 40 bis 50 Me'er tief ist, zahllose menschliche Gebeine und sogar völlig er haltene menschliche Skelette entdeckt. Sollt« es sich um die menschlichen Ueberreste von See leuten handeln, die irgendwann in der Tiefe des Bosporus ein kühles Grab gesunden hatten? Zunächst neigte man zu dieser Ansicht, obgleich man sich nicht zu erinnern vermochte, daft sich in den letzten Jahrzehnten eine Schiffskatastrophe von solchem Ausmaft im „Goldenen Horn" ereignet hatte, daft damit di« zahllosen Skelettfundo auf dem Meeresgründe der dortigen Gegend eine Erklärung hätten finden können. Aber dann hat man diese Annahme sehr rasch wieder fallen lassen, denn eine gründlicl-cre Unter suchung des Fundortes siihrtc zu seltsamen Feststellungen. Ein Aufruf der Polizei von Istanbul Einer ganzen Reihe von Skeletten waren nämlich die Arme nach hinten verschränkt, aufterdcm trugen sie Hand fesseln, an denen besonders schivere eiserne Gewichte hingen. Andere Skelette wiederum wurden in Ledersäcke eingcnäht gefunden, die ihrerseits durch grofte Steine beschwert waren. Demgemäß konnte es sich wohl kaum um die Gebeine von Menschen handeln, di« Stürmen oder anderen Unglücksfällen zum Opfer gefallen waren, sondern es muftte sich um die Opfer von Verbrechen handeln, von Verbrechen sogar, die massen weise betrieben worden waren. Man übergab die Sache der Po.lizcl von Istanbul, die ihrerseits nun in -en Chroniken und Annalen der Verbrccl>er- geschlchte der Stadt ln den letzten Jahrzehnten nachsorschte. Aber nirgends stieft man auf Anhaltspunkte, die auch nur auf eine Spur von Massenmorden geführt hätten, die in jener Zeit begangen worden wären. Schließlich erlieft man einen von Otto Als Schiller 1782/83 — vor kaum 160 Jahren — sein Drama der sozialen Empörung „Luise Millerin", — später um- beneunt in „ Kabalv und Liebe"— chrieb, hatte er die Schandwirtschast unter dem Württemberg! cl-cn Herzog Karl Eugen vor Augen. Der gewissenlose Landes icrr, der seine Lan- dcskinder als Kanonenfutter an ausiändiscl)« Staaten verkaufte, um zu Geld zu kommen, seine scijändlichen ittatgcber, boten Schiller genug Anregung für das erste soziale Drama der deut schen Notionalliteratur. Wer erinnert sich nicht mit heiligem Zorn der erschütternden Szene, wo der alte Kammerdiener des Herzogs der Geliebten des Fürsten, Lady Milford, ein Schmuck kästchen überreicht: „Gestern sind siebentausend Landeskinder nach Amerika svrt — d°c zahlen alles!.., Edelsteine, wie diese da. — ich habe auch ein paar Sühn« darunter!" „Lauter Frei willige!" sügt der Kammerdiener fürchterlich lachend hinzu. „Es traten wohl so etliche vorlaute Burschen vor die Fronte heraus und fragten den Obersten, wie teuer der Fürst das Joch Men schen verkaufe? — Aber unser gnädigster Landesherr lieft alle Regimenter auf dein Paradeplah ausmarschieren und die Maul- assen niederschießen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn auf das Pilaster spritzen, und die ganze Armee schrie: Juchhe! Nach Amerika!" Die grauenvolle Schilderung Schillers ist nicht übertrie ben. Anderthalb Jahre zuvor war der srühverivaiste Bauern sohn Ioh. Gott fr. Seume aus Poserna bei Wei ften sels, der durch das Stipendium eines Edclmanncs in die Lage versetzt worden war, in Leipzig evangelische Theologie zu studieren, aus einer Fuftwanderung nach Paris von den Wer bern des Soldatenverkäufers Landgraf Friedrich Hl. von Hes sen aufgegriffen worden. Der eben 18jährige Junge wurde zu- sammen mit vielen anderen jungen Leuten an England ver kauft und gewaltsam nach Kanada verfrachtet. — Friedrich Graf von Schack läßt in seinem Gedicht „Drei Dichter" den Geist Ioh. G. Seumes mit Kleist und Hölderlin aus dem Klagend schaun slc mich an und matt, blasse Die Scl-atten dieser drei deutschen Dichter cr- Diplomatsn- empfang beim Fühve« Die als Gäste der Reichs regierung beim Reichspartei- tag in Nürnberg weilenden diplomatischen Vertreter wurden lm Hotel „Deutscher Hof" vom Führer empfangen. Der Führer begrüßte seine Gäste, von rechts: der fran zösische, der türkische, der polnische, der italienische und der brasilianische Botschafter; hinter dem Führer, Staats minister Dr. Meißner; ganz rechts: der Chef des Proto- kolis, Baron von Dürnberg. sPresse-Hofsmann M.) vorging, legt übrigens gleichzeitig ein beredtes Zeugnis für die ganze Hinterlist und Verschlagenheit dieses orientalischen Despo ten ab. Wenn nämlich eine der inzwischen gealterten Frauen des Harems den Wunsch äußerte, wieder in die Heimat ent lassen zu werden, oder wenn der Belierrscher des Serails ihrer überdrüssig geworden ivar, also sowieso bereit war, sich von die ser Frau zu trennen, dann schickte Abdul Hamid einen reiten den Boten ab, der den Verwandten der Betreffenden zu bestel len hatte, daß diese nun bald, mit Geschenken von dem Sultan reich beladen, an den vätcrlici-en Herd zurückkchren werde. Damit suchte sich der Despot auf aste Fälle eine Art Alibi zu verschaffen. In Wirklichkeit waren gewöhnlick,« Soldaten der Palastmache jedoch bereits gedungen. Das Opfer wurde dann im Schlaf überfallen, geknebelt und gefesselt und je nachdem wie die Order lautete, einfach mit einem Bleigewicht beschwert in die Fluten des Marmarameercs gestoßen, oder in einzelnen Fällen vorher auch erst noch in Ticrltziute eingcnäht. Wieviel Lleblingssraucn aus dem Harem Abdul Hamids auf diese fürchterlicl)e Art und Weise haben sterben müssen, ist nicht bekannt. Allein an dem Fundort, auf den man jetzt ge stoßen ist, hat man 27 völlig erhaltene Skelette gezählt. Aber wievicle andere mag die Meeresströmung in den Jahrzehnten, die seitdem vergangen sind, woandershin getrieben haben, an Stellen auf dem Grunde des Marmarameercs, die bis heute undurchforscht geblieben sind. Und von micvielen tragifcl-en Schicksalen dieser Art wird man überhaupt nie mehr etwas er fahren, iveil selbst solche letzte Spuren, wie sie menschliche Knochen und Gebeine darstellen, endgültig verweht sind? Abdul Hamid ist später, fast völlig verarmt, in der Ver bannung gestorben. So hat diesen Despoten das Schicksal schlieft- Ilch selbst ereilt!