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Seite « Sächsische Volkszeitung Mittwoch, 28. September 1VSS Nummer 228. Sekte 7 r-r sZ-rs-* a/Zs-r vo/r «Ae^ss Oopyrlgkt by X»r! XVKIse L Oo., 6sr!In » klaokckruok: vorboton 28. Fortsetzung. den eng« ^0 Marabu. vowning Präsident emker. 12 Uhr irllchen ung zu ätschen. , wenn sgebiet, mnach! MWW ing des usung rtlärung higendrs ruck vor, ver- Tür für ldere das die Ab hai hier den. rmber. 1 seinem chmktiag iung der Austen- oerden: venesch gangen ng des e tsche- eigt in riemais m eng- Mitteln rücken. !lch ge- lmvakei z guten m mit mgenen tschland aus die de Paris" trug. Damals mutzte die Frau um jeden Preis nie-« sich sein, eine Taille haben wie eine Wespe und ein Fiitzchen wie eine Elfe. Wir ivaren aus dem besten Wege, in die grauen hafte Sitte der Chinesen zu verfallen, bei denen in vornehmen Kreisen den Frauen von Kindheit an die Fiitze durch Zurück binden der Zehen verkrüppelt wurden. Diese „Liliensütze" erschienen zwar dann als ganz winzig — nur gehen konnte man auf ihnen nicht. Die Frauen freilich, die ihre Schuhe um zwei Nummern zu eng kaufen, können auch nicht viel besser gehen als jene' Chinesinnen. Doch, Gott sei Dank, dieser Unsug ist jetzt im Anssterben begriffen. Das sportliche Zeit alter hat auch den Frauen zum Bewutztsein gebracht, datz der Futz keine absolute Gröhe hat. sondern datz ein kleiner Mensch einen kleinen Futz, ein grotzer einen grotzen Futz haben mutz. Ein grotzer schmaler Futz ist sogar ein ästhetisch schöner Anblick — auf jeden Fall viel schöner und gesünder als ein Futz. der durch zu enges Schuhwerk, verkrüppelte Zehen, empfindlich« Hornhaut, Hühneraugen und ähnliche Verzierungen crwor« den hat! Hauplschrlftleller: Georg Winkel. «Krank«»,mq sür Inhalt «nd Bild«»: D«o,g Wtnlal tn Dnsd«» «kraniworMqrr «nzalgrnlrtt«: r-asd'sr Mintalt« Dresd««. ,»rn« ,n» «rrl,,: »«»„«I, «,<»»,n««r«l »,««»«,. PaNregrah, D. A. VIII. 88: über 4300. — Z. Zt. ist Preiockiste Nr. 4 gültig. in Westeuropa verbreitet. Der Deutsche Orden, nach dem Tode Friedrich Barbarossas vor Aktion gegründet, gewann die grötzte geschichtliche Bedeutung durch seine Eroberung Prcutzens für die deutsche Kultur. — Wollte man einen Urheber der Idee der Ritterorden ansühren, so könnte man den grotzen Zistcr- zienserabt Bernhard von Clairvaux, nennen, der in seinen Kreuzzugspredigtcn die Notwendigkeit der Ritterorden immer wieder betont und den Anstotz zur Gründung des.Templer- Ordens gegeben hat. Doch ist die Idee viel äiter. Die ersten Herbergen und Hospitale, von denen dann die Gründung der Ritterorden ausgegangen ist, entstanden schon Ende des 10. Jahrhunderts. „Sütze" Romane M. W. in L. — „Warum bringt Ihr so gern Kriminal romane? Bitte doch mal historische sütze Romane, lieber Ma rabu. Deteklivgeschichten mag ich nicht." — Du bist also anderer Ansicht als Präsident Roosevelt, der erklärt hat, er lese Detektivgeschichtcn besonders gern, weil sie zu logischem Denken erzögen. Ter Präsident hat auch selbst eine Dctcklivgeschichte geschrieben. Aber diese Tatsache wird Deinen Geschmack nicht ändern. Es ist nun einmal so, datz die einen Kriminalromane schätzen, die anderen Liebes- gcschichten vorziehen. Aber was magst Du, mein Guter, unter „historische sütze Romane" verstehen? Ich kann mir darunter nur schwer etwas vorstellcn. Denn die Weltgeschichte, mein Lieber, ist gar nicht siitz, sondern eine sehr ernste und mit unter bittere Sache. Darüber belehrt ja jeden das Stück Welt geschichte, das mit seiner eigenen Lebenszeit zusammcnsällt. Aber ich denke mir, datz Du Liebesgeschichten meinst, die in einen historischen Rahmen gestellt sind. Die können gcmitz inanchmal sehr nett sein. Wir haben auch solche Romane schon gebracht und werden auch wieder einmal einen Roman dieser Art bringen. Bis dahin gedulde Dich und versuche Deine Mei nung Uber die Kriminalgcschichtcn zu verbessern. Tenn was ist schon grotz für ein Unterschied zwischen einem Liebesromans Augen- di« « klar« Nächt«» jusagrn sührung Grotz« Sehnsucht nach dem kleinen Futz A. L. in C. — „Kannst Du mir erklären, warum die Frauen aste kleine Fiitze haben wollen? Lieber leidet so ein armes Wesen Höllenqualen durch zu enge Schuhe, als -atz es zugibt, datz es Schuhnummer 40 hat." — Der kleine Futz — ja, bas ist ein Erbstück aus der Zeit, -a Tante Amalie jung war und die elegante Dame den „Cul gespro- udetcn- ert lei. ng, die lehoben biete ,aben rstimm- ls end- mber. »t statt, m Mit- rSsidott kicht «- kgebrn." rt, durch stdentrn adier, so Bericht englisch, le Rede ehandrlt glichen tretung hn von -n Ab- ! Fälle rlchnit- - Inter- 1. Aber r auch Europamiide" R. F. in Z. — Kürzlich las ich in einem Art k l über amerikanische Politik das Wort „europamiide". Ist das eine neue Wortprägung oder hat es diesen Begrifs schon srühcr gegeben?" — Das Wort ist schon über hundert Jahre alt. Es ist ent standen in jenen Jahrzehnten des 10. Jahrhunderts, da Huu- dcrtlausende von Auswanderern die europäischen Länder ver liehen in der Hoffnung, jenseits des Ozeans eine bessere Hei mat finden zu können. Eine Hoffnung freilich, die sich in den meisten Fällen als trügerisch erwies! — Soweit ich habe Fest stellungen treffen können, findet sich das Wort „europamiide" zuerst bei Heine. Er schildert in den „Englischen Fragmenten" (1823), wie er in London sich einen Ostindicnsahrer ansah, der eben aus Bengalen zuriickkam: „Des dumpfen abendlän dischen Wesens so ziemlich überdrüssig, so recht curozminüde, wie ich mich damals fühlte, war mir dieses Stück Morgenland, das sich jetzt heiter und bunt vor meinen Augen bewegte, eine erquickliche Labung." Das Wort findet sich weiter bei Immer- mann, Hoffmann von Fallersleben und Zschokke. Der Jour nalist Ernst A. Willkomm hat 1888 endlich einen Roman mit dem Titel „Die Europamüdcn" geschrieben. Er schildert eine Gruppe von Ausivandcrern, die sich auf der Brigg „Hope" („Hoffnung") nach der Neuen Welt einschisfen. Das Gegcnbild: die Enttäuschung der Auswanderer über die wirklichen Zu stände in Amerika, hat 1855 der Oesterreichcr Ferdinand Kiirn« berger In seinem Roman „Der Amerlkamttde» gezeichnet. ü7ch^inemVKrstnin^rm!im,'s'Im L7be7roMa'n''kric^^ ste^s und im Kriminalroman Kriegen sie ihn — das ist alles. ' fragen hinter der Wand Freundliche Antworten für humorige Leute „Maulaffen feilhatten" V. R. In L. — „Woher kommt die Redensart: „Maulaffen seilhalten"? Darunter kann man sich doch nur schwer etwas vorstellen." — Die Redensart hat ihre Wurzel im Niederdeutschen: „He hält 't mul apen" sagte man im Platt. Iiy gleichen Sinne nennt man noch heute im Schwäbischen einen,'der mit offenem Munde staunt, „Maulaus". Die niederdeutsche Redensart aber ist Ins Oberdeutsche gewandert, ihr eigentlicher Sinn ist allmäh lich vergessen worden. So ist aus „mul apen" (Maul offen) „Maul affen" geworden. Und die stets rege Phantasie des Volkes hat daraus ein neues Bild geformt. Der neugierige Asse, der ctivas ihm bisher Unbekanntes anstaunt, ist ja kein schlechtes Sinn bild für fassungslose Verblüffung. So entsteht das Schimpf wort „Maulaffe" und endlich -er Vcgrisf „Maulaffen seil halten". Dabei ist der offene Mund des staunenden Menschen gewissermatzen als Käfig gedacht, in dem diese seltsamen Tiere der Neugier und des Erstaunens, die „Mauiasfen" seilgeboten werden. Ritterorden A. F. in B. — „Wann und wo sind die Ritterorden des Mittelalters gegründet worden? Und von wem ist die Grün dung ausgegangen?" — Die Gründung der Ritterorden erfolgte im 12. Jahr hundert. Sie ergab sich aus den praktischen Notwendigkeiten der Kreuzzüge. Die primitive Krankenpflege, die bei den mit telalterlichen Heeren üblich war, erwies sich gegenüber den schweren Verlusten und zahlreichen Krankkeitsfällen bet den Kreuzzügen als völlig unzulänglich. So wurden Genossen schaften gegründet, deren Aufgaben die Pslege der Verwun deten und Kranken, der Schutz der zum Heiligen Grabe Pil gernden und der Kampf gegen die Ungläubigen waren. So entstehen die Johanniter, Templer (1119) und der Deutsche Orden (1199). Sie gründen Herbergen und Hospitale, in denen Priester und dienende Brüder ihres Amtes walten. Daneben weiden auch Ritter ausgenommen, die den Schutz der Ordens häuser zu übernehmen haben. Dieses ritterliche Element erhält allmählich das Uebergewicht. Den grätzten Umfang hat von den Ritterorden jener der Johanniter (genannt nach Johannes dem Täufer) erreicht; er gliedert« sich in Europa in acht Natio nen. Die Templer (deren erstes Hospital in Jerusalem neben der Stätte -es einstigen Tempel» stand) waren hauptsächlich „Dacht' ich mir," „Aber — das betrifft yarderlein", sagt der Arzt halb« laut. „Uttersen ist gesund, zu gesund sogar. Bei uns ist er ja nicht ans Ziel gekommen, — das Mädchen und die verschrobene Alte können Ihnen auf den Knien danken." „Ein Futzsall wäre nicht nach meinem Geschmack, Doktor." „Wenn auch. Ja, mich interessiert Haeberlein. Er ist Wasser auf meiner Mühle. Aber er ist harmlos, wenn man ihm die Möglichkeit nimmt, sich Rechtsanwalt zu nennen. Das wird ja nun kommen." „Ich denke, er ist verschwunden'?" „Er ist oft tagelang weggewesen; das würde wenig be sagen. Das) aber die Frau Maier auch verduftet ist —, na, machen wir uns einen Vers drauf. Hat Steinsieder gut ge arbeitet?" „Unvergleichlich . . ." Wir kommen zu dem Haus am Wemdinger Tor; die Geranien auf den Fensterbrettern sehen kläglich aus, ihnen hat der Wolkenbruch böse mitgespielt. Aber habe ich Zeit, an dis Geranien zu denken? Ein junges Mädchen öffnet die Tür, — die Haube lässt die Krankenpflegerin erkennen. Dr. Lehmann ist nicht mit heraufgekommen. „Ich habe die Anweisung, Sie mit der alten Dame allein zu lasten", sagt die Pflegerin, „Aber ich soll Sie bitten, sie zu schonen." Ich habe sie, weist Gott geschont! — denke ich bei mir. Ich habe auch gar nicht den Wunsch, sie zu tadeln. Wenn einer so weit ist, wie sie, braucht er keinen irdischen Lehr meister mehr. „Toni", sagt die Alte, als ich vor ihr stehe. Sie er scheint mir noch gebrochener als vor kurzem. Und es sind doch wirklich erst ein paar Tage vergangen, seitdem. „Was ist das alles?" „Ja, was meinst du, Anna?" frage ich, indem ich mir einen altmodischen Vackenstuhl heranziehe. „Warum ist die Maria weg? Und Haeberlein soll auch weg jein. Beide sind weg . . . Und Brigitte schreibt aus Augsburg. Sie darf nicht nach Augsburg! Das hast du getan! Immer Unruhe, wenn du da bist!" „Liebe Anna", antworte ich ihr unmittelbar in das gesunde Ohr hinein, „will Brigitte heiraten?" „Ist nicht deine Sach" — jagt Anna. „Ist meins Sach'st' „Auch nicht deine!" „Immer Unruhe, wo du bist!" sagt sie. „Willst du den Uttersen auch wieder halbtot schlagen?" Ich gestehe offen: jetzt lache ich. Und Ich habe das Lachen tm Walde gelernt, wo man das Rauschen der Bäume — und das Tojen der Wassersülle iibertosen must. Sonst wissen ja die Gefährten gar nicht, datz gelacht wird. „Halbtot oder ganz tot", sage ich endlich. „Jeder wird behandelt, wie er es verdient. Deinen Uttersen siehst du nicht wieder, ^uf dieser Welt nicht." — „Tu versündigst dich, Toni!" I.Dein Uttersen ist auf der Flucht, weil er schon einmal so einen Streich ausführte, wie er gegen dich und deine Enkelin einen führen wollte." Und ich versuche, der Greisin deutlich zu machen, was in Vöcklabruck passiert sein must. Ich versuche und versuche, ich rede wie ein Lehrer in einer Anstalt für Schwachsinnige: Anna Toppler, meine Anna Toppler, begreift nichts. „Du bringst die Unruhe mit dir sagt sie. Ich seufze und fange wieder von vorne an. „Und lvas hat Haeberlein getan?" fragt sie. „Und dis gute Maria?" „Vielleicht müsste man die gute Maria halbtot schla gen", sage ich ungeduldig; ich bin den Verkehr mit der Natsschreiberswitwe nicht gewohnt — und vergreise mich im Ton. „Maria?" fragt die Greisin, und die gesunde, beweg liche Hälfte ihres Gesichts wird von Entsetzen erfüllt. Und in das bewegliche Auge treten Tränen; Anna Toppler weint. Nie habe ich ein so hilfloses Weinen gesehen; es erschüttert mich. Ich bereue meine Ungeduld — ich bereue, datz ich hierher kam . . . „Anna", bettle Ich — und ick möchte sie streicheln. Aus auter Verlegenheit und zur Abbitte streicheln. Aber sie töstt mich zurück, und das Zittern wird stärker. Tie Tränen liesten wie abgezühlt; auch Tränen hat Anna, meine Anna Toppler nicht mehr. Ich springe auf und rufe die Krankenschwester. Sie schiebt mich zur Tür hinaus, ich sitze eine gute halbe Stunde drausten auf der dunklen Diele und hocke auf einer Truhe, dis schon bei Annas Vater auf der Diele stand, und mache mir Vorwürfe. Sie hat ja recht: ich habe wieder Unruhe gebracht... Die Pflegerin kommt heraus; ihr Gesicht ist unberührt von dem Elend der Greisin; sie ist an Elend gewöhnt — und hebt nur die Schulter: „Tie Dame ist eingeichlasen... Ich glaube, Sie können gehen." — Natürlich gehe ich. Und wie ich nun die Wemdinger Landslräste weitergche, hinaus zum Tor, da ist der Lehmann auch wieder an meiner Seite. Noch immer schiebt er sein Rad. „Ich brauche nicht zu fragen", beginnt er, „es ist wieder einmal schief aus gegangen mit Ihnen beiden!" „Es geht immer schief aus mit uns", nicke ich. „Wir stehen zu weit auseinander, die Alte und ich... Und wenn ich mir überlege, datz ich mal bis über die Ohren verliebt in das junge Geschöpf war — und dast ich sie heiraten wollte —, dast ich wochenlang wie ein Irrer durch die Welt ge laufen bin, mich um ein Haar ins Zuchthaus gebracht Hütt' ihretwegen ... ach. Doktor, lvas ist der Mensch für ein Rind vieh, weil er den Verstand bekommen hat." — „Ja", sagt der Arzt, „wenn wir immer drcitzig Jahre weiter dächten, würden wir nichts unternehmen. Aber ich habe Sie erwartet, um Ihre Meinung zu hören. Man ist, gerade in der kleinen Stadt, auf die Meinung der anderen Leute angewiesen; man ist nicht srei, wenn man leben will. Stellen Sie sich vor, Herr Echessler, dast da ein Rechtsanwalt von grotzer Bedeutung ist — und ein gewichtiger Mann ist da in der Stadtverwaltung — und die ganze Stadt, die Honoratioren, katzbuckeln nun um diese Leute herum — und diese Leute wollen die Stadt zum Aufblühen bringen, haben grosts Projekte und was weist der Himmel noch..., und da käme ich nun — oder da wäre nun ein kleiner, junger Arzt gekommen und hätte plötzlich behauptet: das geht ja nicht! Die Alte, die Vormund über das Mädchen Brigitte ist, ist geistesschwach, ihr must die Vormundschaft genommen werden, sie bringt ihre Enkelin um Hab und Gut —, denn auch der Rechtsanwalt ist minderwertig ... und der Stadt rat ist wahrscheinlich ein Schwindler... Was meinen Sie, Herr Scheffler, lväre da mit dem kleinen Landarzt geschehen? Er wäre erst einmal ausgelacht worden, dann hätte er di« Praxis verloren, er hätte wieder brotlos dagestanden... und »vahrscheinlich hätte man ihm auch noch schnell irgend etwas an den Nockschost gehängt..." „Ich weist, Doktor" antworte ich, „dast Sie nicht an der» bandeln tonnten. Ihnen waren die Lände gebunden.'' »Forlletzung loigl.» Dr. Lehmann kommt mit dem Rade an, — es scheint Tage zu-geben, an denen es sogar die Bürger meiner Hei matstadt eilig haben. Frau Steinsieder und ich sitzen noch am Tisch. Der Arzt baut seine Maschine vor dem Fenster der Gaststube auf und kommt herein. „Schon gegessen?" fragt er. „Nur gut. Und wenn Sie in Zukunft noch einmal ins Master fallen, dann lasten Sie sich von mir behandeln, und nicht von diesem Zimmermädchen." „Es ist ja schon alles vorbei. Darf ich Ihnen den be rühmten Chirurgen aus München, Dr. Lehmann, vor stellen?" frage ich Frau Steinsieder. „Aha!" sagt Lehmann. „Endlich einmal. Ihr Gatte hat die Fakultät gewechselt. War mal Corpsbruder von mir. Tempora muiantur .. . Aber Sie verzeihen, gnädige Frau —, ich must Herrn Scheffler entführen —" „Zur Untersuchung?" fragt sie. „Peinlicher als das! Eine ältere und gelähmte Frau wünscht Ihn zu sprechen. Sie bildet sich plötzlich ein, ihr Ende zu spüren." Ich stehe schon neben dem Tisch: „Die Anna?" „Die alte Natsschreibersfrau . . . Kommen Sie gleich mit, Herr Scheffler?" Welche Frage! Anna läht mich rufen . . . und da sollte ich mir's erst noch überlegen wollen? Ich mache mich sofort auf den Weg, und der Arzt radelt neben mir. „Die Frau Maier ist verschollen" sagt er. „Spurlos in den Erdboden versunken. Und auch Herr Haeberlein ist verschwunden. Bei Uttersen macht ebensowenig jemand auf. Ich rief auf dem Rathaus an, da sagt man, der Stadtrat sei im Auto über Land gefahren . . . Misten Sie was davon?" „Eigentlich nichts", sage ich. Das Mittagesten hat mich wiederhergestellt; wahrscheinlich kam meine Ohnmacht vor- ' hin auch nur aus dem Magen. „Nein, eigentlich weist ich nichts, — es sei denn, dast Sie mich privat als Nachrichten quelle anerkennen, Herr Doktor." „Sie haben ja kein Berufsgeheimnis" sagt der Arzt. „Uttersen scheint geflohen zu sein", sage ich. „Ich glaube sogar, daß er von einem Steckbrief betrofsen wird, der seit anderthalb Jahren von irgendeiner Amtsstelle in Oesterreich, in Vöcklabruck, hinter ihm erlassen wurde." „Sehr spatzig", sagt Lehmann und tritt zu energisch aufs Pedals das Rad schiesst vorwärts. Und nun steigt Lehmann ab und führt die Maschine neben mir her. „Und warum der Steckbrief?" „Erundstücksschwindel um siebenhunderttausend Mark", antworte ich lakonisch. „Ein Parallelfall", sagt der Arzt. „Es gibt Spezia listen auf jedem Gebiet. Um Sie zu korrigieren übrigens: mein Spezialfach ist nicht die Chirurgie, wie Sie der gnä digen Frau sagten. Ich habe mich mal In Psychotherapie festgebisten. Mich interessieren Menschen mit einem Knacks i« Lebirn." i. 272»