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Verkauf Nummer L5, Seite IS merkwürdigen Bekanntschaft? Er konnte es nun einmal von dieser Frau nicht ertragen, daß sie sich in irgendeiner Welse erniedrigte. Günther iand keine Ruhe In seinem Zimmer. Er suchte Rosa In der Küche auf. „Nun, Rola, haben Sie etwas gesunden?" Feindseligkeit stieg In dem tonst to guten Herzen Notar auf: Vtelleicht war der Graf schuld daran, daß Chris« fort war. Sie witterte überall Feinde. „'s is scho recht, Herr Graft Möchten S' setzt Ihr Frühstück?" Erstaunt blickte Giinther in Rolas verweintes Gesicht, aus dem ihm offene Feindschaft entgegensprang. Aber er wollte nicht zeigen, wie lehr ihm das Schicksal Christls nahe ging und wie lehr ihn der plötzliche Stimmungsumschwung des Mädchens ärgerte. „Ja. bitte, das Frühstück!" Rola war sest entschlossen, den Aufenthalt der Herrin niemand zu verraten. Sie selbst wußte genau, wohin es Chris« Immer wieder zog, wenn sie mit sich nicht ganz im reinen war. Die Brotzeit, die sich Hansel in Envorf geleistet hatte, war ziemlich ausgiebig geworden Mil nicht lehr gutem Ge wissen ging er zurück zu seinem Wagen Er hatte Chris« vergessen — beim Plaudern und beim Trinken vergessen. Die schlief wohl noch. Denn wenn sie aufgewacht wäre, hätte sie sich schon gemeldet- Erfroren konnte sie auch nicht sein. Sie war ja so eingewickelt, daß man nicht einmal da» Nasenspitzerl sehen konnte. Hansel ging zu seinem, das heiß«: zu dem einzigen Wagen, der noch vor dem gastlichen Tor stand. Er stutzte sofort. Das war nicht sein Wagen! Er war nüchtern und ließ sich nicht täuschen. Chris« saß auch nicht drin. Hier war also während seiner Abwesenheit etwas geschehen — etwas Ungeheuerliches geschehen! Ein Fremder war mit seinem Wagen und Chris« weggefahren, und niemand wußte, wohin. Entsetzt starrte Hansel auf den Wagen. Es ging ihm wie Rosa. Er hatte sofort einen fertigen Kriminalroman im Kopf. Mädchenräuberl Entführer! Furchtbare Sachen! Das erste war. daß Hanse! den Wagen daraufhin unter suchte, ob er besser oder schlechter war als der leine. Und er stellte mit einiger Freude ersteres fest. Übervorteilt also war er nicht worden. Die seine Decke mit den Fuchsschwänzen gefiel ihm auch. Aber Chris«! Als leine Gedanken wieder bei Chris« angelangt waren, stürzte er in die Gaststube. Der G^wirtssohn war sein Freund. Er verstand zunächst nicht, was Hansel von ihm wollte. Als er aber hinausging und sich den Waaen anschaute, sah er. wie die Dinge lagen. «Fortsetzung solgt.) Ln EH. MH SSchsische Volkszeitung Eonnabend/Sonnlag, S8./2S. Januar 1SSS (Zonnen/Hern rrm EFnM r>on Z)?cr'sscr/r^r' Seuk/c-er- ZNo/El -- Ner-Z-n r>or//r. L SZ/rvet-r/FZ, sSuMrz- 7. Fortsetzung. Was hatte es nur gestern abend auf dem Ball mit der Chris« gegeben? Merkwürdig genug sah ja der Bursch aus, mit dem lie gekommen war. Ja. und dann waren ihm In der Nacht Erinnerungen gekommen Da mußte er Gewißheit haben. Christls Gesicht hatte ihn an etwas gemahnt. An etwas, was länger zurück lag Rola würde Bescheid wissen. Da hörte er plötzlich Rosas jammernde Stimme. Um 11 Uhr hatte Rola beschloßen, ihre Herrin zu wecken. Es mußte lein. Vorsichtig klopfte sie. Nichts rührte sich. Sie kloplte wieder. „Frau Chris«! Zeit Ist's! Ausstehnl" Nichts rührte sich Chris« schlief aber fest! Nun, da half es nichts. Da mußte lie eben ein wenig lauter werden. Sie klinkte die Tür zum Schlafzimmer ihrer Herrin auf und blieb wie angewurzelt unter dem Türrahmen stehen. Das Zimmer war leer. Das Bett unberührt. Chris« war gar nicht da. Chris« fort! Mädchenräuberl Das war Rosas erster Gedanke. Das alternde Mädchen hatte eine blühende Phantasie. Die raubte ihr öfter einmal ihre gesunde Nüchternheit. Jammernd rannte sie durch den Gang und so direkt auf Günther zu. „Die Komtesse Chris« ist fort!" Günther staunte sie an wie ein Geist. Er hatte kein» Ahnung, wer die „Komtesse Chris«" war. „Was ist denn los. Rosa? Wer ist fort?" „Die Komtesse Chris«l" Wenn Rosa aufgeregt war und sich um Chris« iorgte, dann nannte sie ihre Herrin mit dem Mädchennamen. „Ich verstehe kein Wort, Rosal Wo bringen Sie denn mit einem Male eine Komtesse Chris« her? Wer ist den« das?" Da siel Rosa ein, daß der Graf ja unmöglich wissen konnte, wie die Dinge zusammenhingen. Sie wurde ein wenig verlegen. „Nun. Rosal Wer ist denn nicht wiedergekommen heute nacht?" ermunterte Günther die Verwirrte. „Die Komtesse Christ« Die Frau Schramm mein il" dem für ein Tage in die paar sand hing, sie auf dem den Zettel. gehe für uniere Kästel Vergiß nicht. Rechtes zu essen verommt! Und um noch einmal Christls Endlich Stuhl „Ach Io! Die Komtesse Chris« und die Frau Schramm, das ist bei Ihnen das gleiche?" „Frei«! Wissen S'. Herr Grasl Dos mit der Frau Schramm, das war ja bloß eine Verirrung! Aber mei, was helft'«? Fort is die Frau!" Günther saßte einen jähen Entschluß. Er mußte Ge- wißheit haben, über etwas, was ihn leit heute nacht bewegte. „Können Sie mir sagen, Rosa, ob Frau Schramm die Frau des Rennfahrers Alfred Schramm ist, der damals bei dem Kesselbergrennen verunglückte?" „Frei« ist's diel Aber vorher war's a Komtesse« Eh der damische Rennfahrer kommen is und hat's verhext. Ein viel zu gutes Herz hat st g'habt, die Christ« Allweil ist'» ausgenutzt worden. Und jetzt hab'n sie st g'raubtt Mädchen» Händler! G'wiß Ist's!" Günther mußte lachen wider Willen. „Das mit dem Mädchenhändler glaub' ich nicht, Rosa« Haben Sie schon einmal genau im Zimmer nachgeschaut?" Als Günther das sagte, kam ihm wieder die unange nehme Erinnerung an den Burschen, mit dem er Christi gestern zusammen gesehen hatte. Weinend trollte sich Rosa, Zimmer genau zu durchsuchen. Maskenkostüm, das über Sie las: „Liebste Rosa! Ich Berge. Mach alles aut va« ver «tuvent etwas daß die kleine Russin genügend schläft! Vergiß meine lieben Viecherl nicht! Wenn ich wieder gut bin, komm ich zurück. Tausend Grüße für Dich, meine liebe Rosal Frau Chris«." „Allweil das gleiche! An alles denkt sie. Nur an sich selber net. bin", las sie noch einmal. Was Kü2r ^ristl Herzweh bereitet? b das Gesühl, daß er sich sehr schlecht be- nommen hatte gegen Christi. Wie konnte er sich nur in bin. rechen lassen? Der Bursche hatte ihn g re zt der da ° - n fach von Chris« Besitz nah^. Wie kam Uchl zu'dL