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Vss ettsee?eütkttte-s<MLtkt Hornan von Lvtoa Llrupo-Lürokio» 23. Fortsetzung. „Nennen Sie mich Lolita! Meine andern Namen find belanglos siir Sie. — Ob in Sevilla meine Heimat ist? Nein, das Haus meines Vater» steht in der Nähe von Malaaa — Sie hielt inne, da die Hand der jungen Rekonvale szentin auf der Bettdecke eine leise zufammenzuckende Be wegung machte. „Oh, bei Malaga! Ist es nicht dort sehr schön, ganz im Süden Spaniens, unter der leuchtenden Sonne, in der Wärme, am Wellenschlag des Mittelländischen Meeres?" „Gewiß. Aber — wer die Karwoche in Sevilla ver bringen kann, erlebt Unvergeßliches! Wir besitzen auch ein Haus in Sevilla. Aber wir bewohnen es nur einmal im Jahr, eben zur Karwoche! Auch hier in Madrid haben wir ein Palais. Aber das Klima von Madrid ist im Winter furchtbar kalt und im Sommer glühend heiß. Deswegen steht es auch fast immer von uns unbewohnt. In dieser Nacht lag Stephanie stundenlang wach. Ihre Gedanken beschäftigten sich immer mit der neuen Bekanntschaft, mit Lolita, diesem lieben, zarten, hohen Mädchenstimmchen —In Malaga war ihre Heimat? Ach, weilte nicht Berenguer auch dort unten, ganz im Süden Spaniens? Ob es ihr gelingen würde, vielleicht durch Lolita die Spuren von Berenguer zu finden, — oder seine Adresse? Aber Schwester Rusina hatte ihr geraten: nie hier über eine weltliche Liebe zu sprechen! Deswegen mußte Stephanie sehr, sehr vorsichtig sein, und keine der anderen durfte ahnen, welche Ziele und Wünsche in ihr lebten und hofften — als einziges, was sie noch in ihrer Blindheit vor sich hatte. Eines Tages trat das Schicksal wieder mit einer deut lichen Fügung an Stephanie heran. Lolita ließ sich neben dem Sessel von Stephanie nieder, in dem sie den letzten Teil ihrer Wiederherstellung mit täglich länger unternommenen Gehversuchen verbrachte. Sie kam täglich zum Plauderstündchen. „Stephanie!" begann sie, „in einigen Tagen werde ich abreisen! Nicht für immer. O nein! Ich hoffe, wieder zukommen. Aber ich habe einen Brief von meiner Stief mutter bekommen. Sie wünscht, nein, eigentlich befiehlt sie mir, zur Karwoche nach Sevilla zu kommen!" „Vielleicht hängt sie doch an dir, Lolita!" Nach spa nischer herzlicher Gepflogenheit hatten sie beide bereits Duz freundschaft bei den täglichen Zusammenkünften ge schloßen, — „und möchte dich deswegen jetzt nach einiger Zeit Wiedersehen!" Stephanie sah nicht das halb spöttische, halb traurige Lächeln in Lolitas süßem Gesichtchen. „Ach, Stephanie, meine Stiefmutter hat mich nicht lieb. Sie hat nur — meinen Stiefvater lieb — und ihre schönen Kleider und ihren herrlichen Schmuck. Aber sie gibt sehr viel darauf, was die Welt sagt, das heißt: was Bekannte und auch ent ferntere Verwandte sagen. Und die würden sich darüber aufhalten, wenn ich als fromme Christin nicht die be rühmte Karwoche in Sevilla verbringen, sondern auswärts verbleiben würde! Das gehört nicht nur zur Pflicht einer frommen Katholikin in Spanien, — sondern auch zum guten Ton! Und aus den legt meine Stiefmutter viel Wert." „Du wirst der Aufforderung nachkommen, Lolita?" „Ja, Stephanie!" Lolita überlegte. Die Stiefmutter hatte erwähnt, daß ihr Gatte sie nicht über diese Zeit nach Sevilla begleiten, sondern in Malaga zurückbleiben würde, da er sich in den Minenunternehmungen und bei einem Brückenprojekt unabkömmlich glaube. Wenn Berenguer nicht auch in Sevilla war, wurde Lolita der Aufenthalt dadurch seelisch erleichtert! „Ja, ich fahre hinab, Stephanie, und ich werd« mich wieder jene Tage vollkommen in die Passion Christi versenken! Du kannst dir nicht vorstellen, wie stim mungsvoll diese Nachtprozessionen sind und wie die ganze Bevölkerung tellnimmt. Wie herrlich, wie ergreifend ist es, wenn plötzlich während einer Ruhepause von irgendeinem Dachgarten oder aus d«r Menge eine Saeta erklingt, eine der jahrhundertalten frommen Weisen, die fast immer einer Inspiration des Augenblicks entspringen! Und wenn die Soldaten zu Pferde in ihren Galauniformen alte Weifen blasen, die nur zu diesen Prozessionen in Sevilla erklingen und sonst nirgends auf der Welt —." Stephanie lauschte regungslos. Vor ihrem geistigen Auge stiegen Bilder von unerhört großer heiliger Span nung und leuchtender Eigenartigkeit auf. „Oh, das alles möchte auch ich hören dürfen!" entfuhr es ihr unwillkürlich. Lolita war wie fasziniert von der Aeußerung. „Komm mit mir, Stephanie!" „Aber Kind, du weißt, ich sehe nichts, nichts! Keine Kerze kann ich leuchten sehen — „Aber du kannst hören: die herrlichen, alten, gesun genen Sactas, die von Trompeten geblasenen Soldaten weisen, — den alten Trommelmarsch und die klagenden Holzpfeifen, die den Erlöser unter seinem Kreuz aus seinem Zug zur Kathedrale geleiten — Die Gräfin de San Sabio brachte in Sevilla Leben ins Haus des verstorbenen Grafen, das während des gan zen Jahres mir in der Karwoche bewohnt wurde. Das be- jährte Portiersehcpaar wurde genugsam durch all die An sprüche, Befehle und Anordnungen der Gräfin ausgeputscht. Beide waren enttäuscht, daß der neue Gatte der Frau Grä fin nicht mitgekommen war. Amparo, die Kammerzofe der Gräfin, und einige andere der Dienerschaft, die von dem Landgut bei Malaga für diese kurze Spann« Zeit anch mit nach Sevilla genommen worden waren, wußten nicht genug davon zu erzählen, wie schön und stattlich dieser Extran- jero, dieser Ausländer, dieser Aleman sei, den die Frau Gräfin sich auserwählt habe, wie angenehm seine gleich mäßige freundliche Art bei aller Reserviertheit war, im Gegensatz zu der sprunghaften Launenhaftigkeit der Grä fin, die sie an der Dienerschaft ungehemmt ausließ. Die Gräfin war noch nie so temperamentvoll mit Ihren hohen Lackpumps über die Marmorsließen des Jnnenhoses getrippelt, wie diesesmal, als sie die gesamten Räumlich keiten inspizierte, die die Dienerschaft zu diesen Festtagen instand zu setzen hatte. Gott, was ärgerte sie sich im stillen! Was würden ihre Bekannten, die entfernten Verwandten ihres verstorbenen Gatten sagen, wenn sie jetzt ohne Veren- guer erschien! Hatte sie nicht gerade ihnen gegenüber mit ihm protzen wollen, mit seiner außergewöhnlichen Statt lichkeit, seinem gesellschaftlich so guten Auftreten, seinem Wißen, feiner Bildung? Und nun blieb er In Malaga zurück, weil ein Brücken bau an entscheidender Stelle angelangt war! Zwei hohe, für die Unternehmungen sehr wichtige Felsen, die sich fast gegenüberlagen, sollten durch eine Eisenbrücke verbunden werden. Gelang das Projekt, so wurde ein ungeheurer Um weg erspart, der jetzt immer ausgeführt werden mußte. Du liebe Zeit, der Bekanntenkreis würde lächeln, wenn sie diese Beweggründe hier erzählen würde, die ihn vom Kommen abhiclten! Als ob man für solche Sachen nicht bezahlte Kräfte nehmen konnte! Arbeit stand tiei im Ansehen. Um einer „Arbeit" willen ene langjährige, selbstverständliche, gesellschaftliche Gepflogenheit vernachlässigen, wie der Besuch dieser berühmten Prozessionen in Sevilla es nach Ansicht von Adel und Finanz war? Oh, wie sie diese Worte haßte: Beruf, Pflicht, Arbeit! — Ein Auto fuhr draußen vsr. Die alte Klingel ertönte, die in einem Griff in der kachelgezierten Wand des Haus einganges neben dem schönen, durchbrochenen, Hellen Gitter, tore faß. Die Gräfin achtete nicht sonderlich darauf. Plötz- lich stand der Diener hinter ihr. Er hätte der Frau Gräfin einen Besuch zu melden. Sie horchte aus. In diesen Tagen mar es nicht Gepflogenheit, sich zu besuchen, da man vor mittags in den verschiedenen Kirchen von Sevilla die reich gezierten Heiligenstatuen und tragbaren Altäre aussuchte und bewunderte, die in der kommenden Nacht in den Pro zessionen durch die Straßen zur alten Kathedrale getragen wurden. Auch sie war im Begriff gewesen sich von Ihrer Zofe die lange, schwarze Epitzenmantille über dem hochragenden, schauselsörmigen Schildpattkamm kunstvoll zum schwarzen Epitzenkleid ausstecken zu lassen, und dann zum Besuch der Altäre aus ein paar Stunden auszufahrcn —. Es schien ein Ausländer zu sein, meinte der Diener aus ihre etwas erstaunte Frage, wer denn der Besuch sei? Sie entzifferte die überreichte Visitenkarte und las den Namen Osfermann. Keine Ahnung, wer es jein könne! Vielleicht war es eine Bekanntschaft von Berenguer, da der Name so deutsch klang? Ob der Besuch nach ihr oder dem Herrn gefragt habe? Berenguer hieß im Hause kurzweg „der Herr", da sie nach spanischen Gepflogenheiten sowohl ihren Namen wie ihren Grasentitel beibeholten hatte. Der Besuch habe zuerst nach dem Herrn des Hauses gefragt, meinte der Diener. Nun gut, er möge den Besuch vom Vorzimmer in den Salon führen. — Sie hatte ein eigenartiges Gefühl, das sie sich selbst nicht zu erklären vermochte, als sie den schöne», viereckigen Jnnenhof überquerte und sich in den Salon begab Ein Herr, nicht eben groß, etwas gedrungen, in Neisckleidung, erhob sich. Aus den ersten Blick erkannte sie ihn als Deut sch«». Ob er der Frau Gräfin vielleicht auch ungelegen käme, da Sevilla inmitten so hoher kirchlicher Feste stünde? Aber er sei zu den großen Nachtprozessionen hergekommen und habe die Gelegenheit benutzen wolle», um Herrn von Echwielow aufzusuchen, der ihr Gatte sei. Als Bekannter aus Berlin. „Ah!" entfuhr es ihr temperamentvoll, denn während ihrer jungen Ehe hatte sie ein sonderbares Gefühl nicht loswerden können, da Berenguer sie zwar stets mit liebe vollster Hochachtung mit Ritterlichkeit behandelte, aber ihm schien innerlich das Zusammengehörigkeitsgefühl zu ihr noch zu fehlen. Als wenn irgendetwas innerlich Trennendes zwischen ihm und ihr stünde! War es vielleicht doch die Erinnerung an irgendeine frühere Liebe? War es Heim weh, das er nicht eingestehen wollte? War cs eine Schwie rigkeit, sich in seine Lage einzulcben, in der er zu stolz war, um auf ihren großen Reichtum zu bauen und zu fußen? Hier war plötzlich eine ungeahnte Möglichkeit, über Berenguers Vergangenheit zu hören, und vielleicht gelang es ihr, zu erfahren Sie nötigte ihn, ihr gegenüber Platz zu nehme». Er beherrschte ja das Spanische so gut, daß er wohl gestatte, daß sie die Unterhaltung auf Spanisch weitersühre? Er verneigte sich etwas hölzern. Er sei von Berus Pilot, käme oft nach Spanien, da er die Aeroplane aus der Linie nach Barcelona zu führen habe. Aber er wünsche, nun auch einmal Siidspanicn kennenzulernen und die berühmte Kar woche in Sevilla zu verbringen. Dabei sei ihm der Ge danke gekommen, seinen bisherigen Bekannten. Berenguer von Schwielow, aufzujuchcn. der ihm seine Verkeiratung vor einiger Zeit mitgeteilt habe .^^ung '°'M fragen hinter der Mand Freundliche Antworten sür humorige Leute Regenslut, Hitzewelle, Geduld . . . B. R. in L. — „Während über Mitteldeutschland endlose Regengüsse herniedcrglngen, lasen wir mit Erstaunen, daß in den Bereinigten Staaten gleichzeitig eine Hitzeivellc herrscht, die Hunderte von Todesopfern gefordert l>at. Findest Du nicht, daß Petrus Regen und Sonnenschein etwas besser verteilen könnte? Wir in Arn Ferien könnten die Wärme gerade gut gebrauchen!" Nur keinen Neid, mein Lieber! Wenn wir die amerika- Nische Hitzewelle hier hätten, wärest Du der erst«, der über die „unerträgliche Sonnenglut" stöhnen würde. Und schließlich sind mir nasse Füße und ein solider Schnupfen immer noch lieber als «In Hitzschlag, der mich mit Schnellpost in di« ewigen Jagd gründe befördert. Daß sich der Mensch immer das wünscht, was er nicht hat, ist eine alte Sack-e. Vermutlich werden die Ameri kaner jetzt sehnsüchtig nach einer Regenwolke ausschauen, wäh rend Du die allzu reichlichen Gaben des Regens verwünschst. Geduld, mein Lieber! Aus Regen folgt Sonnenscl-ein; von der amerjkanisckten Hitzewelle wirst Du vielleicht eher etwas ablre- kommen. als Dir selbst lieb ist Abwechslung ist das halbe Leben, man muß auch das zu schätzen wissen, woran man augenblicklich Uebersluß hat. Denn gar bald ivird man es vielleicht schmerz lich entbehren. Nutz« also Deine Ferientage Mich dazu, um Dein ungeduldiges Gemüt zu üben, daß es an jedem Wetter etwas Gutes findet. Solche Uebung wird Dir gar trefflich zustatten Kommen. Nicht nur inbczug auf das Wetter... Grüne Tapete beruhigt L. B. in L. — „Ist es richtig, daß bestimmte Tapetenfar ben bestimmte Gemütsstimmungen Hervorrufen und daß es daher zweckmäßig ist, die einzelnen Räume der Wohnung in diesen Farben zu halten?" — Ja, es gibt Auffassungen dieser Art, die sich sogar auf nicht unbedeutende Autoritäten berufen können. Dock, sollt« man sich davor hüten. Normen ausstellen zu wollen, di« in jedem Fall für jeden passen. Dazu ist die Mannigsaltiakelt der Natur viel zu groß. Richtig ist, daß gewisse Farben «ine bestimmte Wir kung ausläsen können. So ist die Beruhigung bekannt, die die Betrachtung grüner Baumwipfel auf das überanstrengte Auge ausübt. Daraus läßt sich aber m E. noch lange nicht folgern, daß «ine grüne Tapete auf den Bewohner eines Zimmers eine gleichartige Wirkung ausüben wird. Neben dem eigentllck^n Farbwert spielt der Helligkeitograd «ine bedeutende Rolle. Die einen schätzen schwer«, düster« Tapeten, die anderen hell«, licht gestrichen« Wände. Es gibt in dieser Beziehung sogar so etwa» wie einen Zeitstil; heut« bevorzugt man lichte Farbtöne, wäh rend man vor dem Kriege Schattierungen dieser Art höchsten» siir die Küche passend fand. Endlich spielt die „Lieblingssarbe" eine große Rolle, die zivcifellos irgendwie die seelische Eigen art widerspiegelt. Der ein« liebt blaue, der andere rote Farb töne usf. All diese Momente sollte man berücksichtigen, ivenn man eine Ta>>ete answählt. Nicht «in starres Sck>ema, sondern die eigene Erfahrung und der eigene Geschmack sollen dabei die Entscheidung geben! Wandlungen eines Liedes R. M. in C. — „Ais Freund eines guten Trapsens kennst Du sichrer Gottfried August Bürgers weinseliges Zechlied ..Ich will einst, bei Ja und Nein! Vor dem Zapfen sterben". Einer meiner Freunde bel>auptete, dieses Lied sei nur «ine Nachdich tung einer lateinischen Ode. Es wird aber von Bürger nicht als solche bezeichnet. Weißt Du da Bescheid?" — Bürger, der sonst bei Uebersetzungen stets seine Quelle an gegeben hat. läßt beim Zechlied diese Angabe weg. Einmal, weil der lateinische Text, der ihm als Vorlage diente, damals allen Gebildeten bekannt war zum andern, iveil seine Nachdichtung so frei war, daß sie mit Recht Anspruch auf Selbständigkeit er heben konnte. Uebrigens irrt Dein Freund, ivenn er meint, es handle sich um ein« lateinisck^ Ode. Bürgers Vorlage „Meum est propositum in Ial»cr»a man" findest Du in jeder Sammlung studentischer Lieder. Es ist keine antike Ode, sondern schön nach deutsck>er Art gereimt. Dieser Text der Kommersbückp-r geht zurück auf eine Handschrift aus dem 13. Jahrhundert, di« „Earmina Vurana" sLieder aus Benediktbeuern). Der Abschrei ber dieser Handschrift hat seinen Text aber selbst aus zwei Gedichten zusammengeschrieben, nämlich aus „Des Dichters Beichte" und „Ein Sck-elm gibt mehr als «r hat" des Archipoeta, eines der begabtesten deutschen Dichter aus dem 12. Jahrhundert, der in der Kanzlei Reinalds von Dassel, des Kanzlers Friedrich Barbarossas, beschäftigt mar. In dem ersten der genannten Ge- dicht« gesteht der „Erzpoct" seine drei Laster: Liebe. Spiel und Trunk in lustiger Und zugleich melaucholisck>er Weise ein. In dem andern verteidigt er den Grundsatz, daß auch der Dichter leben muß: ein Tl)«ina. das Walther von der Vogelmeide später in deutsck-er Sprache ebenso oft abgewckidelt hat: „Von Rome vogt, von Piille sApulien) kumec, iat iuch erbarmen, dckz man mich bei richer Kunst lat alsus armen." — Aus den beiden sehr schönen Gedichten des Archipoeta, die trotz der lateinischen Sprache den Reichtum deutschen Geisteslebens im Mittelalter erkennen lassen, hat die Sangeslust der Scholaren nur die Stel- len kerausgehoben, di« sich aufs Trinken beziehen. Und so ist auf solchem Umweg schließlich aus der ironischen Selbstbetrach- tuiig des mittelalterlichen „Erzpoeten" ein handfestes Zechlicd geworden.... Lippenstifte mit Leuchtfarbe L. B. in B. — „In Amerika hat man setzt Lippenstifte er« künden, di« bei Nacht di« Lippen tot leuchten lassen. Was sagst Du dazu?" — Daß solche Lippenstifte zunächst stark gefragt lein werden, ka> n ich verstehen. Tenn welche Dame wollte sich nicht, auch bei Nacht, ein „glänzendes Acußere" gel>en? nälxrer Kennt nis dürfte aber der Geschmack au dieser neuen Eriindung bald abnehmen. Denn Motten und Nachtfalter »siegen in lauen Sommernächten ins Licht zu fliegen — wie »reinlich, wenn man dann beim «legisck>en Gespräch in der Dämmerung plö.zlich «inen Nachtsalter zwischen den Zähnen hält, den das Leuchten der Lippen magisch angezogen hat! Und überdies soll ja dock) auch dieses Mittel, .weiblicher Kosmetik letzten Endes auf den Mann wirken. Aach unter den Männern al»er sollen etwelche zu abergläubischen Ansüllen »eigen. Es könnte sein,- daß der Anblick der rot leuchtenden Lippen der Partnerin manckien jun gen Mann daran erinnert, daß nach der Verkehrsordnung, bei der Eiscnlxihn usf. rotes Licht eindeutig „Halt!" I>edeutet. Kurz um: ich glaub« nicht, daß sich das bei Nacht leuchtende Lippen rot durchsetzen wird. Wir in Deutschland iverden hossentlich von diesem Stück Abendröte »restlicher Kultur verschont bleiben! Irrtum, mein Lieber! NI. I. in D. — .Dieses Jahr war ich noch nicht in der Dresdner Iahvesschau. Es ist wohl aber auch nicht nötig. Denn es ist ja doch wohl nur dasselbe wie im vorigen Jahr." — Dck bist Du aber schön aus dem Holzweg, mein Lieber! Du gehörst zu den voreiligen Leuten, di« über «ine Sache aburtei- ken, ohne sie selbst auch nur gesehen zu haben. Tie Iahresschau „Garten und Heim" hat gewiß räumlich denselben Rahmen bei behalten >vie die vorjährige Reichsgarlcnsckmu. Der Grund da für aber war nicht, daß man nichts Neues zu zeigen hatte, son dern daß man den Dresdnern diesen einzigartigen Park, den die Gartenanlagen dieser Schau bildeten, noch ein Jahr erhalten ivollt«. Der Echivcrpunkt der neuen Iahresschau aber liegt nicht in diesen Gartenanlagen, di« im einzelnen übrigens auch weit- gel-end verändert sind, sondern in den Musterbeispielen von Wohn- und Siedlungshäusern, die in das Freuzelcmde cingesügt sind und zeigen, in wie mannigfacher Weise (harten und Heim eine lclrendiqe Einl)«it bilden können. Einzelsiedlungen und Dop»relhäuser siir Siedlungen, Gruppenhäuser. Wohnhäuser mit Garten. Wcrchenendhäuser, Schrebergarteniauben — eine schier unerschöpslick)« Füll« von Befielen findest Du in der Ausstel lung. Auch für Dich gibt es da viel zu lernen. Zumal die Frage der Heimgestaltung, der zweckmäßigen Einteilung des Wohnraumcs und der Besetzung mit Moire in eingehend behan delt iverden. Willst Du vielleicht behaupten, das seien Dinge, die Dich nicht interessieren? Auch Du willst Dir doch einmal irgendwo und irgendwie das eigene Heim schaffen. Also schau Dir die Ausstellung „Garten und Heim" an — wenn Du einen ersten Versuch gemacht hast, wirst Du noch öfter hingel)«», um sie gründlich und mit Nutzen zu studieren! Marabu. Hauptschrlftlciter: Georg Winkel. B«,antwortlich sltr Inhalt und Bilde,: Wink«« t, v^od«», BoranlworNIch«, »n»«l»enl«lto,: rtz,,»«, ««»leit, vroodon. Bnnt „» B««l«ß! tirr»«,!« vnch»r,«„,t Br,»»«,. B-Nrrftroh« II. D. A. Vl 37: über 4200. - Z Zt. Ist Preisliste Nr. 4 gültig.