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1279. 195 habhaft werden können." Möchte doch der Pfeil, den sie abge- 1279 schossen, auf sie selbst zurückfliegen! Denn „Kein Gesetz ist gerechter, als daß, wer schuldig des Mordes, Auch verfalle dem Tod durch seine eigene Kunst.')" Aber ach! weil sich Betrübniß an Betrübniß reiht und weil da mals der Zorn Gottes gegen die Böhmen, vorzüglich das Land volk, nach dem Spruche: „Was auch die Fürsten gefehlt, die Völker müssen es büßen,°)" so groß war, strafte er sie noch durch fremde Völker, wie er einst das israelitische Volk, als es sündigte, gestraft und heimgesucht hat. Sie irrten herum in gebirgigen Gegenden, Schluchten und Höhlen und verbargen sich und ihre Habschaft in Wäldern und Einöden, bis der Winter kam und Schnee fiel und sie keinen geeigneten Wohnplatz mehr fanden, wo sie sich und ihr Vieh hätten erwärmen können, weil die Feinde sie wie Spürhunde verfolgten, durch ihre Fußspuren im Schnee wie das Wild des Waldes entdeckten und sie gefangen nahmen. Einmal gefangen wurden sie ihrer Habseligkeiten und Kleider beraubt und grau sam gefoltert, damit sie sich durch Geld loskausten. Die also Beraubten, welchen es an Geld fehlte, wandelten herum, mit Säcken, Bettstücken und Matten ihre Blöße bedeckend und auf mancherlei Weise mißhandelt. Än Mielnik wurden Viele, auf ein Rad ausgespannt, vom Berge herab in die Elbe geworfen und ertränkt. Andere wurden zerstückelt, mit dem Schwert ge richtet, in Baude geschlagen, wieder andere verbrannt, nicht Wenige gaben auch durch Hunger und Kälte gequält und unter unzähligen anderen Martern ihren Geist auf. Wir haben damals von mehr und verschiedeneren Folterarten gehört und sie gesehen, als man in den Büchern lesen kann. Obgleich man liest, daß zur Zeit der Kaiser Dyocletian und Maximian die größte Christenver folgung war, so erscheint diese bei näherer Betrachtung doch noch ärger. Dort waren Menschen verschiedenen Bekenntnisses, näm- I) Aus Ovids Kunst zu lieiien I, K55. — 2) Horaz Briefe i, 2, l-I. — 13*