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»ergangenen Nacht ihre vergeblichen »erlnft, reichen «»griffe. An der Nida, nächst der Mündung dieses Flusses, wurde eine Brücke de» Feindes über di« Weichsel in Brand geschossen. Südlich Tomas,o» wurde vorn «»seren Trappe» ein Nachtangriff kaukasischer Negimenter abge schlagen. Die Kämpfe unserer Verbündeten um den N am ka. und Bzura» Akffäinitt dauer» fort. An der ganzen Front ist demnach eine neue Schlacht im Gange. Der StellvertreÜer des Generalstab». von Hoefer, Aeldmarschalleutnant. Volocz liegt 10 Kilometer südwestlich der ungarisch-galizischen Grenze an d^r Lawrcza; Lisko liegt am San, 50 Kilometer südwestlich van Przcmysl. Krosno liegt 70 Kilometer, Iaslo 00 Kilometer, Tuchow 120 Kilometer westlich Przemysl. Vie neue russische Zront. Aus Amsterdam wird der „B. Z." gemeldet: „Daily Mail" meldet aus Pletersburg: Es ist selbstverständlich, dasz der Rückzug aus Socha- czcm die Räumung von Pc tri kau bedingte. Der Grund liegt allein in der ungünstigen Boden- bcschaifenheit hinter der russischen Front zwischen Lo- witsch und Llow, wo Sümpfe den Nachschub von Munition und Reserven sehr schwierig ge stalteten. Zn Sochaczew dagegen haben die Russen einen garen Stützpunkt für ihre Verteidigung. Sie stehen hinter dem Bzurafluss, dessen hohe User die Umgebung beherrschen. Sie haben auch den Vorteil, den Rawkafluss ausnuhen zu können, der zwischen Lowitsch und Sochaczew in die Vzura mündet. Sonach reicht die russische Front jetzt von der Weichsel am östlichen User der Vzura bis an die Rawkamündung, dann die Rawka entlang bis Rawa und dann direkt südlich bis Oporschno, einer Stadt, etwa 30 englische Meilen von Pctrikau ent fernt. „Ein Sieg öer Serechnung." O Berlin. 23. Dezember. (Eigener Draht berich l.) Aus M ailand wird der „B. Z." ge meldet: Der Militärtritiker der „Perseoeranza", Dr. Eabiati, beschäftigt sich in einem Artikel, der die Ueberschrist „Ein Sieg der Berechnung" führt, mit dem Gegensatz der sorgfältig berechneten Vorbereitung des Krieges seilens Deutschlands zu der nachlässigen und ungenauen Vorbereitung sei tens Rüglands. Er führt unter anderem aus: „Nie nie heute werden die Russen ihre mangelhafte Organisation erkannt haben, ebenso wie ihr ungenügendes Eisen bahnnetz. Es genügt nicht, Missionen von Sol daten zu haben, man must sie auch beherbergen, pflegen und kleiden können. Man must auch für 'Nahrung sorgen, sowie für raschen Ersatz der Lier- luste an Material und Pferden. Der Sieg Hinden burgs ist nicht die Wirkung eines napoleonischen Ein falls, sondern das Ergebnis einer methodisch weisen Ausnützung der zu Gebote stehenden Mittel, vereint mit kühner und höherer Wissenskraft. Der deutsche Gcneralstab gab, indem er das Eisenbahnsystem in Polen organi sierte, Hindenburg eine furchtbare Waffe in die Hand, die genügte, um das Gleichgewicht zwischen den ungleichen Kräften der beiden Gegner herzustelle». Hindenburg verstand es nun mit sei nen verhältnismästig geringen Kräften, durch Ver schiebungen, wie sie die 'Notwendigkeit gebot, den Feind aus taktischem Felde zu überholen, und nach überwundener Krisis geben die Deutjckien der Mi litärgeschichte das erste Beispiel eines Eisen bahn s i r g e s." Vanktelegramm Hindenburgs an -as wiener Kriegsfürjorgeomt. sr.) Wien, 23. Dezemlx'r. lEigener Draht bericht.) Das hiesige K r i e g s t ü r s o r g e a m t hat auch für einen Teil der deutschen Armee Weihnachtssp e »den abgehen lassen. Dem Kricgsfürforgeamt ist nun gestern folgende Danl depesche des Feldmarschall'-' Hindenburg zuge gangen: „Nachdem die Weihnachtsspenden de? Kriegs- fürsorgeamts nunmehr eingetroffen sind, möchte ich nicht verfehlen, nochmals meinen und meiner Armee herzlichsten Dank für die reichen Gaben auszusprcchen. Ich erblicke hierin einen neuen Beweis treuer Kameradschaft der so eng verbündeten Armeen. Weiler vor wärts mit Gott! Dann wird uns im neuen Fahr der Sieg gewist sein! von Hindenburg, Feldmarschall" Eine Kundgebung deutsch-österreichischer Waffen brüderschaft. Budapest, 23. Dezember. Das gestrige Leichcn- begängnis des infolge einer Verwundung in Galizien im hiesigen Kriegsspital verstorbenen Leutnants Paul Goetz von einem preusti Ichen Infanterie-Regiment gestaltete sich zu einer erhebenden Kundgebung der treuen Waffenbrüderschaft zwischen deutschen und österreichisch-ungarischen Kämpfern. Dem Leichen begängnis wohnten bei der Stadtkommandant, Feldmarschallleutnant Sors ics und der Militär kommandant Generalmajor Seipka. Jeder Trup penkörper der Garnison hatte eine Offiziersdeputa tion entsandt. Ferner waren erschienen der General konsul Gras von Fürsten Kerg-Stern heim mit dem Personal des Konsulats und der Magi- strntsrat Vita als Vertreter der Stadt. Zahlreiche Kranze schmückten den Sarg, darunter einer mit der Aufschrift: „Dem tapferen Kameraden die K K. Armee!" Dem Trauerzuge ritten Polizeibeamte in Galauniform voran. Ein kriegsmässiger Infanterie zug bildete die Ehreneskorte. Englische Slätter gegen LhurchM. Aus Kopenhagen wird dem „B. L." gedrahtet: Ehurchills Brief an den Bürgermeister von Scar borough, worin er in den heftigsten Ausdrücken die Beschiessung der Stadt durch die Deutschen ver urteilt und diese Kindcrmörder nrnnt, hat in allen Kreisen Londons unliebsames Aussehen erregt. All gemein wird dieser unbeherrschte Ion Ehur chills verurteilt und geltend gemacht, -er Brief sei nicht typisch für die Denkweise der Eng länder. Der Ton decke sich nicht mit den Anschau ungen der öffentlichen Meinung. „Morning Post" und „Globe" wenden sich gegen Thurchtss; sie sagen, er protestiere zu viel. Sie erinnern an das alte englische Sprichwort, dass Worte ein schlech te» Heilmittel für Wunden seien. Die englische Nation leg« keinen Wert darauf, den ober sten Leiter brr schweigsamen mächtigen Flotte Eng land» mit Scheltwort«» um sich werfen zu sehen. Neue öejchketzung Ser VarSaneUenfort». Au» Rom wird dem „B. T." grdrahtet: Die „Tri buna" erfährt, dass die französisch-englische Flotte ein« neue Aktion gegen die Dardanellen vorbereit«. Am Dicstag hab: ein franzöiijckses Kriegsschiff eine Anzahl Schüsse gegen di« Süd fort» der Dar- danellcn abgegeben. fluf eine Mine gelaufen. London, 23. Dezember. Nach einer Lloydmeldung ist der norwegische Dampfer „Boston" in der Nordsee auf eine Mine gestossen und gesunken. Eiserne Kreuze. Mit dem Eisernen Kreuz wurdcn ferner aus gezeichnet: der Referendar Raa sch aus Wormditt in Ostpreussen (1. Klasse), der Leutnant und Regi- mcntsadjuta.it tu einem Reserve-Znianterie-Regi ment Strasshausen aus Berlin (1. Klasse), der Hauptmann und Batteriechef in einem Reseroe- Feldartillerie-Regiment Heinz Brauer (erste Klasse), der Oberst und Kommandeur des Infan terie-Regiments 111 von St. Ange, der Haupt mann Wander hold, der Oberst Landauer und der Oberst Glück (alle das Eiserne Kreuz erster Klasse), sämtlich aus Karlsruhe, der Unteroffizier Oskar Eifel, Sohn des Gutsbesitzers Eisol in Bergen i. V., der Sanitäter Max Gerstner aus Oberlosa (unter gleichzeitiger Beförderung zum Sanitätsunterofsizier), der Gefreite Arno Wolf aus Kemnitz bei Gutenfürst, der Leutnant Dr. Sie r, Inhaber der Firma Oskar Wössner in Oelsnitz, der Stabsarzt Dr. Lampadius aus Oelsnitz, der Fürst!. Brandmeister und Leutnant der Reserve W. Tamm aus Lobcmstein, Kurt B rösche k, Sohn des Buchdruckcreibcsitzers Brofchek in Hamburg (früher Verleger des „Vogtl. Anzeigrrs" in Plauen), der Kriegsfreiwillige Dr. phil. Friedrich Schneid::, Sohn des Hof lieferanten M. Schneider in Greiz (unter gleichzeitiger Ernennung zum Unteroffizier), der Landwehrmann Richard Berg aus Greiz, der Unteroffizier im Infanterie-Regiment 132 Richard Frotscher aus Schleiz, der Gefreite Hans Rühr aus Neustadt (Orla), der Gefreite Alfred Lin denberg aus Pössneck, der Oberlehrer am Sophien-Eymnasium in Berlin Erich Naumann, sein Bruder, der Offizierstellvertreter Walter Naumann, der Ofsizierstellvertreter in einem Landwehr-Infanterieregiment Paul Matuschke, Beamter der Mitteldeutschen Kreditbank, beide aus Berlin, der freiwillige Zivilarzt in einem Reserve- Znfanterie-Regimcnt Dr. Benno Latz, Mitbesitzer des Sanatoriums DDr. Pariser-Latz in Bad Hom burg v. d. Höhe, der Topograph im Grossen General stab Franz Schmiedchen aus Spandau, der Oberleutnant der Reserve, Regierungsbaumeister Ludwig Netter, Inhaber der Firma Wolf Netter k Jacobi, der Vizefcldwcl>el der Landwehr in einem Landwehr-Infanterie-Rcgiment Heinrich Saft, Inhaber der Firma Saft, Hamburger L Eo., in Berlin, der Hofgärtner Findelmann in Pots dam (Sanssouci), der Oberleutnant im Dragoner Re giment Rittergutsbesitzer Herbert Mack auf Alt- , Hof-Ragnit. - Zürs Vaterland gefallen. Wie ans den FamUtennachrichten der vorliegen» den Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist , widmet die Firma Adolf Bleichert L Co ihrem auf dem Felde der Ehre gefallenen Mitarbeiter Moritz Jacob einen Nachruf. Die Landkrastwcrke Leipzig zeigen den Heldentod ihres Lagcrbnchhalters Kriegs freiwilligen in der Reseroe-Pionicrkompanie 51 Heinrich Reinhardt an. Der Kgl. Sachs. Militärverein 107er widmet ieinem auf dem Felde der Ehre gefallenen Mitglied Oberleutnant der Reserve und Kompanieführer Regierungsrat Earl Ende, Ritter des Eisernen Kreuzes, einen Nachruf. Ferner fielen aus dem Felde der Ehre: der Leut nant der Reserve im Reierve-Infanterie-Regiment 217 Eisenbahnpraktikant HansHartung, der Land wehrmann Hermann Paul Sch nepp, der Reservist im Gren.-Regt. 101 Georg Witten becher. der Landwehrmann im Inj.-Rcgt. -19 Ri chard Scheibe, sein Bruder, der Gefreite d. R. im Infanterie-Regiment 179 Willy Scheibe, Ritter des Eisernen Kreuzes, der Unteroffizier der Land wehr im Inianterie-Rcgiment 133 Oskar Fuchs sämtlich aus Leipzig, der Hauptmann und Batterie führer im Reserve-Feldartisserie-Regiment 49 Rittergutspächter Heinrich Wendler aus Ermlitz, der Leutnant der Reserve und Kompanie führer im Grenadier-Regiment 109. König!. Forst- asscfsor Ern st Heinrich Müller, Ritter des Eisernen Kreuzes, aus Zittau, der Leutnant der Reserve im Husaren-Regiment 20 > -mck. meck. Hans Albert Bachmann, Ritter des Eisernen Kreuzes, aus Dresden, der Kriegsfreiwillige im Infanterie- Regiment 243 Arthur Kluge in Crimmitschau, der Kriegsfreiwillige im Reserve-Infanterie-Rcgi- ment 2:tzi Eerichtsassessor Werner Schmidt- Burgk aus Jena, der Kriegsfreiwillige im In fanterie-Regiment 172 Georg Schwarz aus Grossschwabhausen bei Jena, der Osfizierstellvertreter im Infanterie - Regiment 21 Dr Ferdinand Röder, Oberlehrer am Staatlichen Lyzeum in Hamburg, die Söhne des Oberbürgermeisters von Königsberg i. Pr., Körte, der Leutnant zur See Ernst Körte an Bord S. M. S. „Scharnhorst" und der Kriegsfreiwillige Gefreite Friedrich Körte «im Alter von 13 Jahren), der Generalleutnant Otto Hennig, Kommandeur der 35. Division in Thorn, der Hauptmann Oskar von Grzymala, bis zum Kriegsbeginn Militärlehrer am Kadetten baus Köslin. Leutnant und Regimentsadjutant Egon Freiherr v o n F U rst e n b e rg, der wissen- «chaftliche Hilfsarbeiter am Kolontalinstitut zu Ham burg Dr. Erich Graefe. Sohn des Sanitätsrate Graefe in Hatte, der Leutnant der Tiroler Kaiser jäger Franz Mader, der in deutschen und öster reichischen Pomologenkreisen bekannte Obst- und Gartenbnuinspektor für Dalmatien in Zara. Ehre ihrem Andenken! Weitere Mel-ungen. ' Das Kriegs Ministerium nimmt Ver» onlossung, bekanntzugebc», dass die militärischen Be- schassungsstessen auf Angebote in Tageszeitungen, in denen unter einer C y l s f r e be zc i ch n u ng Ar tikel für Kriegshcere^bcdarf angeboren werden, nickst eingehcn wird. * Die Minister für Handel und Gewerbe, Land wirtschaft und des Innern erlassen folgende Be kanntmachung: Auf Grund -cs K 1 der Verord nung des Bundesrats vom IS. Dezember 1914 über ^as Vermischen von Kleie mit anderen Gegenständen bestimmen wir. dass Roggen- oder Weizen- kl e i e . die mit Melass e oder mit Zucker ver mischt ist, in den Verkehr gebracht werden darf. * Admiral Sir George Eallaghan ist ,zum Oberb«febl»baber am Nore als Nach folger Sir Richard Poore» ernannt worden. * Das Gemeindekollegium in München wählte heute mit 35 von 53 abgegebenen Stimmen den so zialdemokratischen Gemeindebevollmächtigten Prokuristen Witti zum Vorstand. Das Zentrum gab bei der Wahl weisse Stimmzettel ab. Zum 2. Vorstand wurde Gemetndebeoollmächtigter, Buch- druckereibesitzer Schoen, liberal, gewählt. * Di« englischen Blätter melden aus Buenos Aires, dass die Bemannung des britischen Schisses „Drumm uir" das von dem deutfchen Kreuzer Leipzig" verdenkt worden ist, von dem deutschen Dampfer „seydlitz" in Port San Antonio—Oeste gelandet wurde. Die von den Eng ländern aufgebrachten deutschen Kohlen dampfer bei den Falklandinseln waren die Dampfer der Hamburg-Amerika-Lmie „Baden" und „Sante Jsabell". * Das Reutersch? Büro meldet amtlich aus Swansez: Die Weissblechsabrikanten in Süd- Wales erhielten neue Konzessionen zur Ausfuhr von Weissblech, und zwar achtzehn noch Holland, drei nach der Schweiz und eine noch Dänemark. Ueber -as Schicksal -eutsther Patente un- Waren zeichen in England. Bis in die neueste Zeit liest man häufig, dass England die dortigen deutschen Patente und Warenzeichen kurzerhand vernichtet habe. Das ist ein Irrtum. So schlimm ist die Sache nicht. Man hat drüben zwar bestimmt — noch im August! —, dass jene gewerblichen Schutzrcchte, zu denen noch Lizenzen und hinterlegte Muster lsinzukvmnien, vernichtet, zeitlich ausgehoben, be schränkt oder zum Gegenstände von Zwangs lizenzen zugunsten englischer Firmen g.macht werden können. Dies darf von AmtS wegen geschehen oder auf Antrag. Der Antrag eines Dritten — und nur solche Fälle sind bis jetzt bekannt geworden — setzt aber voraus, dass der Antragsteller den Gegenstand des Schutzrechts selbst ausführen will und dass an solcher Aus führung ein allgemeines Interesse besteht, sei es des Landes oder eines Gewerbes. Das ssvorcl ak trmle kann seine Entscheidung hierüber an beliebige Bedingungen knüpfen, z. B. an die Zahlung von Lizenzgebühren an den Patent inhaber, und man kann, wenn man gerecht sein will, eigentlich nicht sagen, dass der englische Eomptrvller bisher böswillig und unverständig vorgcgangen wäre. Tie Protokolle über die -Verhandlungen gegen die Salvarsan-Patente und gegen die bekannte Zahnpasta „Pebeco" lie gen bereits vor. In erster Linie steht natur gemäss das englische Vorgehen gegen die deut schen Patente auf Farbstoffe und Arzneimittel. Freilich ist gerade hier ein schwerer Vorwurf zu erheben. Man könnte zur Not verstehen, wenn die englische Regierung ihrer Textilindu strie dadurch helfen will, dass sie die Fabrikation der Farbmittel in England ermöglicht. Oder wenn man drüben auf die guten deutschen Heil mittel während des Krieges nicht verzichten will. Allem man hat auch die deutschen Waren- -tz-ei rlhEir fik die englischen Nachahmungen frei gegeben. Damit das englische Publikum jenes Fiebermittel gebrauchen kann, ist cs doch nicht nötig, Has den Elberfelder Farbenfabriken ge hörige Zeichen „Asvirin" aufznhebcn oder mit dem Luesmittcl Hala 606 aucl, das Zeichen der Höchster Farbwerke „Salvarsan" für England frei zugeben. Das ist nichts anderes als eine amt liche Aufforderung zum unlauteren Wettbewerb. Das Vorgehen gegen die Patente liegt schliess lich in der Richtung der Geschichte der eng lischen Patentgesetzgevuna überhaupt, für die immer das Interesse des Landes oder des Gewer bes, weniger das des einzelnen, massgebend war. Allein jenes Berauben deutscher Warenzeichen beweist, wie eS den Engländern doch in erster Linie um die wirtschaftliche Bekämpfung Deutfch- lands zu tun ist. Möchte diese Berechnung gegen über jenen vortrefflichen deutschen Warenzeichen fchlschlagen. Ja es ist nicht ausgeschlossen, dass die jetzt beraubten deutschen Firmen noch einmal dankbar sind für die Reklame, die man drüben für ihre Erzeugnisse macht. Ein von den Engländern gewiss nicht gewollter Erfolg. Was soll nun unsrerseits auf dem Gebiete der gewerblichen Schussrechte zur Vergeltung ge schehen? Zunächst besser: abwarten. Man weiss noch gar nicht, wie die englischen Massnahmen wirken werden und ob man sich drüben nicht verhauen hat. Die Interessenten haben bis jetzt unsere Regierung §u Bergeltungsmassregeln scheinbar nicht gedrängt. Denn der Wert "der bei uns patentierten englischen Erfindungen ist gar nickt so groß, sicher viel geringer, als der Wert der deutschen Patente usw. für England. Also auch hier ein Anzeichen der Ueberlegenheit unserer Volkswirtschaft, ein entschiedenes Ueber- wiegcn des deutschen Erfindergeistes über den englischen. Wiederum eine Bürgschaft dafür: auch im wirtschaftlichen Kampfe werden wir Sieger sein. die Austän-e im Heer -er verbün-etea an -er Mr. Von Hermann Rothe. unjcrm nach Holland entsandten Kriegs berichterstatter. Amsterdam, 10. Dezember. fr.) Wiederholt sind schon Nachrichten zu uns gekommen, die davon erzählen, dass die Zustände tm Lager der Verbündeten an der Pser keineswegs gün stig seien und das Verhältnis der verschiedensten Soldaten untereinander alles andre, aber nur nicht freundschaftlich sei. Diese Mitteilungen wurden dann verschiedentlich von ausländischen Zeitungen als falsch erklärt, und als Beweis dagegen brachten sie Berichte von „Augenzeugen", die von einer besonders brüderlichen Zuneigung der verbündeten Söldner Englands, Frankreichs und Belgiens redeten. Mit den auffallend vielen Franzosen ist nun in Amsterdam kürzlich auch ein junger Mann belgischer Nationalität angekommen, dessen Bruder als belgi scher Offizier im Felde steht. Die Eltern des jungen Manne» befinden sich in England. Er ist bei d«r Eroberung Belgiens durch die Deutschen aus seinem Heimatort bei Brügge geflohen, hat sich in Frank reich aufgehalten und. ebe er nach Amsterdam fuhr (weil das Leben jetzt in Frankreich unerträglich sei), weilte er bei seinem Bruder einige Tage auf Be such. Von seinen Erlebnissen hat er mir viel erzählt: ebenso teilte «r mir interessante Tatsachen mit, die ihm lein Brnder, der belgisch« Offizier, anver- traut hat. Er erzählt, dass er seinen Bruder nicht wieder erkannte. Noch vor einem Vierteljahr sei er ein rischer, kräftiger Mann gewesen. Jetzt sei er zu amm«ngefallen, habe schwarze Ränder um die Augen, und seine früher kräftige Stimme sei matt und tonlos. Sein Bruder habe ihm mitgeteilt, dass überall di« grösste Mutlosigkeit herrsche. Di: Redens arten von einem endgültigen Sieg über die Deut schen glaubten schliesslich die Engländer noch, aber kein Franzose und erst recht kein Belgier mehr. Die Zeitungen, die ihnen ins Feld geschickt würden und nur immer mit hohlen Phrasen von dem kommen den Rückzug der Deutschen berichten, würden ärger- ich beiseite geworfen. Die belgischen Ofsiziere prächen untereinander offen, dass der Krieg selbst m günstigsten Falle keinen grossen Sieg der ver- lündeten Heere über die Deutschen mehr bringen önne. Ein Heer, das sich in dem Zustande befinde, wie das belgische und französische in Nordsrankreich, sei zu einem grossen Schlage, zu dem Zähigkeit gehört, auf keinen Fall nehr fähig. Die Verpflegung sei die denkbar traurigste. Die meisten belgischen Sol- datcn trügen Uniformen, die auch völlig abgenutzt, zerrissen und ungeschickt geflickt seien. Sein Bruder, sagte der junge Mann, besäße eine Uniform, krine Ersatz-Unterwäsche und müsse sich das Essen selbst kochen, wenn er nicht das der Mannschaft geniessen wolle. Die Rationen seien für Kinder gross genug, für Männer, die kämpfen müssten, icdoch gar zu klein. Es sei Talsache, dass zahlreiche Transporte mit Liebesgaben eii.träien, diese seien zuin grössten Teil aus England und würden auch von den Eng ländern mit Beschlag belegt, obwohl sie für die ge samten Truppen bestimmt leien. Die Engländer träten sehr selbstsüchtig auf. Nicht ein Stück Brot teilten sie mit den Belgiern oder Franzosen. Der Hass zwischen den belgischen und französischen Sol daten einerseits und den englischen anderseits sei sehr gross und führe täglich zu Schlägereien unter den Parteien. Einmal sei es vorgekommen, dass ein englilcher Freiwilliger einen belgischen Offizier in Gegenwart von ungefähr fünfzig Soldaten geschlagen habe, weil dieser dem Engländer verboten habe, ihm den Zigarettenrauch ins Gesicht zu blasen. Natür lich sei eine strenge Untersuchung eingeleitet worden. Man hat aber Len englischen Soldaten nicht fest stellen können. Auch der Verkehr zwischen den Offizieren der Verbündeten sei kalt. Die englischen Offiziere spielen sich als die Retter auf und be handeln ihre belgischen und französischen Kameraden verächtlich. Der junge Belgier meinte, es sei klar, dass König Albert an Volkstümlichkeit infolge des Kriege» zugenommen habe, aber man solle keines wegs denken, dass jeder für ihn Feuer und Flamme sei. Die belgischen Offiziere sagen freimütig, dass er einen grossen Fehler gemacht habe, sich auf die Gnade Englands zu verlassen. Wenn der Krieg auch glück lich für die Verbündeten auslausen würde, so wäre Belgien damit nicht geholfen, denn es würde doch nur eine englische Provinz werden, die sich leisten dürfe, einen König zu halten. Die Mehrzahl der belgischen Soldaten schwärmt in den Laufgräben von einer künftigen belgischen Republik, oyne sich darin durch die Gegenwart der Ofiizirre stören zu lassen. Die von den Belgiern am meisten gehassten Männer seien o. Broqueville und Mar. der Bürgermeister von Brüssel, der als der geriebenste Intrigant bezeichnet wird. Warum er gerade Max mit anführte, konnte ich nicht feststellen. Während meiner ganzen Unterhaltung mit ihm hielt er mich für einen Engländer, daher sagte er zum Schlüsse auch: „Sie müssen mir verzeihen, wenn ich so frei zu Ihnen gesprochen habe. Ihnen persönlich will ich nicht zu nahe treten. Das Persönliche ist ja hier überhaupt ausgeschlossen. Aber Ihr Volk haben wir Belgier niemals gern gehabt. Es hat uns ins Ver derben gestürzt, weil es uns versprochen hatte, zu helfen und doch nicht in der Lage dazu ist. Und wenn England auch uns helfen könnte, umsonst tut es nichts." Als ich ihm sagte, dass ich kein Engländer, sondern eilt Deutscher sei, sah er mich erstaunt mit grossen Augen an. Als wir schieden, meinte der Belgier bitter lächelnd: „Wenn das Schicksal nun eben es will, dann wollen wir uns doch lieber in Deutschlands Hand: begeben als in Englands Rachen. Der Engländer lmt keine Ehrfurcht vor einer anderen Nationalität. Aber es ist ja bekannt, dass der Deutsche auch den Ausländer achtet, und er besitzt Gewissen und Ehr ¬ gefühl." Das erzählte mir alles rin Belgier, im Glauben, einein Engländer die Wahrheit zu stecken. Schon die Art und Weise, wie ich zu dem Gehörten kam, bürgt für die Wahrheit der Angaben. der erste Patrouillenritt ins Russische. Die Erzählung eine» Neiterosfiziers. Aus dem Hauptquartier im Osten, 15. Dezember. (n.) Unter den vielen Kriegern aller Rangstufen und Truppengattungen, die ich in diesem Kriege bisher kennen lernte, waren nur ganz wenige, die ihre Erlebnisse so anschaulich erzählten, dass man sic schriftlich wiedergeben könnte. Viele sind erstaunt, dass es überhaupt etwas zu schreiben gibt, was nicht schon in den W-T-B.iTelegrammen steht. Es «ei doch fast ein Tag wie der andere und alle erlebten im grossen ganzen das gleiche Mancher aber hat wohl ctwasBejonderes erlebt und ist sich deilen auch bewusst.er spricht aber nicht davon, am wenigsten zu einem Bericht erstatter. Er ist geradezu entsetzt, dass ausgerechnet „seine Schandtaten", wie er sich ausdrückt, in die Zeitung kommen könnten. Es bedarf dann einer wahren Rabenschlauheit, um einem solchen Manne jein Erlebnis ru en locken. Man muss daraus pirschen wie ein Jäger aus ein seltenes Wild. Aber gerade das Erlebnis des einzelnen, was er erlebt und wie es sich in seiner Seele spiegelt, erscheint mir reizvoller und tiefer in das Wesen des Krieges hineinsiihrend als die Massenbewegungen der Heere, die letzten Endes doch nur dadurch eine Bedeutung erhalten, dass sie ungezählten Einzelnen im Felde und daheim zu einem grossen Erlebnis werden. Als ich das letztemal für einige Tage an der Kampflinie weilte, jah ich einen jungen Reiteroffizier wieder, den ich hinter Bakalatzewo während eines Gefechts kennen gelernt und jeitdem oster wieder gesehen hatte. Ich wusste, dass er eine Reihe der tollsten Erkundungsritte bis weit hinter die leind- lichen Linien gemacht hatte und versuchte zuweilen das Gespräch daraus zu bringen. Er sprang dann mitten in ein lolches Erlebnis hinein. Man sah einen Streifen Feld ausdtttzen, einen Waldrand, eine feindliche Patrouille und schwapp — ging der Vorhang wieder herunter, jo dass mir zumute war, als segle ich über zerrissenem Gewölk hin, das nur immer die Aussicht ver«p«rrte, wenn ich die Gegend genauer anschauen wollte. Versuchte ich, ihn bei dem Waldrand« festzuhalten, so tat er «inen Verwendet .W-Hnir-flmijs- IM" q»f>«rte», Brief«» re.