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Leipziger Tageblatt. Veite 2. Nr. 420. NvenL-nv«savr. Eta franzöfijcher Zlieger abgefthostea. Karl»ruh«, iS. August. (Eigene Drahtmeldung.) An einer Sitzung des badischen Roten Kreuzes wurde mitgeteilt, daß ein französischer Flieger, der den Isteincr Klotz überflog und Uber schwei zerisches Gebiet nach Frankreich zurückkehren wollte, von den schweizerischen Grenz, posten heruntergeschossen wurde. Vas Zell -es Löwen wir- schon verteilt! Frankfurt a. M., IS. August. lEig. Drahtmcldg.) Aus London wird über Amsterdam gemeldet: Die Londoner „Morninq Post" veröffentlicht einen Artikel über die Politik der neutralen Staaten, in dem Dänemark bei einer deutschen Niederlage Nord schleswig versprochen wird. Der ganze Artikel ist eine Hetze gegen Deutschland. weitere Meldungen. Ernst Haeckel und Rudolph Euckcn in Jena, die beide seit langer Zeit starke Beziehungen mit England pflegten, veröffentlichen eine Erklärung, in der sie ihrer Empörung iil>er das Verhalten Englands Ausdruck geben. sr Bei den Kämpfen auf dem westlichen Kriegsschau, platz war, wie mitgeteilt, Hauptmann Arnim von Klützow gefallen. Seine Gattin, Helene von Klütz ow, bogab sich nach dem Kriegsschauplatz, um die sterblichen Ueberreste ihres Gatten nach der Hei- mar zu bringen. A u f d e in W e g e z u d e m to te n Gatten ist sie von Meuchelmördern er. mordet worden. Hoffentlich gelingt es noch, diese feige und unerhörte Schandtat zu rächen. * Graf Nicolaus Bismarck, der sich, wie berichtet, als Kriegsfreiwilliger gemeldet hat, ist ein Sohn des Grafen Wilhel in Bismarck. Die irr tümliche Meldung unserer Berliner Redaktion, das? nur ein Enkel des Fürsten Bismarck existiert, sei hiermit berichtigt. * Wie die „Vosf. Ztg." erfährt, haben sich die deut schen Tabakindustricllen auf Anregung der Zigarren fabrikanten des Mindener Bezirkes zu einer ge meinsamen Organisation zusammengeschlossen, die den Zweck verfolgt, die etwa eingehenden grasten Aufträge fiir den Bedarf von Heer und Marine aus sämtliche leistungsfähigen Produk tionsstätten zu verteilen und dadurch eine gleichmäßige Verteilung auf alle Firmen zu gewähr leisten. Der San.-Rat Dr. Richard Gottschalk aus einem Vororte von Frankfurt a. M. ist bei der Aus übung seines Berufes als Militärarzt in Bel gien einem heimtückischen Anschlag bel gischer Einwohner zum Opfer gefallen: er wurde am Mittwoch früh unter militärischen Ehrungen auf dem Bockenhcimer Friedhöfe beigesetzt. Aum Kapitel deutscher Schande, worunter wir die würdelose Umschmeichelung und Verhätscl-elung gefangener Feinde durch einzelne deutsche Frauen und Mädchen verstehen, müssen wir leider noch einiges hinzufügen. Eine Zuschrift an die „Münch. Reuest. Nachr." aus der Pfalz stellt mit Entrüstung fest, daß sich an solch schamlosem Treiben auch Männer beteiligten. Wir lesen da: „In Homburg gab ein Herr einem Franzosen 20 -L für dessen Käppi, auch sonst wurden derartige Kopfbedeckungen angekauft. Neun gefangene französische Offiziere kamen durch Zweibrücken. Ihnen wurde im Wartesaal 1. und 2. Klasse doppelt gedeckt und Beefsteaks usw. verabreicht, während die deutschen Mann schaften im Freien auf rohen Bänken ihr bescheidenes Mahl verzehren muhten. Damit die Herren Franzosen innerhalb des Bahnhofes nicht zu sehr durch Neugierige belästigt wurden, muhte dieser sogar geräumt werden. Aehnliche Vorkommnisse werden au» Stationen bis in die Nähe von Worms gemeldet. Demgegenüber ist festgestellt, das, einzelne in die Heimat zurtickkchrende deutsche Verwundet« sich Postkarten, Selterwasser und Zigarren kaufen muhten. Mit Recht betont ein pfälzisches Blatt, dah einem angesichts dieser Vor kommnisse die Schamröte der Empörung ins Gesicht schlägt, und dast es Sache der Bahnhofskommandan- tnren und der die Verpflegung übernommenen Vor- einsvorstände ist, hier sofort und energisch Wandel zu schaffen." Vie Zreimachung -es gesperrten Tunnels. Die „Niederrheinischc Volkszeitung" i» Krefeld berichtet: „:G Arbeiter der hiesigen Hauptwerkstätte wurden am Sonnabend sn. Augusts abend mit Lxtrazug über Aachen nach Belgien befördert. Zn einem Tunnel zwischen Nasgrone und Verviers hatten die Belgier 17 der schwersten Lokomotiven mit Volldampf aufcinan Verfahren lassen, um den Tunnel für die Durchfahrt von Militärzügen der Deutschen zu sperren. Man hatte vorher vergebens versucht, diesen ZOO Meter langen Tunnel zu sprengen. Zn den vorhandenen Minen befanden sich noch Ikii Kisten Dynamit. Sic sind non einem Unteroffizier des 1. Eisenbahnregiments herausgeholt worden. Unter militärischer Bedeckung, auf der Maschine v Mann und in jedem Wagen t> Mann Militär, wurde unser Zug ohne Licht über die Grenze geschoben und kam Sonntag morgen um 4 Uhr vor dem Tunnel an. Hier bot sich ein schreckliches Bild der Verwüstung. Von den 17 Maschinen standen noch sieben in dem Tunnel kreuz und quer durcheinnndergeworsen. Bis Dienstag nachmittag b Uhr wrren fünf von riesen heraus geholt und gleichreit g ein Gleis frei geworden zur Durchfahrt. Mit Hil'e des Eisenbahncrregimcnts wurden neue Schienen eingebaut, so dah am Mitt woch vormittag um 6 Uhr der Tru'wentrans^ort per Eisenbahn bis Lüttich loeging. Als zwener Zug fuhren schwere Mörsergeschiit-e durch. Die Maschine, deren Beseitigung das Gleis frei machte, wurde mit Grün geschmückt und mit der Aufschrift „Ich bin ein Preuhe" unter lautem Jubel herausbcfördert. Nach her wurden die Ovpumer Arbeiter mit einem Panzerzug nach Hcrbcstba! gebracht, um sich die Nacht in Wagen 2. Klasse mal auszuruhen. Am Mittwoch erhielten die Leute dann die freudige Nachricht, dah die letzten zwei Maschinen vorläufig stehen blieben." Fürsorge für die verwundeten km Felde. Im „Berl. Lok.-Anz." werden nach Berichten eines Augenzeugen Mitteilungen über die Fürsorge ge macht, die unseren Verwundeten im Felde zuteil wird. Direktor Max Fischer von den Mannesmann- Werken inDüsseldorf hatte sich auf das Schlacht feld bei Lüttich begeben. Seine Wahrnehmungen gehen dahin: „Das Wimmern und Schreien der Verwundeten, auf das er sich aus früheren Kriegsschildcrungon ge fasst gemacht hatte, sei durch die wunderbare Kunst unserer Aerzte fast verstummt. Mit Liebe und Sorgfalt seien den Leidenden schmerzstillende Mittel gereicht worden, so dah sic den schweren Transport ohne Klagen überstanden und auf den Verbandplätzen in dankbarer Ruhe sich der wei teren Pflege oft lächelnd anvertraut hätten. Kein heftiges oder ungeduldiges Wort habe er ver nommen. Mit einer wahrhaft brüderlichen Kame radschaft hätten sich die Aerzte zu den Kranken ge neigt, sie durch milden, oft auch fröhlichen Zuspruch wieder aufrichtend. Kein Volk der Erde ver füge über ein so wohl a u s g e st a t t e t e s La zarettfeldwesen wie das unsrige und ein wissenschaftlich und sittlich so hochstehendes Aerzte- korps wie das deutsche. Die Wirkung der moder nen Geschosse scheine nicht so schmerz- bringend zu sein, wie die der veralteten Waffen. Entweder brächten sie wohlgezielt an edlen Stellen den sofortigen Frieden des Todes, oder aber sie hin terstesten nicht allzu schmerzhaft sich wieder aus heilende kleine Wundkanäle. So könne e» sein, dah mancher in den Verlustlisten als schweroerwundet ge meldete Mann in kurzer Zeit sich wieder in der Hei mat ganz erholen könne." Eln -Gefängnis der Generale*. Von der „Tüchtigkeit" der russischen Generale gibt folgende Geschichte Kenntnis: Die Stadt K i e.w kann sich eines eigenartigen Vorzuges rühmen. Sie ver fügt über ein Gefängnis, das den Namen „Gefängnis der Generale" fuhrt. Die Entstehung dieses Namens ist auf recht eigenartige Zustände zurückzuführen. Es befanden sich hier nämlich sehr viele lüenerale und Angehörige des hohen Adels vis herauf zu den Für stengeschlechtern. Die Annahme, daß mail hier gleich sam ein Sondcrgefängnis für höher gestellte Kreide ganz Rüglands geschaffen hätte, wäre falsch. Hier waren nur alle diejenigen Herren eingesperrt, die bei der grasten Senatorenrevision, besonders bei der Revi sion des Senators Garin, auf trüben Schleich- wegen ertappt worden sind. Alle, die bei den In tendanturen, bei Kriegslieferungcn und bei ähn.i.qen militärischen Einrichtungen Millionen „oe.dient" haben, d. h. unter cklagen haben, sind in dem K.ewer Gefängnis untergebracht gewesen. Da fand sich e.n General, der als Znrendani angestellt wurde und es verstand, die Heeresverwaltung um mehrere Millio nen leichter zu machen. Er war einer der großartig sten Organisatoren des Schwindels. Alle Mil.tär- lieferanten lernten direkt bei ihm das Betrügen. Ta war fernerhin oer General Marinow, der früher in der Krim seine Me.sterstreiche verübte. Ein wahr haft „teurer" Ofjizier, denn er kostete den russischen Siaat nicht weniger als 7 Millionen Rubel, die er während der Krie. szeiten verdient hatte. Da waren ferner Generale aus Moskau, aus Odessa, aus dem Prmrmiirgcbiit. aus dem Kaukasus, zwei Obersten von Leibregimenlern, hohe Teiwaltungsrezi. te Staatsräte und allerlei andere hohe Tiere, die >n Bc- 'chaulichkeit und Muste über die Arten, wie man sich Reichtümer erwirbt, nachdenken konnten. Zwei Ge nerale, die hier sagen, stammen aus den alten fürst lichen Familien Barussow und Sarkoi. Es waren echte „Knjäse" die es mit ihrer fürstlichen Würde für vereinbar hielten, in Kriegs- und Friedenszeiten alles Bewegliche zu stehlen. Raturgemäst führten diese Herren hier ein wahrhaft heiteres und fröhliches Leben. Man hört ganz im Gegensatz zu anderen rus sischen Gefängnissen, wo Jammern, Stöhnen und Peit chenhiebe an der Tagesordnung sind, hier heite res Lachen durch die Fenster der Zellen dringen, man erzählte sich, dast hier Kartenspiel an der Tages- und Nachtordnung war, dast ein großer Saal sogar zum Kasino der Untersuchungsgefangenen umgearbeitet worden war, und dast der Gefängnisdirektor sehr be glückt war, wenn einer der hohen Beamten ihn einer Ansprache würdigte. Es kamen auch merkwürdig viel Bahnsendungen en, graste Kisten, auf denen ein Glas aufgemalt war und die Inschrift stand: „Vorsicht! Zerbrechlich!" Da die russischen Beamten nicht in grosten Holzkistcn transportiert werden und auch nicht als besonders zerbrechlich gelten, so werden es wohl Weinsendungcn gewesen sein, mit denen die Herren Gefangenen sich die Tage ihrer Gefangenschaft erleichterten. Man kann daraus ersehen, mit welcher Sorgfalt Russland auch für seine Gerungenen sorgen kann, wenn es will und wenn es sich um Generale handelt. Ein „Gefängnis der Generale" ist und bleibt aber fiir alle Zeiten eine russische Errungen schaft. wir und öie Engländer. Ein Freund des „Leipziger Tageblattes" schreibt uns: Vor kurzem war ich einige Wochen geschäftlich in England und Schottland: ich habe viele Städte be sucht und mit vielen Leuten auch über das Verhältnis zwischen Deutschland und England gesprochen. Wäh rend man früher uns gegenüber oft recht zugeknöpft und zuweilen gar in etwas gereizter Stimmung war, wenn die Rede auf Deutschland kain, sand ich dies mal eine überaus freundliche, fast herzliche Auf nahme in allen Teilen der Bevölkerung. Im allgemeinen habe ich die Engländer immer geachtet. Ihr Familienleben, ihre Gastfreundschaft ttMtwoai ls. llusuv iS li. haben mir immer Achtung «ingeflößt. Nicht ein un günstige, Wort hab« ich diesmal über unser post- tisches Verhältnis gehört' vielmehr versicherte mir jeder, dah der Deutsch« Kaiser eine glän- zende Aufnahme finden würde, wenn er nach England käme. Als ich in Leicester einen Herrn nach dem Hotel fragte, liest er sicy n cht abhalten, mich sofort zum Hotel zu begleiten, und ich musste ihm sogar etwas Handgepäck zum Tragen überlassen. In Lancester mH ich morgens einen fleißigen Gärtner in seiner Gärtnerei arbeiten: ich ging in seinen Garten, erbat mir Erlaubnis, mir diesen anschen zu dürfen, und da ich kür seine Arbeit Interesse zeigte, war er ganz glücklich. Am Schlüsse sagte er, ich wäre ihm sehr willkommen gewesen, und schmückte mich mit der letzten Rose, die er im Garten hatte. — Alle meine alten Geschäftsfreunde nahmen mich überaus liebenswürdig auf, und alle sprachen von der Bugra. Als Engländerfreund steht man jetzt vor einem offenen Grabe, und man ist beichämt, sich scheinbar jahrelang in solchem Irrtum befunden zu haben. Man zerorick l s:a- vergeol.ch oen Kop«. wie eine solche Haltung der englischen Regierung möglich sei. Ich glaube nicht, rast das englische Volt diesen Krieg wünschte; ich kann cs nicht glauben. Der Krieg lässt sich nur durch d.e Politik der Grey und Churchill er klären. Dast sich acer ein ,o kluger, tüchtiger Mann wie der Ministerpräsident Asquiry für den Krieg er klärt, dafür fehlr mir und wahrscheinlich auch vielen anderen jedes Verständnis. Es ist wahr, die ganze englisck)c Ostküste ist mit Kriegssastffen jeder Art und Größe förmlich gespickt: ihre Zah. erscheint verblüffend grost. Aber die Menge macht es nicht immer. Dre Engländer jin- offenbar in vielen Dingen etwas rückständ.g: nament lich in der Industrie. In der Gegend von Wol verhampton sieht man viere Fabriken mit zer brochenen Fensterscheiben und fehlenden Dachziegeln. Wirklich schöne Fabriken, wie wir sie überall haben, sind verhältnismäßig selten. Fadrilstädte wie Leeds, Glasgow, Manchester, Wolverhampton usw. sind geradezu scheußlich. Die englischen großen Passagierdampfer werden den unserigen auch nachstehen, worauf der Unter gang der „Titanic" und der „Emprest of Ireland" ein grelles Licht wirft. Warum sollen unter diesen Umstünden die englischen Kriegsschiffe mit ihren Söldnern und ihrer, wie man sagt, ungenügenden Besatzung besser sein als die unserigen mit ihrer prachtvollen, todesmutigen, vollzähligen Be mannung?! Es ist nicht anzunehmen, dast uns die Engländer zur fSee so leicht überwältigen: ihre Landmacht brauchen wir nicht zu fürchten, und es ist geradezu naiv, wenn diese unter den heutigen Ver hältnissen sich auf dem Kontinent versuchen will. Die guten Engländer sind wirklich etwas weltfremd und einseitig geworden und darauf wollen wir unser- Hoffnung seyen. Venn öie Leuchtfeuer erlöschen. Ein gewaltiger See- und Küstenkrieg ist die Folge der englischen Kriegserklärung, und so bald ein solcher ausbricht, gehört es zn den ersten Maßregeln der Kriegführenden, daß sie die Befeuerung ihrer Küsten und Inseln löschen. Alle Fahrzeuge sind fortan zur Orientierung auf andere Hilfsmittel angewiesen. Zweimal schon hat das gegenwärtige Geschlecht das Er löschen der Leuchtfeuer erlebt: das war während des russisch-japanischen Krieges, wo an den siüi-- rischen und japanischen Küstenstrichen die Leucht- feuer außer Dienst gestellt wurden, und während des italienischen Tripoliskrieges, wo in allen in Frage kommenden italienischen und türkischen Gewässern, selbst teilweise im Roten Meere, die Leuchtfeuer crlvschen. Jeder weis; wohl, wie weit die Schiffe von Leuchtturmen und anderen Feuer zeichen zur Orientierung abhängig sind und be sonders, wie wichtig sie an gefährlichen Küsten stellen oder Felsen im Meere sind, wo sie als Vas stille Leuchten. -Illj Roman von Paul Grabein. c>/ a,-«uusi. v > o, o. in. -. u„ Eine atemberaubende Furcht begann in ihr aufzustcigen, aber ein seltsam süßes Angst gefühl! Sie hätte entfliehen mögen, und mußte doch bleiben, wie gebannt von einer dämonisch lockenden Macht. Vergebens kämpfte sie mit aller Kraft ihres trotzigen Willens dagegen an. Lächerlich! Was sollte dieses Possenspiel? Was war ihr dieser Mann? Gab es doch, seit sie in Schmerzen sehend geworden, keinen mehr, den sie nicht triumphierend, mit höhnischen! Lächeln vom stolz erkorenen Piedestal seiner Selbstüber hebung in all seiner nichtigen Kleinheit zu Boden gestoßen hätte! Und nun der? Aber doch! Wenn nur nicht jener Augen blick damals am Wildkogel gewesen wäre! Da n>ar zum erstenmal in ihrem Leben dieses Ge fühl süß lähmender Schwäche vor dem alles niederlversendcn Manncswillcn, vor der rück sichtslosen, keinen Widerstand duldenden Kraft über sie gekommen, die unbekümmert um Tod und Leben nur ihr Ziel verfolgt, sich selber mir elementarer Wucht dem Widerstand der Na- rnrkräftc entgegensetzend — stärker als jene! Sie kämpfte, sie rang dagegen, und doch — ein Zittern überlief ihren Leib — sie fühlte es. Wenn er sie jetzt an sich r,ß in dieser Minute, sie wortlos, wie seine Beute in seine zwingen den Arme nahm, so war sie verloren, so hatte sie eS, den erstickten Trotzschrei in der Kehle, geschehen lassen müssen ohne Widerstand. Und last taumelnd, die Augen schließend, trat sie einen Schritt zurück, an der Felswand einen Halt zu suchen. Aber er kam nicht nach, er umschlang sie nicht, ivie sie mit bebendem Pulsschlag in zit ternder Erregung befürchtet — erwartet hatte. Statt dessen tönte plötzlich seine Stimme an ihr Ohr, eine vor innerster Erregung zitternde Stimme, aber sie wirkte mit einem Male er nüchternd auf ihre Sinne. Eine Tat hatte sie erwartet, eine sie überraschende, gefangen nehmende Tal, und nun kamen Worte — leere Worte! Fast Hütte sie laut aufgelacht, ein er lösendes Lachen: Gottlob, der Bann war ge brochen ! „Ich verstehe, ich teile Ihr Empfinden im Toben der entfesselten Wemente, Krau Jutta." Heiß leuchteten seine Äugelt ihr entgegen. „Aber ich fühle dabei auch noch ein anderes." „Und das wäre?" Im Ueberschwang seines Empfindens hörte er den feinen Hohn nicht heraus, der schon wie der ans ihrer Stimme klang. „Wie da draußen in der Atmosphäre in Blitz und Donner zwei gewaltige elektrische Span nungen sich auslösen, so gibt es auch Augen blicke, ivo zwei Menschenseclen von qualvoller, höchster Spannung sich befreien, in ausglcichen- der, erlösender Vereinigung. Haben Sie auch das schon einmal empfunden, Frau Jutta?" Sie stand noch immer an die Wand gelehnt, vom Feuerschein übergossen. „Nein!" kam cs kurz von ihrem Munde. Da trat er dicht vor sie, daß er sie fast berührte. „Nein? Das heißt noch nicht." „Niemals!" Feindselig schlenderte sie es ihm entgegen. „Sie werden es empfinden, Sie müs sen — jo »me Sie sind." „Müssen? Wer will mich zwingen?!" Verächtlich zuckte cs um ihren Mund, und mit herausfordernd-lässiger Gebärde hob sie langsam die Arme hoch, die Hände hinter ihrem Nacken zu verschränken. So blickte sie spöttisch lächelnd auf ihn. Die Zähne in die Lippen gegraben, ver schlang er sie mit brennenden Augen, kaum noch seiner Herr. Der Trotz, der Hochmut! Und dabei diese betörende, lockende Grazie, er hätte rasen können! Wie sie so an die Felswand ge lehnt dicht vor ihm stand, den schlanken Leib durch die Armhaltung ein wenig nach vorn ge reckt. So schön war sie, so herrisch-stolz, so süß, er hatte noch nie ein Weib gesehen gleich ihr, noch nie gefühlt wie in dieser Stunde! ES zuckle ihm in jedem Nerv, sich hinzuwcrfcn vor ihr in den Staub, in glühender Huldigung wie vor seiner Königin, seiner Herrin — aber dann aufzusvringen und sie wild an sich zu reißen, mit der au-brechenden Glut seines In neren. AuS dem kalten Stein ihres Herzens die Funken zu locken, diesen stolzen Spöttcrmund mit taumelnden Küssen zu verschließen und ihm das brennende Mal der ManncSherrschast auf zudrücken! Mit flackernden Augen jah er sie an, deren Antlitz nur ungewiß au» dem tiefen Schatten vor ihm auftauchte, unbeweglich, wortlos — Im eisigkalten Hagelsiurm lief Holten drau ßen umher. Schon nach wenigen Minuten war er naß bis auf den Körper. Die wütenden Windstöße benahmen ihm den Atem, hemmten seinen Schritt, nur keuchend arbeitete er da gegen an, aber es war ihm eine Wohltat. Im Toben der entfesselten Elemente ließ er den wilden Sturm des Zorns und der Scham ui seinem Innern sich ausrasen. Wie eine reini gende Kraft ging cs von dem Sturmblasen ans, das die Schlacken von feinem Herzen fegte, die sich dort im zerrenden Leid der Jahre angesetzt hatten. Das Unwetter hatte ausgewütet. In dem tiefblauen klaren Aether des Abendhimmels schwammen rosige Fricdenswolken, da trat Hol ten wieder in die Hütte, in der sich Frau Jutta gerade zum Heimweg anschicktc. „Ich dachte schon. Sie wären in Blitz und Donner zum Himmel gefahren, wie weiland der Prophet Elias," spöttelte sie. „Und ich müßte trauernd allein nach Hause pilgern. — Was hatten Sie denn eigentlich in aller Welt?" Und sie schaute gespannt zu ihm hin. „Einen kleinen Nervenchock. Die Hitze des heutigen Tages war wohl schuld daran," sagte er leichthin, doch sein ernstes Antlitz stand nicht im Einklang damit. „Selbstverständlich aber ist es meine Pflicht, Sie heimzugeleiten." „Nur eine Pflicht?" fragte sie scherzend, eine Schmeichelet herausfordernd. Das alte Spiel sollte mit ihm fortgesetzt werden! Da schoß es ihm heiß in die Schläfe. „Sie verstanden ganz recht,'gnädige Frau!" Der schneidend kalte Ton machte sie aufsehen. Fast haßerfüllt trafen sie seine Blicke. Frau Jutta begriff: Sic hatte die Partie verloren. „Selbstverständlich dispensiere ich Sie von dieser Pflicht aus der Stelle. Ich wünsche allein nach Haus zu gehen." „Wie Sie befehlen." Mit leichter Ver beugung trat er von ihrer Seite und schritt obr Stück seitwärts, nach dem Bcrghang hin. Holten hörte ihre eilenden Schntte immer mehr in der Ferne verklingen. Nun waren sie ganz verhallt, und ihre Gestalt war seinen Blicken entschwunden. Da trat auch er den Heim weg an. Den Hut in der Hand, gab er die Stirn dem kühl erfrischenden Abendwind frei, und tief atmete seine Brust den herben, aber kraftvollen Hauch der Freiheit. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) aber nun streifte ihn der süße Arem des nahen Mundes, und wie ein Trunkener wollte er nie derstürzen, irre, stammelnde Worte auf den zit ternden Lippen, aber da plötzlich ein taghelles Aufleuchten, im blaufahlen Schein zeigte sich eines Blitzes Dauer lang klar ihr Antlitz — das blasse, kalte Antlitz der Sphinx, mit dämonisch glühenden Augen, um dessen grausam verzoge nen Mund ein triumphierendes Lächeln stand: Sie hatte es gefühlt, wie es ihn durchzuckt hatte, im nächsten Augenblick würde sie ihn zu ihren Füßen sehen, den Bezwungenen und Flehenden — ihr war der Sieg! Er sah das Antlitz, und das Knie, das sich schon beugte, wurde im selben Augenblick wieder straff: Dieser Blick hatte ihn vor der Vernich tung bewahrt! Sein Stolz hätte es nicht ver wunden, wenn er von ihr mit Füßen getreten tvorden wäre. Gottlob — sie hatte zu früh gejubelt! Dieser Blick hatte ihm ihr wahres Antlitz gezeigt — Blendwerk war alles gewesen, was ihn bisher an ihr gelockt hatte, auch das vorhin: Diese Frau war nicht für den Mann geschaffen, trotz all des berückenden Zaubers an ihr! — Aber dieser Blick hatte ihm auch in das eigene Innere geleuchtet. Wie weit hatte er sich verloren, verlockt durch seine Sinne! Denn un erbittlich stand es ihm jetzt vor der Seele: Was ihn zuerst zu dieser Frau getrieben, was ihn dann ganz in ihre Fesseln geschlagen, es war nur ihr Weibesreiz gewesen. Sein besseres Ich hatte keinen Anteil an dem gehabt. Er, der sich einst so hoch über andere gestellt, war nun selber ein blinder Sklave seiner Leidenschaft gewesen. Zorn und Ekel vor sich selbst brandete in ihm auf, während von draußen jetzt das Getöse des Donners erscholl. Ihm war, als müsse er ersticken vor dem, was über ihn hereinbrach — in dieser schwülen Atmosphäre, in ihrer vcr- derbenschwangeren Nähe. Er fuhr sich mit der Hand zum Hals, wie um sich Luft zu schaffen, und ein dumpfer Laut kam von seinen Lippen — ein unverständliches Wort der Entschuldigung. Verwundert starrte Frau Jutta ihn an; sie verstand nicht, was mit ihm geschehen war — sie glaubte an ein plötzliches körperliches Un wohlsein, die Folge einer Nervenüberspannung. Sie sah nur noch, wie er im nächsten Augen blick zum Ausgang eilte und hinausstürmte. Krachend flog die Tür wieder ins Schloß. Sie war allein. — —. i-, SU Mos Alt. Bei mann Eulai Zug > der 2 berg, wies« Man von geschl wenn Leich. Köi Wa Gusto Sohn 2. S0 infol. (Chil Kar Fich Ster w. Rotz Warnu von f« zu ve, cntrak gibt ei wie d< nur be bestirni Bewöl andere eigent! 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