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20-Millionen-Meide (ler Zlacll Leipzig. Silrung cler SlaMverorckneten. Den Vorsitz führt der Vorsteher Justizrat Dr. Rothe. Am Ratstisch Oberbürgermeister Dr. Dittrich. Bürgermeister Roth, Stadträte Ljche, Scharen berg. Hofmann, Traut mann, Zopfs, Dr. Struve, Gangloff, Oehler, Dr. Goehring, Lampe, Meyer, Dr. B a r t h o l,'R y,s r l, Sander. Eingegangen ist eine Eingabe der Frau verw. Höpfner, in der um Besserung des Pflasters in einem Teile der Cöthncr Strafte ersucht wird. Stadtv. Liebold machte di« Eingabe zur seinigen. Mehrere Eingaben, die Stadtv. Dr. Bennewitz zur seinigen machte, wenden sich gegen die Be willigung einer Beihilfe von 500 an das Säch sische Esperanto-Institut. Zum ersten Punkte der Tagesordnung, Be willigung von insgesamt 100 000 für Erweite rung des Kabs.lnetzes, Herstellung von Hausanschlüssen und B:jchaffung von Elek- tiizitätszählern für die Elektrizitätswerke, ergriff Stadtv. Dr. B e n.n ewitz das Wort und be merkte, daß nach den ihm gewordenen Mitteilungen ein Teil der Zähler von einer Firma bezogen werbe, oie mit englischem Eelde arbeite. Stadtrat Traut man n führt! hierzu aus, das; die in Betracht kom menden Zähler von einer Hamburger Firma ge liefert würden. Sollte es richtig sein, daß diese Firma mit englischem Gelde arbeite, so würde man die Zähler anderwärts bestellen. Die Bewilligung erfolgte darauf unstimmig. Für den Ankauf und Einbau von Toren in die O st fcu erwache wurden 1800 .il unter der Voraussetzung bewilligt, daß die Tore für di:sen Be trag von der Firma auch gebrauchsfertig eingebaut werden. Das Ortsgesetz über die Bebauung von Leip zig-Dölitz—Alt» r Ortsteil wurde in Ge- mätzheit der gestellten Ausschutzanträge genehmigt. In diesen Anträgen wird u. a. festgesetzt: „Für die Errichtung von Kranken-, Entbindung», und Irrenanstalten im Plangebiete wird die besondere Genehmigung des Rates Vorbehalten; eine Zustimmung der Nachbarn ist hierzu nicht er- forderlich." Dun Verkauf von etwa 4459 Quadratmeter Bau land zwischen den Strotzen 4, 9 und der Wilhelm- stratze in L.-Gohlis zum Preise von 30 für einen Quadratmeter wurde zugestimmt. Aufnahme einer 20 - Millionen - Anleihe. Ts folgte die Beratung der Ratsvorlage wegen Aufnahme einer 20-Millionen-Anleihe für die Kriegsbedürfnisse der Stadt Leipzig. D:r Inhalt dieser Vorlage, die den Stadtverordneten am Sonnabend zuging, aber bis zur Beratung im Kollegium als nicht für die Öffentlichkeit bestimmt behandelt wurde, ist im wesentlichen in den Äusfüh rungen des Berichterstatters wieder-gegeben, so datz sich ein näheres Eingehen hierauf erübrigt. Die Anträge des Rates lauten: l. zuzu st i m m e n, datz für die Stadtaemeinde eine bprozentige Anleihe unter den in dem an liegenden Schuldscheinentwurs angegebenen Bedingungen im Betrage von 20 Millionen Mark ausgenommen wird, N. den Finanzausschutz der Stadtver ordneten, zu dessen Beratungen in diesem Falle der Stadtverordnelenvorsteher mit Be rechtigung zur Abstimmung znzuziehen ist, zu ermächtigen, datz er über die Feststellung des Ausgabekurses, die Höhe der je weils zu begebenden Anlethebeträge und die sonstigen einzelnen Bedingungen der Begebung gemeinsam mit der Finanzdeputation des Rates Beschlutz fotzt und für das Kollegium der Stadtverordneten bindende Erklärungen abgibt. Der Berichterstatter des Ausschusses Dizevorsteher Tobias, führte zur Ratsvorlage das Folgende aus: „Wie Ihnen bekannt, haben wir, im Gegensatz zu vielen anderen Städten, nicht eine oestimmte Summe als Ausgabe für die Kriegsunterstützung an Familien der zur Fahne Eingezogenen beschlossen, sondern ein für allemal fortlaufend einen bestimmten Satz be willigt. Im Monat September wurden dafür '»40 000 «K verausgabt, so datz man allein für den genannten Zweck durchschnittlich mit einer Million Ausgab« pro Monat rechnen mutz. Hierin ist die vom Reich uns zurück- zuoergütende Unterstützung von 300 000 monatlich enthalten, aber die Wiederersetzung erfolgt erst nach dem Krieg, so datz unsere wirklichen Ausgaben pro Monat 1 Million betragen. Dazu kommt der Aufwand für die Ortskrankenkasse zur Er haltung der Kassenmitgliedschaft der zur Fahne Ein gezogenen, mit monatlich 40 000.1t. Einen ganz wesent lichen Mehrbedarf wird die Armen- und Ar beitslosenunterstützung in Anspruch nehmen. Wie hoch die Aufwendungen dafür sein werden, hängt ja von der allgemeinen Wirtschaftslage ab, immer hin wird es ein beträchtlich höherer sein wie bisher. Quartiergelder und sonstige militärische Leistungen erfordern auch eine wesentliche Summe, desgleichen bestehen M e h r a u s ga b e n f U r P o l i- zei, Feuerwehr und Beamte in anderen Ver waltungsabteilungen, die zur Fahne einberufen sind, ihren Gehalt aber weiter bekommen, die Arbeitskräfte mutzten durch Neueinstellungen ersetzt werden. Wenn man nicht optimistisch, sondern vorsichtig sein will, darf man nicht mit einer ganz kurzen Dauer des Krieges rechnen. Nehmen wir an, der Krieg dauert bis Ende Juli nächsten Jahres, das wäre ein Jahr von der Kriegserklärung an. Es würden sich dann die außer- qewöhnlichen Aufwendungen anlässlich des Krieges für die Stadt Leipzig auf folgende Summen von Beginn des Krieges auf «in Jahr be rechnet, stellen: Kriegsunterstützungen monatlich eine Million auf ein Jahr Zahlungen an die Ortskrankenkasse für Kriegsteilnehmer, pro Monat 40 000 .tt Mehrbedarf an Armen- und Arbeits losenunterstützungen bis Ende Juli 1915 Quartiergelder und sonstige Aufwände für militärisch« Leistungen.... Mehrausgaben für die Beamten und Ersatzkräfte bei Verwaltungsabtei lungen Einkleidung für Polizei, Feuer wehr usw Mehrausgabe an die Familien ein gezogener Arbeiter Summa: 17 500 000 -K Trotzdem nun jede nicht unbedingt notwendige Ausgabe vermieden wird, so müssen wir anderseits doch für Beschaffung von Arbeitsgelegenheit sorgen, wozu in erster Linie die Weiterführung der Hoch- wasferregulierung am geeignetsten ist. Die Aus gabe für diese, sowie für sonstige Hoch- und Tief bauten kann man für die Zeit von 12 Monaten auf 5 Millionen Mark veranschlagen, so datz für die Stadt ein autzerhalb des gewöhnlichen Verbrauches liegen der außerordentlicher Geldbedarf von etwa 22'/^ Millionen Mark erwachsen wird. Genau lassen sich die Zahlen ja nicht fest stellen, immerhin werden sie nicht unter 20 Millionen Mark betragen. Durch Ersparnisse an anderer Stelle läßt sich nur wenig erreichen, um so weniger, als auf höhere Einnahmen nicht zu rechnen ist, im Gegenteil werden manche Einnahmequellen, wie die Besitz wechselabgaben usw., stark versagen. Infolgedessen schlägt die Finanzdeputation des Rates im Verein mit unserem Finanzausschuß vor. die außer gewöhnlichen Ausgaben von etwa 20 Millionen Mark aus Anleihe zu nehmen. Nun hat Leipzig gewissermaßen Pech gehabt, gegen manche andere Städte, die vor dem Kriege An leihen ausgenommen haben. Unsere alte Anleihe vom Jahre 1908 von 60 Millionen Mark war im Laufe der Jahr« bis auf einen kleinen Rest begeben. Vor Beginn des Krieges waren schon umfassende Vorbereitungen getroffen, um den Anleihebedarf der nächsten 10 bis 15 Jahre festzustellen und die Regie rung um die Gewährung einer Anleihe von 100 Mil lionen anzugehen, welche im Laufe von 10 bis 15 Jahren nach und nach begeben werden sollte. All« Unterlagen waren bearbeitet, der Beschlutz beider Kollegien sollte sofort nach den Ferien gefatzt wer den, da kam der Krieg. Wir sind also gezwungen, genau wie das Reich, ein« Anleihe für auhergewöhn- liche Ausgaben aufzunehmen. Die gewöhn lichen Ausgaben hoffen wir durch den Betrieb decken zu können. Die Höhe der Anleihe mützte, unter Annahme einer einjährigen Kriegsdauer, 20 Millionen Mark betragen. Da nun das Reich 5 Prozent Zinsen gewährt, ist es aus geschlossen, datz die Stadt eine andere Verzinsung wählen kann. Die Finanzdeputatton, wie unser Finanzausschutz sind deshalb zu dem einstimmigen Beschlutz gekommen, eine Sprozentige rO-Millionen-Mark-Anleth« aufzunehmen. Man will aber, entgegen der bis herigen Gepflogenheit, für diese Anleihe eine außer gewöhnlich schnelle Tilgung einführcn, und zwar soll die Anleihe auf fünf Jahre unkündbar, also bis 1920 begeben werden und dann nach Ablauf dieser Frist in 10 Jahren getilgt sein. Die Rückzahlung hat man sich so gedacht, datz getilgt werden: am 31. Dezember 1920: 800 000 <K, dann aber in den Jahren 1921: 1600 000 -/(. 1922: 1 700 000 .»t, 1923: 1800 000 .<l, 1924: 1900 000 1925: 2 000 000 -st. 1926: 2100000 1927: 2200000 Mark, 1928: 2 300 000 -K, 1929: 2 400 000 .<t und am 30. Juni 1930 der Rest von 1 200 000 .st. Als Sicherheit dient das gesamte Ver mögen der Stadt Leipzig. Die Tilgung erfolgt programmähig durch Auslosung, jrdoch darf damit nicht vor dem 31. Dezember 1920 be gonnen werden. Verstärkte Auslosung wie Kün digung wird zugelassen, jedoch erst nach dem 31. De zember 1920. Das Nähere wird im Prosprkt aus geführt werden. Sowohl dem Finanzausschuß des Rates, wie un serem erscheint es nicht angängig, das jetzt lebende G.'schlecht, dem durch den Krieg schon sowieso be deutende Opfer auferlegt sind, dadurch weiter zu be lasten, datz es die außergewöhnlichen Aufwendungen auch noch zu tragen hat. Kommenden Geschlechtern werden die Früchte des voraussichtlichen Sieges auch zugute kommen, deshalb war man einstimmig der Ansicht, die Deckung der erford!clichen Mehr aufwendungen auf eine Reihe von Jahren durch eine Anleihe von kürzerer Dauer zu verteilen, Eine der artige Steuerpolitik ist, wie ich des öfteren hier be tont habe, nicht nur durch di: Verhältnisse geboten, sie ist auch vernünftig und vor allem gerecht. Es wäre ein Unding, den jetzigen Steuerzahlern alles ausbürden zu wollen: die kommende Generation mag auch daran teilnehm:n. Den Schulden der Stadt steht ein so großes, stetig wachsendes, sehr niedrig zu Buch stehendes Stammvermögen gegenüber, so daß in finanzieller Beziehung der Be streitung der Kriegsausgaven durch Anleihen keine Bedenken entgegenstehen. Die Finanzen Leipzigs sind durch und durch gesund, unsere Anleihen bieten hervor ragende Sicherheiten, deshalb empfiehlt ihnen der Finanzausschuß entsprechend seiner bis herigen Stellungnahme die Deckung durch Anleihe. An den Bericht knüpfte sich nur eine kurze Aus einandersetzung zwischen den beiden Vfzeoorstehern schnautz und Tobias über die Frage, welche Bedürfnisse durch die Anleihe gedeckt werden sollen. Hierauf wurde die Aufnahme der 20- Millionen-Anleihe einstimmig geneh migt. 500 <Zt für das Sächsische Esperanto-Institut. Den letzten Punkt der Tagesordnung betraf die Gewährung einer jährlichen Verhilf« von 500 .L an das sächsische Esperanto-Institut vom Jahre 1915 ab bis auf weiteres zu Lasten des Haus Haltplanes (Konto 7>, und die hierzu vorliegenden Eingaben. Der Finanzausschuß beantragte: Zustimmung zur Vorlage und damit die Eingaben für erledigt zu erklären. Der Berichterstatter Vizenorsteher Tobias führte aus, datz die Beratung wegen der 500 .<t im Finanzausschuß mehr Zeit in Anspruch genommen habe, als die Bewilligung der 20-Millionen-Anleih?. Von verschiedenen Selten bade man keine besonder: Vorliebe für die Vorlage gezeigt Was di? An hänger betreffe, so führten sie ins Feld, datz es sich hauptsächlich um ein internationales Vcrständi gungsmittel für den Kaufmannsstand handle, und daß das Esperanto nach dieser Richtung sehr wohl ge eignet srt, der englischen Sprache Abbruch zu tun. Für die Stadt sei es vorteilhaft, das Esperanto-In stitut in ihren Mauern zu behalten. Ein warmer Anhänger des Esperanto habe dem Institut 10 000 Mark gestiftet und der Staat wolle die Beihilfe von 1000 .tz jährlich weiter gewähren, wenn die Stadt 500 .tz beisteuere. Die Ausbreitung des Esperanto könnte durch Unterricht in den Schul;n gefördert werden. Von den Gegnern der Vorlage wurde ge sagt, datz gar kein Bedürfnis nach einer solchen int:r- nationalen Sprache bestehe. Dem wurde entgegnet, daß es sich um ein int:rnationales Verständigungs mittel handle, das, wie sich auf verschiedenen Kon gressen schon gezeigt habe, für die Allgemeinh'it sehr von Nutzen sein könne. Auch der Bürgermeister trat warm für die Bewilligung rin. Die Genehmigung erfolgte mit 6 gegen 4 Stimmen. Er bitte das Kol legium, gleichfalls zuzuslimmcn. In der sich anschließenden längeren Aussprach: ergriff zunächst Stadtv. Dr. Bennewitz das Wort, um sich gegen die Vorlage zu erklären. Es handle sich hier um :ine Kunstsprache, die sich ebensowenig lebensfähig erweisen werde, als andere Vorgänger, beispielsweise das Volapük. Genau wie dieses, werde es von der Bildfläche wieder verschwinden. Dazu komme noch ein anderer Umstand. Gegen die Esperantosprache, wie sie von ihrem Urheber, dem Warschauer Arzt Zamenhoff, festgestellt sei, haben sich schon vi.'le Widersacher erhoben. Namentlich seien es die „Jdisten", die in schärfster Weise oppo nieren und das sog. Ido für entschieden bester und zweck,'ntsprechendcr erklären. Zu den hervorragend sten Verfechtern des Ido gehöre der frühere Leipziger Univcrsitätsprofestor, Monist und Nobelpreisträger Geheimrat Ostwald. Bei einem solchen Zwist im eigenen Lager sei es ganz verfehlt, für eine Rich tung einer Weltsprache, di« dem Untergang zu steuere, G:lder zu bewilligen. Mit demselben Recht würden dann die anderen kommen. In der jetzigen schweren Zeit dürfte zudem der Allgemeinheit auch nicht der geringste Betrag entzogen werden. Bürgermeister Roth: Wenn der Vorredner darauf hingewiesen habe, datz es verschiedene Rich tungen in der Weltsprache-Bewegung gebe, so möchte er demgegenüber bemerken, datz ein gleiches auch in der Stenographie der Fall sei. Der Rat habe den Stadtverordneten die Vorlage lediglich aus prakti schen Gründen vorgclegt. Für ihn kamen in Betracht die grotze Verbreitung, die das „Esperanto" schon besitze, dann, was Leipzig anbelange, die erhebliche Unterstützung des Instituts durch einen unserer Mit bürger und endlich der Umstand, daß der sächsisckx- Staat seine Unterstützung auch nach Ver legung des Instituts nach Leipzig weiter gewähren wolle. Endlich handle es sich doch nur um eine wirk lich ganz geringfügige Summe. Vizenorsteher Schnauß: Wenn wir in dem jetzi gen großen Kampfe durchhalten wollen, müssen wir alle Mittel zusammennehmcn. Er sei in diesen schweren Zeiten grundsätzlich gegen jode Bewilligung für solche Zwecke. Stadtv. Dufour hob den praktischen Wert des Esperanto hervor. Der Esperanto-Verein sei in seiner Tätigkeit ein ganz wesentliches Mittel zur Verteidigung des Vaterlandes. Oberbürgermeister Dr. Dittrich bemerkte, datz die vom Vorredner angeführten Gründe auch beim Rate mitbestimmend zur Bewilligung gewesen seien. Stadtv. Lange war der Ansicht, daß, wenn das Esperanto den Wert habe, den seine Anhänger ihm beilegten, es sich dann auch ohne diese Beihilfe durch arbeiten werde. Die Uebcrsetzung der Bibel, von Goethes „Faust" u. dergl. in Esperanto halte er für ganz unangebracht. Stadtv. Heinze l sprach sich zugunsten der Vor lage aus. Für den Kaufmannsstand sei Esperanto von nicht zu unterschätzender Bedeutung, namentlich, wen», es gelte, nach dem Kriege wieder Erportbezie- bunqen anzuknüpfen. Stadtv. Seger glaubte, daß die Wichtigkeit des Esperanto sehr übertrieben werde. In ganz Deutsch land zähle der Esperanto-Verein nur 4260 Mit- glieder. Nach einer kurzen Bemerkung des Oberbürger meisters trat Schluß der Aussprache ein. DieAbstimmung ergab die Ableh nung der Ratsvorlage mit 31 gegen 26 Stimmen Die Eingaben wurden für erledigt erklärt. Es folgte eine nichtöffentliche Sitzung. — Die nächste Sitzung soll erst am 11. November stattfinden. 12 000 000 <t 180 000 „ 2 800 000 „ 400 000 „ 1000 000 „ 20 000 „ 800 000 „ Mitteilungen aus -er Gesamtratssiyung am 24. Oktober 1914. Vorsitzender: Oberbürgermeister Dr. Dittrich. 1. Die Stadtverordneten haben zugestimmt ».) dem Bau zweirr weiterer Baracken zur Unter bringung von Obdachlosen auf dem Lande hinter der Desinfektionsanstalt, bj der Festsetzung einer vom Reichsmilitärfiskus -u tragenden Gebühr von 6 für jede Beisetzung eines Kriegers in der auf dem Südfriedhofe vor gesehenen Abteilung am Fuße des Völk:rschlachtdenk- nals sowie der Uebernahme der Kosten für Hüge- uing, Bepflanzung und Pfleg: dieser Gräber auf die Stadtgemeinde, а) dem Vertrage mit der Gemeinde Leutzsch über die Einführung von Schleuse,rwäss:rn in den Lin- oenauer Bauerngraben, б) der Verlängerung der Gleisanlagen der Großen Leipziger Straßenbahn in der Torgauer Striche, s) dem Bau einer Eleisschleife seitens der Leip ziger Elektrischen Straßenbahn durch die Weiße-, Arnold- und Papjermühlstratze, kj der Vorlage, betreffend die Freihaltung einer Fläche von den Anschüttungen aus d:n Frankfurter Wiesen für das Wasserbecken, kr) der Herstellung der Straße des 18. Oktober und der Straße 8 entlang der Bücherei sowie der Ein legung der Gasleitung und der Einrichtung der Be leuchtung daselbst. Das Erforderliche ist zu besorgen. 2. Zu der Vorlage, betreffend Vie Verpachtung von Land zwilchen dem Südfriedhofe und der Gartenvorstadt Marienbrunn zur Errichtung von Schrebergärten usw., haben die Stadtverordnete beschlossen, mit der Lag« des Pachtlandes und mit dem Pachtzins sich grundsätzlich einoerstand.'n zu er klären, jedoch den Rat zu ersuchen, einen mit dem Bebauungspläne Nr. 74 übereinstimmenden Plan aufzustellen, der Vorlage im übrigen zuzustimmen. Dem Ersuchen ist zu entsprechen, das sonst Er forderlich: auszuführen. 3. Die Stadtverordneten haben beschlossen, den Rat zu ersuchen, bei der Königlichen Staatsregierung und dem Bundesrate vorstellig zu werden, daß für die wichtigsten Lebensmittel Höchstpreise festgesetzt und der Verkaufszwang für vorhandene Vorräte an Lebensmitteln ausgesprochen wird. Es ist Bericht zu erstatten. 4. Die Stadtverordneten Haden af zur Vorlage, betreffend das Ortsgesetz über die V:bauung von Leipzig-Lindenau—Noro, einen Vertrag mit der Leipziger Westendbauge>ellschaft wegen Ucberführung der Harrschildstratze usw., I»s zum Ortsgesetz über die Bebauung von Leip zig-Sellerhausen—Süd und Dorflage verschiedene Anträge gestellt. Sie werden der zuständig.'n Deputation über wiesen. 5. Die Eingabe, betreffend die Errichtung einer öffentlichen Bedürfnisanstalt in Leipzig Möckern haben die Stadtverordneten dem Rate zur Berück sichtignng überwiesen. Sie geht an die zuständig: Deputation. 6. Bewilligt werden die Kosten für Einlegung der Gasrohre und Einrichtung der Beleuchtung in den Straßen VIII und X des Bebauungsplanes Leip zig-Gohlis—Nord. 7. Antragsgemäß vergeben werden di« Erd- und Maurerarbeiten zum Pförtnerhause nm Nordtor des Südiriedhofes. Zu 2 und 3 ist d:n Stadtverordneten Mitteilung zu machen, zr 6 sind sie um Zustimmung zu ersuchen. vermischtes. Der Goldschild. In der „Leipziger Illustrierten Zeitung" vom 1. Oktober erzählt Hans Thoma eine Fabel, wie in einem schweren Kampfe der eine der Gegner mit grobem Schwerthieb dem Feinde den kunstvoll gearberteten Goldschild zerhaut, mit dem dieser sich deckte. Dann fährt er fort: „Diese alte l Geschichte scheint sich bei vielen Kämpfen zu wieder holen, und sie ist mir eingefallen, als ich das Schicksal von Löwen und Reims erfuhr. — Hart und urkräftig I ist aber der heutige Kamps, denn es handelt sich um das Leben Deutschlands, um das Leben eines Volkes: wenig hat daneben die Zerstörung von Kunstwerken zu bedeuten, wenn sie den not wendigen Streichen des Kampfes zum Opfer fallen. Auch wir Deutschen weinen der zerstörten Kunst eine Träne nach, und wir schützen sie, wo wir können: wir haben auch die Hoffnung, daß ein gesundes, heiles Volk immer wieder neue Kunst werke hervorbringt, die seiner Eigenart entsprechen — Heute handelt es sich um das Leben, um den Be stand unseres Volkes. Vor dieser harteir Tatsache mutz alle kunstliebende Weichheit verstummen. Um so iniriger wird sie sich in der Zukunst wieder äußern können. — Unsere so friedlich braven Lands- leute müssen als Wehrmänner in den uns aus gezwungenen Krieg von Heimat. Frau und Kind hinweg, sie müssen alles verlassen, woran ihre Liebe, ihr weiches Gemütsleben hängt: sie mußten ihr friedliches Herz mit Eisen umpanzern. sonst hätten sie den Schmerz nicht überwunden. Aste kann man da ein großes Jammergeichrei um zerstörte Kunst werke erheben, wo doch der Krieg Hunderttausende persönlich aufgebauter Lebenstunstwerke mit grau samer Gleichgültigkeit vernichtet?" Der Ursprung von London. Ueber die erste Ansiedlung rn der Gegend des heutigen London sind in der letzten Zeit Studien gemacht worden, deren Ergebnisse die bisherige Annahme über den Ursprung der Stadt zu widerlegen scheinen. Die ältere Forschung behauptete, daß schon vor der Römerzeit erne bedeutsame keltische Stadt dort bestanden hätte, von der auch der römische Name I-owlwium. also auch der jetzige Name abzuleiten wäre. Wenn der römischen Ansiedelung überhaupt eine andere voran- gegangen wäre, so könnte sie nur von sehr geringer Bedeutung gewesen sein und auf dem südlichen User der Themse gelegen haben. London aber entwickelte sich sehr bald nach der römischen Eroberung. Die erste Anlage bestand in einer Stadt ohne Befestigung an einer Stelle, die dem östlichen Teile der heutigen Eity entspricht. Leider ist über den ältesten stadt- plan, den Verlauf der Straßen und die öffentlichen Gebäude nur sehr wenig bekannt Zu Anfang des fünften Jahrhunderts wurde London wahrfchernlich wie die meisten anderen römischen Städte verwüstet und erholte sich erst nach mehr als 100 Jahren von seinem Verfall Die Studenten und der Krieg. In welch' hohem Grade die deutsche Studentenschaft am Kriege be teiligt ist, ergibt sich aus dem Anteil, den die in den Korporationen vereinigte akademische Bürgerschaft der schwäbischen Landesuniversität Tübingen an dem Riesenkampse des deut,chen Volkes nimmt. Bei einer Reihe Korporationen stehen, wie man uns mitteilt, alle Mitglieder als Reservisten oder Freiwillige im Feld, der anderen sind alle als Kriegsteilnehmer oder Krankenpfleger weg, von einem anderen großen Teil sind nur wenige zurückgeblieben, und von dem Rest der Verbindungen ist weitaus der größte Teil ausgezogen. Die 143 Angehörigen des Stifts (des evangelisch-theologischen seminarsj haben 123, die 142 des katholischen Konvikts über 100 zum Waffen dienst gestellt und erstere außerdem 9 zum Sanitäts dienst. Insgesamt stehen von Tübingen von 2069 deutschen Studenten des letzten Semesters gegen 1500 in der Front und einige hundert im Dienste der Sanität, darunter Angehörige aller Bundesstaaten. Diese Ziffern lassen die Opserfreudigkeit unserer Universitätsjugend in glänzendstem Lichte erscheinen. 1870 71 waren von 13 765 Studierenden der damaligen 1!« deutschen Universitäten 3200 ausmarschiert und 1200 standen im Sanitätsdienst. Aus der Spracheckc de» Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Der Name der grünten Truppen einheit Korps kommt von dem lateinischen Wort« lDrpu«, das Körper bezeichnet. Division heißt eigentlich Teil. Brigade stammt von dem italienischen Wort b,ig»t«. d. h. Trupp, Gesell- schäft. Es hängt mit dem Wort br gu —- Geschäft, Getümmel, und br gare — sich anstrengen zusammen. Regiment entstammt dem lateinischen Wort ro^imvu- tum — Leitung. Anfänglich bezeichnete es den Ort, wo der Oberst sich auihielt. Der Bedeutungs wandel übertrug die Bezeichnung von dem Ort auf die Leute, die von da aus ihre Befehle empfingen. Bataillon ist aus dem französischen Wort b»r >ll« —> Schlacht entstanden und bedeutet eine cur Schlacht aufgestellte Truppe Es hat im 16. Jahrhundert das deutsche Wort Fähnlein verdrängt. Kompagnie ist von dem lateinischen eompanium gebildet, einem 'Worte, das aus enm — mit und — Brot zu- iammengejetzt ist und daher Brotgenchsenschaft heißt. Davon kommt auch der Ausdruck Kumpane, d. h. Leute, die miteinander ihr Brot essen