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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.10.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141029012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914102901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914102901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-29
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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vonnrrstsy, 29. vlaoder l91< LripHtger Tageblatt. Nr. SSI. Moryen-Nussave. vrvr < er Gr„ ärt. — Tdig. ächt an wendet >. Die tver - I>s. das ache an geführt, genieur s. auch e sofort wn Os. nit der e Straf- itte tun gen des 461/14.) ober, mndelft » heute «er Lei« lgs auf cichtshof lte Zeit n gegen- ni de sich rfchwert en. In üerichts- > sei es n müsse. e r heute jarlUchen i „Baron ine Bor- -ollt". — n Preisen r der Er- nann. —e of. Nikisch oierkonzert III." von Artur ntung von örogmium: lertüre zu Klavier: Linder- ntag, dem lerstaz ab von Ott» rofesso, iterländisch« n Marcell- leiiter haften rden wirt^ loachgerusen iveren Zeit ü in sinn- uszuheitern, ahme wird. wird auch stelle ver- >S versandt n teilweise lg r. 29 b, l. renzstr.4<. ,Tel.270o. zügerur 2. :uijcinlr..I6 leiaweg ii «l. 10352 ! »ng Vc-: 1öiligstr.-t- arkortslr.l inig.-Znii ge>. gesch thrinitkc! 50 10 1(0 7.0>- Ulir Kunst- Wissenschaft und (Unterhaltung Vortrag von Erich Marcks. In der Alberthalle sprach gestern abend Erich Marcks. Sein Vortrag, der Vergangenheit und Gegenwart zusammenschloß, hatte eine eindringliche Wirkung. Bei aller Sachlichkeit im Gegebenen leuchtete durch die kraftvollen Worte de» Redner» warme, innere Begeisterung. „Wo stehen wir ?" so lautete das Thema des Vor trags. Es ergab sich zunächst die Frage nach dem Ursprung unseres Krieges. Er griff zurück bis auf das 15. Jahrhundert und hob hervor, wie die heutigen Entwicklungen Ergebnisse des Jahrhunderte währenden Rebeneinanderlebens der europäischen Staaten sei. Reben alte Staaten, wie England, Frankreich und Oesterreich, traten junge: Nutzland, Italien und Deutschland. Er brtonte dann, wie di« Entwicklung des inneren Staatslebens zu allen Zei ten an Kriege gebunden gewesen sei und wie der Krieg bei allen seinen Greueln und Leiden doch im Grund: eine schaffende Kraft sei. Das 19. Jahr hundert ist gekennzeichnet durch eine starke Beseelung des Staates. „Die Dehnung der Nation zur Rasse", oon der h:ute gern gesprochen wird, bleibt indessen eine Uebertreibung. Ein jedes Volk drängt not wendig nach außen. Kultur und Macht sind un trennbar. So erstrebte auch Deutschland naturgemäss sein: Weltstellung. Aber eben diese Bestrebung wurde von Anfang an von den übrigen Rationen mit scheelen Blicken der Eifersucht verfolgt. Wenn wir 1866 für unseren nationalen Staat und 1870 für unser: europäische Machtstellung in die Schranken treten mutzten, so kämpfen wir heute für unseren 'Weltstaat. Geheimrat Marcks ging dann auf unsere Gegner ein und k:nnzeichnet die verschiedenen Gründe ihrer Feindschaft. Frankreich hat, obwohl ein altern der Staat, doch noch immer «inen tätigen Trieb zur Macht. Die Feindschaft zwischen Frankreich und uns ist alt, und darum geht sie auf Tod und L:ben. Es handelt sich hier um Gegensätze elementarster Art. Unsere Beziehung zu Rußland war früher freundlich. Aber mit unserer Macht wuchs sein« Eifersucht. Entscheidend aber waren die Beziehun gen Rußlands zu Oesterreich. Unser Bund mit Oesterreich macht: uns zu Feinden der Russen. Ruß lands Trieb nach Ausdehnung konnte nur für Zeiten nach Ostasien abgelenkt werden, kehrte aber seit d?r Niederlage gegen Japan 1905 in die Bahnen seiner früheren europäischen Politik zurück. Das Schicksal der Türkei ist notwendig mit dem unser:n verkettet, und das berühmte Wort bleibt: „Der Weg nach Konstantinopel geht durch das Brandenburger Tor." Bei E n g l a n d ist der Neid auf uns:re wachsende Macht ausschlaggebender Grund seiner Feindschaft, und dieser Neid traf ebenso unsere Weltpolitik, nns:re Flotte, wie unseren wirtschaftlichen Auf schwung. So verband sich England mit unseren Feinden. England, das verwandte Volk, das nur berechnend, aber ohne Einsatz seiner nationalen Existenz in den Kampf tritt, ist uns d:r verhaßteste Gegner: Frankreichs Feindschaft verstehen wir: bei Rußland empfinden wir den Gegensatz der Kultur: aber England ist uns stammverwandt. Mir haben den Krieg nicht gewollt und werden doch verant wortlich dafür gemacht. Ursache sind wir allerdings, insoweit als wir sind. Der Krieg drohte unserer Existenz seit langem. Noch ist es nickst möglich, das Gewirr persönlicher Zusammenhänge aufzulösen oder auch etwaige Fehler und Mißgriffe unserer Politik anfzudecken. Diese Momente haben eingewirkt: ent scheidend waren sie nicht. Einzig und allein jene großen Zusammenhänge führten den Krieg not wendig herbei. Er ist eine Entladung von Todfeind schaften, die unsere Existenz verneinten. Der Redner ging dann sibvr auf die Beziehung der Kultur zum Kriege. Der Krieg negiert die Kultur nicht, sondern er erweckt und entfaltet schlum mernde Kräfte. «Der Redner feierte die organisato rische Fähigkeit, die sich so herrlich in diesen Tagen bewährt hat, die ebenso unserem militärischen wie gesamten Kulturleben eigen ist. Er gedachte jenes 3. September 1814, des Geburtstages der allgemeinen Wehrpflicht, die jetzt ihren schönsten Sieg errungen bat. Die freie Hingabe an Staat und Heer dauerte selbst durch alle Niederungen des 19. Jahrhunderts. Mp Huk ües Lebens. 8s Roman von Karl Rosner. Draußen auf der Straße fuhr ein Magen vorbei. Auf dem Bocke neben den: Kutscher stau- aen zwei Koffer, und in dem Magen saß eine Dame in tiefer Trauer. Sie war ganz schwarz verschleiert, aber durch den dunklen Flor schim merte es wie Tränen aus entzündeten, verwein-- it n Augen. Wie gebrochen lag die zarte, schmüch- uge (gestalt in den Polstern. Die junge F. a des Professors Kalbeck! Unwillkürlich richtete sich Doktor Cornelius alb auf in seinem Stuhle, und sein Blick folgte ast beklommener Spannung dem Wagen, der Straße hinunter nach dem Bahnhöfe fuhr. Die Baronin, die den kleinen Borgang still beobachtet hatte, brach zuerst das Schweigen: „Mußten Sie das noch nicht, Herr Doktor? Gestern nachmittag ist er gestorben. Arme junge Frau — sie soll ganz fassungslos gew soll sein in inrem Schmerz." Doktor Cornelius nickte, ohne zu sprechen. Bon der Kurkapelle drüben kamen noch immer die wiegenden Walzermelodien, und zwisckfen diesen frohen Takten kreuzten ihm die Gedanken an den Verstorbenen durch den Kopf. Cine dumpfe, unklare Traurigteit lain über ihn. Ihm lvar es, als ob ihm ein alter Freund oder ein lieber Berwandtcr gestorben wäre, nnd dabei hätte er cs doch nicht sagen können, warum ihm der Tod gerade dieses Menschen so nahe ging. Das Fräulein Estvert und die Baronin schie uen zu fühlen, was in dem Doktor vorging, und sie versuchten mehrmals, ihn aus seiner trüben Stimmung zu reißen. Er sprach und lächelte, aber sein Sprechen war gezwungen, und sein Lachen lvar zerstreut, mehr ein gedankenloses Verziehen des (Gesichts. — Die frohe, unbefangene Laune kam nicht wieder. Deutscher Geist und deutsches Heer sind keine Gegen sätze, wie unsere Feinde glauben machen wollen. Sie haben sich gegenseitig befruchtet und sind untrennbar geworden. Gerade die längste Generation lebte in der Freude am Persönlichen, aber eben diese Gene ration tat ihre Pflicht in freiem Triebe. Die Per sönlichkeitswerte gingen auf im Ganzen, und sie lechen ihm jene Macht, die eben nur unserem Volk und nicht unseren Feinden eigen ist. Deutscher Geist und deutsches Heer sind ems. Der Redner ging zuletzt auf unsere Ziele über. Er lobte den Krieg als Leden lösende Kraft und behandelte die Aufgaben, die uns die Zukunft stellt, in sittlicher und kultureller Hinsicht. Mit der nötigen Zurückhaltung sprach er dann über die Zukunft der äußeren Politik, Letcnte die Notwendigkeit unseres Sieges und entrollte den Traum eines neuen europäischen Staatensystems, der Wirklichkeit werden könnte: eine überragende Weltstellung Deutschlands, und im engeren Zusammenschluß mit den uns nahe stehenden Völkern, hier zwar keine unbedingte Ern- keit der Rasse, wohl aber Einheit der Kultur. Diese Fragen liegen freilich noch in der Ferne, und erst dann können sie entschieden werden, wenn das Schick sal unserer Heere zu unseren Gunsten endgültig ge fallen sein wird. Dem Vortragenden wurde mit lang anhaltendem Beifall gedankt. vr. ?. S. Sulgarien, Land und Leute. Die Gesellschaft für Erdkunde wurde am Montag abend zum Beginn ihrer im Festsaale des Leipziger Zentraltheaters abgehaltenen allge meinen Vereinsutzungen mit dem besten deutschen Pionier eines Landes bekanntgemacht, das bisher allen Bitten uno Drohungen unierer Feinde mit gleicher Festigkeit widerstanden hat. Herr Professor Dr. C KaZner, Abieilungsvorstand im Kgl. Preug. Meteorologischen Institut Berlin, lprach, von leb haftestem Beifall begrüßt, über „Bulgarien, Land und Leute". In den letzten fünfzehn Jahren hat der Vor tragende elfmal seinen Urlaub benutzt, um die Balkan- halbimel und dabei jedesmal Bulgarien zu besuchen. Er lernte das Land, das er mit seinem Freund« Dr A. Jsschirkoff. Professor der Geographie an der Universität Sofia, allseitig bereiste, in einer W.ise kennen, wie kaum vor ihm ein Westeuropäer außer Kanitz und Teula. Bulgarien, das jetzt politisch i m B o r d e r g r u nd e des allge- meinenJnteresses steht ist der ausgesprochene Balkanstaat, Eine 'scharfe Klimascheide bildend, westen Nord- und Süobulgarien starke Gegen sätze auf, jenes ein Wald-, Steppen- und Getreide land mit warmem Sommer und strengem Winter, dieses ein Land der Nußbäume, Nofen, Mandeln, Feigen und des Reises mit heißem Sommer und mildem Winter. Bulgarien ist ein wefentliche» Ackerbauland, das viel Weizen. Mais, Eier und Käse hauptsächlich nach Westeuropa ausführt, Für Noienöl ist es der Hauptproduzent der Welt. Verhältnismäßig wenig entwickelt zeigt sich die Industrie, immerhin leistet sie Gutes in Tuchen, Bier, Zucker, Posamenterien usw. und sucht all mählich einen größeren Teil des Eigenbedarfs de» Landes zu befriedigen. In steigendem Matze er möglichen zahlreiche neue Eisenbahnlinien, zu denen demnächst vor allem die nach dem Hafen Porto-Lagos und in das erworbene Stück Maze doniens nach Strumitza kommen, die Zufuhr von Rohmaterialien und die Abfuhr fertiger Produkte. Wenn somit auch in einem grogen Teile des Landes keine allzu günstigen Anbauverhalt nisse bestehen, so hat es cer bedächtig zähe Bulgare mit «einem eisernen Fleiß und seiner Bedürfnis losigkeit doch verstanden, dem Boden reiche Frucht adzugewinnen und viel auszusühren, Kam dadurch zwar viel Geld ins Land, so hat anderseits der Bal kankrieg die Staatsfinanzen stark belastet: die durch eine deutsche Anleihe angebahnte Hilfe ist durch den gegenwärtigen Krieg vorläufig fraglich geworden. Zu beachten m aber, daß die Privatstnanzen durchaus gesund sind. Neben dem Fleiß und der Sparsamkeit ist bet den Bulgaren der Biloungstrieb und die Ehrlichkeit zu rühmen. So sorgen die verschiedenen Institute, Gymnasien, Universität für die allgemeine Volks bildung. Unangenehm wird der Fremde durch da» Misstrauen berührt, das ihm entgeaengebracht wird, und wodurch es ost vieler Jahre ge- ineinsamen Verkehrs bedarf, bis sich das Vertrauen einstellt. Einmal ergeben sich diese Tatsachen aus der Dann brach man auf: mit einem kleinen Um- Wege, quer durch den Markt, sollte es nun nach Hause gehen. Wieder kamen sie über den Meranplatz. Gegenüber der Spitalkirche vor einem älter«, weitläufigen Gebäude, um dessen Manern sich wilder Avein und Rosen rankten, blieb die Ba ronin stehen und wies mit den Augen danach. „Auch eine kleine Ausseer Sehenswürdigkeit, das HauS der Gräfin Meran. Hennen Sie die Geschichte?" Der Doktor, dessen Gedanken schon wieder bei Erinnerungen an den Toten weilten, schüt telte schweigend den Kopf. „Es war früher das Postgebäude, und die Gräfin von Meran, die Frau des Erzherzogs Johann — das wissen Sie doch? — war die Tochter des Postmeisters. Plochl hat er geheißen, Jakob Plochl. Und bei einem kleinen Feste am Toplitzsee bei der Klause, da sollte das Post- meistcrtöchterl mit noch ein paar anderen Ausseer Mädeln dem Erzherzog, der vom Kammersee her untergekommen ist, einen Strauß mit Alpen blumen zum Gruß überreichen. Las ist unter einer Linde gewesen, es steht jetzt ein Crinne- rungsstein an der Stelle, denn bald darauf lvar die kleine Ansseekin die Frau des Erzherzogs, und später bekam sie dann den Titel: „Gräfin von Meran." Die Baronin schivieg einen Augenblick. „Hübsch — nicht?" „Beinahe wie ein Märchen," sagte Fräulein Ellvert. „Und doch ist sic erst vor wenigen Jahren in eben diesem Hause, das auch ihr Geburtshaus war, gestorben." Noch einmal sah sie über das alte Postgebaude hin uno sagte dann leise und schon im Gehen: „Ja, 's ist sonderbar, aber ost mitten im Leben finden sich solche kleinen Episo den, die wie Märchen sciid, oie tanm glaublich scheinen, und die das Leben uns doch vorgeführt bat, vielleicht nur, nm uns zu zeigen, daß die Liebe eben auch heute noch alles vermag — —" jahrhundertelangen Unterdrückung durch die Türken, dann auch durch das Erscheinen vieler Ausländer nach der Befreiung oon 1878, die beabsichtigten, durch Handels- und Jndustrieunternehmungen rasch reich zu werden. Zum Schutz des Landes dienen Heer und Flotte. Jenes hat sich durch di« Steg« oon Kirk-KiUsse, Lüle-Burga» und die Einnahme von Adrianopel gerechten Ruhm erworben. Studium der militärischen Einrichtungen des Auslandes, strenger Kasernendumst und Manöver sorgen dafür, daß das Heer stets auf der Höhe bleibt. V. Sl. * Im Berliner Deutschen Theater sind die Proben zu W a l l e n ft e i n s Tod" im Gange: die Erst aufführung wird Anfang November statrfinden. Ferner wird noch in de: ersten Halste des November der Shakespeare - Zyklus mit dem „Winter märchen". dessen Aufführung in der vergangenen Spielzeit nicht mehr stattsinden konnte, abgeschlossen. In den Berliner Kammerspielen wird eine Auffüh rung von Hebbels „Genoveva" vorberenel Außer vielen klassischen Werken werden die Bühnen Max Reinhardts von deutschen Dichtern der Gegenwart demnächst Stücke von Gerhart Hauptmann. Earl Viernheim und Emrl Strauß bringen. Von Gerhart Hauptmann wird als erstes Werk „Schluck und Jau" im Spielplan erscheinen. Emil Strauß kommt mit einem neuen Drama „Don Pedro" zu Worte, und von Carl Stern- heim wurde ein soeben vollendetes Drama „Das leidende Weib" (nach dem gleichnamigen Trauer spiel F- M. Klingers) zur baldigen Aufführung erworben. * Richard Heuberger ä. Am 28. d. M. starb in Wien, wo er als Lehrer an der Musikakademie und Leiter des Wiener Mannergesangvereins wirkte, Richard Heuberger. Der Künstler wurde den weiteren Kreisen Leipzigs durch mehrere Bühnen werke (die Oper „Abenteuer in der Ncujahrsnacht" und die Operetten „Der Opern-baU" und „Das Baby") bekannt. Zu Graz am 18. Juni 1850 geboren, nnd mete sich Heuberger anfangs dem Jngenieurberuf, ging aber als Sechsundzwanzigjähriger endgültig zur Musik über, um sich aus diefem neuen Gebiete nach verschiedenen Seiten hin zu betätigen. Als Tonsetzer trat er mit Einzel- und Chorliedern, mehreren Or chester- und Chorwerken sowie Opern und Operetten hervor. Ein überaus feinfühliger Künstler, stand Heuberger mehr auf selten der Konservativen, ließ Las durch interessante Harmonik gestützte melodische Element zu starker Geltung kommen und wußte seine Arbeiten immer auch nach rhythmischer Seile aufs anziehendste auszugestalten. Als Dirigent des oben genannten Vereins und der Wiener Singakademie trug Heuberger ebenfalls viel zur musikalifchen Be lebung der österreichischen Metropole bei. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung war Heubergers Wm len als Kstitrler, dem sich die Spalten der „Münchner Allgemeinen Zeitung", des „Wiener Tagblattes" und der „bleuen Freien Presse" erschlossen. Mehrere Sammlungen von Aufsätzen und Kritiken, die unter dem Titel „Musikalische Skizzen" und „Im Foyer" erschienen, enthajten treffende Urteile und scharfe Be obachtungen und bilden in ihrer Art einen willkom menen Beitrag zur Charakteristik der musikalischen Zeitgeschichte. Warmen Jmpusten und vortrefflichen Kenntnissen verdunkle auch Heubergers Schubert- biographie ihr Entstehen. Fernerhin redigierte der Heimgegangene auch drei Jahrgänge des „Musikbuchs aus Oesterreich" (1904—1906), das guten Eingang fand und der Kenntnisnahme der österreichischen Kronländer in vieler Hinsicht aufs beste dienlich war. L. L. * Dr. Konstantin Guillemain Auf dem fran zösischen Kriegsschauplätze ist Dr. Konstantin Guille main, Privatdozent für Geologie an der Technischen Hochschule in Aachen gefallen Guillemain ist den Geographen bekannt geworden durch seine Forschungs reisen in Katanga und Kamerun. In Kamerun leitete er eine größere geologische Expedition im Auftrage des Deutschen Reichstolonialamts. Guille- main hat über die Lagerstätten in der Republik Uruguay geichrieden, ferner über den Uebergang des Panamakanals an die Vereinigten Staaten; sein Hauptwerk jedoch sind die „Beiträge zur Geologie oon Kamerun" (Berlin 1909. Im vergangenen Jahre hatte sich Guillemain an der Aachener Tech nischen Hochschule habilitiert. * Ein französischer Divisionsgeneral und Geograph gefallen. In Frankreich ist der französtiche Geograph und Divisionsgeneral Georges-Joseph Toutne ge ¬ fallen. Toutse. der rin Alter von 59 Jahren erreicht hat, war seck 1877 Artillerie-Offizier. 1881 machte er den tunesifchen Feldzug mit. um drei Jahre später al» Generatstadschef des Kaisers von Anam nach Tongking zu gehen. Hier nahm er die mittlere Hü gelkette zwischen dem Mekongdecken und dem Chine- sichen Meer topographisch aus. Eine andere geogra phische Aufgabe erledigte er im Jahre 1894 im Auf trag des damaligen Kolonialministers Delcass«. indem er das Hinterland von Dahomey durchquerte, um dann den unbekannten mittleren Nigerlauf zu erforschen, auf dem er bis nördlich von Zinder hinauf- und bis zum Delia hinuntersuhr. Die au, dem rech.en Niger ufer von TouGe gegründete Station Arenberg mußte Frankreich auf Englands Einsprache hin kurze Zeit später wieder oufgeben. 1898 rrat der Forscher, wie „Peterinanns Mitteilungen" chreiben, in den geographischen Dienst des Generalstabs ein, und im «olgenden Jahr leitete er als Kommissar der Re publik die englisch französischen Grenzregulierungs arbeiten am östlichen Niger. Von seiner Tätigkeit in Afrika zeugen die von der Akademie preisgekrönten Bücher: „Oukoms, kou»r«!x: notos et rSest« «le und „l)n stakomö »a 8nl,nr«: l» nature ct l'kvmme." * Kulturbund deutscher Gelehrter und Künstler. Unter diesem Namen hat sich im Anschluß an die Bestrebungen, die den „Protest an dieKultur w e t t" gezeitigt haben, eine große Anzahl hervor ragender Vertreter der Wissenschaft und Kunst ver einigt, um durch dauernde Verbindung mit ihren Berufsgenossen und Freunden im neutralen Aus lande den systematisch ausgestreuten Lügen und Ber^ Hetzungen unierer Feinde entgegenzutreten. Jener Protest, der in zehn Sprachen übersetzt worden ist und in Tausenden von Briesen seinen Weg in die neutralen Länder gefunden Hal. ist, wie viele Rück- äutzerungen beweften, nicht ohne aufklärende und umstimmende Wirkung geblieben. Nun kommr es darauf an, diese Wirkung zu erhalten und zu vertiefen, indem unsere Intellektuellen ihren Kollegen ihre Hilfe behufs Feststellung der Wahrheit zur Verfügung halten und von ihnen An regung und guten Nat erbitte». Dabei wird be sonders darauf Bedacht genommen werden, daß dies in einer Weise geschieht, die von überredender Zu dringlichkeit ebenio west entfernt ist, wie von laschem Gewahrenlassen. Daß durch gut gemeinte, aber ver stimmend wirkende Belehrungsverjuche bereits viel gesündigt wocdcn ist, steht außer allem Zweifel. Hier aufbessernd einzugreisen, ist die Ausgabe des „Kulturbund", der sich bereits zu einer festen Orga nisation ausgewachsen hat, die Mitglieder aller deutschen Universitäten und Akademien in sich schließt. Die Geschäftsstelle des „Kulturbund" befindet sich im Gebäude der Akademie der Wissenschaften, Berlin NW. 7, Unter den Linden 88. Den Vorsitz führt der Anatom der Ber liner Universität, Professor Waldeyer. Dem ,äsie- ichäftsführeiideii Ausschuß" gehören neben dem Vor- sitzenden an: Wilhelm oon Bode, Ludwig Fulda, Ernst von Ihn«, Prmessor Max Liebermann. Pro sessor Franz von Liszt, Professor Ludwig Manzel. Professor Adolf Miethe, Professor Max Planck, Dr. Georg Reicke, Professor Gustav Roethe, Hermann Sudermann, Professor August von Wassermann. In der noch nicht abgeschlossenen Mitgliederliste finden wir Namen wie die der ständigen Sekretäre der Aka demie der Wissenschaften Professoren Planck, Roethe und Waldeyer. Ferner den Präsidenten der Akademie der Künste Professor Manzel und den Präsidenten der Akademie des Bauwesens Exzellenz Hinckeldeyn, Emil Abderhalden, v. Beh ring, Aua. Bier, Theodor Boveri, Heinrich Brunner, Vinzenz Czerny, von Drfregger, Wilhelm Dörpfeld. Paul Ehrlich. Wilh. Erb. Albert Grünwedel. Ernst Haeckel. Gerhart Hauptmann, Oscar und Richard Hertwig. Adolph von Hildebrand, Ludwig Hoffmann. Engelberth Humperdinck. Arthur Kampf, Joseph Kohler, Paul Laband, Karl Lamprecht. Paul Meyer- bestn, Friedr. Naumann, AlbertNeister, Wilh. Ostwald, Alois Riehl, Karl Ludwig Schleich, Rudolf Sohm Hans Thoma Louis Tuaillon, Rich. Votz.AdolfWagner, «iegsr. Wagner, Wilh. Wundt u. a. Hiermit scheint ein verheißungsvoller Weg gefunden, um das Ver trauen zwilchen Deutschland und den neutralen Ländern wiederherzustellen und die Lügensacu zu zerstören, mit denen unsere Feinde den deutschen Namen und die deutsche Sache vor der Welt zu ent ehren trachten. * Dr. Ernst N. W. Frank in Berlin ist zum Ehren mitglied der amerikanischen Urologen- ge > ellschast ernannt worden. Schweigsam schritt dre kleine Gesestnyast weiter. Tie letzten Worte der Baronin aber gin gen mit den drei Menschen. Sie klangen nach und wuchsen in den Gedanken jedes von ihnen fort, aber diese gingen bald weit auseinander in ihren Wegen. Es vergingen Tage. Beinahe icüen Vormit tag trafen die drei, der Doktor, die Baronin und das Fräulein, nun oben in der Laube zusam men, und das Fränletn hatte ihre scheue Zurück haltung ganz verloren, ebenso wie der Doktor sein Vorurteil gegen sie längst aufgegeben hatte. Sie hatten sich gegenseitig schätzen gelernt und waren gute Bekannte geworden; die Baronin aber freute sich herzlich darüber, das; es ihr ge lungen war, die beiden Menschen, die sich an fangs so zurückhaltend begegnet waren, nun doch einander nahe zu bringen. Daß sie es nicht allein gewesen war, die das kleine Wunder vollbracht hatte, wußte sie wohl. Nicht sie, die alte Frau, stand nach ihrer lleberzeugnng als gemeinsamer Halt in der sungen Freundschaft der beiden, son dern das glücksarme, harte Schicksal, das über jedes dieser beiden jungen Leben gegangen, war das Gemeinsame, das vermittelnd in ihr Fühlen getreten war. Tas aber hatte sie twn Anfang an gewußt, daß diese Menstl-en, wenn sie erst Vertrauen zueinander gefunden hatten, sich ge genseitig auch mehr sein tonnten, als solche, die jene Gemeinsamkeit einer von bösen Zufällen verhaltenen Jugend nicht band, das; sie sich offe ner und leichter zueinander aussprcchen würden. Und hierin hatte sich die Baronin nicht getäuscht. Nicht nur Doktor Cornelius sprach viel über sich, über sein Leben und seine Stel lung zu den Dingen mit dem Fräulein, auch sie ging ihm gegenüber schlicht nnd einfach aus sich heraus und vertrante ihm manches an, was sie sonst noch nie und gegen niemand berührt hatte. Als ob sic bisher den gleichen Weg ge gangen wären, so blickten sie beide auf das Leben zurück, nnd so kam es oft vor, daß das Mädchen an Vorgänge anschloß, daß sie in ihren Ausführungen seelische Crlebnisse und Zustände voranssetzte, die jeder andere nicht verstanden hätte. Ihr selber wurde leichter dabei. Es tat ihr ivohl, sich hier einem Menschen gegenüber aussprechen zn tonnen nnd von ihm verstanden zu werden. Ihr war zumute, wie einem, der im Auslände nach langer Zeit einen lieben Landsmann gefunden hat, mit dem er von der Heimat reden kann. Die Baronin fühlte das mst ihr, und mehr als einmal ließ sie die beiden absichtlich unter einem Vorwande allein, damit sie sich freier aussprechen konnten. Der Gedanke, daß dieses Verhältnis wär mer und mehr als Freundschaft werden lönnic, war ihr nie gekommen. Für sie bauten sich diese Beziehungen von Anfang an so sehr aus rein gedanklichen Voraussetzungen auf, für sie ivaren die beiden Menschen so sehr nm ihrem besonderen Schicksal belastet, daß sie jede solche Vorstellung als unmöglich zurückgewiesen hätte. Er war krank — ihm half dieser freundschaft liche Verkehr über die schwere Zeit, durch die er schritt, hinlveg. Sie aber litt so sehr an dem, was sie erduldet hatte — ihr war es eine Er- leichterung der Last, die sie bisher ganz still nnd allein getragen. Mehr war es nichr für das Mädchen, das war der Baronin klar, denn sic kannte Doras Natur und wußte, daß die Wunden, die da langsam vernarbten, doch lange, lange noch nicht geheilt nnd schmerzlos waren. So srente jce sich aufrichtig, wenn sie nun sah. daß das Mädäfen teilnahmsvoller stir das äußere Lc'ben wurde, nnd wenn ste bemerkte, Ivie auch der stille Doktor Cornelius nm frische rem Anteil als früher sich an den Vorgängen im Hanse beteiligte nnd sich »veniger fatalistisch in seiner ganzen Art zeigte. Er schlug Spazier- gänge vor, brachte Bücher, die er den Damen zur Lektüre empfahl, kurz er blühte auf (Fortsetzung in der Abendausgabe
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