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Leipziger Tageblatt. Sette 2. Nr. 551. Morgen-Nusgsve. Aus meldet: Nach Handelsdampfers „Po" aus Malta wurde der ita, lie nische Handelsdampfer „Enrico M i l l o", mit Oel, Pappe und Baumwolle befrachtet, aus der Neis« nach Venedig innerhalb der ita lienischen Territorialgcwäsier angesichts der ita lienischen Leuchttiirme von Castro durch einen französischen Kreuzer angehalten, durchsucht und dann unter Androhung der Er schiessung dec. protestierenden Kommandanten und der gesamten Besatzung gezwungen, die italienischen Ter, ritorialgewüsser zu verlassen und nach Malta zu sahren. An Malta angelommen, wurde der Dampfer vollkommen isoliert. Jede Perbindung mit dem Lande und dem italienischen Konsulate war ihm verwehrt. Schliesslich erhielt er ungeachtet des Protestes des italienischen Konsuls den Befehl, nach Biserta zu reisen. Die englischen Be hörden in Malta entsprachen in keiner Weise dem Ersuchen des italienischen Konsuls, der französi schen Vergewaltigung dieses absolut konter- bandefreien neutralen Dampfers entgegenzutreten. Gegen -Le Engländer! Armeebefehl des Kronprinzen Nnpprccht von Bauer». München, 28. L>!labrr. Die „Münchcn-Augsburgcr Abendzeitung" schreibt: Kronprinz Rupprecht von Bagern hat als Kommandierender der sechsten deutschen Armee an seine Soldaten folgenden Armeebefehl gerichtet: „Soldaten der «>. Armee! nun das Glück, auch die Eng- unserer Front zu haben, die Volkes, drisen Neid seit Jahren war, uns mit einem Ring von Das „Eiornale d Italia" erklärt, das, die italienische Regierung, falls diese Nachrichten sich als richtig er wiesen. eine derartig grundlos, Misshandlung der italienischen Flagge ebenso wie die Verletzung der italienischen Neutralitätvrechte, zumal in italieni schen Kewiissern. nicht dulden dürfe, sondern Genug, tuung fordern müsse. Der frühere Kommanüant von Maubeuge flrreftgefangener. Halle, Oktober. (Eigener Draht bericht.) Der Kommandant der Festung Maubeuge, der als Gefangener in Torgau ist, ist aus Gründen, die geheim gehalten werden, aus den, Gefangenlager am Brückenkopf in die Tor gauer Arrestanstalt übergeführt worden, wo er sich jetzt in Einzelhaft befindet. Russische Stu-enten gegen -ie Heranziehung zum Waffendienst. Wie der „V. Z." aus Kopenhagen gemeldet wird, sind in Petersburg und Moskau grosse Stu tz e u 1 e n k u n d g e b u n g e n im Gange wegen eines Erlasses, der den .Kriegsminister ermächtigt, Stu denten zum Waffendienst heranzuziehen. Dieser Erlas; versetzte die Studenten, die von jeher gegen jedwede Einmischung des Kricgsministers und des Ministers des Innern in die akademischen Ange legenheiten protestiert haben, in höchste Erregung. In Moskau sanden studentische Stratzenuinzüge statt. In Petersburg nahmen die Studenten gleichfalls eine revolutionäre Haltung an. Vie Führer -er rustifchen Heere. Rach einer Meldung des oulganschcn Tageblattes „Rarodni Prava" wird General Nutzkj statt Ge neral Zilinski zum Kommandanten der russischen Z c u t r u m s a r m e e ernannt. Das Kommando über die südliche Armee, das bisher Ruszki innchatte, übernimmt Radko D i ni i t r i c w. ver erste Lazarettzug -er Johanniter ging am Dienstag abend vom Güterbahnhof Tempel hof nach dem südöstlichen Kriegsschau platz ab. >i Iohanniterschwestern und 2ti Diakonen aus Duisburg begleiteten den aus 1t« Wagm be stehenden Zug. dem zwei Wagen mit Liebesgaben für unsere Truppen ang.'hängt wurden. In etwa vierzehn Tagen wird der Lazarettzug zurück erwartet, um von neuem mit Liebesgaben zur Front zurück- zutehren. niell statt. In dem Augenblick, wo die Fahne auf dem belgischen Regierungsgcbäude gchitzt wird, prö- sentieren die Soldaten da« Gewehr. Ein Offizier hält eine kurze patriotische Ansprache an die Beam ten, und di: Soldaten rufen: „Es lebe der König! Es lebe Belgien!" Rückkehr -er französischen Negierung nach Paris! Turin, 28. Oktober. Aus Paris wird gemeldet: Die Rückkehr der französischen Regie rung nach Paris soll angeblich bereits M tte November erfolgen. Die Sitzung der Depu- ticrtrnkammer soll schon dort am 21. Dezember statt finden. (Gestern hics; cs, die Regierung werde in dem sicheren Bordeaux bleiben. Offenbar ist sich Poincar.' selbst noch nicht klar darüber, was er zu tun gedenkt. D. Red s Der zrommnndmtt der /Iestttmz Bcrdmi. Frankfurt a. M.. 28. Oktober. Die „Franks. Zig." erfährt aus Zürich: Der Kommandant der Festung Verdun ist General Boyer. Sein Name ist zu fällig bekannt geworden, da General Boyer als Zeuge vor dem Kriegsgericht in Paris ausgetreten ist. Zu Beginn des Krieges lämpste Boyer an der Spitze der französischen Truppen in Belgisch Limburg. Wir haben länder vor Truppen jenes an der Arbeit Feinden zu umgeben, um uns zu erdrosseln. Ihnen haben wir diesen blutigen, ungeheuren Krieg vor allem zu verdanke». Darum, wenn es jetzt gegen diese» Feind geht, übt Vergeltung für die feindliche Hinterlist, für so viel schwere Opfer! Zeigt ihnen, das, die Deutschen nicht jo leicht aus der Weltgeschichte zu streichen sjno, zeigt ihnen das durch deutsche Hiebe von ganz besonderer Art! Hier ist der Gegner, der der Wiederherstellung des Friedens am meisten im Wege steht. „Drauf!" Rupprech t." Vergewaltigung eines italienischen Handelsschiffes durch Frankreich. Rom wird der „Deutschen Tagcsztg." ge- Berichten der Mannschast des italienischen selbstlos zu kämpfen, diese Gefühle, di: uns alle bewegen, sind der Anlasz zu diesem gemeinsamen Schritt. Generalsiabschef von höhen-orff un- -ie Kriegsberichterstatter. Wien, 28. Oktober. Der Kriegsberichterstatter der „Neuen Freien Presse" meldet: Der Chef des Generalstabcs Frhr. Conrad oon Hötzendorfs empfing die zur Front abgehenden ausländische«! Kriegsberichterstatter und sagte, er hoffe, die Berichterstatter würden auf Grund ihrer persönlichen Eindrücke den Lügen der Ententepresse kräftig entgegentreten. Als der Däne Hellsen erwähnte, datz in seiner Hei mat die österreichisch-ungarischen Truppen von 186 t her wegen ihres guten Benehmens im besten An gedenken stünden, erwiderte der Ches des General stabes, die Berichterstatter würden sich gewis; über zeugen, das; die Manneszucht in der Armee heute die gleiche sei wie vor 50 Jahren. Eiserne Kreuze. Das Eiserne Kreuz wurde ferner verliehen: dem Unteroffizier der Landwehr im Reserve-Infanterie regiment Nr. 10:» Richartz Grentzius aus Wur zen (und zwar 1. Klasse, unter gleichzeitiger Beför derung zum Vi.efeldwebcl, nachdem er bereits l t Tage vorher die 2. Klasse derselben Auszeichnung erhalten halt.'s, dein Leutnant der Res. im Reserve- Infanterieregiment Nr. 80 Dr. E r n st Martin, ^nndikus der Zigarettenfabrik Laurens Wiesbaden. Sohn des Konrektors Dr. l>. Martin in Altenburg, dem Soldat im Reserve-Infanterieregiment Nr. 66 Walter Holzhauer aus Altenburg unter gleichzeitiger Beförderung zum Gefreiten, dem Ober leutnant und Kompaniefuhrer iin Infanterieregiment Nr 43 Ernst Jüngling, dem Leutnant der Re serve im Infanterieregiment Nr. 43 Dr. v. Lenski seinem Bruder, dem Kommandeur des Landsturm bataillons Rutz Paul v. Lenski und dem Leutnant im Gtenadierregimcnt zu Pferde Freiherr v. Derff- linger v. Leuiti lalle drei Löhne des Ritterguts besitzers v. Lenski aus Grotz Ezymochen), dem Haupt mann und Kompanieführer im Landwehr-Infanterie regiment Nr. 75 M. Holz mann, seinem Sohn, dem Sind. jur. Werner Hol.zmann aus Ham burg, dem Unteroffizier der 'Reserve im Infanterie regiment Nr. 86 Walter Schneider, den« Vize feldwebel im Landwehr-Infanterieregiment Nr. 84 Walter Witz sch. beide Beamte der Commerz und Diskontobaiik, Filiale Hamburg, dem Assistenz arzt der Neserve im Neseroe-Feldartillerieregiment Nr. 18 Dr Fritz Weber, Sohn des Sanitätsrats Dr. Weber in Altenburg. Eiserne Kreuze für Feldpojtbeamte. Nachstehenden Feldpostbeamten ist das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehe» wordeu: den Armee-Post- direktoren Posträten Dau aus Dresden, Leister aus Stettin und Senger aus Posen; den Armee- Postinspektoren Ober - Postinspektoren Bertram aus Leipzig, Jacobi aus Stettin, Nax aus Karlsruh: (Baden) und Wiche aus Dresden; den Feldpostmeistern Ober-Postinjpektoren Benne- z e t aus Breslau, Danneberg aus Liegnitz, Ehle aus Berlin, Graf aus Dresden, Dr. HeIln: r aus Stettin, Kalbersberg aus Frankfurt a. M., Kaspereit aus Hannover, Kniepmeyer aus Erfurt. Rhode aus Frankfurt a. O., Schäfer aus Düsseldorf und Wünsche aus Braunschweig, Poit- assessor Dr. Hellmuth aus Speyer und Obrr-Post- verwalter Jbler aus München; Len Feld-Ober- Postsekretärvn Ober-Postpraktikanten Dren km anu aus Magdeburg. Grotefend aus Hannover und Melchereck aus Frankfurt a. O., Ober-Postsekre- täreu Da hl grün aus Hamburg, Hohenstein aus Stettin, Huthinann aus Berlin und Olden burg aus Lübeck sowie Postsekretär Riedel aus Augsburgs den Feldpostsekretären Postsekretären Bichel maier aus München, Marschall aus Driesen und R i s ch »i ü l l er aus Hannover; den Feldpostschaffnern Ober-Postschaffnern Beuchel und Richter aus Dresden sowie Hellwig aus Han nover. Fcrn.'r haben folgende Etappen-Telcgraphen beamte das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten: die Etapprn-Telegraphendirektoren Posträte Bock aus Düsseldorf, Schewe aus Braunschweig, Wagner aus Dresden. Wallrabe aus Berlin und Webe r- stedt aus Frankfurt a. O., die Etappen-Telegraphen- inspektoren Ober-Postinspcktoren Braun, Lup- prian und Joost aus Berlin, Lucke aus Dresden und Walther aus Stettin; der Etappen-Tele- graphensekretär Telegraphensekretär Fleitmann aus Dortmund. Internierung von Deutschen in fiegppten. London, 28. Ottobcr. Wie die Zeitungen melden, Haber« die ägypt'schcn Behörden beschlossen, alle Deutschen und Oe st erreich er dienst pflichtigen Alters zu internier:«. Die Bewegungsfreiheit der übrigen soll noch mehr be schränkt werden. Aufruf an -ie Rumänen. Wien, 28. Oktober. Das „Acht-Uhr-Blatt" «n:ld«t aus Bukarest: Ein hiesiges Komitee richtete an zahllose Rumänen, die im Deutschen Reiche ihre Studien vollendet haben, folgenden Aufruf: Kollegen! Alle, die Ihr in Deutschland Eure Bildung fortgesetzt und auf deutschem Boden deut sches Wesen, deutsch: Kultur und Tüchtigkeit kennen gelernt habt, versäumt nicht, gemein sam Deutschland in dieser entscheidenden Stund: im Kampfe um stine Kultur zu zeigen, das; wir die unversiegbare moralische Krajt des deutschen Volkes hochjchätzcn. Das Gebot der Dankbarkeit den gastfreundlichen deut schen Landen gegenüber, die Anerkennung und der Dank für die Erzi:hung zur wissenschaftlichen Disziplin und Kultur, vor allein aber dieEhrsurcht vor der deutsch ethischen Weltanschauung, vor der deut schen Mannhaftigkeit, Vaterlandslicb: und Ent schlossenheit, für die höchsten Kulturgüter der Welt Die vor ein Kriegsgericht gestellten Deutschen von Casablanca. Von Geh. Rat Prof. Ur. A Fischer-Leipzig. Die augenblicklich durch die Zeitungen gehenden, auch vom „Leipziger Tageblatt" berücksichtigten Nach richten von der völkerrechtswidrigen Behandlung von 14 Deutschen in Casablanca, die von den fran zösischen Behörden, wie es scheint unter der Bezich tigung der Spionage und der Verschwörung gegen das Protektorat, vor ein Kriegsgericht gestellt worden sind, haben mich besonders erregt, einmal weil die ältesten und angesehensten unter diesen Opfern fruu zösiicher Willkür alte Bekannte von mir sind, in deren gastlichen Häusern ich 1808, 1906 und noch im letzten Suli manche angenehme und anregende Stunde ver leben durste und die mit Nat und Tal meine wissen schaftlichen Ausgaben in Marokko in mannigfacher Weise gefördert haben, sodann weil ich, hätte ich nicht Casablanca 12Tage vorAusbruchdesKriegesverlasjen, vermutlich jetzt ihr Schickial zu teilen haben würde: als ehemaliger literarnchcr Vorkämpf-r für die Rechte der von den Franzosen grimmig gehakten Gebrüder Mannesmann stehe ich, wie ich wiederholt fühlen mutzte, bei den Marokko-Interessenten Frank reichs schon länger im schwarten Buche, und ausser dem würde die französische Polizei im Falle einer Verhaftung ein Hest mit ziemlich zahlreichen Aus- -eichnungen über französische Rechtsbeugungen in Marokko bei mir vorgefunden habe» lich gedenke diele Aufzeichnungen bald zu veröffentlichen«, aus dem man mir wohl einen Strick zu drehen versucht haben wüldc, obschon es natürlich keinen Satz enthält, in dem ein unbefangener Richter Hochverrat, Spionage oder ähnliche schöne Dinge hätte entdecken können. Die angeklagten Deutschen sind, soweit ich sie kenne, sicher keine Hochverräter. Natürlich schwärmen sie nicht für die Franzosen — das liegt in den Verhält nissen. Sie hatten, wie alle guten Deutschen Marokkos, statt des iranzösischen ein deutsches Protektorat über das südliche Marokko erhofft oder doch ersehnt, und dazu haben sie seit der Okkupation Casablancas unausgesetzt unter den Schikanen der d'Amade, Ly.iuley. Gaillard usf. zu leiden gehabt. Der eine oder andere von ihnen hat wohl auch in früheren Sahren seine antisranzösijche Gesinnung osten be tätigt. so z B Herr Karl Ficke der seinerzelt mit Herrn ReinhardtMannesmann und einen, anderen Deutschen Casablanca», Henn Opitz, nach Berlin ging, um unser auswärtiges Amt zu einer Aenderung seiner damaligen Marokkopolitik zu bestimmen. Aber von derlei Gesinnungen und Handlungen bis zum H'ch- verrat ist noch ein weiter Schritt! Sn Wahrheit wäre es geradezu Wahnsinn gewesen, wenn sich die Angeklagten zum Zweck des Sturzes des französischen Protektorats auf gefährliche Treibereien eingelassen hätten, denn sie hatten, der erwähnten Schikanen ungeachtet, recht viel Ursache, mit dem Protektorat zunächst ganz zufrieden zu sein. Aus folgenden Gründen: Einige der Angeklagten, namentlich die Herren Brandt, Karl Ficke, Krake nnd Tönnies, weilen schon seit vielen Jahren «Herr Brandt wenn ich nicht irre, schon leit 1879) in Marokko. Während dieser Sahre habe» sie, zu einer Zeit, da noch niemand übersehen konnte, welche Entwicklung dieses inieressanle Land nehmen würde, gewaltige Flüchen des fruchtbaren Hinierlandes von Casablanca, aber auch größere Grundstücke in und bei dieser Stadt selbst für ein Sp Ktgeld erstehen können Ich will dieseBerhültnissc wenigstens an einem Beispiele ver- anichaulicheu 1898 erzählte mir Herr Tönnies, er habe am vorhergehenden Tage mit dein Häuptling eines unweit Casablanca wohnenden Stammes einen Kaufvertrag über ei» Grundstück verabredet, und dabei habe ihm dieser, nachdem sie zur Feststellung der Grenze des Areals weiter und weiter geritten seien, schlieszlich erklärt: „Du kannst die Grenze be stimmen, wie und wo du willst, aus den Kaufpreis hat das keine» Etnflutz." Durch den beinahe un erhörten Austchwung nun. den Casablanca, als projektierter Welthafen, seit der Ausrichtung der iranzösischen Herrjchasl über Marokko genommen hat, haben die Bodenpreise von Casablanca und Umgebung eine ungeheuie Höhe erreicht: inan bezahlt pro Quadratmeter am Hafen und in der inneren Stadt bis zu M), im Villenviertel bis zu 250, noch 3 hm autzerhalb der Stadt bis zu 10 ./L usf. Wie alle andern Grundeigentümer von Casablanca haben natürlich auch unsere Deutschen diese Hausse aus genutzt und sind aus diese Weise, nachdem sie jahrelang hart hatten arbeiten müsse», um Schritt für Schritt oorwärtszukommen. mit einem Schlage zu reichen Leuten gewoiden. Und diese Hausse hielt, wenn auch bereits mit einigen Schwankungen, im laufenden Sahre noch an, so datz diese Männer, da sie ihre Grundstücke erst zum Teil verkauft hatten, für die nächste Zeit noch weitere glänzende Geschäfte erwarten konnten Dazu kam, datz durch die neuen Verhältnisse auch der eigentliche Handel Marokkos beträchtlich zugenommen hatte: die herkömmliche Ausfuhr (von Tieren, Fellen, Wolle, Getreide, Bohnen. Erbsen, Mandeln, Bienenwachs. Eiern, Olivenöl, Gummi usf.) dank der herbei- gesührten grösseren Sicherheit im Innern des Lan des, die Eintuhr dank dem riesigen Andrang oon Kolonisten und dank den grossen öffentlichen Ar beiten, die die französische Regierung oder Privat gesellschaften in Angriff genommen hatten Bau von Häfen, Etratzen, Brücken, Eisenbahnen u«w). Auch diese günstige Konjunktur war natürlich dem deutschen Handel zustatten gekommen Und bei dermassen erfreulichen Zeitun.ständen hätten sich unzre Angeklagten in katilinarische Umtriebe stür«en «ollen? Als ich mich am 9. Juli dieses Jahres in Tanger auf dem uiigarijchcu Dampfer „Ferencz Ferdinand" nach Casablanca einichiffte. trat ich zu meiner freudigen Ueberraschung Herrn Brandt an Bord an, der eine Kur in Neuenahr gebraucht hatte und nun wieder nach Hame wollte. Nach dem Abendessen haben wir in der gemütlichen Veranda dieses kleinen, aber ge.chmackvoll ausgestuttcteir Dampfers bei einem Glase Ptliener bis spät in die 'Rächt hinein ge plaudert, fast ausschliesslich über das neue Marotko und besonders das neue Casablanca. Bei dieser Gelegenheit habe ich von Herrn Brandt (der übrigens österreichisch-ungacilcher Bizekousul für Caiablanca war) u. a. die Aeutzerung gehört: „Herr N. 2k. hat sich geschäftlich dadurch etwas geschadet, datz er früher zu temperamentvoll aegen die Franzosen ausgetreten is>. Sch habe mich, so unwillkommen natürlich auch mir das französiiche Protektorat war, von politischer Agitation stets fernaehalten. Ich bin Kaufmann und kein Politiker. Ausserdem hätten wir die Entwicklung der Dinge doch nicht aushalten können," Die Gesinnung, die aus dieser Acutzerung spricht, dürste auch die der Mehrzahl seiner jetzigen Leidensgefährten jein. Und Männer von so be sonnener und vorsichtiger Denkweise sollten Ver schwörungen angezettelt haben? Ich möchte zur allgemeinen Charakteristik der Angeklagten noch hervarheben, datz sich die deutschen Kaufleute Casablancas <wie übrigens ganz Marokkos) in hervorragenden! Matze des Rufes der Gewlsten hajtigteit und Zuvellassigkeit erfreuten. Als klassischen Zeugen dafür kann ich einen Eng länder. Inhaber einer der grötzten und an gesehensten englischen Firmen Marokkos, zitieren, der sich im Sommer dieses Jahres einmal folgendermassen zu mir äutzerte: „Sie wissen, das, es mir 'Mühe macht, deutsche Schriftstücke zu lesen. Ich habe aber zu der Zuverlässigkeit und Sorgfalt meiner deutschen Kollegen so grosse« Zu trauen, datz ich Abrechnungen, die sie mir -ustbicken, zuweilen passieren laste, ohne sie in allen Einzel Donnerstag, 29. «vtuover 1914. Zürs vaterlan- gefallen. Wie aus den Familiennachrichten der vorliegen den Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, starb den Heldentod fürs Vaterland der Unteroffizier der Re seroe im Grenadier-Regiment 100 Curt Nötiger, Bevollmächtigter der Mitteldeutschen-Privat-Bank- AktiengesrÜschaft zu Leipzig. Der Alte-Herien-Vcr- band und die Äktivitas des Naturwiffensch.-Med. Vereins zu Leipzig zeigen an, datz der Alt: Herr Dr. phil. Franz Marshall. Vorsteher der chem. Abteilung am Landwirtschaftlichen Institut der Uni versität Halle und Offtziersstellvertreter im Infan terie-Regiment 27. sein Leben fürs Datrrland opferte. Ehre ihrem Andenken! weitere Mel-ungen. Nach den bisherigen Veröffentlichungen der Amtsblätter Nr. 86 und !'7 des Reichs-Postamts vom 26. September bzw. 17. Oktober starb.'n von Ange hörigen der Reichs Post- und Telegra ph : n v e r w a l t u n g den Heldentod für das Vaterland insgesamt Beamt: und 147 Unter beamte verschiedenen Dienstgrades. Ter Direktor des Norddeutschen Lloyd Ju lius Fohr ist am 22. Oktober in den Kämpfen in Rordbelgien an der Spitze einer von ihm geführten Kompanie gefallen. Direktor Föhr stand «eit mehreren Jahren der Kajütenabteilnug des Norddeutschen Lloyd vor. Einen schweren Verlust hat, wie uns un sere Berliner Redaktion mitteilt, der Dichter Viktor Bl n thgen erlitten. Der als gefallen gemeldete Fliegerofsizier Blnthgen war sein einziger Sohn Hans Joachim. Preishöhe eingestellt 'Weizenmehlmenge gestreckt werden. 6öGs1preise. Die „'Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt zu d:r bevorstehenden Festsetzung oon Höchstpreisen für 'Nahrungsmittel u. a.: Der Neichstag hat am 4. August 1914 ein Höchst preisgesetz beschlossen. Die gegenwärtige Höhe der Getreid :p reise findet weder in vorüber gehender Knappheit noch im Eesamtverhältnis zwischen Eetreidevorräten und Getreidebedarf wäh rend der Kriegszeit ihre Rechtfertigung. Für die Ernährung des deutschen Volkes steht in diesem Jahre im wesentlichen nur die eigene Ernte zur V:r fügung. Sie deckt unseren Bedarf an Roggen, Hafer und Kartoffeln, während uns an Weizen etwa zwei Millionen Tonnen und an Gerste etwa 3 Millionen Tonnen fehlen. Unter Einrechnung der am 1. Juli 1914 vorhandenen Vorräte könnte, bis allrs aus- gezehrt wäre, der deutsche Roggen bedarf bis Anfang Dezember nächsten Jahres und d:r Weizen bedarf bis Anfang August ge deckt werden. Auf das Hiel, die Ernährung auf alle absehbare Kriegszoit hinaus unbedingt zu sichern, mutz die Preishöhe eingestellt werden. Zunächst mun die Wekzenmehlmenge gestreckt werden. Hierzu sollen 1. die Mühlen mehr Mehl aus dem Wei zen ziehen. Damit die kleinen Mühlen nicht ge schädigt werden, sind nur 75 Proz. Mehlausbeme vorgeschrieben. Es ist aber leistungsfähigeren Mühle» überlassen, grössere Mehlmengen auszumaklen. Zu diesem Zwecke soll 2. dem Weizenbrot mindestens 10 Proz. Roggen mehl zu gesetzt werden. Durcb den gesetzlichen Zwang wird erreicht, datz alle Schichten der Bevölkerung gleichmätzig solches Weizen brot erhalten. In normalen Jahren wird ein Viertel des deutschen Roggenvorrates verfüttert. Die Roggeii- verfütterung würde in diesem Jahre bei der Knapp heit der Futtermittel noch stärker werden und damit die Brotversorgung der Bevölkerung gefährden. Um dies zu verhüten, wird Las Verfüttern von Brot getreide verboten. Die Durchführbarkeit dieies schwer kontrollierbaren Verbotes wird ferner dadurch er- leichtert, datz Ersatzfuttermittel zu niedrigen Preisen zur Verfügung gestellt werden, also Kleie und Gerste; freilich bedeutet dies eine starke Be lastung der Gerste bauenden Landesteile. Durch die Einschränkung der Brennerei auf 60 Proz. des Normalbrandes werden 0,16 'Millionen Tonne» Roggen für menschliche Ernährung frei. Weiter wird auch für Roggen ein schärferes Ausmahlen, min destens bis zu 72 Proz., oorgejchrieben, endlich soll das Roggeumchl durch Zusatz von Kartoffelproduk ten zum Roggenbrot gedehnt werden. Mit finan- heiten verstanden ?u haben. Ein Kaufmann sollte eigentlich nicht so leichtsinnig sein. Bisher aber habe ich damit noch keine üble Erfahrung gemacht." In schneidendem Gegensatz dazu steht, was mir derselbe Engländer über die französischen Geschäftsleute 'Marokkos zu berichten hatte: „Ich habe, weil ich das Französische ziemlich gut beherrsche und daher ohne --chwierigleit mit den Franzosen verkehren wie auch ihre heften Bücher lesen konnte, früher immer für die „Grande Nation" eine starke Vorliebe gehabt. Tie Erfahrungen aber, die ich mit den hiesigen französischen Kaufleuten machen mutzte, haben mich von dieser Jugendliebe so ziemlich kuriert. Sie ermangeln, ohne jede Ausnahme, der kauf männischen Ehrlichkeit und Geradheit." Tie deutsche Presse, soweit ich sie eingeseheu habe, stellt das Vorgehen der Herren Lyautey und Genossen gegen die Deutlchen Casablancas als Racheakt oin. Rache ist natürlich dabei auch nn Spiele, aber in erster Linie bedeutet dieses Vorgeben zweifellos einen N a n bzug Der grohe Bodenoesitz der Deutschen hat Len französischen Behörden schon länge in die Augen gestochen, um so mehr, als sie selbst in Casablanca «wie übrigens auch in Rabat) nicht Terrain genug besitzen, um diese Zentren des Protektorats anzulegen und auszubauen, wie sie gern möchten. Ein Ausfluss die,er ihrer Verlegenheit war es. datz sie in diesem Sommer einmal verlautbaren liessen, es solle ein grotzer Teil der Landankoufe der letzten Jahre annulliert wer- den, weil Grundstücke davon betroffen worden wären, die. als Moscheen - oder als unveräusserliches Fa- iniliengut, nicht hätten verknust werden dürfen. Dieser Plan, dessen Verwirklichung eine direkte Verleugnung der Rechtsnormen bedeutet haben würde, die Herrn Lynuieys Vorgänger selbst für Landanläufe aukge- jtellt hatten, wurde von der Presse Marokkos heilig bekämpft, und «war von der unabhängigen franzö sischen kaum weniger als von der deutschen und der englischen. Herr Lyautey hat ihn wohl daraufhin fallen lassen und will sich nun schadlos halten, in dem er unichu.dige Dcutiche als Hochverräter ver urteilen und ihr Vermögen konfiszieren lägt. Wem bekannt ist, dass aucb die Gebrüder Mannes mann elne grosse Farm bei Casablanca besitzen, der hat sich vielleicht gewundert, datz auf der L«ste der Angeklagten nicht auch ihr Name erscheint. Aber auch die Franzosen hängen keinen, sie hätten ihn denn: Herr Alfred Mannesmann, der Leiter dieser Farm, weilte «ur Zeit des Ausbruchs des Krieges «n Europa. Für ihn erscheint indes leider auf der Liste Herr Mohn, sein erster Angestellter, ein nur etwa 29 Jahre alter, aber aussergewöhnlich tüchtiger junger Mann.