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38. Iahrg Nummer 78 Telchetnt - mal wöchentlich. Monatlicher Bejugepeel, durch Irilg«, elnschl. « Psg »,«. «0 Psg. IrSgerlohn 1.70; durch dl« Post 1.70 elnschUebUch Postllbeewelsung^ebllhr, »uzilglich »S Psg. Post.Bestellgel». EInjel-Ni. 10 Psg., Sonnabend, u. 8esttag,-Rr. 10 Psg. Nbbestellungen mlisten spätesten, eine Woche vor «Klaus der «ezugsrelt schrlstltch beim Verlag eingegangen sein. Unser« lriiger diirse, lein« Abbestellung«, «ntgegennehmeu, LüchWie volesMuns Verlagen vre.de». Anzeigenpreile: dl« lspalttge 77 mm breite gell« I Ps»l sllr Familienanzetgen I Psg- gllr Platwllnsche Unue, »U let«e LewS-r leiste«. <—El! - 1 — - Lchrtstleltung! Dreede^«^ PoNerstr. 17, S«r««s «Ml«.«big velchilskstell«, Di ulk' und Verlag: Dermaula «uchdruikerel ». Verlag LH. ». ». Winkel, Pollerprost« 17, Sernrus «017, Postscheek: »kr. USL. vaul: StadtbaM Vreden Re. «7»? Dienstag, 23. Miirz 1837 Im Fall« von HSHeeer Gewalt, Berbot, «tntretender Betriebe störungen hat der Bezieher »der Werbungtreibende kein« Anspriiche, salls di« Zeitung In beschrSnltem Umsang«, oee- spät«! oder nicht erscheint. Trsllllungsort Ist Dees»«» König Leopolds erste Verhandlungen Ltm Belgiens künftige NeutralitäLspolitik Empfang in der Londoner Botschaft Belgiens London, 23. März. An dein politischen Abendessen, das am Montagabend von König Leopold von Belgien in der Lon doner Belgischen Botschaft veranstaltet wurde, beteiligten sich von englischer Seite neben dem Ministerpräsidenten Baldwin und dem Aussenminister Eden mehrere weitere Kabinettsmitglie« der und andere führende Persönlichkeiten aus Politik und Wirt schaft. Unter den Anwesenden sah man den Lordsiegelbewahrer Lord Halifax, Innenminister Sir John Simon, Kolonialminister Ormsbi) Gore, den Unterstaatssekretär im Außenministerium, Lord Cranborne, den ersten Wirtschaftsberater der britischen Re« gierung Sir Irederie Leith Roh, Oppositionsführer Attlee, Win ston Churchill und Grossadmiral Sir Robert Roger Keyes. Es kann angenommen werden, das; König Leopold im Laufe des Abends Gelegenheit hatte, sich längere Zeit mit dem englischen Aussenminister Eden privat über die belgischen Unabhängigkeits wünsche zu unterhalten. Die Presse rechnet damit, das; eine weitere Besprechung zwischen König Leopold und Eden Dienstag oder Mittwoch stattsinden wird. Die Morgenblätter beschäftigen sich eingehend mit dem Besuch König Leopolds und der vermutlichen britisclien Stellung nahme zu den belgiscl-en Wünschen. Im allgemeinen wird er klärt, das; England den belgischen Sicherheits- und Unabhängig- keitswünschen nicht ungünstig gegenüberstehe, daß cs aber von den Belgiern gewisse Gegenleistungen für eine Garantierung der belgischen Unabhängigkeit durch England erwarte. Die belgischen Wünsche werden vom diplomatischen Korrespondenten der „Mornlngpost" wie folgt dargcstellt: 1. Be- fettig unq der Abmachungen vom März 1938, auf Grund deren Belgien zur gegenseitigen Unterstützung gegen- iilcer Frankreich und England verpflichtet wurde. 2. Die Be- endigung der General st absbesprech ungen die sich aus den März-Vereinbarungen ergeben. 3. Garantien für die belgische Unabhängigkeit und gebiets mässige Unverschrtlseit durch England, Frankreich, Deutschland und Italien. Belgien verlange ferner freie Hand in der Nus- Garaatie-ErmSchttgimgen bleiben tu Kraft Berlin, 23. März. Im Rcichsgesehblatt Teil II Nr. 14 wird das „Gesetz Uber die Haushaltsführung im gleich im Rechnungsjahr 1937" verkündet, das die Reichsregie rung beschlossen hat. Darnach dürfen bis zur Fertigstellung des Reichshaushaltsplanes für das Rechnungsjahr 1937 die zur Auf rechterhaltung der Reichsverwaltung oder zur Erfüllung der Ausgaben und der rechtlichen Verpflichtungen des Reiches not wendigen Ausgaben geleistet werden. Für die Art der Ver wendung der Mittel und die Höhe der Ausgaben werden beson dere Vorschriften getroffen. Insbesondere wird der Reichs- finanzininister ermächtigt, im Einvernehmen mit den zustän digen Reichsministern den beteiligten Reichsverwaltunge» die erforderlichen Betriebsmittel zuzuweisen und über die Verwen dung zu bestimmen. Die dem Reichsfinanzminister früher erteilten Garan ti e e r in ä ch t i g u n g e n bleiben in Kraft für das Rechnungs jahr 1937. Der Finanzminister wird ermächtigt, Garantien zu Gras Liane reift nach Belgrad Verhandlungen zur Klärung der ttalienlsch-jugoslavlschen Beziehungen. Rom, 23. März. Der italienische Autzenminister Graf Elano begibt sich am Mittwoch nach Belgrad, wo er am Don nerstag zu Besprechungen mit dem jugoslavischen Ministerprä sidenten Stosadino witsch eintresfen wird. Die Reise des italienischen Auhenministers steht im Zusammenhang mit den Italienisch-sugoslavischen Verhandlungen, die In den letzten Monaten auf politlschem, wirtschaftlichem und kul turellem Gebiet zwecks Klärung der beiderseitigen Beziehungen stattgefunden haben. Gefährliches Spiel der marxistischen Setzer in Detroit Todesdrohung gegen den Gouverneur Detroit, 23. März. Die marxistische Streikleitung hat trotz des Verbotes der Stadtverwaltung für Mittwoch eine öffent liche Kundgebung im Mittelpunkt des Verkehrslcbcns embenifen und 150 009 Streikende zur Teilnahme aufgsfordort. Do durch dieses unverantwortliche Treiben ernste Zwischenfälle befürchtet werden, ist die Polizei in Alarmzustand versetzt worden. Inzwischen sind weitere kleinere Betriebe durch polizei liche Zwangsmassnahmen von Sitzstreikern geräumt worden. In diesem Zusammenhang verlangt die Streikleitung die Abberufung des Bürgermeisters, weil er seine Zu stimmung zu diesem Vorgehen gegen die Sitzstreiker gegeben Hobe. Andererseits beabsichtigen Fabrikantenkreise, die Abberu fung des Gouverneurs zu verlangen, wenn dieser es ablehnen sollte, militärische Kräfte gegen die Sitzstreiker einzusetzen. Der Gouverneur von Michigan erklärte, datz er wiederholt legung des Sanktionsclrtikels 16 der Völkcrbundssotzung. der bekanntlich unter anderem vorsieht, das; Mitglieder des Völker bundes „etwaigen zum Schutz der Satzung zusammenarbeitenden Streitkräften" das Durchmarschrecht durch ihre Gebiete gewähren sollen Belgien wolle sich das Recht Vorbehalten, den Durchmarsch ausländischer Truppen nach eigenem Ermessen abzulehnen oder zuzulassen. Die englische Regierung habe ihre endgültige Stel lungnahme noch nicht formuliert. Sie habe sich iedoch nicht aus eine grundsätzliche Ablehnung der belgischen Forderung fest- geleg«. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" meist daraus hin, das; die belgische Frage zahlreiche schwierige Probleme auswerfe. Unter diesen Umständen könne wahrschein lich nicht mit einer baldigen Unterzeichnung eines neuen West paktes gerechnet werden. Der Korrespondent weist auch darauf hin, das; die stärksten Befürchtungen Belgiens gegen den Franko- Sawjetpakt und gegen die übrigen französisclien Bündnisse mit den osteuropäischen Staaten gerichtet seien. „News Chronicle" erklärt, datz das einzige offensichtliche Entgegenkommen gegenüber den belgischen Wünschen bisher in der deutschen Westpaktnote enthaltcu sei. Lind was saat Frankreich dazu? Vermutungen des „Oeuvre" über eine französische Denkschrift. Paris, 23. März. Das „Oeuvre" berichtet, der Quai d'Orsay habe in Hinblick aus den Londoner Besuch des Königs der Bel gier dem Foreign Office am vergangenen Sonnabend eine Denk schrift zugehen lassen, die den sranzösisclwn Standpunkt in der belgischen Neutralitätssrage zum Ausdruck bringe. Nach dieser Quelte soll das französische Aussenministerium den Wunsch äutzern, die Angelegenheit nur in diplomatischen Verhandlungen zu erörtern, aber keine Konferenz abzuhalten. Auch sollen die Verhandlungen über die Fragen, die sich nach dem nach der Kündigung des Locarnovertrages abgeschlossenen vorläufigen Abkommen zwisclsen Frankreich, Enaland und Bel gien ergeben, auf diese drei Länder begrenzt bleiben. übernehmen: Zur Förderung des deutschen Autzenhandcls bis zum Höchstbetrage von 300 Millionen RM., zur Ordnung des Marktes für Eier bis zum Höchstbetrage von 40 Millionen RM., zur Beschaffung von Bctriebskreditcn für Flachs- und Hans- röstanstalten bis zur Höhe von 12 Millionen RM.. zur Ordnung des Marktes für Vieh- und Schlachterzcngnissc bis zur Höhe von 30 Millionen RM., zur Ordnung des Marktes für Getreide und Hülsensriichte bis zur Höhe von 360 Millionen RM., zur Förderung von Arbeitsbeschassungsmatznahmen auf dem Ge biete der Landeskultur bis zum Höchstbetrage von 100 Millionen RM. und zur Förderung des Landarbeiterwahnungsbaucs bis zum Höchstbetrage von 30 Millionen NM. Der Höchstbelrag, den die neuen Biirgschastsverpflichtungen aus Grund des § 1 des Gesetzes zur Förderung der landwirtschasllicken Siedlung vom 31. März 1931 nicht überschreiten dürfen, wird für das Rechnungsjahr 1937 auf 75 Millionen RM, festgcstellt. Nach den Durchführungsbestimmungen zu dem Gesetz kann Arbeitern, die 25 Jahre oder mehr als Lohnempfänger in einem Arbeitsverhältnis bei der Reichsverwaltung gestanden haben, eine Dienstprämic gezahlt werden. brieflich und telephonisch mit dem Tode bedroht wor den sei. Nach einer Meldung aus Washington wird in Regierungs kreisen nicht erwartet, das; Präsident Roosevelt gehen die Sitz streiker vorgehen werde, obwohl der Streik in Senat und Kon gress als gesetzwidrig bezeichnet und eine Schlichtung durch den Präsidenten in beiden Häusern selbst von seinen eigenen Partei angehörigen verlangt worden war. 67 amerikanische Kriegsschiffe im Van Stahlmangel behoben. Wa sh i n g t on, 23. März. Wie das Marlneam« bekannt gab, wurden ihm genügende Mengen Stahl für Krlcgsschlssbau» ten zugesichert. Daher kann sofort mit dem Bau von 8 Zerstö rern und 3 U-Booten begonnen werden, deren Kiellegung bis her durch Stahlmangel aufgehallen wurde. Gegenwärtig sind 87 Kriegsschiffe im Bau begriffen. Die „Fliegende Herzogin" abgesttirzt? London, 23. März. Die als „Fliegende Herzogin" bekannte Herzogin von Badford wird seit gestern abend mit ih- rem Flugzeug vermisst. Die Herzogin war zu einem Alleinflug in das vom Hochwasser heimgesuchte Ucberschwemmungsgebiet in Mittelcngland aufgcsticgen. Man nimmt an, datz sie in einen Schneesturm geraten ist, die Orientierung verloren hat und ab gestürzt ist. Die Herzogin ist 71 Jahre alt. Sie hat sich durch mehrere Flüge nach Afrika und Indien einen Namen ge macht. Erst im Alter von 61 Jahren befasste sie sich ernsthaft mit dem Fliegen. — Die Nachforschungen nach der Vermißten sind bis in die Morgenstunden des Dienstag erfolglos geblieben. Neutralität und Nichteinmischung Die Reise des belgischen Königs nach London steht im Mittelpunkt der europäischen Aufmerksamkeit. Ist es schon eine ungewöhnliche Tatsache, datz ein konstitutioneller Monarch in einer Frage von grösster internationaler Trag weite sich persönlich engagiert hat, wie dies König Leopold mit seiner Rede vom Oktober vorigen Jahres getan hat, so sind es die äußeren Umstände der Londoner Reise noch mehr. Das Weslpaktgefpräch ist mit der deutsch-italienischen Antwort an die englische Negierung wieder lebhaster in Fluss gekommen, und dir Frage der belgischen Garantie bildet dabei einen der wichtigsten Diskussionspunkte. Die belgische Politik ist entschlossen, an keinem westeuropäischen Unterstützungspakt auf Gegenseitigkeit mehr teilzunehmen, und das Reich hat sich bereit erklärt, an einer Garantierung der belgischen Unabhängigkeit teilzunehmen. Wir wissen, daß man in London und Paris nur ungern auf di« Eeneralsabmachungen verzichten wird, die nach dem Willen der Restlocarnomächte aus Belgien ein Glacis gegen das Reich machen sollten. Aber man scheint in London allmäh lich einzusehen, wie misslich es ist, an der Parole von der „englischen Sicherheitsgrenze am Rhein" scstzuhalten, seit dem die deutsche Reichs- und Wehrgrenze wieder zusammen fallen und seitdem sich Belgien weigert, als Flugzeugträger oder Durchmarschland irgendeiner westlichen Macht gegen das Reich bereitzustehen. Auch in Paris wird man es schwer haben, nachzuweisen, dass ausgerechnet ein Land, das in der Defensive gegen einen deutschen Angreifer zu stehen be hauptet, die belgische Flankenstellung nötig hat, während der angebliche Angreifer bereitwillig von sich aus aus diese militärische Flankierungsmöglichleit verzichtet. Die belgi, scheu Aktien stehen also günstig, und wir glauben nicht, datz die belgische Politik ein so grosses persönliches und morali sches Gewicht in die Waagschale gelegt hätte, wenn sie nicht mit einem Erfolg dieses diplomatischen Unternehmens rechnete. Was sonst um diesen belgischen Bezirk herum in den Westpaktbesprechungen in Bewegung gebracht und durch die Berliner und römische Antwort weitergesührt worden ist, dürfte noch mancher Klarstellung bedürfen. Brüssel wünscht früher zu einem Ergebnis zu gelangen und l>at Grund zu der Annahme, dass eine westliche Teilverständi« gung Uber die belgische Frage der weiteren diplomatischen Klärung nur förderlich sein kann. Wir müssen das belgische Unternehmen in dem größeren Zusammenhänge einer allgemeineren Rückwendung von der Politik der bündnismätzigen Verstrickungen betrachten. Die „ontrnmlinff alliances", vor denen sich das räumlich isolierte Amerika bis in die Tage Wilsons hinein sorgsam bewahrt hat, waren nach dem Weltkriege im Völkerbund dadurch „überivundeu" worden, das; man alle Mitgliedsstaaten durch den Artikel 1V wie in einer politisch-militärischen Reihen zündung miteinander verband und dadurch einen univer salen I n t e r v e n t i o n s m c ch a n i s m n s schuf, der die proklamierte „Unteilbarkeit des Friedens" im Regelfälle zu einer Unteilbarkeit des Krieges machen mutz. Gleich zeitig hatte Frankreich mit einem Uber ganz Europa aus gespannten Allianzsystem dasiir gesorgt, datz die angeblich so verhängnisvoll gewordene Vorkriegspolitik der Allianzen fröhliche Urständ feierte und Europa bald in die beiden Lager der alliierten und der nichtalliierten Völker zerfiel. Die Probe ans diesen französischen Allianzmechanismns ist wiederholt politisch, glllcklicherwejf: nicht militärisch erbracht worden. Dafür sah sich der Völkerbund gezwungen, mehrere Male, am verhängnisvollsten in der abessinischen Krisen seinen Jntcrventionsmechanismus spielen zu lassen und dadurch den großen und kleinen Mitgliedstaaten des Bunde» die Tragweite ihrer Genfer Verpflichtungen fühlbar zu machen. Wir erinnern uns, datz abgesehen von Frankreichs das in diesem Falle seine Völkerbundstreue in merk würdigem Lichte erscheinen ließ, auch eine Reihe kleinerer und entfernter Länder nur mit halbem Herzen an dem Genfer Sanktionssystem tcilnahmen und mit tiefer Besorg nis etwaigen Weiterungen in militärischer Hinsicht ent gegenblickten. Um so lebhafter wurde diese Verstimmung» als auf Veranlassung der treibenden Faktoren der Sank- tionsring ebenso plötzlich geöffnet wurde, wie man ihn schloß und den an der abessinischen Frage völlig uninter essierten Ländern die unangenehme Aufgabe mied, ihr» Beziehungen zum faschistischen Italien wieder auf «ine nor male Basis zu stellen. Wir kennen die starke Gegenwirkung südamerikanischer Staaten gegen eine weitere Belastung mit derartigen Verpflichtungen ztigunsten fremder Interessen» ten. Wir dürfen auch das Abrücken zahlreicher südosteuro päischer Staaten aus dem französischen Jnteressenkrei» ebenso sehr auf den Willen zur Wiederherstellung politische» Eigenständigkeit wir auf die Tterwirrung zurückführem welche das kurze französisch-italienische Zusammenspiel und die französtsch-sowjetrussischo Paktpolittk in der allgemeinen euroväischen Orientierung herbeigeführt haben. Am deutlichsten kommt diese Abwendung von der In- terventiouspolitik und die Rückkehr zu den klassischen Ren» Oie Haushaltsührung -es Reiches ^937