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lllüiiiiiliiilüliililillliilllllllliliitllllllililliililillilillillllllllillllülllüllllllllllllllllilllllllllllll,» sehen, was zu tun ge- Von rNavle Theres Vaurr Ich die siir Abschied Mussolinis von Tripolis Mussolini kurz vor seiner Abreise bei einer Ansprache an eingeborene Stainmes- yäuptlinge. In der Rechten trägt er das Schwert dos Islam, das Ehrengeschenk der Mohammedaner. Links lm Bilde Marschall Valbo, der Generalgouverneur von Libyen. (Pressephoto, M.) geleiteten und auf das nahe gelegene Marsseld führten, wo sie eine Ansprache halten sollte. In der Tat hatte sich dort eine Menge angesaininclt, aber kaum, das; die alte Dame, gestützt auf ihre Begleiter, zu sprechen ansing, so rief man ihr zu: „Babuschka, Grotzmutter, geh' lieber nach Hause, du wirst dich erkälten, du bist schon alt und verstehst nichts vom Kriege." Lachend zerstreute sich die Menge. Es galt nun den Weg aus Petersburg hinaus durch dl« Front zu finden. Fortsetzung folgt. Die letzte WHW.-Strahensammlung. Bei dieser letzten grossen Stratzensammlung zugunsten de» WHW. offenbarten sich den Futzgängern allerlei Ueberraschungen. (Atlantic, M.) Gelehrte mar die ganze Nacht unruhig gewesen und würde nun wohl sehr übellaunig sein. Sie wollte tun, als habe sie nicht» gehört, denn er hatte nicht geläutet, und Francois, der Diener, hatte ihr schon einen Wink gegeben, stille zu sein. „Madame duften nach Weihrauch — Madame ist wieder in der Kirche gewesen", sagte er, als sie ihm einen guten Morgen wünschte. „Wird sie nicht demnächst zu predigen anfangen, nach dem sie das Kirchenlausen nicht sein lassen kann? Kirche ist Pre. digt. Pfui!" „Ia, Monsieur", sagte Salome eines Tages, als er wieder mit dieser Weisheit anrücktc — „Monsieur haben recht. Darf ich erzählen — kpnste ist Feiertag — mein Namenstag übrigens — Salome... der heutige Tag ist eine besondere Predigt." „Salome war die Tochter des Herodes und seine Geliebte", sagte er zynisch. „Begeht die katholisch Kirche solche Feste?" „Salome, die von der Kirche aeseiert wird, stand unter dem Kreuz des Herrn und sah ihn sterben." „Ist er gestorben? Dann ist er also tot. Sehen Madame. Er ist tot — ich habe recht. Madame haben nie gehört, was Ich gesagt habe — nun geben Madame selber zu ..." .Bielleicht gilt es heute", dachte Salome de la Tour-Brissac. ..Einmal werde ich diese Schlacht doch gewinnen." — ..Ich kann es mir gut den ken". sagte sie unbeirrt, wie diese Salome gestanden hat. Sie war die Schwester der Mutter Gottes. Wird an jenem Morgen gehört haben datz sie den Messias kreuzigen und wird hinnusaetanfen sein. Monsieur missen wie wir gelaufen sind, als Berlins Un gnade über Monsieur heraufzog. Nun ia — Salome war die Getreue. Kam und wollte dabei sein. Helsen ' ' ' ivar. Und als Unrecht Uber Recht ging, eben stehen und da sein, bekunden: ich halte zum Recht. So ost stell ich es mir vor: den lebendigen Mensclzen angenagelt, das Kreuz anfgericktet — auf gerichtet von allen Schrecken der Kreuzigung ist dies mir der schrecklichste. Die Last eines Menschengewichtes hängt in den Wunden ziveier Hände und zweier Führ. " „Er hat es verdient — er mar ein Mensch und hat sich zu einem Gott gemacht " .Ach. wenn die alle gekreuzigt würden, die Menschen sind und sich für Götter ausgeben ..! Monsieur, eine Frage. Mon sieur glauben, datz Ehristus gelebt hat?" „Aber Madame! Geschichtlich ist es erwiesen. Als Mensch naiiirlich." „Das genügt. Wenn ar Mensch war. war er auch Gatt. Aber ich will das andere sagen, ich denke an Salome, wie sie stand, wie sie sah, wie der Messias hing — wie der Körner immer tieser lzerunter sank, schwerer und jammervoller wurde und wie der litt, der gekommen ist, die Menschheit zu erlösen." „Genug — ich habe es oft gehört, will cs nimmer hören. Geh sie, lese sie mir Cicero..." — „Monsieur, im Traum seh ich es, wie der Körper vorwärts drängt und die Schultern nach rückwärts gebogen. Was wird er ausgestanden haben — er hat doch mit ^lewusztsein gelitten — und was werden die ausgestanden haben, die ihm zusehen mutzten und nicht helfen konnten? Seine Mutter, Salome. Magdalena oder die Männer, von denen in der Schrift nur Johannes nannt ist." „Und Joses von Arimathäa", fiel der Philosoph ein. „Ia, er hat das Grab gegeben für den Leichnam. Aber will bei den andern bleiben. Sie Hahn doch gesehen, datz Wunden reitzen mutzten, wenn er noch lange hing — datz er . sein Haupt keinen Platz fand, auf den er cs legen konnte. Wenn die Wunden der Hände ausgerissen wären...!" „Sie Hahn natürlich den Körper mit Stricken auf hm Kreuz festgebunden." „Ia. Kann sein. Ich kann mir denken, datz diese Herzen ausgehöhlt waren von Schmerz und Grauen — datz sie nicht nur wehrlos, sondern tatenlos wurden vor Entsetzen und Pein. Datz Salome vielleicht noch diejenige war, die am hllsten begriff, denn sie war nicht seine Mutter und war nicht Magdalena, die an ihre Sünden dachte. Wenn ich allein bin, sage ich oft: Salome, wie war es — sage mir — latz mich hineinsehn in die Gottes gedanken und in das Gottesleiden. Mach mir Golgatha klar, damit mein Leben klar wird..." „Warum erzählen Madame diese Geschichte?" — Der Mund des alten Spötters war schmal und weich gewor- den mir ein Kindermund. „Denken Madame, datz ich dadurch vielleicht auch glaube? — Ich glaube nicht: Salome wollte antworten: „Ahr ich höre nicht auf, darum zu beten", da sah sie, wie das Kinn des Mannes hstig zitterte und eine grob« Er regung fick seiner bemächtigt hatte. „Christus wird auch Monsieur lieben, trotz allem. Er starb R<volutton«s«spväche Ein Glückszufall wollte cs, datz ich am anderen Morgen aus der Stratze den früheren armenischen Duma-Abgeordneten Surabow und David Trelisser traf, die gleichzeitig mit mir in der Verbannung In Balagansk geweilt hatten. Sie sollten in einem der Extra,züge, die für die Prominenten der Revolution bercitgestellt wurden, noch am selben Tage die Reise nach Petersburg antreten. Sie boten uns einen Piatz in ihrem Wa gen an und retteten uns dadurch aus einer schwierigen Lage. Milizsoldaten sorgten, so gut es ging, auf dem Bahnhof für Ordnung, Irgendein Kommandant hatte eine Ehrenwache auf ziehen lassen, die sich zwar wenig martialisch präsentierte, dafür aber mit roten Kokarden und Schleifen geschmückt mar, eine kleine Kapelle stimmte die Internationale an, als wir mit unseren Abgeordneten, zu denen sich noch Fürst Zerctolli, ein kaukasischer Dichter und Salonsozialist, geseilt hatte, der gleich falls 1910 zur Verschickung nach Sibirien verurteilt worden war. Im Waggon erlaubte ich mir die schüchterne Frage, ob den Herren denn wirklich das alles gefaste, was mir eben gesehen hätten. Das sind Kinderkrankheiten einer jeden Revolution, wurde mir geantwortet, aber das Glück und die Befriedung der Menschheit lägen jetzt in greifbarer Nähe. Da aber zeigten sich sofort grundlegende Meinungsverschiedenheiten unter den Revolutionsgrätzen und zukünftigen Herren des russischen Schicksals. David Trelisser, der spätere Leiter der Ausländs abteilung der Tscheka, verwies auf Trotzki und Lenin, die bald tum Kerenski-Theater ein Ende machen würden. Der Anarchist Iwanow behauptete, es müssten noch viele Bomben geschleudert werden, ehe die Menschheit wirklich frei sein würde Vorläufig wallte er sich in Petersburg im Palais der Kseschinskaja nieder lasten, der Freundin des Zaren. Die Sozialrevolutionäre ver spotteten wieder die sozialdemokratischen Abgeordneten und behaupteten, datz sic ein Paar alte Stiefel von Karl Marx für teures Geld erwarben hätten und als Reliquie anbetetcn. Aber alle diese Streitfragen störten nicht den Frieden im Wag- gonabteil, und da unser Zug überast Vorfahrt hatte, so näher ten wir uns am dritten Tage Petersburg. S. Folge Line Nacht in Omsk Es ist ein weiter Weg von Irkutsk nach Omsk, unser Zug schleicht langsam an den spärlichen Siedlungen vorbei, streift stellenweise die Taiga, überquert Ströme, wie den Ienefsei und den Ob, im Vergleich zu denen sich grotze europäische Flüsse wie Bäche ausnehmen, hält lange aus den Stationen, um Holz siir die Maschine zu laden, und sährt dann weiter nach Westen in der Richtung auf ein jetzt unbekanntes, ungewisses Nutzland. Unter den Weggenossen, die in alte Soldatenmäntel oder in. übelriechende Ziegenpelze gehüllt in Irkutsk das Abteil ge stürmt und sich durch Ellbogenstöhe eingerichtet hatten, bildet sich allmählich ein kameradschaftliches Verhältnis heraus. Ein Arbeiter, der hier das grotze Wort führt, nimmt sich meiner ror Ueberiniidung erkrankten Frau an. Er ergreift zwei junge Burschen am Wickel, stützt sie von ihrem Sitz und bietet den Platz meiner Frau an. Allerdings mutz ich dafür mit ihm stun denlang 17 und 4 spielen, aber es ist ein ehrliches Spiel. Jeder gewonnene Rubel wird an der nächsten Station in Wodka angelegt. Ein Kriegsverweigerer aus religiösen Gründen schaut dem Spiel zu, schüttelt ab und zu tadelnd den Kops, man solle nicht Karten spielen, sondern sich auf das jüngste Gericht vor bereiten, aber man achtet nicht auf ihn, denn jetzt sei in Rutzland Freiheit, bald würde es Brot und Frieden auf der ganzen Welt geben. Der Bauer würde Land haben und jeder Arbeiter könne dann im eigenen Automobil, wie in Amerika, in seine Fabrik fahren. Die Leute berauschen sich an Utopien und an — Wodka. In Omsk gab es unfreiwilligen Aufenthalt. Der weitere Weg zum Ural war von Zügen verstopft und es sollte wenig stens 24 Stunden dauern, ehe unser Zug weiterfahren könnte. Die Reisenden mutzten aussteigen. Soldaten, befreite Sträflinge und allerlei unheimliches Gesindel hatten den ganzen Bahnhof mit Beschlag belegt, grölten, tranken, Weiber kreischten. Ein Verweilen auf der Station schien gefährlich. Aber wo ein Unter kommen finden? Der Weg zur Stadt mar weit und es waren 38 Grad Kälte. Unser Kamerad aus dem Abteil kannte die Stadt und versprach uns, ein Unterkommen zu finden. Zwei Soldaten schlossen sich uns auf der Wanderung an. Sie sprachen kein Russisch und unser russischer Freund erkannte sie sofort als flüchtige Kriegsgefangene aus Sibirien, die versuchen woll ten. in der allgemeinen Auflösung durch die Front in die Heimat zu gelangen. Er beglücnwunschte sie, denn nun wäre der Krieg fa zu Ende und alle Menschen seien Brüder. Es gab keinen Unterschlupf in der Stadt, alle Hotels waren doppelt und dreifach besetzt, wir mutzten vor Kälte und Ueberiniidung weder ein noch aus, und wieder half uns der Kamerad aus dem Eisenbahnabteil. Er führte uns in eine Pen sion. in der Zimmer auf Stunden vermietet wurden. Kakain- Inmkene Mädchen und die üblichen „Revolutions"gestalten empfinden uns, aber schlietzlich stellte die Wirtin meiner Frau und mir ein Zimmer gegen entsprechende Bezahlung zur Ver fügung. Die Nacht war unruhig, vor der Türe wurde ein paar mal geschossen, aber wir fanden doch ein wenig Schlaf und Wärme. Von Sibirien in die russische HM / Meine Fahrten unv Abenteuer vor 20 IT / Jahren — Lin persönlicher Erlebnisbericht Von Baron Ernst o. Ungern-Sternberg. Petersburg Auch der Nikolai-Bahnhof von Petersburg hatte seinen alten Glanz verloren. Sehr viel Militär drängte sich auf dem Bahnsteig. In getreuer Beachtung des Befehls Nr. 1 des neuen Kriegsnnnistcrs Gutschkow, der die Grutzpslicht den Offizieren gegenüber aufgehoben hatte, bahnten sich die Soldaten durch Ellboqenstötzc, von denen mancher Vorgesetzte getroffen wurde, den Weg durch die Menge. Der Newsky-Prospckt sah schmutzig aus und das vom Fürsten Trubetzkoi gemeitzclte Standbild Alexander lll. am Ausgange, der mit befehlender Geste nach Osten weist sBeherrsche den Ostens, patzte nicht mehr in die Umgebung. Die Stadt schien von Studenten und Studentinnen mit roten Schleifen an der Brust beherrscht zu werden, Uber den Litelny-Prospekt zog eine Arbeiterdcmonstration unter wehen den roten Fahnen, die sich zum Smolny-Institut begab, in dem früher die Hosfräuleins erzogen wurden, das aber jetzt der Arbeiterrat beseht hatte. Wir fanden ein Unterkommen im Hotel de France an der Morskaja, in der Nähe des Winterpalastes, in dem jetzt Kerenski zusammen mit der Grotzmutter der russischen Revolution. Frau Breschko-Breschkowskaja, Wohnung genommen und sich rühmte, lm Bette Alexanders II. zu schlafen. Eine Leibwache von be waffneten jungen Mädchen bildete im Palais die Garde des Tribunen der russischen Revolution, der glaubte, allein durch seine Beredsamkeit die erweckten wilden Instinkte und die beginnende Auflösung meistern zu können. Es bestand ein fast operettenhaft anmutender Gegensatz zwischen der erschreckenden Wirklichkeit und einer autoritätlojen Regierung, die jede Ge waltanwendung scheute. Die Regierung hatte beschlossen, den Krieg bis zum sieg reichen Ende weiter.zuführen. Der frühere Führer der Demo kraten (Kadetten) Miljukow hatte dem britischen Botschafter Buchanan und dem französischen Botschafter Paleoloaue bin dende Versicherungen gegeben, aber abgesehen von den Offiziers zöglingen, von einigen Kosaken und Elitercgimentcrn wollten die Soldaten Brot, Land und Frieden und weigerten sich, an die Front zu gehen oder desertierten bei erster Gelegenheit. Frau Breschko-Breschkowskaja erlietz aus dem Zarcnpnlast einen Ausruf, in dem sie die Notwendigkeit, den Krieg fort zusetzen, hervorhob. Ich fah, wie sic ein Matrose und ein Soldat, unter den Arm gefotzt, aus dem Portal des Palastes heraus- Salsnie de la Tour-Brissac Zu den Mensclien, die Voltaire immer um sich haben mutzte und die ihn auch in seiner bösesten Zeit nicht verlassen durfte, gehörte Salome de la Tour-Brissac. die Witwe des verunalück- ten Obersten, die seit dem Tode ihres Mannes dem Gelehrten den Haushalt führte, obwohl sie Katholikin und von ernsthafter Frömmigkeit mar. Obgleich Voltaire die Lauge seines bcitzenden Spottes ge nugsam über sie ctusschüttete, wenn er mit ihr allein und sein Hatz gegen den Katholizismus besonders grimmig mar. so dul dete er dennoch nicht, datz ein anderer auch nur mit einem Wort ihrem Glauben zu nahe trat. Madame hatte jene glanzvollen Taae Voltaires gesehen, in denen er als Freund des prcutzischen Königs der Inbegriff der Intelliaenz und der Lebensweisheit war and seine philosophi schen Schriften ihres gotteslästerlichen Inhalts weoen ebenso ge fürchtet. als von der gottsremden Seite der französischen Gelehr tenwelt bis in den Himmel hinauf gepriesen wurden. Madame de la Tour-Brissac blieb vor der Fliigeltiire des schweigenden Gemaches stehen, hinter der fick das nunmehrige Leben dieses verbitterten, die Welt hassenden Menschen absvieltc. Nun waren die Jahre der Eleganz und der Liebe vorüber. Der Held so vieler geistiger und wirklicher Abenteuer latz zusammen gesunken in seinem Lehnstuhl, schrecklich von Gicht geplagt und von einem Leberleiden, das er fchon durch viele Jahre schlevvte. an den Rand des Grabes gebracht. Alles war anders. Sein Haupt war kahl und seine frühen, langen Finger gelb und ab gestorben, sein unschönes Gesicht noch eckiger und »mm Verfall der Kräfte gezeichnet und seine Zähne braun und lückenhaft. „Sein -Herz mutz eine Ruine sein, nachdem mos er alles ge lebt, gehofft, gewünscht und gespottet hol", dachte Madame und trat einen Schritt näher an die Türe. Alles, alles war anders. Auch sein Ruhm war verblatzt, die Freunde tot oder abtrünnig und sein Besitz um mehr als die Hälfte geschmolzen. Nur sein beitzender Späte war geblieben — war gewachsen in den Jahren — war unheimlich und geradezu prophetisch in gewissem Sinne und auf die Eitelkeit der Welt bezogen, und Salome de la Tour- Brissac fürchtete nichts so sehr, csts die Stunden d->r Einsamkeit, In denen keiner zu Ihm kam oder er keinen um sich sehen wollte und In denen er grausam wurde, wie ein Tier, oder brutal, wie ein Gewalthaber, und in denen dos Gebäude aller seiner triste ren Philosophien wankte ob der Erkenntnis des Alters, die er nicht in sich auskommen lasten wollte. „Wann kommt die Stunde der Gnade?" fragte Madam« jeden Morgen, wenn sie in sein Zickmer treten mutzte. — ..Habe ich noch nicht genug gebetet?" Auch an diesem klaren Herbstmargen, an dem die Sonne durch die Fenster schien wie in frühen Frühlingen, drückte sie nur zögernd auf die Klinke. Der