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Nummer SS 3». Iahrg üchMe Volkszeitung Mittwoch, 1». Mürz 1S37 3m Fall« von höherer Eewalt, Verbot, etntretender Betriebs störungen hat der Bezieher oder Werbunglreibende kein« Ansprüche, fall» di« Zeitung In beschränktem Umsang«, ver» spötet oder nicht erscheint. Erfüllung, ort Ist Dresden -christiettung: Vresden-A^ PoNerstr. I?. genrrnf «711» »1017 veschöstsstell«, Druck und Verlag: Sermant, Buchdruckerei «. verlLg Th. » ». Winkel, Pollerstrotz« 17, Fernruf «011, Postscheck: 7k«. 101», Bant: Stadtbant Dresden Vir. 71777 Erscheint 0 mal wöchentlich. Monatliche« Bezug,pret, durch Tröger einschl l>0 Pfg bzw. t» Psg. Trögerlohn 1.7»; durch di« Post t.70 einschlietzlich Postüberweisung^ebiihr, zuzil-lich 7« Psg. Post-Bestellgeld. Einz«l-Rr. IS Psg., Ännabend» u. Festtags^kr. 70 Psg. ilbbestellungen mäste» spölesten, «ine Woche vor Ablauf d«e Bezugszei» schristlich beim Berlag eingegangen sein. Unsre» Träger dürse» kein« Abbestellungen «ntgegennehme». verlagsort vreede». Anzeigenpreis«: dl« lspaltig« M mm breit« geil« 7 Psg.s sö« Famlllenanzeige» 7 Psg Für Platzwllnsch« könne, »s, leiiw Levöhr leist««. Rationaler Großangriff schreitet sort Letzte Rückzugslinie für Madrid bedroht Salamanca, 10. März. (Born Sonderberichterstatter des DNB.j Die am Montagmorgen begonnene Großossensioe der Nationalen im Frontabschnitt von Guadalajara dauerte am Dienstag unvermindert heftig an. In der Nacht zum Dienstag bombardierte eine größere Anzahl nationaler Flieger planmäßig und mit sichtbarem Erfolg die feindlichen Schützengräben und Feldbefestigungen. Nach dieser Borbereitung stürmte die Infan terie im Morgengrauen des Dienstags gegen die bolschewistischen Linien vor, di« angesichts der Heftigkeit des Angriffes nicht Stand hielten. Die Bolschewisten räumten ihre Stellungen und muhten den gutgeführten nationalen Truppen Gelände von mehreren Kilometern Tiefe überlassen, besonders in Richtung auf Cifuentes nördlich von Sacedon an der Landstraße Madrid -Cuenca, der letzten Landstraßenverbindung der Hauptstadt mit den übrigen Provinzen. Es konnte beobachtet werden, daß die Bolschewisten Kriegsmaterial aus Madrid herausschaffen und fast alle Ortschaften nordöstlich der Hauptstadt räumen. Die bolschewistischen Sender berichten wenig über die gegenwär tigen militärischen Operationen, jedoch ist dem Inhalt und der Tonart der Sendungen zu entnehmen, daß die nicht geheimzu haltenden Erfolge der Nationalen im gegnerischen Lager große Niedergeschlagenheit Hervorrufen. Der Vorsitzende des bolsche wistischen Madrider „Verteidigungsausschusses" gab am Diens tagmittag vor Pressevertretern zu, daß die nationale Offensive mit großer Heftigkeit weiter andauer«. Zu dem Verlauf der Kampfhandlungen an der Guada lajara-Front am Montag wird bekannt, daß die Natio nalen unter anderen Ortschaften auch Navalporto und Renales besetzten, somit also die Frontlinie mehrere Kilometer vorge schoben haben. Im Abschnitt Brishuega bis Torija nordöstlich von Guadalajara wurden nach heftigem Gefecht mehrere wichtige Feindstellungen erobert. Hierbei fielen den Nationalen drei sowjetriissische Tanks und zahlreiche Waffen in die Hände. Un ter den toten Gegnern befand sich ein politischer Kommissar. Washington, 10. März. Präsident Roosevelt hielt am Diens tagabend eine 4» Minuten dauernde Rundfunkrede, in der er sich in scharfen Worten gegen das Oberste Bundes gericht in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung wandte und nachdrücklich verlangte, daß sein bekanntes Refornwcsetz noch in dieser Kongrcßtagung angenommen werde. Der Präsi dent führte in seiner Rede aus, die Verfassung sei lediglich zu dem Zweck beschlossen worden, um die ursprünglich selbständigen Ist Kolonien unter einer starken Zentralregierung zusammen- zufasscn und dadurch erst in die Lage zu versetzen, sich als Ge- samlstaat zu behaupten. In dem von der Verfassung eingesetzten „Dreigespann" Exekutive, Legislative und Bundesgerickt zögen jetzt die ersten beiden an einem Strang, nicht aber das Gericht. Vielmehr gebärde sich das Oberst« Bundesgerlcht entgegen dem Sinn der Verfassung als oberste gesetzgebende Gewalt und wolle dem Land« vorschrei ben. welche Politik es verfolgen müsse. Einige der in der Min- Verhcit befindlichen Mitglieder des Obersten Bundesgerichtes hätten offen zugegeben, daß das ltzericht der Verfassung eine Zwangsjacke anlege und sie nach seinen eigenen volkswirtschaft- liä>en Ansichten auslege. Das Gericht habe, so unterstrich Roosevelt, unter der Verfassung, nicht über der Verfassung zu stehen, und er wolle nicht länger dulden, daß dringende natio nale Probleme ungelöst blieben, weil der gerichtliche Teil der Regierung an „Arterienverkalkung" leide. Das Gericht benehme sich so unabhängig, daß es weder das Mandat des Volkes, noch die allgemein anerkannten Tatsachen berücksichtige. Er wolle neu« Richter rrntnnen, die als Richter amtieren, nicht aber als Gesetzgeber. Di« Me thode der Verfassungsänderung dauer« Jahre und sei selbst dann nicht der Annahme sicher, da 13 der 48 Staaten mit nur 8 o. H. der Gesckntwählerschoft jede Aenderung sabotieren könn ten. Das aincrikanisck;« Volk lasse sich aber nicht lange zum Narren halten, und Amerikas Regierung müsse wieder in das richtige Gleiäzgewicht zurückgebracht werden. Aas Sochwaffer in der Welchsetnlcdcrung Weiter« Dörfer überschwemmt. Bromberg, 10. März. Die Hochwasserkatastropl)« in der Weichselniederung zwischen Thorn und Kulm nimmt einen immer größeren Umfang an. Di« Etsbarrier« hat jetzt ein« Länge von beinahe 28 Kilometer. Diese neu« Hochwasserwelle, die aus dem südlichen Polen am Dienstag di« An der A st u r i e n f r o n t konnte bei einem bolschewisti schen Angriff bei Catalanes der Feind abgewiesen werden und mußte beim Nachdrängen der nationalen Truppen seine eigenen Stellungen aufgeben. Der glänzende Vorstoß auf dem nationalen Frontabschnitt von Soria brachte weitere Fortschritte. Hier fielen die Ortschaften Valdearenas, Masegoso und Argencila. An der Iaramasront gelang es den Nationalen, Casas des Toreal zu besetzen. Der Feind erlitt hier schwere Verluste und mußte eine größere Anzahl von Maschinengewehren im Stich lassen. Die Truppen der Südarmee konnten bei Espiel und Villanueva ihre Linien weiter vortragen. Vefürchtungen in Frankreich Massensturm bolschewistischer Flüchtling« aus die Pyrenäen grenze erwartet. Parts, 10. März. Verschiedene Pariser Blätter beschäfti gen sich mit den letzten Ereignissen in Spanien. Dabei werden immer häufiger Stimmen laut, die sich für «in« Aenderung der Haltung der französischen Regierung gegenüber dem nationalen Spanien einsetzen. So schreibt am Mittwoch der stellvertretend« Vorsitzende des Heeresausschusses der Kammer, Beaugitte, im „Malin", daß nach dem Fall von Madrid in abseh barer Zeit die Kämpfe in Spanien beendet sein werden. Frankreich müsse sich jetzt ernstlich mit den internationalen Fol gen eines solchen Ereignisses beschäftigen. Schon jetzt müsse sich di« französische Regierung schlüssig werden, welch« Haltung sie einzunehmen gedenke. Im Interesse der Pyrenäengrenze müsse sich die Regierung sofort mit Burgos in Verbindung setzen. Es sei zu erwarten, daß bei den Bolschewisten in Spa nien bald eine Panik ausbrechen werde und diese dann ver suchen würden, über die Grenze nach Frankreich zu entfliehen. Der französische Grenzschutz sei augenblicklich nicht stark genug, um einem solel-en Ansturm zu widerstehen. So könnten die schlimmsten Zwischenfälle eintreten. Daher sei es Pflicht der Negierung in Paris, die französisch-spanische Grenze völlig ab zuriegeln. Höhe von Bromberg erreicht hat. konnte die Eisbarriere nicht fortbewegen und mußte einen Umweg machen. Dadurch sind weitere Ortschaften überschwemmt worden. Wieder sind es größtenteils deutsche Bauern, die von dem Unglück heimgesucht werden. Der neue Frost macht die Eisbarriere noch stärker, da die Schollen zusammenfriercn und eine einzige große Eiswiiste bilden. Die in der Nähe von Kulm eingesetzten Eisbrecher, die zusammen mit den Sprengungen der polnischen Pioniere eine Fahrrinne in dieser kilometeriangen Eismauer schassen sollten, mußten am Dienstagnachmittag ihre Arbeit entstellen, da die Gefahr bestand, daß die gemeldet« neue Welle die Eisbrecher vernichtete. Die bei Bromberq gelegenen deutschen Dörfer Langenau und Otte raue sind in der Nacht zum Mittwoch vollständig überschwemmt worden. Durch den Bruch des Chausseedammes Thorn-Brombcrg wurden alle Gehöfte dieser beiden Ortschaften überflutet. Die treibenden Eisschollen hoben ungeheuren Scha den angerichtet und ganze Scheunen und Ställe weggerissen. D^e Bevölkerung mußte sich mit ihrem Vieh auf höhergelcgene Stei len flüchten. In Bromberg ist dir Brühe weiterhin im Stei gen. Der Fluß ist über das Ufer getreten und hat die niedri ger gelegenen Straßen überschwemmt. Vruch im amerikanischen Gewerkschastswesen Newyork, 10. März. Das „Komitee für industrielle Or ganisation" mit zwei Millionen Anhängern unter Führung von John L. Lewis erklärte mit Einstimmigkeit die Loslösung von der „Amerian Föderation of Labor" mit dem Hauptquartier in Newyork. Dieser Schritt stellt den bisher größten Bruch in der Geschichte der amerikanischen Gewerkschaften dar, dessen Folgen unabsehbar sind. Der Whrer im Deutsche« Opernhaus Berlin, 10. März. Der Führer und Reichskanzler besuchte am Dienstagabend eine Aufführung des großen Balletts „Tanz um die Welt" im Deutschen Opernhaus. Der Führer nahm zu sammen mit Rcichsminister Dr. Goebbels, Staatssekretär Funk und Generalintendant Rode in seiner Loge Platz und wurde bei seinem Erscheinen von dem vollbesetzten Haus begeistert begrüßt. In den Pausen und am Schluß der mit stärkstem Bei fall aufgenommenen Aufführung gab das Publikum seiner Freude über das Erscheinen des Führers in herzlichen Kundge bungen Ausdruck. Leon Blums Umkehr Der Entschluß der französischen Negierung, zur libera- len Finanzpolitik zurückzukehren, hat Leon Blum und seine Freunde in eine äußerst schwierige Lage gedrängt. Sie wer den es nunmehr gegenüver ihren Wählern irgendwie ver antworten müssen, jene Linie verlassen zu haben, die als „sozialistisch" galt; und es ist zur Zeit noch nicht abzusehen, ob der „Friedensschluß" mit dem Kapital vielleicht doch tiefere Rückwirkungen nach sich ziehen, d. h. das bestehende Vertrauen der Arbeitermassen in die Volkssrontregierung erschüttern könnte. Der Ministerpräsident hat zweifellos bereits an die Möglichkeit gedacht, daß er sich leicht zwischen zwei Stühlen finden könnte, denn seine Nundfunkansprache am Sonnabend richtete sich beschwörend an zwei Seiten! während die Arbeiterschaft um Geduld gebeten und ihr von neuem die Versicherung abgegeben wurde, daß die all gemeine „Prosperität" nach Ueberwindung der Währungs unruhe kommen würde, galt es auch das Heer der Sparer zu mobilisieren und das bisher mangelnde Vertrauen zu wecken. Was Leon Blum im übrigen sagte, war alles ander» als eine Rechtfertigung, sondern vielmehr eine neue meister hafte Umschreibung der zwingenden Gründe, welche zur neuen Politik führten. Offensichtlich ist nur, daß es sich um etwas anderes als um eine bloße Pause handelt, denn der Ministerpräsident sprach von der Notwendigkeit einer dauerhaften Lösung. „Zwischen der Beendigung der Wirtschaftskrise und der vollen Entfaltung der Pro sperität liegt ein Stadium voller Schwierigkeiten, dem die Regierung Rechnung tragen muß." Von nur vorüber gehenden Maßnahmen wurV. wohlweislich nicht gesprochen; dies wird übrigens in Paris nur von denjenigen befürchtet, die einen politischen Rückschlag im Bereich der Möglichkeiten erblicken. Die allgemeine Auffassung geht dahin, daß der Ministerpräsident nunmehr den Versuch unternehmen will, eine Synthese zwischen seiner wirtschaftlichen und sozialen » Aktion und einer orthodoxen Finanzpolitik herzustellen. Die Entwicklungen der letzten Wochen haben jedem aufmerksamen Beobachter deutlich gezeigt, daß die Regie rung bei einer Beibehaltung der bisherigen Tendenz nur zwei Wegs beschreiten konnte, um die latente, sich täglich verschärfende Krise zu beenden: entweder neue Ab wertung oder D e v i s e n b e s ch r ä n k u n g e n. Die erste Maßnahme schien insbesondere aus innerpolilisä-en Rücksichten gefährlich, versprach darüber hinaus keine sehr dauerhafte Entspannung, die zweite wiederum war unter dem psychologischen Gesichtspunkt der äußeren Politik wenig ratsam, besonders da sie das Währungsabkommen des Vor jahres in Frage stellen würde. Leon Blum entschloß sich also, zu einer Umkehr, indem er eine Verständigung mit seinen finanzpolitischen Gegnern anstrebte und zum Teil auch fand. In technischer Hinsicht ähnelt die letzte Mani pulation des Ministerpräsidenten aus verschiedenen Gebie ten den Maßnahmen, welche Finanzminister Caillaux 1925, also vor 12 Jahren, durchführte. Auch damals wurde ein Sachverständigengremium eingesetzt, das in mancherlei Hinsicht dem jetzigen gleicht, und auch seinerzeit wurde eine große vierprozentige Anleihe ausgelegt, welche sich von der neuen wenig zu unterscheiden scheint, hauptsächlich wohl in dem Punkte, daß sie die Einkommensteuerpslicht aushob. Damit ist also bis zu einem gewissen Grade eine oft genug vorhergesagte Synthese Caillaux—Blum geschaffen. Auch Paul Reynaud hat sich in einem öffentlichen Vortrag -lobend dazu geäußert, daß sich die Regier«»« Z» doktrina- ,ren Opferungen zur Rettung der kapitalistischen Wirtschaft anfgeschwungen habe. Flandin, der kürzlich in der Kammer nachwies, daß der Außenhandelsunterschuß seit der Ab wertung 4,7 Milliarden Franken betrug, wodurch das Miß- trauen gegenüber dem französischen Geld täglich anwuchs, hält sich in feinem Urteil noch zurück. Bei den Radikal- sozialisten herrscht naturgemäß große Befriedigung, und hier liegt vielleicht der größte politische Vorteil für den Minister- Präsidenten. In Finanzkreisen sind die Meinungen noch ge teilt, und es ist hier besonders hervorzuheben, daß der be kannte liberale Finanztheoretiker Frederic Jenny, der bisher die ganze Devalvationspolitik der Regierung mit nüchtern-sachlichen Argumenten in Grund und Boden ver- dämmte, auch den neuen Entscheidungen mit Skepsis begegnet und die schwersten Bedenken äußert. In diese Richtung fällt auch die erste Reaktion der Pariser Börse, die durchaus nicht als positiv bezeichnet werden kann. End lich ist noch die ungünstige Aufnahme der französischen An leihe in den Vereinigten Staaten durch Senator Äorah und Finanzsekretär Morgenthau zu verzeichnen. Aber alle diese Erwägungen stellen Ueberlegungen zweitrangiger Natur dar. Im Vordergrund steht die Frage, ob die Schaffung des freien E o l d m a r k 1 e s, die rndi- kale Ausgabeneinschränkuna und die neue Rüftiings. an leibe da» Vertrauen des Kapital, wieder berzustel- Eine Rundfunkrede Roosevelts Scharfe Angriffe gegen das Oberste VundeSgericht - Reform noch in dieser Kongreßtagung?