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Der Tag des und des Kturines Aus den Fernen kam es und war wie das Singen des Frühlingsivindcs, wenn er die Blätter der Palmen spielend beivegt. Es schwoll an, wurde gewaltig, brauste nxe em Orkan, der die Erde erschüttert. Und doch standen Brunne und Sträucher unbeiveglich im Scheine der wärmenden Sonne, harmlos hoben die Blümlein ihre bunten Köpfchen. Jetzt schien es aus den Himmeln zu fallen. Das Haus, das sie um- schloh, ward erfüllt vom Geiste eines Großen und U»begrif fenen. Es begann in seinen Grundfesten zu wanken, schien den Geist des Allgewaltigen, des Allesdurchdvingenden nicht zu fassen. Sie versuchten zu beten, stammelten Worte, die ein inne rer Drang uirbewutzt hcroorstieß, doch war es wie Kindergestam mel, obwohl cs von bärtigen Männerlippen kam. Blitze began nen zu zucken, vereinigten sich zu einer mächtig lohenden Flamme, die ivsit sichtbar über dem Haus stand. Waren Feuersbrünste ausgebrcxl>en? In den Straßen der Stadt rief man Alarm! Menschen eilten herbei mit Gesäßen und Löschgeräten. Sie sahen die Flamme, eilten herbei und standen starr, mit offenen Mündern. Das wogende Feuermeer schwebte frei in der Luft und wuchs nicht, wie es natürlich ge wesen wäre, aus dem Dach des Hauses. Man rief sich gegen seitig zu, staunend ob des seltsamen Vorganges. Mit rasender Schnelligkeit verbreitete sich die Kunde. Jin Nu waren die Hiuser leer, und in den Straßen begann es zu wogen. Jetzt ein neues Wunder! Die klar brennende Flamme begann sich zu teilen, Feuerzungen sielen herab und sanken durch, das Dach. Atemlos stand die Menge — was würde geschahen? Kain der, bei dessen Tod die Erde gebebt hatte, wieder, um die Welt zu richten, wie er verkündet chatte? Stand das schrecklich^ Ende der Zeiten bevor? Angst kam über die Menschen. Man wollte fliehen, irgendwo Sicherheit suchen, und doch war der Fuß ge bannt, der Körper dem Willen ungehorsam. Die im Saale aber traten, wie nach einer Wanderung, durch dunkle, unterirdische Gänge, in eine Helle Landschaft hin aus. Es mar ihnen, als sei nach böser, tausendjähriger Nacht des Zweifels die Morgenröte froher Zuversicht hercingebrochen. — !sk.'trus riß die Tür, die er vorher ängstlich verschlossen hielt, mit einem Ruck weit auf. Stand plötzlich in seiner ganzen Größe emporgereckt vor der Volksmenge, und seine Worte waren wie Funken, die in trockenes Reisig fallen und knisternd zünden. Zum erstenmal nach fünfzig langen Tagen, wagte es nneder einer, die Lehre des Gekreuzigten zu verkünden und offen Zeugnis für ihn abzulegen. Jetzt kamen auch die anderen heraus und begannen mit Feuereifer in den hartgewordenen Saat reihen zu jäten. Seine Arbeiter wären gekommen, um den Weinberg zu bestellen. Einer hatte die Mauer erstiegen. Volk drängte sich um ihn, Männer und Frauen aller Sprackpm, die in der Weltstadt zu- sainmengeströmt waren. Da fielen Worte auf sie nieder, gewal tig zündende Worte Jeder von ihnen hörte seine Muttersprache, und doch redete nur ein Mund zu ihnen, der Mund eines ein fach» Fischers vom galiläischen Meer, zehn und mehr Spra chen formte gleichzeitig seine Zunge. Wieder fiel Staunen die Menschen an. Man glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dür fen und hielt alles für einen Spuk. Man blickte umher, sah etwas entfernt einen anderen sprechen, eilte hinzu und erlebte dasselbe Wunder. „Sind nicht alle, die da reden, Galiläer", verwunderte man sich, „und doch hört sic jeder von uns in seiner Muttersprache reden? Wir Perther und Meder und Elamiter, wir Bewohner van Mesopotamien, von Judäa und Koppadozien, von Pontus und Asm, Phrygien und Pamphylicn, Aegypten und den Land strichen Libyens gegen Cyrene hin, wir Festpilger aus Rom. wir Juden und Proselyten, Kreter und Araber — wir hören sie in unseren Sprachen Gottes Großtaten verkünden!" Einige, die zu den Pharisäern in die Schule gingen, begannen zu spotten. ..Sie sind voll süßen Weines", meinten sie hämisch. Sie wit terten die Gefahr. Den Einen, Größten von ihnen, hatte man zwar gekreuzigt, konnte man aber auch diese vielen an den Gal gen bringen? isietrus hörte ihren Spott, und Zorn wollte in ihm auf walle». Doch als er ihnen erwiderte, klang seine Stimme be herrscht und ruh'g. Die Elfe traten vor und bildeten einen Halbkreis um ihn. Er aber, der Mcerfahrer, Hub zu seiner ersten zündenden Predigt an. Ruhig aber bestimmt wies er den Soatt zurück. Begann vom Geiste Gottes zu sprechen, der nun über die Welt »ergossen ward, über ihr« Söhne und Töchter. Aus dem Fischer ward ein Dramatiker, er schilderte die Schrek- ken vor dem Tage des Herrn. Ließ Zciclsen iverden am Firma ment, die Erde sich in Feuer und Rauch, in-Blut und Qualm verwandeln Die Sonne ward finster, und der Mond blutete. — Der Herzschlag der vielen ward ein einzig pocl-ender Ruf: Herr, rette uns? „Jedweder, der den Namen des Herrn anruft, wird ge rettet werden!" hörten sie als eine bestimmte Zusicherung die Stimme des Sprechers. Dann sprach er von Jesus, der als Messias beglaubigt unter ihnen geweilt hatte, den sie durch Heidenhände ans Kreuz schlugen, der ober auferweckt, die Wehen des Todes gelöst hat. Er ließ David, den königlichen Seher, sprechen, und sie neigten das Haupt und lauschten ergriffen. Annas, der unversöhnliche, grimmige Hasser, stand abseits. Seine Hände waren geballt, und sein Auge brannte in böser Glut. Ihn kümmerte das Strafgericht nicht, das Gott über dcn Hohenpriester Kaiphas, noch am Tage der Kreuzigung, ver hängt hatte. Seine Blindheit sah in dem schleichenden Siech tum des Schwiegersohnes nicht die züchtigende Hand des All mächtigen. Er haßte weiter und führte Krieg gegen den Naza rener und alle, die ihm anhingen. — Er wollte vortreten, den kühnen Sprecher vor die schneidende Klinge seines Wortes zie hen. Das Volk aber stieß ihn zurück, und die Wut in ihm ward wie ein Vulkan, der irgendwie sich entladen muhte. Er winkte seinem Späher und gab ihm einen heimlichen Befehl. Ncxl) war Petrus nicht mit seinen Worten zu Ende, da ließ der Marschtritt der Tempelwache die Straße erdröhnen. Ltarabbas, der um das Blut des Gerechten Losgekaufte, führte sie. Tas Volk aber gab nicht Raum. Wie «in Keil mußte der Marschweg in die Mass« Hineingetriebe» werden, und wie der Weg eines Schiffes spurlos im Meere bleibt, so auch hier. Das wogende Menscl-enmeer schloß sich hinter ihnen und keilte die Abteilung in eine beängstigende Eitzze hinein. Es ivar unmög lich. ein Schwert zu ziehen oder eine Lanze zu fällen. — Die Soldaten dachten auch gar nicht mehr daran. Je näher sie an den Redner herankamen, desto mehr gerieten sie in seinen Bann. Ihre harten Herzen sprangen auf, und sie legten die Waffen beschämt zur Seite. St« wollten hier nur Zuhörer sein, wie die vielen, di« in frommer Gläubigkeit brannten. Barabbas, der Harte, Entmenscht«, begann mit der Bestie in sich zu ringen, und wag ihm nie in seinem langen, bcivegtcn Leben geglückt, jetzt gelang es. Der Mensch Barabbas neigte Haupt und Herz der neuen Lehre entgegen. Annas schäumte, er eilt« in die Stadt. Seine Boten flogen nach allen Richtungen. Der Hol)« Rat ward einberufen. Sanlus, der junge Eiferer, stand vor Kornelius, dem römischen Sladthauptmann. Mit beredten Worten fordert« er eine Ko horte Soldaten. Kornelius schüttelt« hart da» Haupt. ,Ks ge- Feuers Va« Pfingftettelgnrs in der Schau -es Dichters niigt, daß meine Leute Ihn geißeln und kreuzigen mußten, sie sollen an Seinen Jüngern nicht mehr schuldig werden!" „Du weißt nicht, welche Gefahr für Rom dadurch entsteht. Tausende treten zu ihnen über!" „Können wohl die Jünger dessen, Der die Römcrsteuer guthieß und gebot, dem Kaiser zu zinsen, Böses gegen uns planen? Im übrigen sind wir stark genug, das Häuflein Men- sck)en wie eine Fliege in unserer Hand zu zerdrücken, wenn sie wirklich so töricht wären, gegen Rom zu arbeiten!" Kornelius erhob sich, die Unterredung war für ihn beendet. Mit einer Verbeugung schied Saulus. Als er über die Treppen der Burg Antonia hinuntereilte, waren seine Wünsche für den stolzen Fremdling durchaus nicht von einer frommen und wohlwollen den Art. Hätten sie sich erfüllt, so hätte die Pest Kornelius wahrscheinlich am anderen Tage gefressen oder der Aussatz hätte ihn langsam und qualvoll verzehrt. Der Rat war versammelt, als Saulus die Türe des Saales ausriß. Man plante hin und her, tobte und eiferte. Vergebens mahnte der alte Gamaliel zur Ruhe und Besonnenheit: „Ist ihr Werk von Gott, werdet ihr und keine Macht der Erde es zerstören, ist es aber von ihnen selbst, von Menschenhand, wird cs von selbst zerfallen! Wartet ab, überlaßt der Zeit die Lö sung!" Die Besonnenen stimmten ihm bei. Annas aber blieb verstockt Mit blitzenden Klingen trugen er und Gamaliel ein Wortgefecht aus. Die Sitzung wurde stürmisch und artete zu letzt in einen wüsten Streit aus. Man war nicht mehr einig, wie damals, als es gegen den Meister ging. Man rieb sein« Kraft im Kampfe gegeneinander auf und mußte schließlich in ohnmächtiger Wut Zusehen, wie die Kirche an diesem einen Tag plötzlich wuchs. Wie Männer und Frauen aller Stände sich tau fen ließen und sich zur neuen Lehre bekannten. Der Menschenfischer ries seine letzten, mahnenden Worte: „Lasset euch retten aus diesem verderbten Geschlecht!" Der Geist, der herabgekommene Geist wirkte in allen Herzen, die sich ihm öffneten. Johannes trug am selben Abend, dank baren Herzens gegen Gott den Gnadenspender, dreitausend neue Namen in die Register der jungen Kirche ein. — Die Saat des Gottessohnes ging auf, und die Ernte hatte begonnen. — — Brand auf dein Ball / In der Essener Verlagsanstalt erscheint in Kürze ein Werk, das die Lebensschicksale der Gemahlin Napoleons Marie- Louise nach unveröffentlichten und vergessenen Dokumenten mit 16 Kunstdrucktafeln und zwei Faksimiles darstellt. Das Buch stammt von Baronin von Bourgoing und heißt „Das Herz der Kaiserin". Mr bringen im Folgenden ein« Probe dieser geschichtlich interessanten Schrift: Das letzte in der langen Reihe prunkvoller Feste, die aus Anlaß der Ehe Napoleons mit Marie-Louise in der vornehmen Pariser Welt gefeiert wurden, sollte der große Ball in der österreichischen Gesandtschaft sein. Zu strahlenden gesellschaft lichen Ehren kam bei dieser Gelegenheit wieder einmal der Palast der de Montessons, in dem die Botschaft untergebracht war. Als das Fest, zu dem zwölfhundert Personen geladen waren, gegen Mitternacht in vollstem Gange war, geriet eine Draperie in Flammen. Napoleon, den der Vizekönig Eugen von der Gefahr in Kenntnis gesetzt hatte, eilte zu der Estrade, auf der Marie-Louise sich befand, bot ihr den Arm, als wolle er einen Rundgang durch den Saal machen, und begab sich zum Ausgang. Die Kaltblütigkeit und das Benehmen der Kaiserin inmitten dieser Panik wurden von aller Welt bewundert: sogar die Herzogin von Abrantes muß sie bestätigen, die — ganz der Kaiserin Iosöphine ergeben — bei jeder anderen Gelegenheit ihr Gift Uber Marie-Louise ausgießt. Napoleon geleitete seine Frau bis zur placo clo la Soncorcks, von wo sie ihren Weg nach Saint-Cloud allein fortsehte. Der Kaiser kehrte zur öster reichischen Botschaft zurück, um die leider vergeblichen Ret- tungsmaßnahmen zu letten. Am Tage nach diesem tragischen Ereignis schickt Marie- Louise ihrem Vater einen langen Bericht, um ihn zu beruhigen. Aber ehe sie Einzelheiten von der Katastrophe und deren Opfern erzählt, teilt sie ihm eine Neuigkeit mit, die ihn über das Opfer, das er durch die Trennung von seiner Tochter ge bracht hatte, trösten mußte. „Ich besinde mich recht wohl, obwohl ich mich gar nicht schone, und ich bin doppelt glücklich itzt, da mich der Arzt ver- sichert, daß ich seit vorigen Monat in Hoffnung bin. Gott gebe, daß es wahr ist, denn der Kaiser hat eine unendliche Freuds darüber. Sie können sich vorstellen, daß ich gleich das Reiten und Tanzen aufgegeben hab» . . . Wir hatten gestern ein sehr schönes Fest bey Fürst Schwar zenberg daß mit einem Trauerspiel endete. Es gab eine Be- leuchtung im Garten, ein Feuerwerk und den schönsten Ballet mit österreichischen brachten denn ich je gesehen habe. Nach diesem wurde der Vast erösfnet, in einem hölzernen Saale denn man eigens deswegen gebauet hat. Kaum waren wir eine Stunde dorten, als ohne Ursachen die Draperie Flammen in wendig sieng. Man bemerkte es nicht. Kaum hatte aber der Kaiser Zeit mich hinauszuführen als das Gebäude Flammen sing und zusammenstürzte. Sie können stch die Consusion, das Ee« Line Aatastrsphe bei Napoleons zweiter Hochzeit schrey vorstellen. Sie wissen, daß ich gar nicht erschreckte. Fürst Schwarzenberg und der Kaiser führten mich unter dem schrecklichsten Ungewitter durch den Garten nach Hause und ich bin ersterem sehr erkenntlich, denn er verließ Frau und Kind im brennenden Saale um mir beizusteheu. Das Getümmel und Gedräng war schrecklich. Wenn Eroßherzog von Würtzburg di« Königin von Neapel nicht hinausgetragen hätte, so wäre sie lebendig verbrannt. Meine Schwägerin Katharina, welche ihren Mann im Feuer glaubte fiel ohne Kennzeichen um und die Vizekönigin war so erschrocken, daß der Vizekönig sie hinaus tragen mußte. Ich hatte alle meine Dames und Kavaliere ver loren. General Lauriston, welcher seine Frau anbethet schrie er schrecklich und versperrte uns den Weg. Ich war viel unruhiger als ich nachdem der Kaiser wieder zum Feuer zurückkehren sah. Wir wachten mit Caroline bis 1 Uhr, wo ich ihm gesund, aber durch den Regen durchnäßt an« komen sah. Die Herzogin von Novigo, meine Dame «tu Palais, ist sehr verbrannt, die Gräfinnen Vuchholtz und Löwenstein. Damen der Königin von Westphalen, ebenfalls. Der Herzog von Istrien verbrannte sich bis aufs Vein, um die Frau de» Generals Thouzard zu retten, welche in Lebensgefahr ist. Lauriston, um seine Gemahlin, welche l)amo clu Palais ist, zu retten, verbrannte sich die Haare und die Stirne. Fürst Kouraktn fiel vor Schrecken um, verbrannte sich schrecklich, und in dem Getümmel lies alles über ihn, trat ihn halb tot. Gras Metter nich aber verbrannte sich nicht viel, und di« Fürstin Schwarzen berg, welch« nicht heraus wollte bis nicht alles gerettet wäre, verbrannte sich sowohl als ihr Sohn recht stark. Die Fürstin Pauline Schwarzenberg ist bis jetzt nicht gesunden worden, mein« Kammerherren haben die meisten Füße, Kleider und Haare verbrannt. Der arme Fürst Schwarzenberg war voll Verzweiflung obwohl niemand dieses Unglück verhindern konnte. Eben kommen Ich vom Kaiser wo ich einen schrecklichen Vorfall gehört habe. Fürstin Pauline Schwarzenberg mar Im Garten mit ihrer zweiten Tochter gelofen, mehrere Männer warfen sie über den Haufen, wo das Kind sehr verwundet war. Einer unter ihnen hob sie auf und trug es weg. Die Fürstin, voll Verzweiflung glaubte die kleine Eleonore verbrannt und eilte in den voll Flammen stehenden Saal zurück. Man glaubt, daß der Boden mit der Unglücklichen cingebrochen ist. denn als man sie heute nicht zuriickkommen sah, suchte man sie und fand unter einem Schlassessel einen Körper dessen Hirn und ein Fuß und Schenkel ganz verbrannt war. Es lagen viele Diamanten um sie herum und die Unglückliche trug ein bril lantenes Herz mit den Nahmen Eleonore und Pauline. Durch diesen Schmuck sah man das Schicksal dieser so liebenswürdigen und guten Frau. Sie verläßt 6 Kinder, wovon das älteste 12 Jahre ist, und sie war in der Hoffnung. Die Familie ist untröstlich und ich bin ganz so erschüttert, daß ich mich nicht beruhigen kann. Kourakin ist recht übel heute, Madame Duros- nel, Frau eines Generals, ist gefährlich verbrannt..." Lin Berliner sammelte 300V Strümpfe welche Strümpfe trug -er Philssoph Aant — Aulturgeschichte in Baumwolle In einer stillen Seitenstraße in Berlin-Steglitz sindet man eines der seltensten Privatmuseen der Welt. Der Kaufmann und Strumpswarenvertreter Erich Holz hat dort in seiner Woh nung nicht weniger als dreitausend verschiedene Strümpfe aus allen Kutturepochen im Laufe eines Menschenalters gesammelt. Di« ältesten Strümpfe d«r Welt. „Kleider machen Leute". Dieses altbekannte Sprichwort wird von Holz dahingehend ergänzt, daß schon Strümpfe Leute machen können. Man muß dem erfahrenen Strumpsspezialisten beipslichten, wenn man die Prachtexemplar« aus vielen Jahr hunderten erblickt, die stch, wohlgeordnet in Schachteln und Kar tons, in der einzigartigen Sammlung befinden. Sie werden er gänzt durch Notizen und Photos von den ältesten Strümpfen der Welt, wie man sie bei Ausgrabungen aufgesunden hat. Im Original liegen diese Schätze natürlich in den großen staatlichen Museen, doch hat es sich Holz nicht nehmen lassen, wenigstens Aufnahmen davon seiner großen Privatsammlung einzuver leiben. Da findet man Strümpfe aus der Zeit um das Jahr 1666 vor Christus, die allerdings mit den heutigen Beinbckleidungen nur wenig Aehnlichkeit haben. Man könnte diese dreitausend Jahre alten Strümpfe viel eher für Hosen halten, deren beide Hälften man zusammenzunähen vergaß. Erst viel später ver fertigte man Hosen in einem Stück, zu denen dann als Ergän zung der Strumpf im heutigen Sinne trat. Die ersten Strümps« bestanden noch aus einem einfachen Tiersell, das man um die Füße wickelte, bis man Wolle, Baumwolle oder Leder zu Bein bekleidungen zu verarbeiten verstand. Di« Mod« als Museumsgrllnderin. „Wie so viele Berliner", erzählt Erich Holz, „stamme auch ich aus Ostpreußen, von wo ich nach Abschluß meiner Lehrzeit mit wenigen Talern in der Tasche nach Chemnitz ausgewandert bin. Nach fünf Jahren bereit» wurde die Reichshauptstadt mein« »weit« KeiWLt. Damal» wurde» bunt« Strümps, viel getragen, deren äuffällig« Musterung und Materialverarbettung meine Aufmerksamkeit als Fachmann fesselten. Ich legte einige davon beiseite und kam schließlich im Weltkrieg auf den Gedanken, meine kleine Sammlung zu einem richtigen Museum auszu gestalten. So ist letzten Ende» der Mode sein Zustandekommen zu verdanken. Planmäßig zog ich seitdem in meinem nunmehr seit über fünfzig Jahren ausgeübten Beruf als'Strumpfwarenver treter durch alle deutschen Gaue, stets auf der Suche nach sel tenen alten Strümpfen, So manches schöne Exemplar sand ich in entlegenen Bauerndörfern oder alten Familientruken, die seit Generationen auf dem Dachboden standen. Auch Strumpf fabrikanten gaben mir wertvolle Hinweis» für meine Sammel tätigkeit. Aus dem Weltkrieg heimkehrendc Soldaten, Globe trotter und Forschungsreisende trugen gleichfalls zur Vervoll ständigung des Museums bei." „In den Fällen", fährt Holz fort, „in denen Originale nicht mehr zu beschaffen waren, behalf ich mir mit Nachahmungen. So ließ ich in Königsberg einen Photographen das Standbild des Philosophen Kant erklimmen und die Füße des naturgetreu abkonterfeiten Denkmals photographieren. Nun wußte ich, daß Kant seinerzeit weiße Strümpfe mit roten Zwickeln an der Sette trug. Eine Strickerin fertigte eine wirklichkeitsgetreue „Rekon struktion" der Beinbekleidung des Philosophen an, die ich dann meiner Sammlung einverleibte. Man hat hiervon doch wohl einen deutlicheren Eindruck, als von einer einfachen Photo graphie." Das Sternenbanner als Strumpsmuster. Auch hat es Strümpfe gegeben, deren Muster die Vater landsliebe ihres Trägers zum Ausdruck bringen sollte. So zeigt ein aus den Vereinigten Staaten stammender Strumpf sogar —« das Sternenbanner. Wohl da» kostbarste Stück der ganzen Sammlung aber verkörpert «in byzantinischer Btschofsstrumpf au» dem 11. Jahrhundert, dessen rätselhafte Initialen den Ee- schicht,forfchern lange Leit viel Kopfzer-rech«» veaursgchte».