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Sonnabend/Sonntag, 18./16. Mal 1937 Sächsische Volkszeitung Nummer 11L, Seite 10 erweckt hatte, ist weithin verloren gegangen. Wir müssen aus Gnade des Heiligen Geistes wieder lernen, das; Chri stus Ziel. Mitte, Entscheidung und Gericht der beschichte ist. Darin allein wird man den Böltern geschich »ich ganz ge recht. Denn es gibt einen Herrn der Geschichte, Christus, der in der Glorie Gottes herrscht. Geschichte ist kein biolo gischer Entwicklungsprozeß; die Geschichte des deutschen Boltes hat ihre große Stunde in der Begegnung mit Chri- nus geyavt uns an Christus wtro sie sich entscheiden müßen für ihre neue Weltstunde. Der Beginn christlicher Ge schichte an Pfingsten wirkt fort in alle Zeiten bis zum Ende der Welt. Deutsche Geschichte kann immer nur wirklich gesegnete Geschichte sein, wenn sie in lebendiger Beziehung zu der Geschichte Gottes mit den Menschen bleibt, die durch das Wehen des Pfingstgeistes für alle Menschen aller Nol ker begann. Wie die Schöpfung, so kommt auch die Ge schichte als der Bereich freier menschlicher Entscheidungen nur zu ihrer eigentlichen Berwirklichung, wenn sie sich ein» ordnet in die Richtung auf Christus. Die Stunde einer Erneuerung des Daseins, zu dem Gottes Schöpfungsplan die Völker berufen hat, muß, wie jede Stunde geschichtlicher Entscheidung eines Volkes, um den Geist bitten, der weder innerweltlich noch innergeschichtlich, sondern der heilige Geist Christi ist. pkingst^under unä pkingstdilö Komm, Loköpler Oeist! Komm, hell'ger Geist, du Schöpfer du. Sprich deinen armen Seelen zu, Erfüll' mit Gnaden, süßer Gast, Di« Brust, die du geschaffen hast! Der du der Tröster bist genannt, Des allerhöchsten Gottes Pfand, Des Leben» Brunn, der Liebe Brunst, Die Salbung, wesentliche Gunst. » Du siebenfaches Gnadengut, Du Finger Gotts, der Wunder tut, Du gibst der Erde, daß sie fließt So mild, als du verheißen bist. Zünd' unser» Sinnen an dein Licht, Die Herzen füll' mit Liebespflicht; Stärk' unser schwaches Fleisch und Blut In strahlendem Festesglanze prangt die heilige Stadt am Berg«, das hochgebaute Jerusalem! Nicht enden wollen die Scharen all der Pilger und Gläubigen aus allen Teilen des Landes und aus noch weiter entlegenen Gegenden, die sich durch die Tore der heiligen Stadt drängen und die Straßen und Gassen mit dem Gewirr der verschiedensten Sprachen füllen. Denn es gilt, dem Herrn die Erstlinge der Ernte dar zubringen. das Pfingstfest nach altem Brauche zu begehen. So ist die ganze Stadt In ein Meer von Freude, von Festjubel getaucht . . . Und doch sind erst wenige Wochen verflossen, seitdem der heute von herrlichstem Sonnenstrahl umflutete Kalvarienberg den herben Opfergang und Kreuzestod des göttlichen Erlösers gesehen hat. Und zehn Tage sind es her, daß der Gottessohn, die kleine Schar der Jünger und Anhänger zuriicklassend, sich zu den Himmelshöhen aufgeschwungen hat. Seitdem sind der kleinen, stillen Gemeinde die Tage, die Stunden in der sehn suchtsvollen Erwartung und Hoffnung dahingegangen auf das, was ihnen der scheidende Heiland verheißen hat. Immer inniger, Immer flehentlicher steigen die Gebete zum Himmel empor, wo nun der Heiland sitzet zur Rechten seines Vaters. Da nun schlägt die Stunde der Erfüllung groß und hehr. Ein Brausen wie ein nahender Sturmwind durchzieht aus einmal das Haus, in dem sich die Apostel zusammengefunden haben. Wie feurige Zungen läßt sich der heilige Geist aus die Apostel nieder, über jedem Haupte zuckt aus einmal eine Flamme, aus jedem Auge strömt verzückte Verklärung, lodernde Gottesliebe. Die himmlische Flamme ist das äußere Zeichen der Herabkunft des heiligen Geistes, des Einströmens des Göttlichen in die menschliche Kreatur. Ueber die Grenzen der Sprachen hinweg schlägt das heilige Geistesfeuer, so daß alle Anwesenden auf einmal die vertrauten Laute der eigenen Muttersprache verstehen. Dadurch gab der heilige Geist, der „über sie gekommen war, unmißverstänblich kund, daß er er füllender Liebesodem des iiberweltltchen Schöpfers Himmels und der Erde und jedweder Geisteskreatur sei". Die Psingstsonne leuchtet auch heute noch. „Einmal im Jahr begehen wir das Andenken an die Ausgießung des heiligen Geistes", sagt St. Augustinus, „doch sollte es so um uns stehen und unser Wandel so rein sein, daß wir ihn jeden Tag mit heiliger Sehnsucht in unser Herz einladen können." Das Kirchenjahr ist nun von der kleinen Krippe in Beth lehem in einem grandiosen Austakt von Fest zu Fest empor gestiegen dem Himmel zu, bis es schließlich im Himmelfahrts tag des Herrn den Gipfelpunkt erklommen hat. Hat Jesus Christus durch die Auferstehung und seinen Sieg über den Tod den MensckM wieder erkauft und die Vorbedingung zur Sendung des heiligen Geistes aus Erden gegeben, so ergreift am Pfingsttage der heilige Geist von dem wiedererkauften Menschen Besitz: die Himmelfahrt des Herrn ist das Geschehen, welches diese beiden Tatsachen vermittelt. Wiederum ist die Natur in leuchtende Farben getaucht, wiederum grünt und blüht, singt und klingt cs in Gründen und auf Höhen. Und des Nachts träufelt des Himmels milder Tau zur Erde nieder, um den Gluthauch der sengenden Sonne zu mildern und den Durst der zarten Pslanzenbliite zu löschen. Wiedererwacht Ist die ganze Natur zu vollem Leben, ein Bild des Pfingststurmes, des Geisteswehens aus Himmelshöhen. Aus dem Frühling ist Sommer geworden, in der Natur wie in der Uebcrnatur. Zwischen dem natürlichen und dem kirch lichen Jahr besteht eine innige Beziehung, den Jahreszeiten des ersteren entsprechen die Festzeiten des letzteren. Wie um die Osterzeit die Sonne aus ihrem tiefsten Stande emporsteigt und neues Leben über die Erde ausgießt, so steigt der Welt erlöser aus Hölle und Grabesnacht siegreich empor. Wie nun di« Strahlen der Sommersonne alle Früchte zur Reife bringen, so steht nun die geistige Sonne auf der Höhe ihres Laufes und schüttelt die Etrahlenfülle ewigen Lichtes über die Mensch heit aus. Feierlich schallen die Pfingstglocken hin über Städte und Dörfer, über Täler und Höhen, von Volk zu Volk, sie klingen in allen Ländern christlicher Kultur. Sie singen ihr Lied vom heiligen Geist, von jenem Geist, der stärker und mächtiger ist als aller Menschengcist . . . Die Erinnerungsfeier an den ersten Pfingsttag geht weit in die ersten Zeiten der christlichen Kirche zurück. Denn bei dem Kirchenvater Tcrtullian erscheint das Pfingstfest bereits mit festen Bräuchen umgeben. Der Tag des Festes als des fünfzigsten Tages nach der Auferstehung Christi war so gegeben und siel auf einen Festtag, der den Namen Wochensest führt, well er genau sieben Wochen nach Ostern begangen wurde; jedoch war dieser Tag mehr ein Erntedankfest. Weil nun das Pfingstfest den Abschluß eines fünfzig Tage umfassenden Zeit raumes bildet, ist es anfangs „Quinquagesima" genannt worden. Da jedoch dieser Name zu einer Verwechslung mit dem gleichlautenden Sonntag „Quinquagesima" führen konnte, so bürgerte sich allmählich die aus dem Griechischen herrührende Bezeichnung „Pentekoste" ein, aus der das heute gebräuchliche Wort „Pfingsten" wurde Sinnige Bräuche haben sich schon frühzeitig um dieses Fest gerankt wie die größten Maler gewetteifert haben, dieses hehre Wunder mit den Mitteln ihrer Kunst zu verherrlichen und zu preisen. Die Schilderung der Bibel hat den Stoff dar gereicht, das Pfingstwunder, so geheimnisvoll und ttefinnerlich seine Auswirkung auch war. zu versinnbildlichen. Von einer bildlichen Darstellung des Psingstwunders misten wir erst seit dem 8. Jahrhundert. Bis zum IS. Jahrhundert ist folgende Dar stellung gebräuchlich: der hl. Geist offenbart sich in der Gestalt eines vom Himmel ausgehenden Strahls, der sich auf di« im Kreise herum sitzenden Apostel ergießt. Auch wird der hl. Geist durch züngelnde Flammen über den Häuptern der Apostel dar- gestellt, wie z. B. auf der Miniatur von St. Paul. Damals sand sich auf den Pfingstbildern häufig «ine Personifikation der Welt, um damit das Weltapostolat der Jünger anzudeuten. Dieser Gedanke ist auf einem älteren griechischen Gemälde durch eine sitzende Gestalt ausgedrückt, die ein Tuch mit zwölf Rollen in der Hand hält, wobei die Zwölfzahl der Rollen die Predigt des Evangeliums durch zwölf verschiedene Sprachen bedeutet. Auf den späteren Bildern kommt zur Darstellung der Herabkunft des hl. Geistes noch das Sprachenwunder und die Predigt des Apostels Paulus an die fremden Juden hinzu. In diesem Sinne hat Taddeo Gaddi das Pfingstwunder wieder gegeben, das demnach In zwei Teile zerfällt: oben in der offenen Halle sind die Apostel um die Gottesmutter versam melt ... der hl. Geist In der Gestalt einer Taube, wie er nun auf den meisten Bildern versinnbildlicht wird, sendet seine Strahlen über die Apostel; im Hintergrund ist eine Gruppe von Menschen zu sehen, durch die Verschiedenheit der Trachten ihre Zugehörigkeit zu den verschiedensten Völkerstämmen an deutend, um durch eine in der Mitte des Gebäudes angebrachte Tür eingelassen zu werden: denn die Predigt des Apostel fürsten hat sie bewogen, sich in die Gemeinde der ersten Christen aufnehmen zu lassen. Die Kunst des Barock hat seinem Geiste entsprechend eine reiche Ausstattung der ganzen Pfingstszene gebracht. So hat PInturicchio die kniende Gottesmutter in eine üppige Land schaft hineingestellt: in einem von fünfzehn Cherubim um gebenen Engelchor schwebt die Tmibe mit ausgebreiteten Flü geln herab. Oben aber erscheint der Prophet Joel mit der Inschrift: Esfundum de spiritu meo super omnem earnem. Diese Darstellung hat sich auch die neuere Kunst zu eigen gemacht, so der Münchener Schraudolph auf seinem Bilde im Dom zu Speyer: hier sitzt die Gottesmutter erhöht in der Mitte der Apostel, über deren Häuptern Feuerflammen zün geln; goldene Strahlen ergießen sich vom Himmel herab. Das Pfingstwunder wiederholt sich immer wieder und so auch heute, da auch mir an einem Ort« versammelt sind, den Geist zu erwarten, und es hat seinen Abschluß In den ein zelnen wie In der Gesamtheit noch nicht gesunden. Denn es gilt für uns alle, einen täglich neuen Kampf um die Erneue rung und Heiligung zu führen, daß auch wir der Heiligkeit' des Pfingstgeistes gewiß werden. Wenn alle Menschen sich von Durch deiner Gottheit starken Mut! Den Feind von uns treib' fern hinweg Und bring' uns zu des Friedens Zweck, Daß wir, durch deine Huld geführt, vermeiden, was uns nicht gebührt! Mach' uns durch dich den Baler kund, Wie auch den Sohn, für uns verwund'!; Dich, aller beider Geist und Freud', Laß uns verehr'n zu jeder Zeit. Ehr' sei dem Baler, unsrem Herrn, Und seinem Sohn, dem Lebensstern, Dem heil'gen Geist in gleicher Weis' Sei jetzt und ewig Lob und Preis. Angelus Silesius 1877) nach Hrabanus Maurus 858). WNWMMMWWWMW diesem Geiste erfassen und leiten ließen, dann würde eine allgemeine Erneuerung um sich greifen, dann würden auf der ganzen Welt wieder jene Blumen erspricßen und jene Früchte heranreisen, von denen der Völkerapostel zu den Galatern spricht: die Früchte des hl. Geistes sind: Liebe, Freude, Friede ------ Pfingsten irn religiösen Krauektuni Das Pfingstfest der Zeit vor Christus, das Laubhllttenfest, war ein Dankfest für den Bund vom Sinai und gleichzeitig jeweils Dank für fruchtbare Accker und reiche Ernte. Das christlick)« Pfingstfest ist ebenso ein Dankesfest: Der neue Bund wurde an diesem Tage feierlich bestätigt —, ein Erntedankfest der Kirche war es gleichzeitig, weil an diesem Tage die ersten Scharen von Gläubigen in die Kirche ausgenommen wurden. Die fruchtbringenden Gaben des Heiligen Geistes erfüllten den Erdkreis —. Ist es da nicht verständlich, daß die ersten Christen in germanischen Gauen ihre Frühltngsdankesseste und ihre Bitten um fruchtbringenden Segen auch am Pfingstfesttage beibehielten? — Ja, daß die Kirche die alten Volksbräuche nicht nur duldete, sondern sie mit christlichem Gedankengut erfüllte? Ueberaus vielgestaltig sind die Pslngstbräuche In und außerhalb der Kirck)«. Mancherorts finden wir sinnfällige Dar stellungen der Herabkunft des Heiligen Geistes im feierlichen Festgottesdienst. In Kärnten und Tirol wirft man mancher orts nach dem Evangelium Blumenblätter auf die Monge herab, es ist dies ein Ueberbleibsel von einem mittelalterlichen Brauch. Ganze Bündel brennenden Wergs waren es, die aus der Höhe herabflatterten gleich zuckenden Feuerflämmchen, um die feurigen Zunge», die auf die urchristliche Gemeinde herabkamen, konkret nachzuahmen. Und daß gm ersten Psinst- tag ein jeder die Verkündigung ber Apostel in seiner Sprache hörte, wurde sinnig dargestellt, indem man bunte Blumenblätt chen verschiedenster Art aus die Andächtigen herniederschüttete. Alle versuchten, ein solches Blättchen aufzusangen, um es bis zum nächsten Jahre als Unterpfand der Kraft des Geistes aus der Höhe aufzubewahren. Anderorts läßt man zur großen Freude der großen und kleinen Kinder eine hölzerne Taube über der Menge Kreisen. In Siiddeutschland wird sogar Feuer werk dabei abgebrannt. In Oberbayern und Kärnten läßt man während der Predigt eine symbolische Taube, einen mit Goldflitter behangenen Kranz herab. Die Gläubigen greifen nach den Flittern, um sie im Gebetbuch bis zum folgenden Jahre zu bewahren. Auch die Musik ist dem Tage angepaßt, die Gläubigen wären nicht zufrieden, wenn nicht die Orgel In etwa das Brausen des Heiligen Geistes nachahmen würde. In früheren Zeiten halfen dann auch noch die Chorbuben nach durch Blasen und Pfeifen, Rütteln an Gefäßen und Bänken, um das Sturmeswehen des Heiligen Geistes konkret erleben zu lasten. Am Pfingstnachmittag finden aus dem Lande noch viel- . Zäoksiscke pkingstdräuoke Bon Josefa Oertel Viele Mai- und Frühlingsbräuche sind vom Pfingstfest übernommen worden. Der Maibäum erscheint wieder, wird vor die Haustüren gestellt, oder grüne Zweige schmücken die Zimmer. Nach dem Volksglauben soll die Pfingstmale vor Blitzgefahr schützen. Zu Psingstausflügen werden auf Leiter- wagen Malbäume gestellt, so daß die Fahrenden wie in Lauben sitzen, und auch die Pferde erhalten ihr Iweiglein. Man will mit der frisch aufsteigenden Kraft des jungen Baumes Segen in den Ort und in das Haus tragen. Wer am Pfingstsonntag als Letzter morgens aufsteht, heißt „Pfingstochse" oder „Pfingstlümmel" und braucht für den Spott nicht zu sorgen. Für den ganzen Tag gibt er die Zielscheibe zu Hänseleien und Neckerei ab. In Iesau, einem Ortstetl von Kamenz, gehen deshalb die Burschen und Mädchen am ersten Pfingstfeiertag gar nicht erst schlafen, um am zweiten Feiertag nicht „Pfingstlümmel" zu werden. Wie sie vom Tanz kommen, bleiben sie in ihren Kleidern und sitzen bis zum Morgen zusammen. So gibt es hier keinen „Pfingstochsen" mehr. Zum „Pfingstdier" kommen eine Woche vor dem Fest in manchen Orten die Burschen zusammen, um über die Aus gestaltung von Feiern zu beraten. Der Hauptzweck besteht freilich schon hier in einem ordentlichen Trunk. Manche Schützenfeste finden zum Pfingstfest statt. In ihrem Ursprung reichen sie bis zum Mittelalter zurück, wo sich die Bürger gegen das Raubrittertum zusammenfchlosten. Durch den Lauf der Zelten, über Kriegsdrangsale hinweg, bil deten sich diese Wehren zu Armbrust-Vogelschützen und Mus keten-, Büchsen- und Scheiben-SchützengeseNschaften aus. Diese Brüderschaften vereinten ihr« Hebungen mit Feiern, bei denen gutes, zudem vom Kurfürsten steuerfrei gewährtes Bier eine wichtige Rolle spielte. Biele heutige Schützen hängen noch treu an überliefertem Brauch, wie die in der Blumenstadt Neustadt. Zweimal Im Jahr feiern sie ihr Schießen, das große am Sonn tag vor Jakobus, das kleinere zu Pfingsten. Genau geregelt Ist -die Reihenfolge des Zuges, der Ständchen, dl« ganz« Tages einteilung. Mit Stolz tragen dl« Sapeur« Schurzleder, Aexte fach Pfingstrttte und Pfingstumgänge statt. Der Pfarrer segnet die Fluren, und mit ihm fleht die Gemeinde um gutes Gedeihen der Saaten, um genügend Regen und reichlichen Sonnenschein. Weltbekannt ist der Pfingstritt von Köhtlng. Der ganze Ort erstrahlt am Pfingstmontag im höchsten Festschmuck von Fahnen und Girlanden. Hunderte von Reitern versammeln sich, mit bunten Blumen und Bändern geschmückt, auf dem Markt- platz. Mit der alten Stadtfahne, die uns verrät, daß dieser Ritt schon im Jahre 1412 stattfand, zieht der feierliche Zug zum Pfarrhaus, um die Geistlichkeit abzuholen. Der Post- Halter trägt jeweils das Kreuz vorauf. Ihn begleiten zwei Trompeter, die geistliche Pfingstlleder blasen. Es folgt die Geistlichkeit im vollen Ornat und die stattliche Reiierschar. Eineinhalb Stunden lang dauert der Ritt durch das liebliche Zellertal. Viermal wird Haltgemacht, und an vier Altären das Evangelium verlesen. In dem kleinen Orte Steinbühel findet vor der Et. Veithskirche ein Hochamt statt. Unter Gebet und Gesang zieht die Wallfahrt heim, unter Böllerkrachen und Glockenklang werden die Honoratioren elngeholt. Dann ver sammelt sich alles auf der Dorfwiese. Der Pfarrer hält eine Predigt, und zwar über den Segen der Reinheit und über die Schönheit der Jugend. Dann kommt der bedeutsame Augenblick: einem unbescholtenen, tugcndsamen Burschen über, reicht der Pfarrer den vom Magistrat gespendeten goldenen Kranz, eine aus Golddraht hergcstellte Filigranarbeit, die am linken Oberarm getragen wird. Durch die Ueberreichung dieses Kranzes ist der sogenannte Pfingstbräutigam ernannt. Er wählt unter den Dorsschönen seine Psingstbraut. Am Dienstag findet unter Musik und Tanz die Pflngsthochzeit statt. Eine Legende erzählt, diesem Brauche liege eine Tatfache zugrunde: Im Jahre 1412 wurde der Pfarrer von Kötzting nachts zu einem Todkranken nach Steinbühel gerufen. Der Weg dort hin durchs Zellertal war durch Wölfe und Bären bedroht, so daß der Pfarrer sich einige beherzte Burschen mltnahm. Unter, wegs gelobten sie in höchster Gefahr, alljährlich eine Prozession unternehmen zu wollen, wenn sie glücklich Helmkehren würden. Dies geschah. Am folgenden Tage — es war der Pfingstmontag — fand die erst« Wallfahrt statt. Als dann einige Jahre später eine Viehseuche ausbrach, beschloß man, von nun an die Wall fahrt zu Pferbe zu machen. Soweit die Legende. Derartige Umritte findet man noch vielfach auf dem Lande, überall da, wo das urwüchsige, mit der Natur ver wachsene Volk fromm die Sitten der Väter hochhält. und Bärenmützen, die noch aus alter Zeit stammen. Auch die Uniformen der übrigen sind alte Stücke von einst, die blauen Uniformen mit gelben Knöpfen, die Pickelhauben mit schwär-, zem Roßschweif der Grenadiere, die grüne Uniform mit Tschako und Roßhaarschweif der Jäger. Ständchen und Schießen füllen den Tag aus. Zum Festabschluß gber flammen abends in allen kleinen Fenstern der Häuser viele Lichter, und um den Markt bewegt sich der Zug um das Im Glanz von Hunderten von Lichtern erstrahlende Rathaus, das die jahrhundertelang« Geschichte dieses Städtchens mit erlebt hat. Durch den aus dem Vogtland stammenden NIederlausiher Pastor Johann Heinrich Gläsel ist uns aus dem Jahre IM das Quartal der Gelgenmacher Markneukirchens ge schildert. Sie hielten in der Pfingstwoche mit den anderen Handwerkern ihr Quartal. Die Geigen- und Baßmacher al» die Zahlreichsten waren die ersten. Von ihrem Obmann zogen sie paarweise zum Obermeister. Auf den Schultern der vier jüngsten Meister ruhte die Lade mit der Stiftunggurhunde und den jährlichen Verbandsberichten. Ihnen folgten Ä« Innungsmeister; sie trugen die zinnenen Bierkrüge. Feierlich beschlossen di« Altmeister und die übrigen Iungmeister den Zug. Die privilegierte Innungsurkunde stammte von Kurfürst Johann Georg 1. Al» ihm «lnst die Bitte um Verleihung der Innungsrecht« vorgetragen wurde, rief er aus: „Gebt, gebt den guten Leuten, um was sie untertänlgst bitten und nach suchen, denn wenn die anfingen zu fiedeln, da müßte Kurfürst und Volk aus dem Land« lausen." Ein pfingstliches Fest ist heute noch die „Annaberger Kät", da» größte Volksfest de» Erzgebirge». Seinen Ursprung leitet e» von einem Wallfahrt»- und einem Kirchweihfest am Trinitatissonntag her. Denn 1519 wurde der Annaberger Got tesacker der heiligen Dreifaltigkeit gewidmet. Mit heiliger Erde von Campo santo des Marienhospital» zu Rom wurde er zur Ablaßstätte und zum Ziel besonderer Wallfahrten. Mit dem Regierungsantritt Heinrichs de» Frommen und der Aus-, breitung der lutherischen Lehre feierte man da» Trinitatisfest nicht mehr als Ablaßtag und es bedeutet« von nun an ein sommerliche» Totenfest . . . Als solches, mit einer Predigt im Mittelpunkt, hat es sich bis heute erhalten und mit ihm der da» Fest umrahmende Jahrmarkt, die „Annaberger Kiit".