Volltext Seite (XML)
Nummer 121—36. Iahrg. Donnerstag, 27. Mai 1937 Erfolg -er Regierung Colijn Ergebnis der holländischen Wahlen »W runden zu einem hervorragenden gesellschaftlichen Ereignis im Zeichen der deutsch-japanischen Berständignng geslallcte. Am Mittwochabend wohnten die japanischen Gäste auf Ein ladung des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine der Festaus- flihrnng des „Rosenkavalier" in der Staatsoper Unter den Lin den bei. Amsterdam, 37. Mai. Die Wahlen zur zweiten holländischen Kam mer gestalteten sich zu einem Erfolg der Regierung Colijn, dessen Partei gleich der römisch-katholischen Staats partei drei Sitze gewann. Die vorläufige Verteilung der Sitze siir die zweite holländische Kammer ist die folgende: Römisch-Katholische Staatspartei 3t Sitze l28 aus Grund der Wahlen im Jahre 1933) Sozialdemokraten 23 (22), Anti revolutionäre Partei (Colijn) 17 (14). Christlich-Historische Union 3 (IN) Liberale 4 (7). freisinnige 6 (l!), Kommunisten 3 (4), Reformierte Partei 2 (3), Christlich-demokratische Union 2 (1), NSV (Mussert-Venngung) 4 (0). Die übrigen 10 Parteien bekommen keine Sitze. -ckntstl«Nun-: Drk,den-«„ Polterst«.», 8««u«t «Ml». 11011 S«lchtstt»ftell«, Druck und Verlag: tvermaata Buchdrucker«! rr. Verlag Ich. ». <L. Makel, Polterstrach, 17, Serinas Iw II, yestlcheck: «r. US». Baak: Sta»tba»l Deeade» Ur. »«717 Im Falle vea »Sherer tSewalt, Verba«, elnlretend«, «etrleb» stSrungen hat der ««peher -der Werbuagtrelbend« leim «nsprüchr, sall, dle Zeitung «n b«(chrSnkteni Umsan^, «er» fpStet »der nlchl erfchetn«. «rsalluag-artlftDr»«»»» Dorlot seines Amtes als Bürgermeister enthoben Paris, 27. Mai. Aus Grund einer Entscheidung des Innen ministers ist der Führer der französisclien Volkspartei, Jac ques Doriot, seines Amtes als Bürgermeister von St. Denis enthoben worden. Doriot wird jedoch weiter Mitglied des Stadtrates von St. Denis bleiben. Die Massnahme, so erklärt man, sei auf Unregelmätzigkeiteii in der Verwaltung Doriots zurückzuführen. Buenos Aires, 27. Mai. In einem amtlichen Bericht des Polizeipräsidenten von Buenos Aires wird dnvon Mitteilung gemacht, das; die Polizei der argentinischen Bundeshauptstadt bei der Kontrolle des Schulwesens haarsträubenden Machenschaften kommunistischer Hetzer aus die Spur gekommen ist. Sieben Schulen, die durchweg unter jüdischer „Leitung" standen, sind bereits durch regierungsseitige Verfügung geschlossen worden. In dem Bericht wird hervorgehoben, das; die Ermittclungsarbeiten durch raffinierte Tarnungsmelhodcn, die sofort in Amvendung grbracht wurden, wenn die kommunistischen Drahtzieher Wind von der lvhördlichen Ueberwachungsabsicht bekamen, autzer- ordentlich erschwert worden seien. Als .Hauptlehrbuch" dieser Schulen diente eine von« „Verein jüdischer Volksschulen" hcrausgegebenc illustrierte v«:log«-rt Dl«»»«». Anjtlgtnptttf«: dl« lfpalttg« 71 mm b««lt« 8«tl» ' Vlstl Illi F-mtllen-nz«!-«» I vlS füll Pl-tzmll»!«»« Un«» »t» l»l»« D««b»l l»lstw. Erhöhung der Salzsteuer in China verstärkt« vewachung der Salzs«ld«r. Nanking, 27. Mai. Das Jlnanzmintstertum erhöhte durch eine Anordnung die Salzsteuer. Zur Verhinderung eines ver stärkten Schmuggels wurde aus den Salzfeldern von Kiautschau das dort stationierte „Salzbataillon" abgelöst und durch eine Brigade ersetzt. Polnisches Auto in Sowjetrußland überfallen Warschau, 27. Rtai. Der Berichterstatter der Polnischen Telearaphenagentur, in desfein Auto sich noch «in Beamter der polnischen Gesandtschaft in Moskau befand, wurde aus der Strotz« Kiew—Tschernigow das Opfer eines Ueberfalles. Der Beamt« und der Autolenker wurden verletzt. Die polnische Gesandtschaft hat sofort beim Autzenkommissariat Schritte getan. Nichteinmischung im Kreise Man hatte ziemlich allgemein geringe Erwartungen in den Berlaus der t)7. Ratstagung gesetzt. Weder die Sand schak-Frage noch die Aufnahme Aegyptens in den Völker bund können als wichtige Tagesprobleme gelten, nnd die Kulissengespräche über Abessinien, die eines pikanten Bei geschmacks gewis; nicht entbehren, dürsten sich kaum zu poli tischen Entscheidungen verdichten. Was blieb war der An trag der Valencia-Regierung gegen die sogenannte Inter vention der faschistischen Staaten beim Völkerbnndsrat. Diese rote Initiative hat anicivglich f« London und selbst tn Paris ausgejprochcnes Mitzbeyagen ausgelöst, sah man doch in dieser marxistischen Extratour eine Gefährdung der Autorität des Londoner Richteinmischungsausschnsses und fürchtete die verstärkte öffentliche Dislujsion einer Frage, in der seit der Annahme der Richleinmijchungskonlrolle eine leichte Beruhigung eingelretcn war. Del Vayo hat sich, offensichtlich unterstützt von der Moskauer Politik, durch diese westlichen Bedenklichkeiten nicht abhalten lassen, seine Genfer Aktion zu starten, und er kann als ersten Erfolg buchen, dass sich die Ratsmächte höchst ernsthaft mit den Unterlagen feiner Beschwerden beschäftigen. Del Vayos sogenanntes Weißbuch enthält, soweit bekannt, keine be deutenden neuen Tatsachen, es wärmt vielmehr alte Fest stellungen wieder ans und versucht es so darzustellen, als ob einzig und allein die Regierung Franco von äugen her Unterstützung empsangen Hütte. In einer Reihe authentischer Berichte hat inzwischen die italienische Presse aussiihrlich dargelegt, wie es um diese Nichteinmischung auf roter Seite steht, und ihrerseits die Forderung erhoben, daß sich der Nichteinmijchungsansjchug init diesen Verflögen be schäftige. Für das eine wie für das andere sind an sich heute die Voraussetzungen gegeben, gibt es doch einen um fangreichen und kostspieligen Ueberwachungsapparat. der gerade aus Verstöße gegen die Nichteinmischung zu achten hat. Wir können ceilich unsere Zweifel nicht verhehlen, ob diese Ueberwachung heute bereits richtig und lückenlos funktioniert. Es liegen zahlreiche Beispiele vor, das; Frei willigen- und Materialtransporte siir die Noten in kleinen, aber zahlreichen Gruppen die Grenzen passieren konnten, und es hat auch einen ausländischen lleberwachungs'veamten gegeben, der „verflogene" Bolschewistenflugzeuge trotz ein deutigen Tatbestandes wieder sreigegeben hat. Niemand hatte damit gerechnet, das; das Üeberwachnngssystem so gleich lückenlos funktionieren würde, aber man wurde siir einen Pessimisten gehalten, wenn man einen wahrschein lichen Mißerfolg dieses neuen Ueberwachungsjystems vor aussagte. Die deutsche und italienische Negierung, die, wie er innerlich, bereits im August vorigen Jahres ein Frei willigenverbot in Vorschlag gebracht hatte, regten in dem Notenwechsel zur Nichtcinmijchungslontrolle eine Zurück ziehung der Freiwilligen sowie aller Agenten nnd Propa gandisten ausländischer Herkunst an und forderten ein Auf hören ausländischer Subventionen für den Bürgerkrieg und eine Sicherstellung des spanischen Goldes. Man begnügte sich zunächst im Nichteinmischnngsausschns; mit dem Verbog neuer Freiwilligentransporte, und die unbegreislick)« Ton art der englischen Presse gegenüber Italien nach den Er eignissen von Guadalajara veranlasste den italienischen Delegierten Grandi im Nichteinmischungsausschusi zu der bekannten Erklärung, das; nach seiner Meinung die italie nischen Freiwilligen wohl kaum vor Beendigung des Krie ges zurückgezogen würden. Die englische Regierung hat dann aber in der Freiwilligensrage ihrerseits die Initiative ergriffen und bei den hauptbeteiligten Mächten angeregt, die Rückziehung der Freiwilligen aus Spanien in Verbin dung mit einem Waffenstillstand zu erreichen. Die franzö sische und belgische Regierung haben zustimmend geant wortet, von portugiesischer und von deutsch«! Seite wird auf zahlreiche Schwierigkeiten und Unvollstän- digkeiten dieser Initiative hingewiesen, aus Moskau und Rom steht die Antwort noch aus. Bemerkenswert ist jedoch vor allem, daß die beiden kämpfenden Parteien den Gedanken eines Waffenstillstandes zuriickweisen, und daß damit die englisch« Initiative eigentlich schon in ihren Anfängen stecken bleibt. Denn so wenig man bei den Matz nahmen um die Nichteinmischung das Einverständnis der beiden spanischen Lager nötig hatte, so unentbehriich ist dieses zur Durchführung von Entschlietzungen, die das Bild des spanischen Machtkampfes von Grund auf ändern würden. Die kämpfenden Parteien sind, minde stens an der Baskenfront, in Harle Kämpfe verwickelt, deren Unterbrechung die Voraussetzung jeder Umgrup pierung oder Herausziehung der nichtspanischen Kom battanten bilden würde. Ein Waffenstillstand aber würde vor Bilbao gegenwärtig ohne Zweifel den Roten zugute kommen, deren Linien sich vor den stündig vordringen den nationalen Truppen kaum noch zu halten vermögen. Mcdonald bei König Georg Rücktritt als Präsident des Geheimen Staatsrates. London, 27. Mai. Der Präsident des Geheimen Staatsrates, Ramsey Mae Donald, wurde am Donnrrstagvormittag vom König emp fangen. MacDonald reichte bei dieser Gelegenheit seinen Ab schied als Präsident des Geheimen Staatsrates ein. Man ver mutet. datz Lord Halifax sein Nachfolger auf diesem Vasten werden wird. MacDonald wird nicht in das Oberhaus übersiedeln, sondern höchstwahrscheinlich seinen Sitz Im Unter haus beibehalten. Professor Liebel von Krehl gestorben Heidelberg. 27. Mai. Im 73. Lebensjahr verstarb nach längerer Krankheit Geheimrat Prof. Ludolf von Krehl, der frühere langjährige Direktor der medizinisch» Klinik der Uni versität Heidelberg, Träger des Adlerschildes des Deutschen Reiches, der ihm im Jahre 1V3Ü vom Führer verliehen wurde, und Ritter der Friedensklasse des Pour le mörite. Ludolf von Krehl wirkte in Leipzig, Marburg, Greifs wald, Göppingen und Stratzburg und kam 1906 nach Heidel berg. Er leitete auf längere Zeit das Pathologische Teilinstitut des von der Kaifer-Wllhelm-Gesellschast tn Heidelberg errich teten Institut für medizinische Forschung. Pros, von Krchl war Ehrendoktor verschiedener Universitäten und Ehrenmitglied zahlreicher Gelehrtengesellschaften. Ferner war er Ehrenbürger der Stadt Wiesbaden und der Stadt Heidelberg. Gartenfest zu Ehren der japanWen Kreuzerbefotmng Empfang im Kroll-Garten durch die deutsch-japanisch« Gesellschaft. Berit», 27. Mai. Im Rahmen der Festveranstaltungen der zur Zeit in Berlin weilenden Besatzungsabordnung de» ja panischen Kreuzers „Askigara" mit dem Kommandanten und Konteradmiral Kobayashi an der Spitze, veranstaltete die deutsch-japanische Gesellschaft gemeinsam mit dem japanischen Verein Deutschland am Mlttwochnachmittaa lm Kroll-Garten einen grotzen Empfang, der sich unter Teilnahme zahlreicher fiihrender Persönlichkeiten des Staates, der Wehrmacht, insbe sondere der Kriegsmarine, sowie der Partei und ihrer Gile-e- Mffolln! für WaffenbefchMunasbedlngungen Eine Anregung und «ine amerikanisch« Segenäutzerung. Newyork, 27. Mai. Der stellvertretende Antzenminister Welles äußerte sich zu einer im „Newyork World Telegram" veröffentlichten Unter redung mit dem italienischen Regierungschef Mussolini. „Jedes Anzeichen", führte Welles u. a. aus, „datz das Haupt einer anderen Regierung sympathisch dem Gedanken gegenllber- stcht, das gegenwärtige Wettrüsten zu verhindern oder anzu halten, wird ngtiirl. von led. Regierung, die — wie die der Ver einigten Staaten — am Weltfrieden Interessiert ist, sehr günstig ausgenommen werden." Bei der in Frage stehenden Unterredung hatte Minister präsident Mussolini u. a. erklärt, wenn Präsident Roosevelt einleitende Schritte zur Einberufung einer Wafsenbeschrän- kungskonferenz unternehme, werde Italien seine Bemühungen weitestgehend unterstützen. Mussolini hatte dabei betont, datz er nicht von Entwafsung, sondern von Waffenbeschränkung spreche. Selbst eine klotze Waffenverrlngerung sei im augenblick lichen Zustand nicht mehr denkbar. Eine Waffenbeschränkmng sei aber in Zukunft möglich und auch praktisch durchführbar, wobei er unter „Zukunft" die allernächste Zett verstanden wissen wolle. SrschelM st mal «rchmttlch. — Pt-nalllchn v«jug»P,«1, durch Ir!!g«i «Inlchl «> Psg »1». «0 Psg- Trüg«rlo»u 1.70; durch dt« Post 1.70 «tuIchllrtzUch Poststbeiweyungogibllhr, zujllgllch LS PIg Psst-»est«Ng«ld. IV PIg., Sonnabend. u. Festtags-Nr. W PIg. Abbestellungen IpSteHens «In« W-ch« vor v«iugs^U Ich,Istllch b-lm »erlag «Ingegangen sein. Ungr« W - - l,,,«r düsten t«ln« Abbestellungen o ESSENS Stimmenzuwachs -er Regierungsparteien Ruhiger Verlauf des Wahltages - Dle Mffert-Vewegung erhält 4 Sitze Dieses Wahlergebnis zeigt, das; die bisherigen Re gierungsparteien gestärkt aus der Wahl hervorgc- gaugen sind. Der Wahltag ist allgemein ruhig vcrlanfen. So weit bisher bekannt geworden ist, kam es nur vor einem Wahl lokal in Amsterdam zu einem Zusammenstos; zwischen der Poli zei und Marxisten, die einen Plakatträgcr der NSB bedrohten. Als ein Polizeibeamter den angegriffenen Plakalträger schützen wollte, wurde er selbst tätlich angegriffen, worauf er von seiner Waffe Gebrauch machen mutzte. Hierbei wurde eine Frau durch einen Strcisschutz verletzt. Ein kurz darauf erschienenes Polizei kommando stellte die Ordnung wieder her. I Schulen in Buenos Aires geschloffen Unglaubliche Zustände bel einer Schulkoulrolle aufgedeckt Kinderzeilschrift, di« eindeutig kommunistische Zersetzungs propaganda betrieb. Bei der Durchsuchung der Räume der bisher geschlossenen Schulen wurden große Stapel kommu- nistiscl-er Hetzplakate, Wandbilder und Zeichnungen mit wider- liciwn pornographischen Darstellungen und zahlreiche kommu nistische Bück>er in jiddisä»er Sprach gefunden. Neben diesem „Lehrmaterial" für Kinder beiderlei Geschlechts im Alter von 5 bis 13 Jahren (!) wurde auch zahlreiches Material beschlag nahmt, aus dem cinwaudsrei hcrvorgeht, datz unter Beihilfe der Sowjetrepubliken rein kommunistische Zellen zu gründen seien. Die gesamte „Lehrerschaft" dieser Schulen, alles Juden, wurde verhaftet. Auch in der Provinz Buenos Aires wurde das Schulwesen kontrolliert, wobei der Polizei ebenfalls zahlreiches kommunistisches Agitationsmatcrial in die Hände fiel.