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Augenzeugenberichte aus dem spanischen Bürgerkrieg: Oie Gchreckenstage von Barcelona Geistliche und Ordensschwestern fielen dem roten Terror zum Opfer Die Berichte aus Spanien zurückgekchrter Flüchtlinge oder Zeitungooertreter lassen die Schreckensbilder ahnen, die sich in den letzten Tagen besonders in Nordostspanien, der Provinz Katalonien, abgespielt haben. Der Erzbischof von Barcelona konnte mit knapper Not durch den italienischen Konsul vor dem Blutbad gerettet werden, das die roten Horden unter Priestern und Ordensleuten anrichtcten. Die Nonnen des Salesianerklosters Monte Ti bi da do sielen nach unbeschreiblichen Greuel« taten der Wut des Pöbels zum Opfer. Bei der Zerstörung des Karmeliterklosters in Barcelona rissen die roten Terroristen die Särge aus den Gräbern und stellten die Gebeine der Toten von dem Portal der Klosterkirche aus — ein viel beobachtetes Bild unter den Schandtaten, die in den letzten Tagen in den von den roten Truppen besetzten Teilen Spaniens begangen wurden. Die Köpfe* von drei Jesuiten, die kurz vorher ermordet worden waren, wurden unter dem Gejohle der Massen aus silbernen Schüsseln durch die Strotzen getragen. In den Städten und Ortschaften stehen die Kirchen sämtlich in Flammen. Bacchanal der Terroristen Englische und französische Teilnehmer an der angekündigtcn Bolksolympiade in Barcelona mutzten Szenen beiwohnen, bei denen Frauen den Verstand verloren. Einer von ihnen, ein Engländer, erzählt: „Ich war Zeuge einer der Stratzenschlachten in Malaga. Die Kommunisten stürmten die Kirchen und warfen alle Einrichtungsgegenstände aus die Stratzen. wo sie ange- ziindet wurden. Kelche und Leuchter warsen sic der Masse zu, die sich um st, balgte. Bilder und Statuen wurden unter Schreien und Johlen durch die Stratzen getragen; um diese Glaubcnssymbole zu beschimpfen, hatte man den Statuen Koch töpfe ausgesetzt. Kinder tanzten mitten in diesem Umzug, wie berauscht, mit irren Blicken schossen sic aus Personen, die als Faschisten -der Katholiken verdächtig waren." Ein soeben aus Barcelona nach Antwerpen zurückgckchrter Belgier berichtet in der „Metropole": Ucbcrall in Barcelona sicht man rote und schwarze Jahnen. An zahlreichen Orten hat die Maste Freudenseuer angcziindct und tanzt um sie herum, während Kirche» und Klöster brennen. Ich habe eine Rede im Rundfunk mitangchört, die einer der politischen Führer der Antifaschistischen Front hielt, ein Sekre tär des Anarchisten-Verbandcs. Er erklärte: In der augen blicklichen Lage mutz man alle Skrupel in bezug aus Kunst schätze und moralische Werte verbannen. Tötet euren Vater, zure Mutter, eure Kinder! Vernichtet alles, damit aus dem Blut, das wir vergietzen, die Freiheit und der Triumph der Revolution hervorgehek Aus der Kartause Montalesc bei Barcelona traf in Toulouse ein Flüchtling ein, der von einem kommunistischen ilcbcrfall und der Inbrandsetzung der Kartause berichtet. Dabei wurden drei von den Kartäusern getötet, die übrigen verwundet und gefangengenomnien. Nur fünf von ihnen gelang es, sich zu zetten. Die Regierung ist machtlos lleber die Greuel in Barcelona berichtet der Korrespondent der „Universe", Milford jun.: „Am Freitagmorgen um 7.30 Uhr wanderte ich mit meiner Frau und meinen sieben Kindern im Alter von sechs Monaten bis zu elf Jahren fünf Meilen von unserem Haus in Barce lona bis zum Hafen; ein kleiner Handkoffer enthielt alles, was wir mitzunehmcn wagten. Im Hasen fanden wir den englischen Dampfer „London", in dem alle Engländer aus das Drängen des Konsuls bis zum Eintreffen englischer Kriegsschiffe Zuflucht nehmen sollten. Hier waren wir „sicher". Als wir am Freitag die Stadt verliehen, waren sämtliche Kirchen und die meisten Klöster und katholischen Schulen zerstört. von einigen standen nur noch die nackten, verkohlten Mauern. In Barcelona hat der Bürgerkrieg zwischen dem Militär und den Noten nicht lange gedauert. General Godet ergab sich und wurde im Montzuich Castle erschossen. Und dann begann das Vernichtungswerk — ungeachtet der Radiomeldung, datz die Regierung alle Kirchen und katholischen Schulen beschlagnahmt habe. Es war unmöglich, den rasenden Mob auf» zuhalten. Als die Roten drohten, die berühmten Klöster Montserrat und Pöblet zu überfallen, bat die Negierung durch das Radio, diese Heiligtümer, „unsere Volksschähe", zu schonen. Die Noten kümmerten sich wenig darum. Die letzte Messe Am Sonntag zuvor hatte ich der letzten Messe in der Kirche Unserer Lieben Frau von Bonns Nucvas beigewohnt, wo sich vor dem Hochaltar der berühmte Muttergottes-Schrein befindet. Die Kirche liegt in einem der besten Stadtviertel, und das Heiligtum wurde seit Jahrhunderten ganz besonders verehrt, die Kirche ist für gewöhnlich dicht gefüllt, an diesem Morgen waren autzer mir und einem befreundeten Landsmann nur acht bis zehn verängstigte Frauen anwesend. Auch der Priester war nervös. Gegen Ende der Messe wurde das Todcsschweigen in der Kirche vom Lärm vorsahrendcr Autos unterbrochen. Als die Messe beendet war. verliest ich als erster die Kirche. Ich öffnete die Tür und sand mich zwei bewaffnete» Männern gegenüber, Mitgliedern der F. A.J., dem spanischen Anarchisten verband; andere warteten in den „requirierten" Privatautos, die vor der Tür standen. Der eine der Männer setzte mir sein Gewehr aus di» Brust und schrie: „Lortitol" (Raus!) Ich schlost schnell die Tür und ging zu meinem Freund zurück. Wir be schlossen, der Lage Trotz zu bieten und hinauszugchen. Wir hoben die Hände übcrm Kopf und liehen uns durchsuchen. Mit den Frauen geschah das gleiche — unter Begleitumständen, die sich nicht aussprechen lasten. Mein Freund und ich beobachteten aus einiger Entsernung, was weiter geschah. Benzin auf die Kirchen Die mit Gewehren und Revolvern bewaffneten Noten dran gen durch die Tür der Sakristei in die Kirche ein. Nach 15 Minu ten brachten sie süns Priester heraus. Inzwischen hatten einige Mitglieder der katholischen Jugendorganisation das nebenan liegende Institut der Christlichen Brüder besetzt und verbarri kadiert. Es entwickelte sich ein Fcuergcfecht zwischen ihnen und den Roten. Zwei von den drei Priestern, die sich unter den Verteidigern befanden, wurden erschossen, der dritte schwer ver- wundett. Durch dir Uebermacht der Roten wurde das Institut zur Uebergabe gezwungen. Darauf wurden Kirche und Institut mit Benzin übergossen und angezündet. In wenigen Stunden standen beide Gebäude in Hellen Flam men; sie brannten noch bis zum nächsten Tag. Am Nachmittag sah ich, wie die fünf Priester, die man in der Kirche gefangen hatte, zur Polizeistation gebracht wurden — die Hände auf dem Rücken gefesselt. Einer von ihnen war ein Kanonikus. Was weiter mit ihnen geschah, weist ich nicht, aber ich hörte kurz vor meiner Abreise, datz der Kanonikus mit vielen andern Priestern im Montzuich-Schlost, das als Gefängnis eingerichtet worden ist, erschossen wurde. In den Tagen zwischen Sonntag und Freitag bin Ich in der ganzen Stadt umhergcgangcn und stellte fest, das, alle Kircben. oyne eine einzige Ausnahme, verbrannt worden sind. Stellen weise sind die Gebäude gesprengt worden. Einrich- tungsgcgcnständc und Priestcrgcwänder wurden mitten aus der Slratze in Haufen zusamincngctrngcn, um verbrannt zu werden. Einmal bückte ich mich, um einen Kelch auszuhcbcn. Ein bewaff neter Mann, der daneben stand, ritz mich zurück und schrie mich an: „Kirchen und Klöster werden verbrannt, aber gestohlen wird nicht!" Eines Morgens hicst cs, datz ein Angriff auf die Kathedrale geplant sei. Junge Leute der Rechts parteien und des katholischen Iugendverbandcs bcwassncten sich und eilten zu ihrer Verteidigukkg herbei. Sic verschanzten sich Neber die Erlebnisse einer Ordensschwester während der S ch r c ck c n s t a g c in Barcelona be richtet die „Neue Freie Presse" (Wien). Wir entnehmen dem Gespräch mit der geretteten Schwester folgende Abschnitte: „Am 19. Juli", so erklärte die Schwester, „begann der Ausstand bei uns in Barcelona. Die ganze Stadt war in Aufruhr. Der Pöbel ans den Vorstädten beherrschte das Bild der Stadt. Zu Tausenden und aber Tausenden waren da wilde Gestalten, zerlumpte Weiber und eine grotze Zahl von Aus ländern, die alle Kassen und Plätze bevölkerten »nd in Be schimpfungen und Ruse gegen die saschistischc Partei ansbrachcn. Schon in diesen ersten Tagen waren vor allem Geistliche, Klosterschwcstern und Adelige das Opfer zahlreicher Iulnltcn. Donnerstag, der 23., aber war der Schicksalvtag Barcelonas. Irgendwie hatte sich die Nachricht verbreitet, das, die Armee des Generals Mola einen grasten Sieg über die Soldaten der Volksfront und der Negierung errungen habe. Den ganzen Vormittag waren die Volksmassen schon in unerhörter Erregung. Provokateure hatten durch Flugzcttcl, Aufrufe, Reden und allerlei Verleumdungen gehetzt. Gegen Mittag fiel auf einmal in einer der belebtesten Stratzen vor einem Kloster — ich glaube, cs lvar das der unbeschuhten Karmeliter — ein Schutz. „Aus dem Kloster ist geschossen worden!" schrien die Lenke. Schon stürzte sich die Menge aus das Gebäude und die Kirche. Guardia civile, die Stadtpolizci und reguläre Truppen — zufällig befand sich eine Kompanie Infanterie in der Nähe des Klosters — suchten die Leute anfznhaltcn und die Patres zu schützen. Doch cs war umsonst. Die Horde, zum grössten Teil halbwüchsige Jugendliche, barsutz, aber mit neuen Karabinern bewaffnet, Frauen, mit wirren Haaren und Mestern in den Händen, stürzten sich auf die Soldaten, und in wenigen Minuten war der Weg über die Leichen von Polizei und Militär ins Kloster frei. Mit beschwörend erhobenen Händen suchte Pater de Lunas, einer der angesehensten Kanzetredncr Aar« celonas, die Rasenden anszuhalten. Ein Hieb mit einer Hacke tötete ihn. Und ihm folgten 2 8 Patres der Karme liter und die Laienbrüder in den Tod. Eine halbe Stunde später bereits standen Kloster und Kirche in Hellen Flammen. An diesem Nachmittag zählte man in Barcelona allein über tausend Gemordete. In den nächsten Tagen gingen alle 177 Kirchen Barcelonas in Flammen aus. Sämtliche Klöster der Stadt sielen der Plünderung anheim oder wurden in Brand gesteckt. Geistliche und Nonnen mussten durch acht Tage rn Zivil von Haus zu Haus betteln gehen, denn di« geistliche Kleidung bedeutete den sichere,, Tod. Polizeiwache und Hilfskomitees waren gegen die Volkswut Im Saulengang der Kathedrale. Die Roten griffen sle an und es entspann sich ein Feuergesecht, das den ganzen Tag anhielt. Spät am Abend war die Munition der Verteidiger erschöpft, ihre Zahl zusammengeschmolzcn, und sie mutzten sich ergeben. Als ich am nächsten Tage an der Kathedrale vor beiging, bot sie einen traurigen Anblick. Und der Bischof?, Der bischöfliche Palast liegt gegenüber der Kathedrale. Bischof Jrurita blieb dort bis Mittwoch, bis die F. A. I. auch hier eindrangen. Sie befahlen ihm, den Palast sofort zu verlosten. Dieser wurde vollständig geplündert. Später sah ich den Bischof in Begleitung von zwei Priestern, verkleidet als Warenhaus angestellte, unbemerkt mitten in der Volksmenge. Vor meiner Abreise hörte ich, datz auch er gefangen worden ist. Am Diens tag folgte ich einem Menschenstrom, der zu einem Kloster drängte, wo für gewöhnlich eine englische Messe abgehalten wird. Das Kloster stand in Flammen, die Gräber der Nonnen waren aufgeristen, die Leichen standen an die Klostcrmauer gelehnt, vor der Brust ein Plakat mit schimpflichen Aufschriften. Um st«, herum tanzte die entmenschte Horde, darunter Frauen und, Kinder. Frisch verstorbene Leichen, die noch nicht verwest waren, wurden aus einen Hausen zusammcngctragcn und verbrannt." Ich fragte einen der Wüstlinge, warum sie das täten. Er sagte: „Die Nonnen haben kein Recht ans ein Privatgrab, da es öffentliche Kirchhöfe gibt." Einige 'Nonnen halten ihr Gebäude den Noten als Krankenhaus angcbotc», in der Hoffnung, cs, vor der Zerstörung zu retten. Man ging ans das Angebot ein, aber schon nach wenigen Tagen wurden sechs dieser Klöster auch' .»erbrannt. Am Freitagmorgcn flammte die berühmt« Uasilika vom Heiligen Herzen aus dem Gipfel des Tibidnbo-Httgels auf — das letzte Opfer! Die berühmte Krypta ^er Heiligen Familie, das Meisterwerk des katalanischen Archi tekten Gaudi, war schon vorher von ihrem Schicksal ereilt wor den. Und was tut die Negierung? Zuerst schickte sie die Jener- vchr, um die Feuer zu löschen, aber diese wurde von der I. A. I. wrückgeschickt. Alles, was sie erreichte, war. das, einige der zum Krankenhaus umgcwandclten Klöster verschont wurden!" machtlos. Ich war selbst dabei, als ein Mann nur deshalb nicdcrgeschossen wurde, weil man bei der Pcrlustrierung ein Heiligenbild in seinem Besitze sand. Zuerst wurde planlos gc- mordet, doch dann gingen die Volkssrontgardcn von Haus zu Haus. Bei wem eine Medaille oder ein Dokument gesunden wurde, der wurde einfach niedcrgeschostcn. Für den Nachweis eines Getöteten wurde eine Kopf prämie bezahlt. Die Plünderer drangen auch beispielsweise im Sacrd-Coeur oder bei den Coeurs d'Hospital in die Grttst« ein, brachen die Särge aus und stellten die Gerippe an die Strastenwand als abschreckendes Beispiel. Die Volkswirt lvar aber nicht blost gegen Klöster und geist liche Personen gerichtet, sondern wandte sich mit gleicher Härt« und Grausamkeit auch gegen den Adel, die Wohl habenden und die Angehörigen gegensätzliche« politischer Richtungen. Tausende und aber Tausend, konnten aus Barcelona fliclxn. Es wurde» weitere Razzien veranstaltet, die in den letzten Tagen „nur" mehr die Anzahl von 70 Todesopfern erforderten. Knapp bevor ich wegfnhr, hicst es jedoch, das, die ärgsten Schrecken für Barcelona crs» bevorstünden, und brennende Fabriken und zerstörte Privat häuser waren das Fanal, das uns Barcelona beim Abschied lwschcrte." Der gekränkte Kommunistenführer Paris, 8. August. Der sranzosisckw Kommunist Tlwröz ist sehr gekränkt, weil Vie sozialistische Zeitung „Populaire" gestern früh berichtet turtle, er halw in einer kommunistischen 'Bespre chung in Paris am Vortage erklärt, die Durchsührung des Bolkssronlprogramms Halle »och nicht einmal angesangen, >vc>t»ei er die Regierung Blum kritisiert habe. Thorez richtete an den Ministerpräsidenten Blum einen Brief, in dem er lleleuerte. nie mals soktie Aensterungen getan zu trollen. Die kommunistisckre Partei habe sich verpflichtet, loyal und ohne Unterbrechung die Regierung lwi der Durchführung des Bolkssronlprogramms zu unterstützen und sic habe ,zegen diese 'Berpilichtung niemals »er. stosten. In der kommunistisckwn Presse würden derart!,re Unter stellungen nicht geduldet. Er. Tlwröz, hasse, datz Blum dafür sorzzen werde, datz der sozialistückw „Populaire" eine Richtig stellung bringe. Zum Schlust redet Thoröz den 'Ministerpräsi denten mit „mein liel>er Blum" an und drückt ihm brüderlich die Hand. ' Gin schwedischer Prinz wird amerikanischer Staatsbürger Prinz Siglvaro Bernadotte, der Nesse des schwedischen Königs, wird sich um die amerikanisckw Slantsbiirgerseimtt be- iverben. Er ist zur Zeit in Stockholm und wird dann nach Hollywood zurüclckehren, ,vo er beim Film tätig ist. Bekannt lich l>at der Prinz, der nun seine schivedisckw Staatsbürger- sclzaft aufgibt, die Berlinerin Erika Pazck gelwirat.'t. Das schwere Nrnben- unstlllck in England In der Wharnelbsfe-Wood- Moor-Grnbe bei Barnsley in Englund ereignet« sich ein schweres Bergiverksunglück, bei dem 58 Bergleute ver schüttet wurden. Für die Ret tung bestehl nur noch wenig Hoffnung Unser Bild zeigt das Bcrgiverk, vor dem An gehörige der Tkrunglückten aus Nachrichten und Lebens zeichen warten. (Prcssephto, M.) -171 Kirchen in Klammen /