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Nr. 132. — 9. 6. 36. Sächsische Volkszeitung Seite 8 feit, beckn Vie wachsende Vereinheitlichung und Verstaat lichung der Verwaltungs-, Erziehungs- und Kulturauf- gaben hat den selbstfchöpferischen Eigenbereich der Gemeinde mehr und mehr eingeengt und eine Rückkehr zu den Stein» schen Anfängen lag weder im Sinne noch im Interesse der staatlichen Neuordnung. Es kann also bei der Verteidi gung des Selbstverwaltungsgedankens weniger um eine ge- bietsmätzige Erweiterung der kommunalen Sonderaus gaben als um deren volle Ausschöpfung und eigenständige Gestaltung im Sinne der besonderen Verhältnisse der Ein zelgemeinde gehen. Dieser kommunale Selbstverwaltungs körper soll nach dem Willen des Gesetzgebers in erster Linie ein politisches Organ sein, das der Durchsetzung nationalsozialistischer Grundsätze in der kleinsten Gemein- schaftszelle der Verwaltung dient. Es soll demnach weder zur Privatwirtschaft auf ihrem eigensten Gebiete in Kon kurrenz treten, noch das kulturelle Eigenleben reglemen tieren und unifizieren wollen. Aber es ist klar, daß 50 000 deutsche Gemeinwesen, in die jeder Volksgenosse so oder so eingegliedert ist, auch einen wirtschaftlichen und kulturellen Faktor von eminenter Bedeutung darstellen. Wenn wir hören, datz die deutschen Gemeinden im Rechnungsjahre 1933/34 insgesamt für fast 2 Milliarden Mark öffentliche Aufträge vergeben haben, daß sich die Zahl der in kommunalen Diensten stehenden Beamten, An gestellten und Arbeiter auf fast 800 000 Seelen beläuft, dast allein in der Wasserversorgung der deutschen Kommunen fast vier Milliarden Mark investiert sind und 60 000 Kilo meter lange Rohre jährlich 2,5 Milliarden Kubikmeter Trinkwasser liefern, so sind das Ziffern, die kür sich selber sprechen. Schwieriger ist es, die kulturelle Bedeutung und Reichweite der Gemeinden zahlenmässig zu erfassen. Die Tatsache, daß die Gemeinden heute fast 10 Millionen Schulkinder betreuen, dast die Neichshauptstadt allein 7-10 öffentliche Schulen mit 10 000 Klassen und 350 000 Schülern unterhält, so sagt das noch wenig aus über den tatsäch lichen geistigen Einflust der gemeindlichen Kulturarbeit, die sich hier mit dem Staat organisatorisch, personalpolitisch und finanzpolitisch in die Verantwortung und in die Lasten Au teilen hat. Eindrucksvoller ist die Tatsache, dast z. B. die meisten öffentlichen Kunstinstitute von den Gemeinden getragen werden, darunter 69 Theater, 64 Kulturorchester und Tausende von Museen, Sammlungen und Volksbüche reien. Bet einem Blick in die Gemeindeetats stellen wir fest, dast die kulturellen Aufgaben nicht irgendeinen Posten, sondern den Hauptposten darstellen, und es wäre eine lehrreiche Aumabe, an Hand der Unterlagen die besonde ren gelingen Interessen und die Regsamkeit und Leistungs fähigkeit des einzelnen Selbstverwaltungskörpers abzulesen. Die Bindung des Menschen an seine dörfliche oder städtische Gemeinschaft ist eine unendlich schwierige Aufgabe geworden, seitdem die Freizügigkeit an die Stelle der stän dischen und heimatlichen Bodenverwurzelung, die Mammut stadt und der industrielle Jndnstriekomplex an den Platz der umfriedeten mauerumschlossenen und geschichtsgebun denen Städtewesen und Dorfschaften der vorkapitalistischen Zeit getreten ist. Auch heute gibt es noch Tausende deutscher Dorfgemeinden, in denen Kirche, Rathaus und Versamm lungsstätte die festen und selbstverständlichen Bindemittel der Eemeindemitglieder darstellen, in denen der Strom der religiösen, landsmannschaftlichen, landschaftlichen Entwick- lung ungebrochen flieht. Ader der Zug der Zeit ging in einer anderen Richtung, er drängte zur Losbindung, zur Individualisierung, zur Wurzellosigkeit, und es gehört zu den wertvollsten Erkenntnissen des neuen Volksdenkens, dast hier Einhalt geboten werden müsse. Nicht zuletzt darum hat die Kulturführung des Dritten Reiches vor nicht langer Zeit gerade den Gemeinden die Aufgabe besonders ans Herz gelegt, sich der landschastsgebnndenen Kulturarbeit in besonderem Maste anznneymcn und dadurch den Staat zu entlasten und zu unterstützen. Wenn die Gemeinde wieder eine echte und keimfähige Lebenszelle der Volksgemeinschaft werden soll, die zwischen Familie und Volk die natürliche Mitte hält, so ist die Pflege dieses kulturellen Gemein schaftssinnes eine unentrinnbare Notwendigkeit. Schluß der Eröffnungsansprache von Dr. KIcl lFortsehung von Seite 1.) In steter Sorge bemüht haben, insbesondere der Union Inter nationale des Villes et Pouvoirs Locaux in Brüssel und dem Deutschen Gemcindctag und Ihren führenden Männern namens der deutschen Reichsrcgierung zu danken. Mögen Ihre Mühen belohnt werden nicht nur durch einen harmonischen Verlauf dieses Kongresses, sondern mehr noch durch Fortschritte in den Gemeinden der ganzen Wei» in den bedeutsamen Fragen, die diesem Kongreß sein Gepräge geben, zum Segen der ganzen Menschheit. Die Ausführungen des Ministers wurden mit großem Beifall ausgenommen, der sich wiederholte, als Vizepräsident Dr. Iescrlch solgcndcs Telegramm an den Führer und Reichs kanzler verlas: „Der 6 Internationale Gemcindekongrest, zu dem Vertreter von 35 Nationen nach Berlin und München zu sammengekommen sind, entbleiet dem Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches herzlichste Brüste. Montagu Harris, Prä sident*. Der Vorsitzende des Deutschen Gemeindetages und Ober- Oie Beilegung -es pariser Streiks SruuMINe SUUgmi» Uber «In Memmen zwischen GewertschMIen und MMebern Wiederaufnahme der Arbeit am Dienstag Paris, 8. Juni. Ueber die Beendigung de, Streiks in Frank, reich, der Im Norden allein 306 000 und in Pari, 8S0 000 Ar beiter erfaßt hat, ist in der Nacht zum Montag in einem Ab- kommen zwischen dem Arbeitgeberverband und den Gewerk, schäften unter dem persönlichen Einfluß de» Mi- nisterpräsidenten Blum ein« grundsätzliche Einigung erzielt worden. Das abgeschlossen« Abkommen sieh« vor: 1. Die Einführung von kollektiven Arbeits verträgen, 8. Gewerkschastsfreiheit der Arbeiter, 3. Erhöhung der Löhne um 7 v. H. für die höheren, bis zu 18 v. H. sllr dieniedrigsten Löhne, jedoch derart, dast die gesamte Neubelastung des Betriebes durch di« Lohnerhöhungen nicht mehr als 18 o. H. betragen darf, 4. Einführung von Arbeiterräten in allen Be trieben mit mehr als 10 Arbeitern, bürgermeister der Hauptstadt der Bewegung, Reichslciter Fleh- ler, entbot dem Kongreß im Namen der wehr als 50 ONO Ge meinden den Grust der gesamten deutschen Selbstverwaltung. Die Tagung des Internationalen KrieaeraraberftirsoraeverbandeS Eintreffen der deutschen Mitglieder in London. London, 8. Juni. Die deutschen und französischen Mitglieder des deutsch britisch-französischen Ausschusses des britischen Kriegergräber, fürsorgcvcrbnndes kamen am Sonntag In London an. General oberst v. Seeclit wurde vom Vizepräsidenten des Verbandes. Sir Fabian Ware, vom Vertreter des britischen Gencralstabs- chefs Oberst A. G. Neville und von General Gcyr von Schivcp- penburg, dem deutschen Militärattackö In London, begrüßt. Sir Fabian Ware und Oberst Neville empfingen auch den später eintressenden französischen Vertreter, General Guillomat, wobei der französische Botschafter in London, Corbin, und der französische Militärattache, General Voruz, zugegen waren. Vereitelter GisenbalmanWag tu Palästina Neues Ausslackiern der Unruhen. London, 8. Juni. Wie aus Palästina gemeldet wird, versuchten gestern Auf- tändisck)«, ein« E i s e n b a h n b r ü ck« « In der Nähe von Ieru- alem in dem Augenblick in die Luft zu sprengen, als sch ihr ein Personcnzug näherte. Durch einen Zufall wurde der Anschlag vereitelt; der Lokomotivführer war argwöhnisch geworden, hielt den Zug kurz vor der Brücke an und veran- laßte einen mitsahrenden Polizisten, die Brücke zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, daß drei große Löcher In das Mauer- werk gebohrt worden waren, in denen sich Dhnainitladungen befanden. Im ganzen Lande war am Sonntag ein verstärktes Auf flackern der Unruhen fest'.«stellen. Es kam zu B o m benan - schlügen In Haifa, Jaffa, Nazareth nnd Beisan nnd zu mehrfachen Zerstörungen der Eisenbahn strecken an der ägyptisclzen Grenze. Sieben arabische Streiks iihrer wurden gestern verhaftet und In ein Konzentrationslager nahe der ägyptischen Grenze gebracht. Der Bürgermeister von Jaffa wurde darauf aufmerksam gemacht, daß die Mandatsvcrwnltung einen neuen Stadtrat er nennen würde, wenn der derzeitige Stadtrat den Streik nicht sofort einstcllcn sollte. In Jerusalem haben arabische Kaufleute eine Ientralvcrkaufsstcllc für die wichtigsten Nahrungsmittel errichtet Aus Aegypten ist ein weiteres Insantericbataillo» cingetrosscn. Das Ergebnis der belgischen provinziMablen Brüssel, 8. Juni. Das endgültige Ergebnis der Provinzialwahlen ist noch In der Nacht bekanntgegebe» worden. Insgesamt sind 600 Pro- vinzialräte gewählt worden. Die Sitze verteilen sich aus die einzelnen Parteien in folgender Weise: Sozialisten 221 Sitze, Verluste 20; Katholiken 224 Sitze, Verluste 94; Liberale 89 Sitze. Verluste 6; Rex 78 Sitze, Gewinn 78; National-flämischer Block 50 Sitze. Gewinn 19; Kommunisten 27 Sitze. Gewinn 20; Heimattreue Front in Eupen-Malmedy-St. Vith 3 Sitze, Gewinn 1; Probclaische Partei im Arrondissement Verviers 2 Sitze, Gewinn 2; Landwirtsclzaftliche Berufsvcreinigung in Luxemburg 0 Sitze, Verluste 2; Katholisäze Sondcrliste In Limburg 2 Sitze. Gewinn 2. 5. Keine Strafmaßnahmen gegen die Strei. k « n d e n, 8. Aufforderung seitens der Arbeiterabordnungen z u, sofortigen Wiederaufnahme der Arbeit In den bestreikten Betrieben, sobald di« Arbeitgeber da» grundsätzlich« Abkommen angenommen und Verhandlungen über dessen Durch- führung angesetzt sein werden. In Regieruimskreisen erklärt man, daß dog grundsätzlich« Abkommen Uber die Beendigung des Streiks noch nicht zu einer Wiederaufnahme der Arbeit am Montag wird führen können, doch glaubt man. daß am Dienstag die meisten der bisher streikenden Betriebe wieder arbeiten werden. AußenpollMe Rede Edens London, 8. Juni. Außenminister Eden hielt am Sonn- abend in seinem Wahlkreis eine Rede, in der er der Enllcklof. senheit Grostbritanniens Ausdruck gab, den Völkerbund zu er halten nnd etwaige Ncnderungen seiner Satzungen so zu aestal- ten, daß dieser ein möglichst wirksames Werkzeug sür die Er haltung des Friedens werde. Abnahme der Arbeitslosen km Mi um 272000 Nur noch 1491000 Arbeitslose. Berlin. 8. Juni. Wie die Reichsanstalt sür Arbeitsvermittlung und Arbeits losenversicherung mittellt, hat der Monat Mai — ähnlich wie im Vorjahr« — einen weit kräftigeren Rückgang der Arbeits losigkeit als der April gebracht. Die Zahl der Arbeitslosen nahm im Mat um rund 272 MM ab und betrug Ende dieses Monats nur noch t 491 20t. Dieses günstige Ergebnis gewinnt noch dadurch an Be deutung, daß die Zahl der Notstandsarbeiter Im gleichen Zeit raum um rund 39 000 planmäßig gesenkt werden konnte. Vluilger Sonntaa in Spanien Zahlreiche Opfer Madrid, 8. Juni. Am Sonntag ereigneten sich In Spanien wieder einige blutige Zusammenstöße zwischen politischen Geg nern, bei denen in Orense zwei Personen getötet und zwei lebensgefährlich verletzt wurden. Den Anlaß zu diesem Blutbad bildeten Hochrufe aus Spanien, die von einigen Fa schisten ausgebracht und von de» Kommunisten mit revolutio nären Rufen erwidert wurden In Malaga ül'erfielen linksradikale Elemente einen Beamten der Guardia Civil und tötete» ihn durch mehrere Schüsse. Der Beamte mar erst vor kurzem aus Barcelona wegen der von linksradiknler Seite gegen ihn gerichteten Drohungen verseht worden. Man erblickt hierin wieder einen Benvis iiir die einheitlich« Organisierung der von der Kommune in Spanien durchaekührten Morde und Sabotageakte. In La Corun sind die städtischen Arbeiter und Ange stellten In den Streik getreten. In Malaga hat sich der Streik teilivcise aus die Eisenbahnarbciier ausgedehnt, io daß am Sonntag mehrer« Züge die Stationen nicht verlassen konnten. AorweMer Msslonar von chinesischen Vandiien verschleppt Scl-anghai, 8. Juni. Der Superintendent der norwegischen Lutliermission, Sainset, in Laohokou in Nordhupeh wurde nm 5. Juni von chincsisckien Banditen überfallen und entführt. D:r Superintendent lrefand sich im Omnibus unterwegs nach Han- Kau. Der Ehrentaa der deutschen Familie Grosskundgebung aus der Festwiese des Kölner Messegcländcs. Köln, 8. Juni. Als Abschluß der Reichstagung des Reichsbundes der Kin derreichen und des Ehrentages der deutschen Familie, sand am Sonnlagvormittag auf der Festwiese des Kölner Messegeländcs «ine Großkundgebung statt. Man sah die bunten Trach ten aller deutsche» Gaue von Schlesien bis zum Saargebiet, von den Alpen bis zur Nordsee Leider setzte eine Stunde vor dem Beginn der Kundgebung leichter Regen ein der sich später ver stärkte, so dast die Kundgebung abgekürzt wurde. Dresdner Schlachtviebmarkt vom 8. Zunl Preise: 1. Rinder: A. Ochsen: af 44, bl 40, es 35, di —, B Bullen: ai 42. bi 38, ci —. d) —. C Kiii>e: a) 42. bi 38, c) 32. di 24. D. Färsen: ai 43 bi —, c> — di —. E. Fresser: —. 2. Kälber: A. Sonderklasse: —. B. Andere Kälber: ai 75—78. bi »4—74. ci 53—83. di 50- 52. 3. Lämmer und Hckn- mel: ai 1. 54-57. 2. —. bi 1. 53-57, 2. —, ei 48—53 d) -. B. Schafe: ai 47—50. bi 42 -48, cf —. 4. Schiveine: ai 58, bi 1. 55, 2. 5-1, ci 52. di 50. ei —, fi —, gi lSaueni 1- b5. 2. 52. Austrieb: Rinder 189, darunter Ochsen 34, Bullen 58, Külze 83, Färsen 14. Zum Schlachthof direkt —, Ochsen —, Bullen 1, Kühe 3, Anslandsrinder —. Kälber 1274, direkt 2, Ausland —, Schaie Die S7er vor ihrem Chef Generaloberst von Seeckt schreitet mit dem Oberbefehls haber des Heeres, Generäl oberst v. Fritsch und dem Re- giinentskommandeur Oberst Seifert die Front des Infan« tevievegiments 67 ab, dessen Ehes von Seeckt bekanntlich geworden ist. jWeltblld, M.) 1001, direkt —, Ausland —, Schiveine 2835, direkt 17, Aus- land —. Uebcrstand: —. Marktvcrlauf: Rinder und Schweine verteilt, Kälber mit tel. Schafe gut. MleldeuWe Vörie vom 8. Zunl »Eigene Drahtmeldung.t Ruhig. DI« erste Börse der neuen Wockp: verkehrte ruhig. Di« Grundstimmung war jedoch nicht unfreundlich. Von Ma schinen- und Metallaktien wurden Kartonnagen Loschwitz 3.75 Prozent, Schubert u Salzer 2,5 Prozent höher bewertet. Von sonstigen Werten stellten sich Linauer 2 Prozent, Thüringer Gas 2,75 Prozent besser. Drstländiscl)e Tüll 2 Prozent höher. Der Kurs für Mittweidaer Spinnerei mußte bei mangelndem Angebot gestrichen werden. Immobilien, Montanaktien nnd ke ramische Aktien waren kaum verändert. Am Markt der fest- verzinslichen Werte wurden Reichsanleihe Altbesih mit 112 drei Achtel Prozent ex. Ziehung gehandelt. Sachs. Landeskultur rente waren gefragt und 0,25 Prozent gebessert. Sachs. Staats anleihen hatten lebhaftes Gesäzäst. Der Pfandbriesmarkt ver kehrte meist zu unveränderten Kurse». Lebhaftes Geschäft kamen in Meininger und Preußisck)cn Zentralboden, sowie in Provinziell Sachsen Pfandbriefen zustande. Landwirtschaftliche Aufwertungen nannten ein« Kleinigkeit aufholen. Der Markt der Stadtanleihen verkehrt« unregelmäßig. Während Dresdner abbröckelten, konnten Leipziger «ine Kleinigkeit ausholen. Reichswetterdienst, Ausgabeort Dresden. Wetter vorhersage für Dienstag, 0. Juni: Meist stärker bewölkt. Niederschläge. Sehr Kuhl. Mäßige nordwestliche Winde.