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Nummer 287.' Sächsische Volkszeitung - Mythus und Mysterium Ein positiver Weg zur Ueberwindung des Irrtums „Man kann ein solches Buch nicht ernst genug nehmen." So urteilt Dr. Paul S i in o n in seiner aufschlußreichen Schrist") über Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts". Zwar ist der Inhalt dieses Werkes, wie Simon eingehend darlegt, eine in vielen Punkten veränderte, aber im wesentlichen doch kei neswegs neue Darstellung der Ansichten, die schon Nietzsche und Chamberlain vertraten. Aber das Buch macht doch aus den Laien ivegen der apodiktischen Form seiner Urteile den Ein druck, als ob tatsächlich die europäiscl-e Geschichte selbst den Beweis stir den neuen Mythus bringe. Denn im „Mythus" Rosenbergs sind in kategoriscl)er Form tausenderlei Dinge als Beweise für die These von der Ueberlegenheit der germanischen Nasse über alle andern zusammengestellt. Dabei handelt es sich bei sehr vielen dieser Details um Dinge, die nur sachmmmi- sä>er Wijscnschastler oft aus Grund mühseliger Vorstudien zu entscheiden imstande ist. Man kann solcher Literatur gegenüber einmal den Weg der apologetisch-sachlichen Abivehr gehen. Er ist zur Klärung nötig. Simon selbst bringt in seiner Studie „Mythus oder Religion" ein« Fülle von Argumenten und Tatsael)en, die die Einseitigkeit und die Tendenz der Darstellung Rosenbergs be leuchten. In einem ersten Abschnitt handelt er von den geistes geschichtlichen Wurzeln des Mythus, wobei er besonders aus die Einflüsse Nietzsches hinweist. Dann zeigt er das Werden dieses neuen Mythus im Stesan-George-Kreis und bei Cham berlain. Der Haupttcil der Schrift beschäftigt sich dann mit dem „Mythus des 20. Jahrhunderts" und den einschlägigen Pro blemen. In seinem Schlutzwort aber weift Simon auch auf den zweiten Weg hin, den man dem Geiste des Mythus gegen über gel;en kann. Er knüpft an nicht an die Verirrungen, Irrtümer und sehlgeleiteten Tendenzen, sondern an das innerste Sehnen, das in dem Willen zu einem neuen Mythus mit schwingt. Es ist nichts anderes, so meint er, als der Rus der Menschl)eit nach dem Gottesglauben. Gestört sind nur die Nangunterschicde der Werte. Der Rasse und dem Blut ist zu Unrecht die höchste Stelle zugewiesen, während doch die höchsten Werte nur in der absoluten Ehr furcht des bekennenden Glaubens sestgel-alten iverden können. Sieht man die Verirrun^n der Zeit in diesem Licht, dann ist es verständlich, datz Simon sagt, die Apologetik sei nicht das wichtigste Anliegen: denn sie sei blotze Abwehr- ste l l u n g gegen andere salsche Auffassungen. Diese Apologetik sei sogar nutzlos, ivenn etwa das Leben der Kirche nachläht. Deswegen ist es kein Umweg, sondern ein« positive und fruchtbare Begegnung, wenn die Gläubigen nicht so sehr nur die Apologetik pflegen, sondern sich vor allem aus das wahre Wesen der kirchlichen Gemeinschaft besinnen. Der Glaube ist — entgegen der Meinung Autzenstehen- der — dem Wissen und dem Intellekt gegenüber nicht in different, sonder» er bedeutet die Erhöhung und die Krö nung des Wissens. Seinen letzten Ausdruck aber findet er nicht in der rationalen Darlegung, sondern im erlebten My sterium. Der Sinn dafür ist freilich in den letzten zwei Jahrhunderten, mit dem Einsetzen der Aufklärung auch in Giäubigenkreiscn etwas abgeblatzt. So besagt schon das Wort „sesthalten", dah der Glaube nicht mehr die selbstverständliche Lebensform des Menscl-en war, datz also die vielen geistigen Strömungen diesseitiger Art so weit in das Christentum eingedrungen waren, dah die Gefamt- l-eit sich gegen den eindringenden fremden Geist wehren muht«. Die Notwendigkeiten moderner Organisationsformen, die an sich jür das W e sc n der Kirä>e gleichgültig sind, vertieften diesen Uebelstand. Die Folge war, dah sowohl Außenstehende wie Gläubige selbst das Wesen der Eingliederung in die Kirei)« in ikren weniger wesenshasten Lcbensäuherungen erblickten. Ein Beispiel für dies« Entwicklung ist die Feier der heiligen Messe. Von Natur aus und ihrem Wesen nach ist die Messe ein Drama. Sie ist das Erleben des Myste riums des Opfertodes Christi und die erlebnishaste innere und äuhere Anteilnahme der ganzen Gemeinde an diesem Geschehen. Nun kann nicht verschwiegen werden» dah der Kult des Meß opfers im Bewuhtsein der Gläubigen oft zu einer Gewohnheit hcrabsank, die der Bedeutung des Mysteriums nicht voll ent spricht. Die Feier dieses Mysteriums trug schliesslich den Cha rakter einer schnell zu erledigenden Pslicht. Sie war häusig nur ein passives Gegenwärtigsein, eine Art gesellschaftlicher Geivohn- l)«it. Die Anweseirl)eit allein genügte der Mehrheit der Chri sten, und sie war auch durch die Gestaltung der Pfarreien und des Gottesdienstes geradezu die Form der Teilnahme ge worden. Gewiß ist für den Katholiken auch heute die Teilnahme am Meßopfer stets das Erlebnis der Gegenwart Gottes. Aber das Individuell« Beten l)at bis zum Einsetzen der liturgischen Bewegung die geineinschastlichen Formen der Milseier des Mysteriums stark in den Hintergrund gedrängt. Damit soll keineswegs behauptet werden, dah die innere Religion des ein zelnen Mcnsä)en bedeutungslos sei. Aber sie fordert als ihre Vollendung die Kirche als gottgewollte G e m« i n f ch a s t o - form, die als solche Oessentlichkeit beansprucht. Ursache an der modernen Auslösung des Gemeinschasts- lebens, die also auch ins Kultisch« übergegrissen l>at, ist di« Verbürgerlichung des 19. Jahrhunderts und die Verstädterung unserer Kultur. Das Zurückdrängcn der Kirche als Gemein- sä)aft war schuld daran, dah das Christentum im 19. Jahr hundert naturgemäh mehr auf die Einzelseelen als auf die Gemeinschaft der Mensä)«n wirken konnte. In dem 'ltewuhtsein der Menschen der Aufklärung war die Bedeutung der Kirci-e als einer eigenständigen und vollkommenen Gesell- schastssorm ssocietas persecta) aus dem Bewußtsein geschwun den. Dafür hatte sich die ost heute noch bei Außenstehenden zutage tretende Vorstellung von einer Religion der Innerlich keit festgesetzt, die nur im individuellen Bereich und in den Schranken der Kirchenmauern etwas zu sucl>cn l-abe. So ist es nicht zu verwuildern, wenn der Kern des religiösen Lebens, nämlich di« Kirche als heilige Gemeinschaft vielen nicht mehr deutlich war. Die Geisteshaltung hat sich mit der Ueberwindung des Liberalismus und damit des Subjektivismus geändert. Dem Rationalismus gegenüber mochte früher die Polemik und di« verstandesmähige Auseinandersetzung vielleicht genügt l)abcn, weil er für die übrigen, ivesentlicl-en Ding« in der Kirei)c, siir das Mysterium kein Verständnis hatte. Im Mythus aber wird zwar noch unklar und verschwommen, aber doch instinktiv das Verlangen nach dem Mysterium wieder deutlich. Daraus ergibt sich für die Kirek-e und für die Glmckigen eine besonder« Aufgabe. Sie muh die Dinge, di« bisl)«r durch die geistige Entwicklung der Zeit etwas in den Hintergrund gedrängt waren, und die doch eigentlich das Wesentliel-e der Kirei)« darstellen, wieder positiv zur vollen Geltung bringen. Der Gemeinschaftscharakter der Kirche und der Mysterien- charakter des Glaubens muh auf den schon bisher erfolgreich ungebahnten Wegen der katholischen Aktion und der liturgischen Erneuerung noch weiter vertieft und herausgearbeitet werden. Dank der Gnade hat die Kirche zu allen Zeiten die Kraft am Wiederaufbau einer neuen Welt aus Jesus Christus zu arbeiten. Den Menschen obliegt es, an dieser Ausgabe mitzu wirken. Nur müssen sie sich bewuht sein, wo das Geheimnis der General von Hutiers letzte Fahrt Di« Ueberführung des Generals von Hutier, von der Berliner St. Hed wigs-Kathedrale zum Bahn hos. Dem Sartre, der mts einer Lafette ruhte, folgten auch Generalfeldmarschall v. Mackensen (in Husarenuni form) und Prinz Eitel Friedrich von Preuhen sin der Uniform des alten Heeres, links hinter Macken sen). Sie kirchliche Trauerfeier in der Berliner St. KedivigS-Kathcdrale Am Montagmittag sand in der St. Hedwigs. Kathedrale ein feierliches Ne gute in für Ge neral der Infanterie a. D. v o n H u t i e r statt. Als Per- trcter des Führers und Reichskanzlers nahm Neicl-swehr- ministcr Generaloberst von Blomberg an der Trauerfcier teil. Er überbrachte auch einen prächtigen Kranz. Der Chef der Heeresleitung, General Freiherr von Fritsch, legte für die Wehrmacht einen Kranz nieder. An der Spitze der zahlreich erschienenen Generäle des früheren Heeres sah man Generalfeld marsch all von Mackensen. Unter den trauernden Familienmitgliedern bemerkte man den Schwiegersohn des Verstorbenen, den Neichsverkehrsminister von Eltz - Nübenach. Auch Neichsautzenminister von Neurath war anwesend. Fer ¬ ner hatten viele Ministerien und die Diplomatie Vertre ter entsandt. Das feierliche Seelenamt zelebrierte der Dompfarrer, Domkapitular Lichtenberg. Die Trauer rede hielt der langjährige Freund des Verstorbenen, Je suiten pater Lehmann. Er zeichnete ein Lebens bild des Generals als Mensch und Christ. Im Mittelgang der Kirche war vor dem Hochaltar der Sarg aufgebahrt, an dem Offiziere der Reichswehr die Ehrenwache hielten. Reichswehr sowie Knaben und Mädchen der Sportvereini gung des Deutschen Ossiziersbundcs, den der Verstorbene neu aufgebaut hat, bildeten im Mittelgang Spalier. Nach dem Gottesdienst wurde der Sarg aus eine Lafette geho ben, und das Wachregiment erwies dem Toten die letzte Ehre. Es begleitete ihn mit Musik zum Anhalter Bahn- Hof. Die Beisetzung von Hutiers findet in Darmstadt statt, wo bereits seine Gattin ihre letzte Ruhestätte gesun den hat. Oer Eucharistische Kongreß in Melbourne Eine Rundsunkansprache des Papstes nach Australien Der feierliche Abschluß des Eucharistischen National kongresses in Melbourne erfolgte zugleich mit der Jahr hundertfeier der Staatsverfassung von Vittoria in beson ders erhebenden Formen. Als Krönung der aus diesem An laß stattfindenden Veranstaltungen sprach der Heilige Vater zu den Hunderttausenden aus Rom durch den Rundfunk. Auch sämtliche englisck)e Sender übernahmen die Uebertragnng. Der Papst sprach von den Räumen seiner Privat bibliothek aus. Die Ansprache lautete folgendermaßen: Gelobt sei Jesus Christus. Liebe anwesende Christen! Der Heilige Vater will jetzt zu euch sprechen. Wir habe» zum Eucharistischen Kongreß von Melbourne unseren viel geliebten Sohn, Irlands Primas, Se. Eminenz den Hoch würdigsten Kardinal Mac Rory als Legaten a latere ent sandt, damit ex ihm in unserem Namen vorstehe, ans ihm spreche und ihn leite. Jetzt sind Wir gleichsam selbst zuge gen, indem Wir als gemeinsamer und allgemeiner Vater gleichsam die Person Jesu Christi und des heiligen Petrus darstellen. Wir beglückwünschen euch für den glücklichen Verlauf des Kongresses aus ganzem Herzen und wünsche» vor allem eine bleibende Wirkung seiner überaus guten Früchte. Deswegen umfangen wir alle Versammelten und ganz Australien und seine Bewohner, besonders aber die, welche jüngst durch einen Orkan viel zu leiden hatten, mit der ganzen Liebe des Herrn. Daher möge sich aus die Für, bitte der seligsten Jungfrau Maria, des heiligen Erzengels Michael, des heiligen Johannes des Täufers, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und aller Heiligen, der all, mächtige Gott erbarmen und euch nach Verzeihung aller Sünden Jesus Christus zum ewigen Leben siihrcn. — Amen. Nachlassung und Vergebung eurer Sünden, nach einer aufrichtigen und wirklichen Reue, möge ein immer buhser, tigcs Herz, Besserung des Lebens, Beharren im Guten euch gewähren der allmächtige und barmherzige Gott. — Amen. Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes steige aus euch herab und bleibe bei euch sür immer. Wie berichtet wird, waren die Worte des Papstes in ganz Australien deutlich uud klar zu verstehen. Aufruf Dr. Leys Neichsorganisationsleiler Dr. Ley erläßt einen Ausruf an die Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront, den er „Soldaten der Arbeit!" überschreibt. In dem Aufruf stellt Dr. Ley dem Individualismus, der fälschlicherweise Freiheit genannten „Triebhaftigkeit und Zügellosigkeit" den Begriff der gebundenen Gemeinschaft gegenüber, jene „Gemeinschaft, die das oberste Gesetz für all unser Handeln und Tun ist". „Allein", so führt Dr. Ley dann fort, „wir predigen sie sdie Geineinschaft) nicht nur, sondern wir wollen sie täglich in der Arbeitsfront exer zieren und üben. Die Gemeinschaft ist das 'Mittel, uni den Kampf für die Existenz unseres Volkes zu führen. Deshalb stellen wir folgende Forderungen an eine wahrhaft nationalsozialistische Gemeinschaft: 1. Die Gemeinschaft ist nicht ein Kollektiv, ein zusammen gewürfelter Haufen von Menschen, sondern sie ist ausgerichtet, jeder hat seinen Platz. 2. Oberstes Gesetz der Gemeinschaft ist die Diszi plin, ausgedrückt durch die Begriffe „Führer" und „Gefolg schaft". Kraft und der ewigen Jugend der Kirä-e liegt, damit sie ihre Ausgaibe zu jeder Zeit auch so aussassen, wie es dem Wesen der Kirche entspricht, die in erster Linie Heilanstalt und heilige Gemeinschaft ist mit dem Ziel, der Verherrlichung Gottes und der Heiligung der Mensä>en zu dienen. ") Dr. Paul Simon „Mythus oder Religion", Heft 7 der Schriftenreil)« „Der Christ in der Zeit", hermis,zegeben von der Akademls6)en Vonisatiusvereinigung. Bonifatius - Druckerei, Padcrborir. 3. Jeder muh wissen, daß er nur so viel van der Ge meinschaft verlangen kann, als er bereit ist, der Gemeinschaft zu geben. 4. Die Gemeinschaft wird erst dann zu einer Kampfge meinschaft, wenn sie auf ihr Ziel marschiert. Deshalb müssen wir verlangen, daß jeder, der in Deutschland Arbeit und Brot haben will, an dem Aufbau dieses Deutschlands tcilnehmen muß. 8. Damit die Gemeinschaft den Kampf mit dem Schicksal bestehen kann, muß sie zur Höchstleistung erzogen werden, das heißt, daß jeder einzelne in dieser Gemeinschast zur höch sten Leistung angespornt wird. Unser Vorbild ist der Soldat. Er verkörpert all diese Tugenden in erhabenster Weise. Die letzte Korporalschast diente dem wahren Sozialismus weit mehr als alle marxistischen Reden und Manifeste zusammen. Und wenn wir jene neue Ge sellschaftsordnung von gleicher Ehrau^assung. von Anständig keit und höchster sozialistischer Einsatzbereitschaft formen wol len, werden wir immer wieder zu dem Vorbild des Soldaten zurückkehren müssen. Nach einer Aufzählung des bisher schon Erreichten kündigt Dr. Ley eine neuartige Werbeaktion an: den Betrlrbsappell. Dazu sagt der Rcichsorganisationsleiter u. a.: Wir wollen damit erreichen, dah dem Betriebssichrer wie seinem Gefolgs mann Gelegenheit gegeben ivird, sich im Betrieb Aug in Auge zu schauen, um alsdann die Sorgen des Betriebes gemeinsam zu tragen, damit jener unvermeidliche Alltagsdreck, der sich im mer finden wird, ivo Menschen zusammenkommen und zusam men arbeiten müssen, ausgeräumt wird, damit er sich nicht von Tag zu Tag aushäuft, um jene Trennungsschicht zu bilden, die aus Dünkel und Klassenhaß zusammengesetzt, die Menschen auseinandergetrieben hat. Als praktische» Beispiel, das alle