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Sächsische Volkszeitung : 12.12.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193412126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19341212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19341212
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-12
- Tag 1934-12-12
-
Monat
1934-12
-
Jahr
1934
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.12.1934
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I.siprig Sm Festtag für -le St. Georg-Gemeln-e Leipzig. War das ein gnadenreicher Tag sür die St. Georg-Gemeind« in Leipzig, als am Feste der Uirbesleckten Emp fängnis die Gcmeindcmitgiieder, die der Reichsivehr bezw. Po lizei angehöre», eine gemeinsame Konununionseier begingen. Weit über hundert nahmen an dieser hohen Festfeier teil. Die Kirche war prächtig geschmückt. Das hl. Opfer wurde von Kaplan Hinze dargebracht. Seiner Anspräche lag der „Mutter-Gottes"-Gedanke zugrunde. „Tragt den Gedanken an die Mutter Gottes", so betonte Kpl. Hinze, „stets lebendig in euch. Vergeht nicht eure himmlische Mutter und Christus, ihren Sohn, euren Bruder. Erweist euch als Ritter dieser hohen Frau, hallet im Gedenken on sie euren Schild rein. In Jesus und Maria ist euer Leben geborgen." — Die Feier fand ihren Höhepunkt in der gemeinsamen hl. Kommunion, um deren würdigen Empfang die Gemeinde und vor allem die Jugend gebetet halte und zum Zeiä>en ihrer inneren Verbundenheit el-ensalls di« HI. Kommunion empfing. Die kirchliche Feier sand ihren Abschluß mit dem „Te Denin" und dem sakramentalen Segen. Nach ocm Gottesdienst ging es in geschlossenem Zuge zum Pfarrhaus. Im Psarrsaal war der Kasseetisch gedeckt. Kchl- reiche Frauen- und Kinderhände hatten für die Ausschmückung des Saales Sorge getragen, überhaupt hatte die ganze Ge meinde ihre Verbundenheit dadurch zum Ausdruck gebracht, bah sie reichlich sür des Leibes Notdurft gesorgt hatte. Wahrlich, ein Zeichen edler Opsergesinnung! Diesen Gedanken betonte auch Kaplan Hinze, als er in kurzen Worten alle willkommen hieß. Allen dankte er, die zum Gelingen dieses Festes beige tragen hatten, den Kindern vom Hort, die unter sachlicher Leitung die Tischdekoration angesertigt hatte, den zahlreichen Spendern und den Schwestern, den vielen Helferinnen, die sich in uneigennütziger Weise zur Verfügung gestellt hatten, um zum Gelingen des Festes beizulragen. — Oberleutnant Hummel dankte »n Namen der Reichsivehr- und Polizei-Angehörigen sür diesen herrlichen Festtag. „Sie alle wühlen", so meinte er, .die Vorsorge der Gemeinde wohl zu schätzen und würden das in sie gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen. Wir sind echte Ka tholiken und als solche gute Deutsche, die sich ihrer Verpflich tung gegenüber Führer und Volk voll und ganz bewußt sind und aus ihrem Glauben heraus all ihre Krüste zum Wohle des Vaterlandes einsetzen." Beide Ansprachen wurden mit Beisall ausgenommen. Die Feier wurde durch musikalisci-e Darbietun gen einer Militärkapelle verschönt. 'Bei den Festteilchmern spürte man, wie wohl ihnen die Vorsorge tat, die ihnen die Glaubensbrüder bereiteten. Für die Gemeinde selbst ist der Tag Sin Zeichen des Aufstiegs. H. R. ) Ausbau der Verkehrsstraßen in und aus Leipzig. In einer von Bürgermeister Haake geleiteten Pressekonferenz be richtete Stadtkümmcrer Dr. Köhler über die Möglichkeiten des Ausbaues von Verkehrsstraßen nach dein Gesichtspunkte der Verteilung vorhandener Geldmittel. Man ckierkenne im Rate der Stadt, daß Pläne wie der Ausbau der Aussallstrahen an sich, die Anlage von Ringstraßen für den Fernverkehr, der Bau eines Kraslwagenbahnhoses, die Ueberbrückung des Pleiße- Mühlgrabens u. a. durchaus beachtlich seien und das; ihre Ver wirklichung auch uneingeschränkt als wünschenswert bezeichnet werden könnte. Leider aber koste das Straßenbauen auch Geld und. wie das Volk so richtig sage, nur ein Lump gebe mehr als er habe. Die Stadt Leipzig wolle aber ihre Pflicht bis zum äußersten erfüllen und alles geben, was ihr zum Zwecke der Förderung und Ausgestaltung der Vcrkehrsmöglichkeiten zur Verfügung stehe. Sie iverüe im Laufe der nächsten Zeit, aller dings nicht in einem Rechnungsjahr allein, etwa vier Millionen Reichsmark für unbedingt notwendige Verbesserungen bereit stellen. > 8 Jahre Zuchthaus wegen Totschlags. Das Schwurgericht Leipzig verhandelte gegen den Mjährigen Oskar Schumann aus Leipzig, der wegen Mordes angeklagt war. Der Angeklagte war im August d. I. mit einem Mädchen, das er in seine in der Köthener Straße gelegenen Wohnung mitgenommen hatte, in Streit geraten, in dessen Verlauf er das Mädä;en erwürgte. Schumann war geständig, die Tat begangen zu haben, führte aber zu seiner Entlastung an. das Nlüdä^n sei betrunken ge wesen und habe aus ihn eingeschlagcn. Der Staatsanwalt be antragte wegen Totschlags nach Paragraph 212 StGB, zehn Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrenrechtsvcrlust. Das Ur teil lautete auf acht Jahre Zuchll-aus uird fünf Jahre Ehren rechtsoerlust. Noch SS Toor dis zur SaaraWmimmg! ^us <Ier l.c>usitr l. Bernstadt-Kunnersdorf. Aus der kath. Gemeinde. Die zum Pfarrbezirk Kunnersdorf gehörige Mrssionsstation Ruppersdorf bei Herrnhut hielt erstmalig im Gasthof zum Hir schen einen gut gelungenen Familienabend ab. — Eine St. Nikolousgemeinde muß mit vollem Recht seine Nikolausfeier haben. Nach kurzer Begrüßung wurde der Mldbandstreifen ge zeigt von den wichtigsten Ereignissen aus der kath. Welt vom Monat lltooember. Nach dieser Darbietung rückte zunächst der strenge Nikolaus an uird bearbeitete in Knittelversen — etwas Satire durfte nicht fehlen — die Versammlung. Gütig und milde, wie nun einmal der hl. Bischof Nikolaus war, verzieh er wieder und spendete seine Gaben. Noch andere Gabenspen dende Nikolaus« traten aus und vergnügt wurde zuge- grifsen. Der Küster der Gemeinde dankte im Namen aller den edlen Wohltätern. — Einen vergnügten Abend leistete sich der Kirchenchor. Die letzte Singstunde am Freitag benutzten die Lhormitglieder, um ihrem verehrten Chorleiter Herrn W. Hübner in einem mit Humor gewürzten Liede zu seinem zwei ten Söhnchen zu gratulieren. Nach folgender ernster Probe arbeit trat die Fidelitas in die Schranken. — Die Sammlung am Weltmissionssonntag ivar sehr erfreulich und hoffentlich ein gutes Vorzeichen sür den kommenden Bonisatiussonntag, an ivelchcn auch der Hochw. Herr Dr. Hützel-Bautzen die Ge meinde sür das Hochheilige Weihnachtssest vorbereitet. — Ihre schlichte Weih nachts je irr hält die Gemeinde am 30. Dezember ab und die Missionsstation Ruppersdors am Feste der hl. Dveikönige. —lbr. l. Seltendorf. Die Kolpingsfamilie ehrte am Sonntag den Gesellenvater Kolping durch eine Feierstunde. Lieder uird Musikstücke des Vereinsorchesters umrahmten den Rückblick auf das Leben dieses großen deutschen Volksmannes, den der Präses gab. Lichtbilder berichteten vom Seligsprechungs- Prozeß. Zum Schluß zeigte ein Film, der von Kolpingsbruder Altmann gedreht worden war, Leben und Treiben der Kolpings- familien Schirgisivalde, Dresden, Görlitz uird Ostritz bei ihren Jubiläen ini vergangenen Jahr«. l. Seltendors. Der Obst- und Garten bau verein hielt am Sonntag eine Versammlung ab, in der zunächst ein aussührliä-er Bericht über die Sbstschau gegeben wurde. Der Vorsitzende dankte allen Ausstellern und Heisern und gab die Richtlinien sür die Preisverteilung bekannt. Im Namen des Be zirksvorstandes dankte er auch dem Bienenzüchter Riedel für di« ausgestellten Produkte. Dann berichtete der Vorsitzende über eine Bezirksvereinsversammlung und erläuterte die Frage des Winterobstes und der Baumbehandlung. Hieraus sprach Baumschulenbesitzer Hoffmann aus Leutersdorf über die Be deutung des Obstbaues für unsere Heimat. Er verstand es, in gewohnter humorvoller Weise viele wichtige Regeln den zahl reichen Hörern nahezubringen. Durch richtige Sortenwahl und Düngung und vernünftige Obstverwertung schaffe man Freude und Zufriedenheit und dadurch Glück und Heimatgebuirdenheit. Anschließend wurde selbstbereiteter Süßmost und Obstivein probiert. l. Ostritz. In welch segensreicl)er Art die Ortsgruppe der NSV. in Verbindung mit der NS.-Frauenschast, Ka tholischer Frauendienst und Albertziveigverein Hand in Hand arbeiten, sollen nachstehend einige Zahlen beweisen. Zum Bezirk gehören außer der Stadt noch die Landgemeinden Blumberg, Grumru, Schönfeld und Marienthal mit insgesamt über 0000 Einwohnern. Jin Dezenrber waren 082 Haushaltun gen mit 1461 Köpfen zu betreuen. Diese Gesamtzahl setzt sich zusammen aus 1024 Erwachsenen, 132 Kindern unter sechs, 244 von K—14 Jahren und 61 über 14 Jahren. Im November wur den verteilt: 1110 Zentner Kartoffeln, 663 Zentner Kohlen, 1014 Zentner Zucker, 014 Zentner Niehl usw. Die Gesamtaus gaben der Novcmberausteilung, die allein 22 Zentner Lebens mittel ausweist, belaufen sich aus 4650 RM. Diese Leistungen wären natürlich nicht möglich gewesen, wenn die gesamte Be völkerung nicht mit großer Opfevsreudigkeit an dem grandio sen Hilfswerk mitgearbeitet hätte. Dies zeigen die erjreulichen Ergebnisse aller Äunmlunge». An den beide» Eintopfgericht sonntagen gingen allein 0Ü0 RM. ein. Der Verkauf der An steckabzeichen erbrachte über 800 RM. Einnahmen. Bei den Psundsammlungen gingen neben 7 Zentner» Lebensmitteln ivei- tere 280 RM. Bargeld ein. Dazu kommen noch hohe 'Betrüge aus freiwilligen Spenden, sowie zahlreiche wertvolle Sachspen den. Die Sammlung am Tage der nationalen Solidarität er gab 250 RM. in der Straßen- und 63 RM. in der Gaststätten sammlung, insgesamt also wieder die stattliche Summe von 313 RM. — Die Ortsgruppe der Arbeitsopser ver anstaltete mn Sonntag im vollbesetzten Ratskellersaale eine Adventsfeier. Der Obmann der Ortsgruppe Kamerad Wolf konnte neben den Erschienenen auch den stellvertretenden Krcis- sührer und Bürgermeister Götz begrüßen. Letzterer betonte in seiner Ansprache, daß er sür die Mitglieder der Ortsgruppe immer zu sprechen sei. Nach einer beifällig aufgenommenen Rede des Hilssgeistlichcn Husar und dem Männerchor „Es ist ein Ros' entsprungen" folgte der allgemeine Gesang des Weih nachtsliedes „Stille Nacht". Weitere Vorträge des Gesang- und Musikvereins unter Leitung des Herrn Krasborn, sowie Musik vorträge, sogar der Nikolaus erschien noch, brachten den alten Leutchen noch einige frohe Stunden. — Die Anfang Dezember durä)geführte Viehzählung erbrachte den Beweis, daß die Kleintierzucht hier noch in hoher Blüte steht; denn es wurden 2104 Stück Hühner, darunter 15 Perlhühner, 1821 Kaninchen, 208 Gänse, 37 Enten, 177 Ziegen uird 5 Schafe gezählt. Weiter wurden festgestellt 59 Pferde, 87 Stück weiblicl)es Jungvieh, 232 Kühe, 35 Bullen und 219 Kälber, 377 Schwein«, davon drei Eber und 29 Zuchtschweine. An Bienenstöcken wurden 167 Stück sestgestellt. —r— l. Ostritz. 40 Jahre Iutefeuerwehr. Die Wehr männer mit ihren Frauen hatten sich zu einer eindrucksvollen Feier im Hotel „Zum Löwen" eingefunden. Hauptmann Ditt- mar konnte Herrn Generaldirektor Trapp, sowie den frühe ren Leiter des hiesigen Werkes und Gründer der Wehr Herrn Ehrenhauptmann Direktor Klußmann willkommen heißen. Branddirektor Fischer-Zittau überbrachte die Glückwünsche des Landes- und Bezirksverbandes und zeichnete den Zugführer August Schröter mit dem tragbaren Ehrenzeichen für treue Dienste sür seine 40jährige Dienstzeit aus. Generaldirektor Trapp sand Worte des Dankes und der Anerkennung. Bür germeister Götz lobte den Kameradschaftsgeist als Ziel des Füh rers. Die Frauen der Wehrmänner überreichten ein Tischban ner. Hierauf trat der gemütliche Teil in seine Rechte. Bei Tanz und vielerlei Darbielungen heiterer Art blieb man bei froher Laune noch manche Stunde beisammen. —r.— AdventSfeler ln Sebnitz d. Sebnitz. Dieses Jahr feierte unsere Jugend mit beson derer Freude Advent. Schon der Anmarsch über den stark be lebten Markt, es waren ja die Geschäfte geöffnet, war eine große Sache. Und schließlich war unser Saal gefüllt, wie noch zu keiner Adventskeier in Sebnitz. Wie freudig sangen wir da die alten Lieder: „Maria durch ein Dornwald ging", „Maria, Maria ging übers Gebirg" und „Es wollt ein Jäger jagen". Kaplan Ken ter von Dresden-Neustadt sprach zu uns. Unser Advent darf sich nicht nur in geheimnisvollem Vorweihnachts- treiben, Kranz und Licht erschöpfen, sondern es gehört vor allem dazu, daß wir innerlich das Wesen der Adventszeit und ihre Forderungen an uns erkennen und erleben. — Eine ganz große Leistung bot unsere wackere Spielerschar mit dem Niko lausspiel von Oberkofler. Jeder Spieler hatte sich ganz in seine Ausgabe versetzt und hineingcarbeitet. Mit besonderem Dank sei deshalb unseres Gerhard Wagner gedacht, der mit großem Eifer die Gestaltung des Spiels und der Lieder über nommen hatte. — Schließlich gab es noch eine Ueberraschung, aber es mar wirklich eine, auch für die Verantwortlichen des Abends. Es kam ganz am Schluß zu den Kleinen noch ein lebendiger Nikolaus mit seinen süßen Gaben. —t. tz. Oelsnltz l. E. Am Samstag waren die Mitglieder des Diözesanjugendwerkes zum dritten Mal zu einer Abendseler geladen, und sie waren so zahlreich gekommen, daß die Turn halle unserer Schule sie kaum zu fassen vermochte. Die weib liche Jugend gestaltete den Abend als Adventsseier. Unsere Kleinsten traten auf und zeigten Legendenspiele und Reigen. Die Iungmädchenschast bot ein anderes Bild des Advent: Neuer Advent in unserer Zeit, Advent nicht nur als Erinnerung und Weihnachtsbereitung, Advent als neue, erschreckende und ver pflichtende Wirklichkeit — Gedanken, die in der Ansprache des Herrn Kaplan Rothstein weiter ausgesührt wurden. Noch der Adventsseier sprach Herr Kaplan Rothstein über Entwick lung, Stand und Ausgaben des Iugendwerkes in unserer Ge meinde. Zum Schluß erschien St. Nikolaus. Er hielt ernste Gewissenserforschung. Manches, was die Sonne nicht an den Tag zu bringen mußte, war ihm nicht entgangen. Der Abend war ein Erfolg! tz. Llmbach. Am 9. Dezember fänden sich die Mitglieder des Marienvereins zu einer Adventsfeier im Gemeinde saal zusammen. Um das Interesse auch auf den gerade statt findenden Weltmijsionssonntag zu lenken, führte der H. H. Präses den Film „Iapaniscl)e Jugend" vor. Im gemütliäM Teil der Feier erfreute St. Nikolaus aller Herzen. C. W. tz. Oederan. Mit dem Motorrad in den Tod. Auf der Straße Mcmmendors—Oberschöna aus Kirchberger Flur stieß am Sonntagabend ein aus Richtung Freiberg kommen der Motorradfahrer nut einem Personenauto zusammen. Beim Sturz auf die Straße erlitt er einen Halswirbelbruch, dem er bald nach seiner Einlieferung ins Oederaner Mankenhaus er lag. Das «dchen Irene Gastspiel von Hertha Thiel«. Erstausführung im Leipziger Schauspielhaus. Das Mädchen Irene ist ein junges Menschenmesen von blumenzarter seelisci)er Empfindungskrast, das iiunitten seines Erwaä)ens zum Weibtum den verwundenden und heil samen Weg aus dem Traum in den Tag, aus dem sehnsüchtig gütigen Wollen jugendlichen Idealismus' in die klare Wirklich keit des Lebens gehen muß. Sie muh diese Wandlung durch leben und durchleiden, durchkämpsen als liebevolle Tochter einer englischen Wilivc, di« ihren Mann im Weltkrieg verlor, ihn als Held im Herzen ihrer Kinder sortleben läßt und opfermutig bis zur-letzten Kraft den Lebenskampf sür ein gutgestelltes, sorgen freies Dasein ihrer beiden Mädchen aus sich nimmt und ge winnt. Gerade als das Mädä)en Iren« aus der Erkenntnis die ses Opserdienstes der geliebten Mutter ein Teil der Last des Lebens abnehmen will, aus der glühenden Idealität der Jugend stellt sich sür die Mutter noch «in spätes Glück ei», das sie der Sorgen enthebt und ihr das mannigsa<k;e Unglück ihrer ersten Eh«, das sie den Kindern verschwieg, gütig vergilt. Das Mädchen Irene sieht sich dadurch um di« 'Verwirklichung ihres Opfers gebracht, mehr noch um die mrgeteilte Liebe der einzig geliebten Mutter, die, da sie wieder Gattin iverden will, nach Irenes Glauben ihrem ersten Gemahl die Treue bricht und chren Kindern die Liebe mindert. Der heimliche Widerstand dagegen, der nur aus ihrer eigengeartet zarten Seele zu ver stehen ist, treibt sie am Tag der Eheschließung der Mutter bis nahe an den Tod. Erst als sie alles erfährt, als sich ihr alles schmerzhaft klärt, erkennt sie erstmals das Loben, lernt sie über sich selbst hinaus auch an die Nächsten und an ihr Glück den ken. Sie überwindet sich, sagt ja zum herbstlichen Jubel der Mutter und ist durch diese Ueberwindung und Wandlung vom Kind zum lebenstüchtigen Erivachsenen geworden. Dieses eigenartige Mäixl-en Irene spielt HerthaThiele, vielgeliebte Heldin der Filme „Mädchen in Uniform" und „Rei sende Jugend" im Leipziger Schauspielhäus, der Stätte ihres ersten schauspielerischen Wirkens und Werdens, wo hin sie als Leipziger Kind l-eimatgetreu für ein kurzes Gast spiel in dem gleichnamigen Bühnenspiel von Aimüe und' Stuart eingekchrt ist. Sie beseelt und verkörpert das Mäd chen Irene anmutig, wahr und warm; sie spielt diese schwer wiegende Wairdlung reisender Jugend herzgewinnend und nach haltig ergreisend, so daß das Wiedersehen auf der Bühne zu einer künstlerisch wertreicl-en Freud« wird, ivenngleich vom filmischen Sci-au spie len her gewisse Unebenheiten und Ueber- deutlichkeiten haften bleiben. — Das Stück von Aimöe und Stuart, das man sür sie gewühlt l>at, weil Irene als ihr völlig angemessene Herzgestalt in seiner Mitte steht, gestattet das eigene Problem zwischen Mutter uird Tochter mit der Zart heit, die ihm entspricht: einer Mischung von Heiterkeit und Schwermut, von Unerbittlichkeit und Versöhnlichkeit. Die Szenen sind mit bühnenkundiger Gestaltungskraft geschif fe», der Höhepunkt bedachtsam vorangelrieben, Lösung und Ausgang menschlich lehrreich und überzeugend.... Daß sich das Spiel Hertha Thieles und der Ablaus und Eindruck des zarten Werkes zu einem nachhaltigen Erlebnis gestalteten, ivar das lobenswerte Verdienst der sehr ausgegli chenem Erstaufführung unter Direktor Otto Werthers meisterliä)cr Spielleitung. Jeder aus dem heimischen Ensemble gab seiner Gestalt eindrucksames Leben: in erster Linie Hilli Wilden Hain der jüngeren Tochter Baba als einem spatzenl-ast frech in alles hineinschivatzenden reizenden Rangen, dem nichts an allem problematisch erscheint. Gertrude Langselder blieb in allem doch warmlMzig gütige Mutter vor der ei» herbstliches Glück empfangenden Gattin. Gewin nend und vornehm in allem, was ihm im Wege stand, erschien Wilhelm Straubes weltmännischer Sir John. Gütige Haus geister waren Melanie Krüger-Michaelis' Großmutter Anncmärie de Bruyns fürsorglich getreue Stütze und Curt Paulus' prächtiger alter Hausarzt. — Dr. Adolf Karl Sauer. Weihnachtsmärchen lm Men Theater Leipzig Das zauberschön entrückende und beglückende Weih nachtsmärchen von „Häns Gradedurch" im Alten Theater ist wie das von der „Schncekönigin" im Schauspiel haus, aus dem reichen Märchenborn des dänischen Dichters An der len geschöpst und gestaltet. Und zwar auch wieder von Paul Hermann Hartwig in bunte reichbelobte Bilder für di« Bühne gefaßt und von Friedrich Beer mann musikalisch umrahmt. Hans Gradedurch ist ein wagemutiger deutscher Bauernjunge, der das Siegschivert aus dem Elfenhügel an seiner Seite in die Welt hiirausträgt. Was er mit dem Schivert nicht vermag, erzwingt er mit dem Herzen, das feuriger ist als das aller andern. Ein schlichtes Heldenleben vollzieht sich mit der Ausfahrt diese» Jung-Siegfried von seines Vater» Hof in die Welt. Neid, Haß und Geiz, Trägheit und Selbstsucht, di« gleich Riesen und Drachen noch immer die Welt bewohnen und störend verderben, will er in hundertjährige Hast schlagen. Jin herzlos kalten M i t te r n a ch t r e i ch des Frostriesen EiswinL und der alten blauroten Frostbeule, erschlägt er, freudig be« grüßt von der alten schlitzenden Tanne und dem meltbewandcr- ten Raben Weisbesä-ei-, den Haß und verbannt Neid uird Geiz für hundert Jahre in die Einöde. Im sonnig tatenlosen, empö rend müßiggängeriscl)en Tal des Ucberslusses im speisegespicklen Schlaraffenland zwingt er dessen feiste tolldreiste Be wohner zur Arbeit Hinterm Pfluge. Im widernatürlichen D ü » k« l s he i m, dessen Beherrscher so hochmütig siird, daß sie, obgleich ihre ältesten Vorfahren bei der Erschaffung ber Welt zugegen gewesen sein sollen, Sonne, Mond und Sterne, Lebenslust und Licht unter gläsernem Himmelsgewölbe alle künstlich Herstellen, besiegt Hans Gradedurch mit seinen frei mütigen drei Ueberraschungen an die hoffärtige Fürstensämili« Selbstsucht und Hochmut. — Nach vielen andern Abenteuer» kehrt er endlich heim ins winterliä)« Gehöft der Ellern. Feuer sunke, Vrunnengeist und Lindensee freuen sich seiner Heim kehr wie sie einst ihm beim Abschied in sinniger Weis« er schienen. Blond erblüht findet er seine Braut Lore, die ihm wie er ihr sieben Jahre die Treue hielt. Die Heimat wird der Herd seines neuen Lebens, und di« Christnacht, die sternen reich anhebt, erhöht allen die Freude über seine Heimkehr . . . Diese junge Heldenfahrt und ihr« Tatensiege begleitet der dicke, plump ergötzliä-e Piff Paff Pol tri«, der bei Hans Gradedurch und seinem Vater Schweinehirt war, als unwider stehlicher Sancho Pänsa der Kinder, bis er sich in dem Siegesglanz des Helden Hans sattsam sonnen und als wohl habender König zur Ruhe setzen kann. Otto Kasten als Spielleiter, Helmut Freyse als Büh nenbildner und Erna Abendrots; als Schöpferin entzücken der Tanzspiele haben das Märchen in allen Glanz, in alle Far benfreude, in allen Zauber traumhaften Lebens gekleidet, die nur ein Märchen verlangt, um zur Augcniveide und zum Her- zensglück« von Groß und Klein zu iverden. Das Verzeichnis aller Mitwirkenden ist so groß wie ein iveihnachtliä^r Wunsä;zettel ... So Heden wir nur Kurt Meisel heraus als treuherzig heldonburschigon Hans Gradedurch und Albert Garbe, der äls Piff Paff mit allen nur erdenklichen Toll dreistigkeiten eine Lachsalve nach der andern im Hause löste. Allen andern bewunderndes Lob und begeisterten Dank. — So meinte es auch der «irdlos« Beifall der großen und kleinen Kinder . . . Adolf Karl Sauer.
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