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Ausgabe » M. r.ro M 1,70 S SüüiMe volkssettung Nummer 296 — 33. Jahrgang «i>ch«t«1 » «al axichenlUch mU »«« tlluftiterle» Eialta» della-« ^Le« geueccelter" an» meheeee« T«tlbeN>ige» »iaaalllch« «»«»-»vretler «tue-. 0 «ll St «ennobtalt und Feueicetter tlusg. «. ohne St. «ennobtaU » mlt geueeeelter M. 7.M Lus-. <l ohne St. Bennoblalt u ohne Feuerreitee Slnjelnummer l0 PIg., Sonnaden». u. Sannla-.Ni. A PI-. Sonnabend, 22. Dezember 1934 Biela«—et »re«»«» Un,eigen,rett«: dl« lipaltlge er mm deette gell« I Pf», — lüe gamillenanjetgen un» Stellengetuch« ö Psg. Fite Platzooilchrllte» könne» wt« lein« Sewäh« leiste« »ledatll«,: vr«»d«a-», Polterst,. t>. Feene MU u. «0U Golchei>I»st«a», Leuck uu» v,»la«: Seemanta Buchdrucker«! «. Perlo» lh. i». ». Bitnkel, Palterstr. 17, Feine. rillU, Pofticheck: Ivrs, «an«: Stadtbant Dresden »er. S17S7 Unsdkängig« ^sgssLsiilung Gün vki»8sGISvk« u. KuIGui* Im Fall« von höherer Gewalt, Verbot, «l»t«t«MM Betriebsstörungen hat der Bezieher oder Injereut «et» Ans,röche, fall» dt« Zeitung in beichranlte» llmsan-ch veripötet »der nichl ericheinl — ^rjutlungsort Dies»«» Aach KlindigungMtenabkommens Verstärkung -er Befestigungen im Pazifik Anlage eine« amerikanischen Zloltenstlihpnnlte« «nd Flugplatzes aus Alasla geplant Stärlere Befestigungen aus Kawa! Washington, 21. Dez. Nach einer Meldung der Associeted Press gilt es als sicher, das; sich der Kongress mit der P e r st ä r t u n g d e r amerikanischen Befestigungen im Stillen Ozean beschäftigen wird. In Kreisen des Kongresses werde bereits von der Möglichkeit der Anlage eines Flot te n st ii tj p u n k t e s auf Alaska und einer Flug platzes im Innern Alaskas gesprochen. Stärkere Befestigungen seien besonders auf Hawai und anderen Besitzungen Amerikas im Stillen Ozean erwünscht. Mög licherweise sollen auch Alaska und einige Staaten der West küste Befestigungen erhalten. G Japan fürchtet das Wettrüsten nicht Der japanische Außenminister Hirota erklärte vor der Presse, das Washingtoner Flottenabkommcn habe gekün digt werden müssen, weil es völlig sinnwidrig iei. Japan werde sich bemühen, die Bereinigten Staaten, England und andere Länder von der Richtigkeit und Notwendigkeit der japanischen Borschläge zu überzeugen. Sollten die Gross mächte jedoch die japanischen Borichläge nicht annehmen, dann werde die japanische Regierung gezwungen sein, unter Verzicht auf irgendwelche Zugeständnisse der Flottenpolitik der Mächte den. stärksten Widerstand entgegenzufellen. Die japanttcye Telegraphenagemur hebt hervor, dag die japanische Flotte schon jetzt einen größeren Mannschafts bestand und besseres Material ausweile als die amerikanische. Die Folge der Kündigung des Washingtoner Ab kommens werde ein neues F l o t t e n w e t t r ü st e n sein. Roosevelt und andere amerikanische Politiker versuch ten deshalb, Japan durch die Aufstellung eines großen amerikanischen Flottenbauprogramms ein zuschüchtern. Die Agentur erblickt jedoch darin nureinen Bluff, da die Anpassung des Mannschaftsstandes an eins vergrößerte Flotte für Amerika in kurzer Zeit gar nicht möglich sei. Auch sei die Erneuerung der amerikanischen Kriegsmarine in technischer Hinsicht für Amerika schwieriger als für Japan, denn die japanischen Werften feien besser ausgerüstet als die amerikanischen. Wenn erst Japan an eine Vergrößerung seiner Atolle gehe, würden die Vereinigten Staaten es niemals einholen können, auch wenn sie zehn Kriegsschiffe gegen ein japa nisches bauen lassen würden. Das japanische Kabinett bestätigt die Kündi gung des Uottenabkonimens Tokio, 21. Dezember. Unter dem Vorsitz des Kaisers hielt das japanijche Kabinett am Freitag eine Sitzung ab. Die Kündigung des Flottcnvertragcs wurde vom Kabinett bestätigt. Der Dank -er norwegischen Regierung Kür die Rettungstat der „Rewyork" Berlin, 2t. Dez. Der Geschäftsträger der Königlich-norwegischen Gesandt schaft iu Berlin, Lcgationsrat Ulrich Slang hat heute vormittag de» Protokollches des Auswärtigen Amtes, Grasen von Basse witz. einen Besuch abgestattet, um den Dank der porivcgisctien Regierung auszusprechen für die heroische Rettungstat der Be satzung de» Hapagdampsers Rewyork. Bei diesem Besuche hat Lcgationsrat Stang, das folgende an den Herrn Reichsminister de» Auswärtigen gerichtete Schreiben überreicht: Berlin, 20. Dez. 1S31. Herr Reichsministcrl Die Besatzung des Hapagdampsers Rewyork hat in der Nacht zwisck)en dem 18. und IS. d. M. südwestlich der irischen Küste unter Einsatz ihres Lebens in schwerster Seenot be ¬ findliche norwegische Seeleute des norwegischen Dampfers Sisto gerettet. Für diese heldenmütige Nettungstat der selbstlosen deut- sci)en Seeleute, die stundenlang in der stürmischen Rächt heroisch aushielten, bis die schiffbrüchigen Roriveger vor dem sicl)ere» Tode vollzählig geborgen waren, beehre ich mich, auf tragsgemäß, deu a u s r i ch t i g st e n und lies empfun denen Dank der Königlich-norwegisch e n R e - gier u n g nuszusprecl)en. Durch ihr vorbildliches Perhalten haben diese deutschen Seeleute einen leuchtenden Beweis da für abgelegt, was deutscher Geist, deutsch Schulung und deutsche Seemannstüchtigkeit leisten können. Ich erlaube mir, Euer Exzellenz zu bitten, den Dank der norwegischen Negierung an den Kapitän des deutschen Dampfers und an jeden Einzelnen der Heldenhasten deutschen Netlungsmannschast übermitteln zu wollen. Genehmigen Sie, Herr Reichsminister, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung gez. Ulrich Stang. Mssollnl proklamiert -te 9Z. Provinz Hallens In der Stadt Littoria, die aus dem Gelände der Pontinischen Siimpse ge schaffen wurde, prokla mierte Mussolini das den Sümpsen abgerungene Ackerland als Provinz Littoria, Italiens V3, Provinz. Ein welthistorischer Vorgang Die Profanierung der Hagia Sophia. Eines der ältesten christlichen Denkmäler, über welche» mehr als 1100 Jahre das Kreuz emporragte, welches trotz sei ner späteren Verwandlung in eine mohammedanische Moschee ein Wahrzeichen nicht nur des byzantinisch-christlichen Kaiser tums, sondern auch der Ostkirche blieb, soll nunmehr im Zuge der „Modernisierung" der Türkei Museumszwecken überantwor tet werden. Ob dieses altehrwürdige 10 Jahrhunderte hin durch nur zu kultisch-religiösen Zwecken benutzte Gebäude — mögen auch neben demonstrativen Gründen wirtschaftliche Gründe wegen zu großer Unkosten für seine Instandhaltung milsprechen — in solcher Weise sür einen rein weltlichen Zweck als Ausstellungsgebäude hätte Verwendung finden müs sen, wird bei aller Objektivität in der Beurteilung der in neren Entwicklung der neuen Türkei doch angeziveisell. Man ivird diese Haltung umsomehr verstehen, wenn man auch nur einen kurzen Blick in die Vergangenheit der Hagia Sophia lut und sich vergegenwärtigt, welche Nolle sie in der Geschichte durch fast einundeinhalbjahrtausend gespielt hat. In ihrer ursprünglichen Gestalt wurde sie von Kaiser Konstantin im Jahre 326 der Hagia Sophia, o. i zu deutsch der „Heiligen Weisheit" geweiht. Im Jahre 532 wurde dieses Gotteshaus durch eine Feuersbrunst zerstört. Kaiser Justi nian I. errichtete an seiner Stelle im Jahre 537 einen bedeu tend größeren und prächtigeren Bau, von dem aber schon im Jahre 5!M bei einem Erdbeben der östliche Teil dec großen Kuppel eiustürzle. In bescheidener Form wurde sie wieder auf gebaut. lieber 800 Jahre diente die Hagia Sophia nunmehr dem Dienste des Christentums und war das Herz- und Kernstück der östlichen Kirche vor und nach ihrer Trennung von Nom. Erst im Jahre 1!53 machte Sultan. Mcchammed II. das christ liche Gotteshaus nach der Eroberung der Stadl zur Hauptmo- schee der nunmehrigen türkischen Hauptstadt, nachdem er in der christlichen Sophienkirche vorher sein Tankopfer sür den errun genen Sieg des Halbmondes über das .Nreuz dargebracht hatte. Bald ragten an ihren vier Ecken die svitzen Minaretts empor, während das Kreuz von ihrer Kuppel hermnergeholt wurde. An dessen Stelle setzte man einen mehrstungen goldenen Knauf. Die wunderbaren allchristlichen Mosaiken und Bilder wurden mit weißer Tünche überstrichen. Wie bis auf den heutigen Tag der christliche Grunocha- rakter der Hagia Sophia trotzdem durch 5 Jahrhunderte sich beherrschend bemerkbar machte, zeigen die Schwierig.reilen, welche den Mohammedanern durch den gesamten Bau bereitet wurden. 'Mit seinem fast guadratischen Viereck des Kirchen grundrisses bei einer Ausdehnung von 75,5 zu 70 Nietern und init der 65 'Meter hohen Kuppel, welche einen Durchmesser von 32 Nietern hat, war die Hagia Sophia sur den mohammedani schen Gottesdienst vollkommen ungeeignet, da der Moslem seine Gebete mit dem Gesicht nach Mekka hin verrichtet. Man mußte daher einen Ausweg finden. Bis auf den heutigen Tag legte man die Gebetsleppiche des Hauplschitss schräg mit der Rich tung auf Mekka aus. Die Stelle, an welcher sich früher der christliche Hochaltar befand, konnte aber dadurch nichl beseitigt werden. Die mohammedanischen Priester mußten daher stets in schräger Richtung zu den versammelten Gläubigen sprechen. In enger Verbindung mit der Hagia Sophia steh! auch die Geschichte des byzantinischen Kaisertums. Im Jahre 1261 wurde dasselbe wieder aufgerichtet und der griechische Kai serthron in Konstantinopel im Schatten der Sophienkirche auf geschlagen. Als Kaiser Konstantin bei der Eroberung Konstan tinopels im Jahre 1153 den Heldentod starb, sand diese Zeit epoche ihren Abschluß. Der Gedanke der Wiedererrichtung des byzantinischen Kaiserreichs kam seitdem nicht mehr zur Ruhe. Auch die Zaren Rußlands hegten bis zuletzt den Plan, natürlich im Nahmen ihrer imperialistischen Ziele, das Kreuz über der Hagia Sophia wieder aufzupflanzen. Im Kriege gegen die Türkei wäre ihnen dies beinahe im Jahre 1878 ge lungen. als die Russen bei ihrem Vorstoß gegen das Goldene Horn bis dicht vor die Stadt Konstantinopel gelangten. Der Friede von St. Stefano machte aber die Durchführung ihrer Absichten zunichte. Auch un Weltkriege lebten russischerscits diese Pläne wieder auf. ohne erfüllt zu werden. Nunmehr hängt am Portal der ehrwürdigen Hagia So phia die prosaische Aufschrift: „Geschlossen wegen Um baus und Wiedereröffnung als Museum". Schon in den letzten Monaten ragten riesige Gerüste zu den Decken der Seilenschisse empor. Bei dieser Gelegenheit konnte der Be sucher noch einmal die friedliche Begegnung des Christentums mit dem jetzt aus dem Gotteshaus verdrängten Mohammedanis- mus erleben. Während in nächster Nähe im Hauptschiff noch mohammedanische Gebete gesprochen wurden und von den Hot- schas und Imanen, den Geistlichen des Islams, aus dem Koran vorgelesen wurden, feierten als Gründer einer jahrtausend langen christlichen Zeit der Hagia Sophia die wunderbaren alt christlichen Mosaiken der Deckengcwölbe, teilweise sreigelegt, ihre Auferstehung. Die Sperrung und Schließung des Gottes hauses sür religiöse Zwecke ist von weltgeschichtlicher Bedeu tung.