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Ausgabe K 8 un- v Güi* vki*H»Güvks u- KuIRui* Dkeeden-«., Poltekstr. 17, 8««n«. MU «. L10U S«IchS>t,p<ll«, Duck ««» «<kla,r S««mania Buchdruck««! «. »«klag T^. «. S. Winkel, Polierst«. 17. 8««n«. riou, Postscheck: Nr. 10S>, Bank: Siodlbank Dresden Nr. Sl7S7 Fnr Folie oon ,SH«,«« Trwalt, Berbot, Sire» «de« «eiriedsstörungen hat ver ««zieh«, «d«, Jnf-^-nt lelii« «nlprllche, soll, di, Zetiung in belchränktem Umfang«, verlpätet -de« nicht «rlcheint. - LrsiiNungsort Dre °«, Nummer 1S4 — 33. Jahrgang Srlchelnt 0 »al wSchentlich «li de« illustki«,!«» Trott«- beilaz, ^Der geu«rr«IIer' und mehrere« Tertbeilag«« Monatlich« velugspreil«» «us,. v mit 8«. «ennoblotl und 8«u«er«tte« M. r,70 Aus,. B. ohne St. ««nnoblatt u. mit Feuerreit«, M. 7L0 «usg. L ohne St. Bennoblatt u. ohne Feuerreit«, M. 1,7« lllnzelnummer l0 Psg., Sonnabend, u. Sonntag-R«. 70 Psg. W dreii« Feil« > Pili W W WWWWWW WW W^ _ für gamlli-nanz-ig-n und Steliengeluch« » Pt«. - ggr Plaho-rlchrilt-, lSnnr» u olkss ettung Rückreise Schuschniggs über Ma Begegnung mit einem französischen Minister? Paris, 22. August. Der österreichische Bundeslranzler Schuschnigg hatte im Laufe des Dienstag nachmittag zwei aus führliche Unterredungen mit Mussolini in Florenz. Die iiber diese Besprechungen ausgegebene amt liche Verlautbarung veröffentlichen wir aus Seite 3 dieser Ausgabe. Bundeskanzler Schuschnigg hat Florenz bereits wieder verlassen. Die Rückreise nach Wien hat er mit einem kurzen Aufenthalt in Nizza unterbrochen. In einer aus englischer Quelle stammenden 'Nach richt aus Florenz wird die Frage aufgeworfen, ob Schusch nigg sich in Nizza nicht etwa mit einem französischen Minister treffen werde, um ihm über die Unterredun gen von Florenz Bericht zu erstatten. Suvich über dle Unterredung von Florenz Ein nach Florenz entsandter Sonderberichterstatter des „Matin" halte Gelegenheit, iin Anschluh an die Bekanntgabe der amtlici>en Verlautbarung über die Unterredung M u ss o l i n i —-S ch u s ch n i g g mit dem italienisclzen Unter staatssekretär Suvich, der der Unterredung beigewohni hatte, zu sprechen. Suvich erklärte: Die Besprechungen von Florenz haben lediglich die klare, gradlinige Haltung Flaliens in der ösler- r«!chiscl»en Frage und die unter Dollfuh angebahnte eng« Zu sammenarbeit beider Länder bestätigt. Sie stellen eine Füh lungnahme zwischen den Regierungsärefs dar. Die Reise Schnscl»- niggs ist vor allem ein Akt der Höflichkeit, der in unseren, Lande hoclmeschätzt wird. Er beiveist vor allein, das, die Po litik beider Länder in vertrauensvollem Einvernehmen bleibt. Auf die Frage, ob man an die Notwendigkeit «xcdackl habe, die bereits bestellenden Abkommen, vor allem im Sinne einer in i - litä rischen Zusammenarbeit zu eriveitern. oder zu ändern, erwiderte Suvich: Keineswegs. Es ist von keinen, neuen Pakt und oon keinem neuen Abkommensplan gesproclren Paris. 22. August. Die Unterredung zwischen Bundeskanzler Schuschnigg und Mussolini findet in der Pariser Presse stärkste Beachtung. Der ossiziüse ,.Pe lit Parisie n" behauptet, das, Musso lini die englische und französische Regierung als MUgaraulen der österreichischen Unabhängigkeit loyal aus dem laufenden halte und bezeichnet» die Verlautbarung als „konform der ge meinsamen sranzösisch-englifchatalienifchen Erklärung", durch die die drei Mächte dce Unabhängigkeit Oelten-eichs garantiert hätten. Die Verlautbarung bekräftige die italieniscl-e Garantie und betone nachdrücklich, das, die innere Autonomie Oesterreichs gewahrt iverdeu müsse. Hiermit habe Mussolini zioeisellos au- - de uten wollen, das, er entschlossen sei, wenn nötig mit G email Mch gegen offenen oder versteckten Anjchlus,versuch zu nüder- Dtgm, das, er jedoch nicht beabsichtige, in die öslerreichisä>en Angelegenheiten einzugreisen, wenn die Unabhängigkeit Oester deichs nicht bedroht sei. So ruhig wie dieses halbamllicln! Organ beurteilen jedoch nicht alle Blätter den Ualienisch-österreichisä^n Meinungsaus tausch. Einige Blätter befürchten, das, Mussolini eine ausgespro chen italienische Politik auf Kosten anderer Mächte zu treiben versucht sein könnte. Nicht nur die radikalsozialistische „E r e Nou velle", die Mussolinis Spiel „beunruhigend und thea tralisch" nennt, sondern auch rechtsstehende Blätter scheinen der vom Duce entfalteten diplomatischen Tätigkeit mit einigem Mis,trauen zu begegnen. London, 22. August. Zu dem Ergebnis der Zusammenkunft zwischen Mussolini und Bundeslranzler Schuschnigg schreibt „Daily Heral d", in Florenz sei etwas geschlissen worden, was grosse Aehnlichkeit mit einem italienischen Protektorat über Oe st er reich habe. Italien verpflichte sich nicht nur, Oesterreich gegen einen Angriff von autzen her beizustehen, sondern auch alle Mittel anzuwenden, um den Sturz der jetzigen Diktatur in Oesterreich mit friedlichen Mitteln oder mit Gewalt zu verhin dern. Falls die Regierung Schuschnig von einer solchen Gefahr bedroht werde, dann verpflichte sich Italien, zu ihrer Unter stützung italienische Truppen iiber die Grenze zu schicken. Um den Schein zu wahren, würden diese Truppen ossiziell unter österreichischen Besch! gestellt werden. Der Sonderkorrespondent der „T i m c s" in Florenz schreibt u. a.: Die Bezugnahme aus die Erhaltung der Ruhe im Donau becken kläre für den Augenblick die vielen Gerüchte über die Wiedereinsetzung der Habsburger und ebenso gewisse diplomati sche Berichte, in denen behauptet wurde, Italien habe gewisse Botschaften darüber sondiert, ob der Abschlutz eines regelrechten Militärbündnisses mit Oesterreich wünschenswert wäre, ein Bündnis, das Italien notfalls das Recht gebe, in Oesterreich worden. Unser Ziel ist, die bestehende Zusammenarbeit zu vec- stärken, aber nicht zu ändern. Als ivir Truppen an der österreichischen Grenze z n s a m me nge z o ge n hat ten, hatten wir diesbezüglich kein Sonderabkommen mit Oester reich getroffen. Wir haben entsprechend der gegebenen Not wendigkeit, und unserer lieber,zeugung. der Sacl>e des Friedens zu dienen, gehandelt. Suvich bestritt, das, die Frage der Wie dereinsetzung der Habsburger geprüft morden sei. Man habe sie in keiner Weise aufgeworfen oder erörtert. Die italienisch Regierung sei mit der österreichisch» Regierung der Auffassung, das, diese Frage nicht aktuell sei. Schuschniggs Reise nach Nizza, führt« Suvich weiter aus, habe nichts mit der österreichischen Politik zu tun. Es sei klar, das, der Bundeskanzler, wenn er am späten Nachmittag Viareggio passiere, wo die Exkai serin Zita sich aushalte, keineswegs beabsichtige, dort einen unangebrachten Besuch zu machen. Auf den Einwand, das, aber doch Fürst Starhmöerg gesagt habe, das österreichische Volk würde einer Wiederherstellung der Monarchie nicht ungünstig gegenüberstehen, erwiderte Suvich! Der Vizekanzler hat in sei nem Interview erklärt, das, di« Restaurat-on in Oesterreich keine aktuelle Frage sei. Er fügte hinzu, das, das Volk, wenn es zwischn Hitler und Otto von Habsburg zu wählen hätte, sich in der Mehrheit für die ziveit« Alternative aussvrechn würde, das, ahr die Frage, zwischen nationalsozialistisch»! Regime und Restauration zu wählen, sich glücklichrweise Hute nicht stelle. Oesterreich sei unabhängig und will unabhängig bleiben. Wir werden ihm nach besten Kräften üahi hisen. Der Sonderberichterstatter des „Malin" konnte a u ch B u n d e s k a n z le r Sch u s chn igg über seinen Eindruck be fragen. Schuschnigg erklärte, das, er mit dem Ergebnis der Besprechungen in Florenz voll zufrieden sei und erwiderte auf die Frage, ob die Frage einer militärischen Imerven'-on im Falle einer neuen deutschn Drohung erörtert worden sei, man hah ausschlietzlich über wirtschastlich Angelegenhiten gesuro- chn, die mit den politischn Problemen eng zusammenhinge i. Auch Schuschnigg bestätigte, das, er nicht in Viareggio Halt zu machen gedenke. eine militärische Aktion zu unternehmen. Ein anderer Bericht, so behauptet die „Times", sei in gewissen deutsch e n Kreisen in Umlauf gewesen, wonach die Zusammenkunft ein Prüfstein für den italienischen Wunsch bilden würde, die „zerrissenen Fäden der Freundschast mit Deutschland" wieder anzuknüpsen. Der ganze Ton des Kommunigues aber, besonders die Bezug nahme auf die völlige innere Autonomie Oesterreichs zeige, das; Mnssolini und Schuschnigg gemeinsam Deutschland vor einer „Einmischung in innere österreichische Angelegenheiten" warn ten. Was das positive Ergebnis der Besprechungen angehe, so sei, meint die „Times" mit einer ernstlichen Bemühung zu rechnen, das durch die römischen Protokolle zwischen Italien, Oesterreich und Ungarn geschaffene System aus die Kleine En tente und auch auf Deutschland auzudehnen, falls letzteres „den Zusicherungen des Herrn v. Papen entsprechend" handele. * Italienische Vlätterstlmmen zur Florenzer Zusammenkunft Mailand, 22. August. Di« Zusammenkunft Mussolini- Schuschnigg wird von der italienisch» Press« in allen :hien Phasen in grötzler Aufmachung wiedergegeben. Einheitlich wird htont, das; das Treffen auf der Linie der freundghaftliäien Beziehungen der beiden Länder liege, die unter Dollfus,' Kanz lerschaft in den römisch» Märzprotokollen auch wirtschaftlich ihren praktischen Ausdruck gefunden Hahn Ter römisch Korrespondent der „Gazetta del Popolo" nimmt das Florenzer Treffen wieder einmal zum Anlas;, in gewohnter Weise gegen Deutschland zu Hetzen. Im übrigen gibt di« italienisch Presse die ausländischen Kommentare ausführlich »'»«der. Ehemaliger Ministerpräsident üdernimmt die Führung der Kath. Altion in üngarn Dr. Karl H u s z a r, der ehemalige Ministerpräsi dent von Ungarn, hat die bisher von ihn, inne gehakte Präsidentschaft des Sozialversichernngsinslituts niederge legt, um die Leitung der katholischen Aktion zu überneh men. Er solgt damit einem besonderen Wunsch des Kar dinals Seredi. Er beabsichtigt als erstes die Herausgabe einer katholischen Tageszeitung. Aus dem Katholiken- kongres; Ende September wird Dr. Huizar sein Pro gramm bekannt geben. Spanien n. X. Mehrere Monate lang sind Volk und Land in Spanien durch die marxistische Eeneralstreikhetze in einer ständigen Unruhe gehalten worden. Sozialisten und Syn« oikalisten wetteiferten miteinander, indem fie in den grotzen Industriestädten, vor allem auch in Madrid, Auf ruhr und Stratzenkämpse anzettelten, Bombenanschläge verursachten, Werks- und Verkehrsstreiks inszenierten, um die Negierung der radikalen Republikaner, die sich aus die im Aufschwung begriffene Partei der Volksaktion stützen mutz, unter Druck zu setzen. Der Negierung ist es zwar gelungen, mit Polizei und Militär die Eeneralstreik- bewegung einzudämmen, so datz sich die Marxisten aus einzelne örtliche Aktionen beschränken und im grotzen und ganzen einsehen mutzten, datz sie aus diese Weise nicht zum Ziel kamen. Aber das Land ist nach dem Abslauen der marxistischen Ausstandsversuche keineswegs zur Nutze ge kommen. Die politische Lage in Spanien wird neuerdings durch zwei wichtige und ernst zu nehmende Aktionen be stimmt. Die eine ist eine parlamentarische Aktion, die Vorbereitungen zu einem Zusammenschlutz der republikanischen Linksparteien, die andere sind die regionalen Selbständigkeitsbestrebungen der Basken l und K a t a l o n e n, die der Negierung ernste Sorgen be reiten und neue innerpolitische Kümpfe erwarten lassen. Die rupublikanischen Linksparteien haben in der ver gangenen Woche endgültig den Beschluss gefatzt, sich zu einer neuen Sammelpartei znsammenzuschlietzen. Das Ziel dieser neuen Partei ist die „Wiedereroberung der Re publik", die nach der Auffassung der Linken nicht erst durch die Terroraktion der Marxisten, sondern auch mit dem An wachsen der Bewegung der „Volksaktion" unter dem jungen Eil Nobles in „Gefahr" geraten ist. Die Bestrebungen ver stark zersplitterten spanischen Linksparteien, sich zu einer grötzeren Aktion zur Rettung der bedrohten Republik zusammenzuschlictzen, sind bereits seit län gerer Zeit im Gange. Das erste Ergebnis ist jetzt zustande gekommen. Die N a d i k a l d e m o k r a t i f ch e Partei unter der Führung des ehemaligen Minister präsidenten Varrios wird sich mit der Partei der R a d i k a l j o z i a l i st e n vereinigen Ihr nächstes Ziel ist, auch die Nationalrepublika nische Partei zum Anschlutz an die neue Gruppe zu bewegen. Es würde dann nur noch die Republikanische Linke unter ihrem Führer Azana und die linksgerichtete Gruppe der Kata lanen draussen stehen. Aber auch mit ihnen will man Verhandlungen iiber einen Zusammenschlutz aufnehmen, so datz, wenn diese Verhandlungen zu einem Ergebnis füh ren, eine einheitliche Aktion der gesamten Linken ermög licht würde. Wenn auch nicht alle Gruppen ihre Selbstän digkeit auszugeben beabsichtigen, so wäre in diesem Falle doch damit zu rechnen, datz zum mindesten in den Cortes die Linksgruppen in der Form eines Kartells geschlossen austretcn würden. Mit dem Beschlutz der Radikaldemokratcn ist die Ent wicklung des szmnischen Parleiwesens in ein neues Sta dium getreten. Die nichlmarristische Linke hofft, in näch ster Zeit einen stärkeren Einflutz auf die spanische Politik zu gewinnen. Ob sie dadurch mit den Sozialisten in ein« Kampfstellung kommen, sei vorläufig dahingestellt. In erster Linie ist das sicher nicht beabsichtigt. Ihre Aktion dürste sich vielmehr gegen die von Gil Nobles geführte Bewegung der „V o l k s a k t i o n" richten. Die inner politische Lage hat sich in den letzten Tagen zugejpitzt. Gil Nobles hat die Bestrebungen der Linksgruppen bereits mit einer Drohung gegen die überwiegend unter dem Einslutz der Radikalen stehende Negierung Samper beantwortet. Die gegenwärtige Regierung bedarf ebenso wie ihre Vorgängerin unter Lerroux der Unterstützung durch die Volksaktion, um überhaupt eine Mehrheit in den Cortes zu erlangen, wenn sie nicht die kostspielige und risikoreiche Vundesgenosscnjchast der Sozialisten suchen will. Das Hauptorgan der Volksaktion in Madrid „El Debatc" hat, wie vor kurzem schon gemeldet, der Ne gierung zum Vorwurf gemacht, datz sie in dem schweren Konflikt mit den Basken und Katalanen eine allzu schwäch liche Haltung bekundet habe. Es ist nicht ausgeschlossen, datz die Regierung sich bereits mit Rücksicht auf die gemel deten Znsammcnschlutzbestrebungcn zu dieser nachsichtigen Haltung hat bestimmen lassen, um die Katalanen vor allem für den neuen Plan zu gewinnen. Gil Nobles hat daher erklären lassen, datz die Fraktion der Volksaktion Anfang Oktober, wenn die Cortes wieder zusammentreten, der Ne gierung das bisherige Vertrauen versagen wird. Die Er klärungen in „El Debate" schlietzen mit dem Hinweis, datz die Volksaktion bereit sei, wenn es notwendig erscheine, die Regierungsbildung selbst zu übernehmen. Dieser Ent schlich dürfte auch für Gil Nobles von grötzter Tragweite sein. Denn die Bewegung steht damit vor dem arotzen ent- Paris und London zum österr.-iialienischen Meinungsaustausch