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«eite 10. Nr. VS8. Sonntags-Ausgabe Leipziger Lagsblatt Sonntag, 31. Oktober ISIS Aus wieviel Kriegen besteht der gegenwürtige Weltkrieg? Wir lesen in der »Köln. Zig.": Am gegenwärtigen Weltkriege sind beteiligt 13 Völker oder Staaten: nämlich auf unserer Seite vier: Deutschland, Oestcrretch-Ungarn, Bulgarien und die Türket; auf der feindlichen Sette neun: Rußland, England, Belgien, Frank reich, Monako, Italien, Montenegro, Serbien und Iapan. Nicht alle diese Grosz- und Kleinmächte Haden aber den vier Zentralstaaten den Krieg erklärt. ES befinden sich vielmehr im Kriegszustände: Deutschland mit 8 Staaten (Italien fehlt) 8 Oesterr eich-Ungarn mit allen 9 feindlichen Mächten . ... 9 Bulgarien mit den 6 Mächten: Äustland, England, Frankreich, Italien, Montenegro und Serbien (Nustland ist sinngemäsz mit ausgesührt, obwohl die förmliche Kriegserklärung, soweit be kannt, noch auSsleht) tt Die Türket mit denselben 6 feindlichen Mächten 6 Ferner von der Gegenseite: Ausland mit den 4 Zentralmächten Deutschland, Oesterreich- Ungarn, Bulgarien und der Türket t England mit denselben 4 Mächten 4 Belgien mit den 2 Staaten Deutschland und Österreich-Ungarn 2 Frankreich wle Ausland und England nilt 4 Staaten .... 4 Monako mit 2, nämlich Deutschland und Österreich-Ungarn . . 2 Italien mit 3, nämlich Österreich-Ungarn, der Türkei und Bulgarien 3 Montenegro mit 4: Denlschianö, Oslerreich-Ungarn, der Türkei und Bulgarien 4 Serbien mit denselben 4 Mächten 4 Iapan mit Deutschland und Österreich-Ungarn 2 zusammen .">8 Da aber vorstehend feder Krieg doppelt gezählt ist, nämlich bei Freund und Feind, z. B. Deutschland gegen Iapan und Iapan gegen Deutschland, so must die Summe 58 durch 2 geteilt werden, um die Zahl aller gegenwärtig im Gang befindlichen Kriege zu finden. Es find 58:2 — 29! Rabbi Ben Akiba würde also, wenn er heute noch lebte, nicht sagen können: „Alles schon dagcivcscnl" (Der Verfasser hak noch einen schlimmen Feind vergeben: San Marino!) Wie ich London rviedersah Von einen« n e u t r a l e n B c r i ch l c r st a t t c r. London, 24. Oktober. Die Lage der englische.« Negierung Hal sich besonders darum io überaus k r i t i f ck gestalt L, weil sie im Innern die Arbeiter schaft und nach aufien hin die verbündeten Brächte bei guter Laune zu erhalten hak. Dabei must sic von ihren politischen Gegnern die fchärfitea Angriffe widerstandslos ' ber sich ergehen lassen. Es verdient Beachtung, Last die Knick an den Mastnahmcu der Negierung non der Zcnsurbchöcde, die doch ein Teil der Negiernngsaewait ist, von dem Augenblick ab, wo der Mistcrsolg der Offensive im Westen nick) mehr verheimlicht werden konnte, mit geschlossenen Augen zugelasscn wurde. Der Austenslchendc könnte der Meinung sein, die Negierung befinde sich in ihrer unbestreit baren Notlage vollkommen machtlos gegenüber den Angriffen ihrer poli tischen Feinde. Das ist aber nicht der Fall. Wer hier in London Ge legenheit hak, das Parlciget.icbe in nächste.' Nähe zu beobachten, wird finden, dast die Negierung soviel politische Klugheit in all ihren schweren Nöten behalten Hal, um der zu einer Erploslon drängenden Mihstimmung im Volke rechtzeitig ein Ventil zu öffnen. Ich bin persönlich ganz der Ansicht der Regierun zsleule, dje behaupten, dast auch ein Nachfolger des Herrn Asquith vor genau denselben Schwierigkeiten strhen würde, und genau so gut und io schleckt wie der letztere regieren konnte. Es wird da weidlich auf die Diplomatie des Verbandes im allgemeinen und auf die Diplomatie Englands im besonderen loSgedroschcn, ohne dast bisher von der Kritik angedcuiet werden konnte, wie die Fehler vermieden und wie cs in Zukunft besser gemacht werden könnte. Eins stehl doch nuster allem Zweifel: würde Herr French oder meinetwegen Herr Iossrc bei der letzten Offensive den erwarteten Er folg gehabt haben, so könnte Herr Asquith vergnüglich und ungestört wcilcrrcgicrcn. Kein Hahn würde in einem solchen Falle auch in Eng land danach krähen, w:e die Dinge am Balkan oder im Millclmecr, in Aegypten oder in Indien stehen. Ich will damik gesagt haben, dast die Hauptschuld an der mistlichen Lage der Negierung die Herren French und Iosfre kragen. An diese Männer aber darf sich natürlich die Kritik nicht heranwagen. Cle werden durch die Zensur geschäht. Eigentlich weist das auch jeder dcnksähige Engländer. Vor seinen Freunden spricht er sich in diefem Sinne auch rückhaltlos aus. Aber dem gewöhnlichen Manne gegenüber must eine Komödie ausgesührt werden. Denn der gewöhnliche Mann ist fa dazu da, das Werbegcschäst der Negierung und Heeresleitung zu fördern. Würde der Mann au. dem Volke schwarz aus weist bestätigt sehen, dast die Militärs und nicht die Diplomaten verantwortlich für Eng lands bitter-ernste Lage sind, dann könnten Lord Kitchcner und Genossen die Werbetrommel zum alten Elsen werfen. AuS diesem Grunde tritt das Ministerium mutig zur Deckung der Heeresleitung vor das Volk hin und lästt sich von einer erbarmungslosen Kritik abschlachten. In den Kreisen deS Unterhauses ist es weder bet Freund noch bei Feind der Negierung ein Geheimnis geblieben, dost Asquith und Grey seit etwa vier Wochen derart umtSmüde sind, dast sie mit Sehnsucht aus den Augenblick warten, wo sie sich einer ferneren Verantwortung sür den Ausgang des Krieges entziehen können In jüngster Zeit hat sich Sir Carson mit seinem aufsehenerregenden Nücktritt in der Ocssentlichkeit stark bemerkbar gemacht. Ich habe aber nickt beobachten können, dast er im Volke grostc Sympathien geniestt. Er hat gut reden, wenn er er klärt, er habe in dem Regierungsprogramm die Klarheit und Voraussicht vermisst. Selbst seine Freunde halten ihn, vor, dast er doch in der Lage gewesen wäre, als Mitglied der von ihm jetzt kritisierten Regierung sür ein klarer umschricbOnes Programm mit sorgen zu Helsen. Ich habe mich in den Kreisen der Parlamentarier, iin Unter- und im Oberhaus um getan und biShe« auch nicht das geringste Anzeichen entdecken können, dast ein Kabinett, in dem Carson und andere Gegner der Regierung, wie sie In der .Mornina Post' das scharfe Wort sichren, sästcn, auch nur die geringsten Aussichten aus eine gröstcre Lebensfähigkeit als das Ministerium ÄSqullh hätte. Die Zuspitzung de« Lage Englands ist doch nicht nur eine Folge der fehlerhaften Politik der leitenden Persönlich keiten, sondern auc!) das Ergebnis der Verhältnisse, wie sie sich aus dem Gange der militärischen Ereignisse ergeben haben. Als ick vor einem Iahre zum ersten Male im Lauf des Krieges englischen Boden betrat, v.u« «a. selber geneigt, zu glauben, dast die Anst'evc.r rven der Behörden viel zu wünschen übrig lassen. Damals war man der Gröste der Aufgibe noch kaum gerecht geworden. Aber über den Winter hinaus halte sich England zun mmcngerafst. Ich sah cs im Frühlinc mit ganz anderen Augen on und must heute betonen, d'st eS namenklicb iir der Oiganisalion dec N!unition s h erstcl- luv. g über den Sommer hinweg vr 'b'üssende Fortschritte gemacht hat. Oyve diez.- Le-finnoen ocr Briten wäre ver Krieg vielleicht schon im ver gangenen Monat zugunsten der Feinde England-- entschieden gewesen. Ich möchte diese Tatsache besonders varum hcrvorhcben, weil ich es in Paris erlebt habe, dast französische Polit-Ker, d«< in der nächsten Um gebung ter rolligen Regierung sieben, nnl an r>. Adresse Englands ge richteten Voiwürjen üoer eine» Mangel an Munitionslicscrungen nickt gekargt haben. Diese Herren über sehen meines Erachtens vollkommen, dast ohne die englischen Lieferungen >>rr Iofsre auch nicht lm entfern testen air eine Wiederholung seiner Offensive denken konnte. Fast möchte ich glauben, dast die Leistungen Englands bei seinen Feinden eine grösterc Würdigung finden, als bei seinen Freunden. Die letzteren mögen sich mit Recht über Iohn Balls Knickerigkeit m Geld-, Kohlen- und Rohmaterialien-Angelegenheiten beklagen. Aber in diesem Pu.uste hat, was mitunter übersehen wird, die Regierung keinen oder nur einen sehr geringen Einslust aus die Gestaltung des Verhältnisses mit den ver bündeten Mächten. Eine andere, eine sehr wichtige, vielleicht die wichtigste Frage drängt sich aus: Ist England imstande, feine bisherige Leistungsfähigkeit in der Herstellung von Kriegsmaterial für sich und seine Verbündeten auf der bisher erreichten Höyc zu erhallen oder noch zu steigern? Ich muh diele Frage, von deren Beantwortung für den Gang dec Kricgsbegebnific un endlich viel abhangt, nach dem, waS ich vier gesehen und gehört habe, verneinen. Ein bekannter Arbeiterführer, der alles andere als ein Kriegsgegner ist, oehandelle Kürzlich diese Frage in einem Kreise von Iournalislen. und Kain zu dein Ergebnis, dast England in dieser Beziehung den Höhcpunkl überfchriltcn habe. Seine Darlegungen er schienen uns allen >chr einleuchtend. Es hat in den letzten drei Monaten eine stcberspannung der Kräfte in den Werkstätten stattgcsunden, die sich in überaus zahlreichen Erkrankungen der Arbeitenden bemerklich machte. Die Natur verjagt Es waren anfehnliche Prcije aus Rekordleistungen sür die Arbe le» ausgeiekzt worden. In jeder Weise verstand man cs. in den Betrieben neue Energien zu wecken. Ingenieure und Fabrikleiter erhielten allster jedem Verhältnis stehende Belohnungen, sonst« sic mit Glanzleistungen antworten Konnten. Die Negierung und KriegSvcrwal- kung unterstütze dieses Hinaufichrauben der Produklionsfü.stgkeit in jeder nur erdenklichen Form. Der Rückschlag liest nicht lange auf fich warten. Trotz höherer Lohnangebote sahen sich viele Betriebe gezwungen, neue Aufträge infolge von Ardeltermangel zurückzuwelsen. Nach einer Schätzung des bezeichneten Gewährsmannes, die er selber als sehr nledrtg bezeichnet, liegen fetzt 10 Prozent der Arbeiter, dle noch «m vorigen Atonal vollkommen zefunü fchlenen, an schweren Nervenkrlfen, an Ab zehrung und Herzleiden krank danieder. Erjatz lsl mckl da. In Regie- rungskreljen ist die Einführung von italienischen und russischen Ardeits- Kräften in Erwäaung gezogen worden. Gcgen einen solchen Plan aber würde sich die Mehrzahl der Arbeilerorganifalicncn zur Wehr fetzen. ES handelt sich um ein Prinzip. Sie wollen nicht, dast da ein folgen schwerer Anfang gemacht werde. Sre furchten mit einigem Recht eine Lockerung ihrer Lohnfch>aude. Aus dem gleichen Grund« wird der Re gierung die Werbung von neuen Soldaten mehr und mehr erschwert. In Parts erhält man fosort den Eindruck, dast sich das Volk in seiner Wchrkraft erjckörsl Hot. England könnte noch viele Hundert tausend« junger Männer ins Feld stellen. Aber dle Aufforderungen des Lord Derby fchetnen kein Echo unter diesen Hunderllau>enden gesunden zu haben. Desto stärke« und nachhaltiger ist das Echo, das von der Schlackt bei Looü herüd?rlch«.lll. Die Londoner fürchten nachgerade eher einen Sieg, der mit fo ungeheuren Opfern errungen wird, als eine Nieder- läge, w nii diese dem Feind« nicht den Weg nach Calais öffnet. Die Namen Rcuve Cha pelle und Loos besitzen bet den Engländern einen biliercn Gejckmack. Verwundete, die bei Loos gekämpft haben, crzäalen ihren Angehörigen in London, dast die Verluste der Engländer bei Loos noch gröster gewesen wären als bei Neuve Ehapclle. Bisher aber glaubte London, üafz die Schlacht bei Neuve Lhopclle in ihrer Furchtbarkeit nie mehr zu üverbietcn wäre. Daher steht alles unter dem Eindruck der T'ugik des «nglifcken Sieges von LooS. Diese Tragik aber wurde erhöht, als die Meldung kam, dast mit dem Siege keine wefcnllich« Acntcrung in dem Gcfamtviide der Osscnsioe erzielt wurde, und dast schllcstlicl) der Zeind das ibm streitig gemachte Gelände zum grosten Teile wi^-'gewonnen habe. Bayer trauert London um Loos. Vss M PMMst üSer de» Krieg zu fWu HA EX. Die EtimmungSmacher der Pariser Zeitungen sind neuerdings eifrig damit beschäfiigt, ihre Leser durch Unterredungen mit bekannten und möglichst populären Persönlichkeiten zu interessieren. Und da der Burgfriede eine allgemeine Einrichtung geworden ist, schreckt man nicht mehr davor zurück, selbst mit so revolutionären und staatSerschütterndcn Persönlichkeiten, als welche dir englischen Sussragetten bisher be kannt und gefürchtet waren, Reklame zu machen. Nunmehr veröffentlicht daS .Iournal des Deöats" die Unterredung eines feiner Mitarbeiter mit Mist Chrislable Pankhurst, der Tochter des berühmten weiblichen Präsidenten der englischen Sussragettcnarince. Fräulein Pankhurst ist, wie das französisch« Blatt mit Nachdruck versichert, die würdige Tochter ihrer Mutter: .Dieses junge Mädchen, das sich der Verfechtung der Ideen der Frauencmanzipalion gewidmet hat, schreckte nicht davor zurück, die wenig erfreulichen Kneipen in den Londoner Vororten auszusuchen oder selbst sich dem Schein angeblicher Lächerlichkeit auSzusetzcn. Die mutigen Taten und Acusterungen, die auch sie bereits als Suffragette bekannt gemacht naben, sind populär genug, am nicht wieder in Erinnerung gerufen werden zu müssen. Ieht aber hat Mist Pankhurst sich gleich ihren Schwestern dem Rekrulierunqsdienst gewidmet.' Nach dieser würdigen Einleitung teilt das .Iournat deä DebatS' der auskorckcndcn Welt mit, waä Fräu lein Pankhurst über den Krieg zu sagen hat: .Trotz des Krieges glauben wir noch immer an jene ideelle Unver letzlichkeit, die wir die Helligkest des menschlichen Lebens nennen. Aber n Anbetracht der gegenwärtigen Verhältnisse hat niemand das Recht, zu sagen: Ich schlage mich nicht, ich nehme nicht an diesem Kriege teil. Ich glaube, dast wir schon jetzt unser Ziel erreicht hätten, wenn wir gleich bei Kriegsbcginn auch bei uns das System der allgemeinen Dienstpflicht ein- gclührt hätten, wie es Frankreich besitzt. Wir brauchen sogar die allge meine Dienstpflicht weit dringender als die Franzosen. Wir müssen uns auch fragen, was aus uns allen geworden wäre, wenn die Staaten, die an unserer Seite Kämpfen, nichts weiter als unser nationales Verteidigungs system gehabt hätten. ES ist wahrscheinlich, dast unsere Länder in diesem Falle jetzt bereits deutsche Provinzen wären. Auch sollten bei uns die Frauen sich eifriger betätigen, denn sie müssten eine wichtige Rolle in der nationalen Verteidigung spielen. In allen vorbereitenden Organisa tionen, wie Ausrüstung. NahrungSmikkelversorgung, Munikionscrzcugung, kennte die Frau hervorragende Dienste leisten ' Nbeuma.Gicht, Hcrz-,Lungcn-, Magen- und Äeinlciden re. behandelt mit bestem Erfolg Sprechzeit 9—12 u. 4—t> Uhr. ttaosr» Sie k«ln» La»,'tat«. höchste Xrle-sermäßlgung chrig^Echne0gaa-»aShmaschln» Kronei» «tt kji-iuUfch«, »»" SN M. ft«it «4L m. f», »» rn. eil« on» n»ppr. v»k?llg»pk'ts«.v«rs»ok»,r, Nsi»mas»ia«, ia all«» Jake« liifer. 0- veursch. 0,a»t,0'ver,i>>«. Natol. arat. 8»iim2»ckii>e>> o. ^aeavovA», »eitin, Lwieasirav« UM sii Wte verkaufen v ir unsere bekannt sebr sparten neuen sta"- üsMilostiims koslittNfikkö Mlsn. kabiMk IVas l'rois anbelangt bieten vcirVorteilecvie kein I-astengssebält Iil)tt8m-üsvll Oeorxirinx 6, I. Klock Pelz-Westen Kanin m. wasserd. Stoff, auch ' einzeln abzugeben ä 10.— u. 12.—. 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