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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.10.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191510315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19151031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19151031
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-10
- Tag 1915-10-31
-
Monat
1915-10
-
Jahr
1915
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SIS warten. , neue » einer niedrig vorigen an Ad- Regte- llrdcttS- »n aber letzen, solgen- hl eine er Re- rl. )oik in ändert- >en deS junden on der >e eher 'tteder- Die lindern Haden, länder üisher ihrer r dem k aber nlliche > daß Teile hsl dings nnlen a der nicht rnden !r be- ltiicht r mit lichen st -st, )chter der »enig selbst atcn lacht rden stern tung räu- ver- !lber i. zu Ich bei ein- lge- unS - an lgS- scm die ln isa- ing. Sonntag, S1. Oktober ISIS Lr!7L^er ^a^evratt Nr. 55S. Sonntags-Ausgabe. Seite 11 Kunst» Herrschaft Leben Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. Kant. „Die Lokalbahn" und „Die Medaille" von LudwigLhoma. (Im Alten Theater am 30. Oktober 1915.) Ludwig Thoma hat stärkere Komödien geschrieben als die «Lokalbahn". Das Stück entochct der durchdringenden Satire, um wirklich jchmaachaft zu >etn, und die Eicscyeynljft stno im übrigen zu spärlich, um eine Handlung von drei Auszügen zu nähren. Die Fabel an sich wirnt ganz lustig. Ein Bürgermeister wurde wegen einer Lokalbahn-Angelegenheit zum Minister be ordert. Die sehr harmlos vercauiene Audienz bauscht er vor seinen Mitbürgern zu einer heroischen L-ppvsilionukundaebung aus, u.lv die Begeisterung bringt ihm daraufhin em Ständchen und einen enthusiastischen Zeitungsartikel. Ein Konflikt entsteht, als der künftige Schwiegersohn deS Bürgermeisters seine juristische Lauf bahn durch dessen Oppositionstat ocdroht glaubt und sich zurückzu gehen für geraten hält. Aber schliesslich klärt sich alles, als die biederen Bürger eS mit der Angst zu tun bekommen, der Bürger meister ihrem Drängen nachqibt und sich beim Minister zu ent- schllldigcn verspricht. Der Renommsst hat cS ja in Wir, lichkcit gaL Mait nölig; und nun bleibt auch der junge, engherzige Slrcber bei feiner Braut. Alles dies hätte nur durch s bärfere Satirik, durch stärker ausgetragene Groteske gewonnen und wäre, in einem Aufzug zusammcngcfaht, gern hingenommcn worden. In der «Medaille" geht es viel fröhlicher her. Der Amtsdiener Ncusigl hat wegen abgescssener D.enstzeit eine silberne Meoa.lle erhallen, und der BcziraSamtmann glaubt ihm zu Eh.en ein Festessen geven zu müssen, weil das Ministerium den Wunsch einer engeren Fühlung der Behörden mit den bäuerlichen Schichten durchbliaren lieh. So ergehen trotz des Einspruchs und ü.r Beden.rcn der reizbaren Frau Bczirksomlmann entsprechende Einladungen, und alles die-, besonders, weil der Besuch eines Re- gicrungSdireklorä erwartet und dieser als Zeuge der Verbrüderung erhofft wird. Abe^ der Ucberciser deS ^ezirksamtmannS wir!) übel gelohnt. Der Negierungsdirektor erscheint just im unrechten Augenblick, nämlich als die weinsröhliche Laune unter zweien der bäuerlichen Gäste eine regelrechte Nauferei hervorgeruscn hat. Die Gegenüberstellung des strebcsrcudigcn Bezirksamtmanns, der kühl temperierten Empfindlichkeit seiner Gattin und eines über- schneidigcn Assessors von echt Thomaschem Schnitt mit einigen 'Prachtexemplaren rustikaler Derbheit bietet viel Möglichkeiten humoristischer Entfaltung. Nur verträgt auch hier der Dialog einen weniger sparsamen Notstist. Die Breiten deS ersten Stückes wurden durch eine unfertige, des Tempos wie des rechten Zusammenspiels ermangelnde Dar stellung noch fühlbarer. «Die Lokalbahn" ist vor etwa 15 Jahren erschienen; wir hätten also um einer lohnenderen Aufführung willen gern noch acht Tage länger gewartet. Ein Fehler war vor allem die Besetzung der Hauptrolle, deS Bürgermeisters, mit M a r Bayrbammer. Uebcr die Trockenheit und Laftloslgkeit, mit der die Gestalt herausgcstcllt wurde, vermochte die äuhere Technik des bewährten NoutinicrS nicht hinwcgzutäuschcn. Vornehmlich fehlte der Humor, der menschliche wache liebenswürdig macht. Dafür gab Bayrhammcr die Szene, da der Schwiegersohn davon- ,-ugehcn droht, mit dem mimischen Aufwand eines bankerottieren- den Grohkausmanns. Buck die MaSke erschien für die Nolle wenig geeignet. Earl Huth bemühte sich um einen non vorn herein ziemlich farblosen Ma>or a. D., und man fragte sich, ob dieser treffliche Komödicnkpieler nicht bester mit Bayrhammer die Nollen getauscht batte Frisches Leben brachten unS Frida Netly und LarlEkert. Dessen Tnpe war so prächtig gesehen, dasi man ihr mehr Nolle und mehr Naum in der Handlung ge wünscht hätte. Ebenso, wie das Stück war auch die Darstellung der «Me daille", gleichfalls non Adolf Winds geleitet, im ganzen un- verhältnismästiq bester. H e l l m u t h - B r ä m repräsentierte das Strebertum deS BezirkSomkmannS ausgezeichnet, ohne die Kari katur zu unterstreichen. Als feine Gemahlin entzückte Mar garethe Schwarzer-Paschke durch eine sehcnrwürdige MaSke ebenso wie durch den ergötzlichen Ton ihrer Gereiztheit. Mamelok karikierte Len Assessor ohne Schonung. Bayr hammer erschien in der Eborakteristik des bäuerlichen Abgeord neten viel mehr am Platze als im erjten Stück Marie Dall dorf hingegen war diesmal nicht auf der Höhe ihrer Kunst. Sie gab nur die Schablone einer Nolle, aber nicht den Menschen. Der atemlos leiernde Ton ihrer Geschwätzigkeit war Manier, und sie schien ihr Spiel noch einmal zu parodieren. Damit versöhnte nur ihr Mienenspiel. Hans Beßler brachte die subalterne Be- Fahnenflucht Noman von Guido Kreutzer 38 «Nachdruck v«rdo!«n.) «Ich meine natürlich — was gnädiges Fräulein anbetrisst, so handelt eS sich da um geistiges Kraftfutter! Und waS ich nun überhaupt meine — also wenn gnädiges Fräulein eine berühmte Sängerin werden wollen und ich will den Milchertrag meiner Kühe steigern... wir sind doch da sozusagen Leidensgefährten; es fällt uns doch nichts in den Schoß; wir dürfen uns nicht entmuti gen lassen! Das meine ich!!' Das kleine Fräulein hatte verzweifelt zugehört. Es war im Augenblick nicht ganz einfach, den anmutig verschlungenen Ge- dankengängen deS guten blonden Jungen zu folgen, der ihr da mit so respektvoll untergezogenen Beinen gcgenübersaß und an scheinend nicht die geringsten Geschäftsgeheimnisse vor ihr besaß. Sollte da sie aus ihrem Herzen eine Mördergrube machen? Nein. Außerdem — jeden Abend sah man nicht in solcher kuscheli gen Erkernische! Und ob man überhaupt noch mal jemanden fand, bei dem einem das Herz in solchem Galoppkempo durchging? Ganz abgesehen davon: — wenn er nach ein paar Tagen wieder ln seine masurische Einöde obdampste . . . wer garantierte ihr denn dafür, ob sie dann nicht vielleicht wirklich noch In den Konzertsälen ihr Leben beschloß?! «Da sei Gott vor!" dachte das Rokokofigürchen entsetzt; lehnte sich ausatmend in ihren Stuhl zurück und liest sich wie folgt vernehmen: «Nett können Sie erzählen, Herr von Ostade. So anschau lich, so gewissermaßen plastisch, dast man Ihre ganze Milchwirt schaft gleich vor sich sieht!' .O!' «3a. Blost mich haben Sie mistverstanden. Nämlich mit dem Singen. Also das ist gar nicht nur eine momentane Unlust — ich mag überhaupt nicht mehr! Ich hab eigentlich nie recht gemocht. Nur mein Papa. Dem zuliebe hab' ich's getan, bin seit einem Jahr hier in Berlin und werd' meines Lebens nicht froh.' «O, gnädiges Fräulein!" bedauerte der Baron strahlend. Mademoiselle Kitty nickte eifrig. «So ist das Heimweh hab ich; nicht speziell nach Königsberg oder Altenburg, sondern überhaupt nach Ostpreußen! Und darum dürfen Sle auch nicht glauben, dast mir das mit Ibren Küken lang- scketdenheil in der kleinen Rolle des Neusigl zumal auch in der Maske überzeugend heraus, und Hans Zcise - Göcls wichtig tuerisches Schmmeislerlein belustigte. So entschädigte der zweite für den ersten Teil des Abends. Or. krlectrien Se-biecm. August Bungert -j- Als säst Siebzigjähriger ist der Tondichter August Bun ge r t zu Leutesdorj am Nycin aus dem Leben geschieden. Gröhes strebte er an, manches erreichte er. Aus ihm und seinem Schäften lag der Schattcn des Bayreuther Meisters. Er ging Idealen nach, die sich ihm niemals vollkommen erfüllen sollten. August Bungert war ein eifriger Arbeiter im Bereiche seiner Kunst. Eine bedeutende Vielseitigkeit kennzeichnete sein Wirken. Mehrere Kammerniusikwerke fanden Eingang und Anerkennung. Eine große Anzahl Lieder bürgerten sich nn Konzert und kunst freundlichen Kreise ein. Vokäikompojltlonen wandten sich an die Vereine. Eine symphonische Dichtung: «Auf der Wartburg" und eine «Heroische (Zeppelin gewidmete) Sinfonie" sanden ihr Publikum. Bungert schrieb auch zu Mar Grubes Fäusteln:ichtung eine A'rusik und suchte in dem Mysterium: „Warum? woher? wo hin?" den Problemen der letzten Dinge nachzugchcn Wie die meisten Tondichter neuerer Zeit suhlte sich Bungert von der Bühne auss stärkste anqezogcn. Einen vorübergehenden Erfolg hatte er in Leipzig 1884 mit der komischen Oper .Die Stu denten von Salamanca". Als Wort- und Tondichter erschien andert halb Jahrzehnt danach Bungert in der Tetralogie «Homerische Welt", die aus den Tondramen .Kirke", .Nausikaa", „Odysseus' Heimkehr" vnd .Odysseus Lod" bestehl. Im Zeitraum von 1898 bis 190-'» wurden diese Tondramcir nacyemander in der Dresdner Hof oper aufgejührt. Trvk Heiken Bemühens fanden sie nur geteilte Ausnahme. Der Wille war groß, ober es blieb bei dem ehrlichen Ringen Mil dem gewaltigen Stoss. Die Well urteilte anders, als die aus aufrichtigen Freunden und begeisterten Bewundern be stehende Gemeinde des Meisters, der .Bungert-Bund", der im rheinischen Godesberg ein Bungert-Festspielhaus erbauen wollte. Zu Malheim an der Ruhr am 14. März 184k geboren, war Bungert anfangs F Kussera'hs Schüler, begab sich aber alsdann nach Köln, wo er drei Jahre hindurch verblieb und weilte noch bis 1868 in Paris, um bei Georges Matthias tgeb. 182 ! zu Dessau) zu studieren. Nachdem er kurze Zeil in Kreuznach als Musikdirektor gewirkt hatte, lebte er erst in Karlsruhe, später (1873 bis 1881) in Berlin, wo er nochmals bei dem ehrwürdigen Friedrich Kiel sich strengen kontrapunktiscken Studien unterzog. Ein dauernder, später wiederholter Aufenthalt in Peglr bei Genua mag dem Künstler manche farbenreiche und poetische Anregung bei der Arbeit an seiner homerischen Tetralogie geboten haben. Die letzten Lebensjahre verbrachte August Bungert abwechselnd in der deut schen RcichShauplstadt und in Leutesdorf am Rhein, wo ihn der Tod von längeren Leiden erlöste. L. 5. Städtische Theater Karl GoldmarkS „Königin von Saba", die seit 34 Jahren nicht mehr im Spielplan erschienen ist, wird am 14. November zum 1. Maie In der bereits angckiindigten Neueinstudierung in neuer Aus stattung an Dekorationen und Kostümen aufgesührl werden. Infolge der technischen Schwierigkeiten, die in der gegenwärtigen Zeit die Neueinstudierung zweier Werke wie Schillers Don Carlos' (11. November) und GoldmarkS «Königin von Sava" (14. Novem ber) mit sich bringen, ist es in den nächsten 14 Tagen nur möglich, im Neuen Theater leichtere Opernwerire auf den Spielplan zu sehen. * * Ausstellung deutscher Kunst deS 19. Jahrhunderts im Leip ziger Kun st verein (Museum der bildenden Künste). Wie bereits mitgetellt, muß heute der erste Teil der Ausstellung deutscher Kunst deS 19. Jahrhunderts geschlossen werden, die in der Hauptsache Werke -er Frühzeit deS vorigen Jahrhunderts enthält. Um auch weitesten Kreisen die Besichtigung derselben zu ermöglichen, ist für heute, Sonntag, das Eintrittsgeld aus 25 D, ermäßigt worden. Am Sonntag, den 7. November, soll dann die Eröffnung der zweiten Abteilung der Ausstellung mit Werken der neueren Zeit und einer wertvollen Auslese von Hand zeichnungen eröffnet werden. Der Ertrag der Ausstellung wird für dle KricgSjürsorge verwendet werden. Besuchszeit am Sonntag '/»H—2 Uhr. Neuere Sprachwissenschaft und deutscher Unterricht Aus Berlin wird uns geschrieben: Am Mittwoch, den 27. Ok tober sprach im Nahmen der Deutschen Abende dcü Zentralinst.luts sür Erziehung und Unterricht Proiessor Dr. S ü t t e r l i n - Freiburg i. Br. über «Die neuere Sprachwijscnjchast und der deutsche Unterricht'. Der Redner legt rar, m welchen Punkten die sprachwissenschaftliche Forschung der letzten Zeit den deutschen Sprach unterricht umgcstaltet und gefördert habe; dabei stellt er allen Schul rten und Schulstuscn gemeinsame Satzlehre in den Mittelpunkt. D.ese Satzlehre crinnncrt nach ihm noch viel,ach daran, daß sie einst von der ganz anders gearteten lateinischen Sprache aus daS Dculsche übertragen worden ist. Denn sie saßt auch heule noch vor allem ü i e deutschen Erscheinungen ins Auge, die im Latein ihre Entsprechung haben, und übergeht damit manches rein Deutsche; ebenso betrachtet sie verschiedene deutsche Fügungen einjeilrg vom Standpunkt des Uebersctzers. Aoer . wettist war. Ganz im Gegenteil — es hak mich rasend interessiert — tausendmal mehr, als wenn mir einer was von der Lehmann oder der Carenno oder der Melba erzählt hätte! «Und Eie sollen sehen, Herr von Ostade — ich komm' auch schon wieder aufs Land zurück. Tot oder lebendig und in irgend einer Form; bloß nicht in Form einer Konzertsängerin. Aber kommen tu ich!" «Sollen Sie auch!" beschwichtigte Inst Warkenrode, der, seine Zigarrenkiste unterm Arm, schon eine ganze Weile ungesehen neben ihnen stand. «Sollen Sie auch, Sie kleine osipreußische Nachtigall. Der Eanitcnsral hat's mir bereits gestern eingcschärst, daß Sie zum Früb'ahr unbedingt aufs Land müssen. Aus Ge sundheils- und allen möglichen anderen Rücksichten. «Jetzt aber vorläufig mal schleunigst wieder ins Bett, denn die Stunde ist längst um, und morgen ist auch noch ein Tag. «Und Sie, Baron, stecken sich hier einen vernünftigen Tabak an und kommen zu uns an den Tisch — es wird Licht gemacht!" Ein paar Stunden später jedoch, bevor man sich für den Rest dieses TageS trennte, gab es noch zwei heimliche Unterredungen. Die erste sand oben im Frcmdensiübchcn statt, wo Sanna Dyrosj sich von dcr Freundin verabschieden wollte. Sie saß - schon in Hul und Pelz — aus dem Bettrand und versprach zum zwanzigstenmal, morgen nachmittag wieder zu kommen. Bis die kleine Patientin sich beruhigt in die Kissen zurückiegte. Doch im selben Moment saß sie wieder aufrecht — das Locken haar wirr in dcr Stirn, die Augen groß und glänzend — und preßte die Hände dcr jungen Witwe und beschwor atemlos: «Sanna — o hör, Sanna ... du darfst ja gar nicht so früh kommen, du mußt ja ein Ferntclephon abwarten!' «Ein Ferntclephon?' «Ja, Sanna .. . von Papa. Du mußt ihm gleich morgen früh telegraphieren, daß er dich sofort von Königsberg auS anklingelt. Wenn du um neun die Depesche abschickst, bat er sie mittags. Zwei Stunden dauert »S ungefähr, biS die telephsnische Verbindung her gestellt ist. So könnt ihr spätestens um drei nachmittags mit einander sprechen." «Und was soll Ich ihm sagen?' «Daß er sich abends in den O-Zug seht und herkommt.' «WaS soll er?' lrachlung von diefem ausgehe. Wie sich aus diesem Boden der ganze ein- sich dies ein- der am schlimmsten ist, daß die Art, wie die im Deutschen, aber auch im Lateinischen übliche Satzlehre ihren Stoss anordnet, den Forderungen dec Logik und der denkmäßigen Gliederung gröblich ins Gesicht ichlägt. 'Nach den Vorarbeiten von Jakob Grimm und John RieS <1894) sand erst W. Wundt das erlösende Wort, indem er den Satz für das urspiüngliche Gebilde erklärte und verlangte, daß jede Be- i , . „ . „ ' ' ' Stvtt einheitlich und restlos darsteilen lasse, zeigt der Redner im zclncn ausführlich. Neben diese neugegliedcrtc Satzlehre stellen bann zwanglos dre anderen Teile der Grammatik, und um jo mehr, als auch sie sich nach der Forschung der letzten Zeit heltiichcr ausnehmen als früher. Einmal iaht sich nämlich letzt regelmäßige Lautwandel leicht mit den aeoankl.chen Nahwirkungen (Ausglcnyungen und Berunähnüchungen) ebenso verknüpfen wie mit den geeankl.chen Fernwirkungen, die man früher unter dem Namen «Analogiebildungen" glaubte mehr abseits stellen zu müssen; dann aber geteilt pch diesem Lauiwandel wieder der Bedeutungswandel an die Sette, dem Wundt jetzt von der psychologischen Seite her näyeigerückr ist. — Nur ncdensäcntich hat sich die gejwichiliche Sprachforschung nut der Frage der Sprachrichttgkeit beschäftigt. Als sprachiicht'.g sah sie erst daS Herkömmliche an, und darum gab sie Im ZineisclSfaile immer dem Altertümlichen den Vorzug vor dem neu Auslrelen- den; so urteilte vor allem W u st m a n n. Später wurde man vo>sichtiger uni) erkannte kurzwrg doS liebliche als berechtigt an, ohn»- ec hter eine genaue Grenze ziehen zu können zwischen .lieblich" rind Wenig üblich"; darum konnte schließlich an dritter S.elle die Lehre o.u'- nommen, daS Zweckmäßige sei immer auch daS Gebotene, das heißt die AnSdrucltssotM, die c>cS Redenden Absicht tem Hörer auf dein kürzesten und bcguemstcn Wege bcibringe. — Altes in allem, so schließt dcr Redner, hat die Wisienschaft also in der letzten Zeil den deutschen Sprachunterricht in vielen wichtigen Punkten aus eine höhere Stufe gehoben; sie wird auch in Zukunjt sür ihn treulich weiterarbeiten rn der Hoisnung, daß die Lehrerschaft ihre Anregungen nütze und daS ihr Ilebcrmitlclle weitergebe. Der Vortrag wird übrigens bei dem Verlag Mittler und Sohn, Berlin, demnächst iw. Druck erscheinen. Neue Kriegsfor chungen über Kopernikus Man schreibt uns: Die wissenschaftliche Arbeit hat bekanntlich bei uns ruhig ihren Fortgang genommen, wenngleich unsere geographischen und ethnographischen ForscynngSexpeditionen an der Rücksichtslosigkeit der französischen und englischen Kolonialstrategcn scheitern mußten. Ein Zeugnis sür dies auch im Kriege stetige Fortschreilen dcr Gelehrten- ' arbeit sind die wertvollen neuen Forschungen über Kopernikus, über die der Danziger Gclcnrte Hermann Mankowski in dcr neuesten Nummer des .Weltalls" einacnend berichtet. Es handelt sich dabei, kurz rusammcngcsaßt, um seine wissenschaftliche Tätigkeit in den ermländl- schcn Städten Heitsbcrg und Frauendurg, in welch letzterer lhm sein Onkel, der Fürstbischof von Ermland, als Sinekure eine Domherrnstelle verschafft hatte. Der Begründer dcr neueren Astronomie erscheint hier auch als Arzt, wie er denn auch während eines Aufenthaltes in Italien Vorlesungen auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten hielt. Das astronoiiiiichc, erst viel später publizierte Hauptwerk seines Lebens dürste nach den neuesten Forschungen schon um etwa 1507 in Heilsberg in den Grundzüaen entworfen und später in Frauendurg, wo Kopernikus bis zu seinem Tode im Jahre 1543 weilte, ergänzt und abgeschlossen worden sein. Ausbeute verheißende Spuren weisen ferner nach Schweden, wo in den Archiven und Bibliotheken manches Neue über den großen Astronomen ru finden sein soll. Freilich wird sich natürlich dieses Material erst nach dem Kriege der Nutzbarmachung erschließen. Kleine Mitteilungen AuS Stockholm wird uns drahtlich gemeldet: DaSKöniglich Caro- ltnische Mediko-Lhirurgische Institut hat den Nobelpreis für Medizin für 1914 dem Privatdozenten für Ohrenheilkunde an der Wiener Uni versität Robert Barany sür Arbeiten über „Physiologie und Patho logie deS Bestidulum" verliehen. Dcr medizinische Preis für 1915 wird satzungsgemäß sür 1916 zurückgcstettt. Da also zwei Preise zu verteilen sein werden, beziffert sich der Preis auf ungefähr 147 000 schwedische Kronen. Am 21. August wurde, wie erst seht bekannt wird, in Havanna Dr. Carlos I. Ftnley mit großen Ehren zu Grabe getragen. Finlcy ist der erfolgreiche Bekämpser des gelben Fiebers. daS in verseuchten Ge genden etwa jeden zweiten Eingewanderten ersaßt. So war es auch auf Kuba vor dcr Entdeckung Irntcys, und wenn heute diese schöne Insel völlig frei ist von dieser tückischen .Gelben Gefahr", so verdankt sie cs nur der unermüdlichen Beharrlichkeit ihres wissenschaftlichen SohneS. Finlcy stellte, wie die bei Waller Rotswild in Berlin-WilmcrSdorf er scheinende .Klinisch-Therapeutische Wochenschrift" in einem Nachrufe aus ihn bemerkt, die Theorie auf, daß die Ucbertragung des gelben FicbcrS nicht von Mensch zu Mensch erfolge, sondern eines Mittlers bedürft in Gestalt deS Ouälgcistes Moskito. Als Finlcy vor etwa 30 Jahren mit dieser Idee hervortrat, wurde er zunächst und noch viele Jahre ver lacht. Da kam 1898 der Krieg zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten, dcr der bis dahin spanischen Kolonie Kuba die Unabhängigncit u'd die Republik brachte. Diesen günstigen Moment benützte Finlcy, um die Union für seine Theorie zu interessieren. Die weitere Aufgabe lag in den Händen der Einwanderungsbchörde. Man verfolgte den MoSkilo unermüdlich, zerstörte seine Brutplähe, indem man die stagnie- rendcn Wasserflächen auisuchte und mit Petroleum begoß. Heule ist Kuba frei von gelbem Fieber und Malaria. «AbendS den direkten O-Zug nehmen und Herkommen. Dann ist er übermorgen früh hier.' Die junge, blonde Frau strich besorgt über das kupferfarbene Lockengewirr. «Kindchen, fühlst du dich so schlecht?' Kitty Grusendorf lachte verschmitzt. «So wohl, Sanna, so pudelwohl, daß ich mich — verloben möchte!" «Kitty!!' «Wirklich und wahrhaftig. Herzlieb. Er ist ja ein so pracht voller Menjch und wir lieben uns so sehr; aber vor lauter Liebe traut er sich am Ende nichts zu sagen, lind denk dir bloß, wenn er vielleicht in ein paar Tagen wieder absährt und ist noch immer nicht mit der Sprache rausgerückt . . . also Sanna — ich kann ihm doch keinen Heirutsantrag machen!!' «Ja, Kitly — wer ocnn ... um Gottes willen?' «Na aber Herzlieb — dek Baron Ostade natürlich .. Daraus war es eine Weile ganz still. Die junge Witwe starrte dem kleinen Rokokosiqürchen total konsterniert ins Gesicht. Sie kam sich fast hilflos vor — gegenüber solch resoluter Ent schlossenheit. Sie erkundigte sich schüchtern: «Soweit seid ihr schon?' «Wieweil?" «Ich meine — daß es Zeit ist, deinen Vater Hals üver Zopf herzuzitieren?!' .Aber Sanna, was bist du mit einmal schwerfällig. Eben weil noch nichts ist. gar nichts — darum brauch ich Papa! Der ^oll mir doch dabei ein bißchen zur Seite stehen. Und du sollst es auch. Sonst — ich sog dir ja — am Ende fährt der Baron in ein paar Tagen nach Hause und dann ist alles aus!' Sanna Dyross begann dem Elan ihrer temperamentvollen Freundin dnmorislische Seiten abzugewinnen. Sie vergewisserte sich belustigt: «Sag mal, Kindchen — woher weißt du denn eigentlich so ge nau, daß Herr von Ostade dicht liebt?" Kitty Gräfendorf saß ganz steif ou'gereckt. «Ader das fühlt man doch. Herzlich! Da ist jeder Zveetfel auSaeschlossen. Das wär io auch noch schöner. Außerdem — hat dir schon mal ein Mann in der ersten halben Stunde der Bekannt schaft von seinem Milchertrag erzählt?!' ^Fortsetzung in der Morgen-AuSgab«^
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