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selbst wieder können uns nicht ohne Luther denken. Alle religiö sen Genies revolutionierten gegen Geschlchtstatsachen. Sie dach ten gar nicht daran, sich in ihnen einzubauen, sondern suchten sich von ihnen zu lösen. Alle religiösen Genies hinterlassen etwas wie eine wankende Welt. Aber das Wertvollste darin retten sie in ihre persönliche Welt mit hinüber, nämlich die großen Persönlich keiten, auf deren Schultern sie bei aller Originalität mehr oder weniger stehen. Und eigentlich ist es immer so gewesen, daß ge rade die führenden Geister ein feines Gefühl für das hatten, was sie den Persönlichkeiten vor ihnen verdankten. Sie wußten sich nicht als deren Schüler, aber als deren Vollender. Daraus geht hervor, daß jeder stärkern, religiösen Kraft die Tendenz innewohnt, Geschichte zu machen. Nicht bewußt. Lu ther hat sich dagegen gewehrt, daß er mit seiner Persönlichkeit Geschichte machen wolle, und dasselbe läßt sich vielleicht auch bei Jesus nachweisen. Aber Tatsache ist, daß die stärksten re ligiösen Persönlichkeit en immer eine Bewegung schaffen und damit auch ein Stück Geschichte. In dieser Geschichte muß die Kraft liegen, weiteres persönliches Leben zu wecken. Geschieht das nicht, dann wird sic allmählich ganz von selber zu einem Museumsstück. Es geht aber von der Geschichte des persönlichen Lebens, die wir im Christentum haben, bis zur Stunde noch unendlich viel neues persönliches Leben aus, und da mit erweist sie, daß in ihr noch sehr viel Entwicklungslinien für die Religion der deutschen Zukunft liegen. Daß trotzdem darin so manches zurzeit verfahren ist, hat ne ben anderem auch darin seinen Grund. Man wird das Christen tum nie loslösen können von den Persönlichkeiten, die am Anfang dieser geistesgeschichtlichen Bewegung stehen. Man kann eben keinen Strom von seiner Quelle trennen. Aber das war der Feh ler, daß man die Quelle fein säuberlich einfaßte und so tat, als ströme nur dort echtes Christentum, während außerhalb davon schon zu viel fremdartige Nebenflüsse hincinflossen. So mutete man den Menschen unserer Zeit immer eine Jahrtausend-Wande rung nach rückwärts zu, um religiös-sittliche Kräfte inne zu wer den, und übersah, daß sie mit ihren Gegenwartskämpfen und Zu kunftshoffnungen dem einfach nicht zu folgen vermochten. Die katholische Kirche, die oft einen feineren Spürsinn für die religiösen Lebensnotwendigkeiten bewies als die evangelische, war darin weitschauendcr. Sie machte aus dem Christentum eine Kette fortlaufender, persönlicher Kräfte bis hart an die Ge genwart heran durch die Proklamation ihrer «Heiligen". Darin spürten ihre Gläubigen Fleisch von ihrem Fleisch, Blut von ihrem Blut und doch eine Vorstellung des Heiligsten, das in ihrer Seele arbeitete. Deshalb ist jede geschichtliche Verengerung in der Religion von liebel. Was wir brauchen, ist geschichtliche Erweite rung. Dos Christentum ist die Form und Darstellung des reli giösen Persönlichkeitslebens in der Geschichte, die von Jesus bis zu unseren Tagen reicht. Demnach ist es nie etwas Abgeschlos senes, sondern immer etwas Werdendes, da es alle schöpferischen religiösen Persönlichkeiten notwendig in sich verarbeiten muß. Sein Weg geht von Jesus über Paulus, Luther, Fichte weiter, so weit wie eben die Zukunft unseres Volks, ja die der Mensch heit geht. Dann füht sich keiner mehr in dem Christentum von seinem eigenen religiösen Leben und dem seiner Gegenwart zu rückgedrängt. Sondern er fühlt in dem Ringen um seinen reli giösen Besitzstand und in dem um alle geistigen Werte der Gegen wart nur ein Stück von der heiligen Arbeit um höchste Güter, um die alle echten, religiösen Persönlichkeiten gerungen haben. Und die Geschichte, in der sich das darstellt, erscheint ihm nicht mehr als etwas, das seine Persönlichkeit versklaven, sondern das sie zu den weitesten Zielen befreien will. Beilage zum politischen Teil Wer verhindert den Frieden? Das sozialdemokratische «Volksblatt für Anhalt" wirft die Frage auf, wer den Frieden verhindere, und findet die Antwort hierauf in den Kriegszielen unserer Feinde. Wie Rußland von dem Erwerb Konstantinopels, der Eroberung Ostpreußens und Galiziens träumte, so träumt Italien von der Eroberung Südtirols und der österreichischen Adrialänder, wäh rend Frankreich die Hoffnung auf die Wegnahme Elsaß- Lothringens, Großbritannien die auf die Zerschmetterung Deutsch lands noch nicht ausgegcben hat. Namentlich die ungemindcrle Kriegslust der Westmächte wird von dem genannten sozialdemo kratischen Blatte durch den Hinweis aus die programmatischen Reden beleuchtet, die Briand und Asquith jüngst gehalten haben. Daß die zwei leitenden Ententeminister dabei die öffentliche Mei nung ihrer Länder, trotz der Friedensreden einzelner Lords im Oberhause, auf ihrer Seite haben, betont das anhaltische «Volks blatt" in den nachstehenden Ausführungen: «Briand hat sicher mehr Verstand als Grundsätze. Er häkle, in der Erkenntnis von der Hoffnungslosigkeit aller künftigen Offensiven, sicher lich in weniger kriegerischen Tönen geredet, wenn er nicht wüßte, wonach die Herzen seiner Landsleute verlangen. ES wäre unklug, die Tatsache dieser französischen Hoffnungen und Stimmungen zu leugnen; auch hier muß man die schlimme Wahrheit dem holden Irrtum vor ziehen. Wer sie etwa noch bezweifeln sollte, der sollte sich fragen, ob die Kammersozialtsten die Briandsche Regierungserklärung hätten billigen können, wenn sie nicht glaubten, anchmen zu müssen, daß auch das französische Volk sie billigen würde. Von England braucht man in diesem Zusammenhänge kaum zu reden. Bei der treuen Gefolgschaft, die das Unterhaus noch immer der Regierung geleistet hat, ist nicht zu erwarten, daß auch von hier aus ein Druck erfolgen wird, und wir stehen darum auch bei England vor dem entschlossenen Willen, den Krieg bis zum Weißbluten fortzuschen. Wenn daruni der Krieg noch immer fortgesetzt wird, so liegt die Ursache in den Ansprüchen der Entente mächte, wobei man leider zugeben muß, daß diese Ansprüche von nie mandem heftiger verfochten werden als von der Mehrheit der fran zösischen Sozialisten." Aus diesem Sachverhalt folgert das ..Volksblatt für Anhalt", daß Deutschland nichts anderes als die Fortsetzung des Kampfes übrig bleibe, um eine militärische Lage herbeizuführen, die unsere Feinde zwingt, auf ihre Absichten zu verzichten und das Recht Deutschlands auf freien Verkehr für seine Güter und auch die Sicherheit seines staatlichen Daseins anzuerkennen. Da sowohl Briand als auch Asquith in ihren programmatischen Reden das Beharren bei der Kriegspolitik mit Siegeszuversicht begründet haben, ist es von Interesse, daß auch im Organ des sozialdemo kratischen Zcntralvcrbandcs der Zimmerer (im «Zimmerer") Ad. Thiele die Unwahrhaftigkeit dieser Siegeszuversicht folgendermaßen festnagelt: «Was Asquith und Briand in ihren sorgsam vorbereiteten, in jedem Ausdruck genau auf die Wirkung im großen Publikum berechneten Reden gesagt Haden, war nicht das, waS sie innerlich über die Kriegs lage denken, sondern beide Ministerpräsidenten machten von dem alten diplomatischen Grundsätze Gebrauch, nach dem die Sprache dem Menschen verliehen ist, um seine Gedanken zu verbergen. Beide äußerten das, was sie von ihren Völkern als Wahrheit angenommen zu sehen wünschen, nicht daS, was sic selbst als Wahrheit erkannt haben." Wie es in Rom ausfieht Von einem besonderen Mitarbeiter (r.) Lugano, 25. November. Von einem Kaufmann aus der Schweiz, der längere Zeit in Italien, hauptsächlich in Rom weilte, geht mir nachstehender Bericht über das Leben und Treiben in Rom und über die Stimmungen am ita lienischen Königshose zu. DaS Aussehen Roms, das zu Beginn des Krieges so verändert war, ist allmählich wieder daS alte geworden. Verrauscht ist alle Begeiste rung der Straße, der Volksjubel und die Evvivaruse sind einer stumpfen Gleichgültigkeit gewichen. Fast nur durch die überaus zahlreichen Traucrkleidcr wird man äußerlich an den Krieg erinnert. Wenn man genauer Hinsicht, mc-kt man aber doch, wie tief und vernichtend der Krieg in das Wirtschaftsleben Roms cingegrisscn hat. Die Straßenbahnen verkehren sporadisch, fast die Hälstc aller Hotels ist geschlossen. Vier Fünstel aller Kinos spielen nicht mehr, und die, die es noch tun, sind spärlich besucht. Viele Lurusgeschäste sind geschlossen, ein anderer Teil hält nur stundenweise den Betrieb aufrecht. Man hört merkwürdig wenig vom Kriege sprechen, und wo es geschieht, lautet der Refrain immer: «Ja, mein Lieber, wenn doch die ganze Sache erst bald zu Ende wäre." Kein Mensch glaubt noch an die Verwirklichung der «nationalen Ziele". Seltsam be rührt allerdings das Gebaren der Presse aller Schattierungen, die immer noch Krampshast versucht, die Kriegsbcgcistcrung wach- zuhaltcn, aber nirgends Anklang findet. LS werden zwar noch zahl reiche Versammlungen abgehalten, wo man eisrig gegen Deutschland agitiert und die Kriegserklärung gegen Deutschland fordert. Aber diese Hetzereien nimmt niemand ernst, die meisten Leute wissen, daß die Schreier von England bezahlte Leute sind, und daß England hinter dem ganzen Kricgsrummel steht. Der überwiegende Teil der Bevölkerung würde einen Krieg gegen Deutschland als ein großes Unglück anschen. Die Engländer fallen in Rom sehr unangenehm aus. ES ist viel englisches Geld in das Land gekommen, aber es ist alles in den Händen der Engländer verblieben. Infolge des wirtschaftlichen Niederganges haben viele Fabriken in der Umgebung Roms ihre Betriebe schließen müssen. Diese Fabriken haben die Engländer zum großen Teile aufgekaust und fabrizieren darin Munition und Waffen, die sie der italienischen Regierung zu teuren Preisen verkaufen. Viele auf Gallipoli verwundete englische Offiziere sind in die römischen Lazarette gekommen. In ihrer Rekonvaleszenz haben sie die tollsten Dinge in Rom vollsührt. In ihrer fast ständigen Trunkenheit sind die gröblich sten Ausschreitungen geschehen, so daß die Polizei oft cinschreiten mußte. ES ist sogar so weit gegangen, bah die Stadtverwaltung in Rom eS ab gelehnt hat, für die Zukunft englische Ofsiziere in ihren Lazaretten zu behandeln. Von dem König erzählt man sich in Rom die seltsamsten Dinge. In den Zeitungen wurde oft berichtet, daß Viktor Emanuel an der Front geweilt habe. In eingeweihken römischen Kreisen lächelt man über diese Berichte, man weiß genau, daß der König erst zweimal bei seinen Sol daten war, das erstemal, als der Aufmarsch noch nicht beendet war, daS zwcitemal zu einer Zeit, als die italienischen Truppen eine fürch terliche Schlappe erlitten hatten. Den König hatte der Anblick der unzähligen Toten und Verwundeten so sehr mitgenommen, daß ein vollständiger seelischer Zusammenbruch erfolgte. Seit Wochen ist der König nicht in Rom gesehen worden. Sein Verhältnis zu Salandra ist daS denkbar schlechteste, er macht Salandra ständig Vorwürfe dar- über, daß er ihm vor AuSbruch des Krieges die militärische und politische Lage vollständig falsch dargestcllt habe. In der Tat hat Salandra im Mai die Lage so geschildert, daß der König glaubte, der Krieg gegen Oesterreich wäre nur ein Spaziergang für die italienische Armee. DcS Königs einziger Vertrauter ist Cadorna, dessen Einfluß auf seine Entschließungen sehr groß ist. lieber die Kriegslage wird der König täglich durch besondere Berichte Cadornas unterrichtet. Wie Deutschlands Heer in den zweiten Winter geht (r.) Im Westen, 21. November. In dem kleinen französischen Städtchen, in dem ich diese Zeilen schreibe, erfreut sich alles eine- schönen Herbstsonntaqs. Aus den Bergen im Elsaß aber, von den Höhen zwischen Maas und Mosel, aus der Champagne und aus Flandern, kommen die Berichte, daß sich dort der Winter schon häuslich eingerichtet habe, und bald wird die Schneedecke sich über die ganze Eisen mauer breiten, die die Deutschen hier im Westen errichtet haben. Die Leute zu Hause im Rhein- und Maingcbiet, im Schwarzwald und im Taunus haben ja bereits vor wenigen Tagen eine Probe davon erhalten, daß der Winter diesmal besonders streng werden soll, im Hohen Schwarzwald mußten schon die Schlitten aus den Scheunen gezogen werden. Wenn daheim die Schneeflocken durch die Straßen stöbern, dann denken gewiß Millionen an unsere braven Soldaten vorn im Schützengräben; sie denken besorgter an sie als in den Tagen des warmen Sommers. Ihnen darf man die Beruhigung geben, daß unsere Soldaten noch besser als vor Jahres frist gegen die Unbilden der Witterung ge schützt in den zweiten Winterfeld zug gingen. Die Erfahrungen des ersten Winterfeldzuges, für den Deutsch land schon musterhaft gerüstet war, haben allen leitenden Stellen des deutschen Heeres, von der obersten Heeresleitung bis zum Kompanickommandantcn, Winke gegeben, wie man es den Sol daten in den vordersten Stellungen noch leichter und erträglicher machen könne, einen harten Winter in Behausungen zu er tragen, an die bisher nur unkultivierte Völker gewöhnt waren. Die Kleidung der Soldaten, d. h. der Stoff, aus dem die Uniformen verfertigt sind, hat sich schon im vorigen Winter als vollkommen cinwandsrci erwiesen. Auch mit dem Schuhwcrk war man ganz zufrieden, und wenn der Soldat über den warmen Wollsockcn noch Papiersocken trug, war er auch gegen heftigere Kälte geschützt. Auch Papicrwestcn haben sich in den strengen Kültctägen als sehr vorteilhaft erwiesen. Knie-, Ohren- und Pulswärmer hat man schätzen gelernt, und die Schneehaubcn fehlten wohl keinem Soldaten. Im Gegenteil, mancher von ihnen war mit Wollzeug allzu reichlich versehen und konnte den Kameraden, denen es an dem und jenem fehlte, aushelsen. Beim Eintritt der kalten Witterung hat in diesem Winter jeder Mann von der Militärverwaltung zwei warme Decken, zu denen sich in den meisten Fällen eine eigene Decke, häufig eine Liebesgabe, gesellte, erhalten. Für die Versorgung der Truppen mit warmen Kleidern, Minrervorrätcn usw. konnte in diesen Monaten rechtzeitiger und rasckcr als im Vorjahr gesorgt werden, da ja die Transport mittel seit einem Jahr viel umfangreicher geworden^sind. Was im Vorjahr manchmal noch mit Kraftwagen an die Front gebrächt werden mußte, geht jetzt mit Güterzügcn hin, die sich manchmal schon eines Schnctlzugtcmpos rühmen können. Bereits im September haben die einzelnen Korpsinlendanturcn mit der Lieferung der meisten für den Winter notwendigen Gegenstände begonnen. Für ein Korps in Flandern, bei dem ich mich damals aushielt, wurden Tausende von kleinen und großen Qcfen mit vielen tausend von Ofenrohren und Ofenknien, Feuer haken, Depolbettstellcn, Kopfpolster, zahlreiche Pritschen und ein fache BZten, für jcd»n Mann ein Strohsack und zwei wollene Decken bestellt. Auch für die Unterkunstsräumc der Mannschaften ist so gut gesorgt, wie für die der Offiziere. Man hat in 16 Kriegsmonäten ja viel gelernt! Die Straßen, die von den Einwohnern der besetzten Gebiete stark vernachlässigt waren, sind dank der kräftigen Arbeit unserer Straßcnbaukalonncn in den Sommermonaten in einen solchen Zustand gebracht worden, daß unsere Truppen in den meisten Fällen aus Straßen und Wegen in ihre vorderen Stellungen ziehen können, auf denen man nicht mehr bis über die Knöchel im Morast versinkt. Viele Gräben sind kanalisiert worden. Unsere Posten sichen und gehen in Zulauf- und Schützen gräben nicht, wie cs im Anfang des vorigen Winters an manchen Stellen der Fall war, in schmutzigen, kalten Wassertümpeln. Die Knüppclwcge sind, wo sie sich nicht bewährten, mit Rosten vertauscht worden, die auf hohen Schwellen liegen. Durch Rinnen zu beiden Seiten oder wenigstens an einer Seite des Grabens fließt das Wasser ab. Auch im Bau von Unterständen und Baracken hat man es zu einem hohen Grade gebracht. Die Unterstände sind wohnlich und nett eingerichtet, ost mit Strohdecken aus dem Fußboden und mit Holzverschalungen an den Wänden versehen. Wenn man im vorigen Herbst einen Ofen brauchte, holte man ein paar Eiscnstücke von einem Gitter; aus diesen und Ziegeln wurden dann Oefen errichtet. Der Rauch muhte durch ein Erd loch hinausziehen. Jetzt nimmt ein regelrechter Ofen die Stelle dieser unzulänglichen Luftheizung ein. Die Räume sind trocken und licht; wo das Tageslicht zuzuführen unmöglich ist, hat man für ei re gute, künstliche Beleuchtung gesorgt. In vielen Gräben befindet sich, in unmittelbarer Nähe des Feindes, elek trische Beleuchtung. Wo diese nicht einzurichten war, versorgte man sich mit Lampen oder Laternen. Aus dem erwähnten Verzeichnis der Korpsintendantur ergibt sich, daß als Ergän- zungsmakerial für Beleuchtungszwecke 300 Lampen, 150 Kerzen laternen, 200 Stallaternen, 1600 Karbidsturmlaternen und 40 Petroleum-Sturmlaternen bereits im Oktober an das Korps zur Verteilung gelaugten. Seitdem wird natürlich nicht weniger als das doppelte Material nachgeliefert worden, sein. Für die Entwässerung von Gräben steht eine oroße Anzahl von Pumpen zur Verfügung. Die Unterstände in den Vogesen sind gleichfalls auf das beste ausgcbaut worden. Das Material, das zur Sicherung vor Bomben benützt wurde, ist auch ein vortreffliches Mittel gegen das Eindringen der Kälte. Wir dürfen also wohl hoffen, daß wir in diesem Jahre nur sehr selten von Erfrierungsfällen, wie sie sich im ersten Winterfeldzug in den Karpathen ereigneten, hören werden. Der Soldat hat im Laufe dieses Feldzuges viele Listen im Kampfe gegen seinen Feind sich zu eigen gemacht; auch im Kampfe gegen Schnee und Kälte ist er erfahrener und listiger geworden. Durch sanitäre Einrichtungen, die geschaffen wur den, ist cs so gut wie ausgeschlossen, daß irgend welche typhöse Erkrankungen unter den ost in engem Raum und in größerer Anzahl zusammenwohnenden Truppen entstehen könnten. Wieder möchte ich das Verzeichnis der Korpsintendankur heranzichen. Es hat einen großen Wert für die in Gräben und Waldlagern wohnenden Soldaten, wenn sie mit allem versehen sind, was sie zur Reinlichkeit benötigen. Ein Korps, das für seine Leute als erste Rate 15 500 blecherne Waschbecken, 1500 Waschlappen. 22 000 Handtücher, 5700 Wasserkrüge, 4300 Wassereimer, 23oO Besen, 700 Fußbodcncimer anfordert, hält etwas auf sich. Aber auch das P f e r ü e material, mit dem das deutsche Heer in den zweiten Winter geht, ist erprobt. 5m Burenkrieg sprach man von den Pferden, die alles durchgehalten hatten, und nicht mehr krank wurden, als von «gesalzenen Pferden". Ueber gesalzene Pferde verfügen auch wir in diesem Kriege. Die große Beute an kleinen rüssischcn Pferden, denen Winker und Källe cb nso- wenig anhabcn, wie Strapazen, war für den Winterfeldzug Nickt nur im Osten und in Serbien, sondern auch im Westen sehr will kommen. Der zweite Winter im Felde hat für unsere Mann schaften nun viel geringeren Schrecken, als der erste. Deshalb ist es auch, wo immer man mit den Soldaten spricht, ihre volle Ueberzeugung, sie würden auch den zweiten Winter voll durchhallen wie den ersten, und daß er weniger Opfer fordern werde, als der im vorigen Jahre. Wenn etwas die vorzügliche Stimmung unserer Soldaten draußen an der Front bedrückt, ist es das Bewußtsein, auch das Weihnachtsscst dieses Jahres nicht im Kreise der Familie feiern zu können. Mit dem Gedanken an Weib und Kind, an Eltern und Geschwister, werden unsere Braven dos Gewehr an die Wangen pressen und hinauslauern in die schwaeze Winter nackt, wenn der Feind wie im vorigen Jahr in den Klang der dcuZchen Weihnachttglockcn seine wilden Grüße von Geschütz und Mine mengen sollte. In der Heimat aber muß man täglich an seine Lieben im Felde denken. Die trefflichen Männer und Frauen, die durch Sammlungen das Los unserer Leute im Felde zu verbessern suchen, sollten überall offenes Herz und offene Hand finden. Wie den militärischen Leitern, danken wir es auch ihnen, vor allcm den Angehörigen des Rolen Kreuzes, wenn unsere Leute in bester Stimmung in den zweiten Winter gehen. Julius Hirsch, Kriegsberichterstatter. einer Schlichtheit, aus Findlingsblöcken geschichtet, sich der Um gebung anpaht. — Drei Ehrensalven grüßten die toten Kameraden. Nachdem der Kreischef von Wloclawek das Denkmal der Ob hut der Gemeinde übergeben halte, ergriff General vonBeseler das Wort und gedachte in warmen Worten der gefallenen Kame raden, die «mit deutschem Mut, preußischer Treue und schleswig- holsteinischer Zähigkeit" sich geopfert haben. Er überbrachte allen Anwesenden einen Gruß des Regiments und den Gruß des Prinzen Joachim von Preußen, der Zeuge der großen Reitertat gewesen ist. Mit einem Hurra auf den obersten Kriegs herrn schloß die Ansprache. Kranzspenden wurden im Auftrage des Prinzen Joachim und der Militär- und Zivilbehörden niedergelegt. Darüber breitete sich die Fülle von Blumenspenden, die die Angehörigen und Hinter bliebenen den teuren Gefallenen widmeten. Benkmalsweihe bei Borzymie "tk. In Anwesenheit des Generals der Infanterie von B e s e l e r, Generalgouverneurs von Warschau, fand am 12. No vember die W e i h e d c s D c n k m a ls für die vor einem Jahr bei der Attacke von Borzymie Gefallenen des Schleswig-Holsteinischen Dragoner-Regiments Nr. 13 statt. Von dem Regiment waren mehrere Offiziere und Mannschaften anwesend, die die Attacke mitgeritken hatten. Mil zahlreichen Angehörigen der Gefallenen umstand die Grabstätte eine gewaltige Menschenmenge aus der Umgegend. Nach einleitenden Worten des Militärgouverneurs, Generals Freiherrn von Lühow, gedachte Pfarrer Althaus aus Lodz der Opfer des Regiments und der Hinterbliebenen. Dann gab der Kommandeur des Landsturm-Bataillons II Diedenhofen eine Schilderung des Kampftages, an dem das Dragoner-Regiment Nr. 13 als Vorhut der 6. Kavallerie-Division den Austritt aus den Scencngen von Borzymie zu erzwingen hatte. Die Aufgabe wurde durch eine mit frischem Schneid und Reitergeist gerittene Attacke erfüllt. Ein von Infanterie, Kosaken und mit Maschinengewehren besetzter Graben wurde trotz beispiellosen Feuers angegriffen und ibersprungen, doch deckten 7 Offiziere und 103 Mann das Schlacht- eld, und eine große Anzahl war verwundet worden. Das Land- turm-Bataiilon Diedenhofen hat ein Denkmal geschaffen, das in