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' Nr. 881. — 5. 12. 35. Dpsscüen Seffenttlche Beratung mit den Ratsherren Dresden, 4. Dezember. Freitag, den 6. Dezember 1035 IS Uhr filmet im großen Sitzungssaale des Rathauses (Eingang Kreuzstraße 8) eine öffentliche Beratung mit den Rat.herren statt. Tagesordnung: 1. Bewilligungen für den Ausbau des städtische» Gesundheitsamtes sowie für die Stadtkrankenhäuser Friedrichstadt und Löbtauer Straß«. 2. Geschäftsvereinfachung bei Durchführung der deutschen Gemeindeordnung. 3. Abbruch des baufälligen Wohnhauses Moltkestrahe 18.. 4. Aenderungen im städtischen Schulwesen. 5. Fluchtlinienänüerung an der Karls ruher Straße. 8. Sanierung der Großen und Kleinen Frohn- gasse. 7. Darlehnsgewährung zum Bau von Kleinwohnungen im Stadtteil Leubnitz-Neuostra 8. Satzung über öffentliche Be kanntmachungen. S. Pflegkostensätze Im Stadtkiirderl)eim und im Burschenheim Klingenberg. Schwedische Stlidienkommlstlon besuchte Sachsen Dresden, 4. Dez. Eine Etudienkommisston, die aus schwe dischen Technikern, Acrzten und den leitenden Beamten der Ge werbeaussicht sowie der Versicherungsorgane bestand, besuchte in der vorigen Woche Sachsen, um hier die vom Minister für Wirtschaft und Arbeit Lenk zur Zeit in Gang gesetzten Unter suchungen zur Verhütung der Staublungenkrank heit und die Durchführungsmaßnahmen in den Betrieben ken nen zu lernen. Die Kommission wurde im Rudolf-Heß-Kran- kenhaus von Direktor Prof. Dr. Jensen begrützt. Sodann führte der auf diesem Gebiet besonders erfahrene und verdienstvolle Prof. Dr. Saupe aus seinem reichhaltigen röntgenologischen Material das Typische unserer sächsischen Staublungenerkran- tungen vor. Daran schlossen sich weitere Vorträge an und schließlich eine Besichtigungsfahrt durch die Sandsteinbrüche bei Pirna und die Vearbeitungsbetriebe. Zum Schluß begrüßte Ministerialrat Dr. Wegner die schwedischen Herren Im Hygiene- Museum, dem ein kurzer Besuch abgestattet wurde. Vom ArbetterwohnWtenbau ln Sachsen Dresden, 4. Dez. Die Deutsche Gesellschaft für Bauwesen « D. veranstaltete In der Technischen Hochschule einen Vortrags abend, der der Förderung des Arbeiterwohnstätten bau es In Sachsen galt. Als Vertreter des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit wohnte Ministerialrat Dr. Opitz der Ver anstaltung bei. Der geschäftsführende Obmann der Arbeitsge meinschaft zur Förderung der Arbclterwohnstätten, Dr. von Zezschwih, ging auf die Notwendigkeit der Seßhast- machung der Arbeiter, Insbesondere der Stammarbeiter, rin. Je größer die Anstrengung der Industrie sei, den Export zu fördern, wie es gerade In Sachsen der Fast Ist, umso schwie riger sei es, gleichzeitig Mittel für Siedlungszwecke bereitzu stellen. Trotzdem sei Sachsens Industrie hierzu nicht nur grund sätzlich bereit, sondern schon in erheblichem Maße zur Schaffung von Siedlungen iibergegangen. Der Leiter des Gauhcimstätten- amtes der NSDAP und DAF, Dipl.-Ing. Lucas, behandelte das politische und grundsätzliche Problem der Arbeiter wohnsiedlung. Die Siedlung wolle den arbeitenden Men schen in Beziehung zu Grund und Boden bringen und damit die Grundlage für die Seßhaftigkeit seiner Familie schassen. Die Siedlung mache als kleinste Wirtschaftszelle den Arbeiter krisenfest und steigere seine seelische und wirtschastliche Wider standsfähigkeit. Eine strenge Auswahl der Siedler sei aller dings notwendig. Der Siedler und vor allem seine Frau müß ten unbedingt für Gartenbau und Kleintierhaltung geeignet sein. Dr. Ing. Wrede, Vorstandsmitglied der Landessiedlungsge sellschaft Sachsen, befaßte sich mit den Fragen des eigentlichen Baues von Arbciterheimstätten. Es kämen zwei Arten in Frage, und zwar die Kleinsiedlung und das kleine Eigenheim. Beim Eigenheim sei die Gartensläche kleiner als bei der Klein siedlung. Für die Baukostenhöhe sei das Einkommen des Be wohners maßgebend. Lichtbilder über ausgesührte Siedlungen in Sachsen unterstützten die fachmännischen Ausführungen des Redners. : Ernennungen. Die beiden Küster an der Marnlsonkirclze zu Dresden Vogt und Lock sind zu Sekretären im Reichs- vienst ernannt worden. : Zwei Lastkrnftwagenzstge stießen am Dienstag 15.55 aus dem Stübelplatz zusammen. Die Züge verkeilten sich so in einander. daß sie von der Feuerwehr mit Winden auseinander gezogen werden mußten. — Ecke Schlüter- und Ermelstraße stieß am Dienstag mittag ein Radfahrer gegen einen Kraft wagen und wurde dabei erheblich verletzt. : Die 24. Volksschule veranstaltet als Abschluß des öffent lichen Unterrichts am 11. und 12. Dezember abends ^8 Uhr in ,-Hammers Hotel" einen Schulgemeindeabend mit Spiel und Tanz und Gesang. : Der Verein Deutsches Hygienemuseum veranstaltete am Dienstag, dem 3. Dezember, in der Aula der Kreuzschule einen Vortragsabend, In dem Dr. med. Georg Kaufmann, Psychothera peut, über das Tl-enia „Menschen in seelischer Not" sprach. Fast Sächsische Volkszeitung jeder Mensch der sich in einer Notlage befindet, leidet auch an seelischer Nok Die seelische Verstimmung kann sich auch In kör perlichen Beschwerden und nervösen Zuständen verschiedenster Art äußern, die Krankheitsgefühl erzeugen und die Hilfe des Arztes erfordern. Durch Aussprache und Beruhigung ist «s dem Arzt möglich, helfend einzugreifen. Durch psychotherapeu- tische Verfahren ist es auch möglich, die seelischen Kräfte zu stär ken und zu fördern, so daß di« Not überwunden werden kann. Für sein« interessanten Ausführungen erntete der Redner leb haften Belfast der zahlreick-en Zuhörer. Im nächsten Vortrag am 7. Januar 1036 spricht Dr med. Bornemann, Augenarzt, über den „Bau des menschlichen Auges, seine Pflege in gesunden und kranken Tagen". 20 Zahre Slnfonlechor der Staatsover In d'esen Tagen sind 20 Jahre vergangen, daß auf An regung des Kavcllmeisters der Staatsoper, Karl Maria Pein» baur unter Zustimmung des Kapellmeisters Kutzichbach der Sinfoniechor gegründet wurde. Unter der gewissenhaften Schu lung und Leitung Pembaurs entwickelte sich der etwa 150 Da men und Herren umfassende Chor zu einem wichtigen und brauch baren Instrument für die Sinfoniekon.zerte der Staatskapelle und — wo es nötig ist — auch zur Mitwirkung In Opcrnaus- führungen: er veranstaltete mich eigene Konzerte. Die künstle rischen Leistungen -cs Chores sind iviederholt gewürdigt wor den, und in der Jubiläumsfeier, die der Sinlonicchor Im Saale des Linckeschen Bades im einfachen, doch festlichen Rahmen be ging, nahm Kapellmeister Pembaur Gelegenheit, der Entwick lung des Chors zu gedenken und ihm für den Fleiß bei Ein übungen und für die Lust und Liebe zur Musik zu danken. Rühmend gedachte er der gesclniftliciien Leiterin. Frau Marga rete Schwenke, die unermüdlich für den Chor arbeitet. Er überreichte ihr ein Kunstblatt, gemalt von Professor Geori Erler. Postdirektor Reichel nahm dann das Wort, um Pembaur für ast seine Mühe und Treue zu danken, und übergab ihm eine Ehrenaabe. Di« Feier selbst wurde mit dem hinreißend ge sungenen Chor: „Wach auf" aus Wagners Meistersingern eröff net. nach dem Masty Senfs-Georgi mit charakteristischem Aus druck einen Prolog von Georg Irrgang sprach, der die Mu sik als Beglückerin der Menschen und die Leistungen des Thors als Stütze der Kunstpflege und der Sinfoniekonzerte In der Staatsover preist. Vorzüglich durchgefiikrte choristische und soli- stische Darbietungen, u. a. „Mai und Minne" aus dem Werke „Walther von der Vogelweide" von Josef Pembaur, entrollten ein Bild vom Können des Chors und einzelner besonders begab ter Mitglieder. Dle drei GintovkLerlKte am 8. Dezember Der Leiter der Wirlschctftsaruppe Gaststätten« und Be- herbergungsgewcrbe. teilt seinen Mitgliedern mit, daß für den dritten Eintopssonntag am 8. Dezember folgende drei Ein topfgerichte für die Gaststätten vorgeschrieben sind: 1. Weiße Dohnen mit Wurst- oder Speck-Einlage, 2. Brühkartoffeln mit Rindfleisch. 3. Gcmiisetopf mit Knödel. Tie Festlegung dieser Eintopfgerichte gilt allerdings nur für Gaststätten. Den Haus frauen bleibt die Wahl ihrer Eintopfgerichte selbst überlassen. d. Nossen. Tödlicher Betriebsunfall. Seinen Verletzungen erlegen Ist im hiesigen Krankenhaus der Maschi- nenfllhrer Carl Herfurth aus Marbach. Er hatte vor reichlich zwei Wochen an feiner Arbeitsstätte in der hiesigen Papier fabrik einen schweren Unfast erlitten und sich Verbrennungen dritten Grades zugezogen. Der Bedauernswerte hinterläßt Frau und vier schulpflichtige Kinder. Was kannst du hungernden Vögeln geben? Es Ist vielfach Sitte, den Vögeln Brotkrumen und Kartof feln zu streuen. Diese bekommen aber den meisten schlecht und verursa<l)en oft Krankheit und Tod. Es eignen sich für Meisen, kleinere Spechte und Finken Futterring«. Sannenblumenkerne, Gurken- und Kürbiskerne, Hanf, Nußkcrne. roher Talg, ungesal zener In schmalen Streifen aufgehängter Speck, gekochtes nicht geräuchertes oder gesalzenes Fleisch: für Lerchen, Ammern. Fin ken, Zeisige Heusamen, Dreschabfälle, Gartensamenabfälle. Mohn, und Hanfsamen; für Amseln, Drosseln, Stare Weißdornfriichte, Schnee- und Vogelbeeren, getrocknete Hollunder- und Heidel beeren, Trauben von wildem Wein, Hagebutten, zerschnittene Nepfel uird Birnen, gekochtes nicht geräucl-ertes oder gesalzenes Fleisch oder Talggrieben; für Zaunkönige, Vraunesten und Rot kehlchen kleine Mehlwürmer mit zerdrückten Köpfen, zerriebener Zwieback.und dazwisekien etwas Mohnsamen. — Wer aber Vögel füttern wist, tue das regelmäßig und schon früh am Morgen. Vögel können nicht lange ohne Nahrung sein. Sie müssen nach der langen Winiernacht sofort am gewohnten Platze Futter vor finden. Du magst wenig geben. Wenn du nur etwas gibst, zeigst du dem Führer, wie du ihn verstehst am Tag der nationalen Solidarität. Seite 4 Löcksisckes Zwei neue Lastkraftwagen«»!«» der Reichsbahn Dresden, 4. Dez. Die Relchsbahndirektion Dresden er öffnet am 0. Dezember eine von der Güterabfertigung Treuen ausgehende Lastkrastwagenlinie, d. die die Orte Altmannsgrün, Unterlauterbach, Oberlauterbach, Trieb sAmtsh. Auerbach), Bcr- gen Ort, Reumtengrün (Vogtl.), Rebesgrün und Schreiersgrün (Vogtl.) an das Verkehrsnetz der Reichsbahn angeschlossen wer den. Auf dieser Linie werden aste zur Kraftwagenbeförderung geeigneten Stückgüter befördert. Gleichfalls am 0. Dezember wird Im nördlichen Teil der sächsischen Oberlausitz eine von Bautzen ausgehende täglich betriebene Lastkraftwagenlinie eröffnet, an die folgende Orte angeschlossen werden: Burk, Doberschütz (b. Bautzen), Pließkowitz, Malschwitz, NIedergurig, Briefing, Kleinsaubernitz, Wartha, Lömischau. Halbendorf a. d Spree, Neudorf a d. Spree, Commerau sb. Bautzen), Göbcln, Spreewlese, Särchen und Zschillichau. Dadurch erhalten auch diese Orte unmittel baren Anschluß an das große Verkehrsnetz der Reichsbahn. Die Tierseuchen in Sachsen Dresden, 4. Dez. Nach dem amtlichen Bericht des Landes gesundheitsamtes über den Stand von Tierseuchen in Sachsen <tm 1. Dezember wurde Geslügelcholera in den Amtshauptmann- schäften Chemnitz, Flöha, Glauchau, Döbeln und Leipzig in se einer Gemeinde und einem Gehöft, in der Amtshauptmannschast Großenhain In zwei Gemeinden und zwei Gehökten sestgestellt. Aenderung in der Organisation der Verwaltung Dresden. 4. Dez. Der Neichsstaihalter In Sachsen hat nnterm 30. November folgende Verordnung erlassen: In Aende rung der Verordnung über die Neuorganisation in der Ver waltung vom 12. März 1035 unterstelle Ich dem Ministerium sür Volksbildung folgende Sacl>geblete: 1. aus dem Geschäftsbereich des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit ct) das Institut für Kraftfahrwesen in Dresden, b) das Versuchs- und Material- vrüfungsamt in Dresden; 2. aus dem Geschäftsbereich der Lan- desforstvcrwaltung a) das Institut für Waldbau und Forst benutzung in Tharandt, b) das Institut für Pslanzencl-emie und Holzforschung in Tharandt. Der Gartenbau ln der Erzeugungsschlacht Dresden, 4. Dez. In diesen Tagen finden in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zitiau kulturtechnische Fortbildungslehr- gänge sür Gärtner statt. Dle Landcsbauernschaft bezweckt mit diesen Lehrgängen, dem sächsischen Gartenbau die Aufgaben, die ihm im Rahmen der zweiten Erzeugungsschlacht zukommen, ouf- zuzeigen. Der Dresdner Lehrgang wurde am Dienstag >m Fremdenhos „Drei Raben" erösfnet. Landesbeirat Klotzsche- Radebeul betonte In einer Ansprache, daß die Erzeugungsschlacht den Gemüsebauern eine Gelegenheit biete, Ihre Einsatzbereit schaft für das Dolksganze zu beweisen. Durch Verbesserung der Wirtschaftsweise der einzelnen Gcmüsebaubetriebe, auch der kleinsten, müsse eine Mehrerzeugung erreicht werden. Dresdner Lichtspiele Fürstenhof-Llchtspiele. „Alles weg'n dem Hund." Ein Film für Leute, die gerne lachen mosten; und dazu gibt es andauernd Gelegenheit. Kein Wunder, denn Weiß Ferdi spjelt den biederen Postassistenten Neumayer der durch eine unoer« hoffte Erbschaft zum reichen Manne wird. Freilich muß er. der bisher ein verbissener Hundefeind war, laut Testament zum fanatischen Hundefreunü werden. Wie Weiß Ferdl dies astes bewältigt und um das Hündck>en Ossi bangt, muß man gesehen haben. Gute Type» aus dem Kleinstadtleben geben Julia Serda und Trude Hesterberg. — Im Beiprogramm u. a. der Inter- «ssante Kulturfilm „Athen und die Akropolis." Gloria. „Der mutige Seefahrer" Ist Paul Kemp, und er fährt gar nicht zur See weil man am Freitag keine Reise antreten soll. Dafür aber wird er für ertrunken gehalten und kommt gerade zu seiner eigenen Leichenfeier zurecht. Mit viel Liebe ist dieser Schtvanksilm aufgemacht. Neben Paul Kemp glänzen Lucie Englisch, Karsta Löck, Maria Krahn, Ha rald Paulsen in guten Rollen. Paul Westermeier und Paul Beckers gefasten In Episoden. — Das Beiprogramm zeigt neben der Wochenschau prächtige Bilder aus Uebcrlingen am Bodensee. Universum: 4, 6,15, 8,30: Die Pompadour. Ufa-Palast: 4, 6,30, 8,45: Der junge Graf (Anny Ondra). UT.: 4, 0.15. 8.80: Ein« Seefahrt, die ist lustig! sIda Wüst.) Capitol: 4, 6.15, 8.30: Mazurka (Pola Negri). Prinzeß-Theater: 4. 6.15. 8.30: Vergiß mein nicht lB. Gigli). Zentrum: 3, 5, 7, 9: Eine Nacht an der Donau Kammer-Lichtspiele: 4, 6.15, 8.30: Die weiße Hölle vom Piz Palü. MS.: 4, 6.15, 8.30: Pantoffelhelden (Weiß Ferdl). FüLi: 6. 8.30: Alles weg'n dem Hund (Weiß Ferdl). National: 4. 6.15, 8.30: Das Mädchen vom Moorhof. Gloria: 6, 8.30: Der mutige Seefahrer sP. Kemp). „Der andere Feldherr" Uraufführung im Staatlichen Schauspielhaus. Der Gedanke, den „anderen" Feldherrn einmal zum Ge genstand einer dramatischen Handlung zu machen, ist In so ver hältnismäßig kurzer Zeit nach den Ereignissen neu und des halb nicht minder verdienstlich. Deutschland ist auserstanden. Aus eigener Kraft. Seine Dichter können es sich leisten, Ge rechtigkeit widerfahren zu lassen auch dem Gegner Das ist herrlich und slicht nachträglich doch noch einem Mann Lorbeeren, der ein tapferer Feind war und an dessen tragischem Fall Haß und Mißgunst der Unfähigkeit die Schuld trug. So gesehen wird man das Drängen des Dichters Hanns Gobsch gerade nach die sem Stoff, der nach Niederringung des alten Rußlands nur noch .Historie" sein kann, verstehen. Der Held Ist der Gegenspieler Hindenburgs In der Schlacht bei Tannenberg, der russische Armeeführer Samsonow, um dessen Person wir uns bisher eigentlich recht wenig bekümmert haben und von dem wir nur noch wissen, daß er sich aus der Flucht selbst den Tod gegeben hat. Welche Kämpfe dieser glätt ende, außerordentlich befähigte und vom Zaren hochgeschätzte Reitergcneral auf seinem Passionsweg von der Mobilmachung bis zum Ende Im Neidenburger Wald zu bestehen hatte, darü ber war uns nicht viel bekannt. Gobsch legt Wert darauf, die uns besser bekannte Geschichte der Schlacht bei Tannenberg zu ergänzen und im Grunde etwas Aehnlichcs zu gestalten wie wir es In dem englischen Schützengrabenstück „Die andere Seite" erlebt haben. Nur ist es diesmal nicht die Tragik der Kom« vagnie, sondern die Tragik des Führers, der an der schönsten soldatischen Tugend, dem Gehorsam, zugrundegehen muß, weil er nicht wie dereinst der Preuße Aorck den Mut zur befreienden Tat aufbringen kann. Solche Helden dramatisch zu gestalten, Ist eine sehr schwere Ausgabe; ganz hat sie auch Gobsch in seiner geistvosten, tiesschürfenden Dichtung nicht lösen können. Die drei Bilder des sehr langen ersten Aktes zeigen die Arbeit des russischen Armee-Oberkommandos. Man kann gewiß nicht sagen, daß das langweilig sei. Aber Art und Charakter des Feldherrn, die hier gewissermaßen zwischen den Szenen entwickelt werden sollen, kristallisieren sich nicht so klar heraus, wie es in der Absicht des Dichters gelegen haben mag. Wir haben schon einmal bet der „Marncschlacht" daraus hingewiesen, daß die Gefechtskarte als dramatisches Hilfsmittel eher einen spannenden Geschichtsunterricht als die künstlerische Gestaltung von Zett und Charakter vermitteln kann. Und hier spielt die Gefechtskarte eine noch viel größere Rolle. Erst von dem Au genblick an. In dem die Stabsoffiziere ihren Führer zum eigen mächtigen Handeln überreden wollen, beginnt die Gestalt Sam sonows, der in zwei kurzen Episoden dazwischen als liebender Gatte gezeigt wird, lebendig zu werden. In diesem Augenblick ist Ihm aber auch schon vom Schicksal das Urteil gesprochen. Er ist der Cunctator, der nichts auf eine Karte^zu setzen wagt. Er tut's zuletzt doch und dann ist es zu spät. Sein edles Be streben, die Soldaten unter asten Umständen zu schonen, wirkt sich nun erst recht verheerend aus. In der gewandten Spielleitung Schröders machte das Schauspiel einen tiefen Eindruck. Besonders einzelne Szenen lösten spontanen Beifast aus. Aber man war — untx-das gab dle Theaterwlrkung, dle man bei der Lektüre nicht einmal so sehr spürte! — mehr gefesselt von den militärischen Vorgängen auf der „anderen Seite" als vom Geschick des „anderen Feld herrn". Diesen spielte Rainer mit dem Ernst eine« lebens erfahrenen, reifen Mannes, dem man glaubt. Aste anderen Gestalten sind mehr oder weniger Staffage, wie sie zur Entwick lung des militärischen Vorgangs benötigt wird. Besonder» scharfe Prägungen trafen hier der treue Adjutant Klingen- bergs, der biedere Korpsgeneral Kotten Kamps, Port io ff als Generalstabschef, Hoffmann als vielleicht sich et was zu jugendlich gebärdender Generalmajor und Gegenspieler Samsonows, Kleinofchegg, Jacobi, Epskamp und Ziegler al» die Getreuen des General». Nicht unwichtig die kleine Roste des Burschen, der — eine glückliche Wendung der dramatischen Gestaltung — die Stimme des Volkes verkör pert und von Nletschmann sehr eindringlich gespielt wird. Klug und schön die Gattin Samsonows, in der Darstellung der Verden. Nicht zu vergessen die Echöofer des äußeren Rah mens, Mahnke, Fanto und Brand t. Zum Schluß ver stärkte sich der Belfast außerordentlich. Ick. Frtttrie Lamond als Interpret. Beethoven schenkt jedem ßunstbeflissenen Zuhörer musikalische Wcihestunden unvergeß lichster Art. Trotzdem Lamond Schotte von Geburt ist, wurzelt sein Künstlertum tief in der deutschen Scholle. Der Künstler Lamond tritt In bescheidenster Weise hinter das große Werk Beethovens zurück. Ob es das kleinste Opus oder die groß architektonisch angelegte Sonate des Meisters Ist. Lamond bleibt der objektive Künstler bei der Wiedergabe, nur Beethoven spricht in tönender Weis' zu unserem Herzen. 50 Jahre wandert Lamond von Stadt zu Stadt, reist durch alle Welt als Verkün der einer heiligen Kunst, als Veethovenapostel; möge er in alter körperlich- und geistiger Frische sich selbst und uns. die wir Ihm aufrichtigsten Dank schulden, noch viele-viele Jahre als der Künstler erhalten bleiben, als welcher er gestern unsere Herzen mit heiliger Liebe zur Kunst erfüllte. E. G. Klavierkonzert Im Gesellschaftshaus. In der Pianistin Lotte Sommer konnte Rudolf Feigerl wieder eine seiner beson ders talentierten Schülerinnen vorstcsten. Sie spielte zunächst die Sonate D-Dur op. 10 von Beethoven und die Wanderer- Fantasie von Schubert, deren Wiedergabe technisch hockwertig war. In der Etüde f-moll und La Campanella von Liszt ging sie mehr aus sich heraus und zeigte In einem elegant gespiesten Wirbel von Tristern erfreulichen Schwung. Im Ganzen war die Wiedergabe sicher, klar und sauf-er. Lotte Sommer wurde zu sammen mit Ihrem Lehrer stürmisch geseier«. Zum Schluß brachte Rudols Feigerl selbst mit stärkstem Ersolg die „Sonata guast Fantasia" von Draeseke mit dem wuchtigen Trauermarsck zur ausdrucksvollsten meisterhaften Gestaltung. F. Gründung «Ine, „Sächsischen Künstler-Theaters". Die Reichstheaterkainmer (Gau Sachsen) hat, um den gegenwärtig nicht im festen Engagement stehenden Bühnenkünstlern Dresdens Gelegenheit zur Ausübung Ihres Berufes zu geben, eine Wan derbühne gegründet, die den Namen „Sächsisches Künstler- Theater" trägt. Sie hat die Aufgabe, die sächsischen Städte und Gemeinden, die kein ständiges Theater besitzen, zu bespielen. Der Spielplan umfaßt Schauspiel, Lustspiel und Operette. Mit der künstlerischen Leitung wurde vom Landesleiter der Reichs theaterkammer (Gau Sachsen) Obcrspielleiter Max Eckhardt de- auftragt, der Im vergangenen Winter am Aiberttheater In Dres den al» Epieilester und Dramaturg tätig mar.