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Nummer 281. Sächsische Volkszeitung 8. Dezember 1938. Hamburger Fischer In diesen Tagen kehrten aus Murmansk, dem russischen Kriegshasen der Zukunft, einige Hamburger und Altonckr Ianstes zurück. Sie hatten sich in dem deutschen Notjahr 1V32 von dem Sowtrawitrust als „Spezialisten" anwerben lassen. — Fifcherdampfcrkapitän Emil Schweminski er zählt: Als wir in den Sommertagen des unglücklichen Jahres 1932 den Entschluß saßten, dem Rus der sowjetrussischen Han delsvertretungen zu folgen und in die UdSSR, abzuwandern, wo man immer „hochbezahlte" Spezialisten gebrauchen kann, da glaubten wir wirklich, in ein Paradies zu wandern. Vielleicht war es der unheimliche Einfluß des klassenkämpferischen Ele ments in Deutschland, das uns damals mit allem in der Heimat unzufrieden sein und an Wunder glauben ließ. Genug, wir sind vier Jahre in der Sowjetunion gewesen und können uns aus eigener Anschauung einen Begriff von den Dingen machen, wie sie dort sind. Und,'auf gut Deutsch gesagt. Wir haben di« Nase oolll" Jeder Ausländer, der Rußland betritt, wird zuerst auf offizielle Anordnung großartig empfangen. Und da Rußland ein Proletarierstaat sein will, kann es keine Unterschiede machen. So kamen wir Jantjes zusammen mit den Ingenieuren usw. in ein großartiges Luxushotel in Leningrad. Wir wurden per Auto von einer «ÄchcnswürdlgkeU zur anderen gefahren. Großartige Volksparks wurden uns gezeigt. Klubräume über Klubräume, Bibliotheken. Schulen und Musterschiffe. Aber das alles war nur Fassade! Und diese glänzende Fassade ist in Rußland äußerst dünn. Wir wollten schließlich einmal auf eigene Faust ent decken und es gelang uns auch, zu entkommen. Nun sahen wir das andere Leningrad: in russischem Dienst Bauten sind wertlos. Die Fangmethoden in der Fischerei sind veraltet. Modern« Fanggerät«, z. B. Patentgeschirr, kannte man überhaupt nicht. Dl« GPU. b«wacht all««, si« überwacht di« Verbannten und di« Arbeiter, den Direktor und den Ausländer, sie macht aus Wirtschaft Politik und deutet aus der Arbeit politische Denkart. Wer im sowjetischen Ruß land nicht „schweigt", ist verloren. Und doch wird die Miß wirtschaft von Tag zu Tag größer. Das Zentrum von Murmansk wurde nachts mit einem Scheinwerfer beleuchtet, äbseits davon ist es dunkel und unglaublich schmutzig. Ein Klubhaus bestand natürlich, unvermeidlich im neuen Rußland — und eine Bade anstalt für 125 000 Menschen. Schulen sind ebenfalls da, aber Schulgebäude fehlen und di« Lehrer Hausen mit ihren Kindern in alten Baracken, in denen die Lehrer nachts sogar schlafen müssen. Nicht einmal Betten haben sie. — Unumschränkte Macht besitzen die Behörden. Ich erlebte einmal mit, wie die elfjährige Tochter einer mir bekannten Familie von einem Mitglied des örtlichen Rates blutig geschlagen wurde. Sie sollte dem „hohen" Herrn 100 Rubel gestohlen haben. Ich habe in Murmansk und auch anderswo wenig Leute kennen gelernt, die den Sowjetstaat nicht für einen härteren ZuchtmcUter hielten, als den zaristischen Staat. Nirgend sind die Möglichkeiten der Ausbeutung überwunden, im Gegenteil, ein« allmächtige Parteibürokratie herrscht heute Uber Leben und Tod der Genossen und lebt auf deren Kosten ein behagliches, verantwortungsloses Leben. — Um ein Haar wäre ich noch als „deutscher Faschist" von der GPU. verhaftet worden. Hätte ich nicht so mit den Hafenverhältnissen Bescl)eid gewußt, so daß ich im letzten Augenblick verschwinden konnte, wäre ich wie viele andere Deutsche auch noch ein Opfer der GPU. geworden. Prahlhänse Drei Jungens, Friedrich Will)elm Kahn, Hans Felsentrott und Felix Gladen, beschauen sich das Porzellan im Fensterbrett vor einem Laden. Biel' Dinge bieten sich hier dar mit Blumen. Ranken und mit Blättern und Iubiläumstassen gar mit aufgedruckten goldnen Leitern. Doch Friedrich Wilhelm Kahn verdreht den Mund verächtlich, um zu prahlen: „Auf meines Vaters Tasse geht ein Spruch um die Geburtstagszahlen!" „Und meines Vaters Tasse ist besonders schön", trumpft Felix Gladen, „da trägt ein schmucker Reservist den Spruch: Dem guten Kameraden!" Darauf sagt Hänschen Felsentrott großmächtig zu den anderen Knaben: „Solch Kirmeszeug, du lieber Gott, kann mcln in jedem Laden haben! Ich habe einen Kasfeetopf, der ist was wert und nicht so ohne, denn unter einem Mappenknopf steht eingebrannt „Hotel zur Kron e" !" Und als den Freunden, baß erstaunt, nun doch die Augen überlaufen. Hans ihnen in die Ohren raunt: „Ja, so etwas kann man nicht Kausen!" In zahllosen Kellerlöchern am Newski-Prospekt hausten Frauen lind Kinder, obdachlos, hungernd, wimmernd. Wir gaben ihnen Brot, Geld und flüchteten. Schon ahnten wir aus der be ¬ ängstigenden Stimmung dieser Aermsten, was die GPU. ist! Straßen, in denen es keinen Stein gibt, traf man öfters, man fiel über Unrat und konnte es vor Gestank nicht aushalten. — Das war hinter der Fassade! Auf der Weiterfahrt nach Murmansk wurden wir zum ersten Male selbst gewahr, was es heißt, tn Rußland zu leben. Man hatte uns je 50 Rubel ausgchändigt. Aber das erste selbst bezahlte und deswegen schlechte Mittagessen kostete bereits 18 Rubel: Etwas Kohlsuppe mit Salzsisch und viel Tee. Als wir am Ziele ankamen, die Fahrt dauerte 48 Stunden, hatten wir kein Geld mehr, aber riesigen Hunger und — Läuse! Hoch oben an der Murmanskkiiste auf der Nordspitze der Halbinsel Kola liegt dieser „Hasen der Zukunft" (?). der uns vier Jahre hindurch Heimat ersehen sollte und uns zum grauenvollsten Er lebnis wurde. Könnt« ich Romane schreiben, so würde ich sicher lich unter dem Titel „Murmansk" das Innerste meiner Seele aufwühlen können, so bleibend ist diese furchtbare Erinnerung in mir. Schon die Ankunft war für uns Deutsche erschreckend. Ter Bahnhof bestand aus einem baufälligen Holzschuppen, der von unzähligen Menschen umlagert war. Holzhäuser überall. Und in den kleinsten Räumen ost mehr als ein Dutzend Men schen. Bei 125 000 Einwohnern besitzt Murmansk ganze fünf Autobusse, die meistens noch in Reparatur stehen und nicht fahren. Ich ließ mich zugleich mit meinem halb verzweifelten Jantjes per Schlitten zum Hafen fahren. Hier sollten wir un sere neuen Schiffe finden. Ick, es sind funkelnagelneue Dampser, die Fischereilogger der Sowjets. In der Tat wird in Rußland heute unerhört gebaut, in einem wahnsinnigen Tempo — aber ohne Sinn! Schiffe, die soeben aus Leningrad kommen, müssen, ohne in Betrieb gewesen zu sein, auf die Murmanskwerst — — russischer Schiffbau! Erschütterndes Symptom einer dogmatischen Wirtschaft«- sührung. Meine Meinung geht dahin — und die Ist gewonnen mährend einer vierjährigen Praxis in Murmansk und auf den russischen Schiffen selbst — daß in einigen Jahren all die Schiffe, die ich gesehen habe, abgewrackt werden müssen. Und unter solchen Verhältnissen, die mit Recht als ver wahrlost, als chaotisch bezeichnet werden müssen, will die Räte union einen Kriegshafen errichten. Aber in Moskau sieht man nicht die Wirklichkeit, sondern eben mir die Theorie. Murmansk ist der nördlichste eisfreie Hafen Rußlands — infolge des Golf stromes eisfrei, obwohl hier zehn Monate hindurch ein grimmiger russiscl)er Winter mit Kältegraden bis 40 Grad unter Null herrscht, daher der strategische Plan Moskaus, hier den ersten Kriegshafen der Sowjetunion erstehen zu lassen. Infolgedessen hat hier — dem Plan nach — auch die Hochseefisä-erei ihre Zukunft. In ganz kurzer Zeit (russisches Aufbautempo) ist hier eine Fischereiflotte von 78 Fischdampfern und 10 Fischereimotor- schlffen (mit Deutz-Motoren) entstanden. Diese Logger sind zum Teil bei uns in Deutschland in Emden und an der Weser erbaut. Sie sind di« einzigen, die heute noch die Hochseefischerei der Sowjetunion aufrecht erhalten. Alle neuankommenden russischen Line „schlagfertige" Verkehrs- siinöerin Berlln, 4. Dez. „Cs ist das «rstemal in meiner zehnjäh rigen Dienstzeit", so betonte ein baumlanger Schupo, der Haupt belastungszeuge, in einer Moabiter Schöffengcrichtsverhandlung, „daß ich gegen eine Frau wegen Widerstand Anzeige erstatten mußte". Verwundert richteten sich die Blicke der Richter und Zuhörer auf die Angeklagte, die 23jährige Käthe B„ ein klei nes schüchternes Persönchen, dem man tätlichen Widerstand gegen einen Polizelbeamten keineswegs zugctraut hätte. Aber der Schein trügt. Käthcken hat Haare auf den Zähnen. Am 1. Juli führte sie ihr Fahrrad. An den Zelten entlang auf der Einbahnstraße am Rande des Tiergartens, und ausgerechnet gegen den Strich Das beanstandete mit Recht der diensttuende Polizeibeamte, erhielt aber auf seinen sachlichen Hinweis sofort die überaus patzige Antwort' „Sie sind wohl verrückt, ich bin eine freie Staatsbürgerin!" Die freie Staatsbürgerin brachte aber nicht den Mut auf, dem Polizeibeamten trotz mehrfacher Aufforderung ihren Namen und Ihre Adresse anzugeben. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als zur Festnahme zu schreiten, um auf der Wache die erforderlichen Feststellungen zu treffen. Da wurde aus dem unscheinbaren Persönchen eine überaus treitbare und „schlagfertige" Amazone, die nach allen Richtlin ien auskeilte und den Beamten beschimpfte. Zum Schluß warf ic ihm ihr Fahrrad vor die Beine. Erst durch einen kunstge rechten Poltzeigrisf konnte sie zur Vernunft gebracht werden. Im gerichtlichen Nachspiel dieses Vorfalles erhielt die unbelehr- bare Verkehrssünderin eine Sonderunterweisung des Vorsitzen- den In der Richtung, daß cs Pflicht aller „freien Staatsbürger" ist. die Polizeibeamten bei ihrem schwierigen Straßendienst zu unterstützen und Ihren Anordnungen Folg« zu leisten. Das Ur- teil lautete wegen Beleidigung und Widerstand aus «inen Monat Besuch bei der Mutter Stalins Ein römisches Blatt berichtet über den Besuch eines Journal! st en bei der Mutter desDiktators der Sowjetunion, die in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens lebt, wo sie kurz vorher nach langer Trennung den Sohn wiedersah. Sie hat ihren ursprünglichen Namen nicht geändert, sondern nennt sich auch heute noch Katharina Gheorghiewna Dschuga- schwili, und lebt in einer kleinen, bescheiden ausgestatteten Woh nung, wo im Vorzimmer ein Bild Lenins von der Wand schaut. Sonst erinnert hier jedoch nichts an die ungeheuren Wandlun gen. die Rußland in den letzten Jahren erlebte, und die die 75- jährige Greisin mit dem schwarzen Tuch, das sie nach der Sitte der georgiscl-en Frauen über die Brust trägt, in ihrem Sohne tiefer als andere Frauen Rußlands gespürt haben muß. Ihre Gedanken sind noch bei ihrem Kinde, das sie noch wie in frühe ren Zeiten „Soso" nennt, bei ihren Enkelkindern, die sie mehr als alles in der Welt liebt. Ihr Herz hat sich um so mehr an sie geklammert, weil sie zwei andere Söhne schon in der ersten Kindheit verlor. Der gegenwärtige Diktator Rußlands ivar das letzte, das ihr blieb. Sie war zu allen Opfern bereit, um ihm eine gute Erziehung geben zu können, aber der Knabe wurde von ihrem Gatten aus der Schule von Gori, wo sie längere Jahre lebten, weggenommen, damit er gleich ihm das Schustcrhand- wcrk ausübe. Nach geraumer Zeit fedoch — so läßt der Berichterstatter Stalins Mutter weitererzählen — gelang es mir, ihn wieder zur Schule zu schicken. Unter seinen Mitschülern war er immer der Erst« und erhielt sogar eine monatliche Unterstützung von drei Rubel zugesprocl)«n. Katharina Gheorghiewna erwähnt dar aus kurz ihr Leben in Gori, wo sie neben der eigenen Haus arbeit noch die fremder Menschen besorgte, um dem Sohn das Studium zu «rmöglick)en, wie Stalin selbst Schreib- und Lese unterricht erteilt«, um ihr ihre Aufgabe zu erleichtern, wie er später sein Revolutionsiverk begann und seine Verbannung nach Sibirien sie in tausend Aengste stürzte. Soweit geht die Er zählung der Greisin, die allerdings eine Lücke enthält, die viel leicht weniger von ihr selbst als von dem Berichterstatter gewollt ist. Sie spricht davon, wie sie ihrem Sohne später trotz des Wider strebens ihres Mannes von neuem den Schulbesuch ermöglichte. Es ist bekannt, daß diese zweite Schule das griechisch- orthodoxe P r ie st e r se m i n a r von Tisiis war, aus dem Stalin wegen politischer Umtriebe ausgeschlossen wurde. Vielleicht hat die georgische Greisin, die in der christ lichen Religion, der ihr Voll« seit Jahrhunderten augchört. auf gewachsen ist, einmal den sehnlicl-en Wunsch gehegt, in ihrem Sohn einen Priester zu scl>en. Mit ivelcher Bitterkeit muß sie dann an die grausamen Verfolgungen denken die ihr immer noch geliebtes Kind jeglicher Religion bereitet hat Di« Legende erzählt, daß die Gottesmutter an dem Schick sal Georgiens besonderen Anteil genommen und ihm den Apostel Andreas gesandt habe, damit er es chrill'anisiere. Ge schichtlich verbürgt ist, daß König und Volk sich in den Jahren 220—230 taufen ließen, während die große Masse der Russen an den Ufern des Dnjepr sich erst Jahrhunderte später bekehrte. Vnlleicht liegt hierin der Grund, daß das religiöse Fühlen in den Bewohnern Georgiens und Armeniens viel tiefer ver wurzelt ist. Wie sie die Einmischung des zaristischen Synods in Kultfragen ablehnten, treten sie auch mit ein'gem Erfolg den sowjetrussischen Behörden entgegen. Die Bolschewisten sind davon überzeugt, daß der orthodoxe georgische und arme nische Klerus nie eine Rückkehrbcwegung zum Zarismus unter stützen wird, wenn ihm nur ein nwnig mehr Freiheit als dem russischen Klerus gegeben wird. Vielleicht geht auch die greise Mutter Stalins in die Kircl)«, um für den ungiäubigcn Sohn zu beten. Vermischter aus aller Welt DI« böse Schwiegermutter Istanbul, 4. Dez. Als ein Opfer der „bösen Schwieger mutter" ist der junge Stadtbeamtc Scyfi mit schweren Kopf verletzungen in ein Istanbuler Krankenhaus eingeliefert worden. Seyfi war seit einem Jahre verheiratet und lebte mit seiner Frau bei deren Mutter. Seit einigen Monaten war er aber stellungslos und das junge Paar aß am Tisch der Frau Lasset mit, ohne dafür ein Entgelt zu entrichten. Ter Schwiegermutter paßte dies nicht, es gelang ihr aber auch nicht, ihre Tochter dazu zu bewegen den Gatten zu verlassen. So richtete sich ihr Zorn gegen den arbeitslosen Schwiegersohn, der viele häßliche Worte zu hören bekam. Es gab häufigen Zank und schließlich riß der Schwiegermutter der Geduldsfaden. Mit einer Garten hacke lauerte sie dem jungen Scyfi aus, als sich dieser am Mor gen am Hofbrunnen wusch und hieb ihm zweimal kräftig über den Kopf, so daß Scysi bewußtlos zusammenbrach. Nachdem er im Krankenhaus zu sich gekommen war und den Hergang des und drei Tage Gefängnis, sowie wegen Uebertretung der Reichs straßenverkehrsordnung auf 20 RM. Geldstrafe. AimrrkairrschsV Gangsten von einem wicnev Geeicht WI«n, 4. Dez. Der amerikanische Gangster Alexander Sycovsky hatte sich am Dienstag wegen Paßfälschung vor einem Wiener Gericht zu verantworten. Der Angeklagte be hauptete. der berüchtigte Gangster Kid Tiger zu sein, der u. a. Al Capane finanziert hat. Die polizeilichen Erhebungen haben eine verläßliche Bestätigung dieser Behauptung nicht er bracht. Immerhin steht fest, daß Sycovsky in den Vereinigten Staaten mit 30 Jahren vorbestraft ist, jedoch aus dem Gefängnis entfliehen konnte. Offenbar verfügt er auch über ein großes Vermögen. Ob es so riesig ist, wie er selbst behauptet, lieh sich ebenfalls nicht festste««». Erwiesen wurde freilich, daß er in Monte Carlo einmal 300 000 Dollar und in Zoppot 50 000 Dollar verspielt hat. Sycovsky wurde wegen Paßsäischung zu sieben Monaten schweren Kerkers und zur Landesverweisung verurteilt. Franz Schubert und Moritz von Schwind waren treu« Freunde, und Schwind gab sich redlich Mühe, Schubert überall herauszureißen, wo man sein Genie nicht gleich anerkannte. Während eines Konzerts wurde di« O-Dur-Symphonie gespielt. Moritz von Schwind saß neben einem Herrn, der während des Bortrags sehr ungeduldig wurde und sich schließlich an seinen Nachbar mit dem wenig fachmännischen Urteil wandt«: „Das ist ja recht schön, aber zu lang, viel zu lang!" Schwind meinte darauf nur: »Das ist nicht zu lang, aber Si« sind zu kur» dazu!" Uebersalles geschildert hatte, wurde die Schwiegermutter in Haft genommen. Das Bild Scysis. mit verbundenem Kopf Im Bette liegend, wurde in alle» Istanbuler Blättern veröffent licht mit den üblichen, wenig schmeichelhasten ^Bemerkungen über Schwiegermütter versehen. Prozeß um einen geheimnisvollen Schatz. Hilversum, 4. Dezember. In Hilversum kommt ein merk würdiger Prozeß zur Verhandlung, der einen gefundenen Schatz zum Gegenstand hat. Bor 1X> Jahren starb ein Arzt, der mit seiner Schwester das obere Stoclnverk einer Billa bewohnte. Im Erdgeschoß wohnte der Bruder des Arztes, der sich jedoch mit ihm entzweit hatte. Der Tod des Arztes, dem der Tod seiner Schwe ster unmittelbar folgte, geschah unter so merkwürdigen Umstän den. daß ein Selbstmord nicht ausgeschlossen erschien Es war nämlich bekannt, daß der Arzt große Vermögenswerte der Steuer behörde nicht angezeigt hatte. Man nimmt daher an daß Angst vor Strafe die beiden in den Tod getrieben hat. Nach dem Ab teilen des Geschwisterpaares verkaufte der überlebende Bruder die Villa. Bei den Instandsetzungsarbeiten sand man nun eine Menge von Staatspapieren und Äktien.die sici>ergestell! wurden. Nun geht der Streit darum, wem der Schatz gehören soll. Vom Spiel in den Tod. Innsbruck, 4. Dezember. Ein schweres Unglück ereignete sich aut Montagnachmittag im Oetztal. Fünf junge Bauernbur schen l-attcn seit einiger Zeit in der Nälie von Ambach eine Sand höhle ausgegraben, um in dieser „Behausung" ungestört spielen zu können. Die Höhle mar 10 Meter tief in das Erdreich hin eingegraben und hatte eine Höhe von 3 Meter erreicht Als nun die Bursälen. von denen der älteste noch n'ck! 15 Jahre alt ist. ivcitevgraben wollten, stürzt« die Höhle plötzlich ein. und die Erdmassen begruben vier von ihnen. Der Fünfte, der ück noch im Freien befunden hatte, holte Hilfe lierbei da er alle.» seine Kameraden nicht befreien konnte. Als man die Erdmassen iveg- geschaufelt lmtte, mußte man leider feststellen, daß zwei der Ver schütteten, Fritz Rocttl und Adolf Leitner, bereits tot waren, während die beiden anderen schn>ere Verletzumzen erlitten hatten. Der Storch Im Treibhaus Budapest, 4 Dez. In der Nähe eines kleinen ungarischen Landstäöichens wurde ein Gärtner, als er eines Morgens über die Felder ging, aus einen jungen Storch aufmerksam der in ziemlich erschöpftem Zustand am Boden lag. Gevatter Langbein hatte offensichtlich den Anschluß nach Süden verpaßt; vielleicht war aber das Tier auch noch nicht ganz flügge geivesen, als die Eltern die Reise in die Ferne antratcn. Der tierfreundlicl,« Gärtner nahm den hilsstx'dürsttzten Storch jedenfalls mit sich nach Hause und richtete ih-n in cineill Treibhaus, zwischen Palmen und anderen exotischen Gewächsen, ein warmes Nestchen ein. Der Storch soll sich in seinem Treib haus-Appartement außerordentlich wohl fühlen. Er ist schon hängst wieder zu Kräften ^kommen. Vor allem aber können ihm die schiveren Nachtfröste, denen er beinahe zu n Opjer ge fallen wär«, nun nichts mehr anlnchen.