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146. 2. Vellage zvm Riesaer Tagedlatt. Monrag, 26. Mmi 1686, avenvs. 86. Aaftrg. W> orfteawche VezirlSausichußiitzung am rr. Juni 19», voryrittags 19 Uhr. Nach der üblichen Bearüßung der Abgeordneten und Feststellung der Beschlußfähigkeit der Sitzung stellte der Herr Amt-Hauptmann den neuen juristischen Mitarbeiter, Assessor Dr. Hoerntcke, vor. Eingangs der Tagesordnung nahm man von einigen Mitteilungen Kenntnis: Der Neuwahl der Abgeordneten Stark und Dorster (wegen der Dringlichkeit durch schriftliche Abstim mung im Umlauf) »um Vertreter und Stellvertreter für die WerüanLSversammlung des Sachs. LandeSunsallversiche- rungsverbandes, von der Liquidierung des Verbandes der Bezirksverbände, der in einem Landesverband Sachsen des Deutschen Gemeindetages aufgebt swobei der Herr Amts hauptmann der erfolgreichen Arbeit des Verbandes der Bc- zirkSverbände dankbar gedenkt), von der PreiSverteflung an» läßlich des Gendarmerie-UebungsfchiehenS am 81. Mai (Hauptwachtmstr. Richter, Luther, Horst und Vetter), von verschiedenen Verordnungen des Finanzministeriums für den Ausbau der Straßen Großenhain—Riesa, Gröbitz— Riesa und der Königsbrücker Straße. Während für letzter« kein außerordentlicher Staatsbeitrag gewährt wird, ist für Gröditz—Riesa ein Zuschuß für nächste« Jahr in Aussicht gestellt, inzwischen soll die weiter« Planung fortgestihrt werden; zum Ausbau der Strecke Großenhain—Riesa hat der Staat eine Beihilfe bis höchstens 22 000 Mk. bewilligt. Schließlich berichtete NegiLrungsrat Große über den Stand der Osthllseentschnldungsversahren am 80. 4. 1988. Danach sind 282 Anträge auf Entschuldung gestellt. Dar lehensanträge in 58 Fällen im Betrage von 505 850 Mk. Be- jvilligt wurden 482000 M. und davon sind auSgezahlt .810800 Mk. Abgelehnt sind 88 Anträge, in Bearbeitung befinden sich noch 141 Anträge. Hauptsächlich durch erhöhte Aufwendungen für Wohl- kahrtSkasten ergab sich ein Nachtrag zum Häushaltplan 1832. der eine Summe von 184 799 Mk. auSweist. Der Finanz ausschuß hat beschlossen, diesen Nachtrag zur Annahme zu Empfehlen und von einer an sich nötigen Erhöhung der Bezirksumlage Abstand zu nehmen, sondern den Fehlbetrag auf das neue Planjahr 1988 vorzutragen. Es sei unmög lich, den Bezirksgemeinde« die Deckung der Mittel für diese zwangslänsigen Mehrausgaben zuzumuten. Der Bezirks ausschuß trat dem Beschluß beS Finanzausschusses bei und beschloß, die Genehmigung des Nachtrags dem Bezirkstag zu empfehlen. Genehmigung fanden die Sperrung der Straße Forverge—Oppitzsch für jeglichen Krastfahrzeugverkehr, da sie in außerordentlich schlechtem Zustand sich befindet (Voraussetzung ist Zustim mung des Bezirksverbandes Oschatz für die in seinem Be zirk gelegene Gemeinde Oppitzsch); die Abänderung des OrtSgesetzeS über den Nachtwach, dienst in der Gemeind« Kmehlen (hetr. Ersatzstellung für weibliche Grundstücksbesitzer und auSwäriS wohnende Erben von Ortsbcsitzuugen); das Gesuch der Gemeinde Glanbitz zur Aufnahme eines Darlehns von 840 Mk. für die Erschließung von 12 Klein gärten für Erwerbslose (Sa eine finanzielle Belastung deS GemeindehauShaltes hierdurch nicht eintritt); der Berkans eines Flurstücks der Gemeinde Pausitz (zum Preise von zirka 1600 Mk.), unter der Bedingung, daß der Erlös dem Vermögensstamm zugewiesen wird; eine anderweit« Verwendung von 988 Mk. des Kap. XV 1i des 1932er HauShaltplanes für Kinder von Kriegs beschädigten (an Stelle für BerufsquSbildung von Krieger waisen); der 1. Nachtrag znr GeschästAordnnng für den Bezirks ausschuß (in Anlehnung an die Gemeindeordnung), betr. Aufrechterhaltung der Ordnung, Ausschluß von Abgeord neten usw.; die Aenderung der Gemeindeverfassung in Oberrüdern, wodurch die Zahl der Gemetndeverordnete« von 9 auf 7 Herabgesetzt wird (gesetzliche Bedenken bestehen nicht); desgleichen ein Nachtrag zum OrtSgesetz über die Ver gütung für den Bürgermeister in Pulsen, die herabgesetzt wird (mit redaktioneller Änderung) und ein ebensolcher für Fraueuhain mit derselben Zielsetzung; l weiterhin Abtrennung von Blatt 118 deS Grundbuches für Peritz (ausnahmsweise); sodann die Mittel für Bekämpfung »on Obstbaumschäd« liug«« (Vergütung an freiwillige Sachverständige) gemäß dem Hauöhaltplan Kap. IV, 5, Obst- und Weinbau; die Ausleihung pou 960 Mk. aus de» Gemeindever mögen von Foldern (gegen, hypothekarische Sicherheit) an den um Steuergelder bestohlenen Steuer-Einnehmer zur Abdeckung de« Verlustes; schließlich die Berteilung von 1870 Mk. Sandesmitteln an Gemeindediakonien und Gemeindekrankenpflegen. Es werden zirka 16 derartige Organisationen mit Beträgen von VO bis 850 Mk. bedacht. Zur Beratung des Haushaltplanes 1988. Der Entwurf ist Im Finanzausschuß schärfstcnS durchgearbeitet worden und der Amtshauptmann brachte beim Referat noch vom Finanzausschuß vorgeschlagene verschiedene kleine Aende- rungen an. Im allgemeinen betonte Herr von Zezsch- witz, daß die Finanzlage nach wie vor äußerst gespannt sei, da infolge der Arbeitslosigkeit der Sonderhanshalt ganz unerträgliche Aufwendungen erfordere. Man könne nur hoffen, baß durch eine Zusammenlegung der verschiedenen Unterstützungsarten und Uebernahme der Saiten aufs Reich ein« Befreiung der Gemeinden und Bezirksverbände von dem gewaltigen Drucke eintreten möge. Der Amtshaupt mann verbrettete sich dann über die BezirkSumlage (7 Mk. pro Kopf — 505 719 Mk (und zwar 240 519 Mk. für den ordentlichen und 265 200 Mk. für den SonderhauShalt), deren Senkung durch weitgehende Beschueibung der Aus gaben aus der einen Seite und Einstellung der rückständi gen Umlagen 1981/82 in Einnahme erreicht wurde. Zudem sind die Auswertungssteuermittel mit 10 000 Mk Hüber ein gesetzt als im Vorjahre. Andererseits mußten bei den Bezlrkssteuer-Ansätzen geringere Summen zugrunde ge legt werden infolge der wirtschaftlichen Nöte. In ähnlicher Weise verhält es sich bei den Reichssteuern. Zum Sonder haushalt bemerkte Herr von Zezschwitz, daß die Aufwen dungen sür Wohlfahrtserwerbslose im gesamten Bezirk 1183 000 Mk. betragen, von denen allein «in Drittel aus die Stadt Großenhain entfallen, obwohl der Anteil der Stadtbevölkerung nur ein Sechstel der Bezirkseinwohner zahl beträgt. In der Aussprache verlangte Abg. Schumann-Kolk- wttz verschiedene Auskünfte zu einigen Positionen des HauS haltplanes. Er glaubte sich dem in den Minbereinstellungen des Sonderhaushaltes zutage tretenden Optimismus hin sichtlich der Besserung der ArbeitS. und Wirtschaftslage nicht anschlieben zu können. Insbesondere bekämpfte er die Auf nahme von reichlich 300 000 Mark Darlehn für Wegebau- Arbeiten bei einem Fehlbetrag von 185 000 Mark. Er be zweifelte, daß durch solche Projekte zusätzliche Arbeit ge schaffen werbe. Es sei jedenfalls bei der Aufnahme srem- der Gelber Vorsicht am Platze. Dieser Einstellung traten -er Amtshauptmann, sowie bie Abgg. Dr. Trott und Holdinghausen entgegen. Man könne im Be zirksausschuß angesichts des ArbeitsbeschasfungsprogrammS Ser Regierung nicht untätig sein und müsse weitgehend ver suchen, Arbeit zu schaffen und damit das Los der Aermsten der Erwerbslosen zu mildern. Selbstverständlich gehe es hierbei nicht ohne einen gewissen Optimismus, es sei aber auch dringend nötig, daß hinsichtlich der Verbesserung der Straßen und Wege Durchgreifendes geschehe. Der Bezirk Großenhain stehe in bezug auf Straßenbeschasfenheit nicht gut angeschrieben anderwärts (Holdinghausen). Die Be zirksverwaltung sei all die Jahre daher sehr vorsichtig in ihrer Finanzgebarnng gewesen. Beweis dafür sei, daß man bisher ohne Anleihen für Wegebau ausgekommen wäre (Dr. Trott). Zudem sei sehr beachtlich, daß die aufzuneh- menben Darlehen unverzinslich gegeben würden (die Jah- reSannuität bei 5 Prozent Tilgung und 1 Prozent Dermal- tungSkosten beläuft sich auf 19 000 Mark). Der Vorteil einer solchen Arbeitsbeschaffung werde sich zweifellos zugunsten der Gemeinde auSwirken, man sei aber auch verpflich tet, die Straßen und Wege in Ordnung zu halten. Nach- dem sich noch eine Auseinandersetzung über den Begriff zu sätzliche Arbeit zwischen Abg. Holdinghausen und Schumann abgewickelt hatte, wurde der Hanshaltplan-Entwnrs 1998 nach den Vorschlägen des Finanzausschusses unter den Ein» Wendungen von Abg Schumann wegen des Kapitels Wege ¬ bau resp DarkehnSavfnahme angenommen nnd beschlossen, de« Bezirkstag die Genehmigung z« empkehle«. Zur Bekebnna der Wirtschaft im Bezirk wurde beschlos sen, die bisher bej der Sächsischen Staatsbank angelegten 125 000 Mark -e- BermögenSftocke« in einstelltgen Til gung-Hypotheken für Bauzweck« bereitzustellen, unter der Voraussetzung Lab die Baulustigen seihst Teil-Mittel be sitzen und »weite Hypotheken beschaffen. Dl, Verteilung -er Mittel soll unter Herauziehung der Sparkassen im Bc»irk erfolgen. Die Hypotheken sind mit 8)4 Prozent z« ver» zinse» «ud 1 Prozent zn tilge«, so Latz sich eine Jahres leistung nach 41l Prozent ergibt. Die Belpihung erfolgt bis zu ein Drittel des Bauwertes. Min hofft, hierdurch neben einer erstrebenswert-»,, Zinoverbillioung zusätzliche Arbeit im Ausmaß von 875000 Mark zu schaffen. Dieser Beschluß des Finanzausschusses wurde allseitig gutgeheißen. Es ist noch die Genehmigung durch den Bezirkstag herbei- zusttliren. Ueber bie Prü»««g der Jabresrechnnnq 1981, zu der wegen der Drinalichkeit vom AmtSbanptmaun di» Herren Prctzschel und Günther bestimmt worb-n waren, berichtete der erstere an Hand des amtlichen PrüsungsergebnisseS. Es ergab sich daraus der st-r'e Umfang der Buchungs- und Kassenarbeit (Umsatz 11 Millionen, zirka 60 0 0 Zahlungen. Darlehn sür Bauzwecke 2156 992 verausaah' uim.j. der vor allem wieder mi» dem Anwachsen der Wahl'ahrtSaufgaben zusammenhängt. Demgegenüber sind die 80 Beanstandungen meist formeller Ar' geringfügig zu nennen nnd Abi. Prctz schel beantragte unter Dank au den Kass >» beamten die Richtiasorechuug der Rechnnn» 1981. Diese erfolgte unter Berücksichtigung d»r k'»In»n Einwande deSgleich»,, stimmte man nachträglich de>- Ernen"""" der NechnungSorüfn- zn. Zygestimmt wurde dem Abfchl»'» neuer Verträge mit der KBG. über die verschiedenen Kraftmag-nlinien. nach dem diese bekanntlich zum 80 6. 1088 auigekündiat worden n«aren. Die KVG. hat weitere N'Glässe neuerdings auf Grund von Berhandlung-n zugestanden. so daß die Garantiesumme bei der Linie Großenhain—Dree-en auf 1500 Mark (ursprünglich 3658), Großenhain—Rieia aus 2250 (6750) gesenkt sind. Für bie Strecke Meißen-—Nünchritz —Riesa kommt fernerhin keine AufwenLnng mehr in Frage. Ein Antrag des SaalinhaLer-Bereins Großenhain auf Aufhebung der Tanzstrner ist vom Steuer-Ausschuß abge lehnt worden, da die Eingabe von falschen Voraussetzungen auSgeht. Die Tanz-Steuer bei vffWtlichen Veranstaltungen erbrachte bisher 15 000 Mark, wesentlich mehr als die für geschlossene Vergnügen. Es sollen aber einzelne Anträge auf Erlaß derStenex wohlwollend geprüft werden. Der Bezirksausschuß trat de« v«schk«ß des Steuerausschusses bei. Als Mitglied in den Vorstand des Elbe—Spree—Oder, AanaloeretnS e. V. in »Cottbus wurde Amtshauptmann von Zezschwitz abgeordnet bezw. gewählt. Aus grundsätzlichen Bedenken erfuhr das Gesuch der Gemeinde Glanbitz um teilweise Uebernahme der Jahres rente für «in aus Mitteln des Retchsarbeitobeschaffungs- Programms aufzunehmendes Darlehen Ablehnung. Gesuch der Gemeinde Glanbitz um Genehmigung znr Ueb«r»abme einer Ausbietungsgarantie von 6000 Mark. Dieser Punkt der Tagesordnung, welcher schon wiederholt Gegenstand von Beratungen im Bezirksausschuß >var. fand, obwohl an sich Bedenken nicht erhoben wurden, ebenfalls auf Grund eines früheren Beschlusses wegen prinzipieller Bedenken Erledigung durch Ablehnung. Im Anschluß an die zirka zweistündigen Beratungen fand «ine nichtöffentliche Sitzung statt. Alz»»»»«»»'»«» Tageblatt uebmen noch an all« Zeitungsausträger und zur Vermittelung an dies« die Tageblatt» «efchäftSftelle, Riesa, unr Goetheftr. SV. Telefon Nr. 20. (82. Fortsetzung.) Karl von Löbau, der sich der Gruppe von der Diel« bis hierher nachgeschlichen hat, steht lauernd in einer dunklen Wandnische am Ende des Trakte». Er sieht die Bewegung vor d«r Boudoirtür, härt die Worte nnd Stimmen bis zu sich. Atemlos, ohne jede leiseste Bewegung, mit dumpf Hegen di« Brust hämmerndem Herzen, steht Hauptmann Döllnitz lauschend dicht an der Tür des Boudoirs. Deutlich hört er Rambeaux fragen: „Was ist das mit dem Zimmer?" „Er ist das Boudoir meiner Frau — st« hält es stets ver schlossen, sie verwahrt hier ihre gesamten Wertsachen." Lefevre bittet Jeannette, die «den zu ihnen tritt, den Schlüssel herauszugeben. Jetzt kommt für di« Frau di« Nervenprobe! Sie ist nicht mit schußbereiten Pistolen, wie seinerzeit von Döllnitz, zu bestehen — hier kann nur die lächelnde Ruhe einer Lüg« helfen. Madame Lefevre markiert sehr charmant die Ver geßlich«: „Thdri — ich muß mich schämen, ich habe meinen Pompadour drüben im Salon der Baronesse liegen lassen. Di« Schlüssel sind darin." Lefevre macht eine unwillige Geste. Der Kommissar steht einen Augenblick noch unschlüssig, als einer der Leut« Miene macht, kurzerhand di« Tür mit dem Seitengewehr aufzu brechen. Da tritt Jeannette dem Soldaten in den Weg. Ihre char mante Liebenswürdigkeit wandelt sich in unverhohlenen Zorn. Sie ruft zu Rambeaux hinüber: „Seit wann ist es Sitte bei der Armee, die Türen zu den Gemächern der Frauen franzö sischer Offizier« wie Diebes winkel zu erbrechen?" „Seit dem Krieae, Madamei" Rambeaux' Stimme ist eisig. Er winkt dem Soldaten, di« Tür aufzubrechen Da überkommt Hauptmann Lefevre «in« Wut, di« Ihn zu ungewohnter Schärfe treibt. Di« Frechheit, mit der dieser Polizeispitzel hier mit ihm und seinen Leuten umspringt, wird ihm zu viel. Dor allem weiß er, was er dem Ansehen seiner Frau in diesem Augenblick schuldig ist. Er tritt «inen Schritt auf Rambeaux zu. Der Ton keiner Worte läßt diesen auf horchen: „Wenn Sie glauben, Herr Kommissar, daß mein« Frau einen feindlichen Spion, der von der geheimen Polizei gesucht wird, in ihrem Boudoir versteckt, io lassen Sie mit Gewalt öffnen Wenn Sie sich aber geirrt haben — dann schieße ich Sie nieder! Ich bin Offizier Monsieur! Di« Ehre meiner Frau geht mir über alles!" Rambeaux fühlt, daß sein Gegner di« Drohung wahr machen wird. Er sucht diplomatisch auszuweichen: „Lächer lich — lieber Hauptmann! Wie werde ich versuchen, di« Ehr« einer so schönen Frau anzutasten!" Er wendet sich mit ge zwungener Höflichkeit, die in einer eckigen Verbeugung gipfelt, on Jeannette, die ihn betrachtet, wie etwas körperlich Wider liches, von dem man sich energisch trennen muß, um nicht beschmutzt zu werden. „Ercusez madame — die Aufregung ließ mich vergessen . . ." Mit kaum merkbarem Neigen de» Kopfe», das «in Gruß sein soll, geht Jeannette den langen Gang des Traktes hinunter, wo Karl Löbau seinen Lauscher posten hat, der Diele des Schlosses zu. Rambeaux gibt neuen Befehl an seine Leute: „Ich er- wart« sofort Meldung über das Ergebnis der Durchsuchung des anderen Traktes Dann bittet er Lefevre um ein« Rück sprache in seinem Arbeitszimmer. „Ihre Gesinnung, Herr Hauptmann," beginnt Rambeaux mit kalter Sachlichkeit, „ist mir kein Geheimnis. Sie haben in vielen Schlachten bewiesen, daß die Arme« stolz auf Sie jein kann." Er macht eine Pause, di« dem Kommenden um so größeren Nachdruck verleihen soll. Er versucht, die eben er- litten« Scharte durch di« Ueberlegenheit eines wohlmeinen den Rates auszuwetzen Sein« Feigheit vorhin, die es auf den Versuch, der unter Umständen oen Hals kosten konnte, nicht ankommen ließ, muß jetzt zur eigenen, dringend not- wendigen Rehabilitierung rmt dem Mäntelchen der Nächsten liebe umkleidet werden. „Ich habe berechtigtes Interest«, daß Sie nicht da» Opfer Ihre» Gefühls werden, das Sie al, Privatmann sicher In unserer schönen Heimat auf da» Her vorragendste auszeichnet. Aber wir leben im Krieg — und di« Gastfreundschaft unserer erbitterst«« Feinde muß uns in jedem Falle zu denken geben! Die Freundschaft Ihrer Frau mit dieser Baroness« Ist lehr sonderbar, um nicht zu sagen: verdächtig." Er hebt seine Stimme zu eindringlich« Schärf«: „Ls geschehen hier auf dem Schloß und in diesem ganzen Landkreis Löbau Ding«, die der Armeeleituna seit langem schwere Sorg« machen. Wir stehen-einem In seiner Heimlich keit und verstecktem Tätigsein überaus gefährlichen Gegner gegenüb«. E» ist ein« schwer zu packend« Kette au» einer Unzahl von Gliedern — das erste, da» ich vernichtet habe, ist dies« Först«. Die gerechte Kugel hat sein Leben aus gelöscht, da» geeignet war, im Bund mit anderen unser aller Leben zu bedrohen. Der Nächst«, der unseres Zugriffes wert ist, ist der Baron von Löbau. Es wird Zeit, hier aufzuräumen — Sentiment» müssen endlich ein Ende haben." Hauptmann Lefevr« kann sich den ««stürmenden Gedanken des Polizeikommissar« nickt verschließen — er spricht offen das au», was « selbst seit langem befürchtet hat. Noch wehrt er sich, ab« «» ist mehr, um seine persönliche Würde zu wahren. „Solange ich Kommandant des Schlosses und Land kreises Löbau bin, werden allein meine Befehle ausgeführtl" „Und ich, Herr Hauptmann, führ« die Befehle aus, die mir die höchste Stelle der Arme« diktiert! Meine vornehmste Auf gabe ist die. endlich de» preußischen Kuriers habhaft zu werden, nach dem alle unsere Polizeistellen seit Monaten fahnden Ich weiß ihn in der Falle und werde Ihn abfangen — tot oder lebend wird er in meinen Händen bleiben!" In diesem Augenblick meldet ein «intretender Beamter, daß die Durchsuchung des senseitigen Traktes des Schloss«» ohne Ergebnis ««laufen ist. „Lasten Sie die Wachen einziehen — wir übernachten unten im Gasthof" Rambeaux bittet Lefevr«, ihn zu Baron Löbau zu begleiten. Während die Männer den dunklen Gang nach der Diel« hinuntergehen, löst sich leise di« Gestalt des sungen Karl von Löbau aus dem tiefen Schatten der Wandnische. Er lauscht angestrengt noch einen Augenblick in die Dunkelheit des Gang«». Dann huscht er mit scknellen Füßen zur Tür des Boudoir», die er mit dem von Madame Lefevre durch seine Schwester erhaltenen Schlüssel öffnet. Nun steht er Hauvtmann Döllnitz gegenüber. Hände suchen sich tastend In der Finsternis de» Zimmers. Es ist -er Aus druck des Triumphe». Dann werden Wort« flüsternd ge- wechselt: Der Plan d« Flucht. Wenige Minuten spät« ist Karl von Löbau aus Umwegen wieder in der Diel«. Sein« Schwester Maria hat sich soweit gefaßt, daß sie mit einiger Anstrengung dem neuen Ansturm, den das Erscheinen Rambeaux' und Lefevre» In ihr hervorruft, standhalten kann. „ ... Sie lehnen also erneut auf das entschiedenste jede Ge. meinschaft mit der Sache diese» preußischen Kuriers ab?" Die Frage des Kommissars an den Baron ist abschließend. „Sie bestreiten ferner, von der geheimen Anwesenheit des Ge suchten in Ihrem Hause etwas zu wissen?" Das Schwelgen des Barons ailt al» Antwort.