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Lie NenjahrSwttrp» Eine Kitte von ehedem. „Es ist ein alter Gebrauch zu Königsberg in Preutzen, wo er aber Herkommen, kann man jetzv nicht missen, daß die Fleischhauer eine sehr lange Wurst machen, dieselbe auf den Ncnjahrstag Lurch die Stadt herum tragen, und delbige dann Len Lohbeckern verehren." So erzählt nns eine alte Chronik. „Die lange Wurst, welche im Jahre 1258 vou 18 Per sonen umhergetragen wurde, war 1S8 Ellen lang, eine zweite aber, im Jahre 1583, wurde von 91 Personen getragen, war 598 Ellen lang und wog 11 Steine weniger 6 Pfund lden Stein zu 40 Pfund gerechnet), oder im ganzen 434 Pfund. Tie Klcischergcsellcn aber waren all« sauber angezogen, die wcitzen Hemden oben drüber. Der eine hatte daS Ende der Wurst etlichemal um den Hals gebogen und etwas hinab hängend, diesem folgten die andern alle in gleicher. Weite von einander und gleichen Trittes nach, die Wurst auf der für die Betmrtuyg der Verschwendung emma! d»e Zügel '-hießen. Frett'ch ist nicht jeder Besucher gleich wslltsm, men; unter dem Leere der Neujahrsgratulauten befindet sich mancher unliebsame Gast, denn auch solchen, die nicht zu den ständtg Eingeltchenen gehören, ,ft an diesem Tag« der Zutritt geöffnet. Da erscheint ein gut herauHaevutz- ter Stutzer nut fadem Wesen oder et» strcbsamerJüng- ltng, der, de» PrMbitionsgesetze» die Aneriemiung ver sagend, sich des Guten zuviel getan hat und nun, des Men Weines voll, seinen Glückwunsch stammelt. Nach schrecklicher ist jener alte „Geschäftsfreund von Papa" nnt seinen zweifelhaften Manieren, auf den nicht sich durchaus nicht zu erinnern vermag, der sich aber sofort mit wahrer Gier auf den schmackhaften Truthahnbraten, die Marmelade lind Pasteten stürzt. Und doch mutz jeden» ent artiges Wort, ein verbiitdliches Lächeln zuteil werden. Aber nicht nur in der vornehmen Welt huldigt man dieser Sitte, auch »m bescheidenen Mittelstand halten die Frau und die Töchter de» Reujahrsemvfang ah. Nicht minder fand das gegebene Beispiel Nachahmung >n der farbigen Gesellschaft der Bereinigten Staaten. ES gibt nichts groteskeres als einem new year'S day unter de» Schwarzen beizuwohnen und bet dieser Gelegenheit ist einer Negcrsamilie die Manieren der Weihen nachahmen zu sehen. Es ist daS die unterhaltendste Karikatur eines NeujahrsempsanaeS in einem der seinen Häuser in der b. Avenue. 'Auch hier hat die Negermama den Tisch mit appetitlichen Speisen und Getränken garniert, Braten, Schinken, Schüsseln mit Salat und andere Delikatessen aufgetragen. Miß Phöbe und Miß Flora, die .inter essanten Töchter der schwarzen Familie, haben sich in buntschillernde Kostüme von modernstein Schnitt geworfen und das krause Wollhaar mit künstlichen Blumen be steckt. Sie machen ihre Berbeugungen vor de» Freunden des Hauses und zeigen lachend die werben Zähne zwi schen den wulstigen Lippen, im Innern entzückt über die Grazie, mit der sie die weißen „Ladies" nachabmeN. Und gar die Freunde des Hauses! Diese schwarzen Gent- lewen in ihrem Feiertagsstaat sind köstliche Figuren, ber deren Anblick man sich wohl oder übel mit Darwins Theorie befreunden mutz. Mit dem einen Auge werfen sie einen zündenden Blick auf die sich verneigenden Ladies, mit dem anderen schauen sie verliebt auf den lockenden Schinken. „Prosit Neujahr!" arabischen -sattel genommen hatte, waren ihre Schmerzen ourch die Bewegungen des galoppierenden Pferdes zu un erhörten Martern gesteigert worden, aber mit bewunderungs würdiger Standhaftigkeit hatte sie die gräßliche Tortur ertragen. Obgleich sie es nicht hindern konnte, daß ihr die Augen voll Tränen standen, hatte sie es doch über sich vermocht, ihrem Retter mit einem Lächeln zu danken. Und erst, als die folternden Stricke gelöst waren, siegte die körperliche Schwäche über die Kraft ihres Willens. Ohnmächtig lag sie jetzt an der Brust des jungen Mannes, bleich und regungslos wie eine Tote. Und er war nie in seinem Leben ratloser gewesen als in diesem Augenblick. Wie sollte er auch wissen, welcher Mittel man sich bedienen müsse, um eine ohnmächtige junge Dame wieder zum Bewußtsein zu bringen! Allerdings erinnerte er sich, gehört oder gelesen zu haben, daß man in solchem Fall Gesicht und Hände mit kaltem Wasser benetzen müsse. Aber als er die Absicht aussprach, zu diesem Zweck an das Meeresufer zurückzukehren, erhob Abdullah sehr entschiedenen Einspruch. Daß man sich aus übertriebener Sorge um die Gesundheit eines Weibes ohne Not in Gefahr begeben sollte, wollte seiner orientalischen Anschauungsweise durch aus nicht einleuchten. „Ich glaube nicht, daß es so übel um sie bestellt ist," erklärte er. „Natürlich müssen ihr jetzt Kopf und Arme weh tun. Aber das wird sich bessern, wenn das Blut wieder in seinen rechten Fluß gelangt ist. Und so es Gottes Wille ist, wird sie ganz von selbst wieder-zu sich kommen. Wir aber dürfen uns ihretwegen nicht aufhaltert. Ob sie lebt oder stirbt, wir müßen weiter." So vollständig auch die Angst um Erika alle Gedanke»» Holmstettens absorbierte, daß der Ton des Arabers plötzlich ein anderer geworden war und daß etwas wie der Aerger einer starken Enttäuschung aus seinen Worte»» klang, konnhe ihm doch nicht entgehe»». Und angesichts des über Erwarten glücklichen Erfolges ihres Unternehmens mußte diese Lev- änderung ihn um so mehr befremden, je lebhafter er sich ins Gedächtnis zurückrief, daß der braune Wüstensohn ihm seinen Beistand geradezu aufgedrängt hatte. Aber «» war jetzt nicht an der Zeit, der befremdlichen Erscheinung auf den Grund zu gehen und Fragen zu stellen, die nicht in unmittelbaren» Zusammenhang standen mit der augen blicklichen, noch keineswegs gefahrlosen Situation. Wenn . Abdullah sich mit solcher Entschiedenheit weigert^, länger hier zu verweilen, so mußte Holmstetten sich wohl seinem Willen fügen, denn Erika würde nichts damit gewannen haben, wenn er hier mit ihr allein geblieben wäre. - So nahm er die willenlos hingegebene Gestalt des geliebten Mädchens abermals vor sich auf das Pferd, bettete ihr Köpfchen so bequem als möglich an seiner Brust^ und versuchte auf Abdullahs Rat, sanft ihre geschwollenen Hand gelenke zu reiben. Den Gaul ließ er dabei aehenr wie er wollte, und Moti machte diesein Vertrauen Ehre, mdem sie ihre Hufe mit oerdovpelter Vorsicht zu setzen schiess. Ohne daß sie von Verfolgern bedrängt worden wären, gelangten sie wieder bis zu der Stelle, wo der ftiedtrs gebrochene Wagen lag. Der Somali mit den Ponys hatte sich inzwischen aus dem Staube gemacht, vermutlich, um einer etwaigen Wiederholung des vorhin mit ihm ast- gestcllren peinlichen Berhörs zu entgehen. Abdullah, aber forderte, noch immer in dem vorigen, seltsam unwirschen Tone, seinen Begleiter auf, einen Augenblick zu warten, und schwang sich aus dem Sattel, um den Wagenkasten der schiffbrüchigen Kalesche einer Untersuchung zu uNttr- liehen. > Sie blieb nicht obne Erfolg, denn nach Verlauf einiger inen ft nur är» de» Sti «in, der jetzt als »« ein- älteres Attrnschau. Eröffnung der Ri«-Sa-Li-Li ch t s viel« jHotel Kronprinz)^ Wie uns mitgeteilt wird, findet heute (Sil vester) die Eröffnung des bereits schon in unserer Zeitung angekündigte»» Rie-Sa-Li statt. Es ist dies eine Neueröff nung der Lichtspiele im Hotel Kronprinz (Hauptstratze 33). Gleichzeitig wird uns noch weiter von der Direktion mktge- teilt, daß selbige für erstklassige Programme, sowie gute Vorführung und musikalische Illustration bestens Sorge tragen wird. . U.-T.-Lichtspiele lGoethestr. 102): „Der Stu dent von Prag". Prag, eine der ältesten Stätten mit teleuropäischer Kultur, mit seiner herrlichen Lag« an -en beiden Ufern der Mpldau, seinem pittoresken altertümlichen Stadtbilde, birgt die Zeichen vieler absonderlicher, über natürlicher Geschehnisse in seine« alten Mauern. In einer Ecke eines alten Prager Friedhofes liegt «in verwittertes, verfallenes, übe>5100 Jahre altes Grab. Es ist die lebte Ruhestätte eines Studenten, und nur die Grabschrift zeigt, baß sein Schicksal ein anderes war, wie das von tausend Achsel trasenb. und der lMe hatte sie wteder so m» »«» Hals t Tiefte aber in der Folgezeit»»» Schlöffe getragen und Äro Fürstl. Gnaden davonejltch« Ellen verehret, weil sie innerhalb 18 Jahre« ketn« gemacht hqhen. Sie sind mit Trommel und Pfeifen aufgezogen, voran ein Führer, wohl au-geputzt mit Binden nnd Federn, chtt fliegender weih und grüner Fahne. Diese« sind ge- fofal 103 Kleischhauerknechte und haben di, Wurst getragen. Auf beiden Setten sind welche bergtgangen, welche di« Wurst in Acht nahmen, daß dieselbe nicht Schade» litt. Im Schlaffe haben sie Ihr» Fürst!. Anaben von selbiger Wurst 130 Ellen verehrt. Li« ganz« Wurst aber hat gewogen 22 Steine l- Pftrnd, thpt 88ö Pfund: hat gekostet in allem 412 Thal«, den Lhal«r zu 80 Groschen gerechnet, und »»och 16 Groschen 3 Pfennige darüber. Zu dieser Wurst haben die Kuchen becker acht groß« Striegel und sechs runde groß« Kringel gebacken, haben «kostet zusammen 48 Mr. 3 Groschen." In Zittau hielten zu Neujahr 172« dl« Fleischhauer knecht« einen öffentlich«»» Umzug und präsentierten dabei eine Bratwurst von «26 Eller» und 11 Zoll Läng«. Als zu Begin» des Jahres 1S18 beinahe alle Prinzen de» österreichischen Hauses vor dem Kaiser Matthias er schien«», bereitete der Kaiser ihnen zu Ehren «in prächtiges Rittersptel, während dem di« Fleischhauer der Natt Wien ein« Bauernhochzeit arrangierten, bei der auch SO Männer erschien«»», die eine 999 Eller» lange Wurst trugen. Das Fleischerhandwerk zu Nürnberg wurde von Kaiser Karl dem Vierten besonders privilegiert, zu Neujahr einen feierliche» MaSkentanz auftühre» zu dürfen: worunter sich auch ein sogenanntes Schönbartlaufer» befand, bei dem sie im Jahr« 16S8 eine grobe Bratwurst uurhertruaen, Lerer» Beschreibung auf einer Tafel a»S Messing noch heute zu lesen ist: sie war 688 Ellen lang und wog 814 Pfund, und -io Skauge», auf denen sie getragen wurde, waren 49 Schuh lang. Die Träger hatten in der linken Hand-Gabqln, auf bene» das ungeheuerliche Wurstmonstrum zum Teil ruhte. < X. A. >deM-- eine «eine Bierfavrt — »et der atz- da» unerläßliche Pausen nicht fehle« darf. Im Gasthausgarteu ist lebhaftes Treiben. Urner den Bursch«« steht man Lyduschka, «t» kleines hergelaufenes Mädel. Sie vernmst Blumes» --! aber thr Per» hängt nur an de» Studenten und bestrnöetzs au einen» — an Balduin, der jetzt al» letzte» allein der» GaÄue betritt. Er Ist schon «in- älteres Semester — wenn auch kein alt«» — aber der beste Fechter Prags — ums ntcht wenia besagen will, den« ihnen alle« ist das Schlagen Herzens " - " — ... kommen kümmert sich weder wnig besagen will, den« th»e« alle« ist das Schlagen Mache. »Nd so sind«» sich auch rasch viel« Partien zu- ». Loch was hat Balduin — er ist mißgestimmt, er ' 7-7' »»der um Lyduschka — die nur für ihn Auge« hat, noch un» seine Freunde, di« ihn aufhettkrn wollt». — Nicht nur bei bet» Student«» herrscht fröhliches Leb«» und Treibe«. Unweit Le» DorfwtrtShauseS steht das Schloß des Reichsgraf«» von Schwarzenberg, der an diesem Tage aus Anlaß der Verlobung seiner Tochter, der Komtesse Margit, mit »em Freiherr» von Waldts-Gchwarzenberg eine große Gesellschaft zu« Hetzta-b gelade» hat. — Die Studenten pauken — die Herrschaften tage«. Doch plötzlich — die Hund« verfolge» die Fährte des Wilde» und wie ein Sturm jagt die Jagd durch den Garten, wo noch vorher die Studenten gezecht und gesungen. I» diesem Moment tritt Balduin an» dem Hause und kommt gerade recht, um Komtesse Mar. gtt, deren Pferd scheu geworden, im Stutze aufzufaNgen und sie vor einem schweren Unfall zu bewahre». — Balduin und die Komtesse sehen sich zum erste» Male — ei» tteser Blick deS Dankes — Margit und Balduin lieben sich... Durch da» gewaltige, von Anfang bis zu Ende spannende Ktlmwerk zieht sich ttn «Fiteren eine tragisch« Liebes- und Leidensgeschichte, die schließlich mit einem jähen Ende des Hauptbcteiltgte» ihren ergreifenden Abschluß findet.^ Ze.ntr alth eatvr Gröba: „Pat und Patächon aus hoher See". Lustspiel in sechs Akte«. Wie kommen unsere Freunde plötzlich auf die hohe See? Ganz einfach: Der Sport hat sie so ehrgeizig gemacht, daß sie es mit den Gegelkchltttenlenkern ausnehmen wollten, die auf dem »»ge frorenen Sunde blitzschnell Lahinsausen. Man kann sich varstellen, wie einfach und genial die Konstruktton ihres Segelschlitten» war, w«n» wir verraten, daß er in der Hauptsache aus einer leeren Kiste, ein paar alte» Schlitt schuhen und eine« alte»» Lappen bestand, di« die Freunde irgendwo annektiert hatten. Soviel mußte hierüber gesagt fein, damit Man es begreiflich findet, wenn Pat und Pata- chon in ihrem Sporteifkr sich zu weit auf das hohe Meer .wagten, und schließlich, auf einer Eisscholle dahintreibend, jede Verbindung mit -em Festland verloren haben. Wir hätten wahrscheinlich von de»» beiden Freunden für ewige Zetten Abschied nehmen müssen, wenn nicht im letzten Augenblick «in Reiter erschienen wäre, der die beiden Kum pane aus ihrer verzweifelten Situation befreit hätte. Der Dampfer „Christian IV." war nämlich gerade in der Nähe, um seiner» Kurs nach Spanien zu nehmen. Als man die beiden versprengten Sportsleut« im Wasser treiben sah, unterließ -er wackere Kapitän nichts, um Vie beiden Schiff brüchigen an Bord zu bringen. So finden wir sie denn also enLlich Sa, wo sie sich nach dem Titel unseres Filme» zu befinden haben, nämlich .auf hoher See". Unsere Freunde waren immer anstellige Menschen, Li« sich gern jeder Arbeit unterzogen, wenn die Verhältnisse es erforderten. Es hätte ihnen auch aus dieser Seereise sehr gut gefallen, wenn nicht -er Steuermann ein ganz gemeiner Patron gewesen wäre. »ißheit habe, damit Ihren Wünschen und Ihren nicht «ntgegenzuhandeln. Auch in diesem Fall , „ , . die möglicherweise törichte — Hoffnung, durch die Erfüllung jene» Aufttage» das zu begünstigen, was Sie und sch amsebnlichften wünschen." denn mit einem Blick voll Unendlicher Dankbarkeit ließ sie sich wieder an seine Brust sinken. Es war gewiß die denkbar verfänglichste Situation für eine vornehme, in den strengsten Schicklichköitsbegriffet» erzogene junge Dame, und als habe sie die Empfindung, daß ihre Bedenklichkeit durch ein harmloses Gespräch einigermaßen gemildert werden könnte, sagte sie nach einem kleinen Schweigen: „Wer ist der Man», in dem weiße» Mantel, der aus sieht, wie ein Araber und der so gut Französisch spricht? Denn ich erinnere mich jetzt, daß ich einige französische Worte aus seinem Munde gehört habe. Und wie in aller Welt konnten Sie so schnell feststellen, wohin man mich gebracht hätte?" „Das Verdienst daran gebührt nicht mir, sondern meinem Gefährten dort." Und er erzählte ihr in Kürze, was sich seit dem Moment, da er den Menschenauflauf vor dem Hotel wahr- „ , , genommen, bis zu diesem Augenblick zugetragen. Als er »Handbewegung versuchte sie, sich die den Namen des Geheimrats erwähnte, wurde Erika sehr > unruhig. , „O mein Gott, der arme Großpapa l" seufzte sie. „Wie er sich wohl um mich gesorgt und geängstigt hat! Ich habe während der schrecklichen Fahrt auch viel mehr an ihn gedacht als an das, was mir selbst bevorstehen mochte. Ueverhaupt habe ich mA gar nicht so sehr geängstigt, als Menschen es gar nicht auf mich, sondern auf Frau von henden abgesehen hätten. Und ich rechnete bestimmt dar aus, doß sie mich freilassen würden, sobald sie ihren Irrtum erkannt hätten." „Ihr Herr Großvater war- allerdings in einer fürchter lichen Aufregung ; aber «r wird ja nun, Gott sei Dank, bald aus seiner marternde»» Ungewißheit befreit sein. In längstens einer Stunde wird er die beglückende Gewißheit von Ihrer Befreiung erhalten. Und bis dahin haben Sie nichts mehr zu fürchten." „O, ich fürchte mich vor gar nichts, Herr von Holm- stetten, solange Sie da sind. Ich hatte ja seit unserer ersten Unterredung an Bord der „Aphrodite" ein so un begrenztes Vertrauen zu Ihnen. Ihre Nähe gab mir immer ein Gefühl wunderbarer Sicherheit. Und deshalb war ich auch so mißgestimmt, als Sie mich an dem heutigen Nachmittag ohne ein Wort des Abschieds verließen." Holmsiettens Hxrz schlug hoch vor Freude, und soviel Mühe kostete e-, ihn, sich zu bezwingen, daß seine Stimme eigentümlich gepreßt klang, als er ihr zu seiner Recht- tertiaung erzählte, wie er dazu gekommen war, die Bi te der Frau von Heyden unter Beiseitesetzung jeder anderen Rücksicht zu erfüllen. Aufmerksam lauschte Erika seinen Worten; aber als er geendet, gab es wieder ein lange-es Schweden. r,ffenuär mußte das junge Mädchen einen harten Kampf mit sich I selbst bestehen, ehe sie. den Mut fand, auszusprechen, was ihr aus dem Herzen lag. Endlich aber sagte sie doch: ! - ^Werden Sie immer so bereitwillig zur Verfügung i stehch», Herr von Holmstetten, wenn Frau von Henden Ihre Ritterdienste fordert ?" - / Und Heinz besann sich keinen Augenblick zu erwidern: ! „Sicherlich nur dann, Fräulein von Sylvander, wenn ich die Gewißhett habe, damit Ihren Wünschen und Ihren Intttessen nicht «ntgegenzuhandeln. Auch in diesem Fall hetzte ich ja die --- möglicherweise törichte — Hoffnung, durch Minuten kehrte er mit einem jener porösen Tongefäße zurück, wie man sie in diesen Gegenden bei längeren Fahrten oder Märschen mit sich zu führen pflegt. Es war noch zur Hälfte gefüllt, und indem er es Holmstetten über- reichte, brummte Abdullah: „Geben Sie ihr davon zu trinken, Herr, und gießen Sie ihr den Rest über Kopf und Hände. Die kalte Nacht lüst wird dann schon das übrige tun, sie zu erfrischen." In so drastischer Weise, wie der Araber es ihm an geraten, verfuhr der juM« Deutsche nun allerdings nicht. Er goß einen Teil des Wassers auf sein Taschentuch und benetzte damit Erikas Stirn. Schon nach wenig Sekunden hatte « die Genugtuung zu sehen, daß sie die Lippen bewegte. Nachdem er jetzt von dem Wasser gekostet, um sich, zu überzeugen, däß es auch wirklich trinkbar sei, flößte er ihr etwas davon ein, und nun währte es nicht mehr lange, bis ihr das Bewußtsein zurückkehrte. Mit einer matten Handbewegun^ nassen Haarsträhnen aus der Stirn zu streichen. , ' ! „Wo sind wir?" fragte sie. „Und warum hatten wir hier? Bitte, bringe»» Sie mich nach Hause! Ich bin so durstig und so furchtbar müde. Ach, und mein Mund, er schmerzt so sehr." „Sagte ich's nicht, daß die Dam? sich bald erholen .... „ ...... , «, würde?" sprach der Araber, der schon längst wieder im Sie vielleicht glauben. Ich wußte ja, daß die abscheulichen Sattel saß. „Die Frauen sterben nicht so leicht. Sie können Menschen es gar nicht auf mich, sondern auf Frau von zumeist mehr aushalten als ein Mann. Nun aber vorwärts, " ' Herr, vorwärts! Wir müssen unter allen Umstanden die Stadt so schnell als möglich erreichen." Holmstetten wunderte sich aufs neue, daß derselbe Mensch, -ec sich freiwillig einer gewiß nicht geringen Ge fahr ausgesetzt hatte, um ein wildfremdes junges Mädchen zu retten, jetzt so überaus ängstlich auf seine Sicherheit bedacht war, obwohl doch augenscheinlich überhaupt nie- mänd daran dachte, sie zu verfolgen. Aber er behielt sein Erstaunen auch jetzt für sich und bemühte sich nur, seinem schönen Schützling ein« so bequeme Lage zu geben, als die eigenartigen Umstände es eben zuließen. Er setzte sich so weit als möglich im Sattel zurück, zog die Knie hoch, um Erika eine bessere Stütze zu gewähren. Und, schlang ihren rechten Arin um seinen Nacken. Wieder hob ein schwerer, schmerzlicher Sxufzer ihre Brust, und er fürchtete schon, daß sie aufs neue ohnmächtig werden würde. Aber seine Freude war dann um so größer, als ihre liebe weiche Stimme ihm zuflüsterte: »Jetzt erinnere ich mich. Ich glaube, Ich .hatte das Bewußtsein verloren. — Ach, wie gut Sie sind, Herr von Holmstetten!" „Gott fei Lank, daß ich Sie wieder sprechen höre l" gab er zurück. „Sie können m nicht ahnet», »n wie großer Angst ich mich um Sie befunden habe." „Haben wir es noch sehr weit bis zum Hotel?" „Es mag wohl noch eine nette Zahl von Kilometern sein. Wir brauchten drei Viertelstunden, um Sie einzu holen. Und ich meine, der Teufel hätte nicht viel schneller retten könne» al» wir." „Aber ich bin eine zu große Last für Sie. Sie sollen nicht um meinetwillen so große Unbequemlichkeiten hohen." - Sie machte einen Versuch, sich auszurichten, aber Hotm- stetten empfand er beinahe schmerzlich, als er nicht mehr die Berührung ihrer weichen Haarfluten an seinem Hälfe fühlte. „Bitte, behalten Sie Ihre frühere Lage!" bgt er. „Sie dürfen , sich vorläufig nur so wenig wie möglich bewegen." Und sie selber mochte wohl empfunden haben, wie schlecht es vorderhand noch, um ihre Kräfte bestellt war.