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Dir. 267. Sächsische Volkszeitung Seite 6 I.eiprig Können wir noch an eine göttliche Vorsehung glauben? Vortrag von P. F. Pieper S. I. in Leipzig. Leipzig. Am vergangenen Sonntag sprach P. Pie per S. I. in der St. Trinitatiskirche vor einer großen Zuhörerschaft über die göttliche Vorsehung. Er betonte, daß der Christ an Gott glaube. Wenn diese Existenz Gottes vorausgesetzt werde, so müsse man auch an sein ferneres Walten in der Welt glauben, die Er doch er schaffen habe. Und die Krone der Schöpfung sei der Mensch, der so sehr oft an der göttlichen Vorsehung zweifle. Wenn man die vorgebrachten Zweifel näher ins Auge faßt, so erkennt man deutlich, daß sie durch die erdgebundene Einstellung des Zweifelnden bedingt sind. Aber die Erde ist doch nicht unsere Heimat und körperliches Wohlbefinden und Wohlergehen nicht un sere Bestimmung. Gott hat uns für den Himmel bestimmt. Der Mensch denkt aber zumeist nur an den Augenblick. Gott soll alle Not von ihm fernhalten und überlegt dabei nicht, daß er der Not bedarf. Denn Wohlergehen läßt erschlaffen. Der Kleingläubige über sieht auch die Absicht Gottes, die ihn reif und frei ma chen will für die Ewigkeit. Und wenn auch das Schrift wort: „Betrachtet die Vögel des Himmels....", und: „Betrachtet die Lilien des Feldes..." scheinbar auf die DIesseitigkeit abgestimmt ist, so vergessen wir zumeist das Schlußwort Christi: „Suchet zunächst das Reich Got tes, alles andere wird euch hinzu gegeben werden." Horka ehrt seine im Weltkrieg Gefallenen Aelerllche Weihe eines Gefallenen-ShrenmalS - Gedenlrede von Pfarrer Menke Horka. Der Totensonntag 1833 bracht« den Einwohnern von Horka die Erfüllung des schon seit vielen Jahren gehegten Wunsches, ein eigenes, den im Weltkrieg gefallenen Söhnen gewidmetes Ehrenmal zu besitzen. Am Sonntag nachmittag wurde unter starker Anteilnahme der Bevölkerung aus der Umgebung die feierliche Weihe des Denkmals durch den* zuständigen Pfarrer Wen Ke (Crostwitz) vorgenommen. Gegen 2,33 Uhr bewegte sich ein stattlicher Zug vom Ortsgasthose zum Dorfplatz, wo die Gemeinde einen würdigen Platz für das Ehrenmal zur Verfügung gestellt hat. Die NSDAP., Orts gruppe Crostwitz, der Stahlhelm der Ortsgruppen „Am Kloster wasser" und Neschwitz, die NS.-Kriegsopfervereinigung Kuckau, das Arbeitslager Zerna, die Militärvereine von Crostwitz, Panschwitz, Rosenthal und Neschwitz, die Männervereine von Jeßnitz und Räckelwitz, der Sportklub „Schwarze Elf". Räckel witz, der Iiinglingsverein von Crostwitz, die Belegschaft der Horkaer Steinwerke und zahlreiche Vertreter der Nachbar gemeinde Doberschiitz hatten um das Ehrenmal Aufstellung genommen, als der Männergesangverein „Iednota", Crostwitz, die feierlich ernste Welhestunde mit dem vierstimmigen Chor „Luzica" eröffnete. Daraus sprach die Schülerin Heiduschke, Horka, einen sinnvollen Prolog. Bürgermeister Wetzlich be- grühte die Gäste und gab seiner Freude Ausdruck, datz es endlich gelungen sei, eine Dankesschuld zu erfüllen, die die Gemeinde schon länast abgetragen hätte, wenn es die Zeit verhältnisse eher gestattet hätten. Nachdem der Schöpfer des Denkmals, Bildhauer Günther, Kamenz, der Gemeinde für das ihm entgegengebrachte Vertrauen gedankt hatte, hielt Pfarrer Wenke eine tiefempfundene Weiherede in wendischer und dcutscher Sprache. Er betonte die Selbstlosigkeit, mit der die Gefallenen ihr ein und alles, ihr Leben hingegeben haben, für uns, für unsere liebe Heimat. Ihnen nachzustreben müsse unser Ziel sein, denn dieser edlen Selbstlosigkeit entspringe wahre Bruder liebe. Beide seien nötig, um der Zwietracht erfolgreich zu begegnen. In -em Sinne, datz das Ehrenmal ein Mahner zur Selbstlosigkeit und Bruderliebe sein soll, moste er die Weihe desselben vollziehen. Nach Gebet und Gesang eines Kirchen liedes gab die Gewehrabteilung des Neschwitzer Militärver eins den Ehrensalut ab. Fräulein Schierz und die Schülerin Richter, Horka, trugen zwei inhaltsvolle Gedicht« vor. Be zirksschulrat Otto, Kamenz, legte für die Ortsgruppe Crost witz der NSDAP, einen Kranz am Denkmal nieder. Für den Stahlhelm sprach Herr Bctron v. Vietinghoff-Rlesch auf Uebigau Worte des Gedenkens. Die Belegschaft der Horkaer Granitwerke Netz durch Herrn Schneider-Paß- ditz eine Kranzspende niederlegen. Bäckermeister Noack, Horka, richtete an die Kriegsteilnehmer kurze Worte. Herr Bruchmeister Hehl dankte für die am Denkmal niederge legten, zahlreichen Kranzspenden und bat den Bürgermeister, das Denkmal in treue Obhut zu nehmen. Mit dem Gesang« des Horst-Wessel-Liedcs klang die Feier aus. Das Denkmal, dessen Sockel aus Horkaer Granit besteht, krönt ein Krieger in Mantel und Stahlhelm. Die Figur ist aus Sandstein ge fertigt und ist ein Werk des Bildhauers Günther, Kamenz. Im Sockel ist eine Gedenktafel eingelassen, deren Inschrift lautet: Unseren teuren Toten zum Gcdächtnisl Jakob Berger s 12. g. 14 Georg Rcntschke -f 12. 8. 16 Georg Zschornack s- 24. 10. 14 Michael Schmidt -f 10. 8. 17 Johann Kuschk f 2b. 9. 1b Paul Lorenz f 17. 7. 18 -Ich. Aus Anlaß 8es Vonifatius-Sonntags wurden in der St. Trinitatis-Kirche in allen HI. Messen Predigten ge halten, die über die geistige Not in der Diaspora ban delten. H.N. Am die Freigabe des „Goldenen Sonntags" Leipzig. Der Rat der Stadt Leipzig hat die Freigabe des Verkaufs am „Goldenen Sonntag" (24. Dezember) und am Snlvestersonntaa versagt. Hiergegen hat die Gewerbekam mer Rekurs bei der Kreishauptmannschaft erhoben. Zur Be gründung des Rekurses hat sie auf die Regelung in andern Städten Sachsens und der angrenzenden preutzischen und thii- ringisckcn Bezirke verwiesen und Insbesondere auch auf die erhebliche Schädigung aufmerksam gemacht, die mit dem durch den Ladenschluß verursachten E nnahmeausfall für den gewerb lichen Mittelstand verbunden ist. Lamond eröffnete mit seinem ersten Klavierabend im Saal des Landeskonservatoriums eine Folge von sieben Kon zerten, in denen er Beethovens sämtliche 32 Klavier-Sonaten spielt. Name und Ruf des bekannten Pianisten sind mit dem unseres großen deutschen Meisters und dessen gewaltigen Kunst werk so eng verwachsen, datz man in diesem Unternehmen naturgemäß und Innerlich Gegebenes findet. C. L. Reichspräsident v. Hindenburg als Pate Wittichenau, 26. Nov. Bei zwei in der vergangenen Woche in der katholischen Kirche zu Wittichenau getauften Kindern, und zwar beim achten Kinde des Landwirts Kubwenk in Keula und beim achten Kinde des Stcinarbeiters Wowtscherk in Sollschwitz, übernahm Reichspräsident v. Hindenburg die Patenschaft. Zie Asm mit öem ötterpelr Vie lleseMte eives rSkeWeu Wer Von Laren 22. kortsetrunx dlactiäruck verboten Eine lange Pause trat ein. Dann fragte Frl. Hohmann mit einem resoluten Ausatmen: „Dars ich jetzt fragen, Herr Müller, was Sie außerdem noch mit mir besprechen wollten? Sie ließen mir doch sagen, daß Sie in einer bestimmten An gelegenheit eine Auskunft von mir haben wollten. Und Sie werden gewiß verstehen, daß meine Zeit heute leider sehr knapp ist." Kling mußte sich einen Augenblick ernstlich daraus besinnen, was für eine „bestimmte Angelegenheit" er eigentlich mit dem jungen Mädchen hatte besprechen wollen. Schließlich log er in, Blaue hinein: „Ach, es betrifft ein« rein geschäftliche Sach«. Herr,Fuchs hatte mich beauftragt, für ihn in der Näh« von Kiistrin ein Grundstück zu kaufen, und di« Kaufverträge sind auch bereits ausgesertigt. Ich wollte sie ihm persönlich zur Unterschrift bringen — aber nun . . ." Das Fräulein erhob sich achselzuckend. „In dieser Sache kann ich Ihnen leider keinen Rat geben. Ich bin in die Ge- schäste meines Onkels nicht eingeweiht und verstehe auch nichts davon. Rechtsanwalt Bräuer, ein Bekannter meines Onkels, ist fürs erste bevollmächtigt, seine Geschäfte weiterzufllhren. Vielleicht wenden Sie sich an ihn. Ich werd« Ihnen die Adresse aufschreiben." Sie riß von einem Notizblock «in Blatt ab und schrieb darauf mit einer etwas fahrigen Handschrift, die nicht ganz zu ihrem sicheren Wesen paßt«, die Adresse des Advokaten. Im selben Augenblick läutete im Nebenzimmer das Telephon. Frl. Hohmann verabschiedet« ihren Besuch mit einem festen Hände druck und eilte zum Apparat. Durch die nur angelehnte Tür konnte Kling deutlich ihre ein wenig spröde Stimme hören. „Hallo — ja — hier Olly. Ich konnte dich noch nicht an rufen — es war Besuch da." Der Kommissar hätte viel darum gegeben, rvenn er dieses Gespräch noch länger hätte belauschen können. Aber er hört« draußen aus dem Flur das Dienstmädchen hin» und hcrgchen. Und er hätte cs ebenso unschicklich wie ausfallend gesunden, wenn er mit dem Fortgehen »och länger gezögert hätte. ck Schloß Wcrdenburg — das Stammschloß der Grafen von Wcrdenburg-Kolinskv-war der Tvvus de» altpreußischen Adel- ^us cier l.ausi»r l. Schirgiswalde. Anläßlich des Vollrstrau er lag es gedachten auch die hiesigen Wehrverbände des Stahlhelms und der SA. unter starker Anteilnahme des Kriegervereins, der Schüßengesellschaft, der Freiwilligen Feuerwehr und der konfessionell zusammengesetzten Orts vereine in einer würdigen Feier am Kriegerehrenmal der im Weltkriege für ihre Heimat gefallenen Söhne. Nach der Gedächtnisansprache von Amtsgerichtsrat Dr. Poeschel wurden an allen drei hiesigen Kriegerdenkmä lern prachtvolle Kränze niedergelegt, während die Stahl helmkapelle das Lied vom guten Kameraden spielte. Kriegerwitwen hatten das Ehrenmal mit schönem Schmuck versehen. Am Abend erstrahlte das Ehrenmal unter der Friedenseiche im Glanze von fast 200 elek trischen Glühlampen. —ze. s. Schlrglswnkde. Wie In letzter Zeit wiederholt zu beob achten gewesen ist, haben Hilfsbedürftige verschiedentlich aus den Beständen der NS.-Volkswohlfahrt Sachen erhallen, weil die bctr. Personen nicht genaue Erklärungen ihrer Verhält nisse abgegeben hatten. Durch die jetzt ergangenen gesetzlichen Bestimmungen ist die unberechtigte Entgegennahme von Spen den aus Mitteln der NS.-Volkswohlfahrt unter schwerste Strafe — Zuchthausstrafe — gestellt. Daher wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß bei der Stellung von Anträgen zur Erlangung von Spenden aus der NS.-Volkswohlfahrt unbedingt wahrheitsgemäße Erklärungen von den Hilfsbedürftigen abge sttzes. Es lag zwei gut« Wegstunden von Marienburg entfernt. In seiner Bauart und der zeitbeladencn Schwere, mit der cs in die Landschaft gestellt war, erinnerte es an die düsteren Burgen der deutschen Ordensritter. Und zu einem echten, romansähigen Eespensterschloß fehlte ihm eigentlich nichts als Unkenruf und Eulenschrei und eine emsig „wandelnde" Ahnfrau. Die Grasen von Wcrdenburg waren eines der ältesten Adelsgcschlcchter des Landes. Sie führten ihren Stammbaum bis aus die Zeit der Kreuzzüge zurück. Bischöfe und höchste Würdenträger waren aus ihnen hervorgegangen. Und bis vor einem Jahrzehnt gehörte es zur Tradition, daß ein Werden burg Mitglied des Herrenhauses war. Aber die Zeit hatte von dem einst so starken und lebens vollen Stamm einen Zweig um den andern abgerissen und in alle Winde gestreut. Mehrere Werdenburg waren im Welt krieg gefallen. Zwei batten sich bereits vor Jahren in den Kolonien angesicdelt. Ein anderer dieses Namens trieb sich, moralisch und pekuniär abgcwirtschastet, als Hochstapler in in ternationalen Badeorten umher. Das Majorat hatte keinen direkten Erben mehr, denn der derzeitige Inhaber des Titels, ' Gras Dietrich von Werdenburg-Kolinsty war kinderlos. Er hatte seinen einzigen Sohn in der Seeschlacht am Skagerrak verloren. Und seine Frau war bei der Nachricht einem Herzschlag erlegen. Nach diesen traurigen Ereignissen hatte das alte Schloß jahrelang lecrgestandrn. Gras Dietrich hielt sich dauernd im Ausland auf und verfiel einem rastlosen und kostspieligen Wanderleben, das einen beträchtlichen Teil seines Vermögens verzehrte. Den Rest verschlangen verunglückte Spekulationen und die verschwenderischen Ansprüche einer schönen Frau, der er lange Zeit verfallen war, und die er wahrscheinlich zur Grä fin Werdenburg gemacht haben würde, wenn ihre Neigung den plötzlichen Zusammenbruch seines Vermögens überdauert hätte. Verbittert und ohne Hoffnung reiste er nach der Heimat und zog sich ganz in die Einsamkeit zurück. Teils aus Ueberdruß an dem sinnlosen Taumel mondänen Lebens und teils aus Gründen der Sparsamkeit, zu der seine zerrütteten Verhältnisse ihn zwangen. Denn er mußte nun leine persönlichen Bedürf nisse aufs äußerste einschränken, um seinen Verpflichtungen Nachkommen zu können Mi zwei anspruchslosen Dienst boten und seinen Lieblingen, ein paar prachtvollen Perserkatzcn, führte er ein eigenbrötlerisches Dasein und versorgte mit den Erträgnissen von Jagd und Fischfang selbst feinen besck-cidcnen Haushalt. So lagen die Verhältnisse aus Schloß Werdenburg, als der Graf eines Morgens kurz nach dem Frühstück die Depesche er hielt, die 'hm den Besuch von Kommissar Kling ankündigte. Sie war bereits in Marienburg ausgegcben, und es war anzu nehmen. daß der Absender dem Boten aus dem Fuße folgen würd« Und tatsächlich halt« der Gras auck kaum ein« halbe geben werden müsse», da andernfalls Anzeige bei der Staats anwaltschaft erfolgt. Es geht nicht an, datz die von mildtätiger Hand, oftmals unter eigenen Entbehrungen, gespendeten Mittel von Personen verwendet werden, die sich nicht selbst in großer Not befinden. Jeder, der bedürftig und würdig ist, hat aber Anspruch auf die Spenden aus der NS.-Volkswohlfahrt und soll auch in gerechter Weise nach Prüfung seiner Verhältnisse damit ausgiebig bedacht werden. Nur so kann die Hilfe von Mensch zu Mensch einsetzen und dem Rufe des Führers „Es soll kein Deutscher in diefem Winter hungern und frieren" Erfolg verliehen werden. s. Horka b. Neschwitz. Am gleichen Tage, an dem das Kriegerdenkmal seine Weihe erhielt, wurde in Horka auch ein Hitler-Gedenkstein seiner Bestimmung übergeben. —ich. s. Ralbitz. Am Sonnabend beging die hiesige Kirchge meinde ihr Patronatsfest. Den feierlichen Festtagsgottes dienst hielt Pfarrer Wenke, Crostwitz, während die Fest predigt Pfarrer Räde, Kamenz, übernommen hatte. —Ich. s. Hirschselde. Ein Wohltätigkeitskonzert ver anstaltete am Sonnabend abend In Riegers Gasthof die Feuer wehr der Aktiengesellschaft Sächsische Werke. Der Saal mar sehr gut beseht, so daß ein größerer Betrag dem Winterhuis- wcrk zufließen kann, da ja der gesamte Reinertrag lür die Notleidenden bestimmt war. H- Hi l. Görlitz. Razzia auf S ch w a r z a r b e i t e r. Bei einer schlagartig durchgesührten Kontrolle der Marktplätze und des Güterbahnhofs wurden insgesamt 74 Personen festgcstellt, die der Schwarzarbeit bzw. unberechtigten Unterstützungsbe- zugs verdächtig waren. Der Magistrat beabsichtigt, derartige Razzien von Zeit zu Zeit wiederholen zu lassen. Stunde Zeit darüber nachzudenken, was diesen ihm vollkommen unbekannten Kommissar Kling zu ihm führen mochte, als auch schon fein Diener Lorenz mit der Meldung eintrat, daß der fremde Herr angekommcn sei. Kling wurde in einen -finsteren Salon mit verschloßenen Brokatmöbeln geführt, in dem cs nach Alter roch und ein geschlossener Lust. Er konnte sich nicht enthalten, die Fenster zu össncn. Aber er fuhr betroffen und beinahe ängstlich zurück, als ein riesiger schwarzer Angorakater sich mit elegantem Satz aus das Fensterbrett schwang und ihn in statuenhafter Un beweglichkeit anstarrte. In der nächsten Minute ertönte ein dünner Psisf, und das Tier sprang, vor Freude schnurrend, seinem Herrn entgegen. Gras Werdenburg-Kolinsky war ein großer, hagerer Mann, der älter aussah als er war. Er hatte vie Fünfzig kaum iibcr- fchritten, aber er machte den Eindruck eines Sechzigjährigcn. Sein noch volles Haar war schneeweiß. Und die blaßen Augen hatten einen stumpjen Blick, wie er Menschen eignet, denen das Leben nicht mehr bedeutet als eine mit stummer Resignation getragene Bürde des Schicksals. Er verzog feine schmalen Lippen zu einem konventionellen Lächeln und reichte Kling «in paar eiskalte Fingerspitzen. „Womit kann ich Ihnen dienen, mein Herr? Hoffentlich Ist ' es nichts Unangenehme», was mir die Ehr« Ihre» Besuch«» «erschafft?" Die blaßen Augen >tr«l,len »nng mit einem angpliu, forschenden Blick. Kling schlug einen leichten Ton an. „Aber warum denn, Herr Gras? Mach« ich einen fo unheil verkündenden Eindruck?" Werdenburg ließ sich mit müdem Achselzucken in einen Seßel fallen. „Das gerade nicht. Aber das Schicksal hat mich nicht mit Freudenbotsck)asten verwöhnt — namentlich in den letzten Jahren. Und außerdem kann ich kaum glauben, daß mich je mand in meiner Einöde aussucht, ohne dafür einen triftigen Grund zu haben." Wieder begegnete Kling feinem mißtrauisch fragenden Blick. „Gewiß, Herr Gras," nickt« er zustimmend, „in dieser Hin sicht trifft Ihre Vermutung zu Ich bin gekommen, um ein« Auskunft von Ihnen zu erbitten, in einer Sache, die mir sehr am Herzen liegt. Ich habe meine ganze Hoffnung auf diesen Besuch gesetzt." Der Graf runzelte nervös die Brauen. Unfreundlich fragte er: „Wer hat Sie denn zu mir geschickt? Von wem haben Sie überhaupt meine Adresse erfahren?" Kling behielt Ihn im Auge und entgegnete ruhig: „Von einem Kunstmaler namens Grau. Jawohl — Donald Grau. Au» Stralsund. (Fortsetzung folgte