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Ißlotirsn Vie fi»su In 6ei> Seelsonge Das Priestertum ist in der katholischen Kirche aus schließlich dem Manne Vorbehalten. Dennoch hat die Frau von Anfang an einen ansehnlichen Teil an der Seel sorge gehabt. In Brasilien ist die Bevölkerung über weite Gebiete dünn zerstreut, und die Zahl der Priester, die deshalb verhältnismäßig größer sein sollte als an derswo, ist gänzlich ungenügend. Das Apostolische Vi kariat des oberen Amazonas hat für 90000 Seelen, die über 4500 Quadratkilometer zerstreut sind, nnr zehn Priester. Um wenigstens einigermaßen den Unterricht der Jugend in der Religion und die Vorbereitung auf die erste hl. Kommunion zu ermöglichen, greift der Apo stolische Vikar des Gebietes, Bischof Bar rat, zur Hilfe der Frau, bzw. des jungen Mädchens. Er schickt Grup pen von je drei jungen Mädchen in die verschiedenen Dörfer, in denen sie fünf oder sechs Monate bleiben, um die Kinder in der Religion und den nötigsten Ele- mcntarkcnntnissen zu unterrichten und um sich auch sonst sozial und gesundheitlich ni'cklich zu mack-n. Dann kom men sie wieder auf einige Zeit nach Teffo, der Residenz des Apostolischen Vikars, zurück, um sich körperlich und geistig zu erholen und dann anderswo von neuem zu be ginnen. Zur aründlicheren Vorbildung dieser Helferin nen denkt Bisckof Barrat an die Errichtung einer eige nen Schule, wofür er aber erst die Mittel sammeln muß. Den Lebensunterhalt bestreiten die jungen Mädchen von den freiwilli-i"n Gaben der Bewohner der betreffenden Orte. Der Bischof ist voll des Lobes über den Opfermut dieser Katcchistinnen und über ihre Erfolge. Legen Glucken un6 unrücktige Kerlen Eine wichtige Aufgabe der Katholischen Aktion in Italien ist der Kampf gegen das Fluchen und die un züchtigen Reden. In den Jahrzehnten der französischen Revolution und später der revolutionären Bewegungen, die schließlich mit der politischen Einigung Italiens en digten, und die einen ausgesprochenen religionsfeindlchen Charakter hatten, wurde von den Agitatoren und den Gehcimbünden die üble Gewohnheit des Fluchens und unflätiger Reden snstcmatisch im Volke verbreitet. Zu den verschiedenen Mitteln, um gegen diese Unsitte anzu gehen, die seit Jahrzehnten an verschiedenen Orten ange wandt wurden, hat die Katholische Aktion in Venedig ein neues Mittel ausgedacht. In Verbindung mit dem weltlichen Verein der Schulpatronage und mit der Opera Nazionale Palilla werden unter den Schülern der Volksschulen der Stadt 180000 Löschblätter verteilt, die mit Aufschriften versehen sind, die kurz und bündig dos Verwerfliche jener beiden Unsitten aussprechen. Das Un ternehmen ist vor allem bemerkenswert als Beweis da für, wie die Katholische Aktion auch mit den faschisti schen Stellen gemeinsam zu arbeiten weiß. Der Sl. Stuhl schlichtet einen Konflikt Rom, 27. Nov. Die Nuntiatur in Buenos-Aires gibt bekannt, daß infolge einer Fürspracl)e des Heiligen Stuh les Bolivien und Paraguay einen Austausch ihrer Gefangenen und Verwundeten beschlossen haben. Die Regierung von Argentinien hat gleichfalls ihre Vermitt lung zugesagt. ^vnlc^ürr1ig!rsi»vn Eine Fernfahrt in der Dampfheizung. Wahrend der Fahrt des Schnellzuges Athen—Buda pest beklagten sich die Reisenden des Schlafwagens so lange über das Nichtfunktionieren der Dampfheizung, bis sich der Schlafwagenschaffner entschloß, die Dampf heizung des Schlafwagens untersuchen zu lassen, was dann auch auf der Station Neusatz in Jugoslawien ge schah. Zur großen Ueberraschung der Monteure und Passagiere wurde aus der Dampfheizung des Schlafwa gens ein 17jähriger Grieche hervorgeholt, der die Reise von Athen bis Neusatz in der Dampfheizung mitgemacht hatte. Um nicht zu verbrennen, hatte er jeweils die Ven tile geöffnet. Auf der Polizei erklärte er, man solle mit ihm machen, was man wolle, er sei kalb erfroren und halb gesotten und wolle vor allem schlafen. Die seltsame Bitte eines Verzweifelten. Kürzlich erschien in Barcelona auf der Polizei ein Mann und bat, unter Darlegung seiner Verhältnisse, ernsthaft und in aller Form um einen Rat, welches Ver gehen er sich zuschulden kommen lassen solle, um ins Gefängnis gebracht zu werden. Er erklärte, daß er am Verhungern wäre und keine Wohnung hätte, und daß man es trotzdem abaelehnt hätte, ihn im Arbeitshaus aufzunehmen. Er wüßte sich jetzt keinen anderen Rat mehr, als irgend etwas zu begehen, um zu einer Ge fängnisstrafe verurteilt zu werden. Er habe nur einen Wunsch, endlich wieder einmal ein Dach über dem Kopf zu haben und satt zu essen zu bekommen. Madrid bekommt Briefkästen. Die spanische Post soll reformiert werden, nnd als erstes Zeichen des verbesserten Dienstes am Kunden sol len Briefkästen aufgestellt werden. Zunächst sind 150 Oie katholische Kirche in Rußland Riga, 27. Nov. Es gibt in Moskau etwa 20 000 Ka tholiken, denen drei größere Kirchen und eine Kapelle der katholischen Unierten zur Verfügung standen. Alle diese Kirchen sind den Katholiken jetzt genommen. Unter dem Schutz der sranzösiscl)en Gesandtschaft befindet sich in Moskau nur noch ein römisch-katholischer Bischof, Msgr. Never, ein gebürtiger Franzose. Er kann jedoch infolge der staatlichen Kontrolle keine Seelsorge für die Moskauer Oeffentiichkeit ausüben. Außerdem befindet sich in Moskau noch ein katholischer unierter Priester des orientalischen Ritus, Sergjej Eolowjeff. Er ist der Neffe des bekannten russisä-en Philrsophen und Vor kämpfers für die kirchliche Einigung, ist jedoch schwer krank und daher zu jeder priesterlichen Tätigkeit unfä hig- Im Konzentrationslager zu Iaroslaw befanden sich bis vor kurzem 68 Priester meist polniscl-er Abkunft. Ob wohl viele von ihnen schwer krank sind, ließ sie die bolschewistische Negierung ohne entsprechende warme Be kleidung aus dem Lager von Iaroslaw auf die Solo- wezkij-Inseln überführen, die von Typhusepidemien ver seucht sind. lieber das Schicksal des Priesters Dlechman, der in Kiew verhaftet wurde, hegt man begründete Besorg nisse. lieber seinen Verbleib ist nichts scstznstellen. Der ehemalige Feldkurit P^ter Lowiiilki fiel während der polnisch-russischen Kämpfe in die Hände der Sowjet-Ar mee. Die berüchtigte GPU. verfuhr derart mit ihm, daß er geisteskrank wurde. In Archangelsk starb in der Ber- lmnnung nach langer Gefangensclxift Pater Adolf Pjet- kjewitsch aus der Diözese Schitomir. Der Hl. Vater über die Konvertitenhilfe. London, 27. Nov. Der Erzbischof von London, Kar dinal Bourne, hat von Kardinal Pacelli ein Schreiben erhalten, das eine höchste Anerkennung für das englische Konvertiten-Hilsswerk enthält. Es heißt darin, daß der Papst mit großer Befriedigung den Bericht der Gesell schaft gelesen und mit besonderer Freude festgestellt habe, daß für dieses bewunderungswürdige Werk trotz der Wirtschaftsnot eine so außerordentlich hohe Summe ge spendet worden ist. Das Hilsswerk für jene, die alles ver lassen haben, um sich zum katholischen Glauben zu be kennen, verdiene tatsächlich die Unterstützung aller Gläu bigen. Das Schreiben schließt mit dem besonderen Segen des Heiligen Vaters für alle, die dieses Werk unterstüt zen. Echo des englischen Crwerbslosen-Pilgcrzuges. London, 27. Nov. Von dem ungeheuren Widerhall, den die Romreise der englischen Erwerbslosen in der ganzen Welt ausgelöst hat, gibt die Tatsache Zeugnis, daß 100 katholische Zeitungen in den Vereinigten Staa ten diesem Ereignis die ganze erste Seite gewidmet ha ben. Mehrere Blatter haben cs zum Thema ihres Leit artikels gewählt, mit einer Uebcrschrist, die über die ganze Breite der Seite reicht. Eine der größten Zeitun gen, die „Montreal Beacon" beginnt ihre seitenlangen Kommentare mit folgenden Worten: „Alle Bürger der britischen Inseln und mit ihnen alle Katholiken der Welt sind sich der tiefen Bedeutung bewußt, die hinter dieser Pilgerfahrt von 400 Erwerbslosen nach Rom liegt. Wir glauben, daß es wenige religiöse Predigten, wenige po litische Reden, wenige wirtschaftliche Vereinbarungen gibt, die in Bezug auf die Probleme. Nöte und Kämpfe unserer Zeit eine direktere und aktuellere Botschaft ent halten als dieser Besuch der Erwerbslosen beim Papst." * » Tagung des St. Raphaels-Vereins. Hamburg. Anläßlich der Anwesenheit des Bischofs Dr. Berning von Osnabrück, der zugleich Präsident des St. Naphaelsvereins ist, fand im Raphaels-Heim in Ham burg die Hauptversammlung und Verwaltungsratssitzung des bekannten Vereins statt. Außer den Jahresberichten, Rechnungsprüfungen und Etatsragen beschäftigten sich die Erschienenen mit aktuellen Fragen der heutigen Aus wanderung. Die bäuerliche Siedlung in Brasilien, die Auswanderung katholischer Nichtarier, die Fürsorge für Rückwanderer, Deportierte und mittellose Ausländer und die Familiensiedlung in Terra Nova bei Castro in Pa rana (Brasilien), standen im Vordergrund der Beratun gen. In den geschästsfiihrenden Vorstand wurden erneut folgende Herren gewählt: Generalkonsul E Nölting als Vorsitzender, Dechant Pastor Primarius B. Wintermann als stellvertretender Vorsitzender, llniversitätsprofessor Dr. Fritz Terhalle als Schriftführer, Kaufmann Otto Bryde als Schatzmeister und Dr. Max Größer P2M. als Generalsekretär. Eine Statue der seligen Bernadette. Paris, 27. Nov. In Lourdes ist ein Komitee gebildet worden, das niit den Vorbereitungen für die Errichtung eines Denkmals der seligen Bernad-"e S-"''"-'-ous beauf tragt werden soll, Das Denkmal wird aus Bronze ange fertigt und am Eingang von Lourdes Aufstellung finden. Kirche und Rundfunk in Polen. Zwischen der Generaldirektion des Rundsunks in Polen und einer kirchlichen Kommission, an deren Spitze der Bischof von Kattowitz, Adamski, steht, ist ein Ab kommen zur Regelung der religiösen Sendungen des Rundfunks getroffen worden. Danach werden an allen Sonn- und Feiertagen des Jahres von allen Sendern des Landes religiöse Morgenfeiern gesender, ebenso an den Nationalfeiertagen. Die Auswahl der Prediger und das Programm der Predigtreihen, sowie anderer reli giöser Vorträge wird nach erfolgter Gutheißung durch die Bischöfe der Direktion mitgeteilt; eine eigene Kom mission hält den ständigen Kontakt mit der Direktion aufrecht. Auch die bloß lokalen Nnndsunkvorträge wer den vorher durch den Bischof begutachtet. Wichtig ist. daß die Direktion sich verpflichtet, keine anti-katholiscben religiösen Vorträge zuzulassen, ebenso keine atheistischen religionslosen oder sonstwie dem katholischen Glauben widerspreclienden Vorträge. Die Bischöse verpflichten sich, ihre Geistlichen anzubalten, für den Rundfunk als modernes und wirksames Mittel religiöser, sittlicher, va terländischer und wissensäzaftlichcr 'Belehrung beim Vol ke zu werben. Stück in Auftrag gegeben worden, und zwar von einer Propagandafirma, die ihre Reklame an den Küsten an bringen will. Bis jetzt gab es in Madrid, außer in den Postämtern, nur in Tabakläden und Straßenbahnen einige Briefkästen. Der postalische Verkehr ist in den letzten zehn Jahren um das Vierfache gestiegen, aber es gibt 200 Postbeamte weniger als im Jahre 1918. Der Postverkehr mit dem Ausland hingegen ist in den ver gangenen 10 Jahren nm 850 Prozent gestiegen. Ein Prinz lernt fliegen. Prinz Nikolaus von Rumänien, der vor einiger Zeit eine morganatische Ehe geschlossen hat, ist wieder nach Rumänien zurückgekehrt und erwartet hier die Rückkehr seiner jungen Gattin. Um sich die Wartezeit abzukürzen, läßt er sich jetzt zum Flieger ausbilden. Er startet jeden Morgen gleich nach dem Frühstück und bleibt täglich mindestens drei Stunden in der Luft- Sein Begleiter ist der Hauptmann Oprisch, jener Mann, der den König Karol mit dem Flugzeug aus dem Exil zurück brachte; aber Prinz Nikolaus steuert seinen Apparat im mer selbst. Seine Frau erwartet er im Laufe des No vember zurück, das genaue Datum ihrer Rückkehr wird natürlich geheimgehalten. Was auch die Gesellschaft von Bukarest gegen die beiden unternehmen mag, der Prinz und seine Gattin werden sich darum nicht kümmern, denn die beiden lieb-n einander wirklich, und sie haben gar keinen andern Ehrgeiz, als in Frieden miteinander leben zu können. Sie werden auch gezwungen sein, sehr einfach zn leben, denn der Prinz ist durch die Wirtschafts krise hart betroffen und hat zum Beispiel sein schönes Stadtpalais verkaufen müssen. Es verlautet, daß der Prinz sehr begierig ist zu erfahren, welchen Posten ihm die Regierung zugedacht hat. Bevor er das Land verließ, bekleidete er einen bedeutenden militärischen Posten; aber seit seiner Rückkehr ist ihm noch nicht mitgeteilt morden, in welcher Funktion er seinem Lande dienen darf. „Nä, der isch net hin!" In diesen Tagen geriet in der Nahe von Heidel berg ein Mann, der.sein Fahrrad nach l.'>,ih, unter die Straßenbahn. Als man den Ueberfahrenen so unter der Plattform des Wagens liegen sah, glaubte man all gemein an einen schweren Unfall, und einer der Um stehenden stieß die Worte aus: „Der isch hin!" Aber so fort ertönte unter der Straßenbahn vernehmlicher Pro test: „Nä, der isch net hin!" Und so war es denn auch erfreulicherweise: der Mann hatte nur leichte Hautab schürfungen erlitten. Der „verliebte" Dieb — Spezialist für Hallenbäder er wischt. Eine ungewöhnliche Ausrede legte sich ein alter Zuchthäusler bei, der im Hallenbad in der Gartenstraße in Berlin dabei erwischt wurde, wie er die Garderoben bestahl. Schon seit mehreren Wochen trieb dieser Mann, ein 48 Jahre alter Albert Kallics, sein Unwesen im Hallenbad. In unbeachteten Momenten öffnete er mit Nachschlüsseln blitzschnell die Schränke und stahl, was er erreichen konnte. Im allgemeinen bildeten goldene und silberne Uhren seine Beute, und der wertvollste Fang, den er einmal machte, bestand in einer Brieftasche, 120 Reichsmark enthaltend. Weil sich die Diebstähle häuften, legte sich der Bademeister mit seinem Gehilfen auf die Lauer, und es gelang ihm glich, den Dieb zu ertappen. Kallies ist erst vor kurzem aus dem Zuchthaus entlassen worden, wo er für neun Jahre Aufenthalt genommen hatte. Er behauptet nun, daß er seine Diebstähle nur darum ausführte, weil er sich unsterblich in eine Frau verliebt habe, der er gar nicht genug Geschenke machen könne. Die nähere Prüfling ergab jedoch, daß eine solche Frau gar nicht existiere, daß Kallies vielmehr seine Beu testücke regelmäßig sofort verkaufte, um von dem Erlös leben zn können. Er muß aber noch einen Komplizen haben, der ihm durch Pfiffe warnte, wenn die Luft nicht ganz rein war. Nach diesem wird noch gesucht.