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Austritte aus der katholischen Kirche Ueber- und Rücktritte zur Kirche 1930 und 1931. Vor kurzem ist das Kirchliche Handbuch für das kathol. Deutschland, herausgeneben von der Zentralstelle für kirchliche Statistik in Köln, Bd. 18, erschienen. Recht ernst ist das Kapitel über die Austritte, Ueber- und Rücktritte zur Kirche in den Jahren 1930 und 1931. (S. 283-291). Die Bewegung vom Christentum zur Religionslosig keit kam in der Nachkriegszeit so recht in Fluh. Sie mar eine Auswirkung der rationalistisch-materialistischen Kei- stesströtnung des 19. Jahrhunderts, wurde begünstigt durch die Not und Armut und die Hetze an den durch die Kriegserlebnisse religiös wie sittlich geschwächten Men schen und erreichte ihren Höhepunkt in der international organisierten Gottlosigkeit, der die sozialen Zeitverhält nisse den Boden vorbereitet hatten. Bon 1919 bis 1931 haben in Deutschland 2,75 Mil lionen ihren Austritt aus einer der christlichen Kirchen zur Religionslosigkeit vollzogen, darunter 330000 aus der katholischen Kirche. Die katholische Bevölkerung Deutschlands verhält sich zur evangelischen wie 1:2, die beiderseitigen Austrittsbewegungen verhalten sich wie 1:7. Wenn nun auch der prozentuale. Vergleich erheblich zu Gunsten der Katholiken ausfällt, so bleibt die Zahl 330000 auf unserer Seite doch tief bedauerlich. Hierzu kommt, datz die kirchlich-religiöse Lage nicht bloß in der Kirchenaustrittszahl sich kenn'eichnet, sondern noch mehr in dem Umfang der inneren Kirchenentfremdung. Und dieser ist statistisch nicht zu erfassen. Er geht so weit, als die Teilnahmslosigkeit am religiösen und kirchlichen Leben Platz gegriffen hat. Diese Entfremdung geht weit über den Nahmen der Austrittserklärungen hinaus. Die Ergebnisse der kirchlichen Statistik der Trauungen, Oster- Kommunionen, Besucher der Sonntagspflichtmessen reden da eine deutliche Sprache. Trotz Missionen und Kath. Aktion sowie vielfach intensiv geübter Seelsorge sind Tausende nicht mehr zu erfassen. Trotz alledem dürfen wir den Mut nicht sinken las sen. Die Kirche hat noch schwerere Zeiten überstanden als unsere Nachkriegszeit mit ihren Schwankungen und Extremen. Ausgabe der Seelsargsarbeit und der Kath. Aktion und Vereine ist und bleibt es, unter Weckung und Zusammenfassung aller geistlichen und geeigneten Laienkräste das gesamte Gemeinschaftsleben und alle Volkskreise mit christlichem Geiste zu durchdringen. Mit allen Kräften, die wir haben, müssen wir den Zerfall des Gottesreiches bekämpfen und mit Gottes Gnade die Ausbreitung seines Reiches in den Einzelseelen und in der Gesellschaft fördern. Reich mit Saargebiet 1930: Austritte 52 594, Ueber- tritte 9808, Rücktritte 4686. — Also Verlust der kath. Kirche 1930: 52594 - 14494 gleich 38100. Reich mit Saargebiet 1931: Austritte 57781, Ueber- tritte 10366, Rücktritte 5698. — Also Verlust der kath. Kirche 1931: 57781 - 16064 gleich 41717. „Die am schwierigsten zu behebende Ursache der Kirchenentfremdung ist und bleibt die wirtschaftlich-so ziale Not des Volkes" bemerkt mit Recht das Kirchliche Handbuch, S. 285. Wo monate- und jahrlang täglich die schwerste Sorge für das Leben der Familie wie ein Alp druck auf der Seele lastet, ist es sehr schwer, das Gott vertrauen und den Gottesglauben zu bewahren. Zu die ser Not kommt noch die Arbeit der Kirchenfeinde. Im neuen Deutschland ist nun der Kommunismus und Bol schewismus niedergeschlagen und die öffentliche Tätigkeit der Gottlosenbewegung unterbunden. Das ist jedenfalls mit grotzem Dank zu beglichen. Aber es wäre eine Täu schung, zu glauben, datz nun auch die gottlosen Ideen alle überwunden wären. Ideen können nur durch Ge winnung der Herzen, durch Beeinflussung und anderwei tige Führung der Ueberzeugung geändert und gebessert werden. Hierbei mutz die ganze religiöse Gegenwarts lage in ihren geschichtlichen, psychologischen und sozialen Zusammenhängen berücksichtigt werden. Da bleibt der Kirche und der Seelsorge noch sehr viel mühsame Arbeit. Und da darf nicht untätiges Gehenlassen der Verhältnisse, sondern es mutz unermüdliches und energisches Eingrei fen und eine von Gottvertrauen getragene, nie ermü dende Tätigkeit für die Seelsorge die Losung sein. Ge rade die neue Zeit verlangt und erwartet von uns die Seelsorge, besonders auch die gerade in unserem Bistum so stark betriebene Einzelseelsorge in Hausbesuchen und Aussprachen und von den Laien, die religiös sind oder sein wollen, das gute Beispiel und tätige Mithilfe, ein Vorleben der Religion im täglichen Leben. Zn dle evang. Aeichskirchenreglerung berufen Dresden, 27. Nov. Die Sächsische evangelische Kor respondenz teilt mit: Der Kirchenmimster D. Dr. Schöffel, Landosbischof von Hamburg, hat den Reichsbischof um seine Entlassung aus seinem Amte als Kirchenminister gebeten. Der Reichsbischof hat diesem Anträge entsprochen. Nach der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche werden die Führer der lutherischen Landeskirchen für seinen Nachfolger Vorschläge zu machen haben. Die Geschäfte des bisherigen Kirchenministers D. Dr. Schöffel werden vorläufig vom Reichsbischof selbst wahrgenommen, der den Landesbischof von Sachsen, Coch, als Führer der grössten lutherischen Landeskirche ersucht hat, ihn bis zur endgültigen Regelung in der Führung der Geschäfte zu unterstützen. Sachsen ehrt seine Toten Totengedenkselem in Dresden Die Landeshauptstadt beaing den Totensonntag mn einer von der nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung veranstalteten ernsten Gedenkfeier in der Staatsoper. Dis Kriegsbeschädigten hatten Ehrenplätze erhalten. Außer zahl reichen Offizieren des alten Heere, waren Reichsstatthalter Mutschmann, Innenminister Dr. Fritsch, Wehrkreisbefehls haber Generalleutnant List, Landeskommandant General major Boltze, höhere SA-Führer, Vertreter der Reichswehr und der Polizei anwesend. Auf der Bühne standen zwei Sarkophage, bedeckt mit schwarz-weiß-roten und Hakenkreuzfahnen. Reichswehrosfi- ziere hielten die Ehrenwache, die Feldzeichen der alten säch sischen Arme« waren aufgestellt. Aus dem Hintergrund erhob sich das Kreuz aus Eisen. Der Landesobmann der NS-Kriegsopserversorgung, Schlegel, gedachte der Gesallenen. Das gemeinsame Fronter lebnis habe 1918 einige Männer zusammenaesührt, um er neut den Kampf für Deutschlands Freiheit aufzunebmen. Der Gefreite des Weltkrieges, der heutige Kanzler, habe diese Manner zum Sieg geführt. Stehend, mit erhobener Rechten hörte die Versammlung das Lied vom Guten Kameraden und darauf „Wenn ich einmal soll scheiden" . Vor der Oper hatte eine Hundertschaft Polizei, hatten Ehrenstürme der SA und SS, eine Kompagnie des Stahl helm und der Militärvereine, der Reichswehr mit den Fah nen der alten sächsischen Regimenter Aufstellung genommen, Die Gedenkfeier schloß mit oem Vorbeimarsch der Abteilun gen vor dem Retchsstatthalter und Wehrkretsbefehlrhaber. Der Stahlhelm B. d. F., Stadtgau Dresden, hatte für Sonntag abend zu einer Gefallenen - Ehrung im ZirkusSarrasani aufgerufen. Schon lange vor Be ginn der Feier war der weite Bau dicht gefüllt. Unter den zahlreichen Ehrengästen bemerkte man eine Anzahl höherer Offiziere der Reichswehr mit dem Chef des Sta bes der 4. Division, Oberstleutnant Olbricht, an der Spitze, sowie Prinz Ernst Heinrich von Sachsen. Vor der Bühne war ein mächtiger Katafalk errichtet, auf dem ein Stahlhelm auf einem großen Lorbeerkranz ruhte. Die Stahlhelmfahne bedeckte das Fußende. Düster lohten die Flammen aus zwei hohen Feuerschalen. Unter dumpfem Trommelwirbel marschierten die Ehrenkompagnie und die Fahnenabteilung mit den zu weihenden" 29 neuen Stahlhelmfahnen ein und nahmen um den Katafalk Auf stellung. Feierlich erklang „Siegfrieds Tod" von Richard Wagner. Die Gedenkrede hielt der 2. Landesführer des Stahl helm, Hauptmann a. D. Hauffs. Keinen Augenblick habe die Männer des Grabens das Gefühl über den Sinn Ihres Seins verlassen: Kämpfer zu sein, opfern zu müs sen, Pflicht zu erfüllen, ohne auf Lohn Anspruch zu ha ¬ ben, ungenannt, ungekannt, unbekannt. Unzählige fie» len so, einsam und menschheitsfern, um dem Gegner den Sieg und dem Tod das Leben abzutrotzen. Schlichte Holzkreuze auf stillen Hügeln geben heute Kunde vom Leiden und Sterben der Tapferen. Die Gefallenen de» Krieges wurden zu Trägern der deutschen Auferstehung. „29 Fahnen sind" — so fuhr Hauptmann Hausse fort — „hier aufmarschiert, um ihre Weihe zu empfangen. Und nun neigt euch zu eurem ersten Dienst, zu Ehren der Ge- fallenen, auf deren Geist ich euch weihe. Die zwei Mil lionen Gefallener haben diesen Fahneneid mit dem Tod« besiegelt. Die Treue zur Fahne ist die Liebe und Treu« zum Vaterland." Während das Lied vom Guten Kameraden erklang und die Fahnen sich senkten, verharrte die Menge z» Ehren der Gefallenen eine Minute in Schweigen. Der Fahnenausmarsch beschloß die erhebende Feier. - in Leipzig Der Totensonntag brachte in Leipzig eine Fülle von Gedenkfeiern. Zum ersten Male trat die NSBO. mit einer großen, würdig ausgestatteten Gefallenen-Gedächt- nisfeier in der Alberthalle vor die Oefsentlichkeit. Nach musikalischen und rezitatorischen Vorträgen erfolgte die Ehrung der gefallenen nationalen Kämpfer. Die Ge denkrede hielt der stellvertretende Gaubetriebszellenleiter Schmid-Chemnitz. Der zweite Satz aus dem Brahms'- schen „Requiem", vorgetragen vom Riedelverein und dem Leipziger Sinfonieorchester, beschloß die erhebende Feierstunde. Der Verein für die Pflege der Kriegergrabstätten und -Denkmäler hielt vor der Hauptkapelle des Süd friedhofs eine Gedächtnisfeier ab, an der Fahnenabord- nungcn des Kyffhäuserbundes, des Feldkaiyeradenbundes, der Reichswehr, der SA. und des Stahlhelms teilnahmen. Die einzelnen Vereinigungen legten Kränze an den Eh renmälern nieder. Am Nachmittag vereinigten sich der Sächsische Feldkameradenbund, Gruppe Leipzig, und der Volksbund für Deutsche Kricgsgräberfürsorge, Orts gruppe Leipzig, zu einer Gedächtnisfeier zu Ebrcn der Gefallenen des Weltkrieges in der überfüllten Nikolai- Kirche. Hier hielt die Gedächtnisrede Pfarrer Lenz. Die Gefallenenehrung vollzog der Gruppenführer des Feld- kamcradenbundes Klocden. Mit dem Deutschland- und dem Horst-Wessel-Licd sowie dem feierlichen Fahnenaus« marsch klang die Feier aus, der Gesänge des Leipziger Männerchors mit Orchesterbegleituua unter der Leitung von Prof. Wohlgemuth einen würdigen Rahmen gaben. NGBO.-Ge-enkseier in Berlin Die am Totensonntagnachmittag in Berlin im Sportpa last von der Obersten Leitung der NSBO veranstaltete und von der Kreisbetriebszellenableilung V Berlin durchgeführt« Totenfeier, an der die Treuhänder der Arbeit sowie sämtliche NSBO-Gauleiter aus dem ganzen Reich teilnahmen, gestal tete sich zu einem gewaltigen Erlebnis, eine Totenehrung, wie sie in diesem Rahmen, in dieser schlichten Unmittelbarkeit in der Reichshauptstadt wohl noch nicht begangen wurde. Vor Beginn der Feier waren die auswärtigen Teilnehmer mit ihren Fahnenabordnungen und einer NSBO-BetriebszeUe Berlins zum Ehrenmal Unter den Linden marschiert, um dort als deutsche Arbeiter die toten Kameraden durch Nieder legung zweier Kränze zu ehren. Kurz nach 5 Uhr zogen die mehr als hundert Betriebs zellenfahnen aus Deutschlands Gauen unter dumpfen Trom melwirbeln in den Sportpalast ein, während die Menge in ergriffenem Schweigen stand und die umflorten Zeichen der Bewegung mit zum Hitler-Gruß gereckter Hand grüßten. Im Mittelpunkt stand die Ansprüche des Leiters der N«BO und Führers des Gesamiverbapdes der DkUtschen.Arbeiter, Staatsrat Walther Schuhmanns Dle Gliederung der MD. Der Arbeitseinsatz der Arbeitsgemeinsclmft Katho lischer Deutscher soll sich bekanntlich in ihre örtlichen Glie derung eng an die Untergliederung der NSDAP, anleh nen. Diese örtliche Untergliederung der AKD. stützt sich auf leitende „Beauftragte" in den Gauen, Kreisen und Ortsgruppen, die nach dem Führerprinzip eingesetzt wor den. Es ist für weitere Kreise von Interesse zu erfahren, welche Beauftragten in den Gauen bzw. Untergauen bis her eingesetzt worden sind. Es sind dies für den Gau Baden: Bibliothekar K. Brombacher, Baden-Baden, Rotackerstratze 5. Gau Hessen-Nassau: Stadtrat Bickendorf, Frankfurt a. M., Hitlerhaus. Gau West falen-Nord: Universitätsprofessor Dr. A. Baumstark, Münster i. W., Bohlweg 48. Saargebiet: Studien assessor Franz Reichert, Saarbrücken, Königin-Luisestr. 12. Untergau Oberschlesien: Direktor Edgar-Maria Handy, Ratibor, Oberwallstratze 21. Gau Mittelschle- sien: Redakteur Robert Weiß, Breslau, Hummcrei 39/41. Die genannten Persönlichkeiten stellen über die betreffenden Gaue bzw. Untergaue die gegebenen Zwi scheninstanzen der AKD. dar. Der Ausbau der örtlichen Gliederung schreitet ständig fort. Der päpstliche Legat für das Saargebiet Gustavo Testa, der päpstliche Sonderlegat für das Saargebiet, stammt aus der Diözese von Bergamo und ist seit 1923 Prälat. In weiteren Kreisen wurde Testa erstmals bekannt, als er im Sommer und Herbst 1923, als der Kampf dort auf seinen Höhepunkt kam, als Dele gat des Papstes das Ruhrgebiet bereiste, um den Vatikan, der während jener ganzen Zeit sich um die Milderung der Gegensätze bemühte, zu informieren und namentlich in der Frage der Sabotageakte ausgleichend zu wirken. Am ^.0. 10. 1923 empfahl er dem komman dierenden General der Franzosen. Degoutte, eine Anzahl wegen solcher Akte verurteilten Deutschen zu be gnadigen. Testa weilte bis September 1924 im Ruhrge biet und ging dann als Sekretär der Nuntiatur nach Wien. Im Oktober des nächsten Jahres wurde er in außerordentlicher Mission nach Bern gesandt und im Januar 1927 der Nuntiatur in München als Uditore zugcteilt. Nach Einigung der italienischen Regierung mit dem Vatikan und nach Abschluß des Lateranvertrages s7. 6. 1929) kam Testa als llditore an die neugeschaffene Nuntiatur beim Quirin al. Nach Abberufung des Nuntius Pacelli aus Ber lin wurde Testa als dessen Nachfolger genannt. päpjl'. Auszeichnungen Breslauer Domkapitulare Domkapitular, Alumnatsrektor, Dr. theol. Paul Oppermann ist durch Breve des Papstes zum Dom« dechanten an der Metropolitankirche ernannt worden. Domkapitular Dr. theol. Ferdinand Piontek wurde vom Heiligen Vater zum Hausprälaten ernannt. de Valera dle Einreise nach Aordlrland verboten London, 27. Nov. Die Ulster-Regierung hat dem irischen Ministerprä sidenten de Valera die Einreise nach Nordirland verbo ten, um seine Teilnahme an dem Wahlfeldzug zu verhin dern. Im Falle der Nichtbefolgung des Verbotes wird de Valera die Verhaftung auf nordirischcm Boden ange droht. Es ist jedoch unwahrscheinlich, datz der irische Ministerpräsident nach Ulster fahren wird, wo er in einem Wahlkreis als Kandidat der Nationalisten aufgestellt wurde.