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Ausgabe kund8 Nummer 2K7 — 32. Fahrgang »»Ichelxt S mal wöchentlich mit ver lllvstrleeten vralt«- brllag« ^)ee Feuereellee^ und mehreien lerlbetlanen Monail. ve,n,»peele: Aueg. « mit LI Bennoblalt M r 70 Busg B ohne Lt Bennoblatt M I 70 Ilnjelnumme, lSPl,., Eonnabend-u. E«nnta,-Ne. » PI»- Dlenskag,den 28.November 1833 v«ela,»eel » «»— «nielgenpreye: die lipail <0 mm deeUe PelUielle td Psg, — slle gamMennnzelgen und Slellengeluch« «> Psi. »« Für Platzooilchriiieu lönnen mir kein, TewL-r leiste» LaHWHe ÄSlkSSMUNS NedalNon: Dresden-Ä, PoNerste. N, geine. Mil u. 2lVI! SychiiN-stelle, Denck und «erlag: Eermania Vuchdru<ierei ». «erlag Th. u. E Winkel, Poliersti. >7, gerne. Llvlr, Postlcheck: Nr. M». Bank: Lladlbank Dresden Nr Vt7«7 UiBskksngiys ^SYSSLSÜ^UNg §ÜI* vki*iisKIivks k'olSlilL IZ. Kußlui* Zm gaNe von höherer Eewal«, «erbot, Streit »d«t «etrtcbsftSrung-n hat der Bezieher oder 2nle>-nt lel« Anspellche, lalls die Zeitung in belchränllem Umfang«, oerfpätet oder nicht erfchcint. — ErsüNungsort Dre-der Das Kabine« Willems gebildet Die letzte Phase im Reichstagsbrandstister-Prozeß hat begonnen: die Erörterung des politischen Teiles Oie endgültige französische Ministerliste Eine Erklärung Ehautemps Paris, 27. Nov. Um 2,5V Uhr franz. Zeit hat Ministerpräsident Ehautemps sein Kabinett wie folgt gebildet: Ministerpräsident und Inneres: Chautemps, Abge ordneter, radikal. Justiz: Rayncildy, Senator, radikal. Auswärtiges: Paul-Boncour, Senator, unabhängig. Finanzen: Bonnet, Abgeordneter, radikal. Budget: Marchandcau, Abgeordneter, radikal. Krieg: Da la di er, Abgeordneter, radikal. Kriegsmarine: Sarraut, Senator, radikal. Luftfahrt: Cot, Abgeordneter, radikal. Nationale Erziehung: De Monzie, Abgeordneter, rechtsstehender Sozialist. Oeffentliche Arbeiten: Paganon, Abgeordneter, radi kal. Handel und Industrie: Laurent-Eynac, Abgeord neter, radikale Linke. Landwirtschaft: Queuille, Abgeordneter, radikal. Kolonien: Dal imier, Abgeordneter, radikal. Paris, 27. Nov. Obwohl sich sowohl in der linksstehenden und in der Re gierungspresse eine gewisse Enttäuschung darüber zeigt, das; cs Ministerpräsident Chautemps nicht gelungen ist, die von ihm geplante Konzentration durchzuführen, nehmen sie das Kabinett freundlich auf. Ma» hält Chautemps für geeignet, das Parlament zu zwingen, endlich Farbe zu bekennen. So schreibt Oeuvre: Man darf fetzt nicht mehr zögern; entweder muh man mit sofort wirksamen Mitteln den Haushaltsausgleich schaffen, oder man treibt in die Abenteuer hinein. Die Aufgabe der neuen Regierung besteht daher darin, das Parlament un verzüglich vor seine Verantwortung zu stellen. — Der Name Chautemps und seine Vergangenheit sind nach Auffassung des Homme Libre eine Garantie gegen die Demagogie von rechts und links, die Frankreich an den Rand des Abgrundes bringe. — ..Unser Freund Chautemps", erklärt Erc Nonvelle, „besitzt in höchstem Mähe die notwendige Umsicht und Autorität, um einem jeden den Weg der Pflicht zu weisen. Die ihres Na mens würdigen Republikaner werden ihm folgen. Das Land hat ihm seit langem Vertrauen geschenkt." Weiterhin gibt Ere Nauvelle der Erwartung Ausdruch, dah Chautemps sich anhenpolitisch weder in das Schlepptau Italiens noch in das Englands nehmen lasten wird. Dagegen will die Rechtspresse Voraussagen können, dah dem Kabinett Chautemps keine lange Lebensdauer bc- schieden sei. und dah es eine vielleicht lehtc Etappe aus dem Wege zur nationalen Einigung darstcile. „Seit 1992", schreibt Echo de Paris, „hält eine Clique unfähiger und »»geschickter Politiker das Kommando. Viermal wurden sie davongcsagt und zum fünften Male kehren sic wieder. Aber die Ereignisse gehen schnell. Die nationale Einigung ist im Anzug, und sic wird sich durchsetzen, weil nur sic das Land vor einer schrecklichen Katastrophe retten kann. Man wird dann nicht mehr um die Auslösung der Kammer »nd die Revision der Verfassung herum kommen." — Figaro kritisiert insbesondere die Beibehaltung Paul-Boncours als Auhenminister. Sie sei sehr gefährlich ge rade in der Stunde, in der Verhandlungen mit Deutschland bc-> ginnen sollen. * Serriot im Kabinett Chautemps Paris, 27. Nov. Herriot, der mit Rücksicht auf seine Gesundheit eine unmittelbare Beteiligung an den Regierungsarbeiten ab gelehnt hat, hat seht, wie Havas meldet, um seine Soli darität mit der neuen Negierung zum Ausdruck zu brin- Arbeiten und soziale Fürsorge: Lamoureux, Abgeord neter, radikal. Pensionen: Ducos, Abgeordneter, radikal. Post und Telegrafen: Mistler, Abgeordneter, radikal. Oeffentliche Gesundheitspflege: Israel, Senator, ra dikal. Handelsmarine: Frot, Abgeordneter, rechtsstehender So zialist; bei keiner Fraktion eingeschrieben. Paris, 27. Nov. Ministerpräsident Chautemps hat heute früh nach der Bildung seines Kabinetts folgende Erklärung abgegeben: Einige Kreise werden finden, dah die neue Negie rung keine neuen Persönlichkeiten aufwcist. Ich für meinen Teil erachte es für sehr nützlich, durch Beibehal tung der gleichen Persönlichkeiten in Zeiten politischer Krisen eine gewisse Stabilität zu wahren. In meinem Kabinett herrscht das radikale Element vor. Die Devise der neuen Regierung wird sein, den nationalen Notwen digkeiten Rechnung zu tragen. gen, sich bereit erklärt, der Delegierte Frankreichs beim Völkerbund zu sein und ausserdem etwaige diplomatische Sondermissionen im Auslände zu übernehmen, die die neue Regierung ihm anvertrauen werde. Auch die Unterstaatssekretäre sind nunmehr ernannt worden. 45. Tag im Reichstagsbrandstifier-Prozeß Leipzig, 27. Nov. Im Reichotagsbrandsiifterprozes; begann am Montag der letzte Teil der Beweisaufnahme, die Erörterung des po litischen Teiles. Der Vorsitzende erklärte zu Beginn der Verhandlung, dass sich die Beweisaufnahme setzt der Frage zuwende, ob die kommunistische Partei in Deutschland zur Zeit der Brandstistung einen bewaffneten Ausstand betrieben habe. Der Vorsitzende ersucht Kriminalrat Heller, Berlin, der heute als einziger Zeuge geladen ist, zu zusammenhängenden Aus führungen das Wort zu nehmen. Kriminalrat Heller führte u. a. aus: Die Versuche der Kom- munistcn ln den Jahren 1919, 1920, 1021 und 1929 ans gewalt samem Wege eine Aenderung der politischen Verhältnisse in Deutschland herbeizusühren, endeten mit den Niederlagen des revolutionären Proletariats. Nach kommunistischer Auffas sung scheiterten diese Unternehmungen, weil sie unabhängig von einer revolutionären Situation geführt wurden und sich nicht auf eine revolutionäre Massenbewegung sowie aus eine aktive Beteiligung der breiten Massen der Arbeiterschaft stützten. Trotz des Scheiterns dieser Versuche der KPD. hielt die KPD. weiter an ihren Bestrebungen fest, die Diktatur des Proletariats in Deutschland aufzurichtcn. Durch Verlautbarungen in Wort und Schrift, Parlamcntsrcden. Prcsseäutzcrungcn, Rundschreiben, Beschlüsse der kommunistischen Parteitage wurde der Beweis erbracht, dah die KPD. diese Bestrebungen nie ausgegeben hat. Zum Smpfang des franMMn NotschaflerS deim Neichslanzler Der deutsche Botschafter in Paris beim Generalsekretär des Quai d'Orsay. Berlin, 27. Nov. In politischen Kreisen der Reichshmiptstadt verfolgt man das Echo, das die Unterredung des Kanzlers mit dem französischen Botschafter Francois Poncet am vergangenen Sonnabend in der gesamten französischen Presse ausgelöst hat, mit groher Aufmerksamkeit. Es wird jedoch im Gegensatz zu einzelnen französischen Pressestimmen betont, dah es sich bei der Unterredung lediglich um eine Aussprache gehandelt habe, bei der keinerlei konkrete Vereinbarungen getroffen wurden. Festzustellen bleibt in jedem Fall, dah die wiederholten Erklärungen des Führers über seine Bereitwilligkeit, mit anderen Ländern zu verhandeln, ihre Wirkung in Frank reich nicht verfehlt haben. Die Unterredung des Reichs kanzlers mit dem französischen Botschafter hat deshalb auch in allen Kreisen Frankreichs ein auherordentlich grosses Interesse gefunden. * Paris, 27. Nov. Dem Empfang des französischen Botschafters beim Reichskanzler ist eine längere Besprechung des deutschen Botschafters Roland Köster mit dem Generalsekretär des Quai d'Orsay Leger gefolgt. Die Frage: „Spricht man schon, oder spricht man noch nicht?" — das heiht, ob die direkten deutsch-französischen Besprechungen durch diese beiden Besuche bereits ihren ersten grundsätzlichen Auftakt erhalten haben, beherrscht nach wie vor das ganze aussenpolitische Interesse Frankreichs. Es kann dabei fesl"estellt werden, dah die Reihe derienigen fran zösischen Politiker und derjenigen franrösUcken Blätter, die eine dcutsch-fran'öliscke Aussnracke bearüszon, immer geschlossener nnd einheitlicher wird. Eine Ausnahme bil den nur noch die .ertremen Nationalisten ans der einen und der Sozialistenfiihrer Leon Blum aus der anderen Seite. Als wichtigste Kampsmahuahme. fuhr Kriminalrat Heller fort, wird in der kvnnnunistischen Literatur und in den Be schlüssen der Partciinstanzen die Entwaffnung der Bourgeoisie und die Bewaffnung des Proletariats sowie die Organisierung von Massenorganisationen festgestellt. Schliehlich soll dann der Generalstreik entfacht werden, der einmiindet in den bcwasf» u c t e n A u s st a n d g c g c n d i e S t a a t s g e w a l t der Vour- oeoisie. Das Plenum des Vollzugsausschusses der kommunisti schen Internationale stellt ausdrücklich in seinen Beschlüssen fest, das; mit der deutschen Revolution das Schicksal der pro letarisch» Revolution in West- und Mitteleuropa entschieden wird. und das; der Sieg der deutschen Revolution den wich tigsten Schritt zur Weltrevolution bedeutet. Als notwendige Mahnahme zur Vorbereitung der revolutionären Auseinander setzung wird die proletarische Einheitsfront in der Weise be zeichnet. das; der Verrat der sozialdemokratischen Führer ent larvt und ein Bündnis der kommnnistischen Arbeiter berge- stellt wird mit den Arbeitern. Angestellten, Bauern und Klein bürgern, die jetzt noch nicht im kommunistischen Lager j chen. Der Zeuge zitiert einen Artikel der Prawda vom Okto ber 1922, in dem diese ganze Taktik der Kommunistischen Par tei geschildert wird und weist aus die kommunistische Partei konferenz in Berlin vom Oktober 1992 hin, die zu dem Ergeb nis des zwölften Ckkiplenum Stellung nahm. Das zwölfte Ekkiplenum vom September 1992 ^Plenum des Vollzugsaus schusses der kommunistischen Internationales stellt ausdrücklich in seinen Beschlüssen fest, das; wirtschaftliche, politische und Proteststreiks ausgenützt »nd verbunden werden ui'i'-'-a m'-t Massendemonstrationen und Kampsbewegungen der Erwerbs losen. Es sei eine Hauptaufgabe der Partei, durch die Ersah Oie französische presse begrüßt bas Kabinett Oie Krage des bewaffneten Ausstandes Krlminalrat Seller-Verlin über die revolutionären Absichten der Kommunistischen Partei Deutschlands