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Aotizen „Tecks Monate" Unter diesem Titel sithrt die „Bossische Zeitung" (Nr. 361 vom 30. Juli 1933) in Erinnerung nn die Macht übernahme durch Adolf Hitler am 30. Januar u a. folgendes aus: „Es wäre ganz verfehlt, wollte man nach dem ersten halben Jahr schon eine Bilanz oder auch nur eine Zwi schenbilanz ziehen . . . Große Aufgaben harren noch der Lösung. Die außenpolitische Lage, die durch die Annäherung Frank reichs an Rußland, durch die Sicherung Polens, durch die sich anbahnende Ueberbriickung der französisch-italieni schen Gegensätze, durch angestrebte Zusammenarbeit der beiden Nationen in Bezug auf den ganzen Südosten ge schaffen worden ist, diese ganze Situation stellt bei dem Desinteressement Amerikas und der Haltung Englands zweifellos noch hohe Anforderungen an die Staatsfüh rung. Die verfassungsmäßige Untermauerung der legalen Diktatur auf Grund des Ermächtigungsgesetzes, die Er setzung des zerschlagenen Parlamentarismus durch einen besseren Staatsaufbau wird eine anstrengende Arbeit für Monate, wenn nicht für Jahre bedeuten . . . Der Schwung und die Einsatzbereitschaft, die die na tionalsozialistische Führung während des Kampfes um die Macht betätigte, haben sich nach Uebernahme der Macht nicht vermindert. Auch derjenige, der nicht mit allen Maßnahmen der Negierung und der sie tragenden Partei einverstanden ist, kann, sofern er zu einem objektiven Urteil fähig ist, dieser leidenschaftlichen Hingabe an die großen Ziele die Achtung nicht versagen. Jeder Unvorein genommene muß weiter mit Befriedigung konstatieren, mit welcher Rücksichtslosigkeit die nationalsozialistische Führung der Korruption zu Leibe geht und auch den Ne- volutionsgewinnlern, die sich in die eigenen Reihen ein zuschleichen versucht haben, das Handwerk legt. Niemand, der sich seinen freien Blick bewahrt hat, kann schließlich anders als mit Respekt wahrnehmcn, welche Autorität der Führer dieser Bewegung besitzt und welche Gefolg schaftstreue ihm alle Kräfte seiner Partei entgegen bringen, eine Treue, die sich allen Spekulationen zum Trotz immer wieder bewährt." kln neuen Ansatrpunk» lün 6r>s Apostolat in I?uÜIan«I Das ungeheure Rußland ist jeder Form von Aposto lat unerbittlich verschlossen. Die einzige Gelegenheit zur Nussenmission ist also nach wie vor im Ausland gegeben. Man denkt hier gewöhnlich an die russischen Emigranten in Frankreich, auf dem Balkan usw. Neuerdings aber ist die chinesische Hafenstadt Schanghai ein aussichts voller Posten für die Nussenmission geworden. Dort hat sich in den letzten Jahren die Zahl der Russen außer ordentlich vermehrt. Sie wohnen in der Anzahl von 16000 hauptsächlich im Handelsquartier der französischen Konzession. Man sieht dort — ein merkwürdiges Schau spiel — russische neben chinesischen Geschäften. Und vor den Ladentiiren tummeln sich blonde Buben mit blauen Augen, die geläufig Chinesisch sprechen. Die meisten die ser Russen gehören der orthodoxen Religion nn. Nur 2000 sind katholisch, protestantisch oder mohammedanisch. Die Orthodoxen sind in zwei Gruppen gespalten. Der Bischof der einen Gruppe wohnt in Schanghai, der der anderen (Metropolit Eugenius) in Europa. Die Spannung zwischen beiden Gruppen verschärft sich dauernd. Die Katholiken sind dem Archimandriten Nikola Alexejeff anvertraut. Sie besitzen eine kleine Kirche des slawisch-byzantinischen Ritus. Der Glaube dieser kleinen Schar — cs sind nur 172 — ist stark und aktiv wie bei Neuchristcn. Alle ge hören dem Mittelstand an und sind fast alle von der Orthodoxie heriibergekommen. Auch der junge Archi- Die drei Wagemutigen Sin Abenteurerroman / Von Erl Weyta copvNM dv Norn L co. a.m.b.N., »erlln VV zz 8t««INrer 8>r.3« >24. Fortsetzung) „Die unterirdischen Dünge? Und ob? Nein, wie der Junge noch alles weiß!" »Ja, so höre. Wir haben das Schloß unbemerkt vom Felde aus betreten, und wir müssen es unbedingt wieder heimlich verlassen. Deshalb habe ich gleich von Anfang an Pferde und Wagen in die Nähe des Ausganges geführt." Dann fragte Wassilis den alten Mann: „Und wo hast du den Schah versteckt?" „Wo ich den Schah versteckt habe? Das würde niemand auch nur ahnen. Er ist dort verborgen, wo man ihn am allar- wcnigsten sucht: im Prunkjaalc!" Wassilis schüttelte dem alten Mann anerkennend die Hände. Dann forderte er Nikolaus und seine beiden Gefährten auf: „So wollen wir ohne Zeitverlust ans Werk gehen!" Nikolaus schritt ins Nebenzimmer und kehrte mit einem Bund« schiverer, altmodisch geformter Schlüssel zurück. Dann winkte er den drei Wagemutigen zu folgen. Sie stiegen die Treppe ln den Keller hinab. Mit seinem flackernden Lichte leuchtete Nikolaus suchend über die Mauer und legte die Hand auf ein« Stelle, worauf sich plötzlich eine dunkelgähnende Ocffnung vor ihnen auftat. Eiskalte Lust strömte daraus hervor. Sie zogen die Kragen hoch, steckten die Hände ln die Taschen, und Nikolaus trat als erster in den Gang hinein. Blaß leuchtete das kleine Licht, das die Zugluft jeden Augen blick auszulöschen drohte. Kalte Tropfen fielen ihi«n auf Kopf und Rücken. Bon rechts und links mündeten Gänge, aus denen Grabcsluft wehte. Nun blieb Nikolaus plötzlich stehen. Aufs neue tastete er an der Mauer und abermals öffnete sich die Wand. Sie traten ein und kletterten bald eine Treppe hinauf. Diese mündete in einer Art Borhalle. , „Hier sind wir im Schlosse", verkündet« Nikolaus. SlreWchler aus Südamerika Kirche und Kommunismus — Revolutionen — Oie wirtschaftliche Lage — Große Oeutschenfreun-ltchkeit -es einfachen Voltes Ein besonderer Mitarbeiter, der sich zur Zeit aus einer wissenschaftlichen Studienreise durch Süd amerika befindet, sendet uns interessante Reise beobachtungen, denen wir folgendes entnehmen: Ich hatte fast Angst, anfangs dieses Jahres nach Chile zu reisen, iveil die Zeitungen so viele Schauermärchen darüber gebracht hatten, als ob da alles drunter und drüber ginge, wie sie es auch von Deutschland behaupteten. Ich reiste über den südlichen Paß von Bari loche am berühmten großen See Na- huelhuapi, der sogenannten chilenischen Schweiz, vorbei. Von da ging es aus den bequemsten modernen Autos und Dampfern nach Puerto Varas und mit der Bahn nach Puerto Monte. Ueberall fand ich Ruhe und 'Aufblühen, obwohl sich bis vor kur zem noch die Wellkrisis unangenehm bemerkbar gemacht hatte. Aber von Hunger kann da kaum die Rede sein, weil Land und Meer den Lebensunterhalt in Fülle gewähren. Ueberall findet man auch einen religiösen Aufschwung unter der Männerwelt, und besonders unter der männliüren Jugend, vom äußersten Süden an bis hinauf nach Lima in Peru. Die Geiftlicksen sagen, daß man kaum die Jugend aufsuchcn muß, da sic von selbst geistliche Leitung sucht. Es geht durch sie wie ein Wehen und Walten des Heiligen Geistes. Anderseits sind die schlechten Elemente umso wütender, als ob jetzt sich die Geister schieden in „Hie Christus" und „Hie Belial". Das fand ich so vom äußersten Süden an bis gegen den Aequntor. Das eigentliche Volk ist überall harmlos, will Ruhe und Arbeit und ist religiös gesinnt. Es hat meist gute Priester und schätzt sie, hier in Lima am auffallendsten. Ganz Südamerika ist gleichförmig Die Republiken glei chen sich wie ein Ei dem andern. Wenn Uneinigkeit und Grenzstreiligkeiten herrschen, will das Volk nichts davon mis sen, sondern bloß die Hochfinanz und die Staatsmänner. Meist entdeckt man die Finger nordamerikanischer Unternehmer. Das weiß das Volk, und das Ansehen Nordamerikas ist in Süd amerika sehr nm Sinken. Die Revolutionär«» sind meist von Berufspolitikern organisiert und gehen nicht tief ins Volk, da es wenig Prosit davon hat und nur für andere bluten muß. Ueberall. in Argentinien, Chile. Peru und sicher auch an derswo merkt man auf den Straßen gar nichts von den über standenen Schrecken. Es herrscht «ln großer und wohlgeordneter Verkehr. Es ist wahr, daß cs bei einer Wcltkrisis viel Arbeitslose gibt. Einfuhr gibt cs wenig, und Ausfuhr auch nicht viel. So liegen die pazifischen Häfen, einst wegen des Kupfers und Salzreters stark belebt, jetzt sehr vereinsamt da. Die Leute müssen sich den Unterhalt jetzt in» Inner» des Landes suckren. Die Hafen- und Minenarbeiter müsse» vielfach von den Negierungen unter stützt iverden. Es gibt viele Bettler. Der Kommunismus ist in Südamerika Einfuhrartikel. Das Volk ist nicht leicht dafür zu haben. Deshalb blüht er meist nur dort, wo starke Einwanderung herrscht«, wie in den La Plata-Staaten Argentinien und Uruguay, und auch da war «r größtenteils von Juden organisiert. Die katholische Presse hat das Verdienst, die Maßnahmen der Polizei und der Regierung gegen den Kommunismus sehr gejördert zu haben. Dort ist fetzt die Einwanderung sehr beschränkt und die fremden Kommunisten iverden in Massen abgeschoben. Die im Sinken lx-griffenen alten Liberalen haben in diesem Kampfe versagt und vielfach durch ihre engherzige Politik den Verfall gefördert. mcuidrit ist Konvertit und sehr eifrig. Ihm fehlt alles, selbst das Notwendigste zum Leben. Aber er ist voll Hoffnung und hütet freudig sein Kirchlein, das fast zu klein wird, sowie die überaus bescheidene Schule, die den kleinen Russen Schanghais eine religiöse Bildung gibt, deren sie so dringend in dieser fremden Umwelt bedürfen. Man sollte diese kleinen Ansatzpunkte des Russenaposto lats im Fernen Osten mit besonderer Liebe pflegen. Für die Kirche liegen hier Hoffnungen, die nicht zu unter schätzen sind. So leise er auch gesprochen hatte, das vervielfältigende Echo rollte wie Donner, so daß die drei Freunde erschreckt zu- sammensuhren. Ihre Schritte klangen dumpf in den weiten, hohen Hallen. Unheimlich groß erwuchsen die Schatten, klommen fieberhaft gespenstig di« weiten Wände entlang. Trümmer ehemaliger Pracht umgaben sie und durch die ein geschlagenen Fenster wehte, leise singend, der Nachtwind. Da lag ein Stück Weltgeschichte herum, das moderte. Das war Vergangenheit, die weit, weit zurllckzuliegen schien. Wie anders war es indessen geworden. SvassUij schritt taumelnd. War es das Bewußtsein, setzt auf dem Höhepunkt ihres Unternehmens zu sein? Waren es die Erinnerungen? Wie im Traume waren sie Treppen hinauf gestiegen, hatten sie Säle und Zimmer durchquert. Wassilis fühlte sich in seine Knabenzeit zurückversetzt, da er als Kind sich in diesen Räumen bewegt. Er war wie geistes abwesend. Erst, als sie plötzlich stehen blieben, spürte er, daß ihn Michael am Arme geführt hatte. Er erschrak, als Nikolaus sprach, und seine Stimme von den hohen Wänden des ehemali gen Prunksaales zurückgeworsen wurde. Wie horchten sie auf, als Nikolaus verkündet«: „Wir sind zur Stelle. Ich hatte — wie ich schon sagte, absichtlich diesen Platz inmitten des Prunksaales gewählt, rveil ich mir dachte, daß man hier die Juwelen am wenigsten suchen würde. In der Tat dacht« auch niemand daran." Nikolaus trat an die Wand und wies mit der Hand nach einem winzigen, eingeritzt«n Kreuz. Von diesem Kreuze aus gehend zählte er in gerader Richtung .zur Mitte des Saales zehn Schritte ab. Dann zog er einen kräftigen Meißel hervor, setzt« sich aus die Knie und begann, eine Planke aus dem fest und oh»« Zwischenraum zusammengcfügkn Parkettboden her- auozuheben. Erst wollte es dem allen Mann nicht gelingen. Wassilis hockte sich neben ihn und half. „Ich hoff« jedenfalls, daß «s die richtig« Planke ist, Nikolaus", meinte er lächelnd. „Es ist die richtige", antwortete dieser. „Es scheint aller dings, als habe sich die Planke in all diesen Jahren sesl- gefresien." Er drückte nochmals mit aller Gewalt, da endlich löst« sich die Plank« langsam. Dann fuhr er mit der Hand In die ent standen« Oesfnuna. Eia Leuchte» sloa über lein Gelickt. Das gilt besonders auch für Chile, wo das Mißverhältnis zwisclzen der herrschenden aristokratischen Klasse und dem dege nerierten Mischlingsvolke besonders stark ist. Zum Glück bildet sich in Chile jetzt ein« Art Mittelstand aus. der das Regiere» jernt. Gegen den Umsturz hat sich eine Zivilgarde gebildet, die die Kommunisten und Militärrevolten niederhält. Am 7. Mai marschierte sie in Santiago de Chile gut sormiert und ausgerüstet in der Zahl von 15 000 Mann auf, zum Entsetzen der Umstürzler. Es gibt aber da noch viel zu tun. Bedeutend geringer ist der Einfluß des Kommunismus hier in Peru, wo nicht so viele fremde Elemente vorhanden sind, und wo das Volk noch friedfertiger lind religiöser gesinnt ist. Hier in Lima findet man an den Mauern große Aufruf« gegen den Kommunismus: „Der Kommunismus ist Sklaverei", „Der Kommunismus ist Verbrechen" usw. Großartig ist die Katholische Aktion. Noch großartiger als in den schon genannten Republiken ist hier die wohlorganisierte Kaleckzese mit dem Laienapostolate. Noch mehr als anderswo in Südamerika wird hier der Priester auf der Straße gegrüßt. Die Regierung respektiert die Re ligion. Die Kirclx'N sind gut besucht, und der Sakramenten empfang ist besonders zu gewissen Zeiten stark. In der Landesbibliotlwk und im Staatsarchiv, wo ich Tag für Tag meine geschichtlichen Forschungen anstellen muß, bedient man mich anfs Zuvorkommendste, nicht bloß der Ge schichte »legen, sondern iveil ich Geistliäzer, und noch mehr, »>eil ich Deutscher bin. Selbst die Hauptzeitung brachte «inen Artikel über mich. Kurios ist, was mir ein einfacher Peruaner sagte. Ich srug ihn, was er über Deutschland denke. Er sagt«: Grade iveil Deutschland so gut ist. sind alle im Krieg über es hcrgefallen aus purem Neid. Hitler ist in Argentinien, Chile und Peru in aller Munde und von Anfang an unentirlegt populär, weil man viel von ihm erwartet, als ob das Wohl Deutschlands alle an ging«: «in weiterer Beiveis vom gesunden Sinn dieses Volkes. Nach -er Ltnwetier-Katastrophe Außerordentliche Ratssitzung in Pirna In einer außerordentlichen Gesamtratsjitzung unter Leitung von Bürgermeister Scheuster wurde über die Maß nahmen beraten, die sich durch die Unwetterkatastrophe rwt- wendig machen. Nach eingehender Berichterstattung über die aufopfernde Tätigkeit der SA, SS, des Stahlhelm, der Teno, der Feuerwehr, der Samariter, des Roten Kreuzes, der Polizei und des Arbeitsdienstlagers wurden die durch die Katastrophe notwendig gewordenen außerhaushaltsplanmä- ßiacn Mittel genehmigt. Die Familien, die infolge Einsturz gefahr ihre Wohnung verlassen mußten, werden auf Stadt kosten anderweitig untergebrackt. Ferner bewilligte der Rat die Mittel für ein städtisches Begräbnis der ums Leben ge kommenen Arbeiter Johne und Gebhardt. Die Familien der Verunglückten sollen weitestgehend unterstützt werden. Mit Dank nahm der Rat Kenntnis von den Spenden der Landes kirche (10 000 RM), der Industrie- und Handelskammer (2000 RM), der Stadt Freital (300 RM) und der Ortsgruppe Kötzschcnbroda der NSDAP (100 RM). Zur Feststellung der Schäden wurde eine Schätzungskommission gebildet. Schließ lich billigte der Rat, daß Bürgermeister Scheuster an die Reichsregierung, das Reichsfinanzministerium, das Sächsische Ministerium des Innern, das Sächsische Finanzministerium, das Sächsiscl-e Wirtschaftsministerium, den Sächsischen Ge meindetag und die Brandversicherungskammer Berichte mit der Bitte um Unterstützung und Beihilfen absandte. Dem Reichskanzler soll ein besonderer eingehender Bericht zuge sandt werden. Aus einem Bericht des Stadtkrankenhauses Pirna geht bervor, daß zur Zeit bei keinem der Verletzten Lebensgefahr besteht. Im übrigen schreiten die Ausräumungsarbeiten in Pirna rüstig vorwärts. Der größte Teil der Nothelfcr konnte bereits zurückgezogen werden. Die Wiederherstellungsarbei ten, besonders an den Straßen usw. dürften noch längere Zeit in Anspruch nehmen. ,I)a steht die Kassette", sagte er einfach. „Nun heißt es nur noch einige weitere Planken läsen, dann heben wir sie ohne Mühe heraus." Ein halbes Dutzend Planken wurden mit vereinten Kräs- ten entfernt, dann hob Wassilis zusammen mit Peter die schwere Kassette heraus. Eine Viertelstunde später hatten sie die Ocffnung wieder verschlossen, und kein Mensch hätte auch nur geahnt, daß dieser Platz des Schlosses jetzt eben um einen riesigen Reichtum ärmer geworden war. Michael und Peter hoben die Kassette auf, und während Nikolaus und Wassilis voranschrittcn, trugen sie die kostbare Last nach dem Wohnzimmer, auf demselben Wege, auf dem sie gekommen waren. Nikolaus verschloß alle Türe» hinter ihnen. Kein Menschenauge hatte gesehen, was um die Mitternachtsstunde auf dem Schlöße vor sich gegangen war. Im Wohnzimmer angelangt, setzten sie die schrvere Kassette auf den Tisch. Nikolaus holte eiligst einen Schlüssel herbei. Er arbeitete einige Zeit an dem Schlosse herum, einer Art ver alteten Sicherheitssystems. Dann warf er den Deckel zurück. Ein Schrei der Bewunderung entfuhr den drei Freunden, während Nikolaus mit tiefer Befriedigung die Wirkung ver nahm, die der prächtige Anblick auf sie machte. Lange blieben sie sprachlos. In drei Teile war die Kassette cingeteilt. Den einen Teil füllten eine Anzahl Kästchen und Etuis, die dort bis zum Rande aufgestapelt waren. Im zweiten Teil lagen Perlen, Diamanten von Erbsen — bis Taubeneiergröße, Rubin«, Sma ragde, Saphire, Amethyste. Opale, kunterbunt durcheinander. Diademe, Spangen, Halsketten füllten den dritten Teil der Kassette. Die Kästchen, von denen sie einige öffneten, bargen ausschließlich besondere künstlerisch r<ich gefaßten Schmuck, dessen Wert jedes Stück einzeln genommen, ein Kapital darzu stellen schien. Nikolaus führte die Lampe über die Kassette. Im Lichtscheinc begann es zu glitzer» und zu gleißen, daß es Ihnen vor den Augen flimmerte. Wajsilij ließ eine lange, dicke Perlenschnur durch die Hand gleiten. Ueberaus seltene und kostbare Perlen waren das. Wassilis erinnerte sich dieser Perlenschnur, die seine Blutter bei grossen Feierlichkeiten trug. Damals erzählte man, daß die Perlenfammlung der Gräsin Stollnow di« schönste sei in ganz Rußland. (Fortsetzung folgt.)