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Vor -em Beginn -es Görreshaus-Prozeffes ziiglich Gleichstellung der katholischen Minderheiten in anderen Ländern. In diesem Punkt hat eine Konkor- datsbcstimmung eine wichtige völkerrechtliche Wechselwirkung ausgelöst, die bei künftigen Kon- kondatsabschlüssen des Vatikans eine Nalle spielen und sich zu Gunsten der katholischen Minderheiten deutscher Sprache in anderen Ländern auswirken wird. Zum an dern l>at sich das Reich sSchlutzprotokoll zu Artikel 32) vertraglich festgelegt, in Bezug auf die parteipolitische Be tätigung der Geistlichen die für die katholisä)en Geist lichen getroffene Regelung auch auf die nichtkatholischen auszudchnen. Beide Bestimmungen sind nicht etwa wegen der Neuartigkeit ihres Inl-crltes (der Vatikan l>at bez des Rechtes der Muttersprache in Seelsorge und Re ligionsunterricht praktisch schon immer den gleichen Grundsatz vertreten) besonders beachtlich, sondern weil hier Bestimmungen des Konkordats über die eigentliche Reichweite de» Vertrags werkes hinausgehen und zum mittelbaren Anlatz werden, autzerhalb des Kraftfeldes des Konkordats lie gende Tinge durch Uebernahme von vertraglichen Zusiche rungen in dem einen Fall zu beeinflussen, in dem andern zu regel n. Wg. Schacht nach Berlin abaefloaen London, 28. Juli. Rcichsbankpräsident Tr. Schacht hat heute in einem Sonderflugzeug vom Flugplatz Croydon die Rückreise nach Berlin nngetreten. Oer „Popu'alre" fabelt Berlin, 28. Juli. sE. M.) Von einer Reise des Vizekanzlers von Popen nach Paris mcitz der Pariser sozialistische „Populaire" zu fabeln, der behauptet, datz die deutsche Botscl)aft in Paris heute ein Bankett zu Ehren des Vizekanzlers veranstalte, dessen delikate Mission cs sei, zu »ersuchen, den Quai d'Orsay für engere Beziehungen zum neuen Deutschland zu gewinnen. Dieses Märchen des Populaire entbehrt jeder Grundlage. Datz es ohne jeden Gehalt ist, wird allein dadurch festgestellt, datz Vizekanzler von Papen zur Zeit auf seinem Gut in Wallerfangen bei Saarlouis weilt, von wo er sich zum Deutscl)en Turnfest nach Stuttgart begeben wird. Wehskreispfarrer Müller wird Reichsbischof Ter Reichslciter der Deutschen Christen. Pfarrer Hossen- felder, hat an Wehrkreispfarrer Müller folgendes Telegramm gerichtet: Lieber Bruder Müller! Nachdem ich bereits am Sonntag abend melden durste, datz die Kirclpmwahl der Glaubensbewe- gung „Deutsche Christen" den Sieg gebracht hat, kann ich nun nach Eingang der Einzelersolgc mitteilen, datz wir in allen unmittelbar und mittelbar zu wählenden Kör>»erschaften die un bedingte Mehrheit haben iverden. Dies milzuleilcn ist mir deshalb eine besondere Freude, weil dadurch Deine von uns geforderte Wahl zum Reichsbischof als gesichert gelten darf. Der Ville. Dir nun — wie verabredet — die Vollmacht des provisorischen Vischossgremiums übertragen zu lassen und dasselbe aufzulösen, schliche ich den Wunsch an Dich an. die Glaubensbewegung „Deutsche Christen" weiterhin schirmen zu wollen. Gott segne Dich und unsere Bewegung. Dein getreuer Hossenselder. Festnahmen ln Wilschdorf Dresden. 28. Juli. Das Presseamt des Polizeipräsidiums teilt mit: Nachdem bekannt geworden war, datz in und bei Wilschdorf tun Moritzburg noch «ine ziemlich rege marxistisä-e Tätigkeit entfaltet wird, bat dort gestern im Zusammenwirken mit der SA. eine grötzerc Polizeiaktion stattgefunden. Es wur den 40 Haussuchungen vorgenommen, wobei verschiedene Waffen, eine grotze Menge marxistischer Druckschriften usw., eine Schreib- nmschine und ein Veroielsältigungsammrat beschlagnahmt wur den. Im Zusammenhang mit diesen Funden wurden 5 Personen festgenommen. Einheitsliste für die Provinzialsynode? Berlin, 28. Juli. NaciHcm die Wahlen für die Provinzial synoden für den 13. August anberaumt worden sind, haben, wie das VDZ.-Büro meldet. Bestrebungen eingesetzt, diese Wahlen durch Sämsfung einer Einheitsliste nach Möglichkeit überflüssig zu machen. Verhandlungen zwischen der Glaubensbewegung Deutsche Christen und der Gruppe Evangelium und Ki'rcl^ sind bereits elngeleitet. Die Deutschen Christen sind entsprechend dein Ergebnis der Kirchcnwahl bereit, der Gruppe Evangelium und Kirche 15—20 Prozent der Sitze in den Provinzialsynoden zuzubilligen. Xlrinr Thronitz Oberbürgermeister Adenauer entlassen Köln, 28. Juli. Wie die Stadtverwaltung Köln mittcilt, ist der frühere Oberbürgermeister der Stadt Köln, Adenauer, auf Grund des 8 4 des Gesches zur Wiederherstellung des Perussbcamtcntums entlassen worden. « 5 neue Universitäten. Bei einem Besuch der Landessührerschule auf der Plassen- burg in Kulmbach teilt« Rcichsminister Dr. Goebbels In einer Anspraä)« u. a. mit, datz >m Laufe der nächsten acht Jahr« fünf deutsch« Unlver- sttäten gegründet würden, an denen dl« alten Rattonal- fazlattsten, dl« zu Führern auserkoren seien, ihr« höchst« ' Vollendung bekommen würden. a Spanien erkennt dl« Sowfelregierung an. Madrid, 28. Juli. Der gestrig« Ministerra«. der unter dem Vorsitz des Prä sidenten Zamorra stattfand, hat die Anerkennung der Sowjet- regierung beschlossen. Die umfangreich eAnklageschrisl Köln. 28. Juli. Am Mittwoch, dem 2. August, beginnt der grotze Prozetz gegen di« früh. Inh der Görreshaus-AG. und Verleger der Köl nischen Volkszeitung, des Kölner Lokal-Anzeigers und anderer westdeutscher Zeitungen. Die 4. Grotze Ferienstrafkammer unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Fr. Fehr ist mit dieser Strafsache beschäftigt, in der sich sechs Angeklagte wegen Be trugs, Untreue, Bilanzverschiebung, Konkursvergehens und Bei hilfe dazu zu verantworten haben. Die Anklage vertritt der Sachbearbeiter Staatsanwaltschaftsrat Thomas. Den Angeklagten Verleger Heinrich Maus, Iustizrat Rechts anwalt Hugo Mönnig, Verleger und Rechtsanwalt Julius Stocky und Bankdirektor Dr. Dr. h. c. Anton Paul Brüning wird in der Anklage zunächst vorgeworsen, Betrug gegenüber den Zeich nern von Aktien verübt zu haben. Indem sie die Gesklpiftslage der Gesellschaft im rosigsten Lichte erscheinen liehen zu einer Zeit, als dies keinesivegs mehr der Fast war. Autzer durch den scheinbar guten Geschäftsgang sollen dann ferner die Zeichner von Aktien durch eine falsche Vermögenedarstellung getäuscht worden sein. Dem fünften Angeklagten, dem Treuhänder Otto Fath, der bei der Görreshaus AG. ein- und ausging, wird Bei hilfe ui dieser Tat vorgeworfen, weil er durch angeblich gefärbte und übertrieben günstig lautende Berichte di« vier Hauptange- klagtcn in ihren Machenselmften unterstützte, indem er indirekt mit dazu beigetraaen haben soll, den Zeichnern von Aktien Sand in die Augen zu streuen. Alle fünf Angeklagten sind weiter beschuldigt, zum Zwecke der Eintragung der Gesellschaft in das Handelsregister über das Grundkapital falsche Angaben gemacht zu haben, indem sie eine teilweise Sachgründung als eine Bargründung hinstellten. In Wirklichkeit sollen hauptsächlich Anteile aus der frittieren GmbH, eingebracht worden sein statt bares Geld. Das sckieinbar zur Verfügung stehende Kapital soll bei der Eintragung bereits nicht Vor einer Demission Hutts? Newyork, 28. Juli. Lt. Herald Tribüne spricht man in Washington davon, datz Staatssekretär Hüll seine Demission ein reichen wolle, da er silier die Art, wie ihn Roosevelt als Führer der amerikanischen Delegation aus der Weltwirt- schaftskonferenz behandelt habe, verstimmt sei. Autzer- dem soll Hüll mit der Intervention Moleys in London nicht einverstanden gewesen sein. Generalstreik in der amerikan. Geidemndustrie Newyork, 28. Juli. Wenige Stunden naci)dem der Arbeitgeberverband der Seidenindustrie den Unterstaatssekretär siir die Ar beit gebeten hatte, mit der Vereinigung der Arbeitneh mer der Seidenindustrie Vermittlungsverlsandiungen auf- zunehmen, ist von Arbeitnehmerseite der Generalstreik erklärt worden, von dem 7 0 000 Arbeitnehmer erfatzt iverden würden. Die Streikparole richtet sich ge gen die Annahme jedweden Tarifs. Zurückziehung TlSVO-Veauliragier Berlin, 28. Juli. fE. M.) Die NSVO.-Zeitung veröffentlicht folgende Erklä rung: Besondere Umstände zwingen die NSBO.-Leitung, alle bisherigen NSVO.-Beauftragten siir Konzerne, Be hörden usw. wieder zuriickzuziehen. Keiner hat daher das Recht, sich künftig als „NSBO.- Beauftragter" für Betriebe usw. zu bezeichnen. Zurückgezogen sind die Ausweise der bisherigen NSBO.-Beauftragten Draeger für die „Epa"-Betriebe und von Kienitz für den „Karstadt"-Konzern Einbruch in der enol. Gesandtschaft in Budapest Budapest, 28. Juli. In der vergangenen Nacht dran gen Einbrecher in das Gebäude der Budapester englischen Gesandtschaft ein, wo sie die Türe zur Privatwohnung des Gesandten Chilston erbrachen und die Wohnung plünderten. Der Einbruch wurde erst in der Frühe durch einen Legationssekretär entdeckt. Sevilla, 28. Juli. Zuverlässig verlautet, datz das amerika nische Luftschiff „Macon" demnächst eine Europareise unter nimmt. Der amerikanische Konsul soll sich mit der hiesigen Luftfahrtbchörde bereits in Verbindung gesetzt haben, um Aus künfte über die Landungsmöglichkcitcn zu erhalten. Zugentgleisung in Frankreich Pari», 28. Juli. Der Schnellzug Paris- Bordeaux ist heute in der Nähe von Angouleme infolge eines Schicnenbruchs ent gleist. Zwölf Personen wurden leicht verletzt. Der Verkehr war für kurze Zeit unterbrochen. Bergwerkoungltick ln York. London, 28. Juli. In einem Bergwerk in Woodlessord (Grafschaft York) ereignete sich gestern am späten Abend eine Explosion. Sechs Bergleute erlitten schivere, zum Teil lebens gefährliche Brandwunden. Offenbach. In einem Haus« ln Sprendlingen nahm die Landeskriminalpolizei die Teilnehmer an einer kommunistischen Gehetmversammlung fest und beschlagnahmt« umfangreiches kom munistisches Schriftenmaterial. Berit». Hauptmann ». D. Ausfeld, der langjährig« Mit arbeiter des Reichsarbeitsministers Eeldt« im Bundesamt des Stahlhelm, Ist zum Oberregierungorat im Reichsarbeitsministe rium ernannt worden. mehr vorhanden gewesen sein. Zu diesem Punkt der Anklage wird der früher« Prokurist der Deutschen Bank, Dr. Wilhelm Eonrad, als sechster Angeklagter wegen Beihilfe zu vernehmen sein. Der ehemalig« Bankdirektor Dr. Brüning hat sich dann gemäß einem besonderen Kapitel der Anklageschrift noch wegen Untreue gegenüber der Deutschen Bank zu verantworten. Ferner wird den Angeklagten Maus, Mönnig, Stocky und Brüning vorgeworsen, Untreue gegenüber der Görreshaus A.-G. begangen zu haben dadurch, datz sie Gelder aus Einnahmen nicht für die Bezahlung von Schulden der Gesellschaft, sondern siir andere Zahlungen verwandten. Dazu soll Dr. Conrad gleichsalls Beihilfe geleistet haben. Endlich wirft die Anklage noch den Verlegern Maus, Mön nig und Stocky vor, «s unterlassen zu haben, nach d«n Be stimmungen des Handelsgesetzbuches rechtzeitig Bilanzen zu ziehen und sich gegen die Bestimmungen der Konkursverord nung vergangen zu haben, indem sie die Konkursanmcldung rechtswidrig zurückstellten, obwohl die Zahlungsunfähigkeit des Verlages bereits vorlag. Bei der Menge der den Angeklagten zur Last gelegten Vergehen wird es unzweifelhaft sein, datz dieser Prozetz von einiger Dauer ist. Voraussagen können leicht Uber das Ziel Hinausschietzen, aber etwa vierzehn Tage lang dürfte der Kölner Schwurgerichtssaal Schauplatz der Verhandlungen sein, besonders dann, wenn die Sachverständigen Dipl.-Kaufmann Krumve, Köln, und Dr. Bertcnrath von der Genossenschasts- und Treu- hand-A.-G., Berlin, das Wort haben. Die Angeklagten haben sich hervorragende Kölner Verteidiger bestellt. Die beiden Ver leger Maus und Stocky werden von den Rechtsanwälten Justiz rat Schreiber und Element; verteidigt. Iustizrat Mönnig hat autzer dem Iustizrat v. Coellen auch noch den bekannten Wissen schaftler Prof. Grimm für seine Person gewonnen. Die recht lichen Interessen des Bankdirektors Brüning wird Rechtsanwalt Theodor Klefisch wahrnehmen. Erweiterung der Bestimmungen über die Ehestandsdarlehen Berlin, 28. Juli. Zu den Bestimmungen über die Gewährung von Ehe- stnndsdarlehen ist jetzt eine ziveite am 3. Juni 1933 in Kraft getretene Durchführungsverordnung erschienen, die den Kreis der D a r l e h e n s be r e ch t ig te n erheb lich erweitert. Ehestandsdarlehen werden in Zukunft auch dann ge währt, wenn das mindestens sechsmonatige Arbeitnehmer verhältnis der künftigen Ehefrau ganz oder teilweise in die Zeit zwischen dem 1. Juni 1928 und 31. Mai 1931 fällt. Dabei darf kein Teil des sechsmonatigen Arbeit- nehmerverhältnisses in die Zeit vor dem 1. Juni 1928 fallen. Die Voraussetzung siir die Gewährung eines Ehe standsdarlehens ist auch dann gegeben, wenn die Ehe in der Zeit vom 1. Juni 1932 bis 3 Juni 1933 geschlossen worden ist, die Ehefrau noch in einem Arbeitnehmervcr- hältnis steht, das bereits mindestens 6 Monate währt, und wenn die Ehefrau dieses Arbeitnehmerverhältnis vor der Auszahlung des beantragten Ehestandsdarlehens auf gibt. Ehestandsdarlehen werden nicht gewährt, wenn einer der beiden Ehegatten zur Zeit der Antragstellung an Infektionskrankheiten oder sonstigen das Leben be drohenden Krankheiten leidet. Ein Zeugnis eines beam teten Arztes hierüber ist beizubringen. Die Ausstellung der Zeugnisse ist für Ehegatten kostenfrei. Beschränkung -er Ozeanflüge Berkin, 27. I»«. Der «nglviklich« Atlantikslug des Berliner Fluglehrer» Günther Wirthschast hat da» Reichslustsahrtminifterlu« ver- anlatzt, ln Zukunft die Genehmigung siir Frrnsltigr «l»«r streugste» Prüfung unterziehen. _ Der Kölner Dompropst Prälat Dr. Paschen feierte am 27. Juli seinen 60. Geburtstag. Er ist gebürtiger Diirener und wirkt in Köln seit 1920. Zunächst n>ar er Generalvikariatsrat, seit 1921 Domkapitular, seit 1930 Domdechant und seit 1931 Dompropst. Päpstlicher Haus prälat ist er seit 1923. Warschau. Ai.tzcnminstcr Beck hat sich im Flugzeug noch Wilna begeben, wo er von Marschall Pilsudski zu einer längeren Besprechung empfangen wurde. Dresdner Börse vom 28. Juli Freundlich. Die Schlutzbörse dieser Woche zeigte «Ine nen nenswerte Geschäftsbclebung, so datz nur wenig Kursveränderun gen zu berichten sind. Bet freundlicher Tendenz lagen Sächs. Bank 2,25 Prozent, Geraer Strickgarn 2 Prozent. Bereinigt« Strohstoff und Radeberger Exvortbier je 1.6 Prozent. Dortmun der Ritter. Union Diehl und Dresdner Handelsbank je 1 Proz höher. Verluste hatten nur Baumwolle Zwickau minus 15 Prozent und Elbewerke minus 1 Prozent aufzuweisen. — An leihen lagen unter Führung von Relchsanleih« Altbesitz splus 1 Prozents etwas fester. Leipziger Stadtanleih« gewannen Ich Prozent, Dresdner Schatzanweisungcn 1929 1L5 Prozent. Auch bei den Pfandbriefen konnten sich vereinzelt geringe Besserun gen durchsetzen. Kursnotierungen: Rcichsanleihe Altbesitz 77.50, Reichsanleihe Neubesitz 11.50, Reichsbank 150.50, Sächs. Bodeneredit-Anstalt 77, Ehcm. Fabr. v Heyden 58,50, Them Fabr Heisenberg 73. Dresdner Gardinen 20. Elektra 112. Erst« Kulmbacher 59,75. Fclsenkeller 69, Kulmbacher Rizzi 100, Mimosa 201,25, Peniger Patentpapier 16, Polyphon 27, Radeberger Erportbier 150, Reichelbräu 136, Schubert u. Salzer 173.50. Sne-Brauerei Wald- schlötzchen 92ch0, Wanderer 89ch0, Zeitz-Ikon 55. Witterungsaussichlen der Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten. Etwas Temperaturrückgang. Westliche Winde. Vereinzelte Gewitter.