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Ausgabe L und S M Freiiag, den 9. Seplember >939 W >UerIaa«orl, Dresden ,^W Tie I„cg>->Nene peUI«e»e ^W M><«Men u.TIetten,ie'ttche2N 4. Dle peMreltamezeUe. Nimm. 4" Z. »X peMrettnme;eUe IIN»>c. «rlelveb. NO Z. Imgntle icde VerpsUchtiinq lNetcr«»« >ow» Ikrlüllimg «n,eigen. «nllrSgen velslung Lchadeneclai, E »elchtUMqer Teil- W. Winkel. Dresden. Volkszeitung Nummer 212 — 31. Jahrgang krlcheNii 5mni memu. »NI Mnür. Erni>«peilagen.Hki,mn nnd Welt" und der Ntnderbetlage,gvr mitte klelncnveule", lowte den rextbeilagen .Nnlerhatlnng und Villen" .Die vraltltche Hau»» >au". .Da» gute 9 Uli," !v oimMckci >p»3ngSp»etS «litSgabe N mit St.-Benno-BIait 2,70 Nu»gabe v ohne SI.-Penno-Vlaii * SLo Iltijelnummer IO 4 Sonnabend. >,. Sonntagnummer NO §. HaichUchriNIetler Dr. w. DeSczhk. Dresden. GelchSftSfteN«, Druck und tverlag: Germania jtutbdnickcret und Vertag oreSden-N. l, polierllr. 17. gerurttt 21 o>2. ooltlchecklonto Dresden ION. Bank- louto Liadtdank DceSden Nr. 01767. Für christliche Politik und Kultur Redaktion »er SäidNschen VolkSzettnna DreSdeti-Ntlstadt 1 Potterllrake 17. Zeniru' AMI und 2t 812. Papen bei Mnbenburg Der Aeichspräfidenk wieder in Berlin -- Freitag Empfang -es Reichslagsprüsidiums Keine Umbildung des Kabinetts cub. Berlin, 8. September. (E. M.j Wie wir erfahren, empfing der Reichspräsident heute gegen Mittag den Reichskanzler zum Vortrag. Bei dieser Gelegenheit wird natürlich die gesamte innerpolitische vage besprochen. Der Herr Reichspräsident Ist heute srüh 7 Uhr aus Reudeck wieder in Berlin eingetrossen. Er wird Freitag vormittag 1l Uhr M das R e i ch s t a g s p r ä s i d i u in empfangen. Doch nimmt man an, dass durch diese» Empsauq eine entscheidende Renderuug der politischen vage nicht mehr hcrbeigesührt werden kann. Man nimmt an, das; der Reichspräsident lediglich die Erklärung Görings, das; der Reichstag eine aktionssähige nationale Mehr heit besitze entgcgcnnehmen und mit der Aussorderung erwidern wird, diese nationale Mehrheit möge das nationale Präsidial kabinett unterstützen, liveder Zentrum noch Nationalsozialisten sind aber bereit, einem unter Führung des Herrn v. Papen stehendem Präsidial-Kabinctt ihre Hilfe zu leihen. Dagegen kann man als sicher annehmcn, dah beide Parteien zur Mitarbeit bereit wären, wenn unter anderer Führung «in« Neubildung des Präsidialkabinetts vollzogen würde, bei der dann auch für einzelne Posten Vertrauensmänner beider Gruppen herangczogen werden konnten. 'Nach Lage der Dinge ist aber offenbar nicht mehr damit zu rechnen, das; diese Vereitwilligteit der Parteien znr Mit arbeit berücksichtigt wird. Es inns; also erwartet werden, das; das jetzige Präsidialkabineti im Amte bleibt nnd das; a m Ak o »tag Herr v. Papen vor de m Reichstag im Namen der Regierung spricht. Der Aeltestenrat des Reichstags wird am Montag zu;ammentreien, uni darüber Mschlus; zu fassen, in welcher Form dann weitergearbcitet werden soll. Wie das 'Nachrichtenbüro des VDZ. von gulunterrichtctcr Stelle hört, ist nicht damit zu rechnen, das; nach der Kanzlerrcde oder vor den Abstimmungen «i re längere Reichstagsvertagnng er folgt, um inzwischen weitere Zeit siir Verhandlungen zu gewin nen. Es ist vielmehr beabsichtigt, im Anschlnh an die Kanzlerrede oder am Tage daraus sofort mit der grohen politischen Aussprache zu beginnen, die bis Ende der Woche dauern wird. Im Anschlag daran sollen dann die entscheidenden Abstimmungen erfolgen. Ob es zu diesen Abstimmungen noch kommen wird, hängt von den Enischlietzun- gen der Reichsregierung ab. Röhms Rückzug Der „Stabschef" der SA. gibt die Echtheit seiner Briefe ,u Was tut Killer? München, 8. September. lE- M.) Der seit einiger Zeit schwebend« Streit um die von Dr. Helmut Klotz voraenommene Veröffentlichung der bekannten Briefe des Stabschefs der Nationalsozialistischen SA., Haupt mann Röhm, hat jetzt ein überraschendes Ende genommen. Röhm hatte gegen Klotz «ine einstweilige Verfügung in der An gelegenheit lxantragt und wurde vom Landgericht abgewiefen. Die mündliche Verhandlung vor dem Oberlandesgericht, die im Juli stattsand, gelangte zu einem Versäumnisurteil, gegen das Röhm Einspruch erhob. Darüber sollte am Mittwoch vor der 2 Ferien-Zivilkammer verhandelt werden. Vor Eintritt in die Verhandlung gab nun der Rechtsbeistand von Dr. Klotz bekannt, das; ihm eine halbe Stunde vor dem Verhandlungstermin eine Erklärung Röhms zugestellt wurde des Inhalts, dah Röhm seinen Einspruch zurückziehe. Ein« gleichlautende Erklärung Röhms erhielt auch das Gericht. Damit ist der Antrag Röhms au; ein Verbot der Weiterver- breitung der Broschüre Dr. Klotz's, die seine bekannten Vries« wiedcrgibt, zurückaewiesen und Hauptmann Röhm Hai die ganzen Kosten des Verfahrens zu tragen. Mit der Zurücknahme seines Einspruchs hat Röhm zuge geben, da» «r seine Sache siir aussichtslos hält. Sein gericht liches Vorgehen gegen Klotz war nur ein Scheingefecht, bas über di« Zeit der Hvahlen hinweghelfen sollte. Jetzt hält es der „Stabschef" der SA. Hillers für angezeigl, den Rückzug anzu treten. Damit gibt er die Echtheit der von Klotz veröffentlichten Briese zu. Es kann also nicht mehr bestritten werden, das, der Führer der „B ra u n e n A r >iiee" ein Mann von anormaler sexuel ler Veranlagung ist, der nicht nur dieser Veranlagung nachgibt, sondern sich auch im Privatleben mit einem gewissen Stolz dazu bekennt. Einein solchen Mann vertraut Hiller die Jugend seiner Partei an! Am meisten Aufsehen wird der Rückzug Röhms vielleicht in den Kreisen der NSDAP, selbst erregen. Hat man doch in den Reihen dieser Partei ernstlich geglaubt, das, die von Klotz ver öffentlichen Röhm-Vries« „gesälfchl" s«ien. Di« nationalsozin- l.stischcn fünf Abgeordneten, oie Klotz im Restaurant des Reichs tags wegen dieser Mröjsentlichnng übeisallen nnd verprngell haben, mögen vielleicht im guten Glauben gehandelt haben. Heute al>er kann niemand mehr bestreiten, das; Klotz — der ja früher selbst Ralionnlwzialist war und im übrigen verschieden b-mrieill werden mag mit seinem Kamps gegen Röhm recht gehabt Hal. An Hitler wird man nun erneut die Forderung richten müssen, diesen Stabsches, der für die Führung,eines Kampsbundes junger Männer so ungeeignet ist wie nur möglich dnrch eine eiuwaudjreie Persönlichkeit zu ersetzen. Oder sollt« Hitler eine solche Enlschlutzireiheit Herrn Röhm gegcnüber nicht mehr besitzen'? Einberufung des französischen Parlaments Paris, 8. September. Wie „Malin" erfährt, ist im gestrigen KabineNsrat die Einberufung des Parlaments für den >8. September beschlos sen worden. Dem Parlament wird der Gesetzentwurf Uber die Konvertierung der Renten zur Verabschiedung vor gelegt werden. Blutige politische Zusammenstöße in Oesterreich Wien, 8. September. In Leoben lam es in den Abend stunden des Mittwoch nach einem nationalsozialistisch,en Appell zu schweren Zufammenstöncn. Iungsozialisten griffen, soweit sich bis jetzt ermitteln lieg, Nationalsozialisten an, wobei ein SS. Mann durch einen Messerstich in den Unterleib lebensgejährlich verletzt wurde Bei neuerlichen Znsammenstötzen erhielt ein Nationalsozialist einen Brustschutz, dem er kurze Zeit daraus er lag. — Auch inHallein bei Salzburg kam es bei einer Ver- samnilung der Nationalsozialisten zu blutigen Zusamnienstötzen mit Sozialdemokraten, wobei es vier Verletzte gab, darunter einen Schwerverletzten. Gendarmerie und Polizei mutzten aus Salzburg herbeigeholt werden. Spanien erkennt Sowjetrußland an Paris, 8 September. Rach einer Meldung aus Madrid hat der spanisch« Autzen- ininister gestern in einer Sitzung der Cortes sich für di« Aner kennung der Sowjetregierung durch dir spanisch« Republik ausgesprochen. Gleiches Rechl! Der deutsche Schritt in der Niistnugofrage. Zustimmung in allen Lagern hat der Schritt gefun den, den die Neichsrcgierung in der N ii st u n g s f r a g e unternommen hat. Ganz Deutschland ist einig in dem Wil len, den entehrenden Unterschied zu beseitigen, der seit Versailles zwischen gerüsteten und cntwassncten Staaten in Europa besteht. Freilich ist es ein Irrtum, wenn heute manche Kreise der Rechten meinen, die Erklärungen Neu raths gegenüber Francois Poncet stellten etwas völlig Neues dar. Sie bedeuten nur die gradlinige Fortsetzung der Verhandlungen, die bereits Dr. Vriining in die Wege geleitet hat. Das Ziel dieser Verhandlungen ist, gerade durch Betonung des im Versailler Vertrage festgelcgten Rechts die Anerkennung der deutschen Lebensnotwendig leiten zu erzwingen. Der Buchstabe der Verträge steht in diesem Falle so klar ans Deutschlands Seite, das; für die Gegenseite, vor allem für Frankreich, wohl verzögernde Ausflüchte, aber kein Ausweichen auf die Dauer möglich ist- Dav Ziel bleibt der Friede „Unsere G l e i ch b e r e ch t i g u n g , nicht unsere Aufrüstung ist der Punkt, den wir zur Debatte ge stellt haben", so hat Herr v. 'Neurath mit Rachdruck be tont. Der deutsche Schritt in der Riistungssrage will ver standen werden als ein notwendiges Glied der Friedens politik. die Deutschland seit Kriegsende geführt hat. Den hoffnungslos erlahmten Verhandlungen über die Ab rüstung in Genf kann nur so ein neuer Auftrieb gegeben werden, das; Deutschland klar erkennen lägt: Ein Auswei chen gibt es nicht, wir verlangen gemäs; dem Vertrage die Abrüstung der anderen auf den Stand des deutschen Wehr- snstems — oder die Freiheit siir Deutschland, dieses Wehr- stzstcm entsprechend den Forderungen seiner nationalen Sicherheit umzubaucn. Das ist keine Drohung mit einem künftigen Kriege swie es die französische Presse gern umdeuten möchte), son dern e i n B e k e n n t n i s z u ui F r i e d e n. Welcher Vor teil siir die Welt, wenn die deutsche Initiative wirklich den Abrüstungswillen der anderen Völker endlich zum Zuge brächte, dem unverständige Regierungen heute Hemmnisse in den Weg legen! Aber selbst wenn die not wendige Aenderung der deutschen Webrversassung das einzige Ergebnis wäre, könnte man diese Sicherung des mitteleuropäischen Raumes als einen Fortschritt gegen über dem jetzigen Zustande des mangelnden Gleichgewichts in Europa bezeichnen. Bejahung des Wehrgedankcns Dem Gedanken einer Umrüstung der deutsch«» Wehr macht stehen wir arundsätzlich bejahend gegenüber. Das in Versailles fcstgelegte Welirsnstem ist siir di« besonderen geographischen Verhältnisse Deutschlands ungeeignet. Wenn Deutschland jetzt Abstufung der aktiven Dienstzeit siir die Langdienenden nnd Angliederung einer Miliz sor dert, so könnte die Durchführung dieser Vorschläge aus wirtschaftlichen nnd sozialen Gründen mir begriistt werden. Die gleichen Mittel, die Henle siir di« Reichswehr ausge wendet werden, würden aus diesem Weg« zu einem grö Heren Nutzeffekt siir die Volkswirtschaft gebracht werden. Der Kraslstrom unbeichäsliger Jugend, der heute die Pri vat Armeen znr Rechten und Linken in Betrieb hält, könnte durch die Miliz ein iiir den Staat nützliches In stimmen! schassen. Dasz die deutsche Reichswehr ein Heer zur Wahrung des Friedens sein soll, könnte aus diese Weise noch stärker zum Ausdruck kommen als bisher. Eine solche aus der brei teren Basis einer Miliz ruhende Armee würde sich schlech ter zum Angrijs eignen, aber den Ausgaben der Verteidi gung weit besser gerecht werden können. Sie würde nncki den Z u s a m m e n h a n g von Heer nndVolk wieder inniger gestalten nnd dem Wehrgedanken, der heute für viele seiner Anhänger eben nicht mehr als ein schöner Ge danke ist, lebendige Gestalt geben. Dieser Wehrgedanke ist ja letzten Endes nur eine Folgerung ans der grohen Idee