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Nolizen Kakkolisek« presse un6 nsNonaler film Die nunmehr seit neun Jahren bestehende deutsctze Ulm-Pressekorrespondenz für die katholische Tages presse des Inlandes und deutschsprechonden Auslandes brachte im Juli 1928 eine größere Abl-andlung aus der Feder von Richard Mucker m a n n über das Thema: „Nationaler oder internationaler Film"? In dieser Ver öffentlichung heißt es u. a.: Wer dem Film die Seele entreißt, betrügt das Volk. Das deutsche Volk hat Anspruch auf kulturell hoch stehende Unterhaltung. Der deutsche Film kann wirt schaftlich nur geschlagen werden, wenn er geistig versagt. Wir müssen uns vor Typenfümen hüten. Wir «vollen hoffen, daß die deutschen Filmindustriellen bald zu der Einsicht kommen, eine Produktion in Angriff zu nehmen, die sich nicht nach dem Arigenblicksersolg eines Films richtet. Bietet denn die deutsche Literatur und die deutsche Geschichte nichts mehr? Die deutsci)e Landschaft und das deutsche Volk sind erst wenig im Film ersaßt, die übertriebene Rhein- und Neckarlyrik zähle ich nicht mit. Hier ist aber ein Weg zum deutschen nationalen Film, den wir niemals entbehren können, der aber auch eine Mis sion im Ausland zu erfüllen hat. Diesen guten deutschen nationalen Film wird auch das Ausland nicht ablehnen, wenn er qualitativ, künstlerisch wie moralisch, ausgezeich net ist. Wie kommt es, daß bisher verhältnismäßig so wenig Filme (1928) ins Ueberseeausland verkauft wur den? — Kürzlich schrieb ein deutscher Filmfachmann aus Schanghai über den Filmmarkt in Ostasien: „. . . der Chinese lehnt jeden Film ab, der den Nahmen der Fami lie um irgendwelcher Postulat« willen von Liebe, Ehrgeiz usw. sprengt". — Wenn wir diese Worte auf den Inhalt so mancher deutscher Filme anwenden, oder auch nur auf die minderwertigen Titel so mancher deutscher Filme, so können wir wirklich nicht erwarten, daß damit deutscher Geist und deutsche Sitte in der Welt entsprechend und würdig vertreten werden. Wenn die Welt am Äeutsci)en Wesen genesen soll, dann müssen wir schon tiefer schür fen von dem goldnen Grund unserer alten Kultur, wobei der gesclzäftlichc Teil keineswegs vernachlässigt zu werden braucht. Der Archivrat Dr. Demeter vom Neichsarchiv l>at kürzlich erst im „Weg zur Freiheit" die soziologischen Bedingungen der Filmpropaganda besonders in den Ver einigten Staaten von Nordamerika untersucht und ist da bei zu dem Resultat gekommen, daß der deutsche Film endlich anfangen muß, sich mehr zu seinen nationalen und kulturellen Aufgaben zu bekennen, wenn er ein leben diger Kulturträger iverden will. Jedenfalls kann man als Schlußfolgerung aus dieser Ablpmdlung erkennen, daß der nationale Film aus kulturellen und wirtschaftlichen Gründen notwendig ist, da ein solcher Film gleichzeitig die beste Garantie bie tet, auch international gewertet zu iverden. — Das oeulicye Bon, und die deutsche Wirksamst yat das großle Interesse daran, daß in dieser schweren Zeit des Wieder- Qsraäs an ksiken - - - wird die herrlich erfrischende Wirkung der Chlorodont-Zahnpaste und des hochkonzentrierten Chiorodont« Mundwassers überaus angenehm empfunden. Gepflegte weihe Zahne und reiner Atem sind überall und zu jeder Zeit eine Empfehlung. Lhlorodont Tube bv Ps., große Tube 80 Pf., auch in den kleinsten Orten erhältlich. aufbaues feder Zweig der deutschen Wirtschaft mit dem in ihm niedergelegtcn Kapital haushälterisch umgeht und es fruchtbringend verwendet, und daß die Produkte der deutschen Wirtsäzast, in diesem Falle der Film, sich mit einreihen unter die Faktoren, die wir für unsere innere Gesundung benötigen. Ein Volk von 63 Millionen auf engster Scholle hausend, muß befoitders gut achtgeben auf seine national-kulturelle Bilanz . . ." Diese und die übrigen Ausführungen der damaligen Abl)andlung wurden von der Vortragsleitung des West deutschen Rundfunks in Köln, die um Einreichung eines Manuskriptes gebeten hatte, abgelehnt, mit der Begrün dung, sie seien für einen Rundfunkvortrag nicht zu ver wenden. Tempi passati! Die katholische deutsclze Presse aber machte von den« Abdrucksrecht in sehr starkem Maße Gebrauch. Am Dienstag veriammenen Ply tm wachpichen Landtag auf Veranlassung des Ncichsstatlhallers Mutschmam^ die Präsidenten der Industrie- und Hanüelskaininern nebst Stell vertretern, die Präsidenten der Handwerks- und Gewerbe kammern nebst Stellvertretern sowie die Kreisleiter, die Kreiswirtschastsreserentci«, die Gausachbcrater und die Reichs und Landtagsabgeordncten der NSDAP zu einer wirtschafts politischen Tagung, an der außer dem Reichsstatthalter auch Ministerpräsident von Kittinger, Innenminister Dr. Fritsch, Wirtjchastsminister Lenk, Jujnzininiflerlhierack, Finanzmini- fter Kamps, Oberpräsident von Detten und Landtagsprüsi- dent Dönicke teilnahmcn. Reichsstatthaltcr Mutschmann gab die Grundsätze des ständischen Ausbaues in großen Zügen bekannt. Für uns gilt es jetzt, die Grundlage Pir den Ausbau eines Stände staates zu schaffen; denn nur, wenn die berussständifche Ord- nung kommt und so eingegliedert wird, wie wir es uns be reits am Anfang unseres Kampfes dachten, dann kann unsere Idee Allgemeingut des Volkes werden. Der Arbeiter und der Angestellte muß mit dem Arbeitgeber in einerFront stehen, um in den zu bildenden Fachschaften die Grundlage zu schaffe», aus der dann weiter organisch auf gebaut werden kann. Der Aufbau derHandelska m m ern muß geschehen wie bei unserer Partei. Wir wollen die gesamte Wirt schaft wieder einfach gestalten. Jeder Berufsstand hat zunächst seinen Vertreter als Kopf in der Handelskammer. Der Fachmann, der von seinem Verussstand m die Handels kammer entsandt wurde, ist gleichzeitig der Führer der Ar beitsfront in seiner Branche. Die Handelskammern haben es als ihre erste Ausgabe und Pslicht zu betrachten, sofort zu veranlassen, daß die Vereinigungen ihrer einzelnen Gruppen sich mit der NSBO in Verbindung setzen. Es wird notwendig sein, daß diese Fachschaften durch Gesetze verankert wer- den dergestalt, daß sie z. B. eine eigene Gcrichtsbar- keit erhalten. Dielen Fachschaften haben auch die geschaffe nen sozialen Einrichtungen zu unterstehen. Genau so verhält es sich mit den Banken. Es geht nicht an, daß die Steuerzahler dazu herangezogen werden, Banken zu sanieren, die durch eins rigorose Geschäftsfüh rung große Verluste erlitten haben. Deshalb wird als Prüs- und Kontrollorganisation sür die einzelnen Betriebe die Ge nossenschaftsbank herangezogen werden. Eine andere wichtige Maßnalmie wird auf dem Gebiet der Versicherung zu treffen sein. Die Gelder der Ver- stcherungen müssen in die Genossenschaftsbank übergeleiteb werden, damit die sächsische Industrie es nicht mehr notwen dig hat, sich wegen Kapitalien an die Großbanken zu wen^ den. Da gleichzeitig eine Kontrolle ausgeübt wird, so wird f In allererster Linie der Zinswucher unterbunden Kard. Bertram und die kath. Arbeitervereine Breslau, 27. Juni. Kardinal Bertram hat an den Diözesanpräseo der katholischen Arbeitervereine der Erzdiözese Breslau «inen Bries gerichtet, in dem er die katholischen Arbeitervereine als wertvolle Hilfe im Kampfe gegen die Eottlosenbewe« gung, gegen den Marxismus, und gegen den Bolschewis- mus bezeichnet. Er weist ferner darauf hin, daß diese Vereine die Träger praktischer katholischer Religiosität und christlichen Familiensinns seien und in gottgewolltem Gehorsam gegen kirchliche und staatliche Autorität ihre Pslicht täten. Er stellt weiter fest, daß die katholischen Arbeitervereine kirchliche Einrichtungen seien und daß ihre Präsidien satzungsgemäß durch die geistliche Behörde ernannt werden. Damit stünden die Vereine »d ihr Eigentum unter Aussicht und Schutz der Kirche. Durch die Kontrolle wiro ferner erreicht, vap, alle die, vle Ply noch nicht an Teue, Ehre und Glauben gewöhnen konnten, sich diese Grundsätze In Kürze zu eigen machen, andernfalls ihnen gesetzliche Zwangsmaßnahmen droben und sie in Kon zentrationslagern zur Vernunft gebracht werden können. Weiter muß für die zukünftigen Spargelder der Arbeiter gesorgt werden. Dazu müssen die bestehenden Sparkassen angezogen werden. Es gibt Verbände, die glauben, im neuen Staat immer noch ihr Eigenleben führen zu können. Aus sie wird ein Zwang ausgeübt werden, damit sie sich nicht nur rein äußer lich, sondern auch im Geiste gleichsct-alten. Die Vertreter der H an delska m mern haben sofort P f l i ch t s ch a s t e n zu bilden und Mitteilung zu erstatten, wie sie dieselben zusammengestellt haben, und zu beweisen, inwieweit sie dieselben mit den einzelnen Gruppen der Ar beitnehmer und Arbeitgeber in Einklang gebracht haben. Wirtschaftsminister Lenk gab weitere Richtlinien über die Aufgaben der Gewerbe-, Industrie- und Handelskammrrn bekannt: Den bisherigen Aufgaben der Industrie- und Handels kammern und der Gewerbekammern sind als neue große Aufgaben voranzustellen: Die nach dem Führerprinzip zu leitenden Kammern sind dafür verantwortlich, daß der große Grundsatz des Reichskanzler Adolf Hitler „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" im Kammerbezirk unbedingt zur Geltung gebracht wird. Die Kammern haben auch von sich aus alle Auswüchse des Wirtschaftslebens, die sich Innerhalb ihres Bezirkes als Folge einer überspitzten liberalistischen Wirtschaftsauffassung in den vergangenen Jahren gezeigt haben .unnachsichtlich zu bekämpfen und zu beseitigen. Zur vordringliche» Aufgabe der Kammern gehört die He bung des Ansehens der Berufsehre durch die Schaffung ständischer Gerichte. Die Kammern haben die Bestrebungen des Wirtschafts ministeriums mit allen Kräften zu unterstützen, durch geeig nete systematische Propaganda Absatz für Erzeugnisse der sächsischen Fertigindustrie zu schaffen, deren Ausfuhr zurück gegangen ist und die durch die ausländische Mode in ihrem Absatz auch im Inlands beeinträchtigt worden sind. Dis Kammern haben auch von sich aus In dieser Richtung Ini tiative zu entfalten und jede sich bietende Möglichkeit auf diesem Gebiet tätig zu sein, auszunutzcn, d. Vad Schandau. Zmn kommissarischen Bürger« meister von Bad Schandau ist der Stadtvcrordnetenvorsteher Reinhold-Pirna durch den Amtshauplmann eingesetzt und verpflichtet worden. Der ständische Ausbau in Sachsen Reichsstatthalter Mutschmann vor der wtrtschastspolttischen Tagung tn Dresden Steine und Schicksale Roman von vlsrtd von Sansletn (Nachdruck verbotrn) (34. Fortsetzung) Da steht das Elternhaus. Gepflegt ist ver Börsianer,, Blumen, wie in jedem Jahr, blühen, hell grüßen die Fenster. Die Tür ist geschlossen, und der Sohn steht davor mit bangendem Herzen. Wird es eine fremde Frau sein, die ihm öffnet? Nun ist es ihm wieder, als sei es nicht ein knappes Jahr, als sei es ein Menschenalter, seit er gegangen. Endlich drückt er die Klinke, steht kn dem halbdunklen Korridor. „August?" Es ist die Mutter, die vor ihm steht, die er in seine Arme schließt, seine kleine, alte, gebrechliche Mutter, die laut ausschluchzt. „Wo ist der Vater?" Er hat diese Muttertränen anders gedeutet. „In seinem Zimmer." „Er lebt?" Wie ein jubelnder Schrei löst es sich aus seiner Kehle, dann steht er vor dem Lehnstuhl, in dem Heinrich Ark, jetzt wieder außer Belt, sitzt und ihm beide Hände entgegen« streckt. Stumm sitzen die drei beieinander. Sind voller stillem Glück und dennoch traurig. Wie gealtert, wie müde, wie abgehärmt die beiden Eltern aussehen! Wie schmal die Wangen des Sohnes geworden find! Sie fitzen im Zimmer zusammen, Vater und Sohn. Die Mutter ist in der Küche, um dem Heimgekehrten ein Essen zu richten. Ernst, forschend ruhen des Vaters Augen auf August. Diese Augen unter den buschigen Brauen, die nun aus dem hageren Gesicht noch stechender, noch schärfer her ausblicken. Sie wißen beide, daß von den nächsten Minuten ihr Wohl und Wehe abhängt, daß sie klar werden müllen mit- einander, und dennoch will keiner von ihnen die ent scheidende Frage tun. Endlich sagt Augufk. „Ich will morgen zur Schleifhütt« hinunter." Ein froher Blick glimmt in den alten Augen auf. ..Der Scknee bat ein Stück de» Daches verstört, es muß rasch ausgebessert werden, damit die Nässe nicht hinein« dringt." Der Vater faßt seine Hand. „Soll das eine Antwort sein?" Er vergißt, daß er »och gar nicht gefragt hat, und August steht auf. „Ich habe dir etwas mitgebracht." Er öffnet den Rucksack und nimmt vorsichtig ein kleines Paketchen ans umgebenden Lappen. Es ist eine halbrunde Gemme aus braunem Achat: al»er in die weiße Schicht darunter hat eine Künstlerhand das ganze Abendmahl des Leonardo da Vinci als Gemme gestochen. Der Vater hält das Stück i» der Hand. Es ist Achat, sein lieber, alter Acl>at, aber — ein zartes, ein meisterhaftes Werk ist aus dem bunten Stein erstanden. „Das hast du gemacht?" „Ich benutzte die langen Tage der Seefahrt, um es zu vollenden." Lange betrachtet der Vater den kleinen Stein, dann ruhen seine Augen wieder auf dem Sohn. „Ich habe noch etwas mitgcbracht." Der große Kristallblock wird von der Hülle entblößt. Noch immer roh, so wie ihn der Arzt zu August in das Krankenhaus brachte, steht der Christus da. „Was ist das?" August beginnt zu erzählen. Von den Tagen im Nr- rvald, von seinem Funde und seiner Vision. Der Vater hört mit halbem Ohr. Der Achat mit dem Abendmahl ruht in seiner Hand, er betrachtet den Sohn, sieht den tiefen künstlerischen Ernst in dessen Augen, und es ist ihm doch, als würde eine rasch auslodernde Hoffnung wieder ver nichtet, ganz zögernd kommt seine Frage: „Du willst also nicht?" „Laß uns tn dieser Stunde einander verstehen. Dies eine Kunstwerk will ich vollenden. Dies eine! Laß mir Zeit. Wenn es vollendet ist, dann sollst du, du selbst urteilen. Bin ich ein Künstler, kann ich die Berufung, die ich innerlich fühle, mein Leben solchen Werken zu weihen, vollbringen, dann laß mich den Weg gehen, gelingt es nicht, dann versprech« ich dir. mich deinen Wünschen zu fügen." Einen Augenblick überlegt Heinrich Ark, hat das Gefühl einer Henne, die junge Enten ausbrütete, denen sie nicht zu folgen vermag, empfindet, daß es kein leichtsinniger, phan tastischer Traum ist, daß sein Sohn ein ernster Mann ge worden. Er reicht ihm die Hand. »2ck halte dich bei deinem Wort" — Sie sitzen veieinanver. <zum erpcn wcaie itzt der Sohn wieder an« Tisch der Mutter, und diese ist froh, daß sic Vater und Sohn versöhnt sieht. Sie erzählen — August erfährt von der Krankheit des Vaters, von der Schwäche der Mutter. „Und ich war nicht da, euch zu pflegen?" Die alte Frau nickt ihm zu. In ihren Augen ist ein Helles Leuchten, das August nicht zu deuten vermag. „Es »var ein guter Engel in unseren« Hause!" „Ein guter Engel?" „Johanna Melzer «var täglich bei uns und hat uns gepflegt." „Johanna?" Es ist ein glücklicher Aufschrei — wieder ein Wunder! „Ich denke, sie wird auch heute noch kommen. Sie war ja so glücklich, als dein Telegramm kam." Es ist Nacht geworden. August Ark steht tn seiner Kammer, vor dem Bett, das ihm seine Mutter gerichtet. Er hat vorher einen Augenblick vor den herrlichen Achaten gestanden, die ihm der Vater in der Werkstatt bereitet hat. Künstlerische Gebilde, Darstellungen alter, heiliger Ge mälde träumt sein Künstlerauge in die bunten Farben der Steine. Und dennoch — Johanna Melzer ist nicht gekommen an diesem Abend. Ain nächsten Morgen wandert er zur Schlcifhlltte hinab. Am Nachmittag treibt es ihn in die Stadt. Jetzt muß er Johanna sehen! Es ist zu früh, noch sitzt sie ja hinter den Maschinen. August steigt zur alten Burg empor. Unter ihm liegt die Felsenkirche, vor seine«« Augen dehnt sich der Winterhauchwald. Ganz langsam steigt August die jetzt einsamen Windungen des Weges hinunter, achtet nicht darauf, daß inzwischen drunten die Feierabend sirenen erklangen und dann — dann sieht er Johanna. Eine schlaflose Nacht liegt hinter ihr. Eine Nacht voller Freude und Zweifel. August ist da! Gestern muß er gekommen sein. Er wird sie suchen — wie soll sie ihm gegenübertreten? Tausendmal hat sie sich nach dieser Stunde gesehnt, jetzt möchte sie fliehen, flieht auch, flieht hinauf in den Wald und ahnt nicht, daß sie ihm nur entgegenläuft. »^»obannal" (Fortsetzung folgt.)